| Titel: | Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der chemischen Technik. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 219 | 
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                        Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der
                           
                           								chemischen Technik.
                        Von Dr. Gustav Rauter.
                        (Schluss von S. 184 d. Bd.)
                        Die Reaktionstürme und ihre Anwendung in der chemischen
                           
                           								Technik.
                        
                     
                        
                           2. Füllung mit unregelmässigen
                                 										Stücken.
                           Wir haben schon vorhin bei Besprechung der Füllung mit Kugeln verschiedentlich auf
                              									Füllung mit unregelmässigen Stücken Bezug genommen. Diese unregelmässigen Stücke,
                              									als welche in erster Linie Koks in Betracht kommen, nähern sich zum Teil mehr oder
                              									weniger der Kugelform, sodass das meiste von dieser Gesagte auch auf jene
                              									zutrifft.
                           Da die Kugelform im Verhältnis zum Inhalt unter allen Körpern die kleinste Oberfläche
                              									hat, so ist theoretisch bei der Füllung mit unregelmässigen Stücken das
                              									Oberflächenverhältnis grösser als bei Kugelfüllung; jedoch ist zu bedenken, dass
                              
                              									auch die Berührungsflächen der einzelnen unregelmässigen Stücke miteinander unter
                              
                              									Umständen deren wirksame Oberfläche recht bedeutend vermindern, sodass tatsächlich
                              									in den meisten Fällen das Oberflächen Verhältnis für unregelmässig in den
                              									Reaktionsturm eingefüllte Stücke wohl weit ungünstiger ist, als es den für Kugeln
                              									gegebenen Zahlen entspricht.
                           Wie gesagt, kommen hier Koks in erster Linie in Betracht. Diese Koks müssen sehr hart
                              									sein und beim Anschlagen einen metallischen Klang geben, auch silbergrau glänzende
                              									Oberfläche besitzen. Weiche und mattschwarze Koks sind nicht zu gebrauchen, da sie
                              									einerseits nicht die nötige mechanische Festigkeit besitzen, um sich selber tragen
                              									zu können, und da sie andererseits auch den Einflüssen der die Türme durchströmenden
                              									Flüssigkeiten und Gase sehr stark unterworfen sind. Durch diese beiden Umstände
                              									werden weichere Koks bald zerbröckeln, sich setzen und den Turm verstopfen. Es
                              									kommen also nur Koks aus Koksöfen, aber nicht solche aus Gasretorten in Betracht.
                              									Auch erstere müssen noch sorgfaltig ausgesucht, von allem Grus befreit und derartig
                              									nach der Grösse sortiert sein, dass in gleichen Höhenschichten des betreifenden
                              									Turmes nur gleich grosse Koksstücke eingefüllt werden, und dass im übrigen die
                              									Grösse der Stücke von unten nach oben zu abnimmt.
                           Namentlich sind Salpetersäure enthaltende Flüssigkeiten und Gase für mit Koks
                              									gefüllte Türme schädlich, besonders wenn die Temperatur in diesen Türmen über etwa
                              									30° C. steigen kann. Für Türme vollends, in denen höhere Hitzegrade herrschen, sind
                              									Koks durchaus zu verwerfen, besonders wenn hier die Hitze so gross ist, dass der
                              									Koks beim Aussetzen der Flüsigkeitsberieselung in Brand geraten könnte, ein Fall,
                              									der allerdings in der Praxis wohl kaum jemals vorkommt, da man schon seit
                              									Jahrzehnten den Koks nicht mehr als das Universalfüllungsmittel für die
                              									Reaktionstürme betrachtet, als das er früher angesehen wurde.
                           Ein grosser Vorteil der Koksfüllung vor anderen Mitteln der Turmfüllung ist das
                              									leichte spezifische Gewicht des Koks, wodurch zu starke Belastung der Turmfundamente
                              									vermieden wird. Dagegen ist die vielfach auch unabhängig davon als Vorzug der
                              									Koksfüllung angesehene Porosität der einzelnen Stücke etwas, das in der Tat kaum
                              									wirksam werden kann, da sich einmal die Poren des Koks doch alsbald mit Flüssigkeit
                              									vollsaugen, andererseits aber auch der Koks aussen mit einem Ueberzuge von Flugstaub
                              									oder Schlamm und darüber mit einer Flüssigkeitsschicht bedeckt wird, sodass nicht
                              									die eigentliche, allerdings sehr grosse Oberfläche des rauhen und porösen Koks,
                              									sondern eine wesentlich kleinere Umhüllungsfläche zur Geltung kommt.
                           Neuerdings sind auch sogenannte künstliche Koks in den Handel gebracht worden, die
                              									aus gebranntem Steinzeug bestehen und teilweise eine backsteinähnliche, teilweise
                              									eine den gewöhnlichen Koksstücken ähnliche unregelmässige Gestalt haben und von
                              									zahlreichen Hohlräumen durchsetzt wird. Diese sogenannten künstlichen Koks dürften
                              
