| Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. | 
| Autor: | Georg v. Hanffstengel | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 292 | 
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                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
                           								Kohle, Erze und Koks.
                        Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in
                           									Stuttgart.
                        (Fortsetzung von S. 284 d. Bd.)
                        Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und
                           								Koks.
                        
                     
                        
                           Eine sehr verbreitete Konstruktion der zweiten Art ist der Greifer von J. Jaeger, DuisburgD. R.
                                    											P. 87836/.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 292
                              Greifer von Jaeger.
                              
                           Fig. 201–203 stellen
                              									einen Greifer von 2,5 cbm Fassung, entsprechend etwa 2000 kg Kohleinhalt, dar.
                              									Zwischen die beiden trapezförmigen Seitenschildedes Greifergestells, die aus
                              									Winkeleisen mit Eckblechen hergestellt und durch Flacheisenverkreuzung verbunden
                              
                              									sind, ist oben ein Querbalken aus 2 ⊏Eisen gelegt. Eine
                              									zweite Traverse führt sich an den seitlich angenieteten Vierkanteisen a und steht mit den Schaufeln durch zwei Kniehebelpaare
                              									in Verbindung, die in den Krümmungs-Mittelpunkten der Schaufeln angreifen.
                              									Diese sind in den Eckpunkten des Gerüstes drehbar aufgehängt und unten mit kräftigen
                              									Stahlschneiden versehen.
                           Die Lastkette wird, ehe sie in den Greifer eintritt, geteilt und greift infolge
                              									dessen vollkommen symmetrisch an. Jedes Trum läuft über drei, in den ⊏
                              									Eisentraversen gelagerte Wollen, sodass ein Flaschenzug entsteht, der die beiden
                              									Querbalken gegen einander zieht. Mit der für die Schlusstellung ungefähr
                              									zutreffenden Annahme, dass jede Traverse die Hälfte des ganzen Greifergewicht es zu
                              									übertragen habe, ist die zwischen den beiden Traversen wirkende Kraft, wenn man von
                              									den Reibungsverlusten absieht, gleich dem 3 ½ fachen Kettenzuge.
                           Bei geöffnetem Greifer hängt fast das ganze Gewicht an der oberen Traverse, und es
                              									würde sich eine vierfache Uebersetzung ergeben.
                           Der Wirkungsgrad des Flaschenzuges ergiebt sich zu etwa 0,80 bis 0,86, wenn man in
                              									Anbetracht der schlechten Schmierung einen Zapfenreibungskoeffizienten von 0,15 bis
                              									0,20 zu Grunde legtVgl. Ernst, Hebezeuge, 3. Aufl., S. 59.
                              									Damit lässt sich für jede Stellung der Traverse das grösste mögliche
                              									Schaufeldrehmoment näherungsweise berechnen.
                           Das Oeffnungsseil fasst an der oberen Traverse twas einseitig an, sodass sich der
                              									Greifer beim Entleeren ein wenig schief stellt. Lässt man die Lastkette nach und
                              									hält das Seil fest, so drückt die durch ein gusseisernes Gewicht beschwerte untere
                              									Traverse die Schaufeln auseinander bis in die in Fig. 203 gezeichnete
                              									Lage. Ohne die Kniehebelwirkung würden die Schaufeln nur soweit auseinandergehen,
                              									dass ihr Schwerpunkt unter der Drehachse läge.
                           Die folgende Tabelle in Verbindung mit der nebenstehenden Fig. 204 gibt die Hauptabmessungen der Jaegerschen Greifer.
                           
                              
                                 Inhaltcbm
                                 
                                    
                                    b
                                    
                                 
                                    
                                    h
                                    
                                 
                                    
                                    b
                                    1
                                    
                                 
                                    
                                    h
                                    1
                                    
                                 
                                    
                                    w
                                    
                                 Länge derSchaufeli. cm
                                 Gewichti. kg.
                                 
