| Titel: | Zur Berechnung der Vorgänge in den Gasmotoren. | 
| Autor: | K. Schreber | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 455 | 
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                        Zur Berechnung der Vorgänge in den
                           								Gasmotoren.
                        Von Dr. K. Schreber in
                           									Greifswald.
                        (Schluss von S. 435
                           								d. Bd.)
                        Zur Berechnung der Vorgänge in den Gasmotoren.
                        
                     
                        
                           3. Denkt man sich durch das chemische Zeichen einer Verbindung nicht nur die
                              									durch die Summe der Atomgewichte angegebene Anzahl von Kilogrammen dargestellt,
                              									sondern mit ihm auch gleich die Angabe des Energiegehaltes derselben verknüpft, so
                              									muss man die, eine chemische Umsetzung darstellende Gleichung durch die Angabe der,
                              									die Umsetzung begleitenden Wärmetönung vervollständigen. Ein Atom bezw. eine Mole
                              									eines festen Stoffes schliesst man zur Kennzeichnung des Zustandes in eckige
                              									Klammern [] ein, während der flüssige Zustand durch geschweifte Klammern {}
                              									angedeutet wird.
                           In der folgenden Tabelle 3 sind einige technisch wichtige chemische Umsetzungen
                              									zusammengestellt. Unter Δ n ist die Aenderung der
                              									Molenzahl durch die Umsetzung angegeben.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Δ a
                                 
                              
                                 [C] +
                                 O2 =
                                 
                                    CO
                                    2
                                    
                                 + 98070
                                 0
                                 
                              
                                 2[C] +
                                 O2 =
                                 2CO
                                 + 2 . 30110
                                 + 1
                                 
                              
                                 2CO +
                                 O2 =
                                 2CO2
                                 + 2 . 67960
                                 – 1
                                 
                              
                                 2H2 +
                                 O2 =
                                 2 {H2O}
                                 + 2 . 68360
                                 – 3
                                 
                              
                                 CH4 +
                                 2O2 =
                                 
                                    CO
                                    2
                                    
                                 + 2 {H2O} + 211930
                                 – 2
                                 
                              
                                 C2H4 +
                                 3O2 =
                                 2CO2
                                 + 2 {H2O} + 333350
                                 – 2
                                 
                              
                                 2C3H6 +
                                 9O2 =
                                 6CO2
                                 + 6 {H2O} + 2 . 492740
                                 – 5
                                 
                              
                                 2C6H6 +
                                 15O2 =
                                 12CO2
                                 + 6 {H2O} + 2 . 787500
                                 – 5
                                 
                              
                           Die ersten drei Reihen ergeben das Gesetz der konstanten Wärmesummen: Die bei der
                              									Verbrennung eines Kilogrammatomes Kohlenstoff entwickelte Wärme ist unabhängig davon, ob der
                              									Kohlenstoff gleich vollständig zu Kohlensäure oder erst zu Kohlenoxyd und dann zu
                              									Kohlensäure verbrennt. Addiert man die zweite und dritte Reihe, so erhält man die
                              									erste. Würde man die Verbrennungswärmen, wie das gewöhnlich geschieht, auf die
                              									Gewichtseinheit beziehen, so würde man dieses Gesetz nicht so einfach erkennen. Von
                              									Wichtigkeit ist dieser Satz für die Gasmotorentheorie, weil nach den Beobachtungen
                              
