| Titel: | Ueber Zentral- und Oberflächenkondensatoren. | 
| Autor: | Georg W. Koehler | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 467 | 
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                        Ueber Zentral- und
                           								Oberflächenkondensatoren.
                        Von Georg W. Koehler, Regierungsbaumeister in
                           									Ludwigshafen a/Rh.
                        (Schluss von S. 454 d. Bd.)
                        Ueber Zentral- und Oberflächenkondensatoren.
                        
                     
                        
                           Die Vergrösserung der wirksamen Kondensatoroberfläche bedingt meist eine
                              									Vermehrung der Kühlrohre, welche manche Nachteile im Gefolge hat. Die inneren Rohre
                              									des Bündels lassen sich, was für den guten Wirkungsgrad der Vorrichtung sehr wichtig
                              									ist, nur schlecht von Verunreinigungen säubern, weil im Betriebe der Wasserraum des
                              									Kondensators nach aussen hin ganz unzugänglich bleibt, es ist also unmöglich, die
                              									Rohre zu durchstossen. Derartige Mängel bestehen aber nicht bei offenen Bündelkondensatoren, wo statt des Dampfes das
                              									Wasser die Kühlrohre umspült. Diese werden durch Einwalzen ihrer Enden in flache
                              									Sammelkästen zu mehreren Röhrensystemen vereinigt, welche hinter–, neben- oder
                              									übereinander in offenen Wasserbecken liegen; vergl. Fig.
                                 										7 (Steinkohlengrube „Vereinsglück“ bei
                              									Zwickau) und Fig. 8 (Zeche „Windahlsbank“ bei Annen in Westfalen). Die Vorzüge dieser
                              									Kondensatorart sind hauptsächlich in der vortrefflichen Zugänglichkeit ihrer
                              
                              									Kühlrohre zu suchen, welche sie sogar bei sehr schlammigem Wasser anwendbar
                              									erscheinen lässt. Mittels Rohrbesens oder Rohrbürste kann man jederzeit während des
                              									Betriebes die Aussenfläche der Rohre reinigen; sollte sich eine innerliche Säuberung
                              									notwendig zeigen, so ist es möglich, zu diesem Behufe einige Rohrbündel
                              									auszuschalten und währenddessen mit dem Rest derselben die Dampfniederschlagung
                              									fortzusetzen. Durch den Zusammenbau mehrerer solcher Elemente erhält man
                              									gewissermassen eine „Kondensatorbatterie“, in welcher der Kreislauf des in
                              									der Kesselbatterie erzeugten Dampfes sein Ende findet. Das in den Kühlrohren
                              									gebildete Wasser wird mittels der Kondensatpumpe in einen Behälter gefördert, aus
                              									welchem die Speisepumpen saugen. Die zur Fig. 8
                              									gehörige Maschinenanlage ist in Fig. 9 dargestellt.
                              									Hinter dem Dampfzylindererblickt man in gleicher Achse die Luftpumpe mit
                              									Schiebersteuerung und Druckausgleich „System Burckhardt
                                    											& Weiss“, vom Schwungrade aus wird durch einen Riemen die
                              									Kühlwasserpumpe (hier eine Schleuderpumpe) angetrieben; die Kondensatpumpe ist, da
                              									ihr das Wasser mit Gefälle zufliessen muss, in einer Vertiefung des Maschinensockels
                              									untergebracht, zu ihr geht der Riemen auf der kleinen Scheibe neben dem Schwungrade;
                              									mit dem Kolben der Kondensatpumpe ist ein zweiter Tauchkolben geringeren
                              									Durchmessers verbunden, der das Oelwasser aus dem Dampfentöler (in Fig. 7 und 8 der quere
                              									kesselförmige Behälter) entfernt. Das aus den Maschinen mitgerissene Oel wird
                              									entweder, da es unrein ist, zu Nebenzwecken benutzt (Schmierung von Seilen,
                              
                              
                              									Wagenachsen u. dergl.) oder durch Salz gefiltert und darf dann wieder in die
                              									Zylinder gebracht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 467
                              Fig. 7. Offener Bündelkondensator auf Steinkohlengrube
                                 										„Vereinsgluck“.
                              