                              
                                 1
                                 1410
                                 705
                                 2150
                                 1450
                                 2000
                                 1400
                                 1200
                                 
                              
                                 1,5
                                 1560
                                 780
                                 2400
                                 1600
                                 2250
                                 1550
                                 1400
                                 
                              
                                 2
                                 1730
                                 865
                                 2650
                                 1750
                                 2500
                                 1700
                                 1600
                                 
                              
                                 2,5
                                 1880
                                 940
                                 2900
                                 1950
                                 2750
                                 1850
                                 1800
                                 
                              
                           Nach Fig. 205 ist die Bewegung der Schaufel leicht zu
                              									verstehen. Die Bahn der Schaufelspitze wurde nach Gutdünken aufgezeichnet, unter der
                              									Annahme, dass der Greifer zunächst ein kleines Stück durch sein Eigengewicht in die
                              									Kohle einsinkt. Soll gerade volle Füllung stattfinden, so muss der Inhalt der mit
                              										mno bezeichneten Fläche gleich dem
                              									Schaufelquerschnitt sein. Gegenüber dem zuletzt betrachteten Vorgang liegt ein
                              									wesentlicher Unterschied darin, dass die Schaufeldrehpunkte sich im Verlauf des
                              									Schliessens senken müssen, und dass das ausgegrabene Material sehr stark verdrückt
                              									wird.
                           In Fig. 205 ist der Greifer in der Mittelebene
                              									geschnitten gezeichnet. Will man den Zusammenhang der auf die Greiferhälfte
                              									wirkenden äusseren Kräfte untersuchen, so ist, als von der anderen Hälfte
                              									herrührend, nur eine Horizontalkraft D hinzuzufügen, da
                              									infolge der Symmetrie keine Neigung vorhanden ist, die beiden Greiferhälften
                              									vertikal gegeneinander zu verschieben. Dazu kommen natürlich noch Kräftepaare, die
                              									eine Drehung des Systems verhindern, für unsere Untersuchung indessen keine
                              									Bedeutung haben. Die Horizontalkraft D ist gleich der
                              									an der Schaufelspitze wirkenden Druckkraft, welche die beiden Greiferhälften zu
                              									trennen sucht, und die für jede Schaufelstellung bei gegebenem Kettenzuge leicht zu
                              									berechnen ist, wenn man das Schaufeldrehmoment durch den vertikalen Abstand y dividiert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 293
                              Fig. 204. Masskizze zum Greifer von Jäger.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 293
                              Fig. 205.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 293
                              Fig. 206.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 293
                              Fig. 207.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 293
                              Fig. 208.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 293
                              Fig. 209.
                              
                           Am besten sind die Vorgänge klarzustellen, wenn man wieder zunächst eine ebene
                              
                              									Schaufel nach Fig. 206 betrachtet, die unter
                              									beliebigem Winkel gegen die Horizontale geneigt in einem Sandhaufen mit wagerechter
                              									Oberfläche steckt und von einer Horizontalkraft D
                              									ergriffen wird. Drehung der Schaufel wird durch Kräftepaare verhindert. Wäre die
                              									Schaufelspitze vollkommen stumpf, d.h. ausser stände, in den Boden einzudringen, so
                              									würde sich ein Sandkörper abc unter dem Winkel
                              										\beta=45^{\circ}-\frac{\varrho}{2} loslösen und die schiefe Ebene
                              										ab hinaufgleiten. Dabei wirken folgende
                              									Kräfte auf die Schaufelspitze:
                           D = horizontale Druckkraft,
                           G = Eigengewicht der Schaufel,
                           Q = Gewicht des Sandkörpers acd,
                           N = Reaktion der schiefen Ebene gegenüber der Schaufel,
                              									normal zur Linie ab gerichtet,
                           Rl = Widerstand,
                              									den Sandkörper und Schaufelspitze auf der schiefen Ebene finden.
                           
                           Um nach Möglichkeit die Verhältnisse des Greifers nachzuahmen, sei noch eine
                              									vertikal aufwärts wirkende Kraft K hinzugefügt,
                              									entsprechend dem Kettenzuge. Dieser ist bei einer bestimmten Schaufelstellung
                              									proportional der Schliesskraft D. Bei Uebertragung
                              									dieser Bezeichnungen auf den Greifer ist zu berücksichtigen, dass Kettenzug und
                              									Gewicht immer nur für eine Greiferhälfte gelten.
                           Für den Fall, dass D eben imstande ist, eine
                              									Aufwärtsbewegung hervorzubringen, ergibt sich dann das Kräftepolygon (Fig. 207), nach dem sich die erforderliche
                              									Verschiebungskraft D, falls die Reibungskoeffizienten
                              									bekannt sind, ohne Schwierigkeit berechnen lässt. Der Kettenzug wäre K=\frac{1}{n}\cdot D zu
                              									setzen.
                           Denken wir uns nunmehr die Schaufel zugeschärft (Fig.
                                 										208), so sucht die Spitze in das Material einzudringen, und es wird jetzt
                              
