| Titel: | Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen Telegraphie. | 
| Autor: | Adolf Prasch | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 273 | 
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                        Neuerungen an den verschiedenen Systemen der
                           								drahtlosen Telegraphie.
                        Von Ingenieur Adolf Prasch,
                           									Wien.
                        Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen
                           
                           								Telegraphie.
                        
                     
                        
                           Wie es in der Natur der Sache liegt, haben die Ergebnisse der Versuche von Marconi vielseitige Anregung gegeben, den beschrittenen Weg
                              									weiter zu verfolgen und durch eingehendere Erforschung des bisher noch dunklen
                              									Gebietes der Fortpflanzung elektrischer Wellen im Raume einen Beitrag zur
                              									endgiltigen Lösung dieser nicht nur interessanten, sondern auch hervorragend
                              									praktisch wichtigen Frage zu liefern. Wurde durch Marconi die Möglichkeit der Nachrichtenvermittlung mittels elektrischer
                              									Wellen bereits in überzeugender Weise nachgewiesen, so hafteten dieser Vermittlung
                              									doch noch eine Reihe von Mängeln an, deren Beseitigung bisher nur teilweise gelungen
                              									ist. Das Bestreben der Forscher, Marconi allen voran,
                              									geht nun dahin, eine befriedigende Lösung der noch in Schwebe stehenden Aufgaben zu
                              									finden.
                           Drei Punkte sind es hauptsächlich, deren Klärung das nächste Ziel der Forschungen
                              									bilden. Als der wichtigste derselben dürfte das Problem der gegenseitigen Abstimmung
                              									zu bezeichnen sein. In zweiter Linie wird gesucht, die Entfernungen, über welche
                              									noch eine Nachrichten Vermittlung möglich ist, bedeutend zu vergrössern. Als dritter
                              									Punkt dürfte endlich das Bestreben zu verzeichnen sein, die drahtlose Telegraphie
                              									auch für die Nachrichtenvermittlung über Land in einer den bestehenden Bedürfnissen
                              									Rechnung tragenden Weise auszugestalten und auch hier die zur Zeit noch sehr
                              									beschränkten Entfernungen zu erweitern.
                           Am weitesten dürfte in Bezug auf die Erweiterung der Entfernung, über welche noch
                              									verkehrt werden kann, Marconi gelangt sein, dem nach
                              									beglaubigten Nachrichten die Durchquerung des atlantischen Ozeans gelungen ist, und
                              									der bereits am 22. Dezember v. J. Nachrichten von Kap Breton in Kanada nach Cornwall
                              									in England übersendet hat (siehe S. 47 d. Bd).
                           Die Hindernisse, die sich der Errichtung einer regelrechten Nachrichten Vermittlung
                              									auf diesem Wege entgegensetzen, sind, wie dies aus den später vorzuführenden
                              									Versuchen verschiedener Forscher zu ersehen sein wird, sehr bedeutende, und da es
                              									kaum möglich sein wird, sie auch nur annähernd unschädlich zu machen, so wird an
                              									eine Beseitigung derselben vorläufig nicht gedacht werden können.
                           Immerhin können die bisher erreichten Entfernungen schon als recht erhebliche
                              									angesehen werden, und hat man sich der Grenze, bis zu welcher nach den dermaligen
                              									Verhältnissen eine derartige gegenseitige Verbindung als praktisch wünschenswert
                              									angesehen werden kann, schon sehr genähert.
                           Weniger glücklich ist man jedoch in Bezug auf die Abstimmung gewesen, indem es zur
                              									Zeit noch immer nicht gelungen ist, eine vollkommene Abstimmung zu erreichen. Es ist
                              									dies aber auch trotz der aufs sinnreichste erdachten Anordnungen nicht Wunder zu
                              									nehmen, da man noch immer auf den Fritter als Empfangsinstrument angewiesen ist, der
                              									bekanntlich auf Wellen der verschiedensten Längen anspricht, und somit eine andere,
                              									als eine indirekte Abstimmung unmöglich macht. Auch der neue magnetische
                              									Wellenempfängervon Marconi scheint der
                              									unmittelbaren Abstimmung unzugänglich zu sein. Die indirekte Abstimmung, die doch
                              									nur auf Resonanzwirkung beruhen kann, führt aber niemals vollständig zum Ziele. Die
                              									Hauptbedingung hierfür ist eine Reihe schwacher Impulse die den Empfänger zum
                              									Mitschwingen bringen und in ihrer zeitlichen Summierung auf den Fritter so
                              									einwirken, dass derselbe zum Ansprechen gelangt. Der Fritter muss auf diese Weise
                              									ziemlich unempfindlich gemacht werden. Da jedoch die Intensität der elektrischen
                              									Wellen mit zunehmender Entfernung abnimmt, so geht es auf etwas bedeutendere
                              									Entfernungen nicht gut an, den Fritter allzu unempfindlich zu gestalten, weil sonst
                              									die Zahl der erforderlichen Impulse eine zu grosse werden und hierdurch die
                              									Geschwindigkeit der Nachrichtenvermittlung Einbusse erleiden müsste. Wird dieser
                              									Fritter aber von Wellen einer näher gelegenen Station, die naturgemäss viel
                              									kräftiger wirken, getroffen, so wird er, auch wenn der Sender dieser Station nicht
                              									mit dem Empfänger der Eingangsstation abgestimmt ist, höchst wahrscheinlich
                              									ansprechen und so entweder eine soeben einlangende Nachricht stören oder sonst
                              									irgendwie zu Irrungen Veranlassung geben. Durch Anwendung sehr kräftiger Sender ist
                              									man sonach auch in der Lage, die Nachrichtenvermittlung zwischen zwei Stationen
                              									geradezu unmöglich zu machen.
                           Es dürfte in dieser Beziehung nur dann eine vollständige Lösung zu erwarten sein,
                              									wenn es gelingt, einen Empfänger zu finden, der bei gleichbleibender
                              									Empfindlichkeit, sich so abstimmen oder einrichten lässt, dass er nur auf eine
                              									bestimmte, beliebig zu wählende Wellenlänge anspricht.
                           Was nun die Vergrösserung der Entfernungen für den Verkehr über Land betrifft, so
                              									scheint man schon ganz günstige Ergebnisse erzielt zu haben, die vor nicht gar zu
                              									langer Zeit zu erreichen eine Unmöglichkeit schien. Diese Ergebnisse beziehen sich
                              									allerdings nur auf mehr ebenes Gelände, wogegen ähnliche Ergebnisse bei starken
                              									Bodenerhebungen nicht erreicht worden sein dürften.
                           Als Uebergang auf den eigentlichen Gegenstand soll vorerst eine Beschreibung des
                              									Systemes der drahtlosen Telegraphie von Slaby-Arco
                              									gegeben werden, nachdem die Systeme von Marconi und
                              									Prof. Braun in dieser Zeitschrift (s. D. p. J. 1901,
                              										316, Heft 50 u. 51, 1902, 317, Heft 29, 30 u. 32) bereits einer eingehenderen Besprechung unterzogen
                              									wurden.
                           