                              									von Langen über 1700° die Kohlensäure merklich
                              									dissoziiert ist, also über 1700° nur ein mehr oder weniger grosser Teil der Kohle zu
                              									Kohlensäure, der Rest nur zu Kohlenoxyd verbrennt und erst bei der Abkühlung die
                              									Verbrennung vollständig vor sich geht. Die entwickelte Wärme ist nach dem eben
                              									genannten Gesetz davon unabhängig.
                           Die angegebenen Wärmemengen sind unter konstantem Druck und durch Abkühlung der
                              									Verbrennungsgase bis auf die Anfangstemperatur gewonnen worden, sodass sich das beim
                              									Verbrennen entstehende Wasser zu Flüssigkeit kondensiert hat, wie auch in den
                              									Gleichungen angedeutet. Für die Berechnung der Verbrennungserscheinungen in
                              									Gasmotoren braucht man aber die Verbrennungswärmen bei konstantem Volumen und unter
                              									der Bedingung, dass das Wasser dampfförmig bleibt. Dementsprechend müssen die oben
                              									angegebenen Verbrennungswärmen korrigiert werden, was sehr leicht auszuführen ist,
                              									wenn die Unisetzungsgleichungen, wie oben, auf Molen bezogen sind.
                           Nimmt während der Verbrennung unter dem konstanten Druck p die Zahl der Molen um 1 zu, so ist, wenn v
                              
                              									das Volumen einer Mole ist, die geleistete Arbeit p. v.
                              									Nach der Gasgleichung ist aber, da n = 1, pv = BT. Es
                              									muss also zu den oben gegebenen Verbrennungswärmen Δ n
                                 										.
                              									BT hinzugezählt werden, wo Δ n die durch die Umsetzung erfolgte Aenderung der
                              									Molenzahl ist; Δ n ist in Tab. 3 angeführt. Da B =
                              									1,965 cl und T = 290° ist, so ist 578 Δ n zu addieren. Wenn also Δ n nicht sehr gross ist, liegt diese Korrektur innerhalb der
                              									Genauigkeitsgrenzen des Versuchs.
                           Grösser ist die Korrektur wegen des Wassers. Bleibt dieses in den Verbrennungsgasen
                              									dampfförmig, so gibt es seine Verdampfungswärme nicht ab. Da die Korrektur wegen der
                              									durch die Kondensation bedingten Volumenänderung schon oben angebracht ist, so darf
                              									hier nur die sogenannte innere Verdampfungswärme in Rechnung gestellt werden. Diese
                              									beträgt bei Zimmertemperatur, bezogen auf die Mole Wasser, 10110 cl. Ist nw die Zahl der
                              									beim Verbrennen entstehenden Wassermolen, so ist also ausser der Volumenkorrektur
                              									noch abzuziehen 10110 nw.
                           Die dementsprechend umgerechneten, den Vorgängen in den Gasmotoren zu gründe zu
                              									legenden Verbrennungs wärmen sind in der nachfolgenden Tab. 4 zusammengestellt.
                              									Dieselbe enthält gleichzeitig noch das Verhältnis der zum vollständigen Verbrennen
                              									nötigen Molenzahl Sauerstoff n0, sowie der nach dem Verbrennen
                              									entstandenen Molenzahl Wasserdampf n'H2O und Kohlensäure n'co2, zur Molenzahl des
                              									Brennstoffes nh.
                           Tabelle 4.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    \frac{n_0}{n_b}
                                    
                                 
                                    \frac{n'_{H_2O}}{n_b}
                                    
                                 
                                    \frac{n'_{CO_2}}{n_B}
                                    
                                 
                              
                                 
                                    2CO
                                    
                                 +     O2
                                    											=   2CO2
                                 + 2 . 68080
                                 ½
                                 0
                                 1
                                 
                              
                                 
                                    2H
                                    2
                                    
                                 +     O2 =  
                                    												2H2O
                                 + 2 . 57380
                                 ½
                                 1
                                 0
                                 
                              
                                 
                                    CH
                                    4
                                    
                                 +   2O2
                                    
                                    												=    CO2
                                 + 2H2O + 190570
                                 2
                                 2
                                 1
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    2
                                    H
                                    4
                                    
                                 +   3O2 =   2CO2
                                 + 2H2O + 311990
                                 3
                                 2
                                 2
                                 
                              
                                 2C3H6
                                 +   9O2 =  
                                    												6CO2
                                 + 6H2O + 460990
                                 9/2
                                 3
                                 3
                                 
                              
                                 2C6H6
                                 + 15O2 =
                                    												12CO2
                                 + 6H2O + 755750
                                 15/2
                                 3
                                 6
                                 
