| Titel: | Erklärung der Elektrolyse mittels des Kohäsionsdruckes, des Dopplerschen und des Weberschen Grundgesetzes. | 
| Autor: | Rudolf Mewes | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 285 | 
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                        Erklärung der Elektrolyse mittels des
                           								Kohäsionsdruckes, des Dopplerschen und des Weberschen Grundgesetzes.
                        Von Rudolf Mewes, Ingenieur und
                           								Physiker.
                        (Schluss von S. 255 d. Bd.)
                        Erklärung der Elektrolyse mittels des Kohäsionsdruckes, des
                           								Dopplerschen und des Weberschen Grundgesetzes.
                        
                     
                        
                           Untersuchen wir nun, um die vorliegende höchst wichtige Frage möglichst
                              									eingehend zu erledigen, wie Dühring die Kohäsionsgesetze und
                              									diejenigen des ihm entgegenwirkenden Wärmedruckes behandelt. Wir wollen zunächst gar
                              									nicht in Betracht ziehen, dass Dühring dabei von der
                              									nur als Näherungsformel brauchbaren Zustandsgleichung
                           (p + z) (v –
                                 										x) = p0
                              									(v0
                              									– x)T = bnT
                           ausgeht, also garnicht berücksichtigt, dass Spannung und
                              									Volumen der Stoffe in geometrischer Reihe mit der Temperatur sich ändern. Sein
                              									Gedankengang ist kurz folgender (siehe S. 91 und 92 „Neue Grundgesetze der
                                 										rationellen Physik und Chemie“):
                           „Differenzieren wir unsere statische Grundgleichung
                           (p + z) (v –
                                 										x) = bnT
                           zunächst nach t, unter
                              									Vernachlässigung der etwaigen kleinen Veränderung des Molekülvolumens x, so erhalten wir
                           (v – x)dp = bndt +
                              										bTdn,
                           und hieraus
                           
                              b\,n=(v-x)\,\frac{d\,p}{d\,t}-b\,T\,\frac{d\,n}{d\,t}
                              
                           Setzt man den so erhaltenen Ausdruck für bn in die rechte Seite der Stammgleichung ein, so
                              									ergibt sich
                           
                              (p+z)\,(v-x)=(v-x)\,\frac{T\,d\,p}{d\,t}-b\,T^2\,\frac{d\,n}{d\,t}
                              
                           Dividieren wir nun auf beiden Seiten der Gleichung mit v –
                                 										x, so findet sich
                           
