| Titel: | Die Technik auf der Ausstellung für Kartoffelverwertung. | 
| Autor: | Gustav Fischer | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 257 | 
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                        Die Technik auf der Ausstellung für
                           								Kartoffelverwertung.
                        Von Professor Gustav Fischer.
                        Die Technik auf der Ausstellung für
                           
                           								Kartoffelverwertung.
                        
                     
                        
                           Im Institut für Gärungsgewerbe in
                                 										Berlin wird neuerdings alljährlich von den
                              									Vereinen, welche an der Verwertung der Kartoffeln und der aus ihnen gewonnenen
                              									Produkte interessiert sind, eine Ausstellung veranstaltet. Die im Februar d. J.
                              									abgehaltene Ausstellung wies nun erhebliche Fortschritte auf den in Betracht
                              									kommenden Gebieten auf, und soweit diese für den Ingenieur von Interesse sind,
                              									sollen sie im folgenden kurz dargelegt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 257
                              Fig. 1. Spirituslokomobile der Gasmotorenfabrik Deutz. 
                              
                           Namentlich zwei Gruppen der Ausstellungsgegenstände verdienen von unserem Standpunkt
                              									aus Beachtung: die Spiritusmotoren und die Apparate zur Kartoffeltrocknung.
                           
                        
                           
                              Die Spiritusmotoren.
                              
                           Die Versuche, den Spiritus zum Betriebe von Explosionskraftmaschinen zu verwenden,
                              									sind vor einigen Jahren von einer Reihe von Fabriken, welche sich mit dem Bau
                              									vonGasmaschinen beschäftigen, begonnen und mit Ausdauer fortgesetzt worden. An
                              									sich bietet ja der Betrieb eines Benzin- oder Petroleummotors mit Spiritus nicht die
                              									mindeste Schwierigkeit, einzelne Annehmlichkeiten, wie die Geruchlosigkeit der
                              									Abgase und das namentlich dem Petroleum gegenüber sehr vorteilhaft ins Gewicht
                              									fallende Fehlen schmieriger Verbrennungsrückstände, sprechen sogar sehr zu seinen
                              									Gunsten. Bis vor kurzem scheiterten aber die Bemühungen, dem Spiritus für motorische
                              									Zwecke weitere Verbreitung zu verschaffen, an der Höhe der Betriebskosten. Spiritus
                              									von 90 Vol. v. H, Alkoholgehalt entwickelt etwa 5500 W. E./kg, Benzin und Petroleum
                              
                              									dagegen etwa 10250 W. E./kg, der Preis beträgt für 1 kg Spiritus 20–21 Pfg.
                              									(entsprechend 16,5–17,5 pfg. f. d. l bei Bezug von der Zentrale für
                              									Spiritusverwertung in Mengen unter 5000 kg), für 1 kg Benzin etwa 24 Pfg., für 1 kg
                              									Petroleum 22 Pfg. Daraus folgt, dass 1000 W. E. aus Spiritus erzeugt 3,64–3,82 Pfg. kosten, aus Benzin
                              									2,34 Pfg. und aus Petroleum 2,14 Pfg. Solange es also nicht gelungen war, die
                              									Wärmeausnützung in Spiritusmotoren vollkommener zu gestalten, als es in Benzin- und
                              									Petroleummotoren möglich ist, war der Betrieb mit Spiritus zu kostspielig.
                           Im letzten Jahre ist nun durch Ausnützung der günstigen Eigenschaften des Spiritus
                              									ein Ergebnis erreicht worden, wie bei keinem anderen Wärmemotor: der thermische
                              									Wirkungsgrad beträgt bei den besten Spiritusmotoren rund 32 v. H. Damit sind diese
                              									auch in wirtschaftlicher Beziehung den Petroleum- und Benzinmotoren ebenbürtig
                              									geworden, bei denen die Ausnützung im günstigen Falle rund 21 v. H bei Benzin und
                              									rund 19 v. H. bei Petroleum beträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 258
                              Fig. 2. Spirituslokomobile System Marienfelde.
                              