                              									wohl vor dem natürlichen Koks keine Vorzüge voraus haben, als höchstens
                              									einegrössere Widerstandsfähigkeit gegen Salpetersäure enthaltende Gase und
                              									Flüssigkeiten. Jedoch pflegt man von letzterem durchströmte Türme schon so wie so
                              									nicht mit Koks, sondern mit irgend welchen anderen Materialien zu füllen.
                           Ferner kommen als unregelmässige Turmfüllung noch Feuersteinbrocken und Quarzstücke,
                              									sowie sehr grober Kies in Betracht, Füllungsmittel, die wohl im wesentlichen auf
                              									England beschränkt sind, wo man ja Feuersteine aus den dortigen Kreidefelsen in
                              									grosser Menge gewinnt. Zum Gebrauch in der chemischen Industrie werden die
                              									Feuersteine sorgfältig mit Säure von anhaftender Kreide befreit und dann ähnlich wie
                              									Koks in die Türme eingepackt. Sie sollen vor gewöhnlichem Quarz den Vorzug haben,
                              									dass sie auch durch heisse Gase nicht angegriffen werden, während gewöhnliche
                              									Quarzstücke in der Hitze springen, so allmählich zerbröckeln und den Turm
                              									verstopfen.
                           Ein besonderer Nachteil der Füllung mit Quarz ist dessen hohes spezifisches Gewicht,
                              									das die Fundamente des Turmes sehr stark in Anspruch nimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 219
                              Fig. 14.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 219
                              Fig. 15.
                              
                           Auch Scherben aller Art sind zur Füllung von Reaktionstürmen namentlich früher oft
                              									verwendet worden, während sie in der Gegenwart wohl kaum mehr hierzu gebraucht
                              									werden. Namentlich kommen die Scherben von irgend welchen Gefässen aus säurefestem
                              									Steinzeug in Betracht. Auch alte tönerne Selterswasserkrüge sind vielfach verwendet
                              									worden, nachdem man ihnen die Böden ausgeschlagen hatte. Ebenfalls sollen auch
                              									gelegentlich Glasscherben zur Füllung von Reaktionstürmen gedient haben, ein
                              									Füllmaterial, dass wohl wegen seiner gefährlichen Scharfkantigkeit nur ganz
                              									vereinzelte Anwendung gefunden haben dürfte.
                           
