| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 227 | 
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                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        Von Professor Alfred Haussner,
                           									Brünn.
                        (Fortsetzung von S. 767, Bd. 317).
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Das Mahlen, Waschen, Bleichen, Färben und Füllen der
                              									Rohfasern.
                           
                              
                                 1. Der Holländer.
                                 
                              In den Ausführungen des Verfassers, welche sich D. p. J., 1901, Bd. 316, befinden, sind die verschiedenen Bedingungen,
                                 										welche für das Arbeiten im Holländer massgebend sind, im Zusammenhange behandelt
                                 										und, soweit dem Verfasser bekannt, zum ersten Male scharf der unbedingte
                                 										Zusammenhang zwischen all den einzelnen, selbst den anscheinend unwichtigen
                                 										Teilen des Holländers und ihr Einfluss auf die zu leistende Arbeit nachgewiesen.
                                 										Fussend auf jene Untersuchungen seien nun einige Neuheiten im Bau des schon so
                                 										alten Holländers besprochen.
                              Viele Bemühungen sind darauf gerichtet, guten, flotten Stoffumlauf und gute
                                 										Mischung zu erzielen. In dem Phönix-Holländer der
                                 										Maschinenfabrik Banning & Setz in Düren wird
                                 										hierfür einerseits die auch vom Verfasser so warm befürwortete gleichmässige
                                 										Neigung des Trogbodens vom Kröpfe bis zumGrundwerke tatsächlich ausgeführt,
                                 										andererseits eine grosse Walze und in demjenigen der beiden Kanäle des in der
                                 										allgemeinen Form für wagerechten Stoffumlauf gebauten Troges, welcher die Walze
                                 										nicht enthält, eine verhältnismässig sehr kleine Breite angewendet, um durch
                                 										diese Querschnittsverminderung raschere Stoffströmung zu erzwingen und damit
                                 										auch das Absetzen von schweren Teilen hintanzuhalten. Durch die bedeutende
                                 										Querschnittsänderung wird der Stoff auch gemischt.
                              Auf vorteilhafte Mischung durch eine eigentümliche Querschnittsverminderung
                                 										arbeiten auch Karl Krafft & Söhne in Düren
                                 										gemäss D. R.-P. 120947 hin. Wir bemerken in Fig. 45 und 46 im
                                 										allgemeinen die gewöhnliche Holländeranordnung: Trog a mit den beiden Abteilungen a1 und a2, getrennt durch die Mittelwand b – Walze c, welche
                                 										den Stoff über den Kropf dz wirft. Der
                                 										Stoffstrom findet aber an den eigentümlich gestalteten, einstellbaren Wänden e und e1 Hindernisse. Zweifellos wird der Stoff
                                 										dadurch von der Mittelwand ab- und gegen die Aussenwand hingedrängt, wobei sich örtlich
                                 										raschere Strömung einstellen muss, die aber sogleich wieder hinter den Blechen
                                 											e, in den weiten Kanälen, gering wird. Wenn
                                 										daher für die Stoffströmung der Erfolg mehr als zweifelhaft erscheint, so ist
                                 										immerhin, gerade deshalb, weil der Stoff zusammengedrängt und dann wieder in
                                 										weitere Querschnitte entlassen wird, anzunehmen, dass die Fasern recht gut
                                 										gemischt werden. Gewiss ist man hier wegen der Stellwerke fg, f1
                                 										g1
                                 										anpassungsfähig. Doch scheint mir der Vorteil ziemlich teuer erkauft, umsomehr,
                                 										als ein ähnlicher Erfolg nach ähnlichem Grundgedanken in dem vorerwähnten
                                 											„Phönix“ – Holländer einfacher erzielt ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 228
                                 Fig. 45 u. 46. Holländer von Krafft & Söhne.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 228
                                 Fig. 47. Holländer von Füllner mit Strohbachschen Stofftreibern.
                                 