                        
                           
                              Das System der drahtlosen Telegraphie von Slaby-Arco.
                              
                           Slaby geht bei seinem Systeme von dem Grundgedanken aus,
                              									dass die Wirkung sowohl des Senders, als auch die des Empfängers dann am grössten
                              									ist, wenn die Länge des Auffang- bezw. Sendedrahtes, der hierbei geerdet sein muss,
                              									genau ¼ der Wellenlänge entspricht, weil sich hierdurch ein Schwingungsbauch der
                              									elektrischen Wellen an dem Ende derselben bildet und der Fritter hierdurch am
                              									kräftigsten angeregt wird. Da nun die von einem geerdeten Drahte ausgestrahlten
                              									elektrischen Wellen genau der vierfachen Länge dieses Drahtes entsprechen, so wird
                              									sich der Empfangsdraht dieser Länge anpassen müssen. Der für den Wellenempfang verwendete Fritter
                              									spricht nur auf Spannung an und muss daher so angeordnet werden, dass er gerade von
                              									dem Schwingungsbau ehe der Spannung getroffen wird. Da sich nun bei einem geerdeten
                              									Empfangsdraht der Spannungsbauch an der unzugänglichen Spitze des Drahtes ausbildet,
                              									indem der geerdete Draht an der Erdungsstelle das Potential Null hat; dieselbe ist
                              									sonach als Knotenpunkt der Spannungswelle anzusehen. Um diesem Hindernisse einer
                              									praktischen Anordnung des Fritters zu begegnen, ist es nur notwendig, in
                              									unmittelbarer Nähe des Erdungspunktes einen gleichgestimmten Verlängerungsdraht an
                              									den Empfangsdraht anzuschliessen, da sich die Schwingungen in diesem Drahte über den
                              									Knotenpunkt fortpflanzen und sich am Ende dieses Verlängerungsdrahtes ebenso ein
                              									Spannungsbauch ausbilden wird, wie an der Spitze des Auffangdrahtes. Dieser
                              									Verlängerungsdraht braucht, wie Fig. 1 zeigt, nicht
                              									geradlinig geführt zu werden, sondern er lässt sich auch zu einer elektrisch
                              									äquivalenten Spule aufrollen. Durch diese Anordnung wird nun zugleich erreicht, dass
                              									der Fritter gegen die Einwirkungen von Störungen durch elektrische Wellen anderer
                              									Wellenlänge geschützt ist, indem die Erde für dieselben keinen Knotenpunkt mehr
                              									bildet und sie sonach i statt in den Verlängerungsdraht, unmittelbar zur Erde
                              									abfliessen. So wird auch eine Störung der Empfangsstation durch Gewitter, die früher
                              									eine der häufigsten Störungsquellen bildeten, ausgeschlossen. Allerdings können auch
                              									hier geringere Störungen dann auftreten, wenn die einlangenden Wellenimpulse so
                              									starke sind, dass der Empfänger durch den Stoss des ersten Funkens in geringe
                              									Eigenschwingungen versetzt wird. Dies ist jedoch für von einer Sendestation
                              									ausgehende Wellen nur dann möglich, wenn sich erstere in sehr geringem Abstande von
                              									der Empfangsstation befindet. Bei grösseren Entfernungen reichen diese einmaligen
                              									Stösse nicht aus, sondern das Ansprechen erfolgt erst dann, wenn die zahlreichen
                              									Pulsationen des einzelnen Funkens in ihrem Zeitmass mit den Perioden der
                              									Eigenschwingung zusammentreffen und dadurch die Wirkung allmählich verstärken. Nach
                              									Ansicht der Erfinder ist hierdurch nicht nur die Sicherheit der Zeichengebung
                              									wesentlich vergrössert, sondern es erweitert sich auch die Entfernung, auf welche
                              									eine Uebertragung noch möglich ist, beträchtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 274
                              Fig. 1.
                              
