| Titel: | Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen Telegraphie. | 
| Autor: | Adolf Prasch | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 324 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen an den verschiedenen Systemen der
                           								drahtlosen Telegraphie.
                        Von Ingenieur Adolf Prasch,
                           									Wien.
                        (Fortsetzung von S. 318 d. Bd.)
                        Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen
                           								Telegraphie.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Die Versuche des Kapitäns Bonomo in der Italienischen
                                 										Marine.
                              
                           Die Insel Gorgona, der Semaphor von Livorno und die Insel Palmaria wurden im Monate
                              									September des Jahres 1900 mit Einrichtungen nach dem Marconischen Systeme versehen. Die Verbindung zwischen diesen Stationen
                              									konnte über eine Entfernung von 60 km nicht mehr gut erhalten werden und nur in
                              									seltenen Fällen war es möglich, zwischen Livorno und Palmaria, welche 70 km
                              									voneinander entfernt sind, Zeichen zu vermitteln. Zwischen Palmaria und Gorgona, 72
                              									km Entfernung, war es stets unmöglich, drahtlos zu verkehren. Auf Grund dieser wenig
                              									zufriedenstellenden Ergebnisse unternahm der italienische Korvettenkapitän Quintino Bonomo eine systematische Untersuchung der
                              
                              									Einrichtung, wobei er bestrebt war, die Entfernung der Nachrichtenvermittlung
                              									möglichst zu vergrössern. Seine Bemühungen waren von vollem Erfolge begleitet. Mit
                              									den von ihm geschaffenen Einrichtungen gelang es zwischen Gorgona und Livorno mit
                              									Sicherheit zu verkehrenund ausserdem noch die Telegraphiergeschwindigkeit
                              									wesentlich zu erhöhen. Dieses doppelt günstige Ergebnis wurde mit den einfachsten
                              									Hilfsmitteln erreicht und bilden die von Bonomo
                              									geschaffenen Einrichtungen trotz ihrer grösseren Wirksamkeit eine wesentliche
                              									Vereinfachung des Marconi sehen Systemes. Wenn es nun
                              										Bonomo gelang, die Telegraphiergeschwindigkeit von
                              									ursprünglich 5–6 Buchstaben auf 24 Buchstaben in der gleichen Zeit zu erhöhen, so
                              									ist dies trotz der vielfachen Verbesserungen, die er an den Apparaten durchführte,
                              									hauptsächlich der Verwendung des von Castelli
                              									geschaffenen Fritters zu danken. Durch die Verwendung dieses Flitters in Verbindung
                              									mit einem Telephon als Empfänger wurde die Uebertragungsentfernung bis auf 200 km
                              									gebracht und ist Bonomo überzeugt, dieselbe ohne
                              									weiteres bis auf 300 km erweitern zu können.
                           Abgesehen von der Anwendung des Castellischen Fritters,
                              									war jedoch noch eine Reihe von Vorsichtsmassregeln geboten, um dieses gute Ergebnis
                              									zu erzielen. In erster Linie wurde das Hauptgewicht auf eine möglichst gute Isolation
                              									der Luftstangen und desgleichen auch des Induktors und der Elektrizitätsquelle, als
                              									welche Akkumulatoren verwendet wurden, gelegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 325
                              Fig. 30.
                              
                           Zu diesem Zwecke wurde der Luftdraht von dem stützenden Mäste nach Fig. 30 senkrecht nach unten und dann über einen
                              									Hilfsmast wagerecht zur Station geführt. An dem Hilfsmast ist er durch eigenartige
                              									Isolatoren, Fig. 31 bis 34, wie solche für Hochspannungsanlagen Verwendung finden, isoliert und
                              									mittels einer Spann Vorrichtung befestigt die möglichst straffe Führung des Drahtes,
                              									sowohl in senk- als auch in wagerechter Richtung ermöglicht. Hierbei soll der
                              									wagerecht verlaufende Teil des Luftdrahtes möglichst kurz sein. Unmittelbare
                              									senkrechte Zuführung des Luftdrahtes zu der einen Kugel der Funkenstrecke erwies
                              									sich als unzweckmässig, weil auf diesem Wege eine genügende Isolation des
                              									Luftdrahtes nicht zu erzielen war.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 325
                              Fig. 31.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 325
                              Fig. 32.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 325
                              Fig. 33.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 325
                              Fig. 34.
                              
