| Titel: | Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen Telegraphie. | 
| Autor: | Adolf Prasch | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 337 | 
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                        Neuerungen an den verschiedenen Systemen der
                           								drahtlosen Telegraphie.
                        Von Ingenieur Adolf Prasch,
                           									Wien.
                        (Fortsetzung von S. 329 d. Bd.)
                        Neuerungen an den verschiedenen Systemen der drahtlosen
                           								Telegraphie.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Die Einrichtungen von Anders Bull zur Abstimmung zweier
                                 										funkentelegraphischer Stationen.
                              
                           Die Erkenntnis, dass sich nach der damaligen Entwicklung der drahtlosen Telegraphie
                              									eine durchaus verlässliche gegenseitige Abstimmung zweier Funkentelegraphenstationen
                              									auf rein elektrischem Wege nur schwer erreichen lässt, führten Anders Bull aus Christiania auf die Idee, die Lösung
                              									dieser Frage auf rein mechanischem Wege zu versuchen. Er gelangte hierbei zu einem
                              									äusserst originellen und sinnreichen Verfahren der Abstimmung und scheinen die von
                              									ihm angewendeten Einrichtungen geeignet, das angestrebte Ziel tatsächlich zu
                              									erreichen.
                           Der Grundgedanke, von welchem bei dieser Neuerung ausgegangen wird, beruht auf
                              									folgender Erwägung: Wird die für die eigentliche Wellenentsendung bestimmte
                              
