| Titel: | Neue Einrichtungen und Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf Eisenbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 296 | 
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                        Neue Einrichtungen und Nebenvorrichtungen zur
                           								Zugsicherung auf Eisenbahnen.
                        Neue Einrichtungen und Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf
                           								Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              I. Siemens & Halskesche Schaltungsweise für elektrische
                                 										Sperr- oder Meldevorrichtungen.
                              
                           Wenn durch die fahrenden Züge von einer bestimmten Bahnstelle aus nach einer zweiten,
                              									entfernten Stelle die erfolgte Vorbeifahrt mittels Signale angezeigt oder die Lösung
                              									des Verschlusses eines Blockwerks oder eines Fahrstrassenhebels u.s.w. bewirkt
                              									werden soll, so geschieht dies bekanntlich in der Regel auf elektrischem Wege, und
                              									zwar mit Hilfe von Stromschaltern, welche von den Fahrzeugen der Züge tätig gemacht
                              									werden. Einrichtungen dieser Art können jedoch, wenn es sich um die Aufhebung eines
                              									Fahrverbots oder um Entriegelungen von ähnlicher Wichtigkeit handelt, erst dann als
                              									vollwertig gelten, wenn die von den Zügen auszuübende Fernwirkung sich in der Tat
                              									nicht früher vollzieht, bevor nicht die letzte Zugachse den in Frage kommenden
                              									Gefahrpunkt richtig überschritten hat, weil andernfalls bei einem etwaigen
                              									Liegenbleiben eines Zuges an kritischer Stelle die Aufhebung des gedachten
                              									Verschlusses erfolgen könnte, ohne dass die sichernden Vorbedingungen erfüllt
                              									sind.
                           Schon seit etwa sieben Jahren wird von Siemens &
                                 										Halske eine Schaltungsweise angewendet, welche der eben angeführten
                              									Bedingung dadurch entspricht, dass neben einem gewöhnlichen Streckenstromschalter im
                              									Gleise noch ein zweiter Kontakt in Gestalt eines isolierten Stückes des einen oder
                              									des anderen Schienenstranges vorhanden ist, und dass ein beim Befahren des ersteren
                              									durch die erste Radachse jedes Zuges entstehender Stromkreis so lange geschlossen
                              									bleibt, als noch eine Achse desselben Zuges auf dem isolierten Schienenstück läuft.
                              									Neuestens hat diese Schaltung eine unter Umständen günstig verwertbare Erweiterung
                              									erfahren, wie sich dieselbe aus Fig. 1 des näheren
                              									ersehen lässt. Im Gleis gg liegt an
                              
                              									erforderlicher Stelle irgend ein Radtaster, Sehienendurchbiegekontakt oder ein
                              									ähnlicher, als Stromschliesser angeordneter Streckenstromschalter t, während gleichzeitig ein Stück i1i2 des Schienenstrangs
                              										s1s1 vom Unterbau
                              									und namentlich von den anstossenden Fortsetzungen des Schienenstrangs isoliert,
                              									dagegen der zweite Strang s2s2 des Gleises an Erde gelegt ist. Natürlich
                              									kann dasStück i1i2
                              									je nach Bedarf ein längeres Gleisstück oder auch nur eine einzelne Schiene sein,
                              									doch muss es jedenfalls eine um einige Meter grössere Länge besitzen, als der
                              									grösste Radstand, welcher bei den auf der Strecke verkehrenden Eisenbahnfahrzeugen
                              									vorkommen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 296
                              Fig. 1.
                              
