| Titel: | Erleichterung in der Momentenbestimmung für Eisenbahnbrückenträger. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 542 | 
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                        Erleichterung in der Momentenbestimmung für
                           
                           								Eisenbahnbrückenträger.
                        Erleichterung in der Momentenbestimmung für
                           								Eisenbahnbrückenträger.
                        
                     
                        
                           Wenn man die Momente in einem Eisenbahnbrückenträger mittels einer Tabelle
                              									berechnen will und diejenigen Stellungen des Belastungszuges sucht, welche den
                              									Höchstwert in einem gewissen Punkt geben können, muss man, was ich als
                              									bekanntvoraussetze, verschiedene kleine Rechnungen ausführen, erst einige
                              									Subtraktionen, bevor man die Tabelle anwenden kann, und hierauf zwei Divisionen. Bei
                              									den ersteren muss man die Achsenentfernung des Zuges im Kopf haben, und wird die Aufmerksamkeit des
                              									Arbeitenden ziemlich stark in Anspruch genommen. Man kann indessen jede Berechnung
                              									vermeiden durch die Anwendung einer graphischen Methode, die nur verlangt, dass man
                              
                              									ein für alle Mal seinen Belastungszug in einer bestimmten Weise aufzeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 543
                              
                           In Fig. 1
                              									stellen die Punkte. 9' 8' ..... 89 den Belastungszug dar, wobei 1 cm der Figur 4 m in Wirklichkeit
                              									darstellt. Unterhalb der Radreihe sind die Raddrücke als Längen zur Darstellung
                              									gebracht, wobei 1 cm in der Figur das Gewicht von 10 t zum Ausdruck bringt. Mit den
                              									gewählten Masstäben werden die zwei Punktreihen ungefähr mit einander gleichen
                              									Schritt halten; die Räder 1' 2' ..... sind ferner mit
                              									den Pfeilspitzen der entsprechenden Raddrücke verbunden, und da diese so gezeichnet
                              									sind, dass sie nach links zeigen, wird jeder Raddruck für die durch das
                              									entsprechende Rad gezogene Linie nach rechts liegen. Nachdem die Radnummern auf die
                              									entsprechenden Linien eingeschrieben sind, wird das Ganze aufgezogen und
                              									ausgeschnitten. Das Verfahren – welches nur dann mit Vorteil angewandt wird, wenn
                              									die Einflusslinie ein Dreieck ist, also für direkt belastete Balken und für die
                              									Knotenpunkte, wenn indirekte Belastung eintritt – ist sehr einfach, wie folgendes
                              									Beispiel zeigen wird:
                           Der Träger sei 30 m lang und in 15 Fächer, zu je 2 m, geteilt. Man sucht diejenigen
                              									Stellungen des Belastungszuges, welche ein Höchstwert des Moments in Punkt 5 geben
                              									können.
                           Man zeichnet dann den Träger (Fig. 5) in demselben
                              									Masstab wie den Belastungszug (1 cm = 4 m) auf, errichtet ein Lot im Punkte 5 und trägt auf diesem l1 und l2, beide von Punkt 5 aus, ab, wobei l1 und l2 die zwei Stücke sind, in welche Punkt 5 den Träger teilt. Werden die Kräfte links von Punkt
                              										5 mit P1 bezeichnet, die Kräfte Rechts davon mit
                              										P2, so ist die
                              									Bedingung dafür, dass ein Höchstwert eintritt:
                           