                              Mehr als durch diese Mittel ist jedenfalls durch den Einbau von besonderen, für
                                 										den vorliegenden Zweck geeigneten Bewegungsorganen: Pumpen oder Stofftreibern zu
                                 										erzielen. Ja, bei den heute vorkommenden, so überaus dicken Stoffen ist nach den
                                 										vom Verfasser in Band 316 gemachten Entwickelungen überhaupt nur so eine
                                 										annehmbare Stoffströmung zu erreichen, weil nur so, durch den knapp vor der
                                 										Walze liegenden Treiber die Zellen nennenswert gefüllt werden. Geschieht dies
                                 										nicht, so kann natürlich auch nichts über den Kropf geworfen werden, worauf die
                                 										Stoffströmung aufhören muss.
                              Diesen Erwägungen verdanken die Holländer der Maschinenfabrik Füllner in Warmbrunn ihre Ausstattung mit den Strohbachschen Stofftreibern.Vergl. D. p. J. 1901 Bd. 316 und 1896 Bd. 300 S; 289 den Holländer von Karger. Ausserdem (Fig.
                                    											47) finden sich auch hier grosse Walzen und sonst im einzelnen
                                 										richtige Durchbildung, sodass der vorzügliche Erfolg dieser Holländer, welche
                                 										auf den ersten Blick, abgesehen von den Stofftreibern, sich von den gewöhnlichen
                                 										Holländern mit wagerechtem Stoffumlauf kaum unterscheiden, ganz begreiflich
                                 										ist.
                              In eigentümlicher Weise erstrebt Winand Pitzler in
                                 										Birkesdorf nach D. R.-P. 117064 bei einem zweiwalzigen Holländer die gute
                                 										Mischung des Stoffes. In Fig. 48 und 49 sind
                                 											a und d die beiden
                                 
                                 										Mahlwerke, a wirft nun den Stoff über die
                                 										zugehörige Kropfoberkante in den schief zur zweiten Walze führenden Kanal b mit Seitenwänden c1
                                 										c2. Walze d wirft den Stoff über den Kropf e, sodass die Fasern, wie esdie Pfeile
                                 										andeuten, weiter in den Kanal f gelangen, der unter
                                 										dem Kanal b, diesen kreuzend, verläuft, um
                                 										schliesslich den Stoff wieder (analog wie bei den alten Holländern auf einem
                                 										ansteigenden Boden) zur Walze a zurückzubringen.
                                 										Aber nur ein Teil des Stoffs macht diesen Weg ganz. Ein Teil fällt schon durch
                                 										die Löcher g und h im
                                 										Boden b in den Kanal f, also ohne zur Walze d zu kommen, und
                                 										mischt sich mit dem übrigen Stoff, wobei, wie durch Verfolgen der
                                 										eingezeichneten Pfeile zu erkennen ist, Teile, welche in b links flössen, sich mit rechts gewesenen Teilen mengen und
                                 										umgekehrt. Zweifellos wird dadurch recht gründlich gemischt. Aber, ob nicht bei
                                 										der geschilderten Arbeit notwendigerweise ungleichmässig gemahlen werde:
                                 										einzelne Fasern öfter, andere weniger oft, und dadurch ungleichmassiger Stoff
                                 										folgt, bleibe dahin gestellt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 228
                                 Fig. 48 u. 49. Zweiwalziger Holländer von Pitzler.
                                 
