| Titel: | Die theoretischen Grundlagen der Rollen- und Kugellager. | 
| Autor: | Hermann Studte | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 473 | 
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                        Die theoretischen Grundlagen der Rollen- und
                           								Kugellager.
                        Von Hermann Studte,
                           									Berlin.
                        (Schluss von S. 461 d. Bd.)
                        Die theoretischen Grundlagen der Rollen- und
                           								Kugellager.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Gehemmte Rollen- und Kugelsysteme.
                              
                           Ein Rollensystem, dessen Glieder sich einander derartig berühren, dass die
                              									Verbindungslinien ihrer Kontaktstellen in den Querschnitten die Kombination
                              									regulärer Sechsecke mit gleichseitigen Dreiecken aufweisen, ist ein Gehemmtes. Zu
                              									dieser Gruppe gehören:
                           1. Das Rollenrhombus mit den Winkeln von 60° bezw. 120°. Die Rollenanzahl ist:
                           A = n2
                           Die zugehörige Kontaktzahl ist:
                           
                              \underset{R\,h}{K\,t}=(3\,n-1)\,(n-1)
                              
                           2. Das aus Rollen gebildete Parallelogramm mit den Winkeln von 6O° bezw. 120°
                              										(Fig. 8). Die Rollenzahl ist:
                           
                              \underset{(m\,n\,60^{\circ},\ 120^{\circ})\ \ \ \ \ \ \ \ }{A-m\,n}
                              
                           Die zugehörige Kontaktzahl ist:
                           
                              \underset{(m\,n\,60^{\circ},\ 120^{\circ})}{K\,t=}n\,(m-1)+(2\,m-1)\,(n-1)
                              
                           3. Das gleichseitige Rollendreieck, wie Fig. 9 zeigt.
                              									Die Rollenzahl ist:
                           
                              A=\frac{n\,(n-1)}{2}
                              
                           
                           Die zugehörige Kontaktzahl ist:
                           
                              \underset{\triangle}{K\,t}=\frac{3}{2}\,\left(n-1\right)\,n
                              
                           4. Das gerade Rollenparalleltrapez mit den Grundseitenwinkeln von je 60° (Fig. 10). Die Rollenanzahl beträgt:
                           
                              
                                 A
                                 
                                    =\frac{m}{2}\,(2\,n-m+1)
                                    
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                           Als zugehörige Kontaktzahl besteht die Gleichung:
                           
                              
                                 
                                    K t
                                    
                                 
                                    =\frac{1}{2}\,\left[m\,(6\,u-3\,m+1)-4\,n\right]
                                    
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                           Zu der gleichen Gattung gehört das reguläre Rollensechseck, dessen Verbindungslinien
                              									der Kontakte im Querschnitte unvermischte Sternfiguren aus der Kombination von
                              									regulären Sechsecken und gleichseitigen Dreiecken ergeben, wie Fig. 11 zeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 474
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 474
                              Fig. 9.
                              
                           Die Rollenanzahl ist:
                           
                              \underset{\left(\underset{eck}{Sechs-}\right)}{A}=3\,n\,(n-1)+1
                              
                           Als zugehörige Kontaktzahl erhält man:
                           
                              \underset{(Sechseck)}{K\,t}=\left[3\,(n-1)\right]^2+3\,(n-1)
                              
                           Dieselben Ergebnisse gelten für entsprechende Kugelanordnungen.
                           
                        
                           
                              Mehrschichtige, vielreihige Rollsysteme.
                              
                           Legt man mehrere Kugelschichten gleicher Art so übereinander, dass sie kongruieren,
                              									so erhält man eine Vertikalkugelsäule. Zur Ermittlung der Kugelanzahl einer solchen
                              									Säule, welche mit A bezeichnet sein mag, hat man die
                              									Schichtzahl mit der Rollkörperanzahl A aus einer
                              									Schicht zu multiplizieren: man hat dann
                           A = Aξ
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 474
                              Fig. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 474
                              Fig. 11.
                              
                           Die Kontaktzahl der aus Kugeln gebildeten Vertikalsäule heisse Kt; diese Zahl findet man nach dem Satze:
                           In jeder vertikalen Rollkörpersäule ist die Kontaktzahl gleich der Summe aus den
                              									Produkten der Kontaktzahl aus einer Schicht multipliziert mit der Schichtzahl und
                              									der einschichtigen Rollenzahl multipliziert mit der um Eins verminderten
                              									Schichtzahl.
                           Kt = ξKt + (ξ –
                              										1)A
                           
                        
                           
                              Ungehemmte Anordnungen von vertikalen Rollkörpersäulen.
                              
