| Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 280 | 
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                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
                           								Kohle, Erze und Koks.
                        Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in
                           									Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 271 d. Bd.)
                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und
                           
                           								Koks.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Seilbahnkrane.
                              
                           Wenn bei grösseren Spannweiten eine aus Walzeisen konstruierte Verladebrücke zu
                              									schwer wird oder sich überhaupt nicht mehr ausführen lässt, kann man häufig mit
                              									Vorteil Seil als Tragorgan benutzen. Auch für vorübergehende billige Anlagen werden
                              									sich Seilbahnkrane empfehlen. In Amerika hat, neben Brown
                                 										Hoisting Machinery Co., namentlich die Lidgerwood
                                 										Mfg. Co. dieses System verbreitet, in Deutschland betreibt neuerdings die
                              									Firma Adolf Bleichert & Co., Leipzig-Gohlis, den
                              									Bau von Seilbahnkranen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 280
                              Fig. 184. Feststehender Seilbahnkran von Bleichert.
                              
                           Fig. 184 giebt einen feststehenden Kran nach dem
                              									Entwurf dieser Firma wieder. Die hölzernen Stützen, die dasTragseil aufzunehmen
                              									haben, sind mit Seilen am Boden verankert, in der Weise, dass jederzeit ein
                              									Nachspannen möglich ist. Auf dem Tragseil läuft die Katze mit 2 Rollen. Der Kübel
                              									ist mit einer losen Rolle in 3 Strängen am Lastseil aufgehängt, das von der Katze
                              
                              									nach links hin zur Windentrommel geht. Das unterste Seil in der Abbildung ist das
                              									Fahrseil, das auf beiden Seiten der Katze angreift und dessen eines Trum über die
                              									Köpfe der Stützen zu der Rolle am Ende des wasserseitigen Auslegers geführt ist.
                           Einen fahrbaren Seilbahnkran grösserer Spannweite zeigt Fig.
                                 										185. Die beweglichen Türme sind hier durch Gegengewichte zu beschweren,
                              									die dem Kippbestreben des Tragseilzuges das Gleichgewicht halten. Hub- und Fahrseil sind
                              									ebenso geführt, wie in Fig. 184. Damit das letztere
                              									bei den Bewegungen des Tragseiles nicht schlaff wird, läuft es im landseitigen Turm
                              									über eine gewichtsbelastete Spannrolle. Bei der grossen Länge würden die Seile sehr
                              									stark durchhängen. Um das zu vermeiden, verwendet man Seilträger, die von der Katze
                              									mitgenommen und auf einem oberhalb des Tragseiles gespannten, festen Hilfsseil in
                              									gewissen Entfernungen abgesetzt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 281
                              Fig. 185. Fahrbarer Seilbahnkran von Bleichert.
                              
                           Fig. 186
                              									giebt die Abbildung einer Laufkatze der Lidgerwood Mfg.
                                 										Co., New York, und Fig. 187 die eines
                              									Seilträgersfür sich. Auf dem Horn der Katze, die sich im Augenblick nach links
                              									bewegt, hängen eine Anzahl Seilträger, deren obere Oeffnungen, durch die das
                              									Hilfsseil gezogen wird, verschieden gross sind. Ihnen entsprechen Knoten von
                              									zunehmender Grösse auf dem Seil, sodass der Seilträger über die kleineren Knoten
                              									frei fortgeht und erst an dem für ihn bestimmten hängen bleibt. Beim Rückgang nimmt
                              									die Katze die Seilträger nacheinander wieder auf.
                           Die abgebildete Laufkatze hat 2 Lasthaken und ist für den Transport grosser
                              
                              									Förderschaufeln bestimmt, die behufs Entleerung durch den kleinen Haken an einem
                              									Ende angehoben werden. Diese Schaufeln eignen sich in erster Linie für
                              									Erdbewegungen. Den 3 Seilen entsprechend ist der Seilträger mit 3 kleinen Tragrollen
                              									ausgerüstet, von denen die beiden oberen, seitlich gelegenen für die Hubseile, die
                              									untere für das Fahrseil bestimmt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 281
                              Fig. 186. Laufkatze Fig. 187. Seilträger der Lidgerwood Mfg. Co.
                              
