| Titel: | Neue Einrichtungen und Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf Eisenbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 329 | 
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                        Neue Einrichtungen und Nebenvorrichtungen zur
                           								Zugsicherung auf Eisenbahnen.
                        (Fortsetzung von S. 320 d. Bd.)
                        Neue Einrichtungen und Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf
                           								Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              VI. Elektrisch-selbsttätiges Blocksignal von Rudolf
                                 										Bartelmus.
                              
                           Auch bei dieser Anordnung soll sich, gleich wie bei der unter V besprochenen, die
                              									eigentlich zeichengebende Einrichtung, sowie die zum Signalbetrieb erforderliche
                              									Stromquelle, nämlich eine Dynamomaschine, auf den Zugslokomotiven befinden, jedoch
                              									derart eingeschaltet sein, dass ein Pol der Stromquelle mittels eines Schleifbügels
                              									an eine isolierte Leitungsschiene anschliesst, welche in der Mitte des Fahrgleises
                              									verlegt ist, und die Länge des Blockabschnittes hat, während der zweite Polanschluss
                              									über die Signal Vorrichtung zum Metallkörper des Lokomotivgestelles, bezw. durch die
                              									Räder mit den beiden, als Rückleitung dienenden Fahrschienen des Gleises vermittelt
                              									wird. Die Signal Vorrichtung auf der Lokomotive erhält nun eine solche Einstellung,
                              									dass sie, solange zwischen den beiden Leitungen ein gewisser Widerstand vorhanden
                              									ist, der die Stromstärke auf ein bestimmtes Mass herabmindert, nicht zur Auslösung
                              									gelangt, wohl aber dann, wenn dieser Widerstand eine genügende Verminderung erfährt,
                              
                              
                              									oder wenn sich diese Widerstands Verminderung im Schliessungskreis gar bis zum
                              									Kurzschluss ausgestaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 329
                              Fig. 8.
                              
                           Wie sich diese Idee mit den Widerständen und den Kurzschlüssen auf zweigleisigen
                              									Bahnstrecken ausnützen liesse, versinnlicht beispielsweise Fig. 8, wo die untere dicke Linie gg
                              									das durchlaufend als Rückleitung benützte Eisenbahngleis darstellt, während die
                              									oberen stark ausgezogenen Linien s2, s3, s4, s5 ... die isoliert im Gleismittel liegenden, nach
                              									Massgabe der einzelnen Blockabschnittlängen bemessenen Leitungsschienen bedeuten,
                              									auf welche der von der Lokomotive herabreichende, federnde Stromabgeberbügel t gleitet. Die Lokomotivausrüstung ist in Fig. 8 allerdings nur durch den Wecker im allgemeinen
                              									angedeutet, was aber zur Erläuterung der Signal Vorgänge vollständig genügt, wenn
                              									auch in der vom Erfinder geplanten Anordnung nebst der Läutevorrichtung noch
                              									verschiedene Abfall Scheiben, Kontrollglühlampen und Umschalter vorhanden sein
                              									sollen, die jedoch an der Grundidee nichts ändern. Die Streckeneinrichtung besteht
                              									für jedes Gleis einer Doppelbahn an jeder Blockstelle lediglich aus zwei
                              									Widerstandsrollen w2, w3, w4 ...
                              									und v3, v4, v5 ... und einem Relais
                              										r3, r4, r5 ... sowie zwei
                              									Glühlichtlampen, von denen unter Umständen l3, l4, l5 ... rot und l'3, l'4, l'5 ... weiss leuchten. Das vordere Ende jeder der
                              									Leitungsschienen s2,
                              										s3, s4 ... steht durch
                              									Vermittlung der Widerstandsrolle w2, w3, w4 ... und das rückwärtige über die Spulen
                              									des Relais r3, r4, r5 ... mit der
                              									Rückleitung, d. i. mit dem Fahrgleis gg dauernd
                              									in Verbindung und die Leitungswiderstände dieser beiden Abschlüsse sind so ziemlich
                              									gleich.
