| Titel: | Moderne Dampfkesselanlagen. | 
| Autor: | O. Herre | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 392 | 
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                        Moderne Dampfkesselanlagen.
                        Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer in
                           									Mittweida.
                        (Fortsetzung von S. 378 d. Bd.)
                        Moderne Dampfkesselanlagen.
                        
                     
                        
                           Die Fig.
                                 										158-160 bringen den Wasserröhrenkessel System Gehre nach der Ausführung der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann in
                              									Chemnitz zur Darstellung.
                           Besonderes Interesse bietet bei diesem Kessel die eigenartige Ausbildung der vorderen
                              									Wasserkammer.
                           Durch dampfdicht eingenietete horizontale ∪ Eisen wird
                              									diese Kammer in ebenso viele Abteilungen zerlegt als wagerechte Rohrreihen vorhanden
                              									sind. Diese Einzelkammern stehen durch kleine Rohrstutzen, Fig. 161 und 162,
                              									derartig mit einander in Verbindung, dass der in den Röhren entwickelte Dampf sich
                              									zunächst in der zugehörigen Einzelkammer fängt und nach Herabdrückung des
                              									Wasserspiegels bis unter die Unterkante der Rohrstutzen durch diese in die nächst
                              									höhere Kammer und schliesslich durch weite Rohre von der obersten Einzelkammer in
                              									den Dampfraum des Oberkessels entweicht.
                           In der geneigt angeordneten Wasserkammer stellen sich natürlich die Wasserspiegel in
                              									den Einzelkammern wagerecht ein und bewirken dadurch, dass die schrägstehenden
                              									Rohrstutzen auch bei ganz geringer Dampfentwicklung am unteren Ende bereits einen
                              									kleinen freien Querschnitt zum Entweichen des Dampfes bieten.
                           Mit zunehmender Beanspruchung des Kessels vergrössert sich dieser Querschnitt und
                              									stellt sich bei gleichmässiger Dampfentnahme konstant ein.
                           Es ist also beim Gehre kessel die belastende
                              									Wassersäule, welche sich dem Dampfaustritt hemmend entgegenstellt, vollständig
                              									beseitigt und durch die sinnreiche Konstruktion der Wasserkammer ein durch sämtliche
                              									Einzelkammern bis in den Oberkessel kommunizierender Dampfraum geschaffen.
                           Die verdampfende Oberfläche wird durch diese Anordnung ganz bedeutend vergrössert und
                              									es ist zweifellos, dass der Kessel infolgedessen einen verhältnismässig trockenen
                              									Dampf erzeugt.
                           Das durch Verdampfung entfernte Wasser kann den Wasserröhren nicht nur durch die
                              									hintere, sondern auch durch die vordere Wasserkammer zugeführt werden. Die
                              									Einzelkammern haben zu diesem Zwecke seitliche Oeffnungen, welche, wie dies Fig. 162
                              									erkennen lässt, das Wasser vom Oberkessel durch die beiden seitlichen Schächte den
                              									einzelnen Abteilungen der vorderen Kammer zuströmen lassen.
                           Der Gehre kessel wird in den Grossen von 20 bis 300 qm
                              									Heizfläche und in der Regel für 10-14 Atm. Betriebsdruckgebaut. Jeder Kessel
                              
                              									wird mit einem Ueberhitzer ausgestattet, der aus einer wagerechten Rohrreihe
                              									besteht, die über den Wasserröhren angeordnet wird (Fig. 158). Die
                              									einzelnen Rohre sind vorn durch Kupferkrümmer mit dem Verteilungsrohr verbunden, so
                              									dass eine unabhängige Ausdehnung der Rohre eintreten kann. Hinten wird der Dampf
                              									durch ein Sammelrohr wieder vereinigt und in die Hauptleitung geschickt. Der
                              									Ueberhitzer gestattet mit Rücksicht auf die Einbaustelle nur eine massige
                              									Ueberhitzung, etwa bis um 40°; für höhere Ueberhitzung muss eine andere Anordnung
                              									gewählt werden.
                           Der Ueberhitzer steht durch abstellbare Leitungen mit dem hinteren Teile des
                              									Wasserraumes im Oberkessel und mit der Ablassleitung in Verbindung (Fig. 160). Infolgedessen kann der Ueberhitzer beim
                              									Anheizen, und nach Bedarf auch während des Betriebes, mit Wasser gefüllt werden,
                              
