| Titel: | Ueber die Ausströmung der gesättigten Wasserdämpfe. | 
| Autor: | W. Schüle | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 355 | 
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                        Ueber die Ausströmung der gesättigten
                           								Wasserdämpfe.
                        Von W. Schüle,
                           								Breslau.
                        Ueber die Ausströmung der gesättigten Wasserdämpfe.
                        
                     
                        
                           Einleitung.
                           Die Gesetze, nach denen Wasserdämpfe und Gase aus einfachen Mündungen mit geringen
                              									Widerständen ausströmen, sind heute als im allgemeinen bekannt zu betrachten,
                              									nachdem Versuche, darunter solche aus jüngster Zeit, die theoretischen Annahmen und
                              									Formeln bestätigt haben.Vergl. Zeuner, Technische Thermodynamik, IV. Aufl.
                                    											1902. Die Ausströmungsgeschwindigkeit und die sekundliche
                                 										Ausflussmenge bei gleichbleibendem inneren Druck sind die Grossen, uni
                              									deren Bestimmung es sich für praktische Aufgaben hauptsächlich handelt; diese Werte
                              									konnten in allgemein giltiger Weise theoretisch nicht festgestellt werden, ehe nicht
                              									der Druck im Mündungsquerschnitt bekannt war. Nach der
                              									älteren Annahme sollte dieser unter allen Umständen gleich dem äusseren Druck
                              										sein.Vergl. Zeuner, Technische Thermodynamik, IV. Aufl.
                                    											1902. Bei Anwendung der hieraus sich ergebenden Formeln auf
                              									grössere Druckunterschiede, sowie aus den Ergebnissen mancher Versuche (De Saint-Venant 1845 mit Luft, Napier 1869 mit Wasserdampf)Noch in
                                    											der 1875 erschienenen Aufl. von Weisbachs
                                    											„Lehrbuch der Theoret. Mechanik“ ist eine andere Annahme nicht
                                    											vertreten. ergab sich jedoch, dass diese Annahme über den
                              									Mündungsdruck nur bis zu einer bestimmten Grenze des Verhältnisses
                              									von innerem zu äusserem Druck (rund 2 : 1) möglich ist.
                              									Darüber hinaus führt die ältere Formel für das Ausflussgewicht auf Widersprüche mit
                              									den Versuchen und schliesslich, für Ausströmung in das Vakuum, auf die ungereimte
                              									Folgerung, dass Gase oder Dämpfe in den luftleeren Raum garnicht ausströmen. Als
                              									Ursache dieses scheinbaren Versagensder älteren Theorie hat man erkannt, dass
                              									Gase oder Dämpfe in den leeren Kaum höchstens mit der ihrem Zustand in der
                              									Mündungsebene entsprechenden Schallgeschwindigkeit
                              									ausströmen können, während die erste Annahme schon oberhalb des Druckverhältnisses
                              									von rund 2 : 1 und vollends für das Verhältnis pi : pa = ∞ (d.h. pa = 0) auf viel grössere
                              									Geschwindigkeiten führt. Der Druck in der Mündungsebene ist also immer dann grösser
                              									als der äussere Druck, wenn das Druckverhältnis 2 : 1 überschritten ist, und er
                              									wächst proportional mit dem inneren Druck, wenn der äussere konstant gehalten wird.
                              									Bei gleichbleibendem inneren, aber abnehmenden äusseren Druck wächst aber das
                              									Ausflussgewicht von jenem Druckverhältnis ab nicht mehr, sondern bleibt selbst bei