                           Es mag hier als nicht unwesentlich erwähnt werden, dass die Möglichkeit, auf sehr
                              									weite Entfernungen noch mit Sicherheit sprechen zu können, nicht als ein dem Systeme
                              										Marconi eigenartiges Merkmal angesehen werden kann,
                              									indem sich bei entsprechender kräftiger Elektrizitätsquelle mit allen bisher
                              									bekannten Systemen die gleichen Entfernungen erreichen lassen müssen. Dass Marconi auch hier einen bedeutenden Vorspung
                              									nachzuweisen vermag, ist nicht in dem Systeme gelegen, sondern hauptsächlich darin,
                              									dass er von einer äusserst kapitalskräftigen Gesellschaft unterstützt, in der
                              									glücklichen Lage ist, seine Versuche ohne Rücksicht auf den damit verbundenen
                              									Kostenaufwand durchführen zu können. Ferner ist hierbei auch in Betracht zu ziehen,
                              									dass seitens der anderen, nicht minder genialen Erfinder, auf die Erreichung so
                              									grosser Entfernungen kein besonderer Wert gelegt wird, indem es sich doch
                              									vornehmlich darum handelt, innerhalb begrenzter Entfernungen, deren Höchstwert mit
                              									300 km angenommen werden kann, eine durchaus verlässliche Nachrichtenvermittlung zu
                              									ermöglichen. Es werden schon jetzt ganz gewichtige Bedenken gegen die Anwendung so
                              									mächtiger Wellenerreger, wie solche von Marconi bei
                              									seinen Versuchen zur Telegraphie über den atlantischen Ozean zur Anwendung gelangen,
                              									erhoben, weil die auf diese Weise sich über einen weiten Raum zerstreuenden
                              									elektrischen Wellen infolge ihrer Mächtigkeit den wichtigsten Erfolg der drahtlosen
                              									Telegraphie, nämlich den Verkehr zwischen den Schiffen unter sich und dem Festlande
                              
                              									illusorisch zu machen vermögen. Es ist dies einfach dadurch erklärt, dass die
                              									Schiffe, wenige Ausnahmen abgerechnet, stets mit nicht abgestimmten Empfängern
                              									ausgerüstet sind, um eben unter sich und ebenso mit den verschiedenen
                              									festländischen Stationen anstandslos verkehren zu können. Ihre Empfänger sprechen
                              									auf alle Wellen an und werden daher durch die von der mächtigeren Sendestelle
                              									ausströmenden Wellen beeinflusst. Eine Geheimhaltung der Nachrichten ist trotz
                              									gegenseitiger Abstimmung zwischen Sende- und Empfangsstelle ebenfalls
                              									ausgeschlossen, indem dieselben von näheren Punkten aus auch mit gewöhnlichen
                              									Empfängern aufgenommen werden können.
                           Nach dieser Abschweifung auf das System Slaby-Arco
                              									zurückkommend, ist als weiterer Vorteil der Anordnung dieser Erfinder hervorzuheben,
                              									dass für dieselbe vorhandene Erdleiter, wie Blitzableiter und eiserne Schiffsmaste,
                              									ohne weiteres zum Geben und Empfangen von Funkentelegrammen verwendet werden können.
                              									Die Abstimmung korrespondierender Apparate, sowie das gleichzeitige Empfangen
                              									verschiedener Telegramme mit einem Fangdrahte ist hierdurch, wie dies die
                              									praktischen Versuche bestätigen, gleichfalls als eine gelöste Aufgabe zu
                              									betrachten.
                           Um dies zu erklären, sei vorher erwähnt, dass man bezüglich der Wellenlänge
                              									allerdings auf die Länge der Sende- und Auffangdrähte angewiesen ist und man
                              									dieselbe nicht nach Belieben verlängern und verkürzen kann. Es wird dies aber
                              									indirekt doch dadurch möglich, dass man auch Wellen anderer Länge unter bestimmten
                              									Voraussetzungen zum Weiterwandern in dem Verlängerungsdraht veranlasst. Es erfolgt
                              									dies in der Weise, dass man die Gesamtlänge des Drahtes, d.h. Auffangdraht und
                              									Verlängerungsdraht gleich der halben Wellenlänge macht. Es ist dann der Erdungspunkt
                              									zwar kein reiner Knotenpunkt mehr, er lässt aber die Wellen fast ungeschwächt durch
                              									und zwar nur diese Wellen und keine anderen, indem nur hier die Welle der
                              									entsprechenden Länge frei ausschwingen kann, weil der Endpunkt des Drahtes einen
                              									Schwingungsbauch für die Spannung bildet. Sollen demnach von einem Auffangdrahte von
                              									nur 40 m Höhe Wellen empfangen werden, deren Länge nicht 160, sondern 200 m beträgt,
                              									so ist die Länge des Verlängerungsdrahtes mit 60 m zu bemessen. Durch dieses
                              									einfache Mittel ist es in ziemlich weitem Umfange ermöglicht, eine Empfangsstation
                              									zur Aufnahme verschiedener Wellenlängen einzurichten. Man braucht nur den
                              									verschiedenen Zusatzdrähten eine solche Länge zu geben, dass sie mit der
                              