                              
                              									wobei der Ueberhitzer dann die Wasserrohre in ihrer Leistung unterstützt.
                           Der in den Fig.
                                 										158-160 dargestellte Kessel hat eine
                              									wasserberührte Rohrheizfläche von 183,2 qm, eine dampfberührte Rohrheizfläche
                              									(Ueberhitzerfläche) von 17,9 qm und eine sonstige Heizfläche an den Kammern und am
                              									Oberkessel von 15,9 qm. Die Rostfläche beträgt 4,11 qm. Der Kessel erzeugt normal
                              									2800 kg und bei ausreichendem Schornsteinzuge bis zu 4000 kg Dampf i. d. Stunde.
                           Die Ausführung des Kessels ist eine in jeder Beziehung solide und vollkommene.
                           Der Oberkessel wird doppelreihig hydraulisch genietet, die Wasserkammern und
                              									Verbindungsstutzen werden geschweisst.
                           Die hintere Wasserkammer ist durch Stehbolzen, die vordere durch die zur Bildung der
                              									Einzelkammern eingenieteten ⊏ Eisen in wirksamer Weise versteift. Die
                              									Rohrverschlüsse sind Innenverschlüsse mit Gummi- bezw. kupfernen Dichtungsringen;
                              									die Dichtungen lassen sich wiederholt benutzen.
                           Der Feuerraum ist reichlich hoch gewählt; die Gase müssen über die Feuerbrücke hinweg
                              									nach hinten strömen, wo ihnen nach Bedarf nochmals Luft durch Kanäle zugeführt
                              									werden kann. Die Beschickung des Hostes erfolgt durch den bekannten selbsttätigen
                              										Leachapparat. Es ist daher alles berücksichtigt, um
                              									den Verbrennungsvorgang so günstig wie möglich zu gestalten. Da die Zuführung des
                              									Brennstoffes zum Trichter des Leachapparates
                              									ebenfalls
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 393
                              Wasserröhrenkessel System Gehre, gebaut von der Sächsischen Maschinenfabrik
                                 										vormals Hartman; Schnitt AB; Vordere Ansicht; Schnitt CD.
                              
                           
                           selbsttätig durch eine Transportschnecke erfolgen kann,
                              									so ist auch die Tätigkeit des Heizers wesentlich erleichtert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 394
                              Fig. 160. Wasserröhrenkessel, System Gehre, gebaut von der Sächsischen
                                 										Maschinenfabrik vormals Hartmann; Hintere Ansicht; Schnitt EF.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 394
                              Wasserkammer des Wasserröhrenkessels System Gehre.
                              
                           Die Fig. 163
                              									und 164
                              									geben die Kesselanlage des Städtischen Elektrizitätswerkes Baden-Baden wieder, die
                              									aus vier Kesseln System Alban von je 125 qm
                              									Kesselheizfläche und je 25 qm Ueberhitzerheizfläche besteht. Der Zweikammerkessel,
                              									System Alban, wird von der Firma Walther u. Cie. in Kalk bei Köln a. Rh. gebaut und hat
                              									nicht nurin Deutschland, sondern auch im Auslande weite Verbreitung
                              									gefunden.
                           Der Albankessel, Fig. 163 und 164,
                              									arbeitet mit 10 Atm. Betriebsdruck und ist mit einer Schrägrostfeuerung versehen.
                              									Die Roststäbe haben in der oberen Hälfte seitliche Ansätze, welche sich gegenseitig
                              									zu Roststufen ergänzen. Das Gewölbe ist bis auf 400 mm der Rostfläche genähert. Die
                              									obere Rostfläche ist hiernach hauptsächlich zur Vergasung des Brennstoffes bestimmt.
                              									Die vollständige Verbrennung vollzieht sich erst über der zweiten unteren Hälfte der
                              									Rostfläche.
                           Der Ueberhitzer hat die in D. p. J., 1899, 312, 99 bis 101
                              									näher beschriebene Konstruktion.Siehe auch
                                    											den Sonderabdruck: „Die Anwendung des überhitzten Dampfes.“ Verlag:
                                    											Polytechn. Buchhandlung R. Schulze,
                                    											Mittweida. Die einzelnen ∪förmig
                              									gebogenen Rohrelemente sind durch besondere Verbindungsstücke, die ausserhalb der
                              									Feuerung liegen, zu einer einzigen Rohrschlange verbunden, die vom Dampfe der ganzen
                              									Länge nach durchströmt werden muss. Die Verbindungsstücke entsprechen in ihrer
                              									Konstruktion den Rohrkapselverschlüssen, die von der Firma Walther & Cie. auch bei ihren „Root“-Kesseln verwendet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 395
                              Wasserröhrenkessel von Walther & Cie.
                              