                              Weniger Bedenken nach dieser Richtung verursacht der Pitzlersche Vorschlag im D. R.-P. No. 121634. Hier haben wir nur eine
                                 										Walze. Ihre Haube schliesst sich (Fig. 50, 51)
                                 										teilweise bei ab eng an die Walze und an den
                                 										Kropf c an, während der Teil h wie bei den gewöhnlichen Holländern verläuft.
                                 										Dadurch wird ein Teil des Stoffs bis über den oberen Walzenscheitel mitgenommen
                                 										und dann in eine besondere Rinne r abgeschleudert,
                                 										welche infolge ihrer kräftigen Neigung von d nach
                                 											e den in sie gelangten Stoff bei f wieder auf die Walzenzulaufseite fallen lässt. Es
                                 										mischt sich somit auch hier Stoff von verschiedenen Trogseiten, indem der bei
                                 											h, also bei dem abstehenden Teil der Haube
                                 										abgeworfene Stoff seinen gewöhnlichen Weg macht und bei f mit dem Stoff aus der Rinne de
                                 										zusammentrifft. Etwas Aehnliches: den Stoff, welcher bei gewöhnlicher Ausführung
                                 										an der Mittel wand fliesst, nach aussen und umgekehrt zu leiten, wodurch
                                 										gemischt wird, versucht I. P. Dillon nach amerik.
                                 										Patent 648899 im Anschluss an eine bereits früherVergl. D. p. J. 1896, Bd. 300, S. 268. gegebene Konstruktion
                                 										dadurch zu erreichen, dass er die Kropfoberkante nur etwa zur Hälfte freilässt,
                                 										wie bei den gewöhnlichen Holländern, aber auf die andere, und zwar bei der Mittelwand
                                 										liegende Hälfte ein eigentümlich gekrümmtes Dach legt, um durch dieses den
                                 										darauf fallenden Stoff nach der Aussenwand des Troges zu leiten. Weil aber Dillon den Kropf im Verhältnis zu dem
                                 										Walzendurchmesser, allerdings in Uebereinstimmung mit vielen älteren
                                 										Ausführungen, sehr hoch, fast bis zur Walzenmitte hinauf zieht, mag wohl wenig
                                 										Stoff auf das erwähnte Dach fallen und nach aussen geleitet werden. Ob also der
                                 										Zweck ernstlich erreicht wird, mag bezweifelt werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 229
                                 Fig. 50 u. 51. Holländer von Pitzler.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 229
                                 Fig. 52 u. 53. Untergrundholländer Von Spölgen & Co.
                                 
                              Der Untergrundholländer von Spölgen & Co. in
                                 										Jülich, der mit seinem Mahlwerk eigentlich schon den sogenannten Stoffmühlen
                                 										zuzurechnen ist, besitzt I sogar zwei Vorrichtungen, um sicher guten Stoffumlauf
                                 										zu erzielen. Wir bemerken in Fig. 52 und 53 eine
                                 										wagerechte Mahlscheibe a auf einer stehenden von
                                 										unten angetriebenen Welle, a arbeitet mit dem
                                 										wagerechten, festen Grundwerk b zusammen. Die
                                 										Stoffströmung von oben nach unten wird noch befördert durch Saugschaufeln s, welche mit a
                                 										umlaufen. Aus dem Untergrundkanal h erhebt sich,
                                 										ähnlich wie dies seinerzeit bei dem KargerVergl. D. p. J. 1896, Bd. 300, S. 289, Fig. 24.-Holländer
                                 										gesagt worden ist, der Stoff anscheinend sicher infolge der Arbeit des
                                 										Schieberades i, welches den Stoff schliesslich auch
                                 										zum Mahlwerk zurückschafft. Wenn nicht, wie bei fast allen Untergrundholländern
                                 										der verdeckte Untergrundkanal h zu Befürchtungen
                                 										Anlass gäbe, >so könnte man die sonstigen Vorteile: wie guten Umlauf, schnelles
                                 										Mahlen, bequemes Aufstellen, geringen Platzbedarf, ohne jede Sorge
                                 										hinnehmen.
                              Friedrich Baudisch in Stuppach versucht nach D.
                                 										R.-P. 110542 durch eine eigentümliche, kegelige Form, sowie durch besondere
                                 										Lagerung der Walze guten Stoffumlauf zu erzielen. Die Walze b,
                                 										Fig. 54
                                 										und 55,
                                 										befindet sich eigentlich in einem Untergrundkanal und arbeitet nach Art der
                                 										Stoffmühlen mit einem die Walze umschliessenden Grundwerk c zusammen. Ihnen strömt durch das Rohr i der Stoff aus dem Mittelkanal a des dreiteiligen Troges zu. Die mit schief
                                 										gelegten Messern ausgestattete Walze b verkleinert
                                 										den Stoff, welcher, besonders durch die kegelige Form veranlasst, längs der
                                 										Walzenmesser weitergleitet, um schliesslich in den lotrechten Schacht k und von diesem nach Teilung des Stoffstromes in
                                 										die beiden Seitenkanäle s1 und s2 zu kommen, welche im weiteren ihren
                                 										Inhalt an den Mittelkanal a abgeben, wodurch der
                                 										Kreislauf beendet erscheint. Die Walze, welche von der Scheibe h anzutreiben ist, kann durch das Stellwerk g den jeweiligen Erfordernissen (gröberer oder
                                 										feinerer Stoff) entsprechend gerichtet werden. Bei l ist der Sandfang zu denken. Auch kann dort entleert werden.
                                 										Ueberlegen wir die Art der Zufuhr des Stoffs zum Mahlwerke und berücksichtigen
                                 										wir, dass Baudisch die Messer mit verhältnismässig
                                 										grossen Zwischenräumen anordnet, so ist es ganz wohl denkbar, dass dieser
                                 										Holländer besonders geeignet ist für das Loslösen von Zellstoffasern von Aesten
                                 										und liartgebliebenen Holzteilen einer Zellstoffkochung.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 229
                                 Fig. 54 u. 55. Holländer von Baudisch.
                                 