                              									zweckmässig sein, an Stelle der Reaktion N den in
                              									Richtung der Schaufelebene ac fallenden
                              									Schneidwiderstand S einzuführen, womit alle die
                              									Widerstände zusammengefasst sind, die sich unter sonst gleichen Verhältnissen dem
                              									Eindringen einer vertikalen Schaufel (Fig. 196 S. 284
                              									d. Bd.) entgegensetzen. Dazu kommt noch der Reibungswiderstand R2, welcher
                              									durch die normal zu ac gerichteten äusseren Kräfte an dieser Fläche entsteht. Damit
                              
                              									ergibt sich das Kräftepolygon (Fig. 209).
                           Ob sich die Schaufelspitze nun tatsächlich in der Richtung ab oder ca
                              									bewegt, hängt davon ab, welcher Widerstand beim Anwachsen von D, d.h. beim Anziehen der Kette, zuerst überwunden
                              									wird. Die Grösse des Verschiebungswiderstandes R2 lässt sich wohl mit einiger Annäherung
                              									berechnen, dagegen können über den Schneidwiderstand gar keine Angaben gemacht
                              									werden. Schwierigkeiten entstehen auch dadurch, dass beide Widerstände, namentlich
                              									aber der letztgenannte, von der Geschwindigkeit abhängig sind. Voraussichtlich
                              									werden daher während der ganzen Dauer des Greiferschlusses beide Bewegungen
                              									gleichzeitig vor sich gehen, mit Geschwindigkeiten, die den jeweils auftretenden,
                              									aus dem Polygon zu entnehmenden Kräften entsprechen.
                           Nehmen wir einmal an, dass bei der in Fig. 209
                              									angedeuteten Grösse der Kräfte langsame Bewegung in beiden Richtungen vor sich geht.
                              									Wollte man jetzt durch Vergrösserung des Kettenzuges K
                              									schnelleren Schluss herbeiführen, so würde das, wie leicht einzusehen, die in Fig. 209 punktiert eingezeichnete Aenderung des
                              									Kräfteverhältnisses zur Folge haben, da K und D zunehmen. Die Verschiebungskraft R1 wächst schneller als
                              									die Schneidkraft, und in derselben Weise wird sich auch das Verhältnis der Wege in
                              									beiden Richtungen ändern. Daraus folgt, dass schneller Greiferschluss für eine gute
                              									Füllung nicht günstig ist.
                           Der Kettenzug darf nur soweit gesteigert werden, dass er die Grösse von G + Q zuzüglich der
                              									Reibung in der Fläche ad nicht überschreitet.
                              									Sonst heben sich die Schneiden, und die Füllung wird unvollständig. In diesem Falle,
                              									wie überhaupt bei mangelhafter Füllung, wäre das Gewicht des Greifers zu
                              									vergrössern. Geht man damit indessen zu weit, so überfüllen sich die Schaufeln und
                              									lassen nachher einen Teil ihres Inhalts wieder fallen. Das kann z.B. vorkommen, wenn
                              									ein für Kohle gebauter Greifer Getreide fördern soll. Man kann sich dann durch
                              									Beschränkung der Oeffnungsweite helfen, doch ist es natürlich unvorteilhaft,
                              									jedesmal das unnütze Mehrgewicht zu heben.
                           Die mit der ebenen Schaufel angestellten Betrachtungen sind auf die gekrümmte
                              									Greiferschaufel ohne grosse Aenderung zu übertragen, und man könnte durch
                              									Aufzeichnen der Kräftepolygone für verschiedene Stellungen die Bahn der
                              									Schaufelspitze mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmen, wenn über die Schneid
                              									widerstände Genaueres bekannt wäre. Offenbar wird auch die Form der Schneide einigen
                              									Einfluss haben. Zweckmässig erscheint es, die Abschrägung nach innen zu legen, weil
                              									dann der Greifer sich steiler eingräbt, konstruktiv näherliegend ist indessen die
                              									umgekehrte Anordnung.
                           In Fig. 210
                              									bis 213
                              									sind für den oben gezeichneten Jaegerschen Greifer die
                              									Kräftepolygone für verschiedene Schaufelstellungen gezeichnet, unter der Annahme,
                              									dass das Gewicht des ganzen Greifers 1800 kg, also G =
                              									900 kg ist, und dass die Vertikalkraft G + Q – K = O ist, also nach
                              									Früherem ungefähr der höchste zulässige Kettenzug K =
                              										G + Qausgeübt
                              									wird. Bei Berechnung der Kräfte D wurde angenommen,
                              									dass der Wirkungsgrad des ganzen Getriebes, einschliesslich des Flaschenzuges, =
                              									0,75 sei.
                           Versteht man unter K, wie bisher, die Kettenkraft für
                              									eine Greiferhälfte, so ist, wie oben gezeigt wurde, die Traversenkraft je nach der
                              									Schaufelstellung P = 3,5 K
                              									bis 4 K, die Kraft in der Zugstange nach Fig. 205 gleich \frac{P}{cos\,a} und mit Berücksichtigung
                              									des Wirkungsgrades die Schliesskraft D=0,75\,\frac{P}{cos\,a}\cdot \frac{x}{y}.
                           Die Bahn der Schaufelspitze ist in Fig. 210 nach Gutdünken
                              									eingezeichnet, jedoch so, dass der Inhalt der Fläche fg 1234h gleich dem Schaufelquerschnitt ist. Dabei wurde angenommen, dass
                              									der Greifer durch sein Eigengewicht um das Stück fg einsinkt. Die Kräftepolygone sind für die Stellungen 1234 gezeichnet. (Fig. 211–213).
                           Der natürliche Böschungswinkel des Materials wurde zu ρ
                              									= 40° angenommen, sodass sich ergibt: \beta=45^{\circ}-\frac{\varrho}{2}=25^{\circ}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 294
                              Bestimmung der Schliesskraft für Greifer von Jäger.
                              