                           Bonomo erachtet es auch für wünschenswert die Luftdrähte
                              									für den Sender und den Empfänger zu trennen, also keinen gemeinsamen Luftdraht zu
                              									verwenden. Zu diesem Zwecke ist der Führungsmast, Fig.
                                 										30 und 35, mit zwei seitlichen Auslegern
                              									versehen, an denen in der angedeuteten Weise die Luftdrähte mittels Isolatoren
                              									aufgehängt wurden. In Fig. 36 ist ein Mast
                              									dargestellt, bei welchem der Empfangsdraht, um dessen Kapazität zu erhöhen, aus
                              									einem oben und unten konisch verlaufenden Zylinder von 30 m Höhe besteht, der sich
                              									aus einer bestimmten Anzahl von Kupferdrähten von 0,3 qmm Querschnitt zusammensetzt
                              									und 25 cm Umfang hat.
                           Der Fritter von Castelli, dessen sich Bonomo bediente, und der sich durch ausserordentliche
                              									Empfindlichkeit auszeichnet, besteht aus Eisen- oder Kohlenelektroden, zwischen
                              									welchen sich ein Tropfen Quecksilber befindet. Dieser Fritterbesitzt die
                              									Eigenschaften der Selbstentfrittung. Zwei solcher Fritter sind in Fig. 37 und 38
                              									dargestellt. Der erstere besteht aus Eisenelektroden mit nur einem
                              									Quecksilbertropfen, während der zweite zwei äussere Kohlenelektroden und eine
                              									mittlere Eisenelektrode mit zwei getrennten Quecksilbertropfen besitzt. Die
                              									Entfernung der Elektroden von einander i schwankt zwischen 1,5 und 3 mm. Beträgt sie
                              									weniger als 1,5 mm, so verliert der Fritter an Empfindlichkeit, wogegen bei Erhöhung
                              									der Entfernung über 3 mm die Sicherheit der Entfrittung in Frage gestellt ist. Die
                              									Frittröhren müssen aus gutem Glase hergestellt sein und genau kalibriert werden. Der
                              									äussere Durchmesser der Röhren beträgt je nach der Stärke des verwendeten Glases 5
                              									bis 8 mm, wogegen der innere Durchmesser 3 mm nicht übersteigen soll. Die dem
                              									Quecksilbertropfen zugekehrten Enden der Elektroden müssen genau senkrecht zu der
                              									Achse der Röhre stehen und sollen vollkommen gereinigt sein. Bei Eisenelektroden
                              									empfiehlt es sich, dieselben auf Hochglanz zu polieren, weil dadurch die
                              									Empfindlichkeit des Flitters bedeutend erhöht wird. Die Entfrittung gestaltet sich
                              									um so zuverlässiger, je reiner das verwendete Quecksilber, je kleiner der
                              									angewendete Tropfen, je trockener das Innere der Röhre ist und je sorgfältiger die
                              									Elektroden poliert sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 325
                              Fig. 35.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 325
                              Fig. 36.
                              