                           Legt man ξ Kugelschichten, welche bei quadratischer
                              									Anordnung gegeneinander in Berührung sind, übereinander, so ist die Kugelanzahl
                              									einer solchen Säule
                           A = n2ξ
                           Als Kontaktzahl findet man
                           
                              \underset{n^2\,\xi}{\frakfamily{K}\,t}=2\,\xi\,n\,(n-1)+(\xi-1)\,n^2
                              
                           Zu derselben Gattung gehört die aus rechteckigen Rollkörperschichten aufgebaute
                              									Vertikalsäule, die Kugelanzahl ist
                           
                              A =
                              mnξ
                              
                           Als zugehörige Kontaktzahl besteht die Beziehung
                           
                              \underset{m\,n\,\xi}{\frakfamily{K}\,t}=\xi\,[m\,(n-1)+n\,(m-1)]+(\xi-1)\,m\,n
                              
                           oder in anderer Form geschrieben
                           
                              \underset{m\,n\,\xi}{\frakfamily{K}\,t}=\xi\,[2\,m\,n-(m+n)]+(\xi-1)\,m\,n
                              
                           
                        
                           
                              Gehemmte Anordnungen von vertikalen Rollkörpersäulen.
                              
                           Es darf wohl als selbstverständlich gelten, diejenigen Kügelsäulen als gehemmte
                              									anzusehen, welche aus gehemmten einschichtigen Rollsystemen aufgebaut sind.
                           Zu dieser Gruppe gehören
                           1. Die Kugelrhombussäule mit den Querschnitts winkeln von 60° bezw. 120°. Die Anzahl
                              									der Kugeln einer solchen Säule, sind
                           
                              \underset{\mbox{Rh}}{\frakfamily{A}}=u^2\,\xi
                              
                           Die zugehörige Kontaktzahl stellt sich als folgende Gleichung dar
                           
                              \underset{\mbox{Rh}}{\frakfamily{K}\,t}=\xi\,(3\,n-1)\,(n-1)+(\xi-1)\,n^2
                              
                           2. Das rhomboidische Kugelparallelepipedon mit den Querschnittswinkeln von 60° bezw.
                              									120°. Die Kugelzahl einer solchen Säule ist
                           
                              \underset{\#\,s}{\frakfamily{A}}=m\,n\,\xi
                              
                           Die zugehörige Kontakt zahl ist
                           
                              \underset{\#\,s}{\frakfamily{K}\,t}=\xi\,[3\,m\,n-2\,(m+n)+1]+(\xi-1)\,m\,n
                              
                           3. Das gleichseitige dreieckige Kugelprisma. Die Kugelanzahl ist
                           
                              \underset{\Delta s}{\frakfamily{A}}=\frac{\xi}{2}\,(n+1)\,n
                              
                           Als zugehörige Kontaktzahl gilt
                           
                              \underset{\Delta s}{\frakfamily{K}\,t}=\frac{3}{2}\,\xi\,n\,(n-1)+(\xi-1)\,\frac{n\,(n+1)}{2}
                              
                           4. Die gerade Kugelparalleltrapezsäule mit den an der grössten Parallelkante
                              									liegenden Winkeln von 60°.
                           
                              
                                 
                                    \frakfamily{A}
                                    
                                 
                                    =\frac{\xi}{2}\,(n+1)\,n
                                    
                                 
                              
                                 
                                    
                                    s
                                    
                                 
                              
                           Der zugehörigen Kontaktzahl entspricht die Gleichung
                           
                              
                                 
                                    \frakfamily{K}\,t
                                    
                                 
                                    =\frac{3}{2}\,\xi\,n\,(n-1)+(\xi-1)\,\frac{n\,(n+1)}{2}
                                    
                                 
                              
                                 
                                    
                                    s
                                    
                                 
                              
                           5. Die Vertikalkugelsäule über dem regulären einschichtigen Kugelsechseck.
                           Die Kugelanzahl beträgt
                           
                              \underset{\mbox{Sechseck}}{\frakfamily{A}}=\xi\,[3\,n\,(n-1)+1]
                              
                           Die zugehörige Kontaktzahl ist
                           
                              \underset{\mbox{Sechseck}}{\frakfamily{K}\,t}=\xi\,\{[3\,(u-1)]^2+3\,(n-1)\}+(\xi-1)\,[3\,u\,(n-1)+1]
                              
                           + (ξ – 1) [3n (n – 1) + 1]
                           Die gleichen Beziehungen gelten auch im allgemeinen Sinne unter besonderen
                              
                              									Voraussetzungen für entsprechende, aus Rollen aufgebaute Säulen.
                           