                           So lange sich in einem Blockabschnitte und auch im vorausliegenden, nächsten
                              									Abschnitte kein Zug befindet und also auch kein Strom daselbst vorhanden ist, wird
                              									der Relaisanker abgerissen sein und auf dem linksseitigen Kontakteliegen, wie
                              									es in Fig. 8 z.B. bei r5 und bei r3 dargestellt erscheint. In
                              									diesem Falle ist dem Widerstand w4 bezw. w2 eine weisse
                              									Glühlampe und ein kleiner Ausgleich widerstand v5 bezw. v3 parallel geschaltet. Diese Nebenschaltung
                              									hört jedoch auf, sobald der Relaisanker, wie es an der Blockstelle IV ersichtlich gemacht ist, angezogen und auf den
                              									rechtsseitigen Kontakt gelegt wird; dafür entsteht von der Leitungsschiene s3 über den
                              									Anker des Relais r4 ein
                              									kurzer Weg zur Rückleitung. Neben den Spulen jedes Relais besteht hingegen eine
                              									dauernde, unveränderliche Abzweigung, in welcher sich eine rot verglaste Glühlampe
                              										l3, l4, l5 ... befindet.
                           Wenn ein Zug einen Blockabschnitt befährt, teilt sich der von der Dynamomaschine d erzeugte Strom, nachdem er über die
                              									Lokomotivsignalvorrichtung m und den Gleitbügel t in die Leitungsschiene s
                              									eintritt, in zwei Zweige, von denen der eine nach V
                              									verlauft und hier einerseits über w4 andererseits über l'5 und v5 zur Rückleitung gelangt, um
                              									durch dieselbe und das Radgestelle p der Lokomotive
                              									wieder den Polschluss zu erreichen. Der andere Zweigstrom geht von Stromabgeber t über s4 nach rückwärts, durchläuft in IV einerseits das Relais r4, andererseits die rote Glühlampe l4, um dann über die
                              									Fahrschienen und das Lokomotivrad p zurückzukehren. So
                              									lange sich ein Zug innerhalb eines Blockabschnittes befindet, brennt sonach an der
                              									Blockstelle vor dem Zuge eine weisse, an jener hinter dem Zuge eine rote Glühlampe,
                              									die durch entsprechende Spiegelkammern oder dergl. auch der Zugmannschaft gut
                              									wahrnehmbar gemacht werden können. Ausserdem wird an der rückliegenden Blockstelle
                              									das Relais derart betätigt, dass es den Widerstand der Nachbarstrecke
                              									ausschaltet.
                           Ein Zug, der sich dem Ende eines Blockabschnittes nähert, muss also, wenn die
                              									Anordnung richtig arbeitet, auf der Strecke die weisse
                              									Lampe brennend vorfinden, während im Augenblicke des Uebertrittes in den nächsten
                              									Block –abschnitt die weisse Lampe erlöschen und die rote Lampe aufleuchten muss. Die Zugmannschaft soll diesen Vorgang genau
                              									beobachten, um für den Fall, als Unordnungen vorkämen, das Erforderliche veranlassen
                              									zu können. Würde sich ein Folgezug einem vorausfahrenden Zug bis auf einen
                              									Blockabschnitt nähern, so wird in dem Augenblick, wo der Stromabgeber t des Folgezuges – um bei dem in Fig. 8 dargestellten Beispiel zu bleiben – von s2 auf s3 gelangt,
                              									vermöge des bei IV über den Anker des Relais r4 bestehenden
                              									Kurzschlusses, in der Signal Vorrichtung m des
                              									Folgezuges der volle Strom zur Geltung kommen und sonach das Lärmsignal hervorrufen.