                           Der Castellische Fritter ist gegen die Einwirkung der
                              									Luftfeuchtigkeit sehr empfindlich, und zwar übt letztere einen nachteiligen Einfluss
                              									aus. Der Fritter muss also, da er nicht luftdicht verschlossen ist, stets trocken
                              									gehalten werden. Für einen gut zusammengestellten und ausregulierten Fritter
                              									schwankt die kritische Spannung der Kohäsion zwischen 1–1,5 Volt.
                           Eine derartige gute Röhre verliert nach einiger Zeit ihre guten Eigenschaften,
                              									infolge Oxidation der Elektroden und des Quecksilbers. Diese Abschwächung tritt bei
                              									Röhren mit Eisenelektroden viel schneller ein als bei solchen mit Kohlenelektroden.
                              									Besitzt man also keine genügende Anzahl von Reserveröhren, so wird es notwendig, die
                              									Röhre auseinander zu nehmen, die Elektroden sorgsam zu reinigen und zu polieren,
                              									sowie den Tropfen
                              									durch frisches, gereinigtes Quecksilber zu ersetzen.
                           Die Entfrittung dieser Röhre wird, wie die Versuche lehren, wesentlich sicherer, wenn
                              									man dem Quecksilbertropfen Kohlenpulver, welches von den Glühfaden einer
                              									gewöhnlichen Glühlampe gewonnen wird, beigibt. Dieses Pulver bildet auf dem
                              									Quecksilber eine Art Häutchen, welches demselben das Ansehen von Graphit gibt. Durch
                              									diese Beigabe von Kohlenpulver wird auch die Dauer der guten Wirksamkeit des
                              									Flitters wesentlich erhöht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 37.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 38.
                              
                           Die Entfernung, über welche noch Nachrichten zu erhalten sind, wird bei Anwendung
                              									dieses Fritters bedeutend grösser, wenn man ihn in Verbindung mit einem Telephon
                              									verwendet. Hierdurch wird aber auch die Empfangseinrichtung ebenfalls vereinfacht.
                              									Die Art und Weise der Verbindung des Fritters mit dem Telephone ist aus den Fig. 39 u. 40
                              									ersichtlich. Sie gestattet eine sehr einfache und dabei empfindliche Regulierung und
                              									ist, da die Zeichen im Telephone sehr deutlich und bestimmt wahrnehmbar sind, diese
                              									Art der Nachrichtenvermittlung eine sehr sichere, sofern die wenigen
                              									Vorsichtsmassnahmen, die für den Empfang der Nachrichten erforderlich sind, genau
                              									beobachtet werden. So ist es notwendig, da die Zeichen um so klarer und bestimmter
                              									zu Gehör gelangen, je schwächer der im Telephon entstehende Ton wird, dass alle
                              									Aussengeräusche abgehalten werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 39.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 40.
                              
                           Um die störenden Einflüsse atmosphärischer Entladungen, welche sich namentlich im
                              									Telephon besonders bemerkbar machen, abzuschwächen, ist es gut, nach Fig. 41, in Abzweigung vom Fritter einen kleinen
                              									Kondensator C einzuschalten, dessen Stromkreis durch
                              									eine kleine Funkenstrecke f unterbrochen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 41.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 42.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 43.
                              
                           Für den Fall, dass eine akustische Anzeige dafür gegeben werden soll, dass ein
                              									Gespräch angebahnt wird, wird ein Klingelwerk K (Fig. 42) in den Telephonkreis eingeschaltet, welches
                              									während der Aufnahme durch den Schalter S kurz
                              									geschlossen wird. Bonomo hat auch versucht, die
                              									telegraphische Nachrichten Vermittlung mit Hilfe des Telephones zu ermöglichen,
                              									indem er das Telephon zu einer Art Relais ausbildete. Die Schwingungen der
                              									Telephonmembrane werden hierbei (Fig. 43) auf den
                              									Hebel ab übertragen, dessen Drehpunkt bei x gelegen ist. Der rechtsseitige Hebelarm ist bedeutend
                              									länger als der linksseitige und sind sonach dessen Schwingungen bedeutend grösser.
                              									Der Hebel taucht bei b mit einer Spitze in das kleine
                              									mit Quecksilber gefüllte Gefäss d und unterbricht bei
                              									seinen Bewegungen den Strom der Batterie B. Am Ende des
                              									linken Hebelarmes befindet sich ein kleines Eisenstückchen, welches von dem
                              									permanenten Magneten M angezogen wird, wodurch der
                              									Hebel ab stetswieder in seine normale Lage
                              									zurückkehrt. Entsprechend der abwechselnden Stromunterbrechung und Schliessung der
                              									Batterie B erscheinen auf dem Morseschreiber R die Zeichen. Diese Art Telephonrelais ist noch nicht
                              									in die Praxis eingeführt, weil es Bonomo unmöglich
                              									wurde, die Versuche fortzusetzen.
                           