                           Bei dem in den Fig. 163 und 164 dargestellten
                              									Kessel sind 12 Ueberhitzerrohre hintereinander geschaltet; da nun die Länge eines
                              									∪-förmigen Rohres 6,5 m beträgt, so ist die gesamte Rohrlänge des Ueberhitzers 12 .
                              									6,5 = 78 m; bei einem Aussendurchmesser der Rohre von 0,102 m, also einem Umfang von
                              									0,32 m, ergibt sich dann die schon erwähnte Heizfläche des Ueberhitzers von 78 .
                              									0,32 = 25 qm. Bei der auf 78 m ermittelten Rohrlänge des Ueberhitzers ist nur der in
                              									der Feuerung liegende Teil berücksichtigt. Rechnet man noch für die Länge der
                              									ausserhalb der Feuerzüge liegenden Verbindungskappen der Rohre etwa 4 m und für die
                              									Zuleitung vom Kessel zum Ueberhitzer und von diesem zur Dampfleitung eine Länge von
                              									etwa 6 m, so muss der Dampf, ehe er vom Kessel in die eigentliche Dampfleitung
                              									kommt, einen Weg von 88 m zurücklegen. Soll der Dampf auf diesem nicht
                              									unbeträchtlichen Wege einen merklichen Spannungsverlust nicht erleiden, so darf die
                              									Dampfgeschwindigkeit in der Ueberhitzerrohrleitung keinen erheblichen Wert erlangen;
                              									dass dieser Bedingung bei dem Kessel Fig. 163 und 164 trotz
                              
                              									der Hintereinanderschaltung der Ueberhitzerrohre genügt ist, zeigt die folgende
                              									Rechnung.
                           Nimmt man eine Dampferzeugung von 16 kg pro Stunde und qm Heizfläche des Kessels an,
                              									so könnte ein Kessel von 125 qm Heizfläche in der Stunde 16 . 125 = 2000 kg Dampf
                              									liefern. Da das spezifische Gewicht des Dampfes von 10 Atm. Ueberdruck 5,53 kg
                              									beträgt, so würde die stündliche Gesamtdampfmenge ein Volumen von 2000 : 5,53 = 362
                              									cbm aufweisen. Das durch den Ueberhitzer getriebene Dampfvolumen pro Sekunde würde
                              									also rund 0,1 cbm betragen. Da nun ferner der lichte Durchmesser der Rohre etwa 95
                              									nun, ihr Querschnitt also 0,0071 qm beträgt, so wäre die Dampfgeschwindigkeit
                              