                           Befährt ein Zug den Streckenumschalter t, so gelangt
                              									hierdurch die Leitung l über t und durch Vermittlung der Räderpaare des Zuges mit der Erde in
                              									Verbindung, so dass von der Batterie b ein
                              									geschlossener Stromkreis über e1, e2, s2, t, l und m1 entsteht, welcher
                              									die Anziehung des Ankers a1 und daher die Herstellung eines neuen
                              									Stromweges bei c1 bewirkt. Von diesem Augenblicke an erfolgt ersichtlichermassen der
                              									Schluss eines zweiten Stromkreises über die Radachsen des Zuges, dann über e2, i1i2, d1, l1, a1, c1, n, m1
                              									b und e1, der so lange unverändert anhält, als ein
                              									Rad des in Betracht stehenden Zuges sich auf der isolierten Schiene befindet. Es
                              									bleibt also nach dem Befahren des Streckenstromschliessers t die Wirksamkeit des Elektromagneten m1 d.h. die Anziehung des Ankers a1, bezw. der
                              									Stromweg bei c1
                              									auch noch aufrecht, wenn keine Betätigung dieses Stromschliessers mehr stattfindet;
                              									sie wird jedoch, –- vorläufig angenommen, dass der zweite Anschluss d2 der Leitung
                              										l2 an i1i2 nicht
                              									vorhanden wäre – sofort unterbrochen werden, wenn die letzte Zugachse über i1i2
                              									hinweggelangt ist und die Leitung l1 sonach die leitende Verbindung zur Erde e2 verliert.
                              									Wenn nun unter der letzterwähnten Voraussetzung, dass der Anschluss d2 nicht
                              									vorhanden sei, zwischen der Batterie b und dem Relais
                              										m1 ein oder
                              									mehrere Elektromagnete eingeschaltet würden, welche Signal- oder Sperrvorrichtungen
                              									derart steuern, dass sie die Auslösung durch den Ankerabfall vollziehen, dem die
                              									Anziehung vorausgegangen ist, so entspricht ihre Einrichtung nach der beschriebenen
                              									Schaltung der eingangs aufgestellten Bedingung, laut welcher sie ihre Aufgabe erst
                              									dann vollziehen dürfen, wenn der Zug die Gefahrstelle wirklich hinter sich gelassen
                              									hat.
                           Dieses bildet das Wesen der ursprünglichen Siemens und
                                 										Halskeschen Schaltung, welche neuestens die in Fig. 1 ersichtlich gemachte einfache Weiterung erfahren hat, bei deren
                              									Anwendung jener Stromschluss, der infolge Betätigung des Streckenstromschliessers
                              										t entsteht, nach der Vorbeifahrt des Zuges nicht
                              									aufhört, sondern sich zur Erregung anderer Elektromagnete ausnützen lässt und erst
                              									später, nach verrichteter Arbeit, sei es selbsttätig oder von Hand wieder
                              									unterbrochen werden muss. Zu diesem Ende sind z.B. die Spulen des Elektromagneten
                              										m2
                              									einerseits zur Erde e3, andererseits durch die Leitung l2 bei d2 an i1i2 angeschlossen. Hierdurch wird nun, sobald
                              									der Elektromagnet m1
                              									durch die erste Achse eines Zuges mittels des Stromschliessers t zur Wirksamkeit gelangt und den Strom weg bei c1 herstellt, nebst den
                              									über t und über t
                              									geschlossenen Strömkreisen noch ein weiterer Teil ström von d1 über d2, l2, m2, c2, e3 und e1 seinen Lauf nehmen, der jedoch bei richtiger
                              									zweckdienlicher Bemessung der Leitungswiderstände so schwach bleibt, dass er eine
                              									Anziehung des Ankers a2 nicht zu Stande bringt. Gelangt jedoch der
                              									in Frage kommende Zug über i1i2
                              									hinweg, wonach also die leitende Verbindung zwischen i1i2 und s2s2 aufhört, dann fliesst der volle
                              									Strom der Batterie b über m1, n, c1, a1, l1, d1, d2, l2, m2, c2, e3 und derselbe ist nun kräftig genug, um
                              