                           Infolge der starken Kniehebelübersetzung wird anfangs die Schliesskraft sehr gross,
                              									und es ist nicht denkbar, dass der volle verfügbare Kettenzug ausgeübt wird, da das
                              									Material zunächst nur geringen Widerstand bietet. Daher ist für Stellung 1 noch ein
                              									zweites Polygon gezeichnet, in dem der Kettenzug statt 930 kg nur zu 400 kg
                              									angenommen wurde. Es zeigt sich, dass jetzt mit G + Q – K = 530 das Verhältnis zwischen Schneidkraft (S + R1) und
                              									Verschiebungskraft R2 sich bedeutend günstiger gestaltet, und das wird noch stärker
                              									hervortreten auf dem Wege zwischen g und 1. Demnach
                              									erscheint es sehr zweckmässig, dass der Greifer sich bis zur Strecklage des
                              									Kniehebels öffnet, weil dadurch anfangs der Kettenzug klein gehalten und bei
                              									geringem Gleitbestreben grosse Schneidkraft hervorgerufen wird. Die Schaufeln werden
                              									sich also sehr rasch eingraben.
                           Die Uebersetzung des Kniehebels nimmt nun schnell ab und D wird geringer, obwohl der Greiferinhalt und mit ihm die zulässige
                              									Kettenkraft wächst (Stellung 2). Später macht sich indessen der letztgenannte
                              									Einfluss in höherem Masse geltend, und D nimmt wieder
                              									zu. Auf die Zunahme der Schneidkraft wirkt noch ihre weniger steile Richtung günstig
                              									ein, sowie auch der Umstand, dass die Verschiebungsebene sich steiler als bisher
                              									neigen muss, weil sie sonst auf die Wand der zweiten Schaufel trifft.Vgl. den oben angeführten Aufsatz von Salomon. (Stellung 3.) Alle diese
                              									Umstände wirken gegen den Schluss hin immer stärker und haben sehr schnelles
                              									Wachsen der Schneidkraft zur Folge. I In Stellung 4 wird endlich
                           R1 +
                              										S = D = 4410 kg.
                           Diese grosse Schneidkraft in der Schlussteilung bringt namentlich den Vorteil mit
                              									sich, dass die Schaufeln imstande sind, grössere Kohlestücke, die sich zwischen die
                              									Schneiden geklemmt haben, zu zerdrücken.Bei
                                    											dieser Gelegenheit sei an. die in Jahrgang 1902, 8. 556 dargestelle
                                    											Konstruktion von Losenhausen erinnert, die den
                                    											gleichen Zweck in noch höherem Masse durch Anwendung einer unrunden Trommel
                                    											zu erreichen sucht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 295
                              Greifer von Mohr u. Federhaff.
                              
