| Titel: | Mitteilungen über die „Pariser Metropolitanbahn“. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 498 | 
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                        Mitteilungen über die „Pariser
                              									Metropolitanbahn“.
                        Mitteilungen über die „Pariser
                              								Metropolitanbahn“.
                        
                     
                        
                           I. Bauausführung des Nordringes.
                           In unseren älteren, die Pariser Metropolitanbahn
                              									betreffenden Mitteilungen (vgl. D. p. J. 1900, 315, 8 u.
                              									549, sowie 1901, 316, 399 u. 750) wurde bereits über das
                              									Allgemeine dieser Stadtbahn, dann über die Bauausführung der zuerst hergestellten
                              									Hauptstrecke, Port Maillot-Port de Vincennes, und den Betrieb dieser Linie, sowie
                              									endlich auch über die verschiedenen einschneidenden Aenderungen und Verbesserungen
                              									ausführlich berichtet, welche der ursprüngliche Entwurf späterhin erfahren hat.
                              									Nunmehr steht in Kürze die Eröffnung der ganzen zweiten Hauptlinie, des sogenannten
                              										Nordringes (Porte Dauphine-Place de la Nation) in
                              									Aussicht, von der das Stück Porte Dauphine-Place de l'Etoile schon gleichzeitig mit
                              									der ersten obengenannten Hauptstrecke, noch mittelbar vor der letzten Pariser
                              									Weltausstellung, der Teil zwischen Place de l'Etoile und Place d'Anvers am 7.
                              									Oktober 1902 und die Fortsetzung von da bis zum Haltepunkt Rue de Bagnolet am 24.
                              									Januar 1903 dem öffentlichen Verkehr übergeben worden ist. Die von der Station Rue
                              									de Bagnolet weiterlaufende, beiläufig 1000 m lange Endstrecke bis zur Place de la
                              									Nation ergab jedoch besonders grosse Bauschwierigkeiten und verursachte hierdurch
                              									gemeinsammit einer Reihe anderer zeitraubender Nacharbeiten eine Verzögerung
                              									der Betriebseröffnung des ganzen Nordringes, welche bei einigermassen günstigeren
                              									Verhältnissen leicht hätte unterbleiben können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 497
                              Fig. 1. Lageplan der Kehrschleife und der drei Stationen „Place de la
                                    											Nation“.
                              