                        
                           3. Füllung mit Ringen, Zylindern und
                                 										Schüsseln.
                           Eine sehr beliebte Art und Weise der Füllung von Reaktion stürmen ist die, dass man
                              									sie mit Ringen aus säurefestem Steinzeug oder einem ähnlichen Material aussetzt.
                              									Diese Füllkörper pflegen derart eingesetzt zu werden, dass sie ähnlich übereinander
                              									zu stehen kommen, wie bei der Kugelfüllung nach Fig. 1 und 3 die verschiedenen Kugelschichten übereinander
                              									liegen. Fig. 14 und 15
                              									veranschaulichen vier derart übereinander liegende Schichten von Ringen, wobei die
                              									oberste Schicht mit 1 bezeichnet ist. Die vierte
                              									Schicht befindet sich wieder genau in derselben Lage wie die erste Schicht, siehe
                              										Fig. 15.
                           Aehnlich wie es auch bei den Kugeln der Fall ist, wird hier jeder Ring seitlich von 6
                              									anderen Ringen berührt, die untereinander ebenfalls sich berühren. In Fig. 14 trägt jeder Ring einer der Reihe, wozu er
                              									gehört, entsprechende Nummer. In Fig. 15, die einen
                              									Schnitt nach der Linie O-R darstellt, bezeichnet d den Schnitt durch einen Zylinder, b die Berührungslinien zweier Zylinder.
                           Bei der Zylinderfüllung wird im Grundriss nicht der ganze Turmquerschnitt bedeckt,
                              									sondern, wie Fig. 14 zeigt, ergibt sich eine grosse
                              									Reihe von ununterbrochen sich senkrecht durch den ganzen Turm fortziehenden Räumen.
                              									In der Praxis dürfte dies jedoch weniger als Uebelstand hervortreten, da die
                              
                              									aufsteigenden Gase doch nie genau senkrecht aufsteigen werden, zumal sie durch den
                              									Anprall an die nächste Zylinderunterfläche doch immer eine gewisse Richtungsänderung
                              									erleiden werden. Auch die herabrieselnde Flüssigkeit wird öfter Gelegenheit haben,
                              									auf eine neue Fläche aufzutropfen, und sich somit zu zerstäuben, als es in der
                              									Theorie dieses Turmes liegt, weil in der Praxis die Ringe doch nie so genau
                              									untereinander stehen werden, als es der Zeichnung entspricht. Es kommt dann noch
                              									dazu, dass man die Masse der verwendeten Ringe in der Praxis vielfach sehr klein
                              									wählt und schon solche von 56 mm äusserem Durchmesser an aufwärts anwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 16.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 17.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 18.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 19.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 20.
                              
                           Das Einsetzen solcher kleinen Ringe erfordert natürlich bei Türmen von einigermassen
                              									bedeutenderem Rauminhalt ganz ausserordentliche Arbeit und Zeit, weshalb von manchen
                              									Seiten auch Füllringe nach Fig. 16, 17 oder 18 empfohlen
                              									worden sind, die in ihrem Innern noch irgendwelche Querwände besitzen. Man kann dann
                              									mit einer kleineren Anzahl von Ringen auskommen und doch dasselbe Mass von
                              									Verteilung für die den Turm durchziehenden Gase erreichen, als wenn man eine
                              									kleinere Anzahl schmälerer Ringe angewendet hätte. Wenn diesen geteilten Ringen
                              									gelegentlich der Vorwurf gemacht worden ist, dass sie den Turmraum zu sehr in
                              									Anspruch nähmen und dadurch den Zug hemmten, so hatman eben hierbei nicht daran
                              									gedacht, dass diese geteilten Ringe keineswegs die kleinsten in Betracht kommenden
                              									Ringe ersetzen, sondern grössere Ringe in ihrer Wirksamkeit kleineren Ringen näher
                              									bringen sollen.
                           Eine Frage ist es, ob man die Ringe vorteilhafter glatt glasiert oder mit rauher
                              									Oberfläche herstellt. Im allgemeinen wird man sich dafür entscheiden, die Ringe mit
                              									gerauhter Oberfläche als vorteilhafter für den Betrieb anzusehen, weil sie den Weg
                              									der Flüssigkeit mehr zu verlangsamen imstande sind, und daher eher geeignet seien,
                              									eine innige Berührung zwischen Flüssigkeiten und Gasen herbeizuführen. Jedoch dürfte
                              									hier wohl auch das schon vorhin über Füllkörper mit rauher Oberfläche Gesagte
                              									zutreffen. Wenn es auch durch Versuche bewiesen sein soll, dass mit Körpern von
                              									rauher Oberfläche ausgesetzte Türme in der gleichen Zeit mehr zu leisten imstande
                              									seien, als solche, die mit den nämlichen Körpern von glatter Oberfläche gefüllt
                              									seien, so ist dies ja für neue Türme erklärlich; jedoch fragt es sich, ob nach einer
                              									längeren Zeit des Gebrauches dieser Unterschied auch noch vorhanden sein wird, ober
                              									ob sich die Oberfläche der beiden verschiedenen Arten von Füllkörpern in ihrer
                              									Wirkung gleichkommt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 21.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 22.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 23.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 24.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 25.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 26.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 27.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 220
                              Fig. 28.
                              