                              									auch den Elektromagneten m2 angemessen wirksam zu machen. Dieser
                              									zuletzt betrachtete Stromkreis bleibt nun dauernd so lange geschlossen, bis ein
                              									zwischen m2 und
                              									der Erdleitung eingeschalteter Unterbrecher vorübergehend geöffnet wird, wodurch die
                              									Gesamteinrichtung die in der Zeichnung dargestellte Grundstellung wieder
                              									zurückgewinnt.
                           Das der Fig. 1 zu gründe liegende Beispiel bezieht
                              									sich auf den häufig vorkommenden Fall, dass an einem Signal- und Weichenstellwerk
                              									die Sperrung eines Fahrstrassenhebels h durch die
                              									letzte Achse der eingefahrenen Züge gelöst werden soll. Die Rückstellung des zum
                              									Verschluss der Weichenhebel umgelegten Fahrstrassenhebels h wird durch eine Sperrklinke k verwehrt,
                              									welche vermöge ihrer Federung bestrebt ist, in die Falle des mit h verbundenen Schiebers rr
                              									einzuschnappen, sobald dieser angemessen verschoben wird. Das Einfallen der Klinke
                              										k kann jedoch nur bei abgerissenem Anker a2 stattfinden,
                              									wogegen k in der nichtsperrenden Lage zurückgehalten
                              									bleibt, so lange m2 stromdurchtlossen, bezw. der Anker a2 angezogen ist. Die Unterbrechung des
                              									Freigabestromes besorgt der Stellwerkswärter lediglich durch die Rückstellung des
                              									Fahrstrassenhebels, wobei die Kontaktstelle c2 gelöst und hierdurch die leitende
                              									Verbindung zur Erde e3 unterbrochen wird. Dass sich diese Schaltung ebensowohl für andere Stell
                              									werksteile und mannigfache ähnliche Sicherungen ausnützen lässt, bedarf keiner
                              									weiteren Erläuterung.
                           
                        
                           II. Arlts Vorrichtung zur
                                 										selbsttätigen Entblockung von Wechselstromfeldern.
                           Statt der Anwendung besonderer, zwischengelegter Sperrvorrichtungen, welche durch die
                              									fahrenden Züge vermittels eines Streckenstromschalters entriegelt werden, schlägt
                              										O. Arlt in Görlitz vor, das in Frage kommende Siemens & Halskesche Blockfeld gleich ohne
                              									Vermittlung einer gedachten Sondersperre durch ein Uhrwerk freimachen zu lassen,
                              									welches von den Zügen mittels eines Streckenstromschliessers und einer Batterie
                              									ausgelöst wird und sodann in den Elektromagnet des Blockfeldes den zur Entblockung
                              									erforderlichen Wechselstrom entsendet, gerade so, als sei derselbe von der
                              									berechtigten Stelle aus durch Handhabung der Block taste und des Magnetinduktors
                              									abgeschickt worden. Der Konstrukteur fasst nämlich bei seiner Vorrichtung im
                              									besonderen die bekannte Anordnung der deutschenStations-Blockanlagen ins Auge,
                              									bei denen die zu den Aus- und Einfahrtsignalen gehörenden Wechselstromblockfelder
                              									des Signal- und Weichenstellwerks vom Dienstzimmer des Stationsbeamten aus
                              
                              									freigegeben werden, nachdem sich der letztere jeweilig die Ueberzeugung verschafft
                              									hat, dass die Ein- bezw. Ausfahrt des Zuges ordnungsmässig vor sich gegangen
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 297
                              Fig. 2.
                              
                           Aus Fig. 2, welche das Stromlaufschema einer
                              									Stellwerksblockeinrichtung darstellt, lässt sich das wesentlichste der Arltschen Anordnung unschwer ersehen. Um die für die
                              									Ein- oder Ausfahrt eines Zuges erforderliche Signalgebung zu ermöglichen, muss der
                              									Stationsbeamte bekanntlich mittels seines im Dienstzimmer der Station befindlichen,
                              									in der Zeichnung weggelassenen Signalfeldes durch Entsendung von Wechselströmen das
                              									Signalblockfeld f1 des
                              									Stellwerks entblocken, wodurch der Stellwerks Wärter in stand gesetzt wird,
                              									zuvörderst seinen Fahrstrassenhebel angemessen einzustellen und sodann, nachdem er
                              									letzteren durch Bedienung des Fahrstrassenblockfeldes f2 festgelegt hat, die
                              									Freistellung des betreffenden Ein- bezw. Ausfahrtsignals zu bewerkstelligen. Bei der
                              