                           Der Verlauf und die Linienentwicklung des Nordringes ist bei der Ausführung so
                              									geblieben, wie wir ihn seinerzeit (vergl. D. p. J. 1901, 316, 399 u. 752) bereits bei Besprechung des Entwurfes in Wort und Bild
                              									geschildert haben, nur musste der Anschluss an die erste Hauptstrecke, Porte
                              									Maillot-Porte Vincennes, also namentlich die Ausführung der Station Place de la
                              									Nation, eine unvorhergesehene Weiterung erfahren. Demzufolge waren die Vorarbeiten
                              									für den Nordring aber auch erst Ende Oktober 1900 so weit festgestellt und
                              									behördlich überprüft, dass mit der Bauvergebung vorgegangen werden konnte. Die
                              									fertige Nordringlinie besitzt eine Gesamtlänge von 12415 m und durchläuft 23 sich
                              									auf 10 Bezirke verteilende Stadtviertel, in denen man beiläufig 1080000 Einwohner
                              									zählt. Vom Ausgangspunkte „Porte Dauphine“ bis zum Abschlusse „Place de la
                                 										Nation“ sind 25 Haltestationen vorhanden, nämlich: „Place Victor
                                 										Hugo“, „Place des l'Etoile“, „Place des Ternes“, „Rue de
                                 										Courcelles“, „Rue de Monceau“, „Avenue de Villiers“, „Rue
                                 										de Rom“, „Place Clichy“, „Place Blanche“, „Place
                                 										Pigalle“, „Place d'Anvers“, „Rue Rochechouart“,
                              										„Boulevard Barbès“, „Rue de la Chapelle“, „Rue
                                 										d'Aubervilliers“, „Rue d'Allemagne“, „Rue de Meaux“, „Rue
                                 										de Bellville“, „Rue des Couronnes“, „Rue de Menilmontant“,
                              										„Avenue de la Republique“, „Avenue Philippe Auguste“, „Rue de
                                 										Bagnolet“, „Rue d'Avron“, von denen die Stationen Place de l'Etoile,
                              									Avenue de Villiers, Boulevard Barbès, Rue d'Allemagne und Avenue de la Republique
                              									nebst der Endstation Place de la Nation als Umsteigestationen eine reiche und
                              									bequeme Verbindung des Nordringes zu allen übrigen Linien des Metropolitannetzes
                              									vermitteln.
                           Im allgemeinen sind die grundsätzlichen Feststellungen hinsichtlich der
                              									Linienentwicklung dieselben geblieben wie auf der Hauptlinie I (vergl. D. p. J.
                              									1900, 315, 549), insofern in den laufenden Strecken die
                              									Grenzen für Gefälle mit 40 : 1000 und jene für die schärfsten Krümmungen mit 75 m
                              									Halbmesser nirgends überschritten wurden. Einschneidende Aenderungen ergaben sich
                              									jedoch gegenüber dem ursprünglichen Projekte, wie bereits erwähnt wurde, in der
                              									Ausführung der unterirdischen End- bezw. Anschlusstation Place de la Nation, deren
                              									richtigen Grundriss Fig. 1 darstellt. Hier teilt sich
                              									unmittelbar hinter der vorletzten Haltestation Rue d'Avron, welche in Fig. 1 für sich herausgezeichnet ist, die
                              									Nordringlinie in zwei doppelgleisige Strecken, von welchen die eine unter der Avenue
                              									de Taillebourg verläuft, dann die Place de la Nation umkreisend eine Kehrschleife
                              									bildet, in der sie sich, die Hauptlinie I berührend, zur Umsteigestation erweitert;
                              									die andere Abzweigung verfolgt zuvörderst die Avenue de Charonne bis zur Avenue du
                              									Frone, um dort die vorerwähnte Kehrschleife zu schliessen. Diese beiden zur Schleife
                              									vereinigten Zweigstrecken sind durch eine doppelgleisige, bogenförmige Dienst
                              									strecke V1
                              									verbunden und stehen ferner durch den eingleisigen Tunnel V2 mit dem rechtsseitigen
                              									Fahrgleis der Hauptlinie I, sowie südöstlich von der Place de la Nation durch einen
                              									doppelgleisigen und einen eingleisigen Tunnel T1 und T2 mit einem grossen, viergleisigen
                              									Wagenschuppen in Verbindung. Dieser erstreckt sich fast über die ganze Länge bis zum
                              									Bahnhof de Vincennes, der Endschleife der Hauptlinie I, und läuft mit dieser Linie
                              									parallel, wie der bezügliche Grundriss Fig. 2 ersehen
                              									lässt. Die 372 m langen Gleise des Schuppens sind ihrerseits wieder durch einen
                              									Weichentunnel t1 (Fig. 2) mit dem rechtsseitigen Fahrgleis
                              									der Hauptlinie I und durch ein längeres Gleis t2 zu den unfern in der Rue de Maraichers
                              									gelegenen Werkstätten der Metropolitanbahn in Verbindung gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 498
                              Fig. 2. Lageplan der zum Wagenschuppen führenden Dienstgleise des Nordringes
                                 										und der Kehrschleife des Endbahnhofes „Vincennes“ der Linie No. I
                              
                           Bis auf einen geringfügigen Bruchteil – anlässlich der Uebersetzung des
                              									Arsenalbassins – verläuft bekanntlich die zuerst erbaute Hauptlinie I (Porte
                              									Maillot-Porte de Vincennes) durchaus unterirdisch. Dementgegen enthält der Nordring
                              