                           In der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen vom 3. Mai 1902 gibt
                              										H. Haberfelner einen ausführlichen Bericht über die
                              									Aufstellung eines Seilbahnkranes, aus dem im folgenden einiges wiedergegeben sei.
                              									Der Kran dient zum Transport tauben Materials auf die Halde und hat bei 40 m
                              									Pfeilerhöhe eine Spannweite von 283 m. Das Tragseil besteht aus 6 Litzen von je 16
                              									mm Durchmesser, die aus 3 mm starken Drähten hergestellt sind. Es hängt unbelastet
                              									in der Mitte 11,5 m durch, doch vergrössert sich dieses Mass auf 12,5 m, wenn die
                              									Last, bestehend aus der Katze von 1150 kg, dem Kippgefäss von 950 kg Gewicht und
                              									2000 kg Kübelinhalt, über der Mitte steht. Das Hubseil hat 16, das Fahrseil 13 mm
                              									Durchmesser.
                           Wie aus der Skizze der Laufkatze, Fig. 188 und 189,
                              									hervorgeht, trägt das Hubseil die Last in loser Rolle und ist an einem Ende des
                              									Kranes festgemacht, während das Fahrseil an beiden Seiten angreift. Die Rolle wird
                              									während des Fahrens in die Katze eingehängt, und zwar in folgender Weise. Auf den
                              									Fanghaken a wirken zwei Federn b1 und b2 die ihn in die Stellung 1 zu
                              									drängen suchen. Diese Lage hat der Haken inne, während die Last aufgezogen wird.
                              									Wenn jedoch die vorspringenden Zapfen der losen Rolle gegen die schräge Unterfläche
                              									des Hakens stossen, so drängen sie ihn nach links hin in Stellung 2. Ist die Rolle
                              									genügend hochgehoben und wird dann wieder nachgelassen, so tritt der Zapfen in die
                              									punktiert angedeutete Aussparung des Hakens, drv jetzt
                              									in die Mittelstellung gedrängt wird. Nun ist das Hubseil locker, und die Katze kann
                              									verfahren werden. Um die Last wieder zu lösen, hat der Maschinist das Hubseil ein
                              									wenig anzuziehen, so dass der nach rechts federnde Haken den Zapfen auf der linken
                              									Seite heraustreten lässt, und dann nachzulassen. Dabei drängt der auf der
                              									Kückenfläche abgleitende Zapfen den Haken vollends zur Seite, und die Last kann frei
                              									gesenkt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 282
                              Laufkatze der Brown Hois Mfg. Co.
                              
                           Zur Entleerung des Kübels dient die von der Laufkatze herabhängende Kette c. In dieser Kette verfängt sich, wenn die Last gesenkt
                              									wird, das vorstehende Ende der Riegelstütze, die ausgelöst wird und den Kübel kippen
                              									lässt. Da jedoch im vorliegenden Falle längere Zeit hindurch immer an der gleichen
                              									Stelle ausgestürzt wurde, so hat man eine andere, einfacher wirkende Vorrichtung
                              									angebracht, bestehend aus zwei langen Flacheisen d, die
                              									an dem Tragseil lose aufgehängt sind. Wenn die Laufkatze an der Entladestelle
                              									ankommt, so stösst ein an der Riegelstütze angebrachter Arm gegen die Flacheisen,
                              									dreht sich und löst auf diese Weise den Riegel aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 282
                              Fig. 190. Winde zum Seilbahnkran von Brown.
                              
