| Titel: | Mitteilungen über die „Pariser Metropolitanbahn“. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 519 | 
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                        Mitteilungen über die „Pariser
                              									Metropolitanbahn“.
                        (Fortsetzung von S. 501 d. Bd.)
                        Mitteilungen über die „Pariser
                              								Metropolitanbahn“.
                        
                     
                        
                           Die oberirdischen Stationen (Fig. 11 u. 12, S. 519) umfassen immer fünf Brückenfelder, von
                              									denen die drei mittleren je eine Spannweite von 15,09 m und die beiden Endfelder
                              									eine solche von je 16,92 m besitzen. Die Gesamtlänge jedes der rechts und links von
                              									der Fahrbahn angeordneten Bahnsteige beträgt 75,45 m und ihre Breite vom freien
                              
                              									Rande bis zur Wand des Bahnsteigdaches 4,1 m. Von den vier Längsträgern der
                              									einzelnen, die Station bildenden Brückenfelder sind die inneren, abweichend von den
                              									Trägern der laufenden Hochbahnstrecke, nicht als Fachwerkträger, sondern als volle
                              									Blechträger ausgeführt. Dieselben ruhen in gewöhnlicher Weise auf normalen,
                              									gusseisernen Säulen (vergl. Fig. 3, 4, 5, 6 S. 499 u. Fig. 12)
                              									und sind an der Untergurt wieder durch Querträger verbunden, die allerdings nur 1,1
                              									m weit von einander liegen, sonst aber in ganz ähnlicher Art als Widerlager für die
                              									Ziegeleinwölbung dienen, wie auf der offenen Hochbahn, und das Kiesbett und die
                              									Gleise zu tragen haben. Die beiden äusseren Längsträger ruhen auf gemauerten
                              									Pfeilern, sind als Fachwerk ausgeführt, aber von den Normalträgern der laufenden
                              									Hochbahnstrecken abweichend, insofern bei ihnen die Obergurt (vergl. Fig. 11) geradlinig, die Untergurt hingegen in einem
                              									flachen parabolischen Bogen vorläuft, welche Form vornehmlich nur aus
                              									Schönheitsgründen gewählt worden ist. Diese beiden äusseren Träger, welche am
                              									Bogenscheitel 1,9 m, und an den beiden Auflagern 2,20 m Höbe besitzen, stehen in
                              									Abständen von 1,1 m, also an denselben Stellen, wo zwischen den Längsträgern der
                              									Fahrbahn die (Querträger eingesetzt sind, mit den inneren Längsträgern durch
                              									Gesperre in Verbindung, welche aus zwei Querträgern und einem Andreaskreuz bestehen,
                              									wie es Fig. 12 ersehen lässt. Die oberen Querträger
                              									der Gesperre bilden wieder die Widerlager für eine Ziegeleinwölbung, auf welcher der
                              									Fussboden des betreffenden Bahnsteiges ruht. Sowohl die Verbindungsgesperre der
                              									beiden Bahnsteigbrücken als die Querträger der Fahrbrücke sind an der Unterfläche
                              									noch durch ein reiches Netz von Windschliessen angemessen versteift und in ganz
                              									ähnlicher Weise, wie die gewöhnlichen Brücken der laufenden Hochbahnstrecke mit
                              									Wasserablaufrinnen ausgerüstet. Auf den beiden äusseren Längsträgern erheben sich
                              									ferner auch das Gitterwerk für die Seitenwand und die Auslader des Bahnsteigdaches.
                              									Diese Wände haben einen verschalten Sockel und in jedem der fünf Brückenfelder der
                              									Station je vier 3,5 m breite und 2,6 m hohe Glasfenster.
                           Die gusseisernen Säulen, auf denen die inneren Brückenträger liegen, gleichen nach
                              									Form und Abmessungen genau den in der offenen Hochbahnstrecke verwendeten Pfeilern