                              J. B. Mathieu sucht wie Baudisch durch einen kegeligen Läufer besseren Stoffumlauf zu
                                 										erzielen, nur stellt Mathieu den Läufer mit seiner
                                 										Achse lotrecht. Man bemerkt diesen bei e in Fig. 56, erkennt den Antrieb von unten, sowie das
                                 										unten liegende Stellwerk, um den Abstand zwischen den Walzenmessern f und den Gehäuse-(Grundwerks-)Messern h regeln zu können. Diese gehen von der Gehäusewand
                                 										a, schief zugeschnitten bei hx nach aufwärts, solcherart die unteren
                                 										Enden der Walzenmesser etwas freilassend, welche dadurch einigermassen als,
                                 										allerdings recht kleine, Schöpfschaufeln wirken können, wozu die kegelige
                                 										Verkleidung p als Leitfläche immerhin etwas
                                 										beiträgt. Jedenfalls wird durch die Walzendrehung der Stoff gehoben, bei t dem Holländertrog übergeben und kehrt bei s zum unteren Teile der Walze zurück, den Kreislauf
                                 										beendend. Was hier sehr zu bestechen vermag, ist das grosse Gefälle, das man
                                 										wegen der stehenden Walze leicht herausbringt und daraus ein sicherer, bei nur
                                 										einigermassen richtiger Einzelausbildung, flotter Stoffumlauf. Allem Anscheine
                                 										nach haben wir hier einen vielversprechenden Holländer besonders für feineres
                                 										Material.
                              Wenig Vertrauen erweckt die Anordnung im Holländer von Julius Wüstenhöfer nach D. R.-P. 105955, 116369 und nach
                                 										amerikanischem Patent 616517. Er wendet ein ziemlich grosses, kegeliges Grund
                                 										werk mit lotrechter Achse an, an welchem sich die Walze, mittels eines
                                 										Universalgelenkes pendelnd an die Antriebswelle gehängt, abwälzt.
                              
                              Wie da ordentlich gemahlen, wie der Stoffstrom
                                 										befördert werden soll, ist kaum zu erdenken.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 230
                                 Fig. 56. Holländer von Mathieu.
                                 
