| Titel: | Analytisch-graphisches Verfahren zur Bestimmung der Durchbiegung zwei- und dreifach gestützter Träger. | 
| Autor: | Max Kloss | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 235 | 
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                        Analytisch-graphisches Verfahren zur Bestimmung
                           								der Durchbiegung zwei- und dreifach gestützter Träger.
                        Von Dr.-Ing. Max Kloss.
                        (Fortsetzung von S. 216 d. Bd.)
                        Analytisch-graphisches Verfahren zur Bestimmung der Durchbiegung
                           
                           								zwei- und dreifach gestützter Träger.
                        
                     
                        
                           B. Der Träger mit verschiedenem Querschnitt.
                           
                              I. Der zweifach gestützte Träger.
                              Wir haben bis jetzt immer angenommen, dass der Träger auf seiner ganzen Länge den
                                 										gleichen Querschnitt habe. Diese Annahme trifft jedoch in der Praxis sehr oft
                                 										nicht zu. Gerade Maschinenwellen, um deren Untersuchung es sich ja in der
                                 										vorliegenden Arbeit in erster Linie handelt, werden oft in den Lagern abgesetzt,
                                 										so dass sie in diesen Teilen ein geringeres Trägheitsmoment haben, als in der
                                 										Mitte, wo der Rotor oder das Schwungrad sitzt. Das hat natürlich mehr oder
                                 										weniger Einfluss auf die Gestalt der elastischen Linie. Wir werden im folgenden
                                 										auch für diesen scheinbar komplizierten Fall höchst einfache Konstruktionen zur
                                 										Bestimmung der elastischen Linie finden.
                              Aus den früher abgeleiteten Gleichungen ergibt sich, dass sowohl die
                                 										Durchbiegungen als auch die Aufbiegungen und die Tangentenabschnitte sämtlich
                                 										dem Trägheitsmoment J umgekehrt proportional sind.
                                 										Kennen wir daher die Durchbiegungskurve eines Trägers für ein bestimmtes
                                 										Trägheitsmoment J1 so erhält man für ein beliebiges anderes Trägheitsmoment J2 die
                                 										Durchbiegungskurve einfach durch proportionale Vergrösserung des ganzen
                                 										Diagramms in der Richtung der Ordinatenachse im Verhältnis \frac{J_1}{J_2} unter
                                 										Beibehaltung der Abszissen.
                              Die zu gleichen Abszissen x gehörigen Tangenten an
                                 										die Durchbiegungskurven zweier gleichbelasteter Träger von verschiedenem
                                 										Trägheitsmoment wollen wir als ähnliche Tangenten
                                 										bezeichnen (Fig. 14). Dann gilt folgender
                                 										Satz:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 235
                                 Fig. 14.
                                 
                              
                                 Satz 8. Aehnliche Tangenten schneiden sich auf der
                                    											Lagerverbindungslinie. Ihre Abschnitte auf der zugehörigen Lagervertikalen
                                    											verhalten sich umgekehrt wie die entsprechenden Trägheitsmomente.
                                 
                              Ferner hatten wir bereits folgende Sätze gefunden:
                              
                                 Satz 4. (S. 148.) Verwandte Tangenten schneiden sich auf
                                    											der zugehörigen Lagervertikalen.
                                 
                              Satz 3. (S. 147.) Ist bei einem
                                    											Träger der eine Stützdruck gegeben, so ist für alle Punkte zwischen dem
                                    											Lager und der Kraftachse die Aufbiegung und der Tangentenabschnitt
                                    											unabhängig vom Horizontalabstande und vorn Höhenunterschiede Δy des andern Lagers.
                              Satz 6. (S. 149.) Für alle Punkte
                                    											zwischen der Kraftachse und dem einen Lager sind die auf der andern
                                    											Lagervertikalen gebildeten Tangentenabschnitte unabhängig vom
                                    											Lagerhöhenunterschiede Δy2. Die zugehörigen
                                    											Tangenten sind verwandt.
                              Für diese letzteren Tangenten wurde ferner auf S. 149 gezeigt, dass ihre
                                 										Abschnitte bei gegebenem M und Mx
                                 										unabhängig von den Grossen des jenseits von x
                                 										liegenden Trägerabschnittes sind, also auch unabhängig davon, ob der Träger jenseits von x
                                    											das gleiche Trägheitsmoment hat wie diesseits oder ein anderes.
                              Mit Hilfe dieser Beziehungen können wir nun die elastische Linie eines Trägers,
                                 										der an beliebiger Stelle x abgesetzt ist (Fig. 15), in einfacher Weise aufzeichnen.
                              Das Trägheitsmoment auf der Strecke x sei = J, dasjenige im Abschnitt l
                                    											– x sei = J', und zwar möge J' kleiner als J sein.
                                 										Wäre das Trägheitsmoment auf der ganzen Länge des Trägers = J, so könnten wir nach den früher abgeleiteten
                                 										Methoden die elastische Linie bestimmen (in Fig.
                                    
