| Titel: | Zur Berechnung der Vorgänge in den Gasmotoren. | 
| Autor: | K. Schreber | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 433 | 
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                        Zur Berechnung der Vorgänge in den
                           								Gasmotoren.
                        Von Dr. K. Schreber in
                           									Greifswald.
                        Zur Berechnung der Vorgänge in den Gasmotoren.
                        
                     
                        
                           1. Die Berechnung der Vorgänge in den Gasmotoren ist bis jetzt sehr erschwert
                              									gewesen und deshalb wenig durchgeführt worden, weil man über die spezifischen Wärmen
                              									noch so im Unklaren war, dass die berechneten doch niemals mit den wirklichen
                              									Vorgängen auch nur annähernd übereinstimmten. Nachdem aber jetzt durch die Arbeit
                              									von Dr. Langen dieser Uebelstand in einer für die
                              									Praxis ausreichenden Weise gehoben ist, wird man häufiger Veranlassung nehmen, sich
                              									eine zahlenmässige Vorstellung von den Vorgängen in den Gasmotoren zu machen. Man
                              									kann sich diese Rechnung sehr erleichtern, wenn man sich der Hypothese Avogadros bedient, nach welcher in gleichen Volumen
                              									verschiedener Gase, gleichen Druck und gleiche Temperatur vorausgesetzt, gleich viel
                              									Molekeln enthalten sind.
                           Zwischen Druck, Temperatur und Volumen eines Gases besteht die Beziehung
                           pv = AT
                           wo A eine nur von der vorhandenen
                              									Menge des Gases abhängige, dagegen von Druck, Temperatur und Volumen unabhängige
                              									Grösse ist; T ist die von 273° unter dem Schmelzpunkt
                              									des Eises an gezählte Temperatur nach Celsius.
                           Man nennt diese Gleichung vielfach das Boyle-Gay-Lussacsche Gesetz; diese Bezeichnung ist aber nicht berechtigt, denn
                              									nur der erste Teil derselben, dass bei konstanter Temperatur das Produkt aus Druck
                              									und Volumen eines Gases eine Konstante ist, darf als Naturgesetz bezeichnet werden;
                              									während der zweite Teil, dass diese Konstante der Temperatur proportional sei, kein
                              									Naturgesetz ist, sondern als Definition des Temperaturmasses angesehen werden muss.
                              									Man sollte deshalb diese Gleichung als Boyle-
                                 										Gay-Lussacsche Zustandsgleichung der Gase oder kurz als Gasgleichung
                              									bezeichnen.
                           Die Gasgleichung erhält nun eine sehr einfache Form, wenn man die Menge des Gases
                              									nach Kilogrammolekeln misst.
                           Als Kilogrammolekel oder kurzweg als Mole eines einheitlichen Gases (allgemeinen
                              									eines Stoffes) bezeichnet man die durch das Molekelgewicht angegebene Zahl von
                              