                           Die Oberflächenkondensatoren mit offenen Röhrenbündeln zeichnen sich wegen ihres
                              									bedeutenden Wasserinhaltes durch die Grösse ihres Kühl Vorrates aus und sind
                              									dieserhalb für Anlagen mit sehr veränderlichen Abdampfmengen bestens am Platze, sie
                              									erfordern aber eine ganz beträchtliche Grundfläche. Besonders auf älteren
                              									Hüttenwerken, wie allenthalben bei teuerem Baugrunde, ist man gezwungen, den
                              									vorhandenen Raum so weit als möglich auszunutzen; überall, wo man sich in dieser
                              									Hinsicht Einschränkungen auferlegen muss und aus den oben bereits erörterten Gründen
                              									nur die Errichtung eines Oberflächenkondensators vorsehen darf, wendet man statt des
                              									Bündelkondensators eine andere Bauart an: den Röhrenkondensator mit senkrechter Achse.
                              									Fig. 10 zeigt ein Beispiel für diese Konstruktion in
                              									der Ansicht (Emscher Schächte des Kölner
                              									Bergwerksvereins bei Altenessen), Fig. 11 dasselbe im
                              									Querschnitt.
                           
                           Kühlwasser und Abdampf durchlaufen den Kondensator im Gegenstrom, wobei der
                              									Abdampf die Röhren umspült, während jenes die linke Hälfte derselben in abwärtiger
                              									Richtung durchfliesst, dann im Unterteil des Kessels seineGeschwindigkeit sehr
                              									verlangsamt, hier etwaige Verunreinigungen ausfallen lässt und nachher in der
                              									rechten Röhrenhälfte aufwärts steigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 468
                              Fig. 8. Offener Bündelkondensator auf Zeche „Windahlsbank“.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 468
                              Fig. 9. Maschinenanlage auf Zeche „Windahlsbank“.
                              
                           Der zylindrische Aufsatz des Kondensators ist durch eine
                              									Blechwand in zwei Teile zerlegt; in dem linken hebt die Zirkulationspumpe das Kaltwasser
                              									aus dem Sammelbecken des Kaminkühlers, aus dem rechten fliesst das Warmwasser in die
                              									Verteilungsrinnen über dem Gradierwerk. Der Kondensator wird oben nicht geschlossen, sondern braucht höchstens gegen
                              									Verstaubung durch einen leichten Deckel geschützt zu werden; man ist stets während
                              									des Betriebes in der Lage, mit Hilfe einer Stangenbürste das Innere der Rohre zu
                              									reinigen und den Schlammansatz in den Unterteil des Kondensators niederzustossen, an
                              									dessen tiefster Stelle die Ausscheidungen leicht abgelassen werden können. Diese
                              									wertvolle Eigenschaft hat dem stehenden
                              									Röhrenkondensator in allen denjenigen Fällen eine ausgedehnte Verbreitung
                              									verschafft, wo infolge schlammhaltigen Kühlwassers der Anwendung eines liegenden Röhrenkondensators mit geschlossenem
                              									Wasserraum Hindernisse im Wege standen.
                           Der in Fig. 10 links oben ersichtliche kleinere
                              									Behälter stellt einen Dampfentöler dar, dessen Einrichtung aus Fig. 1 S. 451 deutlich hervorgeht. Auf die kurze
                              									Leitung zwischen dem Oelabscheider und dem Kondensator ist ein Vakuumsicherheitsventil (Fig.
                                 										12) geschraubt, dessen Zweck darauf beruht, zu verhüten, dass in der
                              									Vakuumleitung durch irgend welcheZufälle ein Ueberdruck des Dampfes entsteht.
                              									In dem Gehäuse ist eine Ventilscheibe mit Lederdichtungsring angeordnet, deren
                              									Eigengewicht durch einen Gegenhebel ausgeglichen wird; im normalen Betriebsart der
                              									Atmosphärendruck die Vorrichtung geschlossen, sobald aber in der Leitung eine
                              									Dampfstauung eintritt, öffnet sich das Ventil selbsttätig und setzt dadurch die
                              									Leitung mit der Aussenluft in Verbindung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 469
                              Fig. 10. Röhrenkondensator mit senkrechter Achse.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 469
                              Fig. 11. Röhrenkondensator mit senkrechter Achse.
                              