                              									dieser Art, hätten aber nach dem ursprünglichen Entwürfe in den Stationen Paar für
                              									Paar durch ein besonderes flaches Bogengesperre verbunden werden sollen, was bei der
                              									endgiltigen Ausführung in anbetracht der guten Windversteifung der dreifachen
                              									Brückenbahn als überflüssig erkannt wurde und daher unterblieben ist. Die aus
                              									vorzüglichen Hausteinen ausgeführten, gemauerten Pfeiler sind an den Mitteljochen im
                              									Sockel 2,17 m breit und 2,25 in lang, am Pfeilerabschluss, unter dem Deckgesimse.
                              									1,45 m breit und 1,844 m lang, bei einer durchschnittlichen Gesamthöhe von 5 m. Die
                              									bezüglichen, aus lagerhaften Bruchsteinen hergestellten Untermauerungen der
                              									Pfeilersockel haben eine Breite von 2,20 m, eine Länge von 2,70 m, und eine Tiefe,
                              									die natürlich jeweilig den örtlichen Bodenverhältnissen anzupassen war. Am Anfänge
                              									sowie am Ende der Station sind die gemauerten Säulen um 3,6 m verbreitert und von
                              									dieser Verbreiterung ist ein 2,1 in breiter Pfeiler P
                              										(Fig. 11) bis zur vollen Höhe
                              									derBahnsteigwand ausgebaut, um auf diese Weise den architektonischen Abschluss
                              									und Rahmen der Stationsfront zu bilden, bezw. als dekorativer Brückenkopf zu dienen.
                              									Die Deckenkante der Bahnsteigwand ist nach aussen hin, wie Fig. 11 zeigt, durch ein Fries abgeschlossen, hinter dem sich die
                              									Sammelwasserrinne des anschliessenden Pultdaches (vergl. Fig. 12) birgt. Das Dach selbst tritt von der Wand aus 4,715, d. i. 0,715
                              									m über den freien Bahnsteigrand gegen die Fahrbahn vor, sodass die Fahrgäste beim
                              									Betreten oder Verlassen der Wagen vor Regen oder Schnee hinreichend geschützt sind.
                              									Die beiden Bahnsteigdächer der Hochbahnstationen sind mit durchsichtigem Hartglas
                              									gedeckt; die Scheiben liegen in Eisenrahmen, sind aber nebst dem durch ein ziemlich
                              									dichtes Drahtgitter getragen, welches zu verhüten hat, dass bei allfälligem
                              									Zerbrechen einer Glastafel die Bruchstücke auf den Bahnsteig, bezw. auf die
                              									Reisenden herunter fallen.
                           Als Zugang zu den Stationen dienen Stiegen, welche an einer der unmittelbar
                              									anstossenden Normalbrücken der laufenden Hochbahn (vergl. Fig. 11) teils unterhalb, teils neben der Brückenkonstruktion ihren Platz
                              									erhalten. In der Kegel führt eine einarmige Treppe von 4-5 m Breite vom
                              									Strassenboden aus unter der Brückenbahn des besagten Nachbarfeldes bis zu einem
                              									Absatz, wo der Dienstraum für die Fahrkartenausgabe eingebaut ist und zwei Ausgänge
                              									zu den beiden seitlich der Brücke angebrachten 4 m breiten Treppenarmen führen.
                              									Letztere münden unmittelbar an den Bahnsteigen der Station und sind durch ein
                              									Eisengitter in zwei gleiche Hälften geteilt, von denen die eine ausschliesslich den
                              									abfahrenden und die andere den angekommenen Fahrgästen vorbehalten ist.
                           Gleichwie auf der zuerst erbauten Metropolitanbahnlinie No. 1 gab es auch wieder
                              									namentlich für die unterirdischen Teile des Nordringes erst mehrfache ganz
                              									wesentliche Vorbereitungsarbeiten durchzuführen, bevor mit dem Ausbau der Bahnlinie
                              									glatt vorgegangen werden konnte. So sind für das Umlegen von Haupt- und Nebenkanälen