                              Sobald es sich nur um das Waschen, Bleichen oder dergl. handelt, ist die
                                 										Messerwalze nur als Bewegungsorgan im Holländer aufzufassen. Für diesen Zweck
                                 										ist sie aber, wie schon von so vielen Seiten betont worden ist, keineswegs
                                 										besonders geeignet. Pumpen, Schraubenflügel u. dergl. besorgen das viel besser
                                 										und richtiger. Eine einfache leicht zugängliche und allem Anscheine nach ganz
                                 										Vertrauen erweckende Einrichtung ist der Holländer mit dreiteiligem Trog von C. Schumacher in Soellingen nach D. R.-P. 95408,
                                 											Fig. 57. An den Trog h schliesst eine Kammer k, in welcher
                                 
                                 										sich zwei entgegengesetzt gewundene Schnecken z und
                                 											z1
                                 										befinden. Durch geeignete Drehung derselben kommt der Stoff in Bewegung, sei es,
                                 										dass er durch s, bei den Wänden w und w1 vorüber und an den Aussenwänden
                                 										entlang nach s1 und s2 also auch zu den Schnecken zurückfliesst oder umgekehrt, je nach der
                                 										Drehungsrichtung der Schnecken. Diese haben, weil der Trog gegen einen der
                                 										Kammer k entgegengesetzt gelegenen Trogpunkte
                                 										ansteigt, den Stoff vorerst zu heben, worauf er dieselbe Höhe wieder herab den
                                 										Schnecken von selbst zufliesst. Will man durch Reibung der Stoffteile aneinander
                                 
                                 										den Stoff durcharbeiten, so kann man auch die Wände w und w1
                                 										weglassen, indem dann entgegengesetzt fliessende Stoffteile mit einander
                                 										unmittelbar in Berührung kommen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 230
                                 Fig. 57. Holländer mit dreiteiligem Trog von Schumacher.
                                 
                              Was Einzelheiten anlangt, welche bei dem Betriebe des Holländers eine grössere
                                 										Bedeutung besitzen, so sei auf einige Ansichten über Walzengeschwindigkeit
                                 										vorerst aufmerksam gemacht, weil diese wirklich geradezu bestimmend auf den
                                 										ganzen Gang des Holländers wirkt.
                              So vertritt der gewiegte Praktiker C. Eichhorn jun.
                                 										in der Papierzeitung Jahrg. 1898, S. 3089, eine Walzengeschwindigkeit von 530 m
                                 										i. d. Min. (rund 9 m i. d. Sek.) Kurtz auf S. 2811
                                 										nur 400–450 m, ein Amerikaner auf S. 2263 ähnliche Zahlen wie Eichhorn. Wie sehr aber die Erkenntnis in den
                                 										Kreisen der reinen Praktiker meist mangelt, dass alle Abmessungen des Holländers mitbestimmend sind, dass die von
                                 										einzelnen als vorteilhaftest angegebenen Geschwindigkeiten nur für die von den Betreffenden unmittelbar
                                 										beobachteten Holländersysteme, ja oft nur für den beobachteten Holländer richtig
                                 										sind, tritt aus der ganzen Fassung der Eichhornschen Auslassung hervor. Dagegen sind in der Kurtzschen Veröffentlichung einige Sätze enthalten,
                                 										welche deutlicher erkennen lassen, dass auch dieser jenen Ansichtensehr
                                 										nahe steht, welche in dem „Holländer“ des Verfassers vertreten und
                                 										eingehend begründet worden sind: Nur dadurch, dass alle
                                    											Abmessungen des Troges, der Walze, des Grundwerks u.s.w. mit berücksichtigt
                                    											werden, ist für jeden einzelnen Holländer die beste Geschwindigkeit zu
                                    											ermitteln, aber auch dann nur für diesen Holländer und eine bestimmte
                                    											Stoffgattung allein giltig.
                              Ferdinand Pitzler in Birkesdorf spricht sich in
                                 										seinen verschiedenen D. R.-P. No. 124136, 124909 u. s.w. dagegen aus, dass die
                                 										Grundwerksmesser durch Ausmeissein von Furchen in einem grösseren Block erzeugt
                                 										werden. Er will (Fig. 58) getrennte Messer a anwenden, welche durch gesonderte Einlagen b, c in bestimmten Abständen r gehalten werden, so dass die Zwischenräume
                                 										zwischen den einzelnen Messern nicht so leicht verlegt werden können. Sind die
                                 										Messer abgeschlissen, so schiebt man c etwas
                                 										abwärts, bezw. besorgt dies der Walzendruck (ob ausreichend, steht dahin), oder
                                 										man nimmt aus c eine Lage weg.
                              Im D. R.-P. No. 109002 empfiehlt Pitzler
                                 										Grundwerkschienen, welche absichtlich nicht allerorten gleich breite Oberfläche,
                                 										sondern in regelmässigen Abständen Verstärkungen darbieten, Fig. 59, abcd,
                                 										um Stoff zu erzeugen, welcher aus kürzeren und längeren Fasern besteht.
                                 										Tatsächlich wird dadurch der spezifische Messerdruck verändert, dessen
                                 										ausserordentlicher Einfluss auf die Mahlung im „Holländer“ ausführlich
                                 										geschildert und begründet worden ist. Ob gerade hier der beabsichtigte Zweck
                                 										erreicht wird, scheint recht zweifelhaft, nachdem durch die Mischung der Fasern
                                 										während des Umlaufs keineswegs Gewähr dafür geboten ist, dass dieselben Fasern
                                 										immer wieder an dieselbe Stelle des Mahlwerkes zurückkommen.
                              In dem D. R.-P. 118459 wird von Pitzler empfohlen,
                                 										die gewöhnlichen Messer durch Rohre zu ersetzen, welche in einen geeigneten
                                 										Rahmen gefasst werden, damit sie während der Arbeit nicht ausweichen. Allenfalls
                                 										können diese Rohre auch mit gewöhnlichen Messern abwechseln. Dass dabei alle
                                 										Grundwerksmesser vor dem Umbiegen gut geschützt sind, dürfte zutreffen. Aber
                                 										auch der spezifische Arbeitsdruck muss sich als recht sehr wechselnd zeigen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 230
                                 Fig. 58. Grundwerksmesser nach Pitzler.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 230
                                 Fig. 59. Grundwerksschienen nach Pitzler.
                                 