                                    											15 mit J bezeichnet), ebenso könnten wir
                                 										die entsprechende Kurve bestimmen für den Fall, dass das Trägheitsmoment auf der
                                 										ganzen Länge des Trägers = J' wäre. Wir erhielten
                                 										dann die mit J' bezeichnete Kurve (Fig. 15). Die beiden Kurven sind ähnlich, d.h.
                                 										ihre Ordinaten sowie die Aufbiegungen und Tangentenabschnitte verhalten sich
                                 										umgekehrt wie die Trägheitsmomente. Entsprechende Tangenten schneiden sich auf
                                 										der Lagerverbindungslinie. Die wirkliche elastische Linie liegt nun zwischen den
                                 										beiden eben erwähnten Kurven. Zur Konstruktion der wirklich auftretenden Kurve
                                 										kommen wir durch folgende einfache Ueberlegung.
                              Wenn wir für den Angriffspunkt 5 der Kraft P nach früherem die Tangente 7/8 konstruiert haben, so wissen wir, dass wegen
                                 										Beibehaltung des gleichen Trägheitsmomentes J auf
                                 										der Strecke a auch für die resultierende Kurve die
                                 										entsprechende, mit 7/8 verwandte Tangente durch
                                 										Punkt 7 gehen muss. Ebenso können wir für Punkt 6, in dem der Träger abgesetzt ist, die Tangente
                                 											9/10 an die Kurve für durchgehendes J konstruieren, dann ist auch die zur
                                 										resultierenden Kurve gehörige, entsprechende Tangente mit 9/10 verwandt, weil ja bis zum Punkte 6 das Trägheitsmoment J beibehalten wird, d.h. die Tangente muss ebenfalls durch Punkt 9 gehen. Das ganze Kurvenstück auf der Strecke x ist somit verwandt mit dem entsprechenden Aste
                                 										der Kurve für durchlaufendes J. Aus den gleichen
                                 										Gründen ist das Reststück (l – x) der
                                 										resultierenden Kurve verwandt mit dem entsprechenden Aste der Kurve für
                                 										durchlaufendes J'. Wenn wir also für den zur
                                 										Abszisse x gehörigen Punkt 12 dieser Kurve die Tangente 12/13
                                 										konstruiert haben, die sich übrigens mit der ihr ähnlichen Tangente 9/10 im Punkte 11 auf
                                 										der Lagerverbindungslinie schneiden muss, so ist die entsprechende Tangente der
                                 										resultierenden Kurve mit 12/13 verwandt, weil für
                                 										beide Kurvenäste das gleiche Trägheitsmoment J'
                                 										besteht, d.h. sie muss ebenfalls durch Punkt 13
                                 										gehen. Da nun die resultierende elastische Linie im Punkte x keinen Knick haben kann, so muss die zum linken
                                 										Kurvenaste gehörige Tangente zusammenfallen mit der zum rechten Aste gehörigen.
                                 										Es muss also die Tangente der resultierenden Kurve für Punkt x sowohl durch Punkt 9
                                 										als auch durch Punkt 13 gehen. Damit ist aber diese
                                 										Tangente eindeutig bestimmt, sie liefert uns auch sofort den zur Abszisse x gehörigen Punkt 14
                                 										der resultierenden Kurve.
                              Während wir für die Ableitung angenommen hatten, dass sowohl für durchlaufendes
                                 											J als auch für J'
                                 										die vollständigen elastischen Linien aufgezeichnet worden seien, ist dies für
                                 										die Konstruktion durchaus nicht nötig. Es genügt vielmehr, wenn wir nur die
                                 										Kurve für konstantes J aufzeichnen und die Tangente
                                 										im Punkt 6 bestimmen. Hierbei ist der
                                 										Tangentenabschnitt auf der Lager vertikalen 2/2'
                                 										analog Gleichung (20.
                              