                              									ein zusammenhängendes, 2 km langes, sich vom Boulevard Rochechouart bis zum
                              									Boulevard de la Vilette erstreckendes Stück Hochbahn, welche also fast den sechsten
                              									Teil der Gesamtlänge ausmacht. Sie bietet für die Fachleute manches Interessante,
                              									während die Bauausführung der unterirdischen Strecken genau nach den Mustern der
                              									Linie I erfolgt ist und daher im wesentlichen nichtsNeues aufweist. Die
                              									Herstellungskosten der eben erwähnten Hochbahnstrecke stellen sich für – den
                              									laufenden Meter auf 2800 Frank (2352 M.), jene für die unterirdischen Strecken
                              									jedoch nur auf 1400 Frank (1176 M.), so dass die ersteren genau doppelt so gross
                              									sind als die letzteren. Man war von vornhinein darüber klar gewesen, dass ein
                              									Unterfahren der Franz. Ostbahn und der Franz. Nordbahn, deren Gleise die
                              									Nordringlinie kreuzt, sowie namentlich die Unterquerung des St. Martin-Kanals nicht
                              									nur grosse bautechnische Schwierigkeiten dargeboten, sondern auch zwingenden Anlass
                              									gegeben hätten, mit den Gleisen auf ganz beträchtliche Tiefen niederzugehen, wodurch
                              									sich die Zugänge zu den in diesen Streckenteilen gelegenen Stationen sehr unbequem
                              									und gewissermassen verkehrshemmend ergeben hätten. So wäre beispielsweise nach den
                              									bezüglichen Vorarbeiten die Station Rue d'Allemagne mit ihrer Sohle 19 m tiefer zu
                              									liegen gekommen als das Strassenniveau, Grund genug auf die Unterführung zu
                              
                              									verzichten und die Hochbahnanordnung vorzuziehen, für die auch die öffentliche
                              									Meinung eintrat, da das Pariser Publikum im allgemeinen mehr Sympathien für das
                              									Fahren im Freien besitzt als für das in den Tunnelstrecken.
                           Neben diesen Vorteilen zeigt die oberirdische Zwischenstrecke – abgesehen von den
                              									ausserordentlichen Mehrkosten – natürlich auch die bekannten Schattenseiten, welche
                              									städtische Hochbahnen immer besitzen, indem die Nachbarschaft von dem Lärm und den
                              									Erschütterungen, die der Zugverkehr auf den Brücken mit sich bringt, stets mehr oder
                              									minder belästigt wird, und alle im Verlaufe solcher Bahnstrecken liegenden Strassen
                              									und Promenaden eine schwere Einbusse an Ruhe und Behaglichkeit, vielfach aber auch
                              									wesentlichen Abbruch an ihrem aesthetischen Eindruck erleiden. Obwohl nämlich die
                              									gewöhnliche mittlere Höhe der Hochbahnfelder von 6,5 m reichlich genügt, um dem
                              									Strassenverkehr unter denselben ungehemmtesten Spielraum zu gewähren, so erweist
                              									sich denn doch die allzustrenge Einhaltung dieser Normalhöhe vom Uebel. Zu diesem
                              
                              									Behufe hat man nämlich die Gleise so ziemlich überall ohne weiteres parallel zum
                              									Strassenniveau gelegt und da nun infolgedessen die einzelnen Brückenfelder, etwa
                              									ähnlich wie die bekannten russischen Rutschberge, in unschönen Zickzacklinien
                              									aneinanderstossen, bietet die Hochbahn vielfach einen recht hässlichen Anblick.
                              									Diese dem Auge so wenig ansprechende Anordnung, welche z.B. am Boulevard
                              									Rochechouart und an der Nordbahnüberbrückung besonders auffällig zu Tage tritt, war
                              									allerdings – wenn die Kosten nicht noch weitere Erhöhungen erfahren sollten – nie
                              									ganz zu Hingehen, allein abgeschwächt hätte sie immerhin werden sollen, uni das gute
                              									Aussehen nicht so sehr zu stören, als es jetzt an vielen Stellen tatsächlich der
                              									Fall ist.
                           Als Pfeiler sind in der Hochbahnstrecke sowohl gemauerte Joche als auch gusseiserne
                              									Säulen benutzt worden. Für die Fundierungen der letzteren trachtete man Fall für
                              									Fall die günstigsten Stellen zu verwenden, weshalb die Spannweiten der einzelnen
                              									Felder vielfach von einander abweichen, obwohl hierfür eine normale Weite von 22 m
                              									vorgesehen und vorgeschrieben war. Insbesondere mussten bei gewissen sehr wichtigen
                              									Ueberbrückungen verkehrsreicher Strassenkreuzungen grössere Felder eingelegt
                              									werden, wie z.B. auf dem Boulevard Barbès, wo eine Spannweite von 36,56 m, oder am
                              									Uebergang von der Rue de la Chapelle in die Rue d'Auberviliers, wo eine Spannweite
                              									von 44,73 m sich erforderlich machte. An der Ueberbrückung der Ostbahn besitzt das
                              									Hauptfeld eine Spannweite von 75,25 m; das ist dieselbe Weite, welche auch zwei
                              									Felder der Nordbahnüberbrückung erhalten haben, weil an dieser Kreuzungsstelle für
                              									künftighin auf eine Vermehrung der Nordbahngleise gerechnet werden musste.
                           Sämtliche Felder der Hochbahnstrecke sind Fachwerkbrücken, gebildet aus zwei N förmig gegitterten
                              									Längsträgern mit parabolisch verlaufendem Obergurt und geradlinigem Untergurt. Mit
                              									den letzteren stehen die beiden Hauptträger in Abständen von ungefähr 1,5 m durch
                              									senkrecht gestellte, aus Walzblech hergestellte Querträger in Verbindung, welche als
                              									Widerlager für die flachen Ziegelgewölbe dienen, mit welchen der ganze Brückenrost
                              