                              									der grösstmöglichen Verminderung des Gegendrucks konstant.Dieses von De
                                       												Saint-Venant und Wantzel entdeckte,
                                    											seither insbesondere durch Zeuner bestätigte
                                    											Gesetz wurde nach Zeuner a. a. O. I. S. 251
                                    											selbst von Poncelet öffentlich als „seltsam
                                       												und wunderlich“ bezeichnet und die Entdeckung fiel während 30 Jahren
                                    											der Vergessenheit anheim. Weitere Schwierigkeiten ergaben sich,
                              									als auch die Ausflusswiderstände berücksichtigt wurden,
                              									und diese sind auch heute nicht völlig überwunden. Sehr übersichtliche Formeln für
                              									diesen Fall verdankt man Zeuner; wieder ist es aber der
                              									Mündungsdruck, dessen Bestimmung auf Hindernisse stösst und Zeuner selbst vertritt in der III. und in der IV. Auflage seiner
                              									Thermodynamik in dieser Beziehung ganz verschiedene Standpunkte. Seine alte Theorie
                              									ergab den Mündungsdruck auch bei beträchtlichen Strömungswiderständen nur wenig
                              									verschieden gegenüber dem freien Ausfluss,während sich nach Zeuners neuester Theorie der Mündungsdruck mit dem Widerstand ganz bedeutend ändert.a. a. O. I. S. 243. Für widerstandsfreien Ausfluss soll bei Gasen der
                                    											Mündungsdruck 0,5266 oder rd. \frac{1}{1,9} des inneren Druckes, für grosse Widerstände bis zu 0,1286 oder rd. \frac{1}{7,5}
                                    											des inneren Druckes sein, also im letzteren Falle rd. 4 mal kleiner als im
                                    											ersten, wenn in beiden Fällen der innere Druck gleich ist. Die
                              									Ausflussgeschwindigkeit in den leeren Raum soll dagegen ganz unabhängig von den
                              									Widerständen und immer gleich der Schallgeschwindigkeit sein.a. a. O. S. 242. „Ich gehe daher in den
                                       												weiteren Untersuchungen von der neuen Hypothese aus, dass die Luft in
                                       												den luftleeren Raum mit der dem Zustand der Luft in der Mündung
                                       												entsprechenden Schallgeschwindigkeit w =
                                       													√2gkpv ausströmt, welche Widerstände hierbei auch beim Hinströmen
                                          													nach der Mündung vorliegen mögen.“ Weiter unten
                              									wird eine gewisse Folgerung aus dieser Theorie hervorgehoben werden, die sich bei
                              										Zeuner nicht beachtet findet, aber recht
                              									bemerkenswert, ja auffallend erscheint.
                           Im ferneren wird dann gezeigt werden, dass die Ausflussformel für Wasserdämpfe im
                              									Gebiet der Gleichheit von Mündungsdruck und äusserem Druck wesentlich vereinfacht
                              									werden kann, ohne die für praktische Rechnungen benötigte Genauigkeit zu verlieren.
                              									Ein Bedürfnis liegt dafür insofern vor, als mit der gebräuchlichen Formel die
                              									Behandlung von Ausflussproblemen, bei welchen der innere Druck oder Druck und
                              									Volumen gleichzeitig sich verändern,Vergl. Weyrauch, Zeitschr. d. Vereins deutsch.
                                    											Ingenieure, 1899, S. 1162. analytisch so gut wie unmöglich ist.
                              									Im Anschluss daran wird die einfachste hierher gehörige, bis jetzt nicht vollständig
                              									gelöste Aufgabe behandelt werden, die Zeit für den Druckausgleich beliebig hoch
                              