                           Die im Vorhergehenden angestellten Betrachtungen habenden Zweck, die
                              									Gesichtspunkte klarzulegen, von denen man bei Konstruktion eines Greifers auszugehen
                              									hat, um möglichst günstige Wirkung zu erreichen. Ist die Anordnung unzweckmässig, so
                              									kann gute Füllung nur durch Vermehrung des Eigengewichtes erzielt werden, die sehr
                              									unwirtschaftlich ist. Oder man hat, wenn es konstruktiv ausführbar ist, die
                              									Uebersetzung des Getriebes zu vergrossern, wodurch indessen die Greifdauer
                              									verlängert wird. Das erforderliche Greifergewicht für einen neuen Entwurf auf
                              									theoretischem Wege zu ermitteln, ist natürlich so lange nicht möglich, als über die
                              									Schneidwiederstände nichts bekannt ist. Doch kann man durch Vergleich mit einer
                              									erprobten Konstruktion auf Grund dieser Ueberlegung wenigstens einigen Anhalt dafür
                              									gewinnen.
                           Erschwert wird eine sichere Beurteilung der Vorgänge, wenn nicht, wie bisher
                              									angenommen, die einzelnen Körner des Fördergutes gegenüber den Abmessungen der
                              									Schaufel als klein anzusehen sind, wenn es sich also z.B. um Stück- oder Förderkohle
                              									handelt, da jetzt die Widerstände sehr abhängig sind von der zufälligen Lagerung der
                              									Stücke. Der Greifer wird dann ganz unregelmassige Bewegungen machen.
                           Ferner verschieben sich die Verhältnisse im praktischen Betriebe ein wenig dadurch,
                              									dass die Oberfläche des Fördergutes nicht horizontal zu sein pflegt. Es liegt dann
                              									in der Hand der Bedienungsmannschaft, den Greifer so aufsetzen zu lassen, dass er
                              									möglichst günstig eingreift. Hinzu kommt, dass auch die Seitenbleche der Schaufeln
                              									beim Eindringen auf Schneidwiderstände stossen, und dass infolge der Reibung die
                              									Verschiebung des Materials an dieser Stelle eine ganz andere sein wird, als in der
                              									Mitte.
                           Man kann sich nach dem Vorangegangenen leicht klar machen, weshalb die erste
                              									Konstruktion mit in der Mitte liegenden Drehpunkten für Bagger–, die andere für
                              									Verladezwecke bevorzugt wird. Im ersten Falle handelt es sich in der Regel um
                              									zusammenhängendes, unter Umständen beinahe festes, im zweiten um lockeres Material.
                              									Nun tritt bei den Greifern mit aussenliegenden Drehpunkten sehr starke Deformation
                              									des Greiferinhaltes ein, was bei grossem Verschiebungswiderstande wesentlich
                              									vermehrte Greifarbeit zur Folge hat, also bei zusammenhängendem Material sehr
                              									nachteilig wirken würde. Dagegen hat die andere Anordnung die Eigenschaft, dass,
                              									wenigstens bei zylindrischer Schaufelform, die Drehpunkte sich im Verlaufe des
                              									Greifens nicht heben dürfen, wenn völlige Füllung eintreten soll, da die Schaufeln
                              									sich nicht wieder tiefer eingraben können. Bei lockerem Material, aber mit geringem
                              									Verschiebungswiderstand, wird eine solche Hebung sich nur durch erhebliche
                              									Vergrösserung des Gewichtes verhindern lassen. Das Gleitbestreben wird bei der
                              									ersten Konstruktion auch dadurch begünstigt, dass der Schneidwiderstand grösser
                              									wird, da die Schaufeln tiefer eindringen, als im zweiten Fall. Als Vorteil der zweiten
                              									Anordnung ist noch zu erwähnen, dass sie im allgemeinen geringere Bauhöhe zulässt,
                              									und dass die Kniehebelstäbe auf Zug statt auf Druck beansprucht werden.
                           Fig.
                                 										214–216 geben einen Greifer von Mohr &
                                 										Federhaff, Mannheim, wieder, der bei 2 cbm Fassungsvermögen etwa 1800 kg