                              									des städtischen Netzes allein 4 Millionen Francs und für die Verlegung von
                              									Wasserleitungen, Gasrohren und elektrischen Kabeln 2875000 Fres. Kosten
                              									aufgewachsen. Bei der Herstellung der Tunnel hatten diesmal die Bauunternehmungen
                              									auf die Anwendung der Schildmethode, in anbetracht der recht verdriesslichen
                              									Erfahrungen, welche damit bei Erbauung der ersten Linie gemacht worden sind, ganz
                              									verzichtet, und sich lediglich auf die gewöhnlichen Bauweisen mit Kopf- oder
                              									Fusstollen beschränkt, was sich übrigens überall anstandslos durchführbar erwiesen
                              									hat. Bedeutende Schwierigkeiten ergaben sich jedoch aus den Verbrüchen, Höhlen und
                              									aufgelassenen und verschütteten Abbauten, welche in Gipslagern am Montmarter und in
                              									den Hügeln von Chaument angetroffen wurden und stellenweise ziemlich ausgedehnte und
                              									kostspielige Sicherungsarbeiten erforderlich machten. Ein höchst interessantes
                              									Beispiel bietet in dieser Beziehung die Station Rue de Meaux, deren Querschnitt Fig. 13 S.519 darstellt. Die Zeichnung lässt ohne
                              									weiteres ersehen, welche riesigen Untermauerungen und Grundpfeiler an. dieser Stille
                              									erst durchzuführen waren, um dem Stationstunnel – ebenso auch dem seitlich verlegten
                              									Abzugskanal des städtischen Netzes eine durchaus sichere Lagerung zu schaffen.
                           Wie im Bereiche der unterirdischen Strecken, so hat es natürlich auch im Laufe der
                              									Hochbahn st recke, nicht an Stellen mit ungünstigen Bodenverhältnissen gefehlt,
                              									welche für die Pfeilerfundierungen Schwierigkeiten darboten, die erst mit grossen
                              									Mühen und Kosten bekämpft werden mussten. Aussergewöhnliche Ungleichheiten in der
                              									Beschaffenheit des Untergrundes zeigten sich namentlich auf den Boulevards
                              									Rochechouart, de la Chapelle und de la Vilette, wo der Boden aus wechselnden
                              									Schichten von Mergel und Kalk und in den tieferen Lagen aus saccharoidem Gips
                              									besteht, der schliesslich auf festem Kalkstein (Trevertin von St. Quen) lagert. Hier
                              									und da sind diese Formationen von dünnen Schichten griesslichen Kalkes oder grünen
                              									Sandes durchzogen. Besonders störend erwiesen sich die Schuttmassen über jenen
                              									Gipsbänken, welche einst als Steinbrüche abgebaut worden sind und auf denen der
                              									hinterlegte Abraum oder das angeschüttete Material, wie beispielsweise an einigen
                              									Stellen nächst der Rue de la Chapelle, eine Hohe bis zu 27 m erreicht. Auch finden
                              									sich in den harten Gips- und Kalkbänken Verbreche, die unter sich gefährliche Klüfte
                              									oder Höhlen bilden, welche wieder eine besondere Bekämpfungsweise notwendig machen.
                              									Um unter so misslichen Bodenverhältnissen vollkommen sichere Fundierungen
                              									herzustellen, mussten also entweder dichte Pfahlröste Anwendung finden, oder es
                              									musste das Grundmauerwerk in Schächten ausgebaut werden. die ohne Rücksicht auf die
                              									ausserordentlichen Tiefen bis auf die feste Schichte des Travertinersteines
                              									hinabreichten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 519
                              Fig. 11. Ansicht der normalen Hochbahnstationen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 519
                              Fig. 12. Querschnitt der normalen Hochbahnstationen.
                              