                              Viel Aehnlichkeit hat damit, wenn man nur das Wesentliche ins Auge fasst, die
                                 										Messerung sowohl für die Walze wie für das Grundwerk, welche E. Partington in Glossop im D. R.-P. 107487
                                 										vorschlägt. Er nimmt Blöcke, welche aus geeignetem Stoff bestehen (Prima
                                 										Gusstahl oder schmiedbare Stahlbronze sind wohl nach allen bisherigen
                                 										Erfahrungen am geeignetsten) und versieht dieselben mit sehr vielen
                                 										scharfkantigen Löchern, etwa durch Bohren. Diese Löcher werden mit weicherem
                                 										Stoff, Holz oder dergl., ausgefüllt. Weil dieser bei der Arbeit sich gewiss
                                 
                                 										rascher abnutzt, als die harte Grundmasse, so sind immer Kanten für die
                                 										Zerkleinerung der Rohfasern im Holländer vorhanden.
                              Gustav Hemecker in Hohenlimburg macht im D. R.-P.
                                 										119179 den Vorschlag, die schabende Wirkung der Messer dadurch zu
                                 										vervollkommnen, dass die Grundwerksmesser, ähnlich wie es bei Walzenmessern
                                 										schon häufiger vorkommt, in Gruppen gestellt und diese in grösseren
                                 										Zwischenräumen montiert werden. Man vermeidet dadurch, dass hauptsächlich nur
                                 										die voranliegenden Messer schaben, während die folgenden nur wenig zur
                                 										Verkleinerung der Fasern beitragen, von der Erwägung ausgehend, dass die später
                                 										folgenden, eng gestellten Messer von Faserklumpen zugedeckt und dadurch
                                 										unwirksam werden.
                              