                        
                           
                              Das System der drahtlosen Telegraphie von Professor Reginald
                                 										A. Fessenden.
                              
                           Die von Fessenden für sein System der drahtlosen
                              									Telegraphie ausgenützten elektrischen Wellen sollen sich von den Hertz sehen Wellen dadurch unterscheiden, dass sie
                              									keine ganzen, sondern Halbwellen sind, welche sich nur längs der Oberfläche eines
                              
                              									Leiters fortpflanzen und im Gegensatze zu den Hertz
                              									sehen Wellen von einer geraden Linie abgelenkt werden können. Fessenden selbst bezeichnet diese Wellen als
                              										„halbfreie Aetherwellen“, welche sich auch von den Wellen, welche Lodge in metallischen Leitern erforscht hat,
                              									unterscheiden. Nach Fessenden ist bei den Lodgeschen Wellen die elektrische Energie ein Maximum,
                              									wenn die magnetische Energie ein Minimum wird, und soll bei denselben alle Energie,
                              									welche nicht durch Leitungsverluste verloren geht, wieder gewonnen werden können.
                              									Bei den elektrischen Wellen von Fessenden fällt
                              									hingegen das Maximum der elektrischen Energie mit dem Maximum der magnetischen
                              									Energie zusammen und ist die ausgestrahlte Energie nur im Falle der Ablenkung
                              									derselben wiederzugewinnen.
                           Fessenden fand, dass es für gute Entsendung und gutes
                              									Auffangen derartiger Wellen notwendig sei, dass die Oberfläche, längs welcher sie
                              									sich fortbewegen, sehr gut leitend ist. Vornehmlich sei dies in der unmittelbaren
                              									Umgebung des Ortes, an welchem die Wellen hervorgerufen werden, eine unbedingte
                              									Notwendigkeit. Er wies ferner nach, dass dieser sehr gut leitende Teil der
                              
                              									Oberfläche, von der Erregerstelle ausgehend, mindestens auf eine Länge von der Welle
                              									im Raume und zwar in der Richtung, nach welcher die Welle gesendet werden soll, zu
                              									führen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 326
                              Fig. 44.
                              
                           Die Anordnung in Fig. 44 zeigt, wie dies erreicht
                              									wird. Das Wesentlichste an dieser Anordnung bildet der geerdete Leiter oder
                              										„Wellenfall“, wie ihn Fessenden nennt. 1 bezeichnet hier die Luftstange, während 2 den geerdeten Leiter oder Wellenfall darstellt,
                              									welcher über die Gebäude und andere Hindernisse in einer übersteigenden Länge
                              									geführt, und sodann beiderseitig geerdet wird. Zwischen dem unteren Ende der
                              									Luftstange und einem Punkte dieser Leitung ist die Funkenstrecke 3 eingeschaltet. Die auf dem Führungsmast angebrachten
                              									Drahtspulen 4 haben eine natürliche Schwingungsperiode,
                              									welche sich von jener der Luftstange unterscheidet, und bewirken im Vereine mit dem
                              									Erdleiter oder Wellen fall, dass von auswärts zuströmende Wellen anderer Wellenlänge
                              									keinen störenden Einfluss auszuüben vermögen. Dieselben zerstreuen auch
                              									atmosphärische Spannungen, welche sonst sehr häufig unliebsame Störungen in dem
                              									Empfange drahtloser Depeschen hervorzurufen vermögen.
                           