                              \frac{\Sigma\,P_1\,<\,\Sigma\,P_2}{l_1\,>\,l_2}
                              
                           je nachdem die Kraft in 5 zur rechten oder linken Seite
                              									gerechnet wird. Man legt jetzt den Belastungszug und zwar mit „der Radseite“
                              									gegen den Balken (Fig. 2), z.B. so, dass 2' auf 5 fällt, sieht zu, welche Raddrücke auf den
                              									Balken fallen und schreibt ein kleines 2' mit Bleistift auf die äussersten
                              									Verbindungslinien; verschiebt ferner den Zug so, dass „die Kraftseite“ auf
                              									den Balken zu liegen kommt (Fig. 3), und dass der
                              									zweite Endpunkt von 2' auf 5 fällt und bezeichnetjetzt die zwei Endpunkte der
                              									aufgeschriebenen Linien gleichfalls mit einem 2'. Die Entfernungen der zwei Punkte
                              									von 5 sind gleich ΣP1 bezw. gleich ΣP2, wobei die Kraft 2' zur rechten Seite
                              									gezählt ist. Wird jetzt der Zug so viel nach links geschoben (Fig. 4), dass der nächste
                              									Punkt auf 5 fällt, und werden dieselben Endpunkte wieder markiert, diesmal z.B. mit
                              									2', so erhalten wir ΣP1 und ΣP2, wenn 2' links eingerechnet ist. Die gefundenen
                              									Punkte werden, so wie die Figur zeigt, mit den Punkten auf dem Lot verbunden, und
                              									man hat dann:
                           tg\,a=\frac{\Sigma\,P_1}{l_1}, tg\,b=\frac{\Sigma\,P_2}{l_2}
                           oder
                           tg\,\underline{a}=\frac{\Sigma\,P_1}{l_1}, tg\,\underline{b}=\frac{\Sigma\,P_2}{l_2}
                           je nachdem die Kraft 2' rechts oder links mitgezählt wird, und
                              									die Bedingung für ein Höchstwert wird also: tg b > tg a und tg a > tg b oder b > a und a > b. Die Winkel können leicht mit dem Zirkel auf zwei
                              									kongruenten Kreisen abgemessen werden. Um diese Messung zu vermeiden, kann man ein
                              									Mittellot auf der Strecke l2
                              									– l1 der
                              									Senkrechten in 5 errichten und die Schnittpunkte der zusammengehörigen Strahlen
                              									suchen; diese müssen dann auf verschiedene Seiten des Lots fallen, wenn ein
                              									Höchstmoment eintreten soll (gemäss des Dreieckssatzes: Dem grösseren Winkel liegt
                              									die grössere Seite gegenüber). Die angegebene Zugstellung kann also ein Höchstwert
                              									geben. In Wirklichkeit führt man freilich die Untersuchung nicht sofort für jede
                              									Zugstellung bis zum Ende durch, sondern begnügt sich damit, die Punkte für
                              									diejenigen Stellungen zu markieren, von welchen man voraussetzt, sie könnten in
                              									Frage kommen, und zieht dann zum Schluss sämtliche Strahlen. Fig. 5 zeigt, wie die
                              									Zeichnung aussieht, wenn man 1', 2' und 3' nach einander über 5
                              									fallen liess, woraus sich ergibt, dass nur 2' ein
                              									Höchstwert geben kann. Man sieht leicht ein, dass die Untersuchung vollständig
                              									mechanisch vor sich geht, in kurzer Zuasmmenfassung des Obigen also in folgender
                              									Weise: Nachdem man bestimmt hat, dass man mit Rad No. x
                              									den Versuch machen will, legt man den oberen Endpunkt der x-Linie auf den jeweiligen Punkt des Trägers (im obigen Beispiel Punkt 5), dann ihren unteren Endpunkt ebenso und verschiebt
                              									endlich den Zug nach links (wenn der Belastungszug wie hier gezeichnet ist). Hat man
                              									ein für alle Mal den Belastungszug aufgezeichnet, so führt die Methode sehr schnell
                              									zum Ziel, und nachdem der Balken und die zwei Lote gezeichnet sind, braucht man
                              									nichts anderes als einen Bleistift und ein Lineal. Dieses Verfahren ist
                              									infolgedessen wohl geeignet, mit den Berechnungen Hand in Hand zu gehen, deren
                              									Genauigkeit es ja in keiner Weise beeinträchtigt.