                              									abgedeckt ist, und auf denen die Gleise in einem Kiesbette ruhen. Es ist dies jene
                              									Anordnung, welche man bisher in Frankreich für die zweckdienlichste hält, um die
                              									Geräusche bei den Zugfahrten zu mässigen und die Erschütterungen auf das geringste
                              									Mass herabzumindern. Ein Mantel aus Zement wird über die Einwölbungen der
                              									Brückenbahn derart hergestellt, dass er eine wasserdichte Mulde bildet zur Aufnahme
                              									des Kiesbettes für die (Heise und gleichzeitig zum Ansammeln und Abfliessenlassen
                              									der feuchten Niederschläge. Die Längsträger der Brücken ruhen mit ihren Enden, wie
                              										Fig. 3 und 5
                              									zeigen, je auf einem walzenförmigen Lagerstuhl auf, von denen immer der eine
                              									unverrückbar festliegt, während der andere auf Rollen beweglich ist. In der Regel
                              									sind die Brücken von gusseisernen Säulen, vielfach aber auch, nämlich an allen
                              									oberirdischen Stationen, sowie an allen jenen Stellen, wo die Herstellung eines
                              									guten Unterbaues für Säulen Schwierigkeiten geboten hätte, von gemauerten Pfeilern
                              									getragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 499
                              Fig. 3. Gusseiserner Brückenpfeiler der Hochbahnstrecke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 499
                              Fig. 4. Grundriss der halben Unterlagsplatte.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 499
                              Fig. 5. Querschnitt der Brückenbahn mit den Wasserabläufen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 499
                              Fig. 6. Querschnitt c d des Säulenschaftes.
                              
                           Die gusseisernen Säulen (Fig.
                                 										3-6) besitzen im Schafte eine
                              									durchschnittliche Wandstärke von 72,5 mm und zuoberst einen äusseren Durchmesser von
                              									0,66 m, der nach dem Fuss der Säule im Verhältnisse von 1 : 60 zunimmt. Die
                              									Sockelplatte besitzt einen Durchmesser von 1,8 m und liegt aufeinem aus
                              									Hausteinen hergestellten Unterbau von quadratischem Querschnitte mit 2,4 m
                              									Seitenlänge, der mit seiner oberen, das Auflager für den Säulensockel bildenden
                              									Fläche gewöhnlich 0,75 m tief unter dem Niveau des anstossenden Geländes, bezw. der
                              