                              p+z=T\,\frac{d\,p}{d\,t}-\frac{b\,T^2}{v-x}\cdot \frac{d\,n}{d\,t}
                              
                           Erwägt man nun, dass das auf der rechten Seite dieser letzteren Gleichung zu
                              									subtrahierende Glied in der Regel positiv ausfallen wird, da die Wärme meist auf
                              									Auflösung der zusammengesetzten Moleküle, also auf eine Vermehrung der Molekülzahl
                              									hinwirken, demzufolge n mit der Temperaturerhöhung
                              									zunehmen und folglich der Faktor \frac{d\,n}{d\,t} des fraglichen Gliedes positiv sein
                              									wird, so gelangt man zunächst zu dem Schluss, dass p +
                              										z also auch z, stets
                              									kleiner als T\,\frac{d\,p}{d\,t} sein muss. Es lässt sich also ein Maximum für z angeben, sobald man \frac{d\,p}{d\,t} kennt. Letztere Grösse
                              									ist aber sowohl für Flüssigkeiten als für feste Körper leicht berechenbar, sofern
                              									man deren kubische Ausdehnungs- und Kompressibilitätskoeffizienten kennt, wie wir
                              									sogleich sehen werden.
                           Die Ausdehnung eines Körpers durch Temperaturerhöhung bei konstantem Druck wird durch
                              										vadt, seine Kompression durch Druckvermehrung
                              									bei konstanter Temperatur durch vβdp dargestellt,
                              									wobei a den Ausdehnungs–, β den Kompressibilitätskoeffizienten und v
                              									das Ausgangsvolumen bezeichnen. Die Volumenänderung dv, welche durch gleichzeitige Temperaturerhöhung dt und Druckvergrösserung dp hervorgebracht wird, ist also gleich v(adt – βdp). Wird aber die
                              									Temperatur bei konstantem Volumen erhöht, so muss hierdurch der Druck in dem Masse
                              									gesteigert werden, dass sich die Ausdehnung, welche bei konstantem Druck eintreten
                              									würde und die Kompression, welche jene Drucksteigerung hervorbringen würde, einander
                              									aufheben. Aus der Gleichung
                           dv = v(adt – βdp) = 0
                           ergibt sich also für diesen Fall \frac{d\,p}{d\,t}=\frac{\alpha}{\beta}. Für Quecksilber
                              									ist z.B. bei 0° α = 0,000181163, β = 0,00000295, also\frac{d\,p}{d\,t}=61,413
                              									Atmosphären f. d. Celsiusgrad. T ist gleich 274, also
                              									\frac{T\,d\,p}{d\,t}=274\,\times\,61,413=16827. Demgemäss kann p +
                              										z für Quecksilber nicht grösser als 16827
                              									Atmosphären sein, und da p in diesem Falle gleich einer
                              									Atmosphäre vorausgesetzt wurde, so ergibt sich, dass der Kohäsionsdruck in
                              									Quecksilber von 0° 16826 Atmosphären oder etwas weniger beträgt.“
                           Die vorstehende Deduktion Dührings krankt an der von ihm
                              									schon vorher dargelegten Grundanschauung über das Wesen der Kohäsion, welche er für
                              									gleichwertig mit der statischen Wärmekraft bei sich ändernder Wärmezu- oder abfuhr
                              									hält. Was der Wärmespannung entgegengesetzt sei, darüber bildete er sich folgende
                              									Vorstellung: „Bei den Gasen im Grenzzustande ist es fast nur äusserer Druck; bei
                                 										Flüssigkeiten und festen Körpern hat aber die Wärmespannung in ihrem
                                 										Ausdehnungsbestreben ein Zusammenhalten der Moleküle mit sich selbst
                                 										aufzuwiegen. Dieser Zug nach innen, der immerhin Kohäsion heissen mag, bildet
                                 										gleichsam die Last, welche vorzuschieben ist, wenn die Ausdehnungswirkungen der
                                 										Wärme sich betätigen sollen, und er ist auch die Gegenpressung, welche sich
                                 										steigert, wenn bei gleicherhaltenem Volumen die Erhöhung der Temperatur den
                                 										statischen Druck entsprechend erhöht. Dagegen spielt der äussere Druck bei den
                                 										Flüssigkeiten und festen Körpern gemeiniglich nur eine äusserst geringfügige
                                 