                              									Kilogrammen des Gases. Sind z.B. 4,4 kg Kohlensäure gegeben, so bezeichnet man diese
                              									Menge als 0,1 Mole, da 1 Mole Kohlensäure gleich 44 kg ist. Sind allgemein G kg eines Gases gegeben, dessen Molekelgewicht u ist, so ist die Zahl n
                              									der Molen gegeben durch
                           n = G/u.
                           Misst man die Menge eines Gases nach Molen, so kann man die Gasgleichung
                              									schreiben:
                           pv= n . B . T . . . . 1)
                           Nach Avogadros Hypothese hat B für sämtliche Gase denselben Wert, wie man sich leicht überzeugen kann,
                              									wenn man diese Gleichung für zwei Gase aufschreibt und dann von der Hypothese
                              									Gebrauch macht.
                           Es seien z.B. bei Zimmertemperatur und Atmosphärendruck gegeben 1 Mole Wasserstoff
                              									und 1 Mole Sauerstoff. Man hat dann für die erstere
                           p1v1 = n1
                              									B1
                              									T1
                           und für die zweite
                           p2v2= n2B2T2.
                           Nach Voraussetzung ist n1
                              									= n2 = 1; T1 = T2 gleich
                              									Zimmertemperatur und p1 = p2 gleich Atmosphärendruck.
                           Nach Avogadros Hypothese folgt aus diesen
                              									Voraussetzungen v1
                              									= v2. Setzt man
                              									diese einzelnen Gleichungen in die beiden Gasgleichungen ein, so folgt
                           B1 = B2.
                           Was hier für Wasserstoff und Sauerstoff nachgewiesen, lässt sich in genau derselben
                              									Weise für sämtliche Gase nachweisen; d.h. B hat, wie
                              									oben behauptet, für sämtliche Gase denselben Wert.
                           Den grossen Vorteil der durch Gleichung 1 gegebenen Schreibweise der Gasgleichung
                              									erkennt man schon bei der Darstellung des Daltonschen
                              									Gesetzes der Partialdrucke. Nach diesem Gesetz ist der Druck p eines Gasgemisches gleich der Summe der Partialdrucke der einzelnen
                              									Bestandteile des Gemisches, wenn man unter Partialdruck eines Anteiles den Druck
                              									versteht, welchen dieses Gas zeigen würde, wenn es das vorhandene Volumen v ganz allein, ohne die übrigen Gase anfüllen würde.
                              									Sind n1n2 usw. die
                              									Zahlen der Molen, mit denen die Gase am Gemisch beteiligt sind, und p1p2 usw. die
                              									Partialdrucke, so sind nach der Gasgleichung die letzteren gegeben durch
                           
                              p
                              1
                              v = n
                              1
                              B T
                              
                           
                              p
                              2
                              v = n
                              2
                              B T
                              
                                 usw.,
                           denn in einem Gemisch haben sämtliche Bestandteile dieselbe
                              									Temperatur. Durch Summieren erhält man:
                           (p1+ p2 + ...) v = (n1 + n2 + ...) B
                                 
                                 									T
                           Nun ist nach dem Daltonschen Gesetze
                           p1+ p2 + ... =
                              										p
                           Setzen wir noch
                           
                              n
                              1
                              + n
                              2
                              ... = n,
                              
                           wo dann n die Zahl sämtlicher
                              									Molen ist, so erhalten wir
                           pv= n B T . . . 1a)
                           d.h. die Gasgleichung in der durch Gleichung 1 gegebenen Form
                              									gilt ohne weiteres auch für Gasgemische, mit denen man es ja stets in Gasmotoren zu
                              									tun hat.
                           Wir benutzen die Gleichung
                           n = n1 + n2 ...
                           zur Definition des mittleren Molekelgewichtes eines
                              									Gasgemisches: Es seien u1
                              
                              									u2 usw. die
                              									Molekelgewichte der im Gemisch enthaltenen Gase, u das
                              									gesuchte mittlere Molekelgewicht, so ist das Gewicht des Gases einmal gleich n . u; andererseits können
                              									wir das Gewicht auch darstellen durch n1u1 + n2u2 + .... Daraus erhalten wir
                           
                              u=\frac{n_1\,u_1+n_2\,u_2+...}{n}
                              
                           
                           Die Luft enthält, wenn man die geringen Mengen Argon und verwandter Gase einfach
                              									als Stickstoff in Rechnung setzt, 21,0 R T. Sauerstoff
                              									und 79,0 R T. Stickstoff. Nach Avogadros Hypothese sind also unter 100 Molen Luft 21,0 Molen Sauerstoff
                              									und 79,0 Molen Stickstoff. Wir haben somit
                           n = 100   n1 = 21,0   n2 = 79,0   u1 = 32,00   u2 = 28,08
                           Das ergibt
                           u = 28,89.
                           Nun haben bei der Temperatur des schmelzenden Eises und bei Atmosphärendruck (760 mm)
                              									1,293 kg Luft das Volumen 1 m3, somit hat 1 Mole
                              									Luft das Volumen
                           
                              \frac{28,89}{1,293}=22,34\mbox{ m}^3
                              
                           Bei dem Druck 1 kg/qcm ist das Volumen einer Mole Luft
                           23,08 m3
                           Setzen wir diese Zahlen in die Gasgleichung ein, so erhalten wir
                           