                              									wiegt. Die Konstruktion unterscheidet sich von der Jaegerschen namentlich dadurch, dass die Hubkette ungeteilt in den Greifer
                              									eingeführt ist. Der Flaschenzug besteht aus zwei, in einer schweren gusseisernen
                              									Traverse gelagerten, losen Rollen a und einer festen
                              									Rolle b im Greifergerüst. Durch die Leitrolle c wird die Schliesskette so geführt, dass sie um etwa
                              									50 mm aus der Mittelebene des Greifers abweicht, ebenso viel wie die gegenüber am
                              									Gestell befestigte Entleerungskette, sodass der Greifer in jedem Falle ein wenig
                              									schief hängt.
                           Die Gusstraverse, die den unteren Rollenblock darstellt, ist mit Zapfen in
                              									Blechschilde eingehängt, die mit der links gezeichneten Schaufel fest vernietet
                              									sind. Der Aufhängepunkt der Traverse beschreibt also einen Kreis um den Drehzapfen
                              										D1 und bedarf
                              									keiner besonderen Führung. Die zweite Schaufel wird von der ersten aus durch die
                              									Stange d gedreht. Bei dieser Art des Antriebes bewegen
                              									sich natürlich die Schaufeln nicht ganz gleichmässig. Die an den beiden Schneiden
                              									ausgeübten Horizontalkräfte lassen sich für jede Stellung leicht berechnen, wenn man
                              									bedenkt, dass sie sich gegenseitig aufheben, also notwendig einander gleich sein
                              									müssen. Die auf Verschiebung und auf Eindringen wirkenden Kräfte müssen besonders
                              									bei voller Oeffnung (Fig. 214)
                              									inwesentlich anderem Verhältnis stehen, als bei dem Greifer von Jaeger, da die sehr starke Uebersetzung des vollständig
                              									gestreckten Kniehebels hier fehlt, sodass bei Beginn des Eindringens grösserer
                              									Kettenzug auszuüben ist. Die an der Traverse wirkende Kraft darf wieder, je nach der
                              									Schaufelstellung, gleich dem 3,5- bis 4fachen Kettenzug gesetzt werden. Das Gewicht
                              									der Traverse genügt, um die Schaufeln zu spreizen.
                           Eine Hilfskette e begrenzt die Oeffnungsweite und
                              									gestattet, diese leicht zu verändern, wenn unvollständige oder übermässige Füllung
                              									eintreten sollte. Die Achsen der Rollen a liegen etwas
                              									höher, als der Drehpunkt der Traversen, sodass diese sich im stabilen Gleichgewichte
                              									befindet. Auch wird einer Schiefstellung dadurch entgegengewirkt, dass die grösste
                              									Eisenmasse nach unten verlegt ist.
                           Der Greifer hat sich in zahlreichen Ausführungen gut bewährt. Die Gewichte werden
                              									folgendermassen angegeben:
                           
                              
                                 Inhalt (cbm):
                                 1,25
                                 1,5
                                 1,75
                                 2
                                 2,25.
                                 
                              
                                 Gewicht des Greifers (kg):
                                 1350
                                 1480
                                 1660
                                 1780
                                 1860.
                                 
                              
                           Der Greifer der Düsseldorfer Kranbaugesellschaft, der in
                              										Fig.
                                 										136 u. 137 S. 103 d. Bd. eingezeichnet ist, beruht auf demselben Grundsatz, wie
                              									die beschriebenen Konstruktionen, ist aber für Betrieb mit Drahtseil eingerichtet.
                              									Das Schliesseil wirkt auf zwei symmetrisch eingebaute Flaschenzüge, deren Anordnung
                              									grosse Rollendurchmesser und Biegung des Seiles in einem Sinne ermöglicht. Die
                              									Schaufeldrehmomente verlaufen etwas anders als bei Jaeger, weil die Zugstangen nicht an einem Punkte in der Mittelebene,
                              									sondern an den Enden eines Querstabes angreifen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)