                              									innerhalb des Ueberhitzers 0,1 : 0,0071 = 14,1 m,also genügend klein, um keinen
                              									erheblichen Spannungsabfall befürchten zu müssen.
                           Selbst wenn man mit einer Dampferzeugung von 20 kg pro Stunde und qm Heizfläche
                              									nehmen würde, bliebe die Dampfgeschwindigkeit immer noch klein genug.
                           Durch Absperrventile kann der Ueberhitzer aus dem Dampfstrome ausgeschaltet werden;
                              									der gesättigte Dampf strömt dann vom Kessel unmittelbar in die Dampfleitung. Eine
                              									Ausschaltung des Ueberhitzers aus dem Strome der Heizgase ist allerdings nicht
                              									ausführbar, doch haben die Heizgase, wenn sie an den Ueberhitzer gelangen, schon ¾
                              									der Heizfläche der Wasserröhren bestrichen, sind also schon erheblich abgekühlt.
                              									Immerhin wird man den Ueberhitzer nur vorübergehend ohne Schaden während des
                              									Betriebes aus dem Dampfstrome ausschalten dürfen.
                           Die Röhrendampfkesselfabrik E. Willmann, Dortmund, baut
                              									Einkammerkessel nach eigenen Patenten, ferner Zweikammerkessel und
                              									Grosswasserraum-Röhrenkessel nach dem System Mac-Nicol.
                           Die Fig.
                                 										165-167 stellen einen Zweikammerkessel von 248 qm Heizfläche und 5,26 qm
                              									Rostfläche für einen Betriebsdruck von 12 Atm. dar. 148 Röhren von 95 mm äusseren
                              									Durchmesser und 5 m Länge sind in 8 Horizontalreihen angeordnet. Die beiden
                              									Wasserkammern sind 200 mm weit und haben 20 mm Wandstärke in den Stirnflächen; die
                              									Schmalseiten haben 25 mm Wandstärke. Die vordere Wasserkammer besitzt im Oberkessel
                              									einen kräftig nach hinten gebogenen Aufsatz zur Beförderung des Wasserumlaufs. Die
                              									hintere Wasserkammer ruht auf Rollen. Die Planrostfeuerung ist mit einer durch die
                              									Feuerbrücke erfolgenden sekundären Luftzuführung versehen. Die Kanäle liegen im
                              									Seitenmauerwerk und können an der vorderen Stirnmauer durch Schieber abgeschlossen
                              									werden.
                           Eine vollständige neue Anordnung und Konstruktion gegenüber den früheren Ausführungen
                              									weist der Ueberhitzer auf. Während bei den früheren Ausführungen der Ueberhitzer aus
                              									geraden Röhren von verhältnismässig grossem Durchmesser bestand und der Einbau
                              									unmittelbar über den Wasserröhren erfolgte (vergl. D. p. J. 1899, 312, 81 u. 82), also eine Konstruktion und Anordnung des
                              									Ueberhitzers, ähnlich wie beim Gehrekessel (Fig.
                                 										158-160) vorlag, zeigt die jetzige
                              									Ausführung ∪ förmig gebogene Rohrschlangen von kleinem Durchmesser. Es sind drei
                              									Dampfkammern vorhanden. Der Dampf strömt von jedem Oberkessel in die entsprechende
                              									äussere Dampfkammer, durcheilt die Rohrschlangen, sammelt sich dann in der mittleren
                              									Dampfkammer, um von hier in die Hauptleitung zu gelangen. Natürlich besteht auch die
                              									Möglichkeit, den gesättigten Dampf direkt in das Rohrnetz zu führen, ebenso wie der
                              									Ueberhitzer aus dem Gasstrome ausgeschaltet werden kann, und zwar durch Umlegen
                              
                              									einer einzigen Absperrklappe. Die neue Konstruktion des Ueberhitzers gewährleistet
                              									eine höhere und gleichmässigere Ueberhitzung.
                           Die Führung der Heizgase ist aus der Zeichnung ersichtlich; der Fuchs kann durch eine
                              									drehbare Klappe geschlossen werden.
                           Die Fig.
                                 										168-172 bringen einen Mac-Nicolkessel nach den
                              									Ausführungen von E. Willmann zur Darstellung. Dieser
                              									Kessel hat eine Heizfläche von 250 qm, eine Rostfläche von 5,74 qm und ist für 10
                              									Atm. Ueberdruck gebaut. Der Mac-Nicolkessel kann als
                              									die Vereinigung eines Zweikammerwasserröhrenkessels mit einem Walzenkessel angesehen
                              									werden; er wird daher auch deren Vorzüge und Nachteile in sich vereinigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 396
                              Röhrendampfkessel mit Ueberhitzer von Willmann.
                              