                                 g_{x_2}=M\,\frac{(l-x)^3}{3\,E\,J\,b}
                                 
                              Um nun den Abschnitt (2/13) für die Tangente der
                                 										resultierenden elastischen Linie zu bestimmen, braucht man nur in beliebigem
                                 										Masstabe die beiden Trägheitsmomente J und J' gleich (2/15) und
                                 											(2/16) auf der Lager Verbindungslinie
                                 										abzutragen und durch 15 die Parallele zu 10/16 zu ziehen, dann schneidet diese auf 2/2' den gesuchten Punkt 13 ab. Oder noch einfacher: man bestimmt rechnerisch
                              
                                 (2/13)=g'_{x_2}=g_{x_2}\cdot \frac{J}{J'}
                                 
                              Durch die Tangente 9/13 ist nun aber auch der Punkt
                                 											14 der resultierenden elastischen Linie
                                 										bestimmt. Da nun, wie wir sahen, 9/10 und 9/13 verwandte Tangenten sind in bezug auf den
                                 										linken Kurvenast, so kann man sich den linken Teil der resultierenden Kurve
                                 										dadurch entstanden denken, dass das Lager 2 um
                                 										einen gewissen Betrag vertikal nach unten verschoben wird, sodass das
                                 										ursprünglich für konstantes J und horizontale
                                 										Lageranordnung gezeichnete Kurvenstück 1/5/6 in die
                                 										resultierende Kurve 1/117/4 übergeht. Diese
                                 										vertikale Lagerverschiebung ist aber gleich der Differenz der beiden
                                 										Tangentenabschnitte
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 236
                                 Fig. 15.
                                 
                              Δ = g'x2
                                 										– gx2 = (10/13)
                              Hieraus folgt wieder, dass für einen beliebigen Punkt x' der Kurve die Ordinatendifferenz zwischen der resultierenden
                                 										elastischen Linie und derjenigen für konstantes J
                                 										gleich
                              \Delta_{x'}=\Delta\cdot \frac{x'}{l} (für x' ≤ x)
                                 									
                              sein muss. Das gleiche gilt auch für die Tangenten. Nun ist aber \Delta\cdot \frac{x'}{l} nichts anderes, als die zum Punkte x' gehörige Ordinatendifferenz zwischen den beiden
                                 										verwandten Tangenten 9/10 und 9/13. Wir finden somit aus der Kurve 1/5/6 die resultierende 1/17/14, indem wir die Dreiecksfläche 9/6/14 auf die Kurve 1/5/6 auflegen, d.h.
                                 										das Kurvendreieck 1/6/14/1 ist inhaltsgleich mit
                                 										dem geradlinigen Dreieck 9/6/14. Ebenso ist das
                                 										Dreieck 7/8/18 inhaltsgleich mit 9/10/13. Die Strecke (8/18) ist ebenfalls gleich der ideellen Lagerverschiebung
                              = Δ = g'x2
                                 										– gx2 = (10/13)
                              Hieraus ergiebt sich eine sehr einfache Konstruktion der Durchbiegung im
                                 										Angriffspunkte der Kraft P. Es ist dabeinicht
                                 										erst nötig, die ganze Kurve für konstantes J
                                 										aufzuzeichnen. Wir verfahren vielmehr folgendermassen:
                              Wir bestimmen (am besten rechnerisch)
                              
                                 f=(3/5)=\frac{P\cdot a^2\,b^2}{3\,E\,J\,l}
                                 
                              
                                 (1/7)=g_a=f\,\frac{a}{b}
                                 
                              
                                 (2/8)=g_b=f\cdot \frac{b}{a}
                                 
                              ferner
                              
                                 (2/10)=g_{x_2}=\frac{M_\,(l-x)^3}{3\,E\,J\,b}=\frac{P\cdot a\cdot (l-x)^3}{3\,E\,J\,l}
                                 
                              
                                 g'_{x_2}=(2/13)=g_{x_2}\cdot \frac{J}{J'}
                                 
                              
                                 \Delta=(10/13)=g_{x_2}\,\left(\frac{J}{J'}-1\right)
                                 