                              									gespannten Dampfs aus einem Gefäss ohne Zufluss zu berechnen, wenn die Ausströmung
                              
                              									durch eine einfache Mündung in einen Raum mit konstantem Druck erfolgt.
                           
                        
                           Die Ausflussformeln von Zeuner.
                           Bezeichnungen:
                           pi der Druck im Dampfgefäss in kg/qm
                           pa der Druck im äusseren Raum in kg/qm
                           p der Mündungsdruck
                           v1, va, v die zugehörigen spezifischen Volumina in cbm/kg
                           F der Mündungsquerschnitt in qm
                           w die Ausströmgeschwindigkeit in m/Sek.
                           G das Ausflussgewicht in kg/Sek.
                           k der Exponent der Adiabate des
                              									Wasserdampfs
                           m der „Ausflussexponent“
                           ξ der Widerstandskoeffizient
                           
                              m=\frac{(1+\zeta)\cdot k}{1+\zeta\cdot k}
                              
                           1. Fall. Kleines
                              									Ueberdruckverhältnis.
                           Der Mündungsdruck ist gleich dem äusseren Druck, also
                              										p = pa, solange, nach der neuen Hypothese,
                           
                              \frac{p}{p_a}\,<\,\left(\frac{k+1}{2}\right)^{\frac{m-1}{m}}
                              
                           ist. Ferner ist
                           w_1=\sqrt{\frac{2\,g\,k}{k-1}\,p_i\,r_i\cdot \left(1-\left(\frac{p_a}{p_i}\right)^{\frac{m-1}{m}}\right)}Die Zeichen 1 und 2
                                    											bei w sollen andeuten, dass die
                                    											Ausflussgeschwindigkeit im Gebiet des Falles 1 oder des Falles 2 gemeint
                                    											ist. Desgl. bei ψ und G. 1.)
                           G_1=F\cdot \sqrt{\frac{2\,g\,k}{k-1}\,\frac{p_i}{v_i}\,\left\{\left(\frac{p_a}{p_i}\right)^{\frac{2}{m}}-\left(\frac{p_a}{p_i}\right)^{\frac{m+1}{m}}\right\}} 2.)
                           Diese Formeln sind von der besonderen Annahme über den Mündungsdruck ganz unabhängig,
                              
                              									nur ihr Giltigkeitsgebiet ist durch den Mündungsdruck
                              									begrenzt. Es ist weiter als nach der älteren Theorie.
                              									Die Formeln sind die ursprünglichen Zeunerschen
                              									Formeln, die mit m = k
                              									schon vor Zeuner für adiabat. Ausfluss gebräuchlich
                              									waren.
                           2. Fall. Grosses
                              									Ueberdruckverhältnis.
                           Der Mündungsdruck ist grösser als der äussere Druck.
                              									Dies soll nach der neuen Hypothese der Fall sein, solange
                           \frac{p_i}{p_a}\,>\,\left(\frac{k+1}{2}\right)^{\frac{m}{m-1}} . . . 3.)
                           ist. Der Mündungsdruck selbst ist dann
                           
                              p=p_i\cdot \left(\frac{2}{k+1}\right)^{\frac{m}{m-1}}
                              
                           Ferner ist
                           w_2=\sqrt{\frac{2\,g\,k}{k+1}\,p_i\,v_i}=\sqrt{g\,k\,p\,v} . 4.)
                           (Schallgeschwindigkeit für den Zustand p, v.)
                           G_2=F\cdot \left(\frac{2}{k+1}\right)^{\frac{1}{m-1}}\cdot \sqrt{\frac{2\,g\,k}{k+1}\cdot \frac{p_i}{v_i}} 5.)
                           Setzt man für beide Fälle
                           
                              G=\varphi\cdot F\cdot \sqrt{\frac{p_i}{v_i}}
                              
                                 
                                 Vergl. Weyrauch, a. a. O. S. 1162.
                                 
                              
                           und zwar ψ = ψ1 für den Fall
                              									1, ψ = ψ2 für Fall 2, so ist
                           für kleines Ueberdruckverhältnis:
                           
                              \left{{\varphi_1=\sqrt{\frac{2\,g\,k}{k-1}\cdot \left\{\left(\frac{p_a}{p_i}\right)^{\frac{2}{m}}-\left(\frac{p_a}{p_i}\right)^{\frac{m+1}{m}}\right\}}}\atop{\left(\mbox{mit
                                 }\frac{p_a}{p_i}\mbox{ veränderlich bis auf }\varphi=0\mbox{ für }\frac{p_a}{p_i}=1\right)}}\right\}\ 6.)
                              