                           Nachgewiesen wurden diese Fortschritte durch die Prüfung von Spirituslokomobilen,
                              									welche die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft im Frühjahr 1902 in Berlin
                              									veranstaltete. An dieser Prüfung beteiligten sich: 1. Gasmotorenfabrik Deutz, Köln-Deutz, 2. Dürr-
                                 										Motoren-Gesellschaft m. b. H., Berlin SW., 3. Gebr.
                                 										Körting, Körtingsdorf, 4. Motorfahrzeug- und
                                 										Motorenfabrik Berlin, A.-G., Marienfelde (2 Maschinen), 5. Dresdner Gasmotorenfabrik vorm. Moritz Hille,
                              									Dresden-A. (2 Maschinen), 6. Motorenfabrik Oberursel
                                 										A.-G., Oberursel, 7. Maschinenbau-A.-G. vorm. Ph.
                                 										Swiderski, Leipzig-Plagwitz, 8. Ullrich &
                                 										Hinrichs, A.-G., Ratingen. Die Firmen unter No. 1, 2, 4 und 6 haben ihre
                              									Motoren auch auf die Ausstellung für Kartoffel Verwertung geschickt.
                           Die Prüfung, über welche kürzlich ein BerichtDie
                                    
                                    											Hauptprüfung von Spirituslokomobilen 1902. Prüfungsbericht, erstattet von
                                    											Prof. Dr. Eugen Meyer–Charlottenburg. (Heft 78
                                    											der „Arbeiten der Deutschen
                                       										Landwirtschafts-Gesellschaft“.) veröffentlicht worden ist, ergab
                              									als wesentlichstes Resultat, dass es den Konstrukteuren gelungen ist, durch Erhöhung
                              									des Kompressionsgrades den Spiritusverbrauch sehr niedrig zu halten. Es seien an der
                              									Hand des Prüfungsberichtes hierzunächst einige Angaben über die mit Preisen
                              									ausgezeichneten Lokomobilen gemacht.
                           Die Gasmotorenfabrik Deutz, welche einen ersten Preis
                              									und den vom Kaiser gestifteten Siegerpreis erhalten hat, führte eine nom. 12 PS
                              									Lokomobile vor, deren Zylinderdurchmesser 210 mm bei 300 mm Kolbenhub beträgt, die
                              									Umdrehungszahl ist 280. Der Kompressionsgrad beträgt 8,90. Sämtliche Ventile sind
                              									zwangläufig gesteuert, und die Regulierung erfolgt durch einen Zentrifugalregulator
                              									in der Art, dass durch Verschieben eines abgeschrägten Nockens sowohl die Spiritus–,
                              									wie die Luftmenge verändert wird. Bei dieser Regulierung durch Veränderung der
                              									Füllung ist der Gang der Maschine etwas gleichmässiger als bei der im allgemeinen
                              									mehr gebräuchlichen Aussetzerregulierung, und bei schwacher Belastung werden
                              									Versager, die sonst wohl infolge Abkühlung entstehen können, sicher vermieden. Die
                              									Kühlung des Zylinders ist als Verdampfungskühlung ausgebildet, d.h. der Wasservorrat
                              									bleibt ruhig im Kühlraum und nimmt, da er offen verdampft, sehr bald die
                              									Siedetemperatur an. Die Lokomobile ist in Fig. 1 in
                              									äusserer Ansicht dargestellt.
                           Ebenfalls einen ersten Preis erhielt die Motorfabrik
                                 										Berlin-Marienfelde, jetzt Daimler
                                 										Motoren-Gesellschaft, Zweigniederlassung Berlin-Marienfelde, die eine 14
                              									PS- und eine 6 PS-Lokomobile, System Marienfelde, zur
                              									Prüfung stellte. Auch diese Motoren (s. Fig. 2), sind
                              									mit Verdampfungskühlung ausgerüstet, sie regulieren durch Aussetzer derartig, dass
                              									bei zu grosser Geschwindigkeit das Einströmventil und das Spiritusventil nicht
                              									geöffnet werden, so dass kein Gasgemisch angesaugt werden kann. Die 14 PS-Lokomobile
                              									macht bei 250 mm Zylinderdurchmesser und 400 mm Hub 200 Umdrehungen i. d. Min. Ihr
                              									Kompressionsgrad ist 10,26.
                           Je ein zweiter Preis wurde der Dürr-Motoren-Gesellschaft
                              									und der Dresdner Gasmotorenfabrik zugesprochen. Die
                              									Dür-Lokomobile weist einen eigentümlichen Bau auf, der aus dem Gedanken heraus
                              									gewählt ist, die Massenbewegungen auszugleichen. Es sind deshalb 2 Kolben in dem
                              									langen Zylinder angeordnet, welche in jedem Augenblick entgegengesetzt gerichtete
                              									Bewegungen ausführen, die durch Pleuelstangen, zweiarmige Hebel und wiederum Stangen
                              									auf die unter dem Zylinder liegende Kurbelwelle übertragen werden. Die ganze
                              									Maschine ist in einem kesselartigen, vor Schmutz schützenden Gehäuse untergebracht,
                              									so dass die Lokomobile in den Umrissen einer Dampf lokomobile ähnlich wird, zumal
                              									der Rückkühler für das Kühlwasser die Form des Schornsteins besitzt. Die für nom.
                              									16–20 PS bemessene Lokomobile hat 226,5 mm Zylinderdurchmesser, 518 mm Hub und eine
                              									minutl. Umdrehungszahl von 280. Der Kompressionsgrad beträgt 6,68. Reguliert wird
                              									durch Aussetzer mittels Offenhaltens des Auspuffventils, die Kühlung ist eine
                              									Umlaufkühlung.
                           Der nom. 8–11 PS-Motor von Dresden hat bei 200 mm Zylinderdurchmesser und 400 mm Hub
                              									eine Umdrehungszahl von 200 i. d. Min. Er besitzt Umlaufkühlung und
                              									Aussetzerregulierung, bei welcher ähnlich der Marienfelder Konstruktion durch ein
                              									Regulierpendel bei zu raschem Gang das Oeffnen des gesteuerten Einströmventils
                              									verhindert wird. Der Kompressionsgrad beträgt 6,26.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 259
                              Fig. 3. Spirituslokomotive der Dürr-Motoren-Gesellschaft.
                              