                              									Auffangstange zusammen die Hälfte der entsendeten Wellenlänge ausmachen. Die
                              									einlangenden Wellen gehen hierbei nur in jenen Verlängerungsdraht über, der der
                              									Hälfte der entsendeten Welle entspricht, während alle anderen Wellen entweder in die
                              									Erde oder in jenen Verlängerungsdraht übergehen, der der Hälfte der Länge der
                              									betreffenden Welle gleichkommt. Man ersieht, dass es auf diese Weise möglich wird,
                              									durch Anwendung einer grösseren Zahl von Verlängerungsdrähten, die mit
                              									entsprechenden Empfangsapparaten verbunden werden, gleichzeitig eine Anzahl
                              									verschiedener Nachrichten ohne gegenseitige Störung aufnehmen zu können.
                           Die Wirkungen der einlangenden Wellen lassen sich nun durch eine einfache, von Slaby
                              									„Multiplikator“ genannte Einrichtung, vergrössern. Dieser Apparat besteht in
                              									seiner einfachsten Gestalt aus einer Drahtspule von bestimmter Form und
                              									Wicklungsart, die von der Wellenlänge abhängen. Diese Spule hat die Eigenschaft, die
                              									Geschwindigkeit eines elektrischen Impulses herabzusetzen, woraus aber eine
                              									wesentliche Erhöhung der Spannung sich ergiebt. Dieser Multiplikator ist aber nicht
                              									mit einem Transformator zu verwechseln, da derselbe keine Sekundärspule besitzt.
                           Die Wirkung dieses Multiplikators lässt sich auf Resonanzerscheinungen zurückführen
                              									und durch einen Vergleich mit einer ähnlichen akustischen Erscheinung erklären. Eine
                              									durch einen Schlag in Schwingungen versetzte Stimmgabel ertönt akustisch, ebenso wie
                              									ein Auffangdraht elektrisch ertönt, wenn er von elektrischen Wellen getroffen wird.
                              									Der erzeugte Ton der Stimmgabel ist aber nur schwach und verklingt sehr rasch
                              									infolge der Dämpfung, durch Widerstände, die die Zinken der Gabel bei ihren
                              									Schwingungen zu überwinden haben. Setzt man aber die schwingende Gabel auf einen
                              									Resonanzboden, so wird der Ton sofort lauter und währt länger an. Hier werden die
                              									Schwingungen auf ein anderes Medium übertragen, welches eine geringere Dämpfung
                              									besitzt und die Schwingungamplituden verstärkt, Jn ganz ähnlicher Weise beruht die
                              									Wirkung des Multiplikators auf Verstärkung der Schwingungen und man erhält
                              									infolgedessen einen grösseren Spannungshauch oder eine grössere Spannung am Fritter.
                              									Da nun der Fritter nur auf Spannung anspricht, so wird hierdurch die Sicherheit
                              									seines Ansprechens vergrössert. Der Multiplikator wirkt aber auch in anderer Weise,
                              									indem er nur solche Wellen hindurch lässt, auf welche er abgestimmt ist. Hierdurch
                              									wird die Sicherheit der Abstimmung wesentlich erhöht, indem alle Wellen, welche zu
                              									gross oder zu klein sind, aber von dem unvollkommenen Knotenpunkte an der Erdleitung
                              									durchgelassen wurden, von dem Multiplikator reflektiert werden und daher nicht zu
                              									dem Fritter gelangen können. Eine derartige Anordnung, in welcher A die Auffangstange, V den
                              									Verlängerungsdraht, M den Multiplikator, F den Fritter, B die
                              									Batterie für die Betätigung des Empfangsapparates R, K
                              									einen Kondensator und E die Erdverbindungen bedeuten,
                              									ist in Fig. 2 schematisch dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 275
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 275
                              Fig. 3.
                              
                           Von dem Gesichtspunkte ausgehend, dass die Funkentelegraphie eine elektrische
                              									Kraftübertragung ist, bei welcher die grösstmöglichste elektrische Energie in die
                              									oszillierende Form umzusetzen ist, wurde hierfür nicht nur die Anwendung einer sehr
                              									hohen Spannung, sondern auch die einer grossen Elektrizitätsmenge als dienlich
                              									erachtet. Letztere wird nun von Slaby-Arco in der Weise
                              									erzeugt, dass statt eines einfachen isolierten Drahtes eine geerdete Sendeschleife
                              										(Fig. 3) zur Anwendung gelangt, in welche zur
                              									Vergrosserung der Elektrizitätsmenge ein Kondensator K
                              									eingeschaltet wird, bestehend aus einer Reihe von Leydener Flaschen. Für die Ladung
                              									wird die gesamte, durch die Erde geschlossene Schleife benutzt, wogegen für die
                              									Entladung, die mit dem Einsetzen des Funkens beginnt und die für die Fernwirkung
                              									allein wirksamen elektrischen Schwingungen hervorruft, nur der erste Vertikaldraht
                              										CK zur Ausnutzung gelangt. Um den Uebertritt
                              									dieser schnellen Schwingungen in den zweiten Vertikaldraht zu verhindern, wird
                              									zwischen den beiden Vertikaldrähten eine stark verstimmte Spule s von grosser elektrischer Trägheit geschaltet. Diese
                              									Spule reflektiert die Schwingungen und lässt sie daher nicht auf den zweiten Draht
                              									übergehen. Die Fernwirkungen können daher nur von dem ersten Drahte ausgehen und
                              									werden durch etwaige Gegenwirkungen des zweiten Vertikalleiters DE nicht gestört. Die Länge der von einem solchen
                              									Sender ausgesendeten Wellen ist durch die Länge des Drahtes und die Grösse des
                              									Kondensators vollkommen bestimmt. Sie lässt sich jedoch durch Einschaltung
                              									abgestimmter Spulen, deren Trägheitswirkung die Frequenz der Schwingungen
                              									herabsetzt, nach Belieben verändern. Es entspricht sonach auch jeder Frequenz eine
                              									genau zu berechnende Wellenlänge.
                           Eine andere Anordnung der Sendeanordnung ist aus Fig.
                                 										4 zu ersehen. Bei ihr wird der Kondensator K
                              									nicht mehr in den Stromkreis der Sendestange A
                              									geschaltet, sondern steht einesteils mit einer der Funkenkugeln F, anderenteils mit der Erde in Verbindung. Wird in
                              									diesem Falle der Draht durch einen ausgelösten Funken zu elektrischen Schwingungen
                              									angeregt, so beträgt die von demselben entsendete Wellenlänge genau das Vierfache
                              									der Länge des Sendedrahtes. Will man nun mit einer grösseren Wellenlänge arbeiten,
                              									so ist es nur notwendig, zwischen dem Drahte und der Erdleitung eine Zusatzspule Z einzuschalten, wie solche in Fig. 4 durch Punktierung angedeutet ist. Durch eine grössere Anzahl
                              									solcher Zusatzspulen, die auf einfache Weise zugeschaltetwerden können, kann
                              									man sonach mit einer, die Zahl der Zusatzspulen um 1 übersteigenden Anzahl von
                              									Wellenlängen arbeiten. Zur Erzielung der grössten Wirkung erscheint es aber
                              									wünschenswert, die Schwingungen in dem durch die Erdverbindung geschlossenen Kreise,
                              									auf die Schwingungen des Drahtes abzustimmen, was in der einfachsten Weise durch
                              									Verstellung der regulierbaren Selbstinduktion S oder
                              									der regulierbaren Kapazität K erfolgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 275
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 275
                              Fig. 5.
                              