                              Nun tragen wir (8/18) = Δ ab und ziehen 7/18. Dies ist die Tangente im gesuchten
                                 										Kurvenpunkte. Sie liefert uns zugleich diesen Punkt 17 und damit die gesuchte Durchbiegung = (3/17).
                              Aber auch zur weiteren Aufzeichnung der resultierenden Kurve ist es nicht
                                 										erforderlich (wie wir vorher zum besseren Verständnis der Konstruktionen
                                 										annahmen), erst die Kurve für konstantes J
                                 										aufzuzeichnen. Wenn wir, wie eben angegeben, die Punkte 7 und 17 gefunden haben, so konstruieren
                                 										wir die Lagertangente 1/19, indem wir die
                                 										Aufbiegung (17/19) gleich dem halben zugehörigen
                                 										Tangentenabschnitt, also =\frac{1}{2}\cdot (1/7) machen. Kennen wir aber die Lagertangente,
                                 										so können wir durch Bestimmung der Aufbiegung nach Gleichung (19. jeden
                                 										beliebigen Kurvenpunkt finden. Für den rechten Kurvenast mit dem Trägheitsmoment
                                 											J' können wir ebenfalls auf einfachste Weise
                                 										die Lagertangente 2/20 konstruieren, indem wir die
                                 										Aufbiegung (14/20) gleich dem halben zugehörigen
                                 										Tangentenabschnitt, also =\frac{1}{2}\cdot (2/13) machen. Zu diesem Zwecke ist es also nur
                                 
                                 										nötig, vorher den Punkt 14 zu bestimmen. Dies
                                 										geschieht auf folgende Weise:
                              Wir tragen von 2 aus die ideelle Lagerverschiebung Δ
                                 										= (2/21) = (10/13) ab
                                 
                                 										und behandeln 14 als Punkt einer Kurve für
                                 										konstantes J über 1/21
                                 										als Lager Verbindungslinie, d.h. wir bestimmen durch
                              
                                 (17/22)=\frac{M\,b^2}{6\,E\,J}=\frac{1}{2}\cdot (21/18)
                                 
                              den Punkt 22 und damit die
                                 										ideelle Lagertangente 21/22, die auf der zu x gehörigen Ordinate den Punkt 23 abschneidet. Nun tragen wir die Aufbiegung
                              
                                 (23/14)=(22/17)\cdot \left(\frac{l-x}{b}\right)^3
                                 
                              ab und finden damit den gesuchten Punkt 14. Ist aber 14 und
                                 										die Lagertangente 2/20 bekannt, so können wir auch
                                 										jeden beliebigen Punkt des rechten Kurvenastes 14/2
                                 										durch Ermittelung seiner Aufbiegung nach Gleichung (19. bestimmen. Wir haben
                                 										also das Problem, die resultierende elastische Linie eines an beliebiger Stelle
                                 										abgesetzten Trägers zu bestimmen, vollständig und in einfachster Weise
                                 										gelöst.
                              Die zuletzt beschriebene Konstruktion mit Hilfe der ideellen Lagerverschiebung
                                 										lässt sich auch auf etwas andere Weise ausführen (Fig.
                                    											16), die in vielen Fällen sehr gut anzuwenden ist. Anstatt nämlich die
                                 										Kurve für konstantes J unter Beibehaltung der
                                 										wirklichen Lager Verbindungslinie zu verschieben und dadurch für den
                                 										Trägerabschnitt mit dem Trägheitsmoment J den
                                 										resultierenden Kurvenzweig zu bestimmen, können wir natürlich auch das Kurvenstück 1/5/6 (Fig. 15 u.
                                 											16) beibehalten und dafür die
                                 										Lagerverbindungslinie um den entsprechenden Betrag verschieben. Diese einfache
                                 										Konstruktion ist in Fig. 16 ausgeführt. Wir
                                 										bestimmen zunächst wieder nach den bereits hinreichend oft erwähnten Methoden
                                 										die Punkte 5, 7, 8, 9 und 10 für konstantes J. Zwischenpunkte
                                 										zwischen 5 und 1
                                 										können ebenfalls nebst ihren Tangenten bestimmt werden. Ferner bestimmen wir den
                                 										Punkt 6, in dem die Welle abgesetzt ist, sowie die
                                 										zugehörige Tangente 6/11. Der
                                 										Tangentenabschnitt
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 237
                                 Fig. 16.
                                 