                           Der Wasserröhrenkessel besteht aus 126 Röhren von 95 mm äusseren Durchmesser und 4,25
                              									m Länge, in 7 Horizontalreihen angeordnet. Die vordere Wasserkammer ist wie beim
                              									gewöhnlichen Zweikammerkessel ausgebildet und besitzt auch den der Wasserbewegung
                              									dienenden Aufsatz.
                           Die hintere Wasserkammer steht mit den beiden Oberkesseln nur durch je einen Stutzen
                              									von 130 × 400 mm Weite in Verbindung; dagegen setzt sich die Wasserkammer nach
                              									hinten in Form zweier Walzenkessel von je 6,15 m Länge, 0,95 m Durchmesser und 11 mm
                              									Wandstärke fort. Der mit Flansch versehene Verbindungsschuss hat 16 mm
                              									Wandstärke.
                           Die Rohrwand der hinteren Wasserkammer ist dort, wo die Anbringung von Stehbolzen
                              									nicht möglich war, durch Ankerbügel mit je drei Ankern versteift.
                           Die Oberkessel haben eine Länge von 10,25 m, sind also mehr als doppelt so lang wie
                              									das Röhrenbündel. Ihr Durchmesser beträgt 1,4 m, bei 17 bezw. 15 mm
                              									Wandstärke.Die Oberkessel stehen an ihrem hinteren Ende mit den beiden
                              									Walzenunterkesseln durch je einen zylindrischen Stutzen von 0,5 m Weite und 15 mm
                              									Blechdicke in Verbindung.
                           Die Wasserbewegung wird durch die starke Erwärmung des Wassers im Röhrenbündel
                              									veranlasst. Das Wasser steigt in der vorderen Wasserkammer in die Höhe, fliesst in
                              									den Oberkesseln nach hinten und sinkt durch die weiten Verbindungsstutzen in die
                              									Unterkessel, um von hier nach vorn dem Röhrenbündel zuzuströmen.
                           Die Stutzen auf der hinteren Wasserkammer sollen nur den in den Walzenkesseln
                              									erzeugten Dampf aufnehmen und ihn direkt in den Dampfraum führen. Die Stutzen
                              									reichen daher im Oberkessel bis zum höchsten Wasserstand.
                           Um das Gewicht der Oberkessel ohne Beanspruchung der Unterkessel direkt auf das
                              									Fundament zu übertragen, sind an jedem Oberkessel oben drei Bleche mittels
                              									Winkeleisen angenietet; die Bleche sind andererseits wieder an je ein Paar
                              									querliegende ∪ Eisen genietet. Die ∪ Eisen ruhen an den Enden auf eingemauerte Stützen aus ⌶ Eisen.
                           Die Heizgase bestreichen zuerst das Röhrenbündel, dann den vorderen Teil der
                              									Oberkessel in einem Horizontalzuge und schliesslich den hinteren Teil der Oberkessel
                              									und die beiden Walzenunterkessel in auf und absteigenden Zügen. Die hintere Wand der
                              									hinteren Wasserkammer wird nicht von den Heizgasen bestrichen.
                           Die Oberkessel sind in der Längsnaht dreireihig, in der Rundnaht zweireihig, die
                              									Unterkessel in der Längsnaht zweireihig und in der Rundnaht einreihig überlappt
                              									genietet.
                           Der Wasserröhrenkessel, System Petry-Dereux, ist in den
                              										Fig.
                                 										173-175 wiedergegeben. Der dargestellte Kessel umfasst eine Heizfläche von
                              									174 qm; hiervon entfallen
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 397
                              Wasserrohrkessel System Mac-Nicol von Willmann
                              Vorderansicht; Schnitt a b; Schnitt
                                 										c d.; Schnitt e f.; Schnitt i k.; Schnitt l m.
                              
                           
                           160,92 qm auf die 108 Wasserröhren von 95 mm äusserem
                              									Durchmesser und 5 m Länge, 7,79 qm auf den etwa bis zur Hälfte den Heizgasen
                              									ausgesetzten Oberkessel und 5,29 qm auf die beiden Wasserkammern. Die Rostfläche
                              									umfasst 3,91 qm; die Betriebsspannung darf 12 Atm. betragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 398
                              Wasserröhrenkessel mit Ueberhitzer von Petry-Dereux
                              Schnitt a b
                              
                           Der Oberkessel ist 6,5 m lang und hat 1,2 m Durchmesser bei 14,5 mm Wandstärke; er
                              									ist in der Längs- und Rundnaht zweireihig überlappt genietet, in der letzteren
                              									jedoch in der einen Reihe mit doppelt so grosser Teilung. Vorn wird der Oberkessel
                              									durch den umgelegten Rundeisenanker getragen, der das Gewicht auf zwei wagerechte
                              										⌶Eisen überträgt, die auf ⌴ Eisensäulen ruhen. Ausserdem stützt sich die vordere Wasserkammer auf
                              									die Stirnmauer fest ab, während die hintere Wasserkammer in der üblichen Weise auf
                              									Rollen gelagert ist.
                           Im Oberkessel befindet sich ein kastenförmiger Einbau über der vorderen Wasserkammer,
                              									in welchem mittels besonders geformter Richtbleche eine Abscheidung des
                              									mitgerissenen Wassers infolge der Stosswirkung erfolgen soll. Uebrigens ist der
                              									Kessel noch mit einem Dampfüberhitzer von etwa 50 qm Heizfläche ausgerüstet. Das
                              									Verteilungsrohr ist senkrecht; von demselben gehen 10 wagerecht Liegende
                              									Rohrschlangen von verschieden grosser Länge zu dem schrägliegenden Sammelrohr,
                              									welches auf den Kessel führt und hier ein Sicherheitsventil von 50 mm lichter Weite
                              									trägt. Ausserdem ist unmittelbar am Oberkessel an einem 110 mm weiten Stutzen ein
                              									Doppel Sicherheitsventil mit je 80 mm lichter Weite angebracht. Dieses Ventil ist
                              									für den nach Russland gelieferten Kessel mit einem nach dem russischen Gesetz
                              