                           Um eine sehr sichere Wirkung zu erzielen, ist es notwendig, die Energie der Stösse
                              									des Funkengebers so gross als möglich zu gestalten. Dies hängt aber nicht allein von
                              
                              									der Spannung, sondern auch von der Elektrizitätsmenge ab, welche bei der
                              									Funkenbildung zur Auslösung gelangt. Die Stosswirkung wird, wie beim freien Falle,
                              									um so grosser, je grosser neben der Fallhöhe bezw. Spannung die in Bewegung gesetzte
                              									Masse bezw. Elektrizitätsmenge ist. Die Funkenlänge jedoch, welche der angewendeten
                              									elektrischen Spannung entspricht, genügt hierfür allein nicht, es muss auch in dem
                              									Funken eine möglichst grosse Elektrizitätsmenge pulsieren.
                           Bei den üblichen Induktionsapparaten wird hauptsächlich auf die Erzeugung möglichst
                              									hoher Spannungen gesehen und sind die bei denselben in Bewegung gesetzten
                              									Elektrizitätsmengen äusserst geringe. Sie lassen sich allerdings dadurch etwas
                              									vergrössern, dass man die Funkenlänge, wie dies Marconi
                              									tut, verkleinert. Will man aber, wie dies für die sichere Nachrichtenübertragung auf
                              									grössere Entfernungen unbedingt notwendig ist, die Funkenenergie entsprechend
                              									vergrössern, so ist es notwendig, von der Anwendung der gewöhnlichen
                              									Induktionsapparate Abstand zu nehmen und sich kräftigerer Erregerquellen zu
                              									bedienen. Slaby verwendet für diesen Zweck eine
                              									Wechselstrommaschine in Verbindung mit einem Transformator, da es auf diesem Wege
                              									möglich ist, hochgespannte Energie mit beliebigen Elektrizitätsmengen zu erzeugen.
                              										Fig. 5 zeigt eine derartige Einrichtung, wie
                              									solche von Slaby an Bord der deutschen Kriegsschiffe
                              									aufgestellt wurde. In derselben bedeutet W die
                              									Wechselstrom maschine, welche durch einen Elektromotor angetrieben wird und die
                              									Primärwindungen des Hochspannungstransformators V
                              									speist. Die Sekundärwindungen dieses Transformators sind mit den Funkenkugeln A und B verbunden. Der von
                              									diesen beiden Funkenkugeln ausgehende Schwingungskreis ist, wie dies schon in Fig. 3 dargestellt erscheint, ein vollständig
                              									geschlossener. Hierbei besitzen die beiden Vertikalleiter AC und BE eine
                              									tunlichst geringe Selbstinduktion, wogegen der Leiter CD eine sehr grosse Selbstinduktion hat. Die Folge hiervon ist, dass bei
                              									sich auslösenden Entladungen die in dem senkrechten Leiter erzeugten elektrischen
                              									Wellen nicht in den Leiter CD
                              									übertreten können.
                              									Während der Ladung wird der ganze Stromkreis in Anspruch genommen. Der mit A verbundene Teil des Kreises liegt durch CD an Erde und behält somit nahezu in seiner
                              									ganzen Ausdehnung die Spannung der Erde, so dass die Ladung fast ausschliesslich in
                              									den Kondensator K erfolgt. Der Einfluss der
                              									Selbstinduktion in dem Drahte CD während des
                              									Ladungsvorganges ist infolge der geringen Periodenzahl des Wechselstromes ein sehr
                              									geringer, wird hingegen bei der ungeheuren Frequenz des Entladungsstromes ein sehr
                              									bedeutender. Da nun in dem Kondensator vor Entladung ganz bedeutende
                              									Elektrizitätsmengen aufgespeichert sind, so ist leicht ersichtlich, dass mit einer
                              									derartigen Anordnung bedeutend grössere Energiewerte in Strahlung umgesetzt werden
                              									können, als bei Verwendung eines gewöhnlichen Induktors.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 276
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 276
                              Fig. 7.
                              