                              B=845,5\,\frac{\mbox{m . kg}}{\mbox{kg °C.}}
                              
                           Merkt man sich diese eine Zahl, so hat man alles, was zur Berechnung der Druck- und
                              
                              									Volumenverhältnisse der Gase nötig ist, während man sonst, wenn man die Mengen nach
                              									Kilogramm misst, sich die Konstante A für jede Gasart
                              									merken muss.
                           2. Die Wärme, welche nötig ist, um 1 Mole eines Gases um 1° C. zu erwärmen, nennt man
                              									die Molekelwärme; je nach der Art der Erwärmung hat man natürlich zu unterscheiden,
                              									Molekel wärme bei konstantem Druck cp und Molekelwärme bei konstantem Volumen
                              										cv. Nach
                              									diesen Definitionen erhält man zwischen zugeführter Wärme Q, Molenzahl n und Temperatursteigerung t die Beziehungen
                           Q = n
                                 										cv
                              									t
                           
                              Q' = nc
                              p
                              t'
                              
                           Die Erfahrung zeigt, dass cp stets grösser ist, als cv. Nach dem
                              									Energiegesetz ist dieser Unterschied darin begründet, dass bei der Erwärmung unter
                              									konstantem Druck die der Volumenänderung bei diesem Druck entsprechende Arbeit aus
                              									der Wärme entstanden ist:
                           Erwärmen wir 1 Mole bei konstantem Volumen um 1°, so müssen wir die Wärme cv zuführen;
                              									erwärmen wir dieselbe Menge bei konstantem Druck, so gebrauchen wir die Wärme cp. Es ist also
                              										cp
                              									– cv die Wärme,
                              									welche nötig ist, um die Arbeit zu leisten, welche bei der Ausdehnung geleistet
                              									wird, die 1 Mole eines Gases bei der Erwärmung um 1° unter konstantem Druck erfährt.
                              									Ist v1 das
                              									Volumen vor der Erwärmung unter konstantem Druck p,
                                 										v2 das nachher, so ist die
                              									gebildete Arbeit bekanntlich p (v2- v1). Bezeichnen
                              									wir nun mit R das von Robert
                                 										Mayer zuerst aufgestellte Wärmeäquivalent der Arbeitseinheit, so erhalten
                              									wir die Gleichung
                           
                              Rp
                              (v
                              2
                              – v
                              1
                              ) = c
                              p
                              – c
                              v
                              
                           Andererseits erhalten wir aus der Gasgleichung
                           
                              
                                 p · v1 = 1 · B · T
                                 
                              
                                 p · v2 = 1 · B · (T + 1)
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 p (v2 – v1) = B
                                 
                              
                           Setzen wir das in die eben gefundene Gleichung ein, so erhalten wir die wichtige
                              									Beziehung
                           R . B = cp– cv . . .
                              									2)
                           Da das Wärmeäquivalent eine absolute Konstante ist, und die Konstante B der Gasgleichung für alle vollkommenen Gase denselben
                              									Wert hat, so muss nach Gleichung 2 auch der Unterschied der beiden Molekelwärmen für
                              									alle vollkommenen Gase denselben Wert haben.
                           In der nachfolgenden Tab. 1 sind für die bei gewöhnlicher Temperatur als vollkommen
                              									zu bezeichnenden Gase die Molekelwärmen zusammengestellt, und zwar in Spalte 2 die
                              									experimentell unmittelbar zu beobachtende bei konstantem Druck cp, dann das
                              									ebenfalls experimentell zugängliche Verhältnis k = cp/cv der beiden Molekel wärmen. Aus beiden
                              									Zahlen ist dann die in der nächsten Spalte stehende Molekelwärme cv bei
                              									konstantem Volumen berechnet. Spalte 5 gibt die Differenz cp
                              									– cv.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 
                                    c
                                    p
                                    
                                 
                                    k
                                    
                                 
                                    c
                                    v
                                    
                                 cp – cv
                                 
                              
                                 
                                    O
                                    2
                                    
                                 6,960
                                 1,4007
                                 4,969
                                 1,991
                                 
                              
                                 