                              									betreffenden Strasse liegt. Die gemauerten Pfeiler sind
                              									durchaus nur aus Stein erbaut und zwar im Hauptteile aus 0,40 m hohen Schichten roh
                              									behauenen Enviller-Steines, und im Grundmauerwerk aus lagerhaften Bruchsteinen; die
                              									Abdeckung ist gleich wie das Abschlussgesims mittels rein behauener Sandsteine aus
                              									Corgoloir hergestellt. An allen 4 Pfeilerwänden beträgt die Schmiegung gleichmässig
                              									ein Vierzigstel der Höhe.
                           Besondere Hervorhebung verdienen einige Einzelheiten der weiter oben erwähnten
                              									Bahnübersetzungen, welche ebenfalls als Fachwerksbrücken mit bogenförmigem Obergurt
                              									und gradlinigem Untergurt ausgeführt sind. Die senkrechten Stützen folgen sich in
                              									den Längsträgern in Abständen von 4,40 m und bilden 17 Zwischenfelder, von denen die
                              									ersten 7 Fächer N-förmig,
                              									die letzten 7 Fächer N-förmig und die mittleren drei durch Andreaskreuze verstrebt sind. Die
                              									Trägerhöhe beträgt an den beiden Bogen anlaufen 6 m und im Bogenscheitel, d. i. in
                              									der Längsmitte der Brücke bezw. in der Mitte des Trägers 9 m. Alle die abgedachten
                              									senkrechten Rippen sind zu Gesperren vervollständigt, indem an diesen Stellen – also
                              									in Abständen von 4,50 m – zuvörderst die beiden Untergurten der Hauptträger durch
                              
                              									700 m hohe Querträger qq (Fig. 7) und die beiden Obergurten durch bogenförmige
                              									Gitterträger in steifer Verbindung stehen. Die Querträger qq an den Untergurten sind gegenseitig wieder
                              									durch je vier Blechträger t verbunden, welche zu der
                              									Längsachse der Brücke parallel liegen und sonach mit den benannten Querträgern 85
                              									zwischen 1,4 m bis 1,55 m breite und 4,2 m lange Felder bilden, an welche sich an
                              									den beiden Brückenenden noch je fünf nicht ganz halb so grosse Felder anschliessen,
                              									diese 95 Felder zusammengenommen bilden also den Brückenrost. Die beiden Hauptträger
                              									ruhen ganz ähnlich, wie bei den gewöhnlichen Jochen (Fig.
                                 										3 und 5) auf zwei Rollen in sattelförmigen
                              									Untergestellen, von denen das eine fest angebracht und das andere auf Rollen
                              									beweglich ist; ihre Spannweite zwischen den Achsen der beiden Stützrollen beträgt
                              									75,25 m und die gesamte Brücken- oder vielmehr Hauptträgerlänge 76,27 m; sie stehen,
                              									von Trägerachse zu Trägerachse gemessen, 7,98 m von einander und lassen zwischen
                              									einander einen lichten Raum für die Fahrbahn von 6,74 m. Um einer übergrossen
                              									Belastung aus dem Wege zu gehen, hat man bei den drei in Rede stehenden Brücken
                              									grösster Spannweite darauf verzichtet, Ziegelgewölbe einzubauen und ein Kiesbett für
                              									die Gleise vorzusehen. Die Fahrschienen sind vielmehr, wie der Brückenquerschnitt
                              										(Fig. 7) ohne weiteres ersehen lässt, einfach auf
                              									eichene Längsschwellen befestigt, die auf den Unterzugsträgern t des Brückenrostes aufliegen. Eine Plattenlage aus
                              									geriffeltem Stahlblech, mit welcher die ganze Brückenbahn abgedeckt ist. besorgt das
                              									Sammeln und Ableiten des Regenwassers, Sämtliche Teile der Brückenträger sind aus
                              									weichem, gewalztem Stahl hergestellt, bis auf die auf Druck beanspruchten Stützen
                              									sowie die Rollen der Auflager, für welche Gusstahl verwendet wurde. Als Brückenjoche
                              									sind sowohl gemauerte Pfeiler, als gusseiserne Säulen und endlich auch an einer Stelle ein
                              									Gitterpfeiler aus Stahlblech benutzt worden, auf Welche Anordnungen späterhin
                              									nochmals zurückzukommen sein wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 500
                              Fig. 7. Querschnitt der Brückenkonstruktion an der
                                 										Nordbahn-Uebersetzung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 500
                              Fig. 8. Querschnitt des Pumpeneinbaues zur Tunnelentwässerung am Boulevard de
                                 										Courcelles.
                              