                           Uebrigens sind auch gelegentlich massive Zylinder für die Füllung von Türmen
                              									vorgeschlagen worden, und zwar in Gestalt runder Stäbe, die in gekreuzten
                              									wagerechten Lagen in den Turm eingebracht werden sollen. Eine derartige Turmfüllung
                              									ist in Fig. 19 im senkrechten Schnitt und in Fig. 20 im Grundriss dargestellt. Es hat nichts davon
                              									verlautet, ob eine derartige Füllweise sich auch in der Praxis eingebürgert hat.
                           Haben die Röhrchen den Nachteil, nicht die ganze Bodenfläche des Füllturmes zu
                              									überdecken, so wird dem durch die ihnen nahe verwandten Schüsseln abgeholfen. Diese
                              									Schüsseln sind verhältnismässig kurze Zylinder, die mit einem Boden versehen sind. Sie
                              									enthalten an ihrem Rande mehrere Ausschnitte, um Gasen wie Flüssigkeiten den
                              									Durchtritt zu gestatten. Fig 21 bis 23 und Fig. 24
                              									bis 26 zeigen derartige Schüsseln im Grundriss, im
                              									Schnitt und in Ansicht. Die Art und Weise, wie sie in die Türme eingebaut werden,
                              									wird durch Fig. 27 im Grundriss und durch Fig. 28 im Schnitt nach O-R veranschaulicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 29.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 30.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 31.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 32.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 33.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 34.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 35.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 36.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 37.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 38.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 39.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 40.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 41.
                              
                           Die Schüsseln werden demnach wie die Füllringe, Fig.
                                 										14 u. 15, in die Türme eingesetzt, wobei
                              									immer je eine Schüssel von zwölf anderen berührt wird. Während aber die Gase bei
                              									Zylinderfüllungen den Turm ohne andere Hindernisse als die verhältnismässig schmalen
                              									Grundflächen der Füllringe durchstreichen können, sind sie bei Schüsselfüllungen
                              									zwischen je drei Schüsseln immer nur auf den Zwickelquerschnitt beschränkt, ähnlich
                              									wie es auch bei Kugelfüllungen, Fig. 1, der Fall ist.
                              									Ebenso wie die Gase bei Kugelfüllung um den zunächst höher liegenden Füllkörper
                              									herum gehen, indem sie sich in drei Ströme verteilen, so ist es auch bei der
                              									Schüsselfüllung der Fall, nur dass die Verteilung in der Weise erfolgt, dass die
                              									Gase durch die drei entsprechend angebrachten Ausschnitte der seitlich befindlichen
                              									Schüsseln hin durchtreten und auf diese Weise unter dem Boden der höher stehenden
                              									Schüssel hinweg sich bewegen. Je drei derartig erhaltene Teilströme vereinigen sich
                              