                                    N
                                    2
                                    
                                 6,856
                                 1,4007
                                 4,894
                                 1,962
                                 
                              
                                 
                                    H
                                    2
                                    
                                 6,834
                                 1,3965
                                 4,894
                                 1,940
                                 
                              
                                 
                                    CO
                                    
                                 6,865
                                 1,4010
                                 4,900
                                 1,965
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 4,914
                                 1,965
                                 
                              
                           Die Abweichungen der einzelnen Werte der letzten Spalte vom Mittelwert sind so
                              									gering, dass man sie ohne weiteres den Beobachtungsfehlern, die namentlich bei der
                              									Bestimmung von k für Wasserstoff sehr gross sind, zur
                              									Last legen darf.
                           Setzt man diesen Mittelwert in Gleichung 2 ein, so erhält man
                           
                              R\,B=1,965\,\frac{\mbox{cl}}{\mbox{kg °C}}
                              
                           und wenn man hiermit den oben gefundenen Wert für B vereinigt, findet man
                           
                              \frac{1}{R}=430,3\,\frac{\mbox{mkg}}{\mbox{cl}}
                              
                           Dies ist bekanntlich die Methode, nach welcher Robert
                                 										Mayer das Wärmeäquivalent berechnet hat; dasselbe ergibt sich hier in
                              									bester Uebereinstimung mit dem Mittel aus den unmittelbar beobachteten Werten.
                           Schon lange ist bekannt, dass die Molekelwärmen selbst dieser vollkommenen Gase nur
                              									innerhalb beschränkter Temperaturgrenzen als unabhängig von der Temperatur angesehen
                              									werden dürfen, dass aber bei den in Gasmotoren vorkommenden Temperaturen diese
                              									Annahme auf keinen Fall zulässig ist. Unter Berücksichtigung aller bei früheren
                              									Versuchen gemachten Erfahrungen hat jetzt Dr. A. Langen
                              									die technisch wichtigen Gase in bezug auf ihre Molekelwärmen untersucht.
                           Langen brachte in einem, bis auf den möglichst klein
                              									gehaltenen Deckel, kugelförmigen Gefäss dadurch, dass er in der Mitte der Kugel
                              									einen elektrischen Funken erzeugte, Wasserstoff- und Kohlenoxydknallgas zur
                              									Explosion und bestimmte mittels eines sorgfältig geeichten Indikators, dessen
                              									Trommel fortlaufend gleichmässig rotierte, den Explosionsdruck. Unter
                              									Berücksichtigung der nötigen Korrekturen berechnete er hieraus mit Hilfe der
                              									Gasgleichung die Explosionstemperatur.
                           Durch geeignete Kombination der Versuche konnte er nun hieraus die Molekelwärmen
                              									berechnen. Ohne besondere Rechnung zeigte sich schon, dass die Molekel wärmen der in
                              									Tab. 1 enthaltenen Gase alle dieselbe Abhängigkeit von der Temperatur zeigten, denn,
                              									mochte das Wasserstoffknallgas durch Wasserstoff, durch Sauerstoff oder durch
                              									Stickstoff, oder das Kohlenoxydknallgas durch Kohlenoxyd, durch Sauerstoff oder
                              									durch Stickstoff verdünnt sein, der Verpuffungsdruck war davon unabhängig. Das ist
                              									nur möglich, wenn die Molekel wärmen dieser Gase bei allen Temperaturen einander
                              									gleich, dass sie also alle dieselbe Abhängigkeit von der Temperatur haben. Langen greift sie deshalb als „einfache Gase“
                              									zusammen und hat somit bei seinen Versuchen als die drei Unbekannten die mittleren
                              									Molekelwärmen von Kohlensäure, von Wasserdampf und der einfachen Gase, zwischen der
                              									Temperatur des schmelzenden Eises und der Verpuffungstemperatur.
                           Es zeigte sich nun, dass bei den Versuchen, bei welchen sich Kohlensäure in den
                              									Verbrennungsgasen befand, die Abkühlung bei sehr hohen Temperaturen anders verlief,
                              									als bei niedrigeren. Das Wahrscheinlichste ist, dass bei den hohen Temperaturen ein
                              									merklicher Teil der Kohlensäure dissoziiert war, der sich dann bei fortschreitender
                              									Abkühlung unter Abgabe seiner Dissoziationswärme zurückbildete. Durch eingehende
                              									Diskussion der Abkühlungskurven stellt Langen fest,
                              									dass unter 1700° die Dissoziation sicherlich nur noch so gering ist, dass man sie
                              									vernachlässigen darf. Es müssen also zur Bestimmung der Molekel wärmen alle Versuche
                              