                              									vorgedachten Freigabe des Blockfeldes f1 wird gleichzeitig die Hemmung der Stange s'1 gelöst und sonach
                              									der Kontakt c1
                              									geschlossen. Von c1
                              									führt eine Stromleitung einerseits zu einem als Stromschliesser angeordneten
                              									Streckenstromschalter t, andererseits zu einer Batterie
                              										b1, welche über die
                              									Spulen eines Elektromagneten m bei z zur Erde e1 angeschlossen ist. Der abgerissene Anker
                              										a des Elektromagneten m hält mit seinem abgeschrägten Hebelende p
                              									einen um den Drehzapfen o beweglichen Auslösehebel q fest, wenn der letztere die in Fig. 2 durch gestrichelte Linien angedeutete Stellung
                              									einnimmt. Auf einem seitlich aus q vorstehenden
                              									Rollenstift lehnt sich der am unteren Ende um eine Achse lose drehbare Hebelarm h, dessen freies Ende ein Gewicht g trägt und der mit einer federnden Mitnehmerklaue k in ein Sperrad r
                              									eingreift. Die Achse dieses Gesperrs überträgt ihre Drehung durch Vermittlung einer
                              									von dem Windflügelrade w beeinflusste, mehrfache
                              									Zahnradübersetzung auf einen rotierenden, als Pol Wechsler wirkenden Umschalter u.
                           Während ein Zug aus- oder einfährt, befindet sich der bezügliche Auslösehebel q nebst dem Treibgewichtshebel h immer in der durch gestrichelte Linien gekennzeichneten, gehobenen Lage,
                              									bei welcher sich q auf den Ankerhebel stützt, das
                              									Uhrwerk sich in Ruhe befindet, und ein mit einer Batterie b2 verbundener, auf q angebrachter Kontakt c3 unterbrochen ist. Diese Lage
                              									der Auslösung wird jedesmal, d.h. für jeden Zug vom Stellwerkswärter bei Bedienung
                              										des
                              									Fahrstrassenblockfeldes f2 dadurch hervorgerufen, dass die
                              									niedergehende Tasterstange s2 mittels einer Nase n den Auslösehebel q hochhebt und auf den
                              									Ankerhebel legt. Befährt nun der Zug den Streckenstromschalter t, so gelangt die Batterie b1, da zur Zeit der Stromweg bei
                              										c1
                              									hergestellt ist, über m, e1, e2
                              									t, c1 in
                              									Schluss, der Auslösehebel q verliert infolge der
                              									Ankeranziehung den bisherigen Halt bei p, so dass er in
                              									die mit vollen Linien dargestellte Lage abfällt, wobei sich der Kontakt c3 schliesst. Das
                              
                              									Gewicht g wird wirksam und treibt durch die Klaue k das Laufwerk der Polwechselscheibe u an, deren Lauf, wie bereits erwähnt, durch die
                              									Windflügelhemmung w gleichmässig gemacht wird. Von dem
                              									Augenblicke an, wo durch den Abfall des Auslösehebels der leitende Weg bei c2 hergestellt
                              									wird, findet der Strom der Batterie b2 seinen Weg über u nach den Spulen des Wechselstromverschlusses des Blockfeldes f2, und sobald
                              									auf diese Weise die zur Entblockung erforderliche Zahl Ströme wechselnder Richtung
                              									abgegeben ist, erfolgt das Hochgehen der Tasterstange s'2, wodurch sich der bisher bei
                              										c2
                              									bestandene Kontakt löst und also die Stromgebung von selbst wieder aufhört, nachdem
                              									sie ihre Aufgabe erfüllt hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 298
                              Fig. 3.
                              
                           Es wäre natürlich ebensogut möglich, statt der Batterie b2 in Verbindung mit der sich
                              									drehenden Polwechselscheibe das Uhrwerk einfach einen Magnetinduktur antreiben zu
                              									lassen, der ohne weiteres die erforderlichen gewöhnlichen Wechselströme liefert und
                              									über den Kontakt c3 in die Blockfeldspulen entsendet. Desgleichen kann die Anordnung des
                              									Streckenstromschalters und die Auslösung des Laufwerkelektromagnetes – etwa in der
                              									vorhin geschilderten Siemens & Halskeschen Weise –
                              									derart getroffen sein, dass das Abfallen des Auslösehebels erst erfolgt, wenn die
                              										letzte Achse der Züge die Gefahr stelle
                              									überfahrenhat. Schliesslich lässt sich der selbsttätige Stromsender nicht blos für
                              									die Entblockung von Fahrstrassenblockfeldern ausnützen, sondern in entsprechender
                              									Anpassung ebensowohl für die Freigabe von Signal- oder von Zustimmungsblockfeldern,
                              									wobei gegenüber den gewöhnlichen Anlagen Leitungen oder auch Blockfelder und für
                              									alle Fälle im Signalbetriebe viel Zeit und Mühe erspart werden können. Ob sich aber
                              									die in Rede stehende Vorrichtung so tadellos und verlässlich ausführen lässt, als es
                              									bedingt erscheint, um sie in die Praxis einführen zu dürfen, wird allerdings vorher
                              									erst durch eine längere strenge Erprobung festzustellen sein
                           