                           Fig. 6 zeigt eine andere Anordnung des Senders unter
                              									Anwendung eines Induktors. Bei derselben ward ein Kondensator C durch den Induktor J mit
                              									hochgespannter Elektrizitätgeladen und entladet sich einerseits durch die
                              									Funkenstrecke F in den Sendedraht, andererseits durch
                              										E2 unmittelbar in die Erde. Da hier nur die
                              									eine Kondensatorbelegung und die eine Funkenkugel, das sind Teile, die sich dauernd
                              									isolieren und absolut abschliessen lassen, Hochspannung zur Erde führen, so ist jede
                              									Gefährdung der mit den Apparaten arbeitenden Menschen nahezu ausgeschlossen.
                              									Hierdurch fallen auch alle Isolationsschwierigkeiten des Senderdrahtes fort und
                              									verspürt man beim Anfassen desselben nur kaum merkliche Schläge. Zur Erzeugung der
                              									Hochspannung werden Induktoren mit 40–50 cm Schlagweite verwendet und gelangt ein
                              									Quecksilber-Turbinenunterbrecher zur Anwendung, welcher unmittelbar an eine
                              									Lichtleitung angeschlossen werden kann und somit die Anwendung von Akkumulatoren
                              									oder Trockenelementen im Falle des Vorhandenseins solcher Leitungen ausschliessen
                              									lässt. Steht Wechselstrom zur Verfügung, so gestaltet sich die Anordnung noch
                              									einfacher, weil dann der Unterbrecher ganz in Wegfall kommt und der Induktor
                              									unmittelbar an die Wechselstromleitung angeschlossen wird. Die zur Verwendung
                              									gelangenden Kondensatoren werden aus Mikanit gefertigt und unmittelbar auf dem
                              									Induktor so angebracht, dass der eine die Hochspannung führende Pol des Induktors
                              									und Kondensators der Berührung nicht zugänglich ist. In Fig. 7 ist eine derartige Geberanordnung in Verbindung mit den
                              									Empfangsapparaten dargestellt. Die Schaltung des Empfängers, wie solcher zur Zeit
                              									von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft
                              									ausgeführt wird, zeigt Fig. 8 und ist ohne weitere I
                              									Erklärung verständlich. Das Charakteristische dieser Anordnung liegt darin, dass das
                              									vom Geber erzeugte, pulsierende magnetische Feld nicht nur von einem einfachen
                              									Luftdrahte, sondern auch von einer geerdeten Luftdrahtschleife aufgefangen wird. Es
                              									ist bei dieser Anordnung der Nachteil, dass die an den Fritter gelangenden Wellen
                              									durch den Ortsstromkreis einen Nebenschluss finden, gänzlich beseitigt. Es gestaltet
                              									sich hierbei die Wirkungsweise des Empfängers so, dass sich der anfänglich sehr hohe
                              									Widerstand des Flitters beim Ansprechen sehr vermindert und dadurch auch den
                              									Stromdurchgang von der Batterie aus durch das Relais, die Luftleitung und Erde
                              									ermöglicht. Durch diese Anordnung werden die atmosphärischen Störungen gleichfalls
                              									wesentlich verringert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 277
                              Fig. 8.
                              
                           Eine weitere Verbesserung in der Einrichtung liegt in der Einführung einer
                              									selbsttätigen Unterbrechung des Fritterstromkreises. Der Klopferschlag wird hierbei
                              									erst dann gegen den Fritter geführt, wenn die Spannung des Fritterelementes
                              									abgenommen ist. Es wird dadurch ein leichtes und sicheres Auslösen des Flitters
                              									erzielt und auch dessen Lebensdauer bedeutend verlängert, weil der sonst in seinem
                              									Inneren auftretende Funke, bei Unterbrechung des Schwachstromkreises, welcher das
                              									Frittpulver allmählich zerstört, ausserhalb desselben verlegt ist. Ausser diesen
                              									Verbesserungen wird jeder Empfangsapparat für bewegliche Stationen mit einer
                              									Intensitäts-Schwächungsvorrichtung versehen, durch welche es ermöglicht ist, dass
                              									der Apparat auch auf ganz kurze Entfernungen, trotz der grossen Empfindlichkeit,
                              									sicher arbeitet.
                           Das System der drahtlosen Telegraphie nach Slaby-Arco
                              									fand ursprünglich nur für den Verkehr zwischen Schiffen und dem Festlande, oder
                              
                              									zwischen zwei durch die See getrennten, feststehenden Stationen Anwendung und finden
                              									sich von denselben bereits über 40 Stationen auf Schiffen und über 10 Landstationen
                              									in dauerndem Betriebe. Die Sicherheit der Nachrichten, bezw. Befehlsübermittlungen
                              									wurde bei diesen Stationen bis zu Entfernungen von 200 km in ausreichender Weise
                              									nachgewiesen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 277
                              Fig. 9.
                              