                                 										Nebenrolle, von der man vorläufig für die Hauptsache ganz absehen kann, wie man
                                 										im extremen Gaszustande vom inneren Zuge völlig absieht......
                           Auch ist das Natürlichste, die Zugkraft zwischen den Molekülen als etwas
                                 										Selbständiges zu denken, was nur von dem Volumen abhängt, mit der Temperatur
                                 										aber direkt nichts zu schaffen hat. Uns scheint es sogar ebenso unberechtigt,
                                 										die Kohäsion unmittelbar als von der Temperatur bestimmt denken zu wollen, als
                                 										wenn man es sich einfallen liesse, die Schwere als von der Temperatur abhängig
                                 										zu fingieren.“ Nach den in der obigen Tabelle enthaltenen Versuchen ist aber
                              									die Kohäsion tatsächlich von der Temperatur abhängig; indessen auch nach der Dühringschen Auffassung, nach welcher die Kohäsion sich
                              									mit dem Zwischenvolumen ändert, muss die Kohäsion, da ja das Zwischenvolumen sich
                              									mit der Temperatur ändert, ebenfalls von der Temperatur abhängig sein. Wäre dies
                              									nicht der Fall, d.h. würde man die Kohäsion nicht als Wirkung der Wärmestrahlen
                              									ansehen, so würde dieselbe als eine von allen übrigen Naturkräften wesentlich
                              									verschiedene Urkraft gelten müssen und dadurch das sonst in der Naturwissenschaft
                              									all überall gültige Prinzip der Einheit der Naturkräfte umgestossen und in Frage
                              									gestellt werden. Dagegen ergibt sich aus der oben angeführten Formel Dührings
                           (p + z) (v –
                                 										x) = p0
                              									(v0
                              									– x) T,
                           dass die Kohäsionskraft z mit
                              									steigender Temperatur zunimmt, während dieselbe tatsächlich mit wachsender
                              									Temperatur kleiner wird. Es ist von ihm ganz übersehen worden, dass die Grösse der
                              									Kohäsion lediglich von der abgegebenen Wärmemenge abhängt, welche vom dünnsten
                              									Gaszustände bis zur tatsächlich beobachteten Verdichtungsstufe infolge der
                              									ausgestrahlten Wärme abgegeben worden ist, – dass somit die Kohäsion nur eine
                              									besondere Wirkungsform der Wärmestrahlung und durch letztere mechanisch sich
                              									vollkommen begreiflich machen lässt, ohne zu einer spezifischen Kohäsionskraft seine
                              									Zuflucht nehmen zu müssen. Dagegen stellt die von Dühring aus der Formel \frac{T\,d\,p}{d\,t}=p+z berechnete Zahl 16827 für den
                              									Kohäsionsdruck nichts anderes dar, als die Spannung, welche man, die Richtigkeit der benutzten
                              									Zustandsgleichung vorausgesetzt, durch Erwärmung des auf den absoluten Nullpunkt
                              									abgekühlten Quecksilbers bei dem Anfangsvolumen des Nullpunktes auf T0 erhalten
                              									würde, also die summierte Gegenspannung des Wärmedruckes gegen den äusseren darauf
                              									von den Gefässwandungen ausgeübten Druck, nicht aber die Kohäsionsspannung dar.
                           Die vorstehenden Grundgesetze gelten jedoch, wie schon nebenbei erwähnt wurde, nur
                              									für statische Zustände, nicht aber für dynamische Vorgänge, wie solche bei der
                              									Elektrolyse in Frage kommen; für diese muss man vielmehr das dynamische
                              									Kraftbetätigungsgesetz, wie solches sich aus der Uebertragung des Dopplerschen Prinzips auf die Arbeitsleistung der
                              									Aetherschwingungen der Wärme, des Lichtes und der Elektrizität und der Schwerkraft
                              									ableiten lässt. Denn bei der Elektrolyse werden nicht nur die Atome, sondern auch
                              									die Moleküle infolge der Absorption der elektrischen Schwingungen des Aethers in
                              									Bewegung gesetzt, wodurch das quadratische Wirkungsgesetz in das elektrodynamische
                              										Webersche Grundgesetz übergehen muss.
                           Die Ableitung des Weberschen Gesetzes aus dem Dopplerschen Prinzip, bezw. eine theoretische
                              									Begründung dieses Gesetzes, die nach Platner zu finden
                              									der Zukunft vorbehalten bleiben soll, ist von mir bereits im Jahre 1892 gerade im
                              									Anschluss an die Begründung der Elektrolyse durch die Vibrationstheorie gegeben
                              									worden. Ich lasse daher hier die betreffenden Entwicklungen nach der „Physik des
                                 										Aethers“ folgen.
                           Da die Elektrizität eine Wellenbewegung des Aethers ist, so muss dieselbe natürlich
                              									auch ohne Ausnahme nach den Gesetzen der Wellenbewegung sich räumlich den
                              									Wirkungsgelegenheiten entsprechend betätigen. Dieser Forderung muss die Elektrizität
                              									auch beim Durchgang durch schlechte, chemisch zusammengesetzte Leiter genügen.
                              