                        
                           III. Verbesserung an dem
                                 										Schimendurchbiege-Streckenstromschliesser der C. Lorenzschen Signalbauanstalt (Berlin).
                           Der seinerzeit an dieser Stelle ausführlich beschriebene obengenannte
                              									Streckenstromschliesser (vergl. D. p. J. 1901, Bd. 316,
                              									S. 649) hat seither eine grosse Verbreitung gefunden, die er zum Teil auch einer
                              									geringen, aber für die gleichbleibend tadellosen Stromherstellungen und
                              									Stromunterbrechungen wertvolle Verbesserung verdankt. Letztere besteht, wie die
                              									Abbildung des im Gleis verlegten Streckenstromschliessers (Fig. 3) ersehen lässt, lediglich darin, dass das Winkeleisen, welches das
                              									gusseiserne Kontaktkästchen trägt, nicht wie früher (vergl. 1901, Bd. 316, S. 650 Fig. 10) von der Fahrschiene völlig
                              									losgetrennt, einfach auf zwei Oberbauschwellen liegt, sondern etwa die doppelte
                              									Länge erhält und mit seinen beiden Enden an den Fuss der Fahrschiene nach der
                              									gewöhnlichen Art dieser Verbindungen mittels Klemmbacken und Schraubenbolzen
                              									festgemacht wird.
                           Die Auflager des Kontaktträgers auf den beiden Schwellen sind durch Eisenplatten
                              									gebildet, welche mit dem wagerechten Teil des Winkeleisens durch je zwei
                              									Schraubenbolzen in Verbindung stehen; eine dritte, in der Mitte zwischen den beiden
                              									Bolzen vorhandene, stärkere Kopfschraube dient als Stell- bezw. Spannschraube und
                              									Ist daher mit einer sichernden Gegenmutter versehen, welche den Rückgang ausder
                              									einmal richtig eingestellten Lage verhindert. Mit Hilfe dieser beiden Spannschrauben
                              									erhält der Kontaktträger seine endgiltige, d.h. richtige Lage. Hierzu werden die
                              									Schrauben durch Lüften oder Anziehen derart eingestellt, dass der Abstand, welcher
                              									sich zwischen der Unterkante des den Kontakt tragenden Winkeleisens und den
                              
                              									Schwellenoberkanten ergibt, wenn die Befestigung der Trägerenden an der Fahrschiene
                              									erfolgt ist und die Roheinstellung der Gesamtvorrichtung stattgefunden hat, um 3–4
                              									mm vergrössert wird, demzufolge das Winkel eisen einen sanften, aber festgespannten
                              									Bogen bildet. Die übrige Anordnung des Stromschliessers hat keine Abänderung
                              									erfahren, sondern ist genau so geblieben, wie sie an der oben angeführten Stelle
                              									beschrieben wurde und wie sie sich auch in der Praxis, namentlich in Rücksicht des
                              									Umstandes, dass die Vorrichtung nur geringe Unterhaltung und fast gar keine
                              									Beaufsichtigung beansprucht, durchaus bewährt hat.
                           