                              									Auf diese Weise erhält also der Folgezug Nachricht, dass im nächsten Blockabschnitt
                              										IV–V sich noch ein Zug befindet; erster wird daher
                              									nur mit Vorsicht bis zur nächsten Blockstelle IV
                              									vorrücken und hier so lange stehen bleiben, bis die rote Lampe l4 verlischt, als
                              									Beweis, dass die Strecke voraus wieder frei geworden ist. So sinnreich aber diese
                              									Anordnung auch scheint, so wird sie für die Praxis niemals auf Verwertung rechnen
                              									dürfen, weil das Versagen einer Stromquelle oder eine Unterbrechung in den Strom
                              									wegen stets auch das Versagen des Warnungssignals zur Folge hat. Wenn auch diese
                              									Fehler auf der Lokomotive jedes einzelnen Zuges sich durch die Kontrollglühlampen
                              									oder sonstige Vorrichtungen ersichtlich machen, so ist damit für die Zugdeckung noch
                              									lange keine genügende Sicherung geschaffen, denn um diese zu leisten, muss das
                              									Eintreten von Betriebsstörungen sich durch das Gefahrsignal kennzeichnen, was vorliegend nie der Fall wäre. Ueberdem
                              									lassen sich zufällige oder absichtliche Störungen, allerdings nicht gefährlicher,
                              									wohl aber verkehrsstörender Natur, leicht dadurch herbeiführen, dass zwischen der
                              									Leitungsschiene und den Fahrschienen beliebige Kurzschlüsse hergestellt werden.
                           
                        
                           
                              VII. Millers rein selbsttätige Streckenblockeinrichtung mit
                                 										Lokomotivsignalen.
                              
                           Millers Streckenblockeinrichtung ist auf Grund der
                              									bekanntlich in Amerika entstandenen und zur Zeit daselbst bereits weit verbreiteten
                              									Anwendung von Gleisleitungen aufgebaut, d.h. die Schienenstränge der einzelnen
                              									Blockabschnitte sind als Stromführungen mit ausgenützt und daher an den Stellen, wo
                              									die nachbarlichen Strecken zusammentreffen, von einander isoliert. In der Regel
                              									geschieht Letzteres mittels einer nichtleitenden Schienenstossverbindung;
                              									vorliegendenfalls werden jedoch die einzelnen Abschnitte, wie das Stromlaufschema
                              										Fig. 9 ersehen läset, durch gut isolierte
                              									Schienen J2 und
                              										i2, J3 und i3, J4 und i4 .... von
                              
                              									einander getrennt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 330
                              Fig. 9.
                              
                           In die Schienenstränge S2
                              									s2, S3
                              									s3, S4
                              									s4 .... der
                              									Gleisabschnitte ist mittels zweier Anschlusskabel am Beginn der Blockstrecke je ein
                              									Relais R3, R4, R5 .... und am Ende
                              									derselben je eine Batterie b2, b3, b4.... eingeschaltet. Da die beiden
                              									Schienenstränge als Stromleiter angeordnet und zu dem Ende an den Schienenstössen,
                              									die innerhalb des Blockabschnittes liegen, in herkömmlicher Weise durch
                              									Kupferdrahtbrücken besonders gutleitend gemacht sind, so durchfliesst der Strom der
                              									genannten Batterien die Spulen der zugehörigen Relais, deren Anker a3, a4, a5 .... also
                              									unter gewöhnlichen Verhältnissen, d.h. solange sich kein Zug in dem Abschnitte
                              									befindet, angezogen sein werden. Wenn jedoch ein Zug in einen Blockabschnitt
                              									einfährt, so bringt gleich das erste Räderpaar durch die Vermittlung der Radachse
                              									einen Kurzschluss der betreffenden Batterie b hervor,
                              									demzufolge das zugehörige Relais R keinen Strom mehr
                              									erhält und seinen Anker a sonach loslässt, wobei die
                              									beiden sonst in Schluss befindlichen Relaiskontakte z3, z4, z5 .... und n3, n4, n5 ....
                              									unterbrochen werden.