                              									Demnach müssen die einzelnen Moleküle der zu elektrolysierenden binären
                              									Flüssigkeiten in erster Linie sich so aneinander lagern und ordnen, dass diejenige
                              									Seite des Moleküls, welche von dem besser leitenden Atom (Radikal) gebildet wird,
                              									sich nach der Seite hin richtet, von wo der Strom herkommt, während das schlechter
                              									leitende Atomradikal sich nach der anderen Seite wenden muss; denn dem Eintreten des
                              									Stromes setzt das besser leitende Atom einen geringeren Widerstand entgegen als das
                              									schlechter leitende, so dass nach den Gesetzen der Mechanik die elektrischen
                              									Schwingungen sämtliche Atome so ordnen, dass das besser leitende das elektronegative
                              									und das andere das elektropositive Radikal wird. Dass die Elektrizität tatsächlich
                              									eine solche Drehung auszuüben vermag, beweisen die Beobachtungen Boots über die Drehung der in zwei Richtungen
                              									verschieden leitenden Krystalle. Die hierüber angestellten Beobachtungen (Wiedemanns Lehre von der Elektrizität im § 74) haben
                              									nämlich zu folgender Regel geführt:
                           
                              „Hiernach würde sich im allgemeinen die Ausbreitung der Elektrizität auf den
                                 										Krystallen in der Richtung am stärksten ausbilden, welche sich bei längerer
                                 										elektrischer Influenz achsial einstellt, in welcher die optische Elastizität am
                                 										grössten ist und sich das Licht am langsamsten fortpflanzt.“
                              
                           Wenden wir dies, um das Verständnis zu erleichtern, auf einen bestimmten Fall an, und
                              									zwar wollen wir die Elektrolyse des Wassers dazu wählen, da diese Verbindung, welche
                              									aus den beiden für die theoretische Chemie wichtigsten Elementen H und O zusammengesetzt
                              									ist, gewissermassen eine typische Bedeutung hat. Nach dem soeben angeführten Gesetz
                              									von Boot müssen die Sauerstoff- und Wasserstoffteilchen
                              									sich so ordnen, dass in sämtlichen Atomgruppen die beiden Wasserstoffatome dem
                              									ankommenden Strome abgewandt, jedes Sauerstoffatom aber demselben zugekehrt ist. In
                              									zweiter Linie müssen aber die elektrischen Wellen, wie oben bewiesen ist,
                              									proportional dem Leitungsvermögen von den Atomradikalen der einzelnen Wassermoleküle
                              									absorbiert werden. Die Folge dieser Absorption ist, die Erwärmung, also die
                              									Verminderung der Kohäsion der Moleküle und damit schliesslich die chemische Trennung
                              									(Dissociation) der Atomradikale. Da die Trennung der Atome danach der absorbierten
                              