                              									Vorrichtung veranlasst, statt einzelner Wellenimpulse, eine genau festgesetzte
                              									Anzahl von solchen Impulsen in gleichfalls genau festgesetzten Zwischenzeiten zu
                              									entsenden, so kann den Signalen jedes Senders eine genau bestimmte charakteristische
                              									Form gegeben werden. Wird daher der Empfänger so eingerichtet, dass er nur auf eine
                              									im voraus bestimmte Form der Signale anspricht, so wird er die von anderen
                              									Sendestationen entsendeten Signale verschiedener Form nicht aufnehmen können. Es ist
                              									also die Frage der Abstimmung gelöst.
                           Wird als Anzahl der Impulse 5 gewählt und werden die Zwischenzeiten zwischen den
                              									einzelnen Impulsen verschiedenartig festgesetzt und mit a,
                                 										b, c und d bezeichnet, so ergibt sich sofort,
                              									dass durch eine entsprechende Wahl von a, b, c und d die verschiedenartigsten Signalformen geschaffen
                              									werden können. Die Zahl dieser Formen lässt sich noch weiter dadurch vergrössern,
                              									dass die Zahl der Impulse innerhalb gewisser Grenzen vergrössert oder verringert
                              									wird.
                           Soll in dem gewählten Falle von der Station A ein Punkt
                              									des Morsealphabet s nach der Station B telegraphiert werden, so gelangen hierfür 5
                              									Wellenimpulse zur Entsendung, die sich in den Zwischenzeiten a, b, c und d folgen. Da für diese 5
                              									Intervalle mechanisch abgestimmte Empfänger, sammelt diese 5 Impulse und legt sie
                              									als einen Punkt auf dem Morse streifen nieder. Soll
                              									hingegen ein Strich übertragen werden, so gelangen 2–3 Reihen solcher Wellenimpulse
                              									in unmittelbarer Folge zur Entsendung, die im Empfänger als ebenso viele
                              									nebeneinander liegende Punkte erscheinen und sich leicht als Strich aussprechen
                              									lassen. Die auf diese Weise entsendeten Wellenimpulse können aber von anderen
                              									Stationen, welche nicht auf die gleichen Zwischenräume abgestimmt sind, nicht
                              									aufgenommen werden. Soll daher mit einer anderen Station in Verbindung getreten
                              									werden, so gelangen zwar gleichfalls 5 Wellenimpulse für einen Punkt, aber in
                              									anderen Zwischenzeiten, a1, b1, c1 und d1, zur Entsendung,
                              									was sich, wie später gezeigt werden wird, durch entsprechende Einstellung von
                              									Kontakten leicht durchführen lässt.
                           Die Umwandlung der mittels einfachem Morsetaster
                              									gegebenen Morsezeichen in Serien von Wellenimpulsen und
                              									die Aufnahme und Umwandlung dieser Impulse in Zeichen erfolgt selbsttätig durch zwei
                              									Vorrichtungen, die als Verteiler und Sammler bezeichnet werden.
                           Durch Niederdrücken des Morsetasters 1 (Fig. 51–52, schematische
                              									Darstellung des Verteilers) wird der Stromkreis der Batterie 2 geschlossen, der
                              									Strom durchfliesst den Elektromagneten 3, welcher hierdurch erregt, den Anker
                              									anzieht. Der Anker ist mit einem Haken 4 versehen, der die Hemmung für den Ansatz 5
                              									der Scheibe 6 bildet. Die Scheibe 6 ist nun lose auf die Achse 7 so aufgesetzt, dass
                              									sich beide zusammen drehen, sobald die Scheibe nicht gehemmt ist, die Drehung der
                              									Achse 7 aber durch die Hemmung der Scheibe 6 nicht behindert wird. Die Achse 7 wird
                              									durch einen äusseren Antrieb in Umdrehung gebracht und ist die Zahl ihrer
                              									Umdrehungen annähernd 5 in der Sekunde. Zieht der Elektromagnet 3 den Anker an, und
                              									gibt hierdurch der Haken 4 die Scheibe 6 frei, so dreht sich diese Scheibe mit der
                              									Achse 7. Bei jeder Umdrehung der Scheibe 6 geht die Hemmung 5 zwischen den beiden
                              									Federkontakten 8 hindurch und verbindet sie für eine sehr kurze Zeit leitend,
                              									wodurch der am Verteilerrahmen 14 befestigte Elektromagnet 10 für ebenso kurze Dauer
                              									erregt wird. Soll ein Punkt entsendet werden, so wird der Taster 1 nur für sehr
                              									kurze Zeit niedergedrückt, und legt sich daher der Haken 4 schon nach einer
                              									Umdrehung vor die Hemmung 5 der Scheibe 6, und die Scheibe gelangt zum Stillstande.
                              									Der Elektromagnet 10 wird in diesem Falle nur einmal erregt. Zur Erzielung eines
                              									Striches bleibt der Taster 1 etwas längere Zeit niedergedrückt, und vollführt daher
                              									die Scheibe 6, wegen der länger währenden Erregung des Elektromagneten, mehrere
                              									Umdrehungen, und ebenso oft wird der Elektromagnet 10 erregt. Die Kontaktschlüsse
                              									erfolgen hierbei nach je ⅕ Sekunde.
                           Der Verteiler selbst besteht aus einer um eine Achse drehbaren Scheibe 11, an derem
                              									Umfang eine grosse Anzahl von Stahlfedern 12 befestigt ist. Die oberen Enden dieser
                              									Federn sind frei und greifen in strahlenförmig verlaufende Einschnitte einer zweiten
                              									Scheibe 13 ein, so dass sich die Enden dieser Federn nur in der Richtung zur Achse
                              									frei zu bewegen vermögen. Beide Scheiben sitzen auf einer gemeinsamen Achse und
                              									drehen sich innerhalb des Rahmens 14, auf dem der Ring 15 befestigt ist. Dieser Ring
                              									dient als Führung für die oberen Enden der Federn und zwar in der Weise, dass sich
                              									die Federn entweder innerhalb des Ringes oder innerhalb einer von dem Ringe
                              									gebildeten ∩ förmigen Rinne 16 bewegen. Ein dem Winkel α entsprechendes Stück dieses Ringes ist ausgeschnitten und durch
                              									Bronzestück 17 ersetzt. Der Elektromagnet 18 wird durch die Batterie 9
                              									ununterbrochen erregt und zieht die Stahlfedern an. Ist die Elastizität der Federn
                              									durch den Magnet überwunden und befindet sich der Finger 19 in seiner normalen Lage,
                              									so gleiten die Federn längs des Poles des Elektromagneten 18 und werden von demselben nicht
                              									früher losgelassen, bis sie die Schneide 20 verlassen haben, in ihrer weiteren
                              									Drehung werden sie sich innerhalb des Ringes 15 bewegen. Ist dagegen der
                              									Elektromagnet 10 erregt, so legt sich der an dem Anker dieses Magneten befestigte
                              									Finger 19 über den Pol des Magneten 18, so dass er etwas über denselben hervorsteht.
                              									Die Federn werden in diesem Falle durch den Finger 19 von dem Pole des Magneten 18
                              									weggetrieben und nehmen infolge ihrer Elastizität die senkrechte Lage ein und
                              									gelangen hierdurch in die ∩ förmige Rinne des Ringes 15, innerhalb welchem sie
                              									während einer vollen Umdrehung verbleiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 338
                              
