| Titel: | Eigenschaften und Herstellung der Kalksandsteine. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 584 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Eigenschaften und Herstellung der
                           								Kalksandsteine.
                        Von Dr. Gustav Rauter.
                        (Fortsetzung von S. 577 d. Bd.)
                        Eigenschaften und Herstellung der Kalksandsteine.
                        
                     
                        
                           3. Herstellung der Kalksandsteine.
                           Wir kämen nunmehr zur Beschreibung derjenigen Verfahren, nach denen die
                              									Kalksandsteine in der Praxis hergestellt werden. Ueber die allgemeinen Grundsätze in
                              									dieser Beziehung haben wir schon im theoretischen Teil dieses Aufsatzes gesprochen
                              									und gefunden, dass man im allgemeinen zwei Herstellungsverfahren, nämlich einmal die
                              									Erhärtung unter Hochdruck, sodann diejenige unter Niederdruck unterscheidet, von
                              									denen die erstere hauptsächlich in Betracht kommt. Jedoch bildet das Härten der
                              									Kalksandsteine nicht allein das, was besonders wichtig ist, sondern es sind
                              									ebensowohl auch die diesem Vorgang vorhergehenden Teile der Fabrikation für das
                              									Erzielen eines guten Fabrikates äusserst einflussreich.
                           Sowohl Kalk wie Sand sind für die Herstellung des Kalksandsteingemisches gut
                              									vorzubereiten, wobei namentlich darauf zu sehen ist, dass das Gemisch so
                              									gleichförmig ist, wie immer möglich, um hierdurch den höchsten Grad der Einwirkung
                              									des Kalkes auf den Sand zu erzielen. Auch darf das Gemisch nicht zu trocken sein, um
                              									eine Gewähr dafür zu bieten, dass auch in der Tat aller Kalk vollkommen gelöscht,
                              									das heisst, in Kalkhydrat verwandelt ist. Andererseits darf es aber auch nicht zu
                              									nass sein, damit die Masse nach dem Formen nicht auseinander fliesst.
                           Das Löschen des Kalkes kann auf verschiedene Weise geschehen. Die älteste Art
                              									und Weise, Kalk zu löschen, die auch von den Maurern gewöhnlich benutzt wird, ist
                              									das sogenannte Nasslöschen, wobei man ihn in Gruben mit Wasser übergiesst und hierin
                              									zum Zweck möglichst vollständiger Aufschliessung recht lange lagern lässt. Dieses
                              									Verfahren erfordert viel Zeit und bietet trotzdem keine Bürgschaft für die Erzielung
                              									eines gleichmässigen Produktes. Da es ausserdem so viel Wasser in den entstehenden
                              									Kalkbrei hineinbringt, dass dieser selbst mit noch so viel Sand keine formbare Masse
                              									geben kann, so ist es von vorneherein für die Kalksandsteinherstellung
                              									ungeeignet.
                           Man ist deshalb hier darauf angewiesen, ein Verfahren zu wählen, bei dem die Menge
                              									des verwendeten Wassers auf ein möglichst geringes Mass eingeschränkt wird, sich
                              									also der Trockenlöschung des Kalkes zu bedienen. Das älteste dieser Verfahren
                              									besteht darin, dass man den Kalk, den man in Körbe gefüllt hat, in ein Gefäss mit
                              									Wasser eintaucht. Man lässt ihn einen Augenblick darin verweilen und zieht ihn
                              									wieder heraus. Alsdann schüttet man ihn in Kästen und lässt ihn hier zur weiteren
                              									Verwendung stehen. Diese Art des Kalklöschens ist schon seit sehr langer Zeit
                              									üblich, eignet sich aber für den vorliegenden Zweck auch nicht, da sie keine Bürgschaft dafür
                              									bietet, dass der Kalk auch durch und durch gelöscht ist, vielmehr immer noch
                              									ungelöschte Stücke zwischen dem richtig gelöschten Kalk ergibt. Dies ist namentlich
                              									dann der Fall, wenn es sich um nicht ganz reine Kalksorten handelt.
                           Um demgegenüber die Menge von Kalk und Wasser gegenseitig genau abzumessen, auch ein
                              									besseres Durcharbeiten beider zu erzielen, bedient man sich neuerdings immer mehr
                              									eines Lösch Verfahrens, wobei der Kalk in einer mehr oder weniger geschlossenen
                              									Trommel mit einer abgemessenen Menge Wasser behandelt wird. Hier ist zunächst die
                              									Trommel nach Olschewsky in Berlin, D. R.-P. 109555, zu
                              									erwähnen. Diese besteht aus einem sich um seine wagerecht liegende Achse drehenden
                              									Zylinder, in den Kalk und Wasser in der berechneten Menge eingebracht werden. Es
                              									werden dann die Oeffnungen der Trommel geschlossen und diese in Drehung versetzt.
                              									Hierbei entwickelt sich bald eine grosse Wärme und entsprechend ein starker
                              									Dampfdruck, und der Kalk wird vollständig abgelöscht.
                           Bei einer anderen Ausführung einer Kalklöschtrommel, D. R.-P. 130501 von Gebrüder Forstreuter in Oschersleben, dreht sich diese um eine
                              									schräg in ihr liegende Achse. Auch hier werden Kalk und Wasser in berechneter Menge
                              									eingegeben und die Trommel zur Erzielung gleichmässigen Durchlöschens in Bewegung
                              
                              									gesetzt. Um nun aber ein zu starkes Ansteigen des Dampfdruckes zu verhüten, auch
                              									nicht genötigt zu sein, zu seiner Verminderung ein Ventil öffnen oder offen halten
                              									zu müssen, somit Verluste an Wasser zu erleiden, ist an die Löschtrommel noch ein
                              									Kühler angeschlossen, der mit ihr durch zwei Rohre in Verbindung steht. Durch das
                              									eine dieser Rohre gelangen die beim Kalklöschen sich bildenden Dämpfe in ihn hinein
                              									und werden hier durch Oberflächenkondensation verdichtet, sodass sie durch das