                              Etwas Aehnliches kommt im D. R.-P. 118305, Wilhelm
                                    											Schmidt in Lambrecht, zum Ausdruck. Für seinen gleichzeitigen
                                 										Vorschlag, statt metallener Messerung ähnlich gestaltete Steinwalzen und
                                 										Steingrundwerke anzuwenden, vermag sich Verfasser nicht zu erwärmen.
                              Im D. R.-P. 124 723 gibt Albert Ehinger in
                                 										Raths-Damnitz ein Holländer Grundwerk an, bei welchem die Reibung dadurch
                                 										vermieden werden soll, dass die Grundwerksmesser durch geriffelte Walzen ersetzt
                                 
                                 										werden, welche durch die aufliegende Mahlwalze selbst gedreht werden sollen.
                                 										Ueberlegen wir, dass es doch auf das Zerreissen der Fasern geradezu ankommt,
                                 										dass dazu aber gleitende Reibung zwischen Walze und Grundwerk notwendig, nicht
                                 										bloss nützlich ist, so ist klar, dass diese Walzengrundwerke prinzipiell
                                 										unbrauchbar sind, der Stoff, die Fasern, werden nur gequetscht und wir brauchen
                                 										ja mehr, wenn die Fasern wirklich zerkleinert werden sollen.
                              Eine Reihe von Neuerungen beschäftigen sich mit der raschen Entleerung des
                                 										Holländers, was besonders neuerer Zeit, wo immer dickflüssigere Stoffe genommen
                                 										werden, einer gewissen Bedeutung nicht entbehrt. Während bei Voith statt des so häufigen Kegelbodenventils eine
                                 										rechteckige Klappe genommen wird, welche nach dem Aufstellen während des
                                 										Entleerens als Stauklappe wirkt und solcherart den Stoff hindert, die
                                 										Ableitungsöffnung zu überfliessen, so finden wir in den zahlreichen Patenten von
                                 											Robert Dietrich in Merseburg (D. R.-P. 95517
                                 										und zahlreichen Zusatzpatenten) Strahlventile ausgebildet, sodass an die
                                 										Ablaufstelle, auch direkt in das hohl gemachte Bodenventil, Presswasser geleitet
                                 										und durch feine Oeffnungen in den Stoff getrieben wird. Dadurch wird dieser
                                 										einerseits verdünnt und leichter flüssig, (wie sehr, zeigen die Versuche des
                                 										Verfassers im „Holländer“), andererseits kann durch geschickt angeordnete
                                 										Spritzlöcher den Wasserstrahlen solche Richtung gegeben werden, dass dadurch die
                                 										Stoffströmung unmittelbar gefördert wird. Am weitesten ausgebildet sehen wir das
                                 										Prinzip im D. R.-P. 113469. Solche Ventile werden vielfach mit sehr
                                 										befriedigendem Erfolg angewendet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 231
                                 Fig. 60 u. 61. Waschtrommel von Huber.
                                 
                              Auch Leopold Zeyen gibt in seinem D. R.-P. 118458
                                 										eine Anordnung, bei welcher durch Spritzwasser an der Entleerungsstelle der
                                 										Austritt erleichtert und Zeit gespart wird.
                              
                           
                              