                           Fessenden hat ferner beobachtet, dass bei
                              									elektromagnetischen Wellen, welche in einem Medium erzeugt werden, welches eine
                              									grössere spezifische induktive Kapazität und Permeabilität für elektromagnetische
                              									Wellen hat, als die atmosphärische Luft, die Höhe der Luftstange beträchtlich
                              									verkürzt werden kann, weil hierdurch die Schwingungsperiode im Vergleiche mit der
                              									Schwingungsperiode des Sendedrahtes in der Luft verringert wird, wodurch sich die
                              									Ausstrahlung vergrössert und sonach unter diesen Bedingungen ein verkürzter
                              									Luftdraht gleiche Wirkung gibt, wie eine hohe Stange in freier Luft. Zu diesem
                              									Zwecke wird der Luftdraht innerhalb eines zweiten röhrenförmigen Leiters
                              									untergebracht und dieser in Wasser oder einer anderen Flüssigkeit, deren elektrische
                              									Konstanten grösser als die der Luft sind, eingesetzt.
                           In der Praxis verwendet Fessenden in der sendenden
                              									Station einen senkrechten Draht von grosser Kapazität und geringer Selbstinduktion.
                              									Die Kapazität kann durch Vergrösserung der Oberfläche der Luftstange, und die
                              									Selbstinduktion durch Hinzufügen von Windungen zu dem Verbindungsdrahte der
                              									Elektrizitätsquelle reguliert werden.
                           Als weitere, sehr wichtige Vorzüge des Systems Fessenden
                              									werden angegeben, dass die Geschwindigkeit der Nachrichtenübertragung viel grösser
                              									ist, als dies bei dem gewöhnlichen Vorgange des Schliessens und Oeffnens des
                              									primären Stromkreises möglich ist, dass ferner Signale auf eine viel grössere
                              									Entfernung mit einem viel geringeren Kraftaufwande, als bei den bisherigen Systemen
                              									entsendet, und dass auch chiffrierte Telegramme mit derselben Genauigkeit, wie bei
                              									der gewöhnlichen Telegraphie übertragen werden können, ohne dass ein Irrtum zu
                              									befürchten ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 327
                              Fig. 45.
                              
                           Die schematische Darstellung der vollständigen Einrichtung einer Station, sowohl für
                              									das Senden, als für das Empfangen ist in Fig. 45
                              									gegeben. 1 stellt den Luftleiter dar, welcher mit dem
                              									einen Ende des Induktors 2 verbunden ist, während das
                              									zweite Ende desselben zur Erde führt. Ein Umschalter 3
                              									dient dazu, den Induktor mit der Batterie zu verbinden oder von derselben
                              									abzuschalten. Beim Senden bleibt der Induktor in fortwährender Wirkung und erfolgt
                              									die Zeichengebung durch den Taster 4 in der Weise, dass
                              									der Luftdraht abwechselnd in und ausser Abstimmung mit der empfangenden Station
                              									gesetzt wird, was durch längeren oder kürzeren Kurzschluss der
                              									Abstimmungseinrichtung bewerkstelligt wird. Diese Abstimmungsvorrichtung ist mit dem
                              									Generator (Induktor) in Reihe geschaltet und mit der Erde verbunden. Die
                              