                           Nebst dieser Einrichtung befindet sich auch noch auf jedem Block post en eine zweite
                              									Batterie B3,
                              										B4
                              									B5 .... mit
                              									einem Pol Wechsler W3, W4, W5 ...., der
                              									durch den Anker A3, A4, A5
                              									.... eines besonderen Elektromagnets M3. M4, M5 .... in der Weise gesteuert wird, dass der
                              									angezogene Elektromagnetanker den Stromweg über u3, u4, u5 .... und der abgerissene jenen über v3, v4, v5 .... herstellt,
                              									während der Ankerhebel selber gleichzeitig im ersteren Falle mit dem negativen, im
                              									letzteren Falle mit dem positiven Pol der Batterie B3, B4, B5 .... in Verbindung steht. Aus den in Fig. 9 durch gestrichelte Linien
                              									gekennzeichnetenStromleitungen lässt sich leicht ersehen, dass die
                              									Elektromagnete M3, M4, M5
                              									nicht von der Batterie ihres Postens, sondern von der des vorausliegenden
                              									Nachbarpostens erregt werden. So wird beispielsweise der Elektromagnet M3 von dem
                              									Strome der Batterie B4 durchflössen, der über u4 seinen Weg bei x3 in den Schienenstrang s3 findet, dann
                              									bei p3 über g nach M3 gelangt und schliesslich über z3, a3, l3, n4, a4, A4 zum zweiten
                              									Pol zurückkehrt. In gleicher Weise verläuft der Strom der Batterie B5 über u5, x4, s4, p4, g4, M4, z4, a4, l4, n5, e5, A5, und ganz
                              									übereinstimmend verlaufen die betreffenden Ströme auch in allen übrigen
                              									Blockabschnitten.
                           Unter diesem Verhältnisse ist, so lange alle Teile die in Fig. 9 dargestellte Ruhelage besitzen, der Schienenstrang s2, s3, s4 .... des Fahrgleises
                              									überall an dem Pluspol der Batterie B3, B4, B5 ... angeschlossen, während je eine eigene
                              									Zweigleitung e3
                              									y2, e4
                              									y3, e5
                              									y4 ... vom Minuspol
                              									derselben Batterie eine Verbindung zu den isolierten Zwischenschienen i2, i3, i4 ... vermittelt.
                              									Würde nun beispielsweise das Relais R4 aus irgend einem Anlasse seinen Anker a4 loslassen,
                              									so hört bei z4
                              									der Stromweg zu M4 auf,
                              									und dieser Elektromagnet lässt gleichfalls seinen Anker A4 los. Letzterer schliesst
                              									nunmehr den Stromweg bei v4, während er u4 unterbricht und selber mit dem Pluspol der
                              									Batterie B4 in
                              									Verbindung tritt. Infolge dieses Vorganges haben ersichtlichermassen auch die
                              									Anschlüsse an s3 bei x3 und an i3 bei y3 ihre bisherige Polarität gewechselt. Genau derselbe Vorgang hat sich
                              									gleichzeitig beim zurückliegenden Nachbarposten vollzogen, indem durch das Abreissen
                              									des Relaisankers a4 auch der Kontakt n4 gelöst, und wonach der Stromweg der
                              									Batterie B4 zum
                              									Elektromagneten M3 unterbrochen wurde. Da nun als weitere Folge der Anker A3 abreisst und
                              									den Polwechsler umschaltet, so ist natürlich auch die bisherige Polarität der
                              									Anschlüsse x2
                              									und y2
                              									umgekehrt worden. Sobald also ein Zug in einen Blockabschnitt einfährt und in der
                              									weiter oben erwähnten Weise das Relais des Blockpostens hinter sich stromlos macht,
                              									so bringt er hierdurch nicht nur auf diesem, sondern auch auf dem rückwärtigen
                              									Nachbarblockposten den oben betrachteten Polwechsel zu stande.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 330
                              Fig. 10.