                           Alle Motoren werden zweckmässig mit Benzin angelassen, weil zum Betrieb mit Spiritus
                              									eine angemessene Erwärmung des Vergasers notwendig ist. Das Umschalten auf Spiritus
                              									kann durchschnittlich 2 Min. nach dem Beginn des Anlassens erfolgen.
                           In der folgenden Tabelle sind die Zahlen für den Spiritusverbrauch für 1 gebremste
                              									PS-Std. bei verschiedener Belastung, und der zugehörige Wirkungsgrad
                              									zusammengestellt, daneben sind noch die durch den Indikator gemessenen Spannungen
                              									der Kompression und Explosion angegeben.
                           Für einen Motor von nom. 12 PS betragen daher die Brennstoffkosten unter
                              									Zugrundelegung der Versuche am Deutzer Motor bei Vollbelastung und 365 g
                              									Spiritusverbrauch 7,3–7,6 Pfg., bei halber Belastung (6,27 PS) und 507 g Verbrauch
                              									10,1–10,6 Pfg. Die entsprechenden Zahlen sind für Benzin 7,1 und 10,4 Pfg., für
                              									Petroleum 7,3 und 10,8 Pfg.
                           Es ist natürlich, dass auf der Ausstellung, deren Besucher ja in ihrer Mehrheit
                              
                              									landwirtschaftlichen Kreisen angehörten, die für Landwirtschaftsbetriebe besonders
                              									verwendbarenLokomobilen unter den Spiritusmotoren sehr stark vertreten
                              									waren.
                           Neuerdings hat der Spiritusmotor sich auch als Kraftquelle für Feld- und Grubenbahnen
                              									seinen Platz gesichert. Für solche Bahnen ist die Anwendung von Explosionsmotoren
                              
                              									wegen ihrer Feuersicherheit, raschen Inbetriebsetzung und wegen des Umstandes, dass
                              									die Maschine in den Betriebspausen nicht unter Dampf gehalten zu werden braucht,
                              									recht vorteilhaft. Für Grubenbahnen kommt noch hinzu, dass Dampflokomobilen wegen
                              									ihrer Rauchbildung ohne weiteres ausgeschlossen sind. Petroleumlokomobilen haben
                              									dafür allerdings die unangenehme Eigenschaft, durch ihre Auspuffgase die Luft zu
                              									verschlechtern, so dass in Gruben wohl nur Benzin oder Spiritus in Betracht kommen.
                              									Versuche von Dr. Carl Hohmann-Düsseldorf an einer 6
                              									PS-Benzinlokomotive von Deutz haben ergeben, dass die Abgase von
                           
                              
                                 Fabrikant
                                 Brems-leistungPS
                                 Spiritus-verbrauchfür1
                                    											PS/Std.g
                                 Wirkungs-gradv.
                                    											H.
                                 Kompressions-Ueberdruck
                                 Explosions-Ueberdruck
                                 
                              
                                 Atm.
                                 Atm.
                                 