                           In den ersteren Fällen erhielt die Grundpfeiler grübe in der Regel 4 m Tiefe; in
                              									ihrer Sohle wurden mittels einer Dampframme in Abständen von 1 m bis 80 cm Pfähle so
                              									tief in den Boden eingetrieben, bis dieselben bei LO Schlägen dos aus der Höhe von
                              									1,70 m niederfallenden, 400 kg schweren Rammklotzes keinen Zentimeter mehr
                              									nachrückten. Dieeingetriebenen Pfähle waren im allgemeinen aus Eichenholz, nur
                              									die besonders langen aus Ulmenholz und so verteilt, dass der einzelne Pfahl
                              									rechnungsmässig nie eine grössere Belastung aufzunehmen hatte als 25 t. Die Anzahl
                              									der auf diese Weise für Pfeilerfundierungen auf der Hochbahnstrecke des Nordringes
                              									verbrauchten Piloten beziffert sich mit 1618 und ihre Gesamtlänge ergibt 11705 m,
                              									was einer mittleren Pfahllänge von 7,20 m entspricht. Die auf diesem Wege zum
                              									Verbrauche gekommene, unter die Erde gebrachte Holzmasse beträgt die gewiss ganz
                              									ansehnliche Summe von 1244 Kubikmetern. Besonderen Aufwand erforderten in dieser
                              									Beziehung die Pfeilerfundierungen an den bereits wiederholt besprochenen grossen
                              									Brücken von 75,25 m Spannweite, mit welchen die Ostbahn und die Nordbahn übersetzt
                              									sind. Hier wurden in der Regel für jedes Joch 204 Stück durchschnittlich 8,80 m
                              									lange Pfähle von zusammen 190 Kubikmeter Holzmasse verbraucht, zu deren Eintreibung
                              									rund 40 Arbeitstage erforderlich waren. Bei allen diesen Fundierungen hat man die
                              									Holzpfähle 0,25 m über der Grubensohle gekappt und ihre Köpfe mit einer Schicht
                              									besten Betons von 1 m Höhe umgeben, auf der dann der weitere Unterbau mittels
                              									lagerhafter Bruchsteine aufgemauert wurde, welcher schliesslich die Sockelquadern
                              									des Brückenpfeilers trägt. Wo aber Verwerfungen der Gipsbänke oder alte Steinbrüche
                              									angetroffen wurden, oder wo etwa aus sonstigen, der Bodenbeschaffenheit
                              									entspringenden Gründen die Anwendung von Pilotierungen unzweckmässig erschien oder
                              									unsicher gelten musste, fand man sich bestimmt, bis auf die feste Gesteinslage
                              									prismatische Schächte niederzuteufen, von denen einzelne bis zu 24 m Sohlentiefe
                              									erreicht haben. Diese Schächte wurden im unteren Teile mit Beton aus Portlandzement
                              									und im oberen mit gewöhnlichem Kalkbeton ausgestampft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 519
                              Fig. 13. Querschnitt der Station und des Untergrundmauerwerkes an der Rue de
                                 										Meaux.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 519
                              Fig. 14. Mit einem Stahlblechpfeiler verstärkter Untergrund eines
                                 										Brückenpfeilers.
                              