                              									Abstimmungsvorrichtung besteht aus einem oder mehreren Paaren paralleler Drähte 5,
                              									auf welche Schlittenkontakte 6, die je zwei Drähte
                              									leitend verbinden,aufgesetzt sind. Diese Drahtpaare sind in eine Kassette
                              									eingesetzt, welche soweit mit Oel angefüllt ist, dass die Drähte von demselben
                              									annähernd 5 cm hoch überdeckt werden. Durch diese Anordnung ist es möglich, die
                              									Kapazität und Induktanz so genau zu regulieren, dass man eine reine Sinuswelle und
                              									daher gute Resonanz erhält.
                           Um eine reine Sinuswelle zu erhalten, soll das Verhältnis zwischen Induktanz und
                              									Kapazität für die Längeneinheit aller Teile des Leiters das Gleiche sein, und
                              									unterscheidet sich hierin das System Fessenden
                              									wesentlich von allen anderen Systemen, welche Drahtrollen verwenden, um bei einem
                              									gegebenen Widerstände die grösste Induktanz zu erreichen. In Fig. 45 ist der Taster 4
                              									als ein gewöhnlicher Unterbrechungstaster dargestellt. Tatsächlich gelangt jedoch
                              									ein Kurzschlusstaster (Fig. 46) zur Anwendung. Der
                              									durch das Grundbrett des Tasters hindurchgehende Teil des Tasters bringt durch
                              									passende Uebersetzung die Greifer d mit den Drähten 5 in leitende Verbindung und schafft dadurch, da
                              									derselbe mit der Erde leitend verbunden ist, einen Kurzschluss dieser Drähte. Der
                              									Empfangsstromkreis besteht im wesentlichen aus dem Luftleiter 1 (Fig. 45), dem
                              									Kondensator 12, einer vereinigten Kapazität und
                              									Induktanz 13, welche den Resonator bildet und in
                              									ähnlicher Weise, wie die Abstimmungsvorrichtung für den Sender zusammengestellt ist.
                              									Dieselben sind in Reihe verbunden, befinden sich jedoch in Abzweigung von der
                              									Funkenstrecke und sind auf diese Weise parallel zu dem sendenden Leiter
                              									geschaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 327
                              Fig. 46.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 327
                              Fig. 47.
                              
                           Um die Geschwindigkeit der Uebertragung zu erhöhen, wurde an Stelle des
                              									schwerfälligeren Morseschreibers ein telephonischer Empfänger angewendet. Dies
                              									bedingt wieder einen Wellenempfänger, der in Bezug auf Frittung und Entfrittung viel
                              									rascher wirkt, als die bisher bekannt gewesenen Fritter. Der Wellenempfänger von Fessenden wirkt viel rascher, als ein sich selbst
                              									regenerierender Fritter. Derselbe ist in Fig. 45 mit
                              										14 bezeichnet und in Verbindung mit den übrigen
                              									Einrichtungen dargestellt. Fig. 47 zeigt diesen
                              									Wellenempfänger im Einzelnen. Er ist im wesentlichen auf dem Prinzip des Bolometers
                              									aufgebaut, doch ist die ausstrahlende oder aufsaugende Oberfläche im Verhältnis zur
                              									Masse sehr klein, sodass die Leitungsverluste grösser als die Strahlungsverluste
                              									sind, und es einer unendlich kleinen Energiemenge bedarf, um ihn zu erhitzen. Um
                              									diese Wirkung zu erzielen, wird ein Silberdraht von 1 mm Durchmesser, welcher eine
                              									Seele aus Platindraht von 0,03 mm hat, zu einer kurzen Schlinge 15 gebogen und mit den Zuführungsdrähten verbunden, und
                              									das ganze in eine Glasbirne 18 eingesetzt, die
                              									zugeschmolzen wird. Die Spitze der Schlinge 15 wird
                              									aber vorher in reine Salpetersäure eingetaucht, welche das Silber auflöst und an
                              									dieser Stelle das Platin 16 freilässt. Zu weiterem
                              									Schütze gegen Ausstrahlung wird das Glasgefäss noch von einer Silberschale 17 umgeben. Das Glasgefäss kann, um die Wirksamkeit
                              									dieses Wellenempfängers noch zu vergrössern, luftleer gemacht werden.
                           
                           Die gesamte Einrichtung eines derartigen Wellenempfängers (Fig. 48) besteht aus einer drehbaren Hartgummiplatte
                              										19, auf welcher eine bestimmte Anzahl der
                              									vorbeschriebenen Empfänger angeordnet sind, von welchen stets der im Gebrauche
                              									stehende mit den Leitern 20, 21, durch Kontakte 22, 23 in Verbindung gebracht wird. Die Platte wird von
                              									dem Stabe 24 getragen. Der gesamte Empfangsmechanismus
                              
                              									ist in ein Metallschutzgehäuse 25 eingeschlossen. 26 und 27 in Fig. 45 stellen einen elektromagnetischen Ausschalter
                              