                        
                           
                              IV. Vervollkommnung der Webb- und Thomsonschen
                                 										Zugstabeinrichtung.
                              
                           Die bekannte elektrische Einrichtung zur Durchführung der Zugdeckung mittels des englischen Zugstabes wird neuestens von verschiedenen
                              									eingleisigen Nebenbahnen, namentlich aber auch von elektrisch betriebenen Bahnen
                              									höherer Ordnung angewendet. Sie hat dabei z.B. auf einigen italienischen Linien eine
                              									einschneidende Erweiterung erfahren, indem zwischen den Weichen- und
                              									Signalstellwerken in den Stationen und den Stromkreisen für die Freigebung der
                              									Zugstäbe eine strenge Abhängigkeit in der Weise geschaffen ist, dass der Zugstab als
                              									Schlüssel zur Freimachung der Stellhebel für die Ausfahrtsignale dient, während die
                              									Stellhebel der Ein- und der Ausfahrtsignale Zustimmungskontakte steuern, welche
                              									behufs Freimachung der Zugstäbe geschlossen sein müssen.
                           Bei der Zugstabeinrichtung von Webb & Thomson
                              									(vergl. D. p. J. 1893, Bd. 288, S. 197) erfolgt – wie zum
                              									Verständnis des Späteren zu erinnern geboten erscheint – die Deckung jedes einzelnen
                              									Zuges zwischen zwei Nachbarstationen mittels eines besonderen, eigens gestalteten,
                              									nur dieser Strecke geltenden Zugstabes, welchen der Zugführer während der Fahrt bei
                              									sich haben muss. Dieser Stab kann aber nur dann aus seinem Aufbewahrungsorte
                              									entnommen werden, wenn letzterer nicht versperrt ist, d.h. wenn sich kein anderer
                              									Zug auf der in Frage stehenden Strecke befindet, weil jede Entnahme eines Zugstabes, sei es in der Anfangs- oder in der
                              									Endstation der Strecke, den Verschluss der beiden Zugstabbehälter im elektrischem
                              									Wege selbsttätig hervorbringt und diesen Verschluss ebenfalls beiderseits
                              									selbsttätig wieder öffnet, nachdem der entnommen gewesene Zugstab in den einen oder
                              									anderen Behälter zurückgebracht werde. Bei richtiger Ausführung kann also ein Gegen-
                              									oder Folgezug immer erst dann abgesendet werden, wenn der letztverkehrende Zug in
                              
                              									seiner Bestimmungsstation eingetroffen oder in seine Ausgangsstation zurückgekehrt
                              									ist.
                           Die eingangs erwähnte, namentlich von Leone Olper in
                              									Bologna, herrührende Verbesserung zielt darauf ab, die bei der Webb & Thomsonschen Einrichtung nicht völlig
                              									hintangehaltene Möglichkeit dass ein Zug irrtümlich ohne Zugstab seine Fahrt
                              									antritt, nahezu auszuschliessen. Zu dem Ende sollen in den Stationen zuvörderst Ein-
                              									und Ausfahrtsignale vorgesehen sein, deren Stellhebel mit Stromschliessern verbunden
                              									sind, durch welche die betreffenden Stromleitungen der Zugstabbehälter laufen und
                              									daselbst unterbrochen werden, so lange das Signal auf „Freie Fahrt“ steht, hingegen geschlossen bleiben, so lange das
                              									Signal „Halt“ zeigt. Jeder Signalbebe] hat
                              									ferner einen besonderen, selbsttätig wirkenden Verschlussriegel, der nur mit Hilfe
                              									des betreffenden Zugstabes, welcher deshalb als Schlüssel von bestimmter Bartform
                              									ausgeführt ist, ausgehoben werden kann. Dieser Verschluss muss mittels des Zugstabes
                              									bei den Aus fahrt Signalen für jedes Umstellen von Halt
                              									auf Freie Fahrt und bei den Einfahrtsignalen umgekehrt,
                              
                              									d.h. für jedes Umstellen von Freie Fahrt auf Halt vorher erst aufgesperrt werden. Das Ergebnis
                              									dieser Wechselwirkung lässt sich mit Hilfe der schematischen Darstellung einer
                              									Mittel Station (Fig. 4, 5 und 6), wo die Einfahrtsignale mit ei und e2, die Ausfahrtsignale mit a1 und a2 bezeichnet
                              									sind, leicht verfolgen. Zu bemerken kommt vorher nur noch, dass in den Figuren die
                              									beiden Zugstabbehälter der Station für die anstossenden Strecken I und II bei s1 und s2 angedeutet sind,
                              									ferner, dass die stark ausgezogenen Linien die Gleisanlage, die gestrichelten
                              
                              									hingegen, die zur Zugstabeinrichtung gehörenden zwei elektrischen Leitungen l1 und l2 vorstellen, welche
                              									in jeder Zwischenstation etwa an eine gemeinsame Batterie b und dann zur Erde anschliessen. Vorausgesetzt ist auch, dass die Weichen
                              									und Signale der Station von einem gemeinsamen Stellwerke aus gehandhabt werden, wo
                              									die Stellhebel in bekannter Weise auf mechanischem Wege gegenseitig von einander in
                              									Abhängigkeit gebracht sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 299
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 299
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 299
                              Fig. 6.
                              