                              									Wellenmenge proportional sein muss, so muss die Zahl der einzelnen, von einander
                              									sich loslösenden Atome lediglich von der Wärmemenge abhängen, welche die einzelnen
                              									Atome von den durchgehendenWellen absorbieren. Nun ist aber diese Wärmemenge,
                              									wie in der Arbeit in Heft 2 bis 4 der „Elektrochemischen Zeitschrift“ (Jahrg.
                              									1902) einwandsfrei gezeigt worden ist, der brechenden Kraft der Materie direkt
                              									proportional. Sollen nun die elektrischen Kräfte oder Schwingungen die alleinige
                              									Ursache sein, welche die Trennung des Wassers in seine Radikale H2 und O bewirkt, so muss. da bei der Elektrolyse des Wassers
                              									die beiden Radikale nach den Volumverhältnissen, in denen sie zur Verbindung
                              									zusammengetreten sind, auch wieder getrennt werden, die brechende Kraft des
                              									Sauerstoffes 0,000544 zu der des Wasserstoffes 0,000278 wie 2 : 1 verhalten.
                              									Tatsächlich verhält sich die brechende Kraft des O zu
                              									derjenigen des H wie 2 : 1. Der
                              									mechanisch-physikalische Grund dafür, dass ein Volumen Sauerstoff gerade mit zwei
                              									gleich grossen Volumina Wasserstoff verbindet, dass, um mich der chemischen Sprache
                              									zu bedienen, Sauerstoff gegen Wasserstoff zweiwertig ist, liegt also darin, dass die
                              									brechende Kraft des ersteren gerade doppelt so gross ist, als. die des letzteren.
                              									Diese für rein statische Vorgänge geltenden Beziehungen sind von mir in „Licht–,
                                 										Elektrizität und X-Strahlen“ in dem Kapitel „Das Gesetz der
                                 										Absorptionsäquivalente“ ausführlich erläutert worden, sodass ich darauf hier
                              									nicht noch besonders einzugehen brauche, zumal da es sich bei der Elektrolyse nicht
                              									um einen statischen, sondern um einen dynamischen Vorgang handelt, bei welchem auch
                              									die Eigenschwingungen der körperlichen Moleküle gemäss dem Dopplerschen Prinzip in Rechnung zu bringen sind.
                           In der Tat haben die modernen Theoretiker bei der Erklärung der Elektrolyse stets die
                              									Eigenbewegung der Ionen berücksichtigt und somit sich auf den Boden der alten Laplaceschen Anschauung gestellt, dass die kleinsten
                              									Körperteilchen, die physikalischen Moleküle, ebenso wie die chemischen Atome in
                              									ähnlicher Weise, wie sich dies für die Moleküle und Atome des Weltsystems, für die
                              									Sonnen und Planeten, beobachten und nachweisen lässt, bestimmte Bahnen periodisch
                              									wiederkehrend durchlaufen oder in gesetzmässigen Schwingungen sich bewegen. Hieraus
                              									folgt aber ohne weiteres, dass, da die Moleküle und Atome sich nach dem
                              									quadratischen Wirkungsgesetze beeinflussen, sofern sie selbst wechselseitig in Ruhe
                              									sind, sich dieselben bei der Elektrolyse, durch welche infolge der zu geführten
                              									Wellenenergie der Schwingungszustand der Atome verändert wird, auch die Kraft
                              									Wirkung gemäss der geänderten Bewegung sich ändern muss, zumal da ausser der
                              									Vibrationsbewegung der Ionen noch eine Eigenbewegung derselben von einer Elektrode
                              									zur anderen stattfindet. Das für eine derartige Aenderung der Kraftbetätigung allein
                              									in Frage kommende Gesetz ist das aus dem Dopplerschen
                              									Prinzip abzuleitende dynamische Kraftbetätigungsgesetz der Materie, das Weber und Ganss durch
                              									zahlreiche Versuche unter dem Namen des elektrodynamischen Grundgesetzes erkannt und
                              									bekannt gegeben haben, ohne jedoch dessen Zusammenhang mit der Aethertheorie nur zu
                              									ahnen.
                           Da bei der Elektrolyse nicht nur die statische, sondern auch die dynamische Strahlung
                              									der Aetherweilen wirksam wird, so mag, um die Grundlagen einer mechanischen Theorie
                              									der Elektrolyse nach jeder Richtung hin sicher zu stellen, dies Problem noch
                              									eingehend erörtert werden. Die von einem Körper oder einem Molekül oder Atom
                              									ausgestrahlten Wellen, mögen dieselben nun Licht–, Wärme oder Elektrizitätswellen
                              									sein, breiten sich nach allen Richtungen des Raumes hin aus, d.h. also kugel- oder
                              									strahlenförmig. Hieraus folgt ohne weiteres, dass die Intensität der ausgesandten
                              									Wellenbewegung mit wachsender Entfernung von dem strahlenden Körper abnehmen muss,
                              									und zwar in derselben Weise, wie die mit dem Abstand als Radius beschriebenen
                              									Kugeloberflächen wachsen; denn die ursprüngliche Wellenmenge muss sich bei
                              									wachsender Entfernung vom Körper wegen der radialen Ausbreitung auf die betreffende
                              									Kugeloberfläche gleichmässig verteilen. Nun ist aber die Oberfläche einer Kugel vom
                              									Radius r gleich 4r2π, die Kugeloberflächen sind also dem Quadrate
                              									des Radius direkt proportional. Da nun aber die Intensität der Strahlen der Grösse
                              									der Oberfläche, auf welche sie sich ausbreiten, umgekehrt proportional ist, so muss
                              									demnach die Intensität der Wellenbewegung dem Quadrate der Entfernung vom
                              									strahlenden Punkte umgekehrt proportional sein. In der Tat beweisen die angestellten
                              									Beobachtungen, dass nicht nur die Intensität der Licht- und Wärmestrahlen, sondern
                              									auch diejenige der elektrischen Schwingungen dem Quadrate der Entfernung
                              									umgekehrt proportional ist. Bei dem Licht benutzt man zur Messung die Intensität das
                              									Photometer, bei der Wärme das Thermometer oder die Thermosäule und bei der
                              									Elektrizität das Elektroskop oder besser noch die Coulombsche Drehwage. Gerade die Versuche Coulombs mit der Drehwage haben unzweifelhaft bewiesen, dass die
                              									Intensität der strahlenden Elektrizität ebenso wie diejenige der Licht- und
                              									Wärmewellen mit dem umgekehrten Quadrat der Entfernung abnimmt. Da die Intensität
                              									ausserdem noch der wirksamen Elektrizitätsmenge direkt proportional ist. so kann man
                              									das räumliche Wirkungsgesetz der statischen Elektrizität also formulieren: „Die
                              									Anziehung oder Abstossung elektrisch geladener Körper ist den wirksamen
                              									Elektrizitätsmengen direkt, dem Quadrate ihrer Entfernung umgekehrt proportional. Da
                              