                           Den Vorteil einer fast noch bequemeren Reinigung als Röhren- und Bündelkondensatoren besitzen die
                              										Rieselkondensatoren, bei denen das Kühlwasser in
                              									feinem Schleier über die mit Dampf gefüllten Schlangenrohre (Fig. 13:
                              									Schlachthof Berlin und Fig. 14: zugehörige Maschinen anläge daselbst) oder Kühlplatten (Fig. 15: Berlepschschacht der Königlichen Berginspektion Stassfurt) niederfliesst.
                              									Bei solchen Kondensatoren geschieht die Säuberung der Kühlfläche durch einfaches
                              									Abbürsten oder Abspritzen mittels kräftigen Wasserstrahls. Die Wirkung der
                              									Rieselkondensatoren ist eine recht energische, da ihrer Oberfläche (somit auch dem
                              									Abdampf) auf zwei Wegen Wärme entzogen wird, nämlich einmal durch die unmittelbare
                              									Wasserkühlung und zweitens durch die Wasserverdunstung; der Wasserbedarf stellt sich
                              									verhältnismässig gering. Diesen Vorzügen steht indess der Nachteil einer ziemlich
                              									geringen Kühlreserve gegenüber, so dass in Wirklichkeit diese Bauart der
                              									Rieselkondensatoren nur für Betriebe mit gleichmässiger Dampfabgabe in Frage kommt.
                              									Wohl nicht mit Unrecht kann man die Rieselkondensatoren als eine Vereinigung von
                              									Röhrenkondensator mit Gradierwerk bezeichnen; denn das Wasser, welches an ihren
                              									Oberflächen abwärts rinnt, kühlt sich bereits während des Niedergangesdurch die
                              									Berührung mit der Luft und wird zum Teil sogar durch seine eigene Verdunstung
                              									gekühlt. Die Temperatur, mit welcher das Wasser im Sammelbecken unter dem
                              									Kondensator anlangt, ist stets so hoch, dass man es nicht gleich wieder in die
                              									Verteilungsrinne über demselben pumpen kann, sondern ihm unter allen Umständen vor
                              									der weiteren Verwendung in Gradierwerken oder in Kühlwerken seine Wärme entziehen muss, indem man es in
                              									Gestalt eines – künstlichen Regens der Luftströmung aussetzt. Die Grundbedingungen
                              									einer vorteilhaften Rückkühlung des Warmwassers bestehen nun darin, dass man es
                              									erstens in kleinste Tropfen oder Fäden zerteilt, zweitens seine Fallzeit, daher auch
                              									die Kühldauer, möglichst vergrössert und drittens ihm einen recht lebhaften Strom
                              									kalter Luft entgegenschickt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 470
                              Fig. 12. Vakuumsicherheitsventil.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 470
                              Fig. 13. Rieselkondensator mit Schlangenrohren, Schlachthof Berlin.
                              
                           Gradierwerke mit Latteneinbau (Fig. 16: Königliche
                              									Armeekonservenfabrik in Mainz) oder mit Reisigeinbau
                              									genügen zwar den beiden ersten Anforderungen recht gut, entsprechen aber der dritten
                              									nur in bescheidenem Masse. Ein Vorteil derartiger Kühlanlagen ist ihre äusserst
                              									billige Herstellung, als Nachteil jedoch empfindet man es oft, dass die Wirkung
                              
                              									allzusehr von der Richtung des Windes abhängt und durch Bäume, Gebäude u. dergl.
                              									geschädigt wird, ausserdem bildet ihr Dunst manchmal eine Belästigung der
                              
                              									Nachbarschaft – Mängel, welche von den Kaminkühlern mit
                              									natürlichem oder künstlichem Zuge durchaus vermieden werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 471
                              Fig. 14. Maschinenanlage, Schlachthof Berlin.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 471
                              Fig. 15. Rieselkondensator mit Kühlplatten, Berlepschschacht.
                              