                           Würden nun beispielsweise auf Grund der letzt gedachten Anordnung im Stellwerk die
                              									von I kommenden Züge regelmässig links, d.h. auf die
                              
                              										Ausweiche einzufahren haben, so wird man, um den
                              									Zügen dieser Richtung die Abfahrt zu gestatten, vor allem den Stellhebel hw2 der
                              									Weiche w2
                              									umlegen, damit die letztere in die durch Fig. 5
                              									gekennzeichnete Lage kommt. Nunmehr kann, soweit es die gewöhnliche Stellwerks
                              									Verriegelung anlangt, der Signalhebel ha1 auf Freie
                                 										Fahrt gebracht werden, wenn er vorher mittels des Zugstabes der Strecke II aufgesperrt wird. Es hängt sonach die Erlaubnis zur
                              									Abfahrt unbedingt davon ab, dass der massgebende Zugstab auch wirklich dem Behälter
                              										s2
                              									entnommen worden ist. Da bei der Freistellung von a,
                              									übrigens durch den umgelegten Hebel ha (Fig. 5) die Zugstableitung l2 unterbrochen wurde, ist
                              									hierdurch der Zwang geschaffen, dass das Ausfahrtsignal nach Abgang des Zuges wieder
                              									auf Halt zurückgebracht wird, weil anderenfalls kein
                              									weiterer Zugverkehr auf der ganzen Strecke II mehr
                              									stattfinden könnte.
                           Wäre von der Station z.B. ein von der Strecke I
                              									kommender Zug anzunehmen, so ist zuvörderst der Hebel hei umzulegen, wie es Fig. 6 zeigt, wobei
                              									gleichzeitig der Weichenhebel hw1 im Stellwerk für die oben
                              									angeführteNormallage der Weiche w1 festgelegt wird. Diese Signalumstellung
                              									darf allerdings erst vorgenommen werden, wenn die Station auf telegraphischem oder
                              									telephonischem Wege oder, wie es bei den italienischen Einrichtungen dieser Art zu
                              									geschehen pflegt, durch ein am Zugstabbehälter erscheinendes, von einem
                              									Glockenzeichen begleitetes Scheibensignal Gewissheit erhält, dass für den zu
                              									erwartenden Zug der Zugstab bereits aus dem Behälter der Nachbarstation entnommen
                              									worden ist. Nach erfolgter Ankunft des ins Auge gefassten Zuges muss das
                              									Einfahrtsignal unbedingt wieder auf Halt gebracht
                              									werden, weil die Zugstableitung l1 durch den umgelegten Hebel he1
                              									unterbrochen ist und sonach eine Zugstabentnahme für die Strecke I, d.h. überhaupt jeder Verkehr auf I unmöglich wäre. Dank dieser Unmöglichkeit bliebe
                              									allerdings der in der Station angelangte Zug auch dann gedeckt, wenn die Einziehung
                              									des Einfahrtsignals verspätet oder verabsäumt würde. Für alle Fälle lässt sich
                              									dieselbe aber erst bewerkstelligen, nachdem mittels des mit dem Zuge eingetroffenen
                              									Zugstabes der Strecke I der weiter oben erwähnte
                              									Sonderverschluss des Signalhebels aufgesperrt worden ist, welche Nötigung es
                              									unmöglich macht, dass nach erfolgter Freigebung des Einfahrtsignals eine falsche,
                              									bezw. vorzeitige Umstellung der Weiche w1 stattfinden könnte. Sollte etwa
                              									ausnahmsweise ein Zug, für dem das Einfahrtsignal bereits gezogen wurde, nicht
                              									eintreffen, weil er z.B. liegen geblieben ist oder zurückschieben musste u. dergl.
                              									oder wäre das erteilte Fahrsignal aus örtlichen Gründen von der Station wieder
                              									zurückzunehmen, so geschieht dies mit Hilfe eines Vorratschlüssels, der sich in der
                              									Station unter streng kontroliertem Bleisiegelverschlusse befindet und in solchen