                              
                           Mit Hilfe dieses Polwechsels wird nun die Signalgebung auf den Zugslokomotiven
                              									durchgeführt, zu welchem Ende jede derselben mit zwei nebeneinandergeschalteten weissen Glühlampen w1
                              									w2, Fig. 10, und zwei ebensolchen roten Glühlampen r1
                              									r2, sowie mit einer
                              									Batterie B versehen ist, deren Strom entweder die
                              									weissen oder die roten Lampen speist, je nachdem eine zwischen zwei polarisierten
                              									Elektromagneten m1 und m2 bewegliche
                              									Ankerzunge a auf dem Kontakte c1 oder c2 liegt. Die hintereinandergeschalteten Spulen von
                              										m1 und m2 sind
                              									einerseits mit dem Tenderrad T, andrerseits mit dem
                              									Lokomotivrad L leitend verbunden, während jedem
                              									Nebenschlusse zwischen T und L durch eine passende Isolierung der Tenderbrust von der Führerstandbrücke
                              									sorgsamst vorgebeugt ist. Wenn der Lokomotivführer seinen Dienst bei einem Zuge
                              									antritt, so zündet er durch Einschaltung seiner Batterie B die weissen Lampen an, die bei
                              									unbehinderter Fahrt unverändert weiterbrennen und dadurch dem Lokomotivführer
                              									anzeigen, dass auf seinem Wege alles in Ordnung ist. Jedesmal bevor der Zug in einen
                              									neuen Block abschnitt übertritt, gelangt das Lokomotivrad L auf die betreffende isolierte Zwischenschiene i2, i3, i4 ... Fig. 9, während
                              									das Tenderrad noch auf dem langen Schienenstrang s2, s3, s4 ... läuft. In diesem Augenblicke tritt, wenn der
                              									ins Auge gefasste Zug beispielsweise aus dem Blockabschnitte II in den Blockabschnitt III einfährt, der
                              									Batteriestrom von B3 über u3,
                              										x2 und s2 in das
                              									Tenderrad, durchläuft dann auf der Lokomotive die Spulen von m1 und m2, Fig. 10(1), um über das Lokomotivrad L, die isolierte Schiene i2, dann über y2, e3, A3
                              									Fig. 9, zum andern Pol zurückzukehren. Dieser Strom
                              									erregt mithin die beiden Elektromagnete m1 und m2 auf der Lokomotive, jedoch lediglich in
                              
                              									dem Sinne, dass a von m2 abgestossen und von m1 angezogen
                              									wird. Der Kontaktschluss bei c1 bleibt daher ungeändert und ebenso das weisse Licht. Angenommen, der Zug würde nun in
                              									Verfolgung seiner Fahrt den Blockabschnitt IV
                              									erreichen, während sich im Block abschnitte V noch ein
                              									vorausfahreuder Zug befindet, dann wird der beim Ueberfahren von i3 in die
                              									Signal Vorrichtung der Lokomotive gelangende Strom der Batterie B4 in
                              									verkehrter Richtung eintreten, so dass a, Fig. 10(2) von m2 angezogen und von m1 abgestossen wird – von c1 auf c2 legt,
                              									weshalb das weisse Licht verlischt und dafür die roten Lampen zu brennen beginnen.
                           Dieses rote Licht wird vorliegen den falls nicht als absolutes Haltesignal aufgefasst, sondern nur als
                              									Warnungssignal betrachtet, welches den Lokomotivführer verpflichtet, unverzüglich
                              									alle Vorbereitungen zu treffen, deren es bedarf, um den Zug jeden Augenblick
                              									anhalten zu können. Dem Zuge ist es also erlaubt, dem vor ausfahrenden mit
                              									angemessener Vorsicht nachzurücken, wobei es natürlich nicht ausgeschlossen
                              									erscheint, dass durch Herabminderung der Geschwindigkeit des Folgezuges der für die
                              										freie Fahrt gebotene Raumabstand von zwei Block
                              									abschnitten wiedergewonnen wird. Dies würde sich an der Lokomotivsignalvorrichtung
                              									des nachfahrenden Zuges selbstverständlich durch die Hückwandlung des roten Lichtes in weiss
                              									kenntlich machen, weil dann die nächste Erregungsbatterie wieder die gewöhnliche,
                              									für weiss erforderliche Polarität besitzt.