                              									dar, welchen der Umschalter 3, wenn er auf b gelegt wird, in Wirksamkeit setzt. Hierbei hebt der
                              									Hebel 27 die Einführungsdrähte von der Hartgummiplatte
                              										28 ab. Als eigentliches Empfangsinstrument dienen
                              									die Kopftelephone 29, welche mittels Kabelzuführung in
                              									Reihe geschaltet sind, wobei diese beiden Kabel eine kleine Potentialdifferenz
                              									aufweisen. Findet also eine Erwärmung des Wellenempfängers durch einlangende Wellen
                              									statt, so wird sich dies in den beiden Empfangstelephonen durch einen
                              									charakteristischen Ton anzeigen. Da nun der Wellenempfänger infolge der Abstimmung
                              									nur auf eine bestimmte Wellenlänge anspricht, so ist auch die Verständigung eine
                              									sehr sichere und zuverlässige. Zum Anrufe dient ein Fritter 30 in Verbindung mit einer Batterie 31, einem
                              									Transformator 32 und einem Anruftelephon oder einem
                              									Klingel werk 33.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 328
                              Fig. 48.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 328
                              Fig. 49.
                              
                           Die in Fig. 49 dargestellte Vorrichtung hat den Zweck,
                              									eine ganz bestimmte Beziehung zwischen der Induktanz, der Kapazität und dem
                              									Widerstände ohne Rücksicht auf das zur Verwendung gelangende Potentiale aufrecht zu
                              									erhalten. Die Entladung findet hierbei durch Luft, welche komprimiert ist, statt,
                              									und befindet sich die Funkenstrecke zwischen dem mit 4
                              									bezeichneten Teile und der Bodenplatte 5. Bei Gebrauch
                              									dieses Apparates beträgt die Grösse der Funkenstrecke ungefähr 6 mm, wenn das
                              									verwendete Induktorium eine Schlag weite von 30 cm hat. Durch Vergrösserung des
                              									Druckes steigert sich die Elektrizitätskonstante des Mediums und kann infolgedessen
                              									das Funkenpotential bis zu einer beliebigen Höhe gesteigert werden, ohne dass ein
                              									merklicher Verlust in der ausstrahlenden Kraft zu befürchten ist.
                           Ueber die praktischen Versuche liegen nähere Berichte noch nicht vor, doch soll
                              									bereits zwischen Hatteras und Räanocke auf eine Entferung von 160 km ein Betrieb mit
                              									den Apparaten von Fessenden eingerichtet sein, wobei
                              									ein Induktor von 30 cm Schlagweite und ein Luftdraht von ungefähr 42 in Höhe zur
                              									Anwendung gelangt. Die Uebertragungsgeschwindigkeitwird mit 35 Worten in der
                              									Minute angegeben.
                           
                        
                           
                              Das System der drahtlosen Telegraphie von Lee de
                                 										Forest-Smythe.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 328
                              Fig. 50.
                              
                           Das wesentlich Neue an diesem System dürfte der verwendete Fritter sein, welcher als
                              									Gegenfritter zu bezeichnen ist, da sein Widerstand unter der Einwirkung elektrischer
                              
                              									Wellen vergrössert wird. Ueber die Zusammenstellung dieses Fritters, welcher sich
                              									durch grosse Empfindlichkeit und rasches Ansprechen auszeichnet, fehlen alle näheren
                              									Angaben. Ausser diesem Fritter wird noch die Art der Wellenerzeugung als neu
                              									angegeben, indem an Stelle eines Induktoriums ein Transformator zur Anwendung
                              									gelangt, welcher von einem Wechselstrom gespeist wird. Der primäre Strom von 110
                              									Volt Spannung bei 120 Wechseln in der Sekunde, wird in der Sekundären bis auf eine
                              									Spannung von 25000 Volt hinauftransformiert. Diese Anordnung kann jedoch nicht als
                              									etwas Neues angesehen werden, da schon Slaby die
                              									gleiche Anordnung dann wählt, wenn es sich um besonders weite Entfernungen handelt,
                              									für deren Ueberwindung ein grösserer Energiebedarf notwendig ist. Lee de Forest arbeitet ohne Abstimmung und ist die
                              									schematische Gesamtanordnung, wie das Schema Fig. 50
                              									zeigt, wenig von der Anordnung von Marconi bezw. Slaby unterschieden. Für den Empfang wendet Lee de Forest, dem Beispiele von Marconi und Braun folgend,
                              									gleichfalls einen Transformator an, in dessen Sekundärkreis ein Kondensator, ein
                              									Fritter und ein Telephon eingeschaltet sind. Der für die Zeichengebung verwendete
                              