                        
                           
                              Die Lageverhältnisse der Rollkörper gegeneinander.
                              
                           Sind zwei Kugeln oder Rollen im Kontakt, so ist, wie Fig.
                                 										12 zeigt, der in der Mitte der Zentrallinie C1C2 liegende Entfernungswert K sowohl nach C1 als auch nach C2 je einer Radiuslänge gleich,
                              									demnach ist
                           C1K = r, und C2K = r
                           Fig. 13 zeigt ein gehemmtes Rollsystem, welches aus
                              									drei Kugeln C1,
                              										C2, C3 besteht, darin
                              									sind
                           C1K = C1K1
                              									= r
                           ferner besteht die Beziehung
                           
                              (C
                              1
                              K
                              2
                              )
                              2
                              = (2r)
                              2
                              – r
                              2
                              
                           
                           woraus folgt
                           C1K2= r√3
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 475
                              Fig. 12.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 475
                              Fig. 13.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 475
                              Fig. 14.
                              
                           Bedeutend verwickelter werden die Lageverhältnisse eines Rollsystems von vier
                              									Rollelementen gleichen Durchmessers. Zum Zwecke der geordneten Uebersichtlichkeit
                              									sind die Lageverhältnisse einer graphischen Darstellung unterworfen, wie sie Fig. 14 zeigt. Angenommen die Rollkörper seien Kugeln.
                              									In dem rechtwinkligen Koordinatensystem x, y ist die
                              									Kugel c1 nicht
                              									aus dem Anfangspunkt der Koordinaten herausschiebbar gedacht. Es bilden c1, c2, c3, c4 ein im Kontakt
                              									befindliches quadratisches Rollsystem. Die an c1 durch die Kugeln c2 und c3 gebildeten Kontakte k liegen auf dem Kontaktkreise r√1 = r; dagegen liegen die zwischen den
                              									Rollkörpern c2, c3, sowie c3, c4 befindlichen
                              									Kontakte k1 und
                              										k1 auf
                              									dem Kontaktkreise r√5. Das miteinander
                              									beweglichverbundene Rollsystem sei in seinen Ecken c1, c2, c3, c4 mit beweglichen Scharnieren versehen gedacht;
                              									dagegen sei die Diagonalaxe c1, cV als unveränderlich in ihrer Lage
                              									angenommen. Der Rollkörper c3 sei auf c1;
                              									cK
                              									verschiebbar.
                           Man denke sich nun, der Rollkörper c3 werde auf der Diagonalaxe bis cV
                              									hinaufgezogen, so wird aus dem Quadrat ein Rhombus mit den Winkeln von 60° bezw.
                              									120°, wie es Fig. 14 darstellt, und man erhält, wie
                              									aus der graphischen Darstellung der Kontaktkurve ersehen wird, den Kontaktwert r V 3, ausserdem die Kontaktwerte k6 bezw. k6. Die
                              									beiden letzten Kontaktwerte liegen auf dem Kontaktkreise r√7 Schiebt man von cV aus den Rollkörper an c1, so erhält
                              									man erstens den Kontaktwert k auf dem Kontaktkreise r, sowie die Kontakte 1k sowie 1k, welche beide auf dem Kontaktkreise r√3 liegen. Zwischen den Verschiebungsgrenzen der
                              									Winkel von 60° bis 120° sind die Kontaktkurvenzweige in der Zeichnung dargestellt,
                              									nämlich der Zweig 1k
                              									bis k6, ferner der
                              									Zweig 1k bis k6.
                           