                           Die Winde ist im Grundriss in Fig. 190 skizziert. Die
                              									Zwillingsdampfmaschine arbeitet mit einem Stirnrädervorgelege auf die Hauptwelle,
                              									auf der sich die Hubtrommel H und die beiden
                              									Fahrseilscheiben S lose drehen. Alle drei sind mit
                              									Reibkupplung und Bandbremse ausgerüstet. Durch die Rolle T wird das Fahrseil von der einen Antriebsscheibe auf die [andere
                              									übergeleitet. Beide sind nach Fig. 191 mit
                              									Klemmbacken k versehen, die auf dem Umfang dicht
                              									nebeneinander sitzen. Wenn das Seil sich in die Rille legt, so werden die beiden
                              									einander gegenüberliegenden Backen, von denen hier nur die linke gezeichnet ist,
                              									niedergedrückt und klemmen das Seil zwischen sich. Nachher hebt es sich frei heraus,
                              									ohne sich, wie es bei Reibnutenscheiben geschieht, am Umfange zu reiben. Die
                              									Klemmstücke werden durch Federn in ihre Anfangslage zurückgeschnellt.
                           Die Anwendung von Scheiben an Stelle von Trommelnwird dann notwendig, wenn man
                              									es, wie im vorliegenden Falle, mit sehr grossen Fahrlängen zu tun hat.
                           
                        
                           
                              Selbstgreifer.
                              
                           Da die Selbstgreifer, Exkavatoren, Greifbagger, Drehschaufelbagger, bei der Verladung
                              									aller Massengüter, besonders aber der Kohle, eine ausserordentlich wichtige Rolle
                              									als Fördergefässe spielen, sollen sie entsprechend ausführliche Behandlung finden.
                              									Ihr Vorteil besteht vorwiegend darin, dass sie Arbeitskräfte sparen. Beschleunigung
                              									des Betriebes, also Vergrösserung der Förderleistung, darf nur dann erwartet werden,
                              									wenn der Inhalt des Greifers bedeutend grösser genommen wird, als der eines
                              									gewöhnlichen Kübels. Bei gleichem Gefässinhalt lässt sich dagegen, wenn nur genügend
                              									Schaufler angestellt werden, in beiden Fällen ungefähr die gleiche Leistung
                              									erzielen. Zu berücksichtigen ist noch bei der Wahl des Fördergefässes, dass Greifer
                              									ein sehr grosses totes Gewicht besitzen, dass bei jedem Hube unnütz gehoben
                              									wird.
                           Bei lebhaftem Betriebe fällt die Ersparnis an Arbeitskräften so ins Gewicht, dass man
                              									immer Greifer anwenden wird, wenn die Art des Fördergutes es zulässt. Je leichter,
                              									und namentlich je feinstückiger das Material ist, um so besser gräbt sich der.
                              
                              									Greifer ein. Am besten geeignet ist daher Nuss- und Gruskohle, auch Förderkohle mit
                              									etwa 60–70 v. H. Stücken wird noch gut gefasst. Grobe Erze, sowie stückige Kohle
                              									oder Koks sind dagegen schwer mit Greifer zu bearbeiten, da die Schaufeln nicht
                              									eindringen können.
                           Die Förderung stückhaltigen Erzes wird dadurch besonders erschwert, dass sich häufig
                              									grössere Stücke zwischen die Schneiden klemmen, sodass die Schaufeln sich nicht
                              									vollkommen schliessen und das feine Material zum Teil wieder fallen lassen.
                              									Kohlestücke werden in solchen Fällen durch die Schneiden zerdrückt.
                           Fast alle Greiferkonstruktionen benutzen den Zug der Krankette für die Drehung der
                              									Schaufeln. Um genügend kräftige Wirkung zu erreichen, muss man zwischen der Kette
                              									und dem Kniehebelmechanismus, der auf die Schaufeln wirkt, eine Uebersetzung
                              									einschalten, bestehend aus zwei Trommeln verschiedenen Durchmessers, Flaschenzügen
                              									oder Zahnrädervorgelegen. Je stärker die Uebersetzung, um so grösser ist die
                              									Schliesskraft, um so länger aber auch die zum Füllen erforderliche Zeit. Bei Wahl
                              									des Uebersetzungsmittels ist auch dessen Wirkungsgrad in Rücksicht zu ziehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 282
                              Fig. 191. Seilscheibe zum Seilbahnkran von Brown.
                              