                           Es lag nun bei der ausserordentlichen Wichtigkeit einer schnellen und zuverlässigen
                              									Nachrichtenvermittlung zwischen den einzelnen Truppenteilen einer gemeinsam
                              									operierenden, Armee nahe, die Funkentelegraphie auch für die Zwecke des
                              									Kriegsdienstes zu verwerten. Der bisherige Feldtelegraph vermochte trotz der grossen
                              									Dienste, welche er im allgemeinen leistete, allen Anforderungen denn doch nicht zu
                              									entsprechen, da bei seiner Einrichtung stets auf eine sehr sorgfältige
                              									Leitungsverlegung Bedacht genommen werden musste, die sich aber bei der Eile, mit
                              									welcher diese Arbeit in der Mehrzahl der Fülle auszuführen war, nicht immer
                              									erreichen liess. Es sind daher Isolationsfehler und Drahtbrüche unvermeidlich und
                              									sah man sich sonach oft gezwungen, mit Induktionsströmen und Telephonen zu arbeiten,
                              									wobei die besonders bei Befehlserteilung so wünschenswerte schriftliche Aufzeichnung
                              
                              									nicht erzielt werden konnte. Auch fehlt im Kriegsfalle bei Abbruch einer Station
                              									häufig die Zeit zum Abbau der Leitung und macht daher die Menge des mitzuführenden
                              									Materiales einen bedeutenden Train erforderlich.
                           Alle diese Nachteile des auf Leitungsverwendung aufgebauten Feldtelegraphen führten
                              									zu Versuchen; die Funkentelegraphie auch für die Zwecke des Felddienstes nutzbar zu
                              									machen. Hierbei kann jedoch nur die abgestimmte Funkentelegraphie in Betracht
                              									kommen, weil nur sie wenigstens eine teilweise Geheimhaltung der übersendeten
                              									Nachrichten ermöglicht und daneben einen bedeutend geringeren Energieaufwand
                              									erfordert, als die nicht abgestimmte. Letztereerfordert nämlich einen
                              									Energieaufwand, der für eine Entfernung von 30 km einer mechanischen Leistung von 2
                              									bis 3 PS. entspricht. Da Akkumulatoren schon wegen der Notwendigkeit, eine eigene
                              									Lademaschine mitzufahren, für felddienstliche Zwecke von vorneherein ausgeschlossen
                              									sind, so könnte diese Energiemenge nur durch eine von einem kleinen Motor
                              									angetriebene Dynamomaschine geliefert werden, was jedoch schon wegen der damit
                              									verbundenen grossen Belastung des Trains als nicht besonders zweckentsprechend
                              									angesehen werden muss. Ausserdem ruft aber die Kompliziertheit eines solchen
                              									Systemes Bedenken hervor. Bei Anwendung des Abstimmungsprinzipes dagegen kann mit so
                              									kleinen Stromstärken gearbeitet werden, dass Trockenbatterien als Stromquellen
                              									ausreichen.
                           Die funkentelegraphischen Stationen für Feldzwecke sind nun seitens der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Berlin, welche
                              									die Ausführung der Patente Slaby-Arco übernommen hat,
                              									auf diesen Grundlagen ausgebildet worden. Hierbei sind sämtliche Apparate und
                              
                              									erforderliche Hilfsmittel in einem Fahrzeuge untergebracht, welches aus einem
                              									Vorder- und Hinterwagen besteht, die nach dem Protzsystem zusammengehängt werden. In
                              									bezug auf die äussere Form, sowie auf die Einrichtung für die Bespannung, die
                              									Vorrichtungen zum Anbringen von Schanzzeug, die Spurweite und Radabmessungen ist den
                              									Normalien der deutschen Armeefahrzeuge, wie dies aus Fig.
                                 										9 ersichtlich, voll Rechnung getragen.
                           Die Verteilung der Apparate und des Zubehörs auf die beiden Wagenabteile ist in der
                              									Weise durchgeführt, dass im Vorderteil oder Vorderwagen alle Sende- und
                              									Empfangsapparate, sowie ein Teil der Hilfsmittel und die Hälfte der Trockenelemente
                              									sich befinden. Im Hinterteil ist die zweite Hälfte der Batterie und der
                              									Reservebedarf untergebracht. Das Gesamtgewicht des ganzen Wagens beträgt nur 1800
                              									kg. Die Wagen können deshalb auch ausserhalb der Wege auf offenem Gelände leicht
                              									fortgebracht werden. In besonders schwierigem Terrain kann der zweite oder
                              									Hilfswagen zurückgelassen werden, wodurch sich das Gewicht des zu bewegenden
                              									Fahrzeuges auf 900 kg herabmindert. Für die Zwecke der Telegraphie ist das
                              									Zurücklassen des Hinterwagens von keinem besonderen Belang, da alle notwendigen
                              									Teile der Station in dem Vorderwagen untergebracht sind, und der Hinterwagen nur die
                              									Reserve aufnimmt. Auch die in dem Vorderwagen untergebrachte Hälfte der
                              									Trockenbatterie ist vollkommen ausreichend, um den Strombedarf zu decken.
                           Die Ansicht eines geöffneten Vorderwagens (Fig. 10)
                              									zeigt, dass die Aufgabeapparate auf der rechten Seite, die Empfangsapparate auf der
                              									linken Seite dieses durch eine. Scheide wand in zwei Teile getrennten Wagenkastens,
                              									eingebaut sind.
                           Die Apparatenanordnung im Vor der wagen ist aus Fig.
                                 										11 zu entnehmen und zwar sind a) für die
                                 										Sendeeinrichtung: I. Induktor, II. Holzkasten mit 3 Leydenerflaschen und
                              									Abschaltefunkenstrecke, III. Abstimmungsspule mit Steckkontakt, IV.
                              									Hitzdraht-Amperèmeter, V. eingebaute Funkenstrecke, VI. Morsetaste mit magnetischer
                              									Funkenlöschung, VII. dreipoliger Hebelumschalter und VIII. Steckkontakt; b) für die Emfangseinrichtung: IX. und X. Empfangsapparat
                              									und Morseschreiber; XI. Abstimmspule mit Schiebekontakt und endlich Xll. Batterie
                              									für den Empfangsapparat.
                           Das mit IV bezeichnete Hitzdraht-Amperèmeter bis 0,5 Ampère Messbereich, welches in
                              									Eisenrahmen federnd aufgehängt ist, kann durh einen kleinen Schalthebel in die zum
                              									Luftdraht führende Leitung eingeschaltet werden. Es ist für die Geberabstimmung ein
                              									unentbehrliches Hilfsmittel. In der Apparatenverbindung besteht ein wesentlicher
                              									Unterschied gegenüber der normalen Verbindung für feststehende und Schiffsstationen
                              										nicht, ebenso
                              									sind die Apparate ganz die gleichen, nur mussten sie in der Konstruktion den
                              									besonderen Zwecken angepasst werden. So ist der Induktor mit einem einfachen
                              									Hammerunterbrecher ausgerüstet und in einen geschlossenen Holzkasten eingebaut. Der
                              									Empfangsapparat nebst Morseschreiber ist auf einen gefederten Kasten aufgesetzt,
                              									damit der Wagen auch über schlechtes Plaster in schärfster Gangart fahren kann, ohne
                              									dass hierdurch die Apparate in Unordnung geraten. Zu gleichem Zwecke musste auch dem
                              									Einbaue der Leydener Flaschen ganz besondere Sorgfalt gewidmet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 278
                              Fig. 10.
                              