                           Weist das Rollsystem die Kontaktwerte k, sowie 1k und 1k auf, so ist das
                              									System ein Gehemmtes, ebenso gilt es gehemmt, wenn es die Kontaktwerte = r√3, sowie k6 und k6
                              									=r√7 hat. Alle zwischen diesen Anfangs- und Endwerten
                              									liegenden Rollsysteme sind ungehemmte tetragonale Rollanordnungen. Als Gleichung für
                              									die Rollkontaktkurve gewinnt man mit Hilfe des
                              									Projektionssatzes die Beziehung
                           P2 =
                              										r2 + (2r)2 – 2r . 2r cos α
                           woraus folgt
                           
                              P=\pm\,r\,\sqrt{5-4\,cos\,a}
                              
                           wenn α ein spitzer Winkel ist;
                              									ferner
                           
                              P=r\,\sqrt{5+4\,cos\,a\,(180^{\circ}-\alpha)}
                              
                           wenn α ein stumpfer Winkel
                              									ist.
                           Angenommen, es sei
                           α =0°, dann ist cos α = 1
                           Setzt man nun in die allgemeine Kurvengleichung
                           
                              P=r\,\sqrt{5-4\,cos\,a}
                              
                           die zugehörigen Werte ein, so folgt
                           
                              P=r\,\sqrt{1=r}
                              
                           Es sei α = 60°, dann ist cos\,a=\frac{1}{2}
                           Man erhält
                           
                              P=r\,\sqrt{5-4\cdot \frac{1}{2}}=r\,\sqrt3
                              
                           Setzt man
                           α = 90°
                           dann ist
                           cos α = 0
                           dann folgt für
                           P = r√5
                           Ist α = 120°, so hat man
                           
                              P=r\,\sqrt{5+4\,cos\,(180^{\circ}-120^{\circ})}
                              
                           woraus folgt
                           
                              P=r\,\sqrt{5+4\,cos\,60^{\circ}}=r\,\sqrt7
                              
                           Unter Berücksichtigung der geometrischen Lageverhältnisse der Kurven erhält man für
                              									die betrachteten Winkel dieselben Ergebnisse bei Anwendung des Pythagoräischen
                              									Lehrsatzes.
                           Zur bequemeren Auffindung aller Reihen werte für jeden Kurvenzweig setzt man für den
                              									spitzen Winkel α
                           α = 90° – φn
                           und für den stumpfen Winkel
                           α = 90° + φn
                           Demnach heisst die Reihe für die Kurvenelemente je beider Zweige von 60° angefangen
                              
                              									bis 120°
                           
                              \underset{60^{\circ}}{P}=r\,\sqrt3
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}-\varphi_{(n-1)}}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,[90^{\circ}-\varphi_{(n-1)}]}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}-\varphi_{(n-2)}}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,[90^{\circ}-\varphi_{(n-2)}]}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}-\varphi_{(n-3)}}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,[90^{\circ}-\varphi_{(n-3)}]}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}-\varphi_2}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,(90^{\circ}-\varphi_2)}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}-\varphi_1}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,(90^{\circ}-\varphi_1)}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}}{P}=r\,\sqrt5
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}+\varphi_1}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,(90^{\circ}+\varphi_1)}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}-\varphi_2}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,(90^{\circ}-\varphi_2)}
                              
                           
                              
                              \underset{90^{\circ}-\varphi_{(n-3)}}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,(90^{\circ}+\varphi_{(n-3)}]}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}+\varphi_{(n-2)}}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,[90^{\circ}+\varphi_{(n-2)}]}
                              
                           
                              \underset{90^{\circ}+\varphi_{(n-1)}}{P}=r\,\sqrt{5-4\,cos\,[90^{\circ}+\varphi_{(n-1)}]}
                              
                           
                              \underset{120^{\circ}}{P}=r\,\sqrt7
                              
                           
                        
                           
                              Die Abstandswerte der Kontakte unter sich.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 476
                              Fig. 15a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 476
                              Fig. 15b.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 476
                              Fig. 15c.
                              