                              
                           4. Um zu zeigen, wie leicht sich mit diesen auf Molen bezogenen Zahlen die Rechnung
                              									macht, will ich das von SchöttlerSchöttler, die Gasmaschine 1902, S.
                                    										218. ausführlich angegebene Gas einer Berechnung unterziehen. Da die
                              									in Tab. 4 gegebenen Heizwerte ein wenig von den von Schöttler benutzten abweichen, so ist das Resultat ein wenig anders. Die
                              									ganze Rechnung ist in Tab. 5 zusammengestellt, deren Erläuterung nachfolgt.
                           Auf Grund der Hypothese Avogadros gibt die
                              									volume-trische Zusammensetzung eines Gasgemisches gleichzeitig die Zusammensetzung
                              									nach Molen. Man darf sich nicht etwa in Hinblick auf die von der Atom- und
                              									Molekelhypothese betonte Unteilbarkeit der Atome daran stossen, dass Bruchteile
                           Tabelle 5.
                           
                              
                                 
                                 
                                    n
                                    b
                                    
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                    g'
                                    
                                 
                                    h
                                    
                                 
                                    n
                                    0
                                    
                                 
                                    n'_{H_2O}
                                    
                                 
                                    n'_{CO_2}
                                    
                                 
                                    n'
                                    
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    2
                                    H
                                    6
                                    
                                 0,0069
                                 0,536
                                 0,045
                                   5215
                                 0,0518
                                 0,0207
                                 0,0414
                                 0,0621
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    3
                                    H
                                    6
                                    
                                 0,0037
                                 0,155
                                 0,013
                                   1706
                                 0,0167
                                 0,0111
                                 0,0111
                                 0,0222
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    2
                                    H
                                    4
                                    
                                 0,0211
                                 0,591
                                 0,049
                                   6583
                                 0,0633
                                 0,04L'2
                                 0,0422
                                 0,0844
                                 
                              
                                 
                                    CH
                                    4
                                    
                                 0,3755
                                 6,002
                                 0,501
                                 71559
                                 0,7510
                                 0,7510
                                 0,3755
                                 1,1265
                                 
                              
                                 
                                    H
                                    2
                                    
                                 0,4627
                                 0,925
                                 0,077
                                 26550
                                 0,2314
                                 0,4627
                                 –
                                 0,4627
                                 
                              
                                 
                                    CO
                                    
                                 0,1119
                                 3,133
                                 0,261
                                   7618
                                 0,0560
                                 –
                                 0,1119
                                 0,1119
                                 
                              
                                 
                                    CO
                                    2
                                    
                                 0,0081
                                 0,356
                                 0,030
                                 –
                                 –
                                 –
                                 0,0081
                                 0,0081
                                 
                              
                                 
                                    N
                                    2
                                    
                                 0,0101
                                 0,283
                                 0,024
                                 –
                                 (4,4022)
                                 –
                                 –
                                 4,4123
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1,0000
                                 11,981
                                 1,000
                                 119231
                                 1,1702
                                 1,2877
                                 0,5902
                                 6,2902
                                 
                              
                                 
                                 (5,5724)
                                 