                              
                                 (2/11)\mbox{ ist }=g_{x_2}=\frac{M\,(l-x)^3}{3\,E\,J\,b}
                                 
                              Der weitere Verlauf der elastischen Linie für konstantes J ist durch die gestrichelte Linie angedeutet. Wir bestimmen nun den
                                 										Kurvenast für das Trägheitsmoment J', indem wir uns
                                 										denken, dass der Ast 1/5/6 in seiner Lage bleibt,
                                 										während infolge des auf dem rechten Abschnitte vorhandenen geringeren
                                 										Trägheitsmomentes J' der Endpunkt des Trägers unter
                                 										dem Einflüsse des Stützdruckes sich weiter durchbiegt, also von 2 nach 13 wandert.
                                 										Diese ideelle Lagerverschiebung (2/13) ist nun nach
                                 										der obigen Ableitung
                              (2/13) = Δ = g'x2, – gx2
                              Wir brauchen also nur
                              
                                 (11/13)=g'_{x_2}=g_{x_2}\cdot \frac{J}{J'}
                                 
                              abzutragen. Machen wir dann
                              
                                 (6/14)=\frac{1}{2}\cdot (11/13)=\frac{1}{2}\cdot g'_{x_2}
                                 
                              so ist 14/13 die
                                 										Lagertangente für den rechten Ast unserer resultierenden elastischen Linie.
                                 										Hierbei kann übrigens als Kontrolle für gutes Zeichnen dienen, dass die drei
                                 
                                 										Geraden 6/11, 2/12 und 13/14 sich in einem Punkte 15 schneiden
                                 										müssen, weil die von ihnen auf den Vertikalen 4/4'
                                 										und 2/2' gebildeten Abschnitte einander
                                 										proportional sind. Mit Hilfe der Lagertangente 13/14 kann dann auch jeder beliebige Kurvenpunkt zwischen 6 und 2 nebst Tangente
                                 										ermittelt werden. Die Ordinaten der resultierenden elastischen Linie sind jedoch
                                 										nicht von der Lagerverbindungslinie 1/2 aus zu
                                 										messen, sondern vielmehr von der ideellen Lagerverbindungslinie 1/13 aus. Die Durchbiegung im Angriffspunkte der
                                 										Kraft P ist also f =
                                 											(16/5).
                              Das eben geschilderte Verfahren empfiehlt sich besonders dann, wenn der Träger
                                 										mehrfach abgesetzt ist.
                              Es mag hier noch der Hinweis Platz finden, dass die Richtigkeit der oben
                                 										angegebenen Konstruktionen sich auch mitHilfe des Satzes nachweisen lässt,
                                 										dass die Arbeit der äusseren Kräfte gleich der inneren Formänderungsarbeit ist.
                                 										Der Beweis findet sich in der oben erwähnten Abhandlung des Verfassers.
                                 										Ausführlich durchgeführtes Anwendungsbeispiel siehe ebendaselbst.
                              Um unnötigen Zeitaufwand zu vermeiden, ist es wünschenswert aus den Abmessungen
                                 										der Welle sofort überschlagen zu können, ob es nötig ist, das Absetzen der Welle
                                 										in den Lagern zu berücksichtigen oder ob man dies vernachlässigen kann, ohne
                                 										einen zu grossen Fehler zu begehen. Ausserdem ist es auch wünschenswert, die
                                 										Durchbiegung im Angriffspunkt der Kraft P rasch
                                 										ermitteln zu können, ohne erst die ganze elastische Linie konstruieren zu
                                 										müssen.
                              Beiden Zwecken dienen die Tabellen 1 und 2 in Fig.
                                    											18. Die Bedeutung der angegebenen Werte ergiebt sich aus Fig. 17. Es ist angenommen, dass die Durchmesser
                                 										beider Lagerzapfen gleich gross seien und dass auch die Strecken x auf beiden Seiten gleich seien. Für durchgehend
                                 										gleichstarke Welle von d φ wäre
                              
                                 f=\frac{M\,a\,b}{3\,E\,J}
                                 
                              Aus der Konstruktion folgt, dass die Zunahme der Durchbiegung infolge des
                                 										linksseitigen Absetzens der Welle
                              \Delta\,f_a=\frac{M\,x^3}{3\,E\,J\,a}\cdot \left(\frac{J}{J_x}-1\right)\cdot \frac{b}{l}=\frac{M\,l^2\cdot b}{3\,E\,J\cdot
                                    a}\cdot \left(\frac{x}{l}\right)^3\cdot \left(\frac{J}{J_x}+1\right) ist.
                                 									