                           für grosses Ueberdruckverhältnis:
                           
                              \left{{\varphi_2=\left(\frac{2}{k+1}\right)^{\frac{1}{m-1}}\cdot \sqrt{2\,g\,\frac{k}{k+1}}}\atop{\left(\mbox{konstant und
                                 unabhängig von }\frac{p_a}{p_i}\right)}}\right\}\ .\ 7.)
                              
                           Nach der älteren Theorie Zeuners war der Mündungsdruck
                              									für Fall 2.)
                           
                              p=p_i\cdot \left(\frac{2}{m+1}\right)^{\frac{m}{m-1}}
                              
                           Dieser Ausdruck war unter der Annahme erhalten worden, dass der Mündungsdruck in dem
                              									Augenblick anfange, grösser als der äussere Druck zu werden, in welchem bei
                              									abnehmend gedachtem äusserem Druck die Ausflussmenge G1 ihren grössten Wert erreicht,
                              									sodass
                           G2 = G1max =
                              									konst.
                           war. Es war demnach nach der älteren Hypothese auch
                           \varphi_2=\varphi_{1\,max}=\left(\frac{2}{m+1}\right)^{\frac{1}{m-1}}\,\sqrt{2\,g\,\frac{k}{k-1}\,\frac{m-1}{m+1}} 8.)
                           Trägt man die Werte G, oder die ihnen (bei konstantem
                              									innerem und veränderlichem äusserem Zustand) proportionalen Werte ψ nach der älteren
                              									Hypothese als Ordinaten, die Werte \frac{p_a}{p_i} als Abszissen auf, so erhält man (Fig. 1) den Kurvenzug AB'E',bezw. ABE für anderes m (bezw. ζ.) der sich aus
                              									einer krummen und einer der Abszissenachse parallelen geraden Strecke zusammensetzt.
                              									Die letztere, B'E' bezw. BE, gilt, solange der Mündungsdruck grösser als
                              									der äussere Druck und die Ausflussmenge konstant, vom äusseren Druck unabhängig ist,
                              									die krumme Strecke dagegen betrifft das Gebiet der Gleichheit von Mündungsdruck und
                              									äusserem Druck, wobei also die Ausflussmenge bei zunehmendem äusseren und konstantem
                              									inneren Druck allmählich bis auf Null abnimmt (ebenso der Wert ψ1).
                           Die gerade Strecke ist Tangente an die krumme im höchsten Punkt derselben.
                           Trägt man nun nach der neuen Hypothese dieselben Grossen
                              									auf, so ändert sich dadurch die krumme Linie in keiner
                              									Weise, nur gilt sie auch noch über ihren höchsten Punkt hinaus
                                 										ein Stück weit auf ihrem absteigenden Ast und die gerade Linie ist nicht
                              
                              									mehr Tangente an sie, sondern trifft sie unter einem stumpfen Winkel. Der
                              									Augenblick, wo der Mündungsdruck gleich dem äusseren Druck wird, fällt nach der
                              									neuen Hypothese keineswegs mehr mit dem „Maximum der Ausflussmenge“
                              										zusammen.Zeuner, a. a. O., IV. Aufl., sagt zwar auf S.
                                    											163 des II. Bandes gelegentlich der Einführung der Widerstände in die
                                    											Ausflussformeln ausdrücklich: „Nach den dort (I. Band, Gase) vorgeführten
                                    											Sätzen berechnet man nun für das Maximum der
                                       												Ausflussmenge den Mündungsdruck p aus
                                    											u.s.w. Die gleiche, offenbar im Widerspruch mit der neuen Hypothese stehende
                                    											Anschauung ist in Bd. 1 ausgesprochen. Es heisst dort S. 244: „Würde man
                                       												vom freien atmosphärischen Kaum aus die Luft durch eine einfache Mündung
                                       												in ein weites geschlossenes Gefäss eintreten lassen, in welchem
                                       												anfänglich Luftleere herrscht, so würde in jeder Zeiteinheit immer
                                       												dieselbe Luftmenge einströmen..., und die Einströmungsgeschwindigkeit
                                       												ist unveränderlich, die Schallgeschwindigkeit... Sobald aber der Druck
                                       													p2 im
                                       												Gefässe den Wert nach der Gleichung p_2=p_1\,\left(\frac{1}{k+1}\right)^{\frac{m}{m-1}} erreicht hat, ändern sich
                                       												die Verhältnisse; von da an ist die
                                       												Einströmungsgeschwindigkeit w und die in
                                       												der Zeiteinheit eintretende Luftmenge G
                                       												nach den Gleichungen (33) und (34),“ unseren obigen Gl. 1. und 2.,
                                    												„zu beurteilen: dabei nimmt der Wert von
                                       												\frac{G}{F}
                                       												allmählich ab“. Das letztere ist nicht richtig, er nimmt vielmehr zunächst zu
                                    											und dann erst allmählich ab bis auf Null, wie aus dem Verlauf des Kurvenzugs
                                    