                              
                           von Molen auftreten. Für uns bedeutet 1 Mole Benzol 78 kg und
                              									davon können Bruchteile in einem Gase enthalten sein. Diese Molenzahl, mit welcher
                              									die einzelnen Bestandteile am Gemisch beteiligt sind, ist unter nb angegeben.
                              									Vervielfachen wir jede dieser Zahlen mit dem zugehörigen Molekelgewicht, so erhalten
                              									wir unter g das Gewicht, mit welchen jedes Gas sich an
                              									der Mischung beteiligt, und die Summe von g gibt uns
                              									das mittlere Molekelgewicht 11,98; das Gas ist also bedeutend leichter als Luft,
                              									deren mittleres Molekelgewicht oben zu 28,89 berechnet war. Da 1 Mole bei 0° und 1
                              									kg/qcm Druck 23,08 m3 einnimmt, so wiegt 1 m3 des Gases \frac{11,98}{23,08}=0,519 kg.
                           Teilen wir die Einzelwerte von g durch ihre Summe, so
                              									erhalten wir unter g' die Zusammensetzung des Gases
                              									nach Gewichtsteilen. Es wird bei dieser Rechnungsmethode also die umständliche
                              									Rechnung mit den spezifischen Gewichten umgangen.
                           Vervielfacht man die in Tab. 4 angegebenen molekularen Heizwerte mit der unter nb stehenden
                              									Molenzahl, so erhält man die unter h angeführten
                              									Anteile der einzelnen Gase am gesamten Heizwert. Zur Berechnung dieses Heizwertes
                              									ist also die Berechnung von g und g' nicht nötig. Summiert man h, so findet man als Heizwert einer Mole 119231 cl, das ergibt für 1 m3 5166 cl.
                           Die zur Verbrennung nötigen Molen Sauerstoff n0 sowie die dabei entstehenden Molen Wasser
                              										n'_{H_2O} und
                              									Kohlensäure n_{CO_2} erhält man, indem man nb mit den aus Tab. 4 entnommenen
                              									Verhältnissen \frac{n_0}{n_b} bezw. \frac{n'_{H_2O}}{n_b} oder \frac{n'_{CO_2}}{n_b} vervielfacht. Im ganzen
                              									verlangt also 1 Mole Gas 1,1702 Molen Sauerstoff. Da diese der Luft entnommen
                              									werden, so werden gleichzeitig mit ihnen 1,1702\cdot \frac{79,0}{21,0}=4,4022 Molen Stickstoff dem Gase
                              									zugeführt. Ich habe diese Zahl in der Spalte n0 in der Zahlenreihe für Stickstoff
                              									eingeklammert aufgeführt. Durch Zusammenzählen mit den nötigen Molen Sauerstoff
                              									findet man, dass 1 Mole Gas zum. vollständigen Verbrennen 5,5724 Molen Luft
                              									gebraucht; das brennbare Gemisch besteht also vor dem Verpuffen aus 6,5724
                              									Molen.
                           Nach der Verpuffung hat man 1,2877 Molen Wasser, 0,5902 Molen Kohlensäure, von denen
                              									0,0081, und 4,4123 Molen Stickstoff, von denen 0,0101 schon vorher im Gemisch waren.
                              									Insgesamt sind also nach der Verpuffung 6,2902 Molen vorhanden, sodass durch die
                              									chemische Umsetzung eine Abnahme der Molenzahl um 4,4 v. H. stattgefunden hat. Der
                              									hierfür vielfach gebrauchte Ausdruck „Zusammenziehung“ ist nicht berechtigt,
                              									da ja die Verpuffung bei konstantem Volumen stattfindet, also sowohl Zusammenziehung
                              									wie Ausdehnung ausgeschlossen ist.
                           Zur Berechnung der Temperatur nach der Verpuffung macht man die einfache Annahme, die
                              									durch den chemischen Umsatz entwickelte Wärme wäre den Verbrennungsprodukten bei
                              									konstantem Volumen von aussen zugeführt worden. Man muss also zunächst die
                              									Molekelwärme der Heizgase berechnen. Die Konstante derselben berechnet sich sehr
                              									leicht, indem man nach dem Gesetz von Dulong und Petit die Atomwärme mit der Atomzahl multipliziert und
                              									durch die Molenzahl dividiert.
                           
                              2,285\cdot \frac{3\,(n'_{H_2O}+n'_{CO_2})+2\,n'_N}{n'_{H_2O}+N'_{CO_2}+n'_N}=5,251
                              
                           Leider lässt sich der Faktor der Temperatur nicht so einfach berechnen, vielmehr muss
                              									man da die Mischungsregel in ihrer allgemeinen Form anwenden.
                           