                           Man kann zwei Arten von Selbstgreifern unterscheiden, nämlich solche, deren
                              									Schaufeldrehachsen ungefähr in der Mittellinie des Gerüstes liegen und die infolge
                              									ihres Eigengewichtes sich zu schliessen bestrebt sind, und solche, deren Schaufeldrehpunkte aussen
                              									liegen und die sich daher unter der Wirkung ihres Gewichtes öffnen. Die erste Art
                              									ist die ältere, zu ihr gehören namentlich die bekannten Priestmanschen Greifbagger. Derartige Greifer werden auch heute noch für
                              
                              									Erdarbeiten allgemein angewandt, während für Verladezwecke die zweite
                              									Ausführungsweise in erster Linie in Betracht kommt.
                           Greifer mit 2 Ketten, von denen die eine zum Schliessen, die andere zum Oeffnen der
                              									Schaufeln dient, werden für Massengüterverladung durchweg den Einkettengreifern
                              									vorgezogen, deren Nachteile später noch Besprechung finden sollen. Die Einketten
                              									greif er haben lediglich den Vorzug, dass die Winde nur eine Trommel erhält, während
                              									die Winden für Zweikettengreifer mit 2 Trommeln versehen sein müssen, die sich
                              									unabhängig von einander steuern lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 283
                              Priestman-Greifer.
                              
                           An Stelle von Ketten sind auch Seile verwendbar, aber ihrer geringen Haltbarkeit
                              									wegen als Schliessorgane selten in Gebrauch. Ist Verwendung von Seil geboten, so hat
                              
                              									man dafür zu sorgen, dass die Anzahl der Ablenkungsrollen möglichst gering, ihr
                              									Durchmesser möglichst gross ist. und dass das Seil nur nach einer Richtung gebogen
                              									wird. Ausser rascher Abnutzung haben Seile den Nachteil, dass sie sich leicht
                              									verdrehen und bei grossen Habhöhen verschlingen können. Für die Entleerung wird
                              									indessen oft Seil benutzt.
                           Fig.
                                 										192–194 geben einen Greifer nach der älteren, Priestmanschen Bauart, wieder. In dem durch Bleche versteiften, hohen
                              									Winkel eisen gerüst sind unten die Schaufeln aufgehängt und darüber ist eine
                              									Trommelwelle unverschiebbar gelagert. Die mittlere Trommel nimmt die Lastkette
                              
                              									(Schliesskette) auf, während auf beiden Seiten die Ketten a sich aufwickeln, die einen im Verhältnis der Trommeldurchmesser
                              									grosseren Zug erhalten und an einen Querbalken b
                              									angreifen, dessen Enden sich zwischen den Winkeleisen des Gestelles führen. Wird die
                              									Lastkette angezogen, so wickeln sich die Ketten a auf
                              									und ziehen den Querbalken abwärts, der mittels zweier Kniehebel die Schaufeln
                              									schliesst. Die Schaufeln, die vorher auf der Oberfläche lagen oder mit ihren
                              									Schneiden eben eingedrungen waren, wie Fig. 194 andeutet,
                              									graben sich dabei in das Material ein. Das Gerüst und mit ihm dieDrehpunkte
                              
                              									sollen unveränderlich liegen bleiben. Das wird aber nur der Fall sein, so lange der
                              									Kettenzug nicht grösser ist als das Eigengewicht des Greifers, das durch den im
                              									Verlaufe der Schaufeldrehung stetig zunehmenden Kohleinhalt, sowie durch Reibungs-
                              									oder Kohäsionswiderstände im Fördergut unterstützt wird. Der Kettenzug wächst
                              									proportional dem Schneidwiderstand. Ueberwindet er die genannten Widerstände gegen
                              									Anheben, so reisst der Greifer ab und füllt sich nicht vollständig.
                           Um den Schneidwiderstand möglichst klein zu machen, versieht man die Schaufeln mit
                              