                              Also
                              \frac{\Delta\,f_a}{f}=\frac{l^2}{a^2}\cdot \left(\frac{x}{l}\right)^3\cdot \left(\frac{J}{J_x}-1\right) (58.
                              Da der Ausdruck
                              
                                 \left(\frac{x}{l}\right)^3\cdot \left(\frac{J}{J_x}-1\right)
                                 
                              auch in den späteren Untersuchungen über dreifach
                                 										gelagerte Wellen eine Rolle spielt, wollen wir ihn der Kürze halber mit λ bezeichnen. Ferner setzen wir
                              \frac{a}{l}=a . . . . (59.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 237
                                 Fig. 17.
                                 
                              Dann ist
                              \frac{\Delta\,f_a}{f}=\frac{1}{a^2}\cdot \lambda . . . . (60.
                              oder in Prozenten
                              \frac{\Delta\,f_a}{f}=100\,\lambda\cdot \frac{1}{a^2} % . . . . (61.
                              Die Werte von 100 λ sind nun in Tabelle 1 in Fig. 18 zusammengestellt für verschiedene Werte
                                 										von
                              \frac{x}{l} und \frac{J}{J_x}
                                 									
                              Es lässt sich also mit Hilfe dieser Tabelle sofort die prozentuale Zunahme der
                                 										Durchbiegung infolge des linksseitigen Absetzens der Welle nach Gleichung (61.
                                 										ermitteln. Entsprechend ist für das rechtsseitige Absetzen der Welle in
                                 										Prozenten
                              \frac{\Delta\,f_b}{f}=100\,\lambda\cdot \frac{l^2}{b^2}=100\,\lambda\cdot \frac{1}{(1-a)^2} % (62.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 318, S. 238
                                 Fig. 18.
                                 
                              Unter den in Fig. 17 gemachten
                                 										Voraussetzungen ist für beide Wellenenden λ das
                                 										gleiche, also ist die gesamte prozentuale Zunahme der Durchbiegung infolge
                                 										beiderseitig symmetrischen Absetzens der Welle
                              
                              \frac{\Delta\,f}{f}=100\cdot \lambda\cdot \left[\frac{1}{a^2}+\frac{1}{(1-a)^2}\right] % . . (63.
                              In Tabelle 2 in Fig. 18 sind die Werte von
                              
                                 \left[\frac{1}{a^2}+\frac{1}{(1-a)^2}\right]
                                 
                              für verschiedene Werte von α
                                 										zusammengestellt. Es finden sich hierbei nur Werte von α ⋜ 0,5. Sollte α > 0,5 sein, so sucht
                                 
                                 										man den zu 1 – α gehörigen Wert in der Tabelle auf,
                                 										da beide Werte identisch sind.
                              Als Beispiel für die Anwendung der Tabelle 2 in Fig.
                                    											18 nehmen wir eine Welle an, bei der die beiden Lagerzapfen
                                 										gleichmässig abgesetzt sind, und zwar möge
                              \frac{J}{J_x}=1,69 und \xi=\frac{x}{l}=0,16
                                 									
                              sein. Ferner sei α = 0,42.
                                 										Aus Tabelle 1 entnehmen wir 100 λ = 0,28 und aus
                                 										Tabelle 2
                              
                                 
                                 \left[\frac{1}{a^2}+\frac{1}{(1-a)^2}\right]=8,64
                                 
                              Wir erhalten somit für den vorliegenden Fall eine prozentuale Zunahme der
                                 										Durchbiegung von
                              p = 0,28 . 8,64 = 2,4%
                              Die wirklich auftretende Durchbiegung ist dann
                              
                                 f=1,024\cdot \frac{M\,a\,b}{3\,E\,J}
                                 
                              Da die eben gewählten Verhältnisse ungefähren Mittelwerten, wie sie in der Praxis
                                 										oft vorkommen, entsprechen, sehen wir, dass das Absetzen der Welle in den Lagern
                                 										meist nur geringen Einfluss auf die Durchbiegung hat. Wir könnten hier ruhig
                                 										diesen Einfluss vernachlässigen, da der Unterschied noch innerhalb der
                                 										Fehlergrenze liegt, die bei Ermittlung des Gewichtes und des magnetischen Zuges
                                 										auftritt.
                              
                                 
                                    (Schluss folgt.)