                           
                              
                              \frac{0,00233\,n'_{H_2O}+0,00378\cdot N'_{CO_2}+0,00106\cdot n'_N}{n'_{H_2O}+n'_{CO_2}+n'_N}
                              
                           also
                           cv = 5,251 + 0,00158 T
                           Man erhält somit die Gleichung
                           
                              119231=6,2902\,[5,251\,(T_1-T_0)+\frac{0,00158}{2}\,({T_1}^2-{T_0}^2)]
                              
                           Derartige quadratische Gleichungen, in denen das quadratische Glied nur die Bedeutung
                              									eines Korrektionsgliedes hat, löst man vorteilhaft durch Annäherung.
                           
                              T_1-T_0=\frac{119231}{6,2902\cdot 5,251}\cdot \frac{1}{1+0,00015\,(T_1+T_0)}
                              
                           Lässt man zunächst das quadratische Glied weg, so würde man durch blossen Ueberschlag
                              									ungefähr erhalten T1
                              									– T0 = 3500;
                              
                              									die Korrektur würde dann betragen \frac{1}{1+0,60}, es ist somit T1 – T0 um ungefähr 30 v. H. zu gross.
                           Setzen wir deshalb als ersten Annäherungswert T1 – T0 = 2400; dann erhalten wir mit T1 + T0 = 2946 als zweiten
                              									Annäherungwert 2503. Das ergibt T1
                              									+ T0 = 3049 und
                              									damit erhalten wir für T1 – T0 =
                              									2484. Beachten wir, dass sich T1 – T0 von der ersten zur zweiten Annäherung um 103°, von
                              									der zweiten zur dritten nur um 19° geändert hat, so dürfen wir uns hiermit begnügen
                              									und als richtigen Wert annehmen
                           T1 –
                              										T0 = 24850
                           Würde also das von Schöttler angeführte Hannoversche Gas
                              									ohne Luftüberschuss verbrennen, so würde es sich bis in Temperaturen erwärmen, bei
                              									denen nach den Beobachtungen von Langen schon ein
                              									beträchtlicher Teil der Kohlensäure dissoziiert ist, man würde also auf jeden Fall
                              									die Erscheinung des Nachbrennens beobachten. Da aber infolgedessen sich die Wärme
                              									nicht vollständig entwickelt, so steigt auch die Temperatur nicht ganz so hoch.
                           Nimmt man trotz der Versuche Langens zunächst an, es
                              									würde die Dissoziation nicht in merkbarer Weise auftreten, so erhält man das als
                              									Mass der Verpuffungskraft bezeichnete Verhältnis des Drucks nach, zum Druck vor der
                              									Verpuffung auf folgendem Wege. Nach der Gasgleichung ist vor der Verpuffung
                           
                              p
                              1
                              v =
                              nBT
                              0
                              
                           nach derselben aber
                           p2v = n'BT1
                           Folglich ist die Drucksteigerung gegeben durch
                           
                              \frac{p_2}{p_1}=\frac{n'\,T_1}{n\,T_0}=8,7
                              
                           Es lässt sich also die durch die chemische Umsetzung bedingte Aenderung der Molenzahl
                              									bei der Berechnung der Drucksteigerung ohne weiteres berücksichtigen, wenn man
                              									überhaupt nach Molen rechnet, während die gewöhnliche Rechnung nach Kilogrammen erst
                              									eine sehr umständliche Berechnung der Konstanten der Gasgleichung verlangen
                              									würde.
                           Die Expansion würde immer, unter Vernachlässigung der Dissoziation, auch trotz
                              									Abhängigkeit der Molekelwärmen nach dem bekannten Poissonschen Gesetz pvk = konst. verlaufen, nur ist auch hier
                              										k von der Temperatur abhängig. Für die vorliegenden
                              									Verbrennungsgase erhält man unter der Annahme, dass sie innerhalb der in den
                              									Gasmotoren vorkommenden Temperaturen als vollkommene Gase zu betrachten seien.
                           