                              									über 1700° ausgeschaltet werden. Aus dem dann übrig bleibenden noch immer
                              									zahlreichen Material giebt Langen die Daten, welche
                              									nötig sind, um die zur Bestimmung der drei erwähnten Unbekannten dienenden
                              									Gleichungen für 1700° und 1500° zu lösen.
                           Die Methode, wie Langen diese Gleichungen löst, ist recht eigenartig:
                              									sie erweckt einmal den Anschein einer Genauigkeit, die den Versuchen gar nicht
                              
                              									zukommt und zweitens erweckt sie den Anschein einer Abhängigkeit von den Versuchen
                              									von Mallard und le
                                 										Chatelier, welche gar nicht vorhanden ist. Ich habe mich deshalb der
                              									geringen Mühe unterzogen, die Gleichungen sachgemäss zu lösen und habe dabei die in
                              									folgender Tab. 2 zusammengestellten Zahlen für die mittleren Molekelwärmen zwischen
                              									0° und 1700° bezw. 1500° erhalten.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 
                                 
                                    C
                                    e
                                    
                                 
                                    C
                                    w
                                    
                                 
                                    C_{CO_2}
                                    
                                 
                              
                                 1700°
                                 6,00
                                 8,83
                                 11,20
                                 
                              
                                 1500°
                                 5,53
                                 9,88
                                 10,45
                                 
                              
                           Während für die einfachen Gase und für Kohlensäure sich für die höhere Temperatur
                              									auch die höhere mittlere Molekelwärme ergibt, ist das für Wasserdampf nicht der
                              									Fall. Bei Langen ist diese Abweichung verschleiert.
                              									Immerhin darf man den Mittelwert für 1600° gelten lassen. Man hat aber dann trotz
                              									der mühevollen Arbeit Langens doch nur einen Wert bei
                              									hohen Temperaturen, der aber von all den Bedenken frei ist, welche sich gegen die
                              									Angaben seiner Vorgänger erheben lassen.
                           Um die Abhängigkeit der Molekelwärme von der Temperatur feststellen zu können, müssen
                              									wir den aus Langens Beobachtungen folgenden Wert für
                              									1600° mit dem für eine niedrigere Temperatur geltenden, vereinigen. Das lässt sich
                              									für die einfachen Gase sehr leicht machen, da man aus Tab. 1 die Molekelwärme bei 0°
                              									erhält. Die Vereinigung beider ergibt für die mittlere Molekelwärme zwischen 0° und
                              										t°
                           Cv = 4,914 + 0,00053 t
                           Da der Temperaturkoeffizient der mittleren Molekelwärme halb so gross ist, wie der
                              									der wahren, so erkoren wir also für die einfachen Gase: O2, N2, H2, CO
                           cv = 4,914 + 0,00106 t
                           oder
                           cv = 4,625 + 0,00106 T
                           Die Kohlensäure ist von Regnault und von Wiedemann sehr genau und mit fast genau demselben
                              									Resultat untersucht worden. Sie geben die wanre Molekelwärme bei konstantem Druck
                              									für 0°, 100°, 200°; die bei konstantem Volumen können wir daraus berechnen, indem
                              