                           Eine ganz aussergewöhnliche, besonders erwähnenswerte Pfeilerfundierung kam in einem
                              									Falle zur Ausführung, wo es unmöglich war, einen städtischen Kanal, der sich mit dem
                              									Pfeilerunterbau kreuzte, zu verlegen, weshalb Vorkehrungen notwendig wurden, das
                              									Kanalgewölbe in geeigneter Weise vom Pfeilerdruck zu entlasten. Man hat zu diesem
                              									Zwecke in der Grundgrube, wie es der in Fig. 14
                              									ersichtlich gemachte Querschnitt zeigt, einen 5,40 m hohen Stahlblechträger
                              									eingebaut, dessen gleichseitig-viereckiger Schaft oben zu einer 2,15 m hohen
                              									umgekehrten Pyramide und ebenso am Fusse zu einer 1,5 m hohen, stehenden Pyramide
                              									ausgebildet ist. Diese Stahlblechsäule ruht auf einer Quaderschichte des
                              									granitartigen Steines von Suppes, welche in dem Beton
                              									festgebettet ist,
                              									mit der die. ganze prismatische Grundgrube ausgefüllt wurde. Auf dem Kopfteil der
                              									Stahlblechsäule liegt dann noch eine 0,40 m hohe, durch Eisenstäbe, Blechbügel und
                              									Drahtzöpfe versteifte Betonschichte und auf dieser erst der in gewöhnlicher Weise
                              									aus Hausteinen ausgeführte Sockelgrund des Brückenpfeilers.
                           Vielleicht am schwierigsten, jedenfalls aber am heiklichsten erwies sich die
                              									Ausführung des Unterbaues für die Mittelpfeiler an den zwei grossen Brückenfeldern,
                              									mit welchen auf dem Boulevard de la Chappelle die Nordbahn übersetzt wird. Wie der
                              									in Fig. 15 dargestellte Querschnitt dieser Stellen
                              									erkennen lässt, ist daselbst der oben genannte Boulevard als Brücke über die
                              									Nordbahngleise geführt. Die rechts und links an dieser Ueberbrückung vorhandenen
                              									bezw. bestandenen Widerlagsmauern P (Fig. 15) haben eine Stärke von 2 m und auf ihnen ruhen
                              									die Deckenträger t, zwischen denen flache, durch
                              									Zementmörtelschichten abgeschlossene Deckengewölbe aus Ziegeln eingebaut sind,
                              									aufweichen sodann die Strassenbahn des Boulevards bis zur richtigen Höhe in
                              									gewöhnlicher Weise hergestellt ist. Jenseits der rechtsseitigen Widerlagsmauer P soll nun seinerzeit die bereits weiter oben erwähnte
                              									Verbreiterung der Nordbahn erfolgen und deshalb die Ueberbrückung durch den
                              									Boulevard in ähnlicher Art fortgesetzt werden, wie sie bis jetzt nur auf der linken
                              									Mauerseite besteht. Infolge dieses Umstandes war sonach durch die Mauer P von vornhinein die Stelle gegeben, an welcher die
                              									obengedachten Mittelpfeiler ihren Platz erhalten mussten. Diese Pfeiler aber
                              									unmittelbar auf die bestehende Mauer P zu stellen,
                              									erschien unmöglich, denn die letztere sollte künftighin ja auch die Deckenträger der
                              									zur rechten Seite für den Boulevard de la Chapelle neu auszuführenden Ueberbrückung
                              									der Nordbahn tragen und konnte auch sonst in keiner Weise als ein entsprechend
                              									sicherer Unterbau für die riesig belasteten Brückenpfeiler der Stadtbahn gelten. Man
                              									sah sich daher genötigt, die Widerlagsmauer P auf die
                              									erforderliche Länge durch eine angemessen verstärkte neue Mauer zu ersetzen. Um dies
                              									ohne Störung des Nordbahnbetriebes durchzuführen, wurde zuvörderst zwischen dem
                              									letzten Nordbahn gleise und der Mauer P (Fig. 15) nächst jener Stelle, wo der Pfeiler T1 (Fig. 15 und 18) Platz
                              									finden sollte, ein 1,40 m breiter, 4,50 m langer bis zur harten
                              									Kalkschichtehinabreichender Schacht ausgehoben und mit bestem Betonmauerwerk
                              									ausgebaut. Dasselbe geschah ferner an jener Stelle, wo der zweite Brückenpfeiler P2 (Fig. 18) hinzukommen hatte und sodann wurden die
                              									beiden neuen Untermauerungen Q (Fig. 15 und 16) als
                              									Auflager für ein in Fig. 18 mit strichpunktierten
                              									Linien angedeutetes Holzgerüste H (Fig. 15) benützt, mit welchem die Deckenträger t (Fig. 15, 16 und 18) der ersten,
                              									unteren Nordbahnüberbrückung unterfangen wurden, um denselben während der weiteren
                              									Bauausführung das bis dahin von der Mauer P gewährte
                              									Auflager zu ersetzen. Nach diesen Vorarbeiten ging man daran, die Mauer P in einer Länge von 15 m zu beseitigen und dafür eine
                              									neue 2,5 m starke Pfeilermauer herzustellen, welche sich unmittelbar auf dem harten
                              									Kalkgestein erhebt, und in welcher auch die eigentlichen Brückenpfeiler T1 und T2 (Fig. 16 und 18)
                              									eingefügt worden sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 520
                              Fig. 15. Auswechslung einer Grundmauer an der Nordbahn-Uebersetzung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 520
                              Fig. 16. Querschnitt des Mittelpfeilers Nordbahn-Uebersetzung (in der
                                 										Längsachse der Metropolitanbahn).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 520
                              Fig. 17. Querschnitt des stahlblechernen Grundpfeilers zum Mittelpfeiler der
                                 										Nordbahn-Uebersetzung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 520
                              Fig. 18. Querschnitt des Mittelpfeilers der Nordbahn-Uebersetzung (senkrecht
                                 										zur Längenachse der Metropolitanbahn).
                              