                              
                              k=\frac{7,216+0,00158\,T}{5,251+0,00158\,T}=1,374\,(1-0,00008\,T)
                              
                           Es nimmt also k mit fallender Temperatur von einem
                              									verhältnismässig kleinen Wert, hier k1 = 1,071, fortwährend zu. Am Anfang der Expansion
                              									fällt somit die Expansionslinie nahezu mit der gleichseitigen Hyperbel zusammen, was
                              									noch vermehrt wird durch die Wärmeentwicklung infolge der langsam zurückgehenden
                              									Dissoziation. Die Temperatur muss schon sehr weit gefallen sein, ehe k die Werte erreicht, mit welchen man bisher in
                              									theoretischen Untersuchungen über Gasmotoren gerechnet hat; d.h. die Expansionslinie
                              									bleibt stets der gleichseitigen Hyperbel näher, als man bisher angenommen.
                           Zur Berechnung des Enddruckes der Expansion, sowie zur vollständigen Aufzeichnung der
                              									Expansionslinie ist allerdings die Poissonsche
                              									Gleichung jetzt nicht mehr zu gebrauchen. Dazu muss man folgendes Verfahren
                              									einschlagen.
                           Es sei allgemein die Molekelwärme der Verbrennungsgase gegeben durch
                           cv= cv,o + bT
                           dann erhält man unter der Annahme, dass für die vorliegenden
                              									Gase die Gasgleichung zulässig, also R . B = 1,965
                              									sei,
                           
                              \frac{T_1}{T'}\cdot e\,\frac{b}{c_{v,\,0}}\,(T_1-T')=\left(\frac{v'}{v_1}\right)^{\frac{R\cdot B}{c_{v,\,0}}}
                              
                           eine Gleichung, welche E.
                                 									Meyerschon gegeben hat.
                           Will man die ganze Expansionslinie aufzeichnen, so wird man nach dieser Gleichung für
                              									abnehmende Werte von T' die zugehörigen Volumina v', und für diese aus der Gasgleichung die Drucke p' berechnen, p' und v' in das Diagramm einzeichnen und mittels
                              									Kurvenlineals verbinden. Es ist dabei nicht nötig, dass einer der Werte v' mit dem unteren Grenzvolumen v2 zusammenfällt.
                           Will man nur die dem unteren Grenzvolumen v2 entsprechende Temperatur feststellen, so
                              									kann man dieses durch eine Annäherung, welche ebenso schnell zum Ziele führt, wie
                              									die oben durchgeführte Annäherungsrechnung, wenn man bedenkt, dass
                           
                              e^x=1+x+\frac{x^2}{1\cdot 2}+\frac{x^3}{1\cdot 2\cdot 3}...
                              
                           und dass
                           ex + Δx
                              									= ex(1 + Δx)
                           Man rechnet also zunächst unter Vernachlässigung des Exponentialgliedes einen Wert
                              										T2 aus und
                              									nimmt dann einen passend höher gewählten an. Für diesen rechnet man die
                              									Exponentialreihe aus und erhält dann unter Berücksichtigung derselben einen zweiten
                              									Annäherungswert. Für diesen berechnet man nun nicht etwa die Exponentialreihe von
                              									neuem, sondern man bildet nur die Differenz der Exponenten für die beiden
                              									Annäherunuswerte und multipliziert mit der um 1 vermehrten Differenz den vorigen
                              									Wert der Exponentialreihe. Man erhält damit einen dritten Wert für T2 und kann so
                              									fortfahren bis zur gewünschten Genauigkeit, die aber meist mit dem dritten Wert
                              									schon hinreichend erreicht sein wird. Die Rechnung geht schneller, als man nach der
                              									Beschreibung meinen könnte.
                           Man ist also jetzt imstande, ohne besonders schwierige Rechnungen mit einer den
                              									Tatsachen sehr nahe kommenden Genauigkeit die Vorgänge in den Gasmotoren zu
                              									berechnen, und kann also jetzt nach den von Meyer in
                              									seinen Untersuchungen am Gasmotor gegebenen Prinzipien beurteilen, ob ein
                              									vorliegender Gasmotor gut oder schlecht gebaut ist.