                              
                                 Gas-motorenFabrikDeutz
                                 16,8012,09  6,27  0
                                   364,9  389,1  507,12105,3 i. d. Stunde.
                                 31,629,622,7–
                                 13,6  9,6  5,4  2,6
                                 331912,5  8
                                 
                              
                                 Marien-felde
                                 19,7715,19  7,34  0
                                   352,0  396,9  507,71596,8 i. d. Stunde.
                                 32,729,022,7–
                                 16151210
                                 32302823
                                 
                              
                                 Dürr
                                 22,4419,14  9,86  0
                                   383,8  411,8  532,82901,4 i. d. Stunde.
                                 30,028,021,6–
                                 7,17,17,37,1
                                 2221,51712,2
                                 
                              
                                 Dresden
                                 14,14  9,85  4,98  0
                                   503,8  532,0  682,71950,7 i. d. Stunde.
                                 22,921,716,9–
                                 10101010
                                 31313230
                                 
                              
                           
                           unverbrannten Rückständen weniger als 0,1 v. H., von Kohlensäure 0,62 cbm für
                              									jede Pferdestärkenstunde enthalten, d.h. durchschnittlich weniger als von einem
                              									Pferde bei gleicher Leistung erzeugt werden (nämlich 0,57–0,76 cbm). Für
                              									Spirituslokomotiven wird die Zusammensetzung jedenfalls nicht schlechter sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 260
                              Fig. 4. 25 PS-Bootsmotor der Daimler-Motoren-Gesellschaft.
                              
                           Spirituslokomotiven waren ausgestellt von der Gasmotorenfabrik Deutz, von der Motorenfabrik
                                 										Oberursel und von der Dürr-Motoren-Gesellschaft. Eine Abbildung der letzteren gibt Fig. 3. Die Anordnung der Motoren ist dieselbe wie bei
                              									den Lokomobilen, bei Deutz und Dürr liegend, bei Oberursel stehend.
                           Endlich ist noch der Verwendung der Spiritusmotoren für Schiffszwecke zu gedenken,
                              									wovon die Ausstellungen vonDaimler und von Deutz Beispiele boten. Daimler-Marienfelde hatte in den ersten Tagen nach Eröffnung der
                              									Ausstellung einen vierzylindrigen 50 PS-Motor vom Typus des in Fig. 4 dargestellten 25 PS-Motors ausgestellt, welcher
                              									für die Kaiserlich Russische Marine bestimmt ist und zum Betrieb einer
                              									Beleuchtungsdynamomaschine dienen soll. Dieselben Motoren werden auch zum Antrieb
                              									der Schrauben welle in Booten benutzt und können mit Benzin oder Spiritus gespeist
                              									werden. Naturgemäss muss deshalb die Kompression in massigen Grenzen gehalten
                              									werden, sie beträgt 6 Atm., sodass der Verbrauch an Spiritus höher ist als unter
                              									günstigen Verhältnissen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 260
                              Fig. 5. Teile der Deutzer Drehflügelschraube
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 260
                              Fig. 6. 8 PS-Bootsmotor mit Drehflügelschraube der Gasmotorenfabrik
                                 										Deutz.
                              
                           An dem 8pferdigen Bootsmotor von Deutz verdiente die Drehflügelschraube Beachtung. Wie Fig. 5 erkennen lässt, sind die beiden
                              									Schraubenflügel nicht fest an der Welle angebracht, sondern in ihrer Neigung
                              									verstellbar. Die Verstellung erfolgt durch einen Handhebel (vgl. Fig. 6), mittels dessen eine durch die hohle Welle
                              									gehende Stange in der Längsrichtung verschoben werden kann. Am Ende trägt diese
                              									Stange eine Gabel mit Verzahnung, in welche die an den Flügeln sitzenden
                              									Zahnradsegmente eingreifen. Durch eine Verstellung des Handhebels wird daher eine
                              									Drehung der Schraubenflügel bewirkt. Diese können aus ihrer Mittellage, in welcher
                              									sie senkrecht zur Welle stehen, also bei ihrer Drehung keine Fortbewegung bewirken,
                              									nach beiden Seiten verstellt werden, also vorwärts und rückwärts arbeiten, ohne dass
                              									ihr Drehungssinn sich ändert. Nähert man die Flügel aus ihrer Endlage der
                              									Mittelstellung, so verlangsamt man dadurch die Geschwindigkeit. Ohne Zweifel ist
                              									diese Einrichtung für Explosionsmotoren von erheblichem Wert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 261
                              Fig. 7. Kartoffel-Trockenapparat von Venuleth u. Ellenberger.
                              