                           Diese beiden aus Stahlblechen ausgeführten Röhrensäulen T1 und T2 haben den in Fig.
                                 										17 skizzierten Querschnitt und tragen jede eine Last von 470 t; sie
                              									besitzen – von der aus granitartigem Gestein (Souppes) hergestellten
                              									Quaderuntermauerung gerechnet, auf welcher der
                              									Säulenfuss ruht, bis zur obersten Abschlussplatte, welche die beiden auf Rollen
                              									beweglichen Sattellager der Brückenträger aufnimmt – eine Höhe von 15,26 m. Ihr
                              									Innenraum wurde, um die Tragfähigkeit zu erhöhen und die Stahlblechwände vor dem
                              									Rosten zu bewahren, ganz mit bestem Beton aus Portlandzement ausgegossen. An der
                              									nicht eingemauerten, dem bestehenden Nordbahneinschnitt zugekehrten Seite der
                              
                              									Pfeiler T1 und
                              										T2, welche
                              									gegen die Flucht der Widerlagsmauer nur wenig zurückspringt, sind die
                              									Stahlblechwände ebenfalls zum Schütze gegen äussere Beschädigungen und Oxydatien mit
                              									einem Zementmörtelbewurf überzogen, dem mit Hilfe eines an der Blechwand
                              									angebrachten eingemörtelten Eisendrahtnetzes erhöhte Haltbarkeit erteilt worden
                              									ist.
                           Für die Herstellungsarbeiten an den Brücken der Hochbahnstrecke sind seitens der
                              									beiden Unternehmungen, welchen die Bauausführung überantwortet war, zwei
                              									verschiedene Wege eingeschlagen worden. Die Montreuiler
                                 										Werke, welche vornehmlich nur Brücken mit 22,50 m und mit 35 m Spannweite
                              									zu liefern hatten, stellten die Hauptträger der betreffenden Felder in ihren
                              									Werkstätten vorerst vollständig fertig, teilten sie hierauf durch Beseitigung
                              									gewisser Nieten- und Klemmbolzengruppen in eine angemessene Anzahl Teile, die man
                              									mittels Fuhrwerken zur Verwendungsstelle brachte. Hier wurden dann die einzelnen
                              									Stücke entweder unmittelbar auf der Strasse, oder wo dies untunlich erschien, auf
                              									einem tunnelartigen Gerüste an den Trennungsstellen wieder neu und endgiltig
                              									vernietet und schliesslich mit Hilfe zweier torförmiger, mechanischer Kräne und
                              									hydraulischer Winden in die richtige Lage gebracht. Die Vernietungen geschahen
                              									sowohl im Werke als bei der Fertigstellung am Orte der Verwendung mit Hilfe
                              									hydraulischer Nietmaschinen, die einen Druck von 125 kg auf dem Quadratmeter
                              									ausüben, was einem Gesamtdruck von 40 bis 45 t für eine Niete ergibt. Trotz der
                              									Schwierigkeit, diese Nietmaschinen im Freien auf Laufgestellen zu handhaben, hat man
                              									doch bis zu 500 Nieten täglich fertig zu bringen vermocht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 521
                              Fig. 19. Arbeitsgerüste der Bauunternehmung Moisant, Laurent Co. (in der
                                 										laufenden Hochbahnstrecke).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 521
                              Fig. 20. Arbeitsgerüste der Bauunternehmung Moisant, Laurent Co. (in
                                 										Hochbahnstationen).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 521
                              Fig. 21. Nietmaschinenwagen der Bauunternehmung Moisant, Laurent, Co. (in der
                                 										laufenden Hochbahnstrecke).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 521
                              Fig. 22. Nietmaschinenwagen der Bauunternehmung Moisant, Laurent, Co. (in
                                 										Hochbahnstationen).
                              