                                    												D'C'B'A (bezw. DCBA für anderes k und m), deutlich hervorgeht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 357
                              Fig. 1.
                              
                           Dass dies unter allen Umständen der Fall ist, sobald
                              									Widerstände da sind, und nicht blos für die zufälligen Verhältnisse der Fig. 1, die übrigens masstäblich gezeichnet ist, geht
                              									aus folgender Ueberlegung hervor. Es ist nach der älteren Hypothese an der
                              									Uebergangsstelle der geraden in die krumme Strecke die Abszisse
                           
                              \frac{p_a}{p_i}=\left(\frac{2}{m+1}\right)^{\frac{m}{m-1}}
                              
                           nach der neueren dagegen
                           
                              \frac{p_a}{p_i}=\left(\frac{2}{k+1}\right)^{\frac{m}{m-1}}
                              
                           Nun ist stets m < k also \frac{2}{m+1} grösser als \frac{2}{k+1};
                           somit ist nach der neuen Hypothese an der Anschlusstelle \frac{p_a}{p_i} kleiner, als
                              									nach der alten; nach der letzteren fällt die fragliche Abszisse mit der des
                              									Kulminationspunktes des; krummen Astes zusammen, also muss die Anschlussstelle nach
                              
                              									der neuen Annahme, weil sie jedenfalls weiter dem Ursprung zu liegt, sich auf dem
                              									absteigenden Ast der krummen Linie befinden. Ein Zusammentreffen der geraden und der
                              									krummen Linie ist freilich nur möglich, wenn
                           ψ1max
                              									< ψ2
                           ist. Dies ist immer der Fall, wie sich aus Folgendem ergibt.
                              									Man hat
                           
                              \frac{\varphi_{1\,max}}{\varphi_2}=\frac{\left(\frac{2}{m+1}\right)^{\frac{1}{m-1}}\cdot \sqrt{2\,g\,\frac{k}{k-1}\,\frac{m-1}{m+1}}}{\left(\frac{2}{k+1}\right)^{\frac{1}{m-1}}\,\sqrt{2\,g\,\frac{k}{k+1}}}
                              
                                   =\left(\frac{k+1}{m+1}\right)^{\frac{1}{m-1}}\cdot \sqrt{\frac{k+1}{k-1}\cdot \frac{m-1}{m+1}}
                                   =\sqrt{\left(\frac{k+1}{m+1}\right)^{\frac{m+1}{m-1}}\cdot \frac{m-1}{k-1}}
                           Ist nun der Ausdruck unter der Wurzel > 1, so ist ψ1max > ψ2. Es ist aber immer m < k, daher k = m + μ, worin μ eine positive
                              									kleine Zahl. Damit wird
                           
                              \frac{k+1}{m+1}=\frac{m+\mu+1}{m+1}=1+\frac{\mu}{m+1}
                              
                           somit
                           
                              \left(1+\frac{\mu}{m+1}\right)^{\frac{m+1}{m-1}}=1+\frac{\mu}{m+1}\cdot \frac{m+1}{m-1}
                              
                           
                              +\left(\frac{\mu}{m+1}\right)^2\cdot \frac{\frac{m+1}{m-1}-1}{2}\,\frac{m+1}{m-1}+..
                              