                              									dann wieder über der Oeffnung dieser Schüssel und steigen in der nächsten Zwickel
                              									Öffnung aufwärts, um sich wieder ebenso zu verteilen.
                           Während nun aber die bisher besprochenen Füllkörper mit Flüssigkeit nur benetzt
                              									sind, so sind die Schüsseln auch mit Flüssigkeit bis zu einem gewissen Grade
                              									gefüllt, und zwar in einer je nach der Grösse des Ausschnittes verschiedenen Höhe,
                              									die in Fig. 22, 25 und
                              										28 mit q bezeichnet
                              									ist. Es ist einleuchtend, dass, je höher diese Flüssigkeitsschicht q ist, desto schwerer auch die Turmfüllung bei sonst
                              									unveränderten Verhältnissen wird. Im allgemeinen dürfte wohl kein Grund vorliegen,
                              									das Mass q grösser zu nehmen, als dass eben noch eine
                              									flache Schicht Flüssigkeit in der Schale steht, da ja die Absorption der Gase nur an
                              									der Oberfläche vor sich geht. In der Praxis pflegt man das Mass q jedenfalls für gewöhnlich viel grösser zu nehmen, als
                              									es zweckdienlich ist.
                           Der Weg der Flüssigkeit ergibt sich aus dem vorher Gesagten von selbst; er ist
                              									entgegengesetzt demjenigen der Gase gerichtet, indem die Flüssigkeit immer durch die
                              									Ausschnitte dreier Schalen in eine zunächst tiefer stehende Schale einfliesst und
                              									sich von da aus wieder in drei weitere Schalen verteilt. Die Pfeile in Fig. 28 zeigen die mittlere Richtung solcher
                              									Flüssigkeitsstrahlen an.
                           Im Uebrigen sind in Fig. 27 und 28 Darstellungsweise und Bezeichnungen ganz
                              									entsprechend denjenigen in Fig. 14 und 15. Namentlich bezeichnet d die Berührungslinie zweier Schüsseln. Die Zahlen bezeichnen wieder die
                              									Zugehörigkeit jeder Schüssel zu der betreffenden Reihe; auch hier kommt die vierte
                              									Reihe wieder genau unter die erste zu stehen.
                           Gelegentlich findet man auch Schüsseln nach Fig. 29
                              									und 30 mit vier Ausschnitten, die dann nach Fig. 31 und 32 nicht in
                              									Sechseckstellung, sondern in Viereckstellung anzuordnen sind. Eine derartige
                              									Anordnung dürfte gegenwärtig wohl allgemein ausser Gebrauch sein, obgleich sie vor
                              									noch nicht so langer Zeit wiederum einmal als neu empfohlen worden ist; denn es ist
                              									einleuchtend, dass hierbei die Ausnutzung des Turmraumes wesentlich ungünstiger ist,
                              									als bei der gewöhnlichen Sechseckstellung der Füllschüsseln. Bei der Viereckstellung
                              
                              									hat übrigens schon wieder die dritte Schüsselreihe dieselbe Lage, wie die erste.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 42.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 43.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 44.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 221
                              Fig. 45.
                              
                           Ferner werden auch öfters die Schüsseln so in dem Turm angeordnet, dass sie sich
                              									nicht gegenseitig seitlich berühren. Durch diese letztere Füllung wird die auf
                              									die Turmeinheit wirksame Oberfläche vermindert.
                           Neben den gewöhnlichen Schüsselformen seien zunächst noch die Schüsseln mit hoch
                              									liegendem Boden, Fig. 33 bis 35, erwähnt. Hierbei teilt der Schüsselboden die Schüssel in zwei Teile,
                              										a und b, deren oberer
                              									mit Flüssigkeit gefüllt ist, während der untere eine Art Luftpolster bildet, da die
                              									gegen ihn von unten her anprallenden Luftströme weder durch den Boden hindurchgehen,
                              