                           Rund um den Umfang des Verteilers ist eine Anzahl Kontakt Vorrichtungen 22 befestigt,
                              									welche aus je zwei von einander isolierten Kontaktfedern 23 bestehen. Diese Kontakte
                              									sind an dem Rahmen mittels Presschrauben befestigt und lassen sich an demselben in
                              									jedem beliebigen Winkelabstand anbringen. Die Anordnung dieser Kontaktfedern ist nun
                              									eine solche, dass die innerhalb der Rinne des Ringes 15 laufenden Stahlfedern, weil
                              									sie nach aussen hervorstehen, diese Kontakte für einen Augenblick zum Schlusse
                              									bringen, während die innerhalb des Ringes laufenden Federn an diesen Kontakten, ohne
                              									sie zu berühren, vorbeilaufen. Befindet sich demnach der Verteiler in drehender
                              									Bewegung und ist der Elektromagnet 10 nicht erregt, so werden alle Federn innerhalb
                              									des Ringes gleiten. Wird jedoch der Magnet 10 durch einen kurzen Stromimpuls erregt,
                              									so gelangt eine der Stahlfedern in der bereits beschriebenen Weise in die Rinne 16
                              									und schliesst bei ihrer Weiterbewegung jeden der Kontakte 22 der Reihenfolge nach
                              									auf kurze Zeit. Diese Kontakte sind nun, wie dies die Verbindungslinien zeigen, mit
                              									der von der Batterie 24 ausgehenden Leitung, in deren Stromkreis noch der
                              									Elektromagnet 25 eingeschaltet ist, in Parallelschaltung verbunden. Bei jedem, durch
                              									die Verbindung der Federn dieser Kontakte 22 hervorgerufenen Stromschlusse der
                              									Batterie 24 wird der Anker des Elektromagneten 25 angezogen, und hierdurch ein
                              									augenblicklicher Schluss der Batterie 26 bewirkt, durch weichen der Induktor 27 in
                              									Tätigkeit gelangt. Bei dem sofort folgenden Oeffnen dieses Stromkreises findet eine
                              									Entladung zwischen den Funkenkugeln der Sekundären des Induktoriums 27 statt und
                              									werden infolgedessen durch den Luftdraht Wellenimpulse in den Raum ausgestrahlt. Es
                              									vertritt in diesem Falle derAnker des Elektromagneten 25 den sonst
                              									gebräuchlichen selbsttätigen Stromunterbrecher des Induktoriums.
                           Infolge dieser Einrichtung wird für jeden Stromimpuls, welcher den
                              									Verteiler-Elektromagneten 10 erregt, eine der Anzahl der Kontakte 22 entsprechende
                              									Anzahl von Wellenimpulsen in den Raum entsendet. Da sich die Verteilerscheibe mit
                              									nahezu stets gleichbleibender Geschwindigkeit dreht, werden die Zwischenzeiten
                              									zwischen den einzelnen Impulsen einer solchen Serie proportional den Winkelabständen
                              									der Kontakte 22 sein. Dadurch, dass man diese Kontakte in den verschiedensten
                              									Abständen an dem Rahmen des Verteilers befestigen kann, lässt sich auch die Form der
                              									entsendeten Serien nach Belieben abändern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 338
                              Fig. 53.
                              