                           Die zweite Unternehmung – nämlich die Firma Moisant, Laurent,
                                 										Lavey & Co. – hatte die Bauausführung des weitaus schwierigeren Teiles
                              									der Hochbahnstrecke übernommen und war besonders strenge verhalten, für den
                              									ungehemmten Strassen verkehr die weitgehendsten Rücksichten zu üben; sie entschloss
                              									sich daher, ihre Brücken durchaus auf Untergerüsten zu montieren, mit richtigem,
                              									etwa 1,20 m unter der Brückenbahn liegenden, Arbeitsboden nebst Fahrbahn für Krane,
                              									Winden, Nietmaschinen n. s. w. Diese Einrichtungen, und namentlich die
                              									Hilfsmaschinen, erwiesen sich, trotz grösser Einfachheit, sehr zweckdienlich. Es
                              									standen beispielsweise zum Heben der höchstens 4,5 t schweren Werkstücke sehr rasch
                              									arbeitende, elektrische Brückenkrane von 6 t äusserster Leistungsfähigkeit im
                              									Dienste, deren Anordnung und Verwendungsweise sich hinsichtlich der laufenden
                              									Strecken aus Fig. 19, und betreffs der dreifachen
                              									Brücken für Stationen, aus Fig. 20 entnehmen lässt.
                              									Diese, mit einem Strome von 110 Volt betriebenen Vorrichtungen dienten auch zum
                              									Hochziehen bezw. Aufstellen der gusseisernen Brückenpfeiler und zum Verführen von
                              									Material oder von Werkstücken. Portlaufend standen auch zwei fahrbare
                              									Nietenmaschinen im Betriebe, welche man in budenförmigen Wagen untergebracht hatte,
                              									die auf einem improvisierten Gleis liefen, das nach erster, beiläufiger Herstellung
                              									des Brückenrostes auf diesem verlegt wurde. Demnach unterlag es keinem Anstande, die
                              									Nietarbeiten ununterbrochen und bei jeder Witterung auszuführen. Wie diese Anordnung
                              									in der laufenden Strecke ausgenutzt wurde, zeigt Fig.
                                 										21, während Fig. 22 den
                              									Nietenmaschinenwagen auf einer Stationsbrücke darstellt. Jeder dieser Wagen
                              									enthielt, nebst der eigentlichen Nietmaschine, eine durch einen elektrischen Motor
                              									angetriebene Zentrifugalpumpe, welche das Wasser für den Sammler der hydraulischen
                              									Nietmaschine lieferte, ferner einen Feldofen zum Erhitzen der Nieten. Zur engeren,
                              									örtlichen Steuerung der Nietmaschine, welche aus zwei getrennten Teilen bestand –
                              									nämlich aus je einem für die Herstellung senkrecht undwagerecht liegender
                              									Nieten – diente eine Art Laufkatze, die sich sowohl von vorwärts nach rückwärts und
                              									umgekehrt, als von links nach rechts und umgekehrt, bewegen liess. Dank dieser
                              									trefflichen Hilfseinrichtungen ist es möglich geworden, innerhalb 10 Arbeitsstunden
                              									mit einer Mannschaft von nur 3 geschulten Arbeitern und zwei Trägern bis zu 850
                              