                           Es sei C1, C2. C3, C4 ein
                              									viergliedriges Rollsystem. Die Figuren 15a, b, c stellen das
                              									viergliedrige System in den drei Hauptlagetypen dar; aus denselben ist ersichtlich,
                              									dass, wenn das Zentrallinienviereck einen Rhombus mit Winkeln von 60° bezw. 120°
                              									darstellt, die Verbindungslinien zwei gleichseitige kongruente Dreiecke mit
                              									gemeinschaftlicher Spitze bilden. Jede der Dreieckseiten ist gleich r. Bildet das Zentrallinienviereck des Rollsystemes ein
                              									Quadrat, so ist die Entfernung aller Kontakte unter sich, wie leicht zu übersehen
                              									ist
                           r√2
                           Hieraus folgt:
                           Jedes mehrgliedrige Rollsystem ist ein gehemmtes, wenn die Kontakte desselben als die
                              
                              									Eckpunkte gleichseitiger Dreiecke angesehen werden können. In jedem anderen Falle
                              									gilt das Rollsystem als läufig oder ungehemmt.
                           
                        
                           
                              Die Abstandswerte der Kontakte n – gliedriger Rollsysteme
                                 										vom Koordinatenursprunge.
                              
                           Fig. 7 stellt ein aus mn Rollkörpern gebildetes Rechteck so dar, dass zwei zusammenstossende
                              									Randseiten auf den rechtwinkligen Koordinaten x und y liegen. In jedem Falle gilt für jeden beliebigen
                              
                              									Kontaktpunkt des gesamten Rollkörpersystemes die allgemeine Beziehung
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{x^2+y^2}
                              
                           hierbei ist zu beachten, dass sowohl x als auch y in Radiuslängen der unter sich
                              									gleichen Rollkörper auszudrücken sind.
                           Die Kontaktlagen aller Rollkörper bleiben, auch wenn das ganze System in drehende
                              									Bewegung gesetzt wird, konstant.
                           Sind x und y grade Zahlen
                              									der Radiuswerte, so stellen die Punkte \underset{(x,\,y)}{P} die Querschnittsmittelpunkte der
                              									Rollkörper dar.
                           Sind dagegen x und y
                              									verschiedenen Charakters, d.h. stellt die eine Grösse eine grade, die andere eine
                              									ungrade Zahl dar, so erhält man durch die obige Gleichung für \underset{(x,\,y)}{P} die
                              									verschiedenen Lagen der Kontaktpunkte.
                           Bedeutet x eine grade Zahl, also y eine ungrade, so liegen sämtliche Kontakte dieser Rollkörperreihen auf
                              									der Zentrallinienrichtung für y. Bedeutet dagegen x eine ungrade, y eine
                              									grade Zahl, so liegen sämtliche Kontakte dieser Rollkörperreihen auf der
                              									Zentrallinienrichtung für x.
                           Diese Lagegesetze sind für das rechteckige Rollkörpersystem durchaus wichtig. Man ist
                              									durch dieselben ohne weiteres imstande, die verschiedenen Lagebedingungen aller
                              									Kontakte gegeneinander zu übersehen und auf ihre Lageunterschiedlichkeiten zu
                              									untersuchen. Ohne Schwierigkeiten ergibt sich das ganze Punktlagenbild sowohl für
                              									die Rollkörperkontakte, als auch für die Rollkörpermittelpunkte. Am wichtigsten
                              									treten jetzt für die vorliegenden Untersuchungen die Kontaktreihen hervor.
                              									Parallelscharen von Kontakt reihen, welche nach dem Theoreme der arithmetischen
                              									Reihen höherer Ordnung in völliger Gesetzmässigkeit sich aufbauen, findet man jetzt
                              
                              									bequem auf. Es bleibt nur noch übrig, die einzelnen Glieder der Reihen genau
                              									bestimmen zu können. Zu diesem Zwecke ist die allgemeine Gleichung
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{x^2+y^2}
                              
                           gehörig zu transformieren. Wie bereits festgestellt, muss y eine ungrade Zahl sein, wenn x eine grade ist, damit Kontaktpunkte auftreten. Daher setze man bei
                              									Einführung der Grössen u und v für x beziehungsweise y
                           x = 2u
                           dann erhält man für y
                           
                              y = 2v – 1
                              
                           In die obige allgemeine Gleichung substituiert man diese Werte für x und y und erhält
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{(2\,u)^2+(2\,v-1)^2}
                              
                           Ist x eine ungrade Zahl, dagegen y eine grade, so setzt man für x und y bei Anwendung derselben Buchstaben
                           x = 2u –
                              									1; y = 2v
                           Durch Eintragung dieser Werte in die Gleichung gewinnt man die Beziehung
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=\sqrt{(2\,u-1)^2+(2\,v)^2}
                              