                              									Stahlschneiden, die zweckmässig oben zugeschärft werden, wie in Fig. 192 angedeutet
                              									ist, da im andern Fall das unten liegende Material durch die Schneiden
                              									zusammenzudrücken wäre.
                           Soll der Greifer entleert werden, so ist die Lastkette nachzulassen und die an der
                              									Traverse befestigte Entleerungskette anzuziehen, bezw. mit der Bremse festzuhalten.
                              									Dann drückt das Greifergerüst durch sein Gewicht die Schaufeln auseinander bis zu
                              									der in Fig.
                                 										194 gezeichneten Stellung, wo die Traverse gegen einen Anschlag stösst.
                              									Dabei wickeln sich die Ketten a ab und die Lastketten
                              									auf.
                           Der einseitige Angriff der Ketten a hat zur Folge, dass
                              									die beiden Schaufeln sich nicht ganz gleichmässig eingraben. Die Lastkette wird
                              									durch eine Rolle möglichst in die Mittellinie geführt, damit der Greifer nicht
                              									schief hängt.
                           Die Vorgänge beim Eindringen der Schaufeln sind von B.
                                 										Salomon ausführlich erörtert und durch Versuche mit einem Modell in
                              									trockenem Sande klargestelltZ. d. V. d. I.,
                                    											1886, Heft 46 u. 47.. Salomon fand,
                              									dass der Widerstand, wie zu erwarten war, mit zunehmender Tiefe wächst, und dass
                              									seine Grösse wesentlich abhängig ist von der Form der Schaufeln, bezw. der Lage der
                              									Drehachse zum Krümmungsmittelpunkt.
                           Am einfachsten kann man sich den Vorgang wohl auf folgende Weise klar machen. Man
                              									denke sich zunächst eine ebene, sehr dünne, glatte Schaufel in der Richtung ihrer
                              									Ebene in den Sand eingetrieben. Dann wird nur dadurch ein Schneidwiderstand
                              									entstehen, dass die Sandkörner, die gerade vor der Schneide liegen, zur Seite
                              									gedrängt werden müssen. Hat die Schaufel dagegen eine gewisse Stärke und ist zugeschärft
                              										(Fig. 195). so muss sie nach der Seite der
                              									Abschrägung hin Material verdrängen. Dabei presst sich entweder der Sand zusammen,
                              									oder es löst sich, bei geringerer Eindringtiefe, ein Sandkörper nach der Linie a b los und wird auf der schiefen Ebene aufwärts
                              									verschoben. Nach der Theorie des Erddrucks schliesst die Linie ab mit der Horizontalen den Winkel \beta=45^{\circ}-\frac{\varrho}{2} ein, wenn ρ der natürliche Böschungswinkel des Materials ist. Der hierdurch
                              
                              									entstehende Widerstand wächst beträchtlich, wenn die Schaufelflächen rauh sind und,
                              									wie in Fig. 195 angedeutet, beim Eindringen Sand
                              									mitnehmen, da sich hierdurch gewissermassen das Volumen der Schaufel vergrössert.
                              									Dann tritt die, das Eindringen hemmende Wirkung auch nach der anderen Seite hin ein.
                              									Hierzu kommen endlich noch die Reibungswiderstände der Schaufelflächen an dem Sande
                              									und der des mitgenommenen Materials in sich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 284
                              Fig. 195.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 284
                              Fig. 196.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 284
                              Fig. 197.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 284
                              Fig. 198.
                              