                           Als Muster eines normalen Kaminkühlers kann der inFig.
                                 										17 dargestellte dienen, welcher auf dem Steinkohlenbergwerk „Louise-Tiefbau“ bei Annen in Westfalen im
                              									Betriebe ist. Ein wegen der grossen Flächen, die dem Winddruck ausgesetzt sind, sehr
                              
                              									kräftiges Gerüst aus Rundhölzern oder Balken bildet das Gerippe dieses Kühlers. Die
                              									Schalung besteht aus gehobelten und sauber mit Nute und Feder ineinander gefügten
                              									Brettern. Im unteren Teile des Turmes ist das Gradierwerk aufgestellt, durch welches
                              									das Warmwasser aus
                              									den darüber befindlichen Verteilungströgen niedertropft; die Füllung des
                              									Gradierwerkes kann in verschiedenster Weise erfolgen, Reisig, Holzlatten,
                              									Siebbleche, Rieseltücher und andere Mittel sind vielfach zur Anwendung gekommen. Die
                              									Luft tritt unten in den Kühler ein, steigt in demselben aufwärts (also wird auch
                              									hier das Gegenstromprinzip verwirklicht) und entweicht dem Kamin gemeinsam mit den
                              									Schwaden des Wassers. Im Sockel der Anlage ist meist ein geräumiges Sammelbecken
                              									ausgespart, dorther saugt dann die Kühlwasserpumpe. Die äussere Gestalt solcher
                              									Kaminkühler kann völlig dem Charakter ihrer Umgebung angepasst werden. Auf Hütten
                              
                              									und anderen Werken des Grossgewerbes vermeidet man gerne unnötigen Luxus, im Innern
                              									von Städten hingegen wird den Kaminkühlern oft mittels eines sauberen
                              									Balkengerüstes, durch Simse usw. ein geschmackvolles Aussehen verliehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 472
                              Fig. 16. Gradierwerk mit Latteneinbau.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 472
                              Fig. 17. Kaminkühler.
                              
                           Es ist ein alter Erfahrungssatz, dass mit der Höhe eines Kamins seine Zugwirkung
                              									wächst. In der Absicht, die Bauhöhe von Kaminkühlern wenigstens um einige Meter zu
                              									verringern und die Hebungsarbeit für das Kühlwasser zu ermässigen, hat man sie
                              									bisher soweit ineine Grube eingebaut, dass fast das ganze Gradierwerk unterhalb
                              									der Erdoberfläche blieb. Dieser Bauart (Unterflurkühler) haftet der Nachteil einer ungünstigen Wasserkühlung an,
                              									da der freie Luftzutritt selbst bei stark geböschter Grube behindert ist und so die
                              									Zugkraft des Kamins schädigt. Andererseits aber hat man auch nach dem Vorbilde von
                              										Klein durch den Einbau von Ventilatoren in den Fuss
                              									des Kamins die Kühlluft unter Pressung durch das Gradierwerk geblasen und in dieser
                              									Weise, wie es Fig. 18 veranschaulicht (Ventilatorkühler der Klein
                                 										Engineering Co. Ltd., Manchester), auf der denkbar kleinsten Grundfläche
                              									eine höchst leistungsfähige Kühlanlage errichtet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 472
                              Fig. 18. Kaminkühler mit Ventilatoren.
                              
                           –––––
                           Zum Schluss möchte ich nicht den Hinweis unterlassen, dass die Ausführungen, deren
                              									hier Erwähnung getan ist, von der Maschinen- und
                                 										Armaturfabrik vorm. Klein, Schanzlin & Becker (Frankenthal –
                              									Rheinpfalz) und der Klein Engineering Co. Ltd.,
                              									Manchester gebaut worden sind, und dass ich durch Abstattung meines Dankes an beide
                              									Firmen für gefällige Ueberlassung der Abbildungen einer angenehmen Pflicht
                              									genüge.