                              									notwendigen verschliessbaren Kasten versehen.
                           Bei stark angestrengtem Betriebe von Wasserröhrenkesseln musste man häufig die
                              									Erfahrung machen, dass die untersten Rohrreihen sehr rasch durchbrannten und
                              									leckwurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 398
                              Fig. 176. Hintere Wasserkammer des Röhrenkessels von Petry-Dereux.
                              
                           Die Erklärung dieser Erscheinung ist darin zu sehen, dass die
                              									untersten Rohre durch die Berührung mit den heissesten Gasen und infolge der direkten
                              									Wärmeausstrahlung der glühenden Brennstoffmassen verhältnismässig viel mehr Wärme
                              									aufnehmen, als die oberen Rohre. Die untersten Rohre haben daher die stärkste
                              									Dampfentwicklung; infolgedessen musste ihnen das Wasser besonders reichlich
                              									zugeführt werden. Bei der natürlichen Umlaufbewegung des Wassers sucht sich dasselbe
                              									aber immer den kürzesten Weg, d.h. es wird den oberen Röhren stärker zuströmen, als
                              									den unteren. Die Gefahr des Krummziehens oder des Durchbrennens der unteren Rohre
                              									ist daher um so grösser, je mehr Rohrreihen übereinander liegen, je stärker der
                              									Kessel beansprucht wird und je unreiner das Speisewasser ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 399
                              Fig. 177. Kammerverschluss des Röhrenkessels von Petry-Dereux.
                              
                           Eine energische Kühlung der untersten Rohrreihen durch möglichst unmittelbare
                              
                              									Zuführung des Umlaufwassers ist daher als die erste Bedingung für die dauernde
                              									Haltbarkeit der Rohre anzusehen. Die Firma Petry-Dereux
                              									in Dürenführt zu diesem Zwecke die hintere Wasserkammer ihrer
                              									Wasserröhrenkessel nach Fig. 176 aus. Durch den
                              									Einbau einer Scheidewand wird das aus dem Oberkessel zurückströmende Umlaufwasser
                              									den unteren Rohrreihen in erster Linie zugeführt. Es ist klar, dass auf diese Weise
                              									die unteren Rohre unter allen Umständen genügend Wasser erhalten müssen und dass
                              									damit das Ueberhitzen, starke Inkrustieren und Krummziehen derselben infolge von
                              									Wassermangel ein für allemal beseitigt ist. Dabei behindert die Einrichtung dieser
                              									Scheidewand das Reinigen und Auswechseln der Rohre in keiner Weise.
                           Gegenüber jedem Rohr befindet sich in der Scheidewand eine Oeffnung, welche durch
                              									einen Deckel mit bajonettförmigem Verschluss, ohne jede Verschraubung, geschlossen
                              									wird. Dieser Deckel kann durch das gegenüberliegende Deckelloch der Kammer
                              									passieren, da er im Durchmesser kleiner ist; die Reinigung und das Auswechseln der
                              									Rohre ist also durch die Scheidewand in keiner Weise behindert.
                           Der Kammerverschluss ist in Fig. 177 dargestellt; es
                              									ist ein Innenverschluss ohne besonderes Dichtungsmaterial. Der konische Rand der
                              									Verschlussplatte ist möglichst dünn gehalten, um etwas zu federn. Das Einbringen der
                              									Verschlussplatten geschieht durch einige etwas weitere Deckellöcher, deren
                              									Verschlüsse wieder durch ein ovales Handloch eingeführt werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)