                              									wir den für vollkommene Gase festgestellten Wert cp
                              									– cv = 1,965
                              									abziehen. Da nun die Kohlensäure bei 0° kein vollkommenes Gas und auch bei 100° wohl
                              									kaum als solches anzusehen ist, so erhalten wir auf diese Weise nur einen Wert der
                              									Molekelwärme bei 200° cv = 8,560. Wollen wir
                              									diesen Wert mit den von Langen gegebenen vereinigen, so
                              									müssen wir bedenken, dass der letztere nur die mittlere Molekel wärme zwischen 0°
                              									und t° gibt. Setzen wir aber lineare Abhängigkeit der
                              									mittleren Molekelwärme von der Temperatur voraus, so ist die wahre bei 200° gleich
                              									der mittleren zwischen 0° und 400°. Aus den beiden Werten 8,560 für 4000 und 10,825
                              									für 1600°finden wir schliesslich Cv = 7,805 + 0,00189 t und daraus die wahre Molekelwärme für CO2
                           cv = 7,805 + 0,00378 t
                           oder
                           cv = 6,774 + 0,00378 T
                           Um für die Molekelwärme des Wasserdampfes eine Darstellung zu erhalten, vereinigt Langen seinen Wert mit dem von Regnault angegebenen, trotzdem gegen diesen schon lange Zweifel laut
                              									geworden sind. Da aber Bach seine Angaben nur mit
                              									grosser Reserve macht, so würde man nicht in der Lage sein, eine Gleichung für die
                              									Abhängigkeit der Molekelwärme des Wasserdampfes aufstellen zu können, wenn nicht die
                              									Konstanten der für die einfachen Gase und für die Kohlensäure gefundenen Werte eine
                              									einfache Beziehung zu einander hätten: sie gehorchen dem Gesetz der konstanten
                              									Atomwärmen von Petit und Dulong, wie man es besser nicht erwarten kann; es ist 4,625 = 2 . 2,312
                              									und 6,774 = 3 . 2,250; die Abweichungen vom Mittelwert 2,285 betragen also nur ein
                              									wenig über 1 v. H. Ich nehme nun für Wasserdampf ebenfalls dieses Gesetz an und
                              									setze dementsprechend die Konstante gleich 3 . 2,285 = 6,855. Damit erhält man aus
                              									dem von Langen gegebenen Wert der mittleren
                              									Molekelwärme zwischen Schmelzpunkt des Eises und 1600° für die wahre Molekel wärme
                              									des H2O
                           cv = 6,855 + 0,00233 T
                           Zwischen den Temperaturen 300° und 150°, innerhalb deren sich die von Bach angegebenen Versuche bewegen, erhält man hieraus
                              									die mittlere Molekelwärme bei konstantem Volumen Cv = 8,015 während man aus Bachs Zahlen unter der Voraussetzung, dass bei diesen
                              
                              									Temperaturen der Wasserdampf als vollkommenes Gas zu betrachten, als Differenz der
                              									beiden Molekel wärmen also 1,965 anzusehen sei, die Werte 9,27; 8,37; 7,65 und 7,83
                              									erhält, also in ziemlicher Uebereinstimmung mit dem aus der Formel folgenden. Der
                              									von Regnault gegebene Wert 6,68 ist allerdings merklich
                              									kleiner, als der aus der Formel für diese Temperaturen folgende 7,89.
                           Da aber nach den Berechnungen von Thiessen bei niedrigen
                              									Temperaturen die Molekelwärme des Wasserdampfes ähnliche Verhältnisse in bezug auf
                              									ihre Abhängigkeit von der Temperatur zeigt, wie das flüssige Wasser, so darf man den
                              									bei höheren Temperaturen vorgenommenen Bestimmungen von Bach jedenfalls mehr Vertrauen schenken. Die Giltigkeit der drei
                              									Formeln
                           cv = 4,625 + 0,00106 T für die Gase O2, N2, H2, CO
                           cv = 6,774 + 0,00378 T für CO2
                           cv = 6,855 + 0,00233 T für H2O
                           ist eine auf hohe Temperaturen beschränkte. Während man aber,
                              									ohne grosse Fehler zu begehen, die für einfache Gase auch für gewöhnliche
                              									Temperaturen wird anwenden dürfen, dürfen die beiden anderen nur mit Vorsicht für
                              									Temperaturen unter 200°, angewendet werden. Die für Kohlensäure reicht nach den
                              									Beobachtungen Langens nur bis ungefähr 1700°, oberhalb
                              									dieser Temperatur hat die Dissoziation schon einen merklichen Einfluss.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)