                              
                              									Taster ähnelt dem gewöhnlichen Morsetaster, ist aber, um ein rasches Arbeiten zu
                              									ermöglichen, so eingerichtet, dass er den Luftdraht selbsttätig von dem Sender zum
                              									Empfänger schaltet, sodass der Arbeitende in den Zwischenpausen zu horchen vermag,
                              									ob eine Nachricht aufzunehmen ist. Während des Horchens ist eine Umstellung des
                              									Zeichengebers auf Senden ausgeschlossen. Der Stromschluss und die Stromunterbrechung
                              									erfolgt mit Rücksicht auf die zur Verwendung gelangenden hohen Spannungen unter Oel
                              									und ist der Telegraphierende vollständig gegen die Berührung der, die Hochspannung
                              									führenden, Leitungen geschützt. Die Verwendung eines Telephones als Auf nähme
                              									Vorrichtung in Verbindung mit der selbständigen Umschaltung auf Senden und Empfangen
                              									durch den Zeichengeber und der ausserordentlichen Empfindlichkeit des Fritters
                              									ermöglichen ein sehr rasches Arbeiten und können unter günstigen Umständen 40 Worte
                              									in der Minute übertragen werden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit wird mit 25–30
                              									Worten in der Minute angegeben. Die Zeichen werden nach dem Morsealphabet gegeben
                              									und machen sich die Striche und Punkte in dem Telephon durch entsprechend längere
                              									oder kürzere Geräusche bemerkbar. Ein geübter Gehörleser auf dem Morseapparate soll
                              									das Aufnehmen mit dem Telephone binnen wenigen Tagen erlernen. Es unterliegt jedoch
                              									keinem Anstände, den Telephonempfänger durch ein Relais, welches mit Rücksicht auf
                              									die gegenfrittende Wirkung des eigentlichen Empfängers auf Ruhestrom geschaltet
                              									werden muss, zu ersetzen. Für den Anruf wird auf das Telephon eine kleine Pfeife
                              									aufgesetzt, welche der Funkenfrequenz entsprechend abgestimmt ist. Nach diesem
                              									Systeme ist bereits eine Reihe von Stationen eingerichtet, wovon die
                              									Bemerkenswerteste die im Steeplechase Parke auf Coney Island ist, welche den
                              									höchsten Mast aller amerikanischen Stationen hat, da derselbe gegen 70 m hoch ist.
                              									Diese Station konnte mit einem nach demselben Systeme eingerichteten Schiffe,
                              									welches nur einen 20 m hohen Luftmast hatte, anstandslos bis auf 60 km sprechen.
                              									Dieselbe nahm auch von dem nach dem Systeme Slaby-Arco
                              									eingerichteten Dampfer „Deutschland“ Depeschen auf eine Entfernung von 112 km
                              									auf. Während der vorjährigen Manöver der amerikanischen Kriegsmarine hat sich das
                              									System der drahtlosen Telegraphie von Lee de Forest
                              									nicht nur durch seine grosse Empfindlichkeit,sondern auch durch die Sicherheit,
                              									mit welcher die Nachrichten vermittelt wurden, vollkommen bewährt. Zu erwähnen ist
                              									hierbei, dass auch mit Apparaten von Fessenden gegebene
                              									Depeschen und zwar, wie sich durch nachträglichen Vergleich herausstellte, richtig
                              									aufgenommen wurden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)