                           In der Empfangsstation (Fig.
                                 										53) treffen die Wellen den Luftdraht 23, wodurch der Widerstand des
                              									Fritters 29 soweit herabgemindert wird, dass der Strom der Batterie des
                              
                              									Fritterstromkreises durch denselben hindurchgehen und das Relais 30 zum Ansprechen
                              									bringen kann. Dieses Relais schliesst den Stromkreis für den Klopfer 31, durch
                              									welchen der ursprüngliche Widerstand des Fritters 29 sofort wieder hergestellt wird.
                              									Zu gleicher Zeit wird aber auch der Sammelelektromagnet 32, welcher zu dem Klopfer
                              									31 in Nebenschluss geschaltet ist, erregt. Der Sammler ist nun genau in derselben
                              									Weise ausgebildet wie der Verteiler, und wird daher für jeden einlangenden
                              									Wellenimpuls eine der Stahlfedern in die Rinne des Ringes 33 gebracht werden. Die
                              									Scheibe, auf welcher die Federn des Sammlers befestigt sind, dreht sich nun in
                              									nahezu synchroner Geschwindigkeit mit der gleichen Scheibe des Verteilers der
                              									Sendestation. Es wird daher der Winkelabstand der in die Rinne eingebrachten Federn
                              									proportional den zeitlichen Zwischenräumen zwischen den einzelnen einlangenden
                              									Wellenimpulsen sein. Diese zeitlichen Zwischenräume werden aber wieder genau durch
                              									den Verteiler bestimmt. Auf dem Rahmen des Sammlers werden nun ebenso viele Kontakte
                              									(34) wie auf dem Rahmen des Verteilers, und zwar genau in den gleichen, aber
                              									umgekehrt angeordneten Winkelabständen, befestigt. Diese Kontakte sind aber nicht
                              									mehr parallel, sondern in Serie geschaltet, wodurch ein Strom die Elektromagnete des
                              									Morseapparates nur dann durchfliessen kann, wenn alle diese Kontakte gleichzeitig
                              									geschlossen werden. Es wird in diesem Falle ein Punkt entstehen. Eine
                              									ununterbrochene Reihe solcher zu einem Punkt vereinter Serien ergibt eine Reihe von
                              									solchen Punkten, die als Strich erscheinen. Serien von einer anderen Form als jene,
                              									für welche der Sammler eingerichtet ist, können von dem Morseapparat nicht
                              									aufgenommen werden, weil ein gleichzeitiger Kontaktschluss in diesem Falle an allen
                              									vorgesehenen Kontaktpunkten nicht stattfindet.
                           Fig. 54 zeigt die Einrichtungen, wie solche während
                              									der Versuche gebraucht wurden. Der Verteiler und Sammler sind hier in einem einzigen
                              									Apparate A vereinigt, dessen eine Hälfte für das
                              									Senden, die andere Hälfte für das Empfangen von Nachrichten benutzt wurde. Der
                              									Apparat wird von einem kleinen Elektromotor B
                              									angetrieben, dessen Geschwindigkeit durch einen Bremsregulator C, von Siemens & Halske, geregelt wird. Die die Federn tragende Scheibe macht
                              									annähernd eine Umdrehung in der Sekunde. Die Anzahl der Stahlfedern an dieser
                              									Scheibe betrug 400. D ist die in Fig. 51 und 52, mit 3–8
                              									bezeichnete, selbsttätig wirkende Einrichtung, welche von dem Motor B mittels Riemenübertragung angetrieben wird. E ist ein Relais, welches eigens für schnelles Arbeiten
                              									entworfen wurde. Der Anker ist zu diesem Zwecke ausserordentlich leicht gemacht und
                              									sind die Elektromagnetkerne aus Eisenblättern hergestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 339
                              Fig. 54.
                              
                           Für die Versuche konnte nur eine Sende- und eine Empfangsstation eingerichtet werden,
                              									doch wurde der Verteiler und Empfänger mit drei Sätzen von Kontakten ausgerüstet,
                              									welche beim Verteiler nach Bedarf durch einen Wechsel mit dem Unterbrechungsmagneten
                              									25 (Fig. 52)
                              									in Verbindung gebracht werden konnten, so dass es möglich war, mit nur einem Taster
                              									drei verschiedene Formen von Serien zu entsenden. Heim Empfänger wurde jeder dieser
                              									Kontaktsätze mit einem gesonderten Morseschreiber in
                              									Verbindung gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 339
                              Fig. 55.
                              