                              									Vernietungen durchzuführen.
                           Um nun schliesslich nochmals zur Kostenfrage zurückzukehren, sei erinnert, dass
                              									hinsichtlich der Untergrundstrecke der Preis für das laufende Meter zwischen 1227
                              									und 1670 Frcs. geschwankt hat, wogegen für die Hochbahnstrecke dreierlei Preise,
                              									nämlich 2500, 2895 und 3549 Frcs. bezahlt worden sind. Die aus diesen
                              									Einheitspreisen hervorgegangenen Kosten für die ganze, neuerbaute Nordringlinie
                              									beläuft sich auf 18586900 Frcs., wozu noch für aussergewöhnliche, unvorhergesehene
                              									Ausgaben und für die Personalkosten der Bauaufsicht 3735000 Frcs. zuzurechnen
                              									kommen. Die vollen Baukosten stellen sich somit aus den nachfolgenden Posten
                              									zusammen:
                           
                              
                                 Neben- und Vorarbeiten an Wasser-    und Gasleitungen
                                   2875000 Frcs.
                                 
                              
                                 Neben- und Vorarbeiten an Kanälen    der Stadt
                                   3981500   „
                                 
                              
                                 Bauherstellung der Linie
                                 18586900   „
                                 
                              
                                 Strassenerneuerungen u. Umlegung
                                     450800   „
                                 
                              
                                 Unvorhergesehene Ausgaben und    Bauleitung
                                   3735000   „
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 29629200 Frcs.
                                 
                              
                           Wenn man diese Gesamtkosten auf die 10539 m der betreffenden Linie verteilt, ergibt
                              									sich für das laufende Meter ein Durchschnittspreis von 2811 Frcs. 38 Cent., während
                              									dieser mittlere Preis bei der zuerst erbauten Linie No. 1 (Porte Maillot – Porte de
                              									Vincennes) nur die Höhe von 2646 Frcs. 22 Cent, erreicht hat. Dieser Unterschied
                              									erscheint umso ungünstiger, als bei der Vergebung des Baues des Nordringes
                              									Preisrückgänge zwischen 15-24 v. H. erzielt worden waren, wogegen ein Preisnachlass
                              									von 5,2 v. H das äusserste gewesen ist, was man bei der Bauvergebung der alten
                              									Strecke zu erreichen vermocht hatte. Es liegt also die Veranlassung des höheren
                              									Preises der Nordringlinie lediglich in der kostspieligen Hochbahnstrecke.
                           Zu bemerken kommt noch, dass in die oben ausgewiesenen Baukosten jene des zwischen
                              									den beiden Stationen Place de la Nation und Port de Vincennes hergestellten
                              									Wagenschuppens vergl. Fig. 1 u. 2, S. 497 u. 498 d. Bd.) nicht mit aufgenommen sind,
                              									weil diese Anlage fürs erste noch nicht vollendet ist und überdem die Stadt Paris
                              									diesbezüglich die Verpflichtung übernommen hat, einen Teil der voraussichtlich etwas
                              									über zwei Millionen Francs hinausgehenden Bauauslagen zu übernehmen. (Vergl. Dumas in „Génie civil“ vorn 28. 3. 1903, S.
                              									337-351).
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)