                           
                              =1+\frac{\mu}{m-1}+\mu^2\cdot \frac{1}{(m+1)^2\cdot (m-1)}+..
                              
                           
                              =\frac{m+\mu-1}{m-1}+\mu^2\cdot \frac{1}{(m+1)^2\cdot (m-1)}
                              
                           
                              =\frac{k-1}{m-1}+\mu^2\cdot \frac{1}{(m+1)\cdot (m-1)^2}
                              
                           Nun ist also:
                           
                              \left(\frac{k+1}{m+1}\right)^{\frac{m+1}{m-1}}\cdot \frac{m-1}{k-1}=1+\mu^2\cdot \frac{1}{(k-1)\cdot (m^2-1)}
                              
                           ein Ausdruck, der für alle Werte von k und m, die ja immer grösser als 1 sind,
                              									einen grösseren Wert als 1 besitzt. Damit ist erwiesen, dass ψ1max immer > ψ2 ist.Wäre dies nicht der Fall, so würde der
                                    
                                    											Anschluss der geraden an die krumme Strecke überhaupt fehlen.
                           Die Fig. 1 nach der älteren Annahme mit tangentialem
                              									Anschluss der geraden Strecke findet sich bei Zeuner,
                              									aber nicht der Verlauf D'C'B'A nach der neuen Annahme, die gewiss nicht ebenso plausibel und
                              									durch direkte Versuche, wenigstens nach Wissen des Verfassers, nicht erwiesen ist.
                              									Folgendes Beispiel möge die Sachlage noch näher erläutern: Man denke sich aus einem
                              									Dampfkessel, dessen Druck konstant gehalten wird, Dampf durch eine Mündung mit nicht
                              									zu kleinem Widerstand in einen Raum ausströmend, dessen Druck nach Belieben
                              
                              									verändert werden kann. Stellt man in diesem Raum zunächst geringen Druck (Vacuum)
                              									ein, so wird die sekundliche Ausflussmenge den Ordinaten der geraden Strecke
                              									entsprechen und sich erst ändern, nachdem der Gegendruck wesentlich gestiegen ist.
                              									Ist dieser so gross geworden, dass
                           
                              \frac{p_a}{p_i}=\left(\frac{2}{k+1}\right)^{\frac{m}{m-1}}
                              
                                 
                                 Punkte C' bezw. C
                                    											in Fig. 1.
                                 
                              
                           
                           so wird in dem Augenblick der Mündungsdruck gleich dem
                              									äusseren Druck. Nimmt nun der äussere Druck (und damit auch der Mündungsdruck)
                              									weiter zu, vermindert sich also der Druckunterschied weiter, so soll trotzdem das
                              
                              									sekundliche Ausflussgewicht zuzunehmen beginnen und schliesslich hei B' (Fig. 1) einen
                              									beträchtlich grösseren Wert erreichen, als früher bei der grössten Druckdifferenz.
                              									Im weiteren Verlauf, bei stetig zunehmendem äusseren Druck, soll dann die
                              									Ausflussmenge abnehmen, zunächst bis C'', wo sie den
                              									ursprünglichenWert bei ganz kleinem Druckunterschied wieder erreicht, und dann
                              									schliesslich bis Null. Dieses Anschwellen und Wiederabnehmen
                                 										der Ausflussmenge ist eine eigentümliche, von Zeuner nicht erwähnte Erscheinung, die noch des direkten Beweises durch
                              									den Versuch bedarf. Der Einfluss der Widerstände auf die Ausflusserscheinungen, auch
                              									bei kurzen Mündungen, kann hiernach noch nicht als sicher bekannt betrachtet
                              									werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)