                           Fig. 55 zeigt die Einrichtung der für diese Versuche
                              									im Gebrauch gewesenen vollständigen Empfangsstation.
                           Die bei diesen Versuchen in Anwendung gewesene Anzahl der Impulse in jeder Serie war
                              									nur drei. Fig. 56 zeigt ein Diagramm der drei bei
                              									diesen Versuchen zur Anwendung gelangten Serienformen. In dieser Zeichnung wird die
                              									Zeit durch die Länge der wagerechten Linie bestimmt und sind die Impulse durch
                              									starke senkrechte Querstriche dargestellt. Die Entfernung der schwachen, nach
                              									abwärts gerichteten Querstriche stellt die Zeit von 0,05 Sekunden dar.
                           Unter Anwendung dieser 3 Serienformen konnten nach Belieben Nachrichten für einen der
                              									drei aufgestellten Morseapparate entsendet werden.
                           Die Zeichen langten sehr sicher und deutlich in der Empfangsstelle an und
                              									erschien die Schrift nur auf dem Streifen jenes Morseschreibers, für welchen sie bestimmt war.
                           Die Vermutung, dass die Geschwindigkeit der Uebertragung eine sehr begrenzte sei, hat
                              									sich nicht bestätigt. Es ist allerdings richtig, dass der für die Uebermittlung
                              									eines Punktes erforderliche Zeitaufwand etwas grösser wird, weil für ihn mindestens
                              									eine Serie von drei Impulsen entsendet werden muss. Dagegen genügen für einen
                              									Strich, ohne dass irgend ein Irrtum zu befürchten ist, zwei Punkte vollständig, und
                              									es können daher die Striche entsprechend kürzer gehalten werden, wodurch sich ein
                              									bestimmter Zeitausgleich ermöglichen lässt.
                           Wiewohl bei den Versuchen zur Erzielung einer grossen Uebertragungsgeschwindigkeit
                              									keine besonderen Vorkehrungen getroffen wurden, so konnten doch 50 Buchstaben in der
                              									Minute mit Leichtigkeit telegraphiert werden, und unterliegt es sicher keiner
                              									Schwierigkeit, diese Leistung noch bedeutend zu vergrossern. Der Hauptvorteil dieser
                              									Art der Abstimmung liegt wohl darin, dass eine vollkommene Geheimhaltung der
                              									Depeschen möglich ist, was bei der rein elektrischen Abstimmung zur Zeit wenigstens
                              
                              									noch nicht erreicht wurde.
                           Im vorliegenden Falle könnten Nachrichten allerdings von einer nicht abgestimmten
                              									Station aufgenommen werden, weil ja jedem Wellenimpulse ein Punkt auf dem Morsestreifen entsprechen würde und sich eine so
                              									aufgenommene Nachricht leicht entziffern liesse, allein schon hier wird die Aufnahme
                              
                              									mittels Telephon zu einer sehr schwierigen und würde eine sehr grosse Uebung des
                              									betreffenden Telegraphisten zur Voraussetzung haben.
                           Um auch auf diesem Wege die Aufnahme von Depeschen durch unberufene Stellen unmöglich
                              
                              									zu machen, schlägt Anders Bull zwei Wege ein. Der eine besteht
                              									darin, die zwischen den einzelnen Impulsen liegenden Zeiten in den einzelnen Serien
                              									etwas länger zu machen, als die Zeiten zwischen den einzelnen Serien, welche für die
                              									Entsendung eines Striches in ununterbrochener Reihenfolge gegeben werden. Eine
                              									dementsprechende Anordnung zeigt S3 (Fig. 56).
                              									Es werden sich hier beim Telegraphieren die einzelnen Serien in einer Weise
                              									übergreifen, welche die mit einem gewöhnlichen Empfangsapparat aufgenommenen Zeichen
                              									in keiner Weise entziffern lassen. Ein solcher Apparat zeichnet jeden Impuls in der
                              									Reihenfolge des Einlangens auf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 340
                              Fig. 56.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 340
                              Fig. 57.
                              
                           Die in Fig. 57 dargestellte Aufnahme einer Nachricht
                              									durch einen abgestimmten Apparat und die gleichzeitige Aufnahme derselben Nachricht
                              									durch einen Morseapparat, welcher mit dem Fritter in
                              									der gewöhnlichen Weise verbunden war, erweisen dies am besten. Die letztere Aufnahme
                              										(Fig. 57) lässt sich, wenn man den Inhalt der
                              									aufzunehmenden Nachricht nicht kennt, tatsächlich nicht entziffern. Wenn sich dies
                              