                           
                        
                           
                              
                              Die Kartoffeltrockenapparate.
                              
                           Der hohe Wassergehalt der Kartoffeln von durchschnittlich rd. 25 v. H. bewirkt es.
                              									dass ein weiter Transport der für Futterzwecke zu verwendenden Kartoffeln
                              									ausgeschlossen ist, weil die Frachtkosten den Preis zu hochschrauben. Es kommt dazu,
                              									dass die in frischem Zustand gelagerten Kartoffeln durch Verderben, durch Keimung
                              									und durch die fortdauernde Lebenstätigkeit Verluste erleiden, die bis zur Verwendung
                              									der Kartoffeln durchschnittlich 9 bis 10 v. H. betragen. Durch Austreiben des
                              									Wassers wird man das Produkt hochwertiger machen, können, so dass ein weiterer
                              									Transport lohnend ist, und ausserdem wird man die Verluste zum grossen Teil
                              									vermeiden. Wenn in neueren Veröffentlichungen, wie z.B. in dem Bericht, den Herr Dr. Albert-Münchenhof in der Sitzung der
                              									Geräte-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft am 14. Februar d. J.
                              									über die Prüfung der Kartoffeltrocken-Apparate erstattete, angenommen wird, dass durch das
                              									Trocknen alle Lagerverluste ausgeschlossen werden und damit jährlich unter
                              									Zugrundelegung der Erzeugung des Jahres 1901 mit rd. 48 Mill. Tonnen etwa 4,5 Mill.
                              									Tonnen erhalten bleiben, so wird diese Rechnung allerdings eine Einschränkung
                              									erfahren müssen. Erstens wird das Trocknen mehrere Monate in Anspruch nehmen, so
                              									dass eine Lagerung, wenn auch von kürzerer Dauer als sonst, doch stattfinden muss,
                              									und zweitens werden die Verluste vermutlich zum Teil durch natürliches Trocknen
                              									entstehen.
                           Das ganze Verfahren der Kartoffeltrocknung ist noch neu, erst die Ueberproduktion der
                              									letzten Jahre gab die Veranlassung dazu. Um so überraschender ist die grosse Zahl
                              									von Apparaten, die schon für diesen Zweck gebaut worden sind. Auf das im Jahre 1902
                              									von verschiedenen Korporationen gemeinsam erlassene Preisausschreiben wurden 40
                              									Apparate angemeldet, von denen im Verlauf der Vorarbeiten zu den Prüfungen 22
                              									ausgeschieden wurden, so dass noch 18 verblieben.
                           Das Trocken-Verfahren besteht darin, dass die Kartoffeln auf einer besonders dafür
                              									eingerichteten Maschine oder bei einfachen Anlagen auch auf einem gewöhnlichen
                              									Rübenschneider geschnitten werden, und dass diese Schnitzel dann einer mehr oder
                              									weniger hohen Temperatur ausgesetzt werden.
                           Die wesentlichen Unterschiede der verschiedenen Apparate bestehen in der Art der
                              									Erhitzung der Kartoffeln, die entweder eine unmittelbare sein kann, indem man die
                              									Feuergase durch den Trockenraum hindurch leitet, oder eine mittelbare, bei welcher
                              									die Trockenluft durch Heizapparate erwärmt wird. Diese Heizapparate können wieder
                              									entweder durch Dampf oder durch die Feuergase selbst erhitzt werden.
                           Als Beispiel eines Trockenapparates, welcher mit unmittelbarer Einwirkung der
                              									Feuergase arbeitet, diene der in Fig. 7 dargestellte
                              									Trockenapparat von Venuleth & Ellenberger in
                              									Darmstadt. Der Trockenraum enthält eine Anzahl von übereinander liegenden, aus je 15
                              