                              									Ausnahmsfällen an Stelle des Zugstabes zum Oeffnen des Signalhebelverschlusses
                              									benutzt werden darf.
                           Gleichwie die eben geschilderten Abhängigkeiten auf der einen Seite der Station
                              									angeordnet worden sind, so bestehen sie auch auf der anderen Seite, und es ist wohl
                              									kaum mehr nötig, weitere Beispiele ausführlich vorzunehmen, um zu erhärten, dass mit
                              									Hilfe der Zustimmungskontakte und der mittels Zugstäben zu öffnenden
                              									Sonderverschlüsse, in Verbindung mit Signalstellwerken, allen nur immer
                              									wünschenswerten Sicherungsbedingungen unschwer Rechnung getragen werden kann.
                              									Selbstverständlich lässt sich die Einrichtung, wenn auch nicht so umfassend und
                              									bequem, so doch ebenfalls mit bestem Nutzen, auch in denjenigen Stationen verwerten,
                              									wo keine besonderen Weichen- und Signalstellwerke vorhanden sind. Ein gewisser,
                              									nicht zu unterschätzender Vorteil der Einrichtung liegt schliesslich auch darin, dass sie
                              									mit einer namhaften Schonung der Zugstabbatterien verbunden ist.
                           Auf einigen elektrisch betriebenen Bahnen hat die Webb &
                                 										Thomsonsche Zugstabeinrichtung noch eine andere, wertvolle Weiterung
                              									erfahren, indem durch Zustimmungskontakte, die von den Signal- oder
                              									Weichenstellhebeln gesteuert werden, und unter Zuhilfenahme der Zugstäbe den Zügen
                              									an jenen Stellen, welche nicht überfahren werden dürfen, der Zutritt des
                              									Betriebsstromes abgeschnitten wird. In besonders vollkommener und nachahmenswerter
                              									Durchführung finden sich derartige Sicherungsanlagen beispielsweise auf der
                              									eingleisigen elektrischen Vollbahn Lecco-Sondrio- Chiavenna, deren
                              									Stationen mit hydraulischen Weichen- und Signalstellwerken nach Bianchi-Servettazscher Anordnung und mit einem Teile
                              									der oben betrachteten von Leone Olper angegebene
                              									Angliederung an die Webb & Thomsonsche elektrische
                              									Zugstabeinrichtung versehen sind. Hier hat man nämlich die den Zugförderungsstrom
                              									zuführende Arbeitsleitung überall in Stücke zerlegt, die nur bedingungsweisemit
                              									der Speiseleitung verbunden werden, d.h. jedes einzelne Gleis der Stationen hat
                              									zwischen den beiden Endweichen seine eigene getrennte Arbeitsleitung, ebenso die
                              									Stücke der laufenden Bahn von der Hauptweiche bis zum vorgeschobenen Einfahrtsignal
                              									(Distanzsignal). Diese Leitungsstücke erhalten nur dann den zur Zugförderung
                              									erforderlichen Betriebsstrom, wenn die Anschlussverbindung zur Speiseleitung
                              									hergestellt ist. Diese Verbindung läuft jedoch durch ähnliche Zustimmungskontakte,
                              									wie sie eingangs in Betracht gezogen worden sind, und ist sonach von der richtigen
                              									Lage der Hebel im Signal- und Weichenstellwerke abhängig gemacht. Auf diese Weise
                              									wird den Zügen, wenn die einschlägigen Signale nicht freie
                                 										Fahrt gestatten, oder falls die für die Zugs fahrt in Frage kommenden
                              									Weichen nicht richtig eingestellt wären, überhaupt die Möglichkeit benommen, den
                              
                              									Gefahrpunkt zu überfahren, weil sie infolge der in einem massgebenden
                              									Zustimmungskontakte bestehenden Unterbrechung keine Triebkraft vorfinden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)