                           Damit das zugdeckende Warnungssignal um so sicherer erfolgt, sind die Draht
                              									Wicklungen der Elektromagnetspulen in der Lokomotiveinrichtung derart gewählt, dass
                              									die Elektromagnete den Anker a, Fig. 10, auch bei einem geschwächtenLinienstrom
                              									umlegen, während die Elektromagnete der Polwechsler auf den Blockposten (h3, h4, h5 ..., Fig. 9) ihren Anker nur so lange angezogen halten, als
                              									die zugehörige Batterie einen Strom von einer bestimmten mindesten Stärke liefert.
                              									Die Schwächung einer der in Rede stehenden Batterien hat also immer das Abreissen
                              									des betreffenden Elektromagnetankers (A3, A4, A5 ..., Fig.
                                 									9) zur Folge und wird sich, ähnlich wie ein Zug oder ein Schienenbruch u.
                              									dergl. durch das Entzünden des roten Lichtes
                              									ersichtlich machen und Anlass bieten, dass der Anstand gleich entdeckt und
                              									unverzüglich seine Behebung eingeleitet werden kann.
                           Miller hat der Lokomotivsignal Vorrichtung, ohne von der
                              									grundsätzlichen, in Fig. 9 ersichtlich gemachten
                              									Anordnung abzugehen, noch mancherlei Aenderungen angefügt, so z.B. namentlich eine
                              									Schaltungsform, welche es ermöglicht, die Dauer des auf m1 und m2, Fig.
                                 									10, einwirkenden Stromes zu verlängern. Zu diesem Zwecke wird noch eine zweite
                              									Radachse des Tenders isoliert, nämlich die letzte Achse dieses Fahrzeuges und den
                              									Elektromagneten m1 und
                              										m2 noch
                              									eine zweite Spulenwicklung gegeben, die aber der ersten Spule gegenüber verkehrt gewackelt ist. Das rechtsseitige Ende dieser
                              									zweiten Spule steht mit der vorgedachten zweiten Tenderachse, das linksseitige mit
                              									der ersten Tenderachse T, Fig.
                                 										10, in Verbindung. Vermöge dieser Anordnung erfolgt bei jedem Blockposten,
                              									sobald die Lokomotivachse L auf die isolierte Schiene
                              									aufläuft, der erste ml und m2 beeinflussende Stromschluss in der weiter oben betrachteten Weise;
                              									gelangt aber sodann das Rad T auf die isolierte
                              									Schiene, so kommt ein zweiter Strom durch die Signal Vorrichtung, der diesmal von
                              										T über m2, m1 zu der zweiten isolierten Tenderachse
                              									verläuft. Dieser Strom würde dem ersten entgegengesetzt sein, wirkt jedoch in
                              									anbetracht der verkehrt gewickelten Spulen wieder in gleichem Sinne wie der erste
                              									Strom und trägt sonach bei, die Elektromagneterregung in der Signalvorrichtung zu
                              									verlängern und hierdurch die Signalgebung zu sichern.
                           Eine Millersche Blocksignalanlage steht zur Zeit auf der
                              									zweigleisigen Strecke Dolton-Momence der Chicago and Eastern
                                 										Illinois-Railroad seit 1901 im Betriebe. Die besagte Strecke ist 35 km lang
                              									und in acht Blockabschnitte geteilt; diese Anlage soll sich laut einer Mitteilung
                              									der Railroad Gazette vom Juni 1902 bis jetzt ganz gut
                              									bewähren. Seitdem hat man aber auch auf einer europäischen Probestrecke, nämlich auf
                              									der schottischen Great Central Railway eine Millersche Blocksignalanlage eingerichtet, welche – wie
                              										„The electrical Engineer“ berichtet – am 6.
                              									Februar 1903 von einer zahlreichen Kommission aus grossbritanischen und
                              									festländischen Fachmännern geprüft und angeblich günstig beurteilt worden ist. Bei
                              									dieser neuesten Anlage hat lediglich die Lokomotiveinrichtung eine kleine aber sehr
                              									zweckdienliche Vereinfachung und Verbesserung erfahren (vergl. Elektrotechnische
                              									Zeitschrift vom 23. April 1903, S. 317).
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)