                           Besondere Aufmerksamkeit hat man aus Rücksicht für die gute Unterhaltung sowohl im
                              									unterirdischen als oberirdischen Teile des Nordringes auch wieder der Entwässerung
                              									zugewendet. In den Untergrunds trecken ist zu dem Ende, ganz gleich, wie auf der
                              									zuerst erbauten Hauptstrecke No. I, in der Regel am tiefsten Punkte des Profils, d.
                              									i. in der Scheitelachse des Fussgewölbes des Tunnels (vgl. Bd. 315; Fig. 3, S. 550 und Fig. 9, S. 551) ein Sammelrohr eingelegt, dass die
                              									Bodenwässer aufnimmt, bis zum Gefällsbruch weiterführt und dann durch ein Seitenrohr
                              									in den nächsten tieferliegenden Abzugskanal des städtischen Netzes ergiesst. Liegt
                              									jedoch die Tunnelsohle tiefer als die nächsten Strassenkanäle, so werden die vom
                              									Sammelrohr gebrachten Wässer zuvörderst in gemauerte, an geeigneten Stellen
                              									angelegte Gruben geleitet und von hier erst mit Hilfe von Pumpen in den
                              									höherliegenden Kanal abgeführt. Dies geschieht im allgemeinen lediglich nach Bedarf
                              									mittels Handpumpen, an einzelnen Querschnitt
                              									Bahnstellen jedoch, wo dieses einfache Verfahren unzulänglich gewesen wäre, wie
                              									beispielsweise zunächst der Station Boulevard de Courcelles, hat man für das
                              									Sickerwasser seitlich des Tunnels einen Sammelstollen S
                              										(Fig. 8) erbaut, der mit einem bis zur Strasse
                              									emporreichenden, gemauerten Luftschacht k und durch
                              									einen aus Zementmauerwerk hergestellten Zwischenbau k1 mit dem Hauptkanal K des genannten Boulevards in Zusammenhang steht. Der
                              									Sammelstollen und Luftschacht ist durch eine in der Tunnelwand ausgesparte
                              									Türöffnung von der Bahnstrecke aus zugängig. Im Hauptraume des Stollens S befindet sich eine elektrisch betriebene Pumpe P, deren Saugrohr s bis in
                              									die tiefste Stelle des Stollens reicht, während ihr Druck röhr d heberartig durch k und
                              										k1 nach dem
                              									Hauptkanal geführt ist. Das Anlassen und Abstellen dieser Pumpe, welche also die
                              									Tunnelwässer in den städtischen Hauptkanal zu fördern hat, geschieht gewöhnlich
                              									durch denBahnwärter mit der Hand, kann aber auch bei aussergewöhnlichem
                              									Wasserandrang durch Vermittlung eines Schwimmers selbsttätig erfolgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 500
                              Fig. 9. Querschnitt X Y der Brückenabdeckung (in der Längsmitte der
                                 										Brückenbahn)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 500
                              Fig. 10. Querschnitt a b der Brückenabdeckung (ausserhalb der Längsmitte der
                                 										Brückenbahn) 
                              
                           Auf den normalen Hochbahnbrücken mit eingewölbtem Roste hat die schon weiter oben
                              									einmal erwähnte Zementabdeckung der Ziegelgewölbe beiderseits über den Anläufen
                              									gegen die Mitte der Brückenbahn ein Gefälle erhalten, sodass der tiefste Punkt immer
                              									mit der Brückenachse XY (Fig. 5) zusammenfällt. Die hier zusammenlaufenden, feuchten Niederschläge
                              									gelangen durch ein Rohr R (Fig. 5, 9 und 10) in eine eiserne Rinne C (Fig. 5 u. 9), welche
                              									entlang der ganzen Brücke verläuft und mithin dieselbe Lage einnimmt, bezw. dasselbe
                              									Gefälle besitzt, wie die Brückenbahn. Am tiefsten Punkte gelangt sodann das aus C kommende Wasser in die quer unter der Brücke
                              									angebrachte, rechts wie links im Gefälle verlaufende Eisenblechrinne Q1 und Q2 (Fig. 5, 9 und 10), um endlich rechts wie links durch ein Abfallrohr
                              										AA (Fig. 5)
                              									den Weg nach abwärts und schliesslich in den Abzugskanal der Strasse zu finden. Man
                              									hat es absichtlich unterlassen, die Abfallröhre AA in das Innere der als Brückenpfeiler dienenden gusseisernen Säulen zu
                              									leiten, wenngleich dies für den Wasserabfluss verhältnismässig sicherer und auch vom
                              									Standpunkte des guten Aussehens vorzuziehen gewesen wäre. Es stand nämlich zu
                              									befürchten, dass dieser Vorteil doch nur auf Kosten der Säule und ihres Unterbaues
                              