                              									Mulden gebildeten Etagen, in welchen die Kartoffelschnitzel von dem Einschüttrumpf
                              									aus durch Schnecken im Gegenzuge weiter befördert werden, die dabei von jedem
                              									Kartoffelstück durchlaufene Weglänge beträgt ungefähr 15 in. Die Anzahl der Etagen
                              									richtet sich nach der geforderten Leistung, da jede Etage unabhängig von den anderen
                              									eine Menge von etwa 250 kg trocknen kann. Dadurch lässt sich der Apparat für Klein-
                              									und Grossbetriebe bemessen. Ueber die Mulden hinweg streichen die Feuergase, die in
                              									der rechts befindlichen Feuerung erzeugt, durch mehrfache Ablenkung von gröberen
                              									Verunreinigungen befreit undzwecks Wärmeregelung mit kalter Luft gemischt
                              									werden. Das Absaugen erfolgt durch den links angeordneten Ventilator. Während des
                              									Anheizens wird der über der Feuerung stehende Schornstein geöffnet, sodass die
                              									Feuergase unmittelbar ins Freie entweichen.
                           Ebenfalls mit direkter Heizung arbeiten die Apparate von Knauer in Calbe, von Wüstenhagen in
                              									Hecklingen und von Büttner & Meyer. Erstere beiden
                              									arbeiten mit rotierenden Trommeln, in welchen sich die Kartoffeln fortbewegen, und
                              									sind nur für den Grossbetrieb brauchbar, der letzte ist als zweietagige Darre
                              									ausgebildet, deren Fläche dem Umfang des Betriebes angepasst werden kann.
                           Die Trocknung mit direkter Heizung hat den Vorteil günstiger Wärmeausnützung und
                              									dementsprechend geringer Betriebskosten, sodass sie für den Grossbetrieb wohl
                              									ausschliesslich und für den Kleinbetrieb überwiegend in Betracht kommen wird. Bei
                              									mangelnder Aufmerksamkeit des Heizers liegt allerdings die Gefahr nahe, dass die
                              									Kartoffeln überhitzt und verbrannt werden können. In dieser Hinsicht ist die
                              									mittelbare Beheizung durch Dampf vorteilhafter, bei welcher eine sehr gute und
                              									gleichmässige Trocken wäre erhalten wird. Mit Dampfheizung arbeitet z.B. der Apparat
                              									der Anhaltischen Zündwarenfabrik Heintz & Bischof
                              									in Coswig i. A., bei welchem die Kartoffelschnitzel auf Horden getrocknet werden. Wo
                              
                              									aber nicht Abdampf zum Beheizen verwendet werden kann, werden die Betriebskosten
                              									recht hoch.
                           Bei der Prüfung der Apparate war vorgeschrieben worden, dass Anlagen für den
                              									Grossbetrieb mindestens 200 Zentner, für den Kleinbetrieb mindestens 50 Zentner
                              									Kartoffeln in 12 Stunden verarbeiten müssen. Im Grossbetrieb sollten die
                              									Trockenkosten nicht über 20 Pfg. für den Zentner Rohkartoffeln betragen. Die Kosten
                              									beliefen sich für den Zentner Rohkartoffeln bei dem Apparat von Knauer, der in 12 Stunden 675 Zentner trocknete, auf
                              									14,64 Pfg.; bei demjenigen von Wüstenhagen auf 22,13
                              									Pfg.; bei Venuleth & Ellenberger auf 16,40 Pfg.;
                              									bei Büttner & Meyer auf 23,6 Pfg. Da die Apparate
                              									auch zum Trocknen anderer Substanzen (Rübenschnitzel, Rübenblätter, auch Getreide)
                              									dienen können, tritt durch Ausnutzung für diese Zwecke noch eine Verbilligung der
                              									Trockenkosten ein.
                           Auf Grund der Prüfung wurden folgende Preise verteilt: Für Grossbetriebe Knauer und Venuleth &
                                 										Ellenberger je 10000 M., Büttner & Meyer
                              									5000 M. Für Kleinbetriebe Venuleth & Ellenberger
                              									und Büttner & Meyer je 2500 M. Ausserdem erhielten
                              										Wüstenhagen und Heintz
                                 										& Bischof ehrenvolle Anerkennungen.