                              									die Elektrizität eine Kraft ist, so hätte man dieses Resultat auch ohne weiteres aus
                              									dem Grundgesetze folgern können, dass die funktionelle Beziehung einer Kraft zu
                              									ihrer räumlichen Betätigungsmöglichkeit stets dieselbe sein muss.
                           Das soeben aus der Wellentheorie für die statische Aetherstrahlung abgeleitete
                              									Kraftbetätigungsgesetz gilt jedoch nicht für die hier in Frage kommenden dynamischen
                              									oder die strömenden Aetherschwingungen. Für die letzteren gilt vielmehr ganz
                              									allgemein das Webersche Grundgesetz, welches
                              									lautet:
                           
                              W=\frac{e\cdot e'}{r^2}\,\left\{1-a\,\left(\frac{d\,r}{d\,t}\right)^2\right\}
                              
                           darin sind e und e' die wirksamen elektrischen Massen im Abstande r,
                              
                              									welche gegeneinander die Geschwindigkeit \pm\,\frac{d\,r}{d\,t} haben. Nun wird nach dem Doppier scheu Prinzip, das als bekannt vorausgesetzt
                              									werden kann, die Zahl der Schwingungen, welche das Ohr oder Auge treffen, durch die
                              									Formel \left(1+\frac{s}{c}\right) dargestellt, worin s die relative
                              									Geschwindigkeit der Ton- oder Lichtquelle, bezw. für die Elektrizität diejenige der
                              									Schwingungen in den Leitern oder Elektrolyten und c die
                              									Geschwindigkeit der betreffenden Schwingungen in der umgebenden Luft bedeutet.
                           Die Annahme Webers, dass in jedem elektrischen Strome
                              									gleichzeitig beide Elektrizitäten in gleicher Menge nach entgegengesetzten
                              									Richtungen fliessen, ergiebt sich als Folgerung aus dem Umstände, dass die
                              									elektrischen Schwingungen infolge der radialen Ausbreitung und der totalen Reflexion
                              									an der Innenseite der Leiterfläche nach der positiven und negativen Stromrichtung
                              									hin den Draht durchlaufen und daher, soweit sie nicht infolge der Totalreflexion im
                              									Leiter verbleiben müssen, nach beiden Richtungen hin ausstrahlen. Ist nun die
                              									Geschwindigkeit der elektrischen Strahlen im ersten Leiter n und im zweiten n' so sind die relativen
                              									Geschwindigkeiten, mit welchen die elektrischen Schwingungen einander entfliehen
                              
                              									oder aufeinander zueilen:
                           
                              
                                 1.
                                 von
                                 + e
                                 und
                                 + e' : n –
                                       											n'
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 – e
                                 „
                                 – e' : – (n – n')
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 + e
                                 „
                                 – e ': n + n'
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 – e
                                 „
                                 + e' : – (n +
                                    												n')
                                 
                              
                           Während einer Sekunde wird also, wenn im ersten Leiter u, im zweiten u Schwingungen in der Sekunde
                              									stattfinden, nach dem Dopplerschen Prinzip eine in der
                              									positiven Stromrichtung sich fortpflanzende Welle des zweiten Leiters sich mit
                           