                           Diese abgeleiteten Gleichungen genügen, die Parallelscharen aller Kontaktreihen eines
                              										mn-gliedrigen läufigen Rollkörpersystemes mit
                              									den Zentrallinienwinkeln von 90° aufzustellen.
                           Zur Bestimmung der Rollkörpermittelpunkte setzt man
                           x = 2u, und y
                                 										= 2v
                           Hieraus findet man durch Substitution der Werte
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{(2\,u)^2+(2\,v)^2}
                              
                           
                        
                           
                              Die Allgemeingiltigkeit der Rollkontaktkurve für das m
                                 										n-gliedrige Rollsystem.
                              
                           Richtet man wiederum seine Aufmerksamkeit auf die Fig.
                                 										14, welche ein viergliedriges verschiebbares Rollkörpersystem darstellt,
                              									so liegt die Vermutung sehr nahe, dass man die Allgemeingiltigkeit der
                              
                              									Rollkontaktkurve für ein Rollkörpersystem aus m
                                 									n-Gliedern bestehend, feststellen kann. Und in der Tat ermittelt man nach dem
                              									bekannten Verfahren für ein mehrgliedriges Rollsystem die Beziehung
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P^2}=x^2\,y^2+y^2\,r^2-2\,x\,r\,y\,r\,cos\,(90^{\circ}\mp\,\varphi)
                              
                           hieraus folgt die allgemeine Gleichung:
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=\pm\,r\,\sqrt{x^2+y^2-2\,x\,y\,cos\,(90^{\circ}\,\mp\,\varphi)}
                              
                           Dementsprechend erhält man durch Einsetzung von u und
                              										v die Gleichungen für die Parallelscharen der
                              									Kontaktreihen.
                           I. x = 2u; y = (2v – 1).
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{(2\,u)^2+(2\,v-1)^2-2\,(2\,v-1)\,2\,u\,cos\,(90^{\circ}\,\mp\,\varphi)}
                              
                           II. x = 2u – 1 : y = 2z.
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{(2\,u-1)^2+(2\,v)^2-2\,(2\,u-1)\,2\,v\,cos\,(90^{\circ}\,\mp\,\varphi)}
                              
                           Für die Rollkörpermittelpunkte ergeben sich bei analoger Betrachtung:
                           
                              x = 2u; y = 2v
                              
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{(2\,u)^2+(2\,v)^2-2\cdot 2\,u\cdot 2\,v\,cos\,(90^{\circ}\,\mp\,\varphi)}
                              
                           Aus dieser Beziehung erhält man vereinfacht:
                           
                              \underset{(x,\,y)}{P}=r\,\sqrt{4\,[u^2+v^2-2\,u\,v\,cos\,(90^{\circ}\,\mp\,\varphi)]}
                              
                           Mit Hilfe voranstehender Gleichungen ist das Kontaktproblem eines einschichtigen
                              									Rollsystems, welches aus vier Elementen gleicher Durchmesser besteht, nach den
                              									Hauptrichtungen allgemein gelöst.
                           Zum Schlusse sei noch angegeben, wie weit die beiden Kontakte der Gipfelkugel eines
                              									gleichseitigen Kugeldreiecks (s. Fig. 9) vom
                              									Koordinatenursprung entfernt sind; die Kugelseitenzahl heisse n; dann ist der der y-Achse am nächsten liegende Kontakt Pn
                           
                              P_n=r\,\sqrt{\left(\frac{2\,n-3}{2}\,\sqrt3\right)^2+\left(\frac{2\,m-3}{2}\right)^2}
                              
                           der weiter von der y-Achse
                              									abliegende, Pn
                              									benachbarte Kontakt P_{n_1} ergibt die Relation
                           
                              P_{n_1}=r\,\sqrt{\left(\frac{2\,n-3}{2}\,\sqrt3\right)^2+\left(\frac{2\,m-1}{2}\right)^2}
                              
                           Während selbstverständlicher Weise durch die Gleichung der Rollkontaktkurve
                              									äquivalente Werte ebenfalls gefunden werden und zwar durch Einsetzung cos 120° = – ½, so stellen die beiden letzten
                              									Gleichungen die Grenzbestimmung der Kontaktlagenwerte
                              									des Gipfelkörpers für ein gleichseitiges Dreieck dar.