                           Als Stromquelle werden Batterien aus Hellesen-Lagerelementen verwendet, die in vier
                              
                              									unter den Wagen angehängten Kästen untergebracht sind. Sie werden Trockenelementen
                              									aus dem Grunde vorgezogen, weil sie regenerierbar sind, und auch bei längerer
                              									Nichtbenutzung derselben die Salmiaklösung aasgegossen werden kann, wodurch eine
                              									zwecklose Abnutzung der Zinkelektroden hintanzuhalten ist.
                           Die Elemente sind so angeordnet, dass durch Parallel-bezw. Reihenschaltung mittels
                              									eines im Vorderwagen befindlichen Umschalters eine Spannung von 10 bezw. 20 Volt
                              									hergestellt wird. Bei der Schaltung auf 20 Volt lässt sich die im Hinterwagen
                              									befindliche Batterie mittels Verbindungskabels zur vorderen Batterie parallel
                              									schalten, wodurch die Strombelastung der einzelnen Elemente herabgesetzt und so
                              									deren Lebensdauer verlängert wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 278
                              Fig. 11.
                              
                           Um die Sendedrähte, welche aus Phosphorbronze- oder Stahldrahtlitzen bestehen, in die
                              									Höhe zu bringen, werden Drachen oder Ballons verwendet. Bei leichtem Winde eignen
                              									sich hierfür die Adlerdrachen, bei stärkerem Fi 2
                              									Winde hingegen die amerikanischen Kastendrachen am besten. Dieselben werden in drei
                              									Grossen geliefert, wodurch sich eine der herrschendenWindstärke entsprechende
                              									Auswahl treffen lässt. Ballons kommen nur bei vollständiger Windstille oder bei sehr
                              									heftigem Winde zur Anwendung. Als solche werden Spezialdrachenballons benützt,
                              									welche 10 cbm Wasserstoff fassen, der in sechs Stahlflaschen mitgeführt wird, von
                              									denen sich eine im Vorderwagen und fünf im Hinter wagen befinden.
                           Zum sicheren Auflassen dieser Ballons, welche eine bedeutende Zugkraft besitzen, sind
                              									die zwei Hollen, auf welche die Stahldrahtlitze aufgewunden ist, auf einer im
                              									Vorderwagen festgelagerten Welle angebracht, die durch eine Bandbremse und ein
                              									Sperrwerk gesichert ist.
                           Da das System Slaby-Arco auf Erdung des Sendedrahtes
                              									beruht, musste das Bestreben dahin gerichtet sein, eine gute Erdverbindung in
                              									möglichst kurzer Zeit herstellen zu können. Dies ist in überraschend einfacher Weise
                              									dadurch gelungen, dass auf einer Rolle an der Unter- und Rückseite des Vorderwagens
                              									(s. Fig. 9) ein Band aus Kupferdrahtgaze von 1 m
                              									Breite und 10 m Länge aufgewickelt ist, welches, wenn die Erdung vorgenommen werden
                              									soll, abgerollt und auf den Boden flach ausgelegt wird. Diese Art der Erdung soll
                              									unter allen Verhältnissen ausreichend sein, insbesondere aber dann, wenn lebender
                              									Pflanzenwuchs von der Gaze bedeckt wird.
                           Ausser den Apparaten I-XII und den sonst bereits erwähnten Einrichtungen werden jeder
                              
                              									Station noch beigegeben: ein Mikrophonempfänger mit Kopftelephon, eine Anrufklingel,
                              									sowie ein Werkzeugkasten mit Werkzeug.
                           Die Fertigmachung einer derartigen fahrbaren funkentelegraphischen Station zum Senden
                              									und Empfangen von Nachrichten soll mit vier geschulten Bedienungsmannschaften nicht
                              									ganz 10 Minuten erfordern.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)