                           Bisher war angenommen, dass der Sand auf beiden Seiten der Schaufel gleich hoch lag,
                              									und dass diese genau in ihrer Ebene, nach Fig. 195
                              									vertikal, geführt wurde. Nehmen wir jetzt nach Fig.
                                 										196 an, dass der Sand rechts bedeutend höher liegt als links, so werden
                              									die genannten Widerstände, wie leicht einzusehen, auf der rechten Seite
                              									verhältnismässig hoch ausfallen. Es kann dann zweckmässiger sein, die Schaufel, die
                              									ihre vertikale Lage beibehalten soll, etwas schräg, etwa in der Richtung ae, zu führen. Dann hört die Reibung und Mitnahme
                              									von Sand auf der rechten Seite auf, doch tritt an ihre Stelle eine vergrösserte
                              									Verschiebungsarbeit links, entsprechend der Bewegungskomponente ag. Wenn man diese nur eben so gross wählt, dass
                              									die rechte Schaufelfläche sich mit Sicherheit vom Sande löst, so kann der gesamte
                              									Bewegungswiderstand erheblich geringer ausfallen.
                           Diese Ueberlegungen sind ohne weiteres zu übertragen auf eine zylindrisch geformte
                              									Schaufel, deren Krümmungsmittellinie zunächst mit der Drehachse zusammenfallend
                              									gedacht werde (Fig. 197). Auf der Aussenseite wird
                              									dann ein ziemlich beträchtlicher Widerstand auftreten, da das darunter liegende
                              									Material nicht ausweichen kann, sondern zusammengedrückt werden muss. Wird der
                              									Drehpunkt über die Mittellinie gelegt (Fig. 198), so
                              									fällt die Reibung aüssen fort, und vermehrte Verschiebung des Greiferinhaltes tritt
                              									an ihre Stelle.
                           Salomon fand bei seinen Versuchen, dass eine geringe
                              									Verlegung des Drehpunktes erhebliche Verkleinerung der Widerstände zur Folge hat.
                              									Bei Beurteilung jener Versuche ist übrigens zu berücksichtigen, dass die Drehachse
                              									festgelegt war und daher ziemlich grosse Pressungen zwischen Sand und Schaufelrücken
                              									auftreten konnten, während in der Praxisder gesamte Vertikaldruck höchstens
                              									gleich dem Gewichte des Greifers mit Inhalt sein kann, das noch dazu durch den
                              									Kettenzug zum grossen Teil aufgehoben wird. Das Mitziehen von Sand wird dann zur
                              									Folge haben, dass der Greifer sich etwas hebt, kann aber auf die Schliessarbeit
                              									nicht den grossen, von Salomon gefundenen Einfluss
                              									ausüben.
                           Wird die Drehachse weiter aus der Mitte gelegt, so wächst nach Salomon die Arbeit, die zum Ausheben einer bestimmten
                              									Materialmenge nötig ist, ganz beträchtlich, infolge der Quetschung des ausgegrabenen
                              									Fördergutes zwischen den beiden Schaufeln, wie nach Fig.
                                 										199 leicht zu verstehen ist. Zwar vergrössert sich auch die Füllung,
                              									sobald die Bahn der Spitze ausserhalb des Schaufelrückens liegt, aber die
                              									aufgewendete Schliessarbeit nimmt bedeutend stärker zu.
                           Statt einer Verlegung des Drehpunkts dürfte es für viele Fälle empfehlenswerter sein,
                              									die Schaufel vorn an der Schneidkante ein kurzes Stück geradlinig zu formen, wie in
                              										Fig. 200 angedeutet, weil dadurch die Schneide
                              									sich steiler stellt und mehr Neigung erhält, sich einzugraben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 284
                              Fig. 199.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 284
                              Fig. 200.
                              
                           Ist das Greifergewicht zu gering, so hebt sich bei tieferem Eindringen das Gestell,
                              									und die Schaufel spitze beschreibt statt eines Kreisbogens etwa eine Kurve ac, wie in Fig.
                                 										197 punktiert angedeutet. Der Greifer wird dann nicht ganz voll.
                           Ein sehr anschauliches Bild der Vorgänge geben die in der angeführten Arbeit
                              									abgebildeten Schnitte deformierter Sandkörper. Hier soll nicht näher auf die
                              									Verhältnisse eingegangen werden, weil die für Verladung gebräuchlichen Greifer
                              									wesentlich anders arbeiten, und die Vorgänge bei diesen Apparaten sind überhaupt nur
                              									deshalb so genau geschildert worden, weil sie sich verhältnismässig leicht übersehen
                              									lassen und als Grundlage für die Betrachtung der anderen Bauart dienen können, deren
                              									Wirkungsweise weniger einfach ist und nicht so sicher verfolgt werden kann.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)