                              u\,\left\{1+\frac{n-n'}{c}\right\}
                              
                           Wellen des ersten und umgekehrt gleichzeitig eine in der
                              									positiven Richtung sich fortpflanzende Welle des ersten Leiters sich mit
                           
                              
                              u_1\,\left\{1+\frac{n-n'}{c}\right\}
                              
                           Wellen des zweiten zusammensetzen, sodass bei der relativen
                              									Geschwindigkeit + (u – u') infolge der
                              									Wechselseitigkeit der Strahlung die Gesamtzahl der von den Stromelementen ds und ds
                              									einander zugesandten Wellen dem Produkt
                           
                              u\,u_1\,\left(1+\frac{n-n'}{c}\right)^2
                              
                           und dem der strahlenden Flächen ds und ds' proportional, also
                              									gleich
                           
                              d\,s\,d\,s'\cdot u\,u_1\,\left(1-\frac{n-n'}{c}\right)^2
                              
                           Ganz entsprechend erhält man für die Gesamtzahl der Schwingungen bei der relativen
                              									Geschwindigkeit
                           
                              -(u-u')\,:\,d\,s\,d\s'\cdot u\,u_1\,\left(1-\frac{n-n'}{c}\right)^2
                              
                           
                              u+u'\,:\,d\,s\,d\s'\cdot u\,u_1\,\left(1+\frac{n-n'}{c}\right)^2
                              
                           
                              -(u+u')\,:\,d\,s\,d\s'\cdot u\,u_1\,\left(1-\frac{n+n'}{c}\right)^2
                              
                           Nach den Versuchen von Crookes, Neesen, Pringsheim und
                              									anderen ist aber die anziehende oder abstossende Wirkung der Aetherschwingungen der
                              									Zahl der ausgesandten Schwingungen direkt und wegen der Intensitätabnahme dem
                              									Quadrate der Entfernung der ausstrahlenden Körper umgekehrt proportional und
                              									folglich erhält man für die mechanische Wirkung der Wellen in den angeführten vier
                              									Sonderfällen
                           
                              1. \frac{d\,s\,d\,s'}{r^2}\cdot u\,u_1\,\left(1+\frac{n+n'}{c}\right)^2
                              								
                           
                              2. \frac{d\,s\,d\,s'}{r^2}\cdot u\,u_1\,\left(1-\frac{n+n'}{c}\right)^2
                              								
                           
                              3. -\frac{d\,s\,d\,s'}{r^2}\cdot u\,u_1\,\left(1+\frac{n+n'}{c}\right)^2
                              								
                           
                              4. +\frac{d\,s\,d\,s'}{r^2}\cdot u\,u_1\,\left(1-\frac{n+n'}{c}\right)^2
                              								
                           Die algebraische Summe aller dieser vier Wechselwirkungen ist dann die Wirkung der
                              									beiden Stromelemente aufeinander; diese Summe ist, wie man sich leicht durch
                              									Ausquadrierung und Addierung der gleichnamigen Glieder überzeugen kann, gleich
                           
                              \frac{u\,u_1\cdot d\,s\,d\,s'}{r^2}\cdot -\left(\frac{b\,n\,n'}{c^2}\right)
                              
                           Dieser Ausdruck ist, da sich nach Ampères Entwicklung
                              									das Webersche Gesetz auf die Form
                           
                              8\,a\,\frac{e\,e'\,d\,s\,d\,s'}{r^2}\,u\,u'
                              
                           bringen lässt, mit letzterer Formel, abgesehen vom Vorzeichen,
                              									identisch, wenn man 8\,a=\frac{8}{c^2} also a=\frac{1}{c^2} setzt.
                           Das vorstehende Gesetz giebt, da in demselben auch die relative Geschwindigkeit der
                              									Ionen Berücksichtigung findet, die Möglichkeit, die Elektrolyse rein mechanisch auf
                              									Grund der Sellmeierschen Emissions- und
                              									Absorptionstheorie zu begründen, ohne zu besonderen, mit allen möglichen
                              									Eigenschaften begabten Elektronen seine Zuflucht nehmen zu müssen. Durchführung und
                              									Prüfung der Theorie an der Hand von Versuchen und Beobachtungen wird einer
                              									besonderen Arbeit vorbehalten.