                              									schon bei Serien mit blos drei Impulsen zeigt, so muss es bei Serien mit mehr
                              									Impulsen noch viel auffälliger hervortreten. Der andere Weg zur Verhinderung des
                              									Aufnehmens von Nachrichten seitens nicht abgestimmter Stationen besteht darin, nur
                              									kurze Serien, wie solche in Fig. 56
                              									S1 und S2 dargestellt
                              									sind, anzuwenden, aber in den Zwischenzeiten zwischen den einzelnen Strichen und
                              									Punkten gleichfalls Serien zu entsenden, welche den abgestimmten Empfänger nicht zum
                              									Ansprechen bringen können, aber doch in der Form genau Serien ähnlich sind, auf
                              									welche der Empfänger anspricht. Es lässt sich dies durch eine sehr einfache
                              									selbsttätige Einrichtung erreichen. In diesem Falle wird der Empfänger einer
                              									gewöhnlichen Station für drahtlose Telegraphie eine ununterbrochene Reihe von
                              									Punkten aufnehmen, deren Entzifferung unmöglich ist, weil sich die beiden
                              									Serienformen nicht voneinander trennen lassen.
                           Gegenüber einer erhobenen Einwendung, nach welcher die Verteilerscheibe des Senders
                              									mit der Sammlerscheibe des Empfängers nicht nur isochron, sondern auch synchron
                              									laufen muss, um ein richtiges Arbeiten zu ermöglichen, wird seitens des Erfinders in
                              									mathematisch begründeter Weise nachgewiesen, dass der Synchronismus keine unbedingte
                              									Notwendigkeitist. Es kann z.B. die Verteilerscheibe N Umdrehungen und die Sammlerscheibe n
                              									Umdrehungen in der Sekunde machen, wenn der Winkelabstand der Kontakte des
                              									Verteilers im Verhältnis N/n grösser ist. Auch der
                              									Isochronismus ist nicht durchaus notwendig und können Geschwindigkeitsänderungen von
                              									± 2 v. H. vorkommen, ohne dass die Aufnahme der einlangenden Nachrichten hierdurch
                              									in irgend einer Weise behindert wird. Es ist somit, da sich durch Anwendung der
                              									bekannten Hilfsmittel ein solcher Grad des Isochronismus leicht aufrecht erhalten
                              									lässt, das vorgebrachte Bedenken hinfällig. Gegenüber anderen Vorrichtungen, welche
                              									wie die Apparate von Hughes, Baudot u.a. isochrones
                              									Arbeiten erfordern, ergibt sich noch der grosse Vorteil, dass eine Korrektur der
                              									Geschwindigkeit nicht stattzufinden hat, wodurch es möglich wird, mit verschiedenen
                              									Stationen mit stets gleichbleibender Leichtigkeit verkehren zu können.
                           Auch die Uebertragungsgeschwindigkeit lässt sich beträchtlich erhöhen, wenn man die
                              									Scheibe 6 zu rascherem Drehen bringt. In diesem Falle ist es nur notwendig, alle
                              									Relais und sohin auch den Unterbrecher für das Induktorium so leicht beweglich zu
                              									gestalten, dass sie allen auf sie einwirkenden Anregungen sofort zu folgen
                              									vermögen.
                           Die Versuchsergebnisse waren, wie bezeugt wird, durchaus günstige. Allerdings
                              									beschränkte sich die Entfernung, über welche sie durchgeführt wurden, nur auf 300 m,
                              									was darin seinen Grund fand, dass kein hinreichend kräftiges Induktorium zur
                              									Verfügung gestanden hat. Da aber die Uebertragung von Luftdraht zu Luftdraht genau
                              									in derselben Weise erfolgt, wie bei nicht abgestimmten funken telegraphischen
                              									Stationen, so ist kein Grund vorhanden, anzunehmen, dass sich die Uebertragung auf
                              									grössere Entfernungen nicht mit derselben Leichtigkeit wie bei diesen vollziehen
                              									wird.
                           Es ist hiermit eine vollständig neue Art und Weise der gegenseitigen Abstimmung
                              									zweier funkentelegraphischer Stationen gegeben, gegen welche nur das einzige
                              									Bedenken auftaucht, dass die verwendeten Apparate in einigen ihrer Bestandteile sehr
                              									zart gehalten werden müssen, und eine vollständige, genaue Ausführung dieser
                              									Apparate Grundbedingung ist.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)