                                 2. Waschen.
                                 
                              Im Anschlusse an den Holländer sei einiger Vorrichtungen gedacht, welche das Waschen des Papierstoffes bezwecken, ohne dass es
                                 										sich um Holländer selbst handelt. Bei der Vorrichtung von Robert Huber in Schopfheim sind nach D. R.-P. 122
                                 										170 in einem Troge t (Fig. 60 und 61)
                                 										Schaufelräder r angebracht mit Antriebswellen w, welche bei e, f
                                 										gelagert sind. Durch Rohre r1 und gelochte Platten p tritt frisches Wasser ein, während die zu
                                 										reinigenden Lumpen von oben in den Trog geschüttet werden. Bei der Drehung der
                                 										Schaufelräder r, welche aus Brettern mit Spitzen a
                                 										gebildet werden und auf Rosetten t, sowie
                                 										Querleisten q gestützt sind, werden die Hadern
                                 										durcheinander gewälzt, aneinander gerieben u. dergl., sodass sie viel von ihrem
                                 										Schmutz verlieren, der mit Wasser durch die Siebplatten s abzieht. Bei der angedeuteten Drehung gehen die Klappen k ganz von selbst auf und legen sich um, wie
                                 										gezeichnet. Dreht man verkehrt, so schliessen sich die Klappen k, die Bretter schaufeln die festen Bestandteile
                                 										auf und lassen sie in die Mulde m gleiten,aus
                                 										welcher sie durch die Transportschnecke s1 nach aussen befördert werden. Man hat
                                 										es also in der Hand, die Hadern so lange im Troge zu lassen, als man will, und
                                 										dann den Trog selbsttätig zu entleeren.
                              In den Maschinen von J. H. Annandale nach D.R.-P.
                                 										121956 und F. A. Franklin nach amerik. Patent
                                 										671188 werden im wesentlichen zylindrische Siebe zum Waschen von Hadern oder
                                 										auch anderem Papierstoff benützt. Diese treten zentral auf der einen Seite,
                                 										reines Wasser zentral auf der anderen Seite ein. Eine Transportschnecke
                                 										befördert den Papierstoff dem Wasser entgegen, das durch geeignete Abdichtungen
                                 										daran gehindert wird, vorzeitig durch das Sieb zu laufen. Bei der Ausführung von
                                 											Annandale sind es Lederstreifen, welche sich an
                                 										das Sieb legen, ohne dessen Drehung im Troge zu verhindern.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 231
                                 Fig. 62 u. 63. Waschtrommel von Wheelright
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 231
                                 Fig. 64. Papierstoffwäsche nach Cadwgan
                                 
                              Bei der Waschtrommel von Ch. S. Wheelright nach
                                 										amerik. Patent 611 879 wird allem Anscheine nach grössere Siebfläche erstrebt
                                 										und erreicht, als es unter sonst gleichen Umständen bei zylindrischen
                                 										Waschtrommeln möglich ist. Fig. 62 lässt
                                 										erkennen, dass an den Kranz m kegelige Siebflächen
                                 										angeschlossen sind, welche auf schräg gestellten Stäben g aufliegen, die als den Kranz m mit der
                                 
                                 										Nabe pp1 verbindende Stäbe zu denken sind. Im Innern befinden sich Schöpfer
                                 											b, welche ähnlich wie bei anderen Waschtrommeln
                                 										in der Nähe der Höchstlage durch Schlitze b1 das eingedrungene Schmutzwasser in die
                                 										durch Sperrad t festgehaltene hohle Achse h der Trommel und von da in den Ausguss d entleeren. Nachdem es sich leicht rechnerisch
                                 										dartun lässt, dass, je steiler die Siebe bei g
                                 										gegen die Achse liegen, desto günstiger die Grösse der Siebfläche ausfällt, so
                                 										ist es erklärlich, dass man beim Waschen im Holländer mehrere solche
                                 										Waschscheiben neben einander anbringen muss, wie es die Skizze (Fig. 63) andeutet,
                                 										wo bei w die Waschtrommeln, bei g1 die
                                 										Walze, bei f die Mittelwand zu denken ist.
                              Auch das D. R.-P. 96920 geht eigentlich auf Waschen des Stoffes hinaus. Th. C. Cadwgan schlägt dort (Fig. 64)ein endloses Stachelband d2 vor,
                                 										welches in einem Troge d ununterbrochen bewegt
                                 										wird, dabei eingeworfenen Stoff erfasst; diesen mitschleppt und an parallel zum
                                 										Stachelbande gelegten Leisten ba
                                 
                                 										vorüberzieht, so dass der Stoff dabei zerrissen wird. Fortwährend strömt aber
                                 										reines Wasser aus k, k1, k2 zu, sodass tatsächlich gleichzeitig
                                 										der Stoff gereinigt wird. Schliesslich wirft das Stachelband bei dem oberen Ende
                                 
                                 										unter dem Abstreifer c den so behandelten Stoff in
                                 										das Gefäss l, während grober Schmutz bei d1
                                 
                                 										hinausfällt.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)