                              									erreicht werden könnte, welche Teile jedoch entschieden die grössere Sorgfalt
                              									verdienen. Für alle Fälle erscheint bei der jetzigen Anordnung eine Schädigung des
                              									Wasserabzuges und der zugehörigen Teile durch Eisbildung oder Verstopfungen und
                              
                              									ebenso ein besonders rasches Rosten der Säuleninnenwände sicherer und besser
                              									bekämpft, als wenn man den anderen Weg eingeschlagen hätte. Wie die Verbindung
                              									zwischen den Längsrinnen C und den Querrinnen Q1 und Q2 durchgefühlt ist,
                              									sowie die Art und Weise der Rinnenbefestigung, zeigen insbesondere die beiden
                              									Querschnittsdarstellungen Fig. 9 u. 10. Ausserdem lässt sich aus Fig. 9 auch die Anordnung der Querträger, welche, wie weiter oben
                              									hervorgehoben wurde, in mittleren Abständen von 1,5 zu 1,5 m die Untergurten der
                              									beiden Hauptträger der Normalbrücken verbinden und die Widerlager der
                              									Ziegeleinwölbungen bilden, sowie die Anläute dieser Gewölbe und desgleichen die hier
                              									angebrachten Wasserabzugsröhren R des näheren ersehen,
                              									welch letztere oben ein gusseisernes Sieb als Mundstück haben und den Wasserablauf
                              									aus je einer Hälfte des anstossenden Gewölbes nach der offenen Längsrinne C vermitteln.
                           
                           Von den 22 neuen Stationen des Nordringes sind vier oberirdisch, nämlich
                              									Hochbahnstationen, und die übrigen unterirdisch; sie weisen eine mittlere
                              									gegenseitige Entfernung von nur 500 m auf, während die Stationen der zuersterbauten
                              									Hauptlinie No. I in durchschnittlichen Abständen von 625 m auf einander folgen. Von
                              									den unterirdischen Stationen des Nordringes sind alle bis auf die Umsteigstationen
                              									fast genau nach dem Muster der ersten Hauptstrecke ausgeführt und zwar liegen 14
                              									derselben im Tunnel (vgl. Bd. 315; Fig. 6, S. 552) und nur zwei, nämlich die Stationen
                              									Rue de Rome und Place de la Nation in mit Stahlblechrosten abgedeckten Einschnitten
                              									(vgl. Bd. 315. Fig. 7, S.
                              									552). Bei den Tunnelstationenfindet sich gegenüber dem ursprünglichen Muster
                              									lediglich die kleine Abweichung, dass sie mit einer Scheitelhöhe von 5,90 m
                              									ausgeführt wurden, während diese bei den Stationen der zuerst erbauten Linie mit
                              									5,70 m bemessen ist. Die Weite des Stationstunnels von 14 m, ebenso die Breite von 4
                              									m und Länge von 75 in der Bahnsteige und der ganze sonstige Grundriss haben
                              									keinerlei Aenderung erlitten, ebensowenig wie die allgemeine Anordnung der
                              
                              									Stiegenaufgänge, Ueberbrückungen und Diensträume. Desgleichen ist die Ausstattung
                              									mit elektrischem Licht und die Verkleidung der Stiegen und Tunnelwände mit
                              
                              									weissglasierten Chamotteziegeln dieselbe geblieben, wie bei den ersten
                              									Ausführungen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)