                              									noch auch so glatt seitlich entweichen können, wie es bei den Schüsseln von
                              									gewöhnlicher Form der Fall ist. Diese Schüsseln bieten insofern Unannehmlichkeiten
                              									beim Einsetzen, als sie mit ihrem unteren Rande leicht in den Ausschnitten des
                              									oberen hängen bleiben können.
                           Auch die Schüsseln nach Fig. 36 bis 38 haben sich nicht in der Praxis einbürgern können,
                              									obschon sie eine Zeit lang sehr empfohlen wurden. Sie haben viel zu kleine
                              									Ueberlauflöcher und einen viel zu schwerfälligen Körper. Auch dürften die den
                              									Ueberlauf der Flüssigkeit regelnden Rinnen c und
                              									Einschnitte d wohl als überflussig zu bezeichnen sein,
                              									da die Flüssigkeit infolge der Anordnung der Einschnitte ohnehin diesen Weg
                              									nimmt.
                           Eine besondere Art von Füllschüsseln sind ferner die in Fig.
                                 										39 bis 41 dargestellten und unter dem Namen
                              										„Füllkegel“ eine Zeit lang stark empfohlenen Füllkörper. Sie sind eine
                              									Weiterbildung des der Konstruktion der Schüsseln nach Fig.
                                 										33 bis 35 zu Grunde liegenden falschen
                              									Gedankens. Auch hier befindet sich im Innern der Schüsseln ein nach unten offener
                              									Raum b, der als Luftkissen dient, der aber nach Ansicht
                              									des Erfinders ganz besonders wirksam sein sollte, um die in dem Turm aufsteigenden
                              									Glase zu zerstreuen. Der obere Schüsselraum a ist auf
                              									einen recht kleinen Betragbeschränkt und besitzt keine Einschnitte für den
                              									Ueberlauf der Flüssigkeit, sodass diese auf allen Seiten an den Wänden herabrieseln
                              									kann. Um dies Herabrieseln zu verlangsamen, sind die Wände aussen noch mit Riefen
                              										e versehen.
                           Fig. 42 und 43 stellen
                              									den Querschnitt und einen senkrechten Schnitt nach O-R
                              
                              									durch einen mit solchen Füllkörpern ausgesetzten Turm dar. Es ist ersichtlich, dass
                              									diese Kegelfüllkörper durch das Fehlen der Ausschnitte ziemlich stark zughemmend
                              									wirken müssen, und dass der Weg der hindurchfliessenden Flüssigkeit nicht derart
                              									zwangsläufig ist, wie bei der gewöhnlichen Schüsselfüllung, sondern dass die
                              									Flüssigkeit entweder auf den oberen Boden oder auf die gerieften Seitenwände der
                              									nächst folgenden Reihe, oder aber auch teilweise zwischen zwei Körpern der nächsten
                              									Reihe hindurch auf die dritte Reihe von Füllkörpern auftropfen kann. Man hat denn
                              									auch in den letzten Jahren von diesen Kegelfüllkörpern nichts mehr gehört und
                              									scheint demnach wieder von ihnen abgekommen zu sein.
                           Setzt man einen Reaktionsturm mit Ringen oder Schüsseln aus, so ist es natürlich
                              									wesentlich, dass man mit dem Füllmaterial auch an die Seitenwände des Turmes gut
                              									anschliesst, um hier nicht verhältnismässig weite offene Räume zu lassen, die dem
                              									Gas in erster Linie den Durchtritt gestatten und den Zug an sich reissen. In dieser
                              									Beziehung sieht man noch recht oft bedeutende Fehler machen, indem man einerseits im
                              									Verhältnis zum Turmquerschnitt viel zu grosse Füllkörper wählt, andererseits auch
                              									nicht auf ein rationelles Verhältnis zwischen Füllkörpern und Turmquerschnitt sieht.
                              									In dieser Hinsicht empfiehlt es sich, beim Anschluss an die Turmwandungen sich
                              
                              									passend geformter Teilkörper zu bedienen, die der geraden oder gebogenen Turmfläche
                              									angepasst sind. Fig. 44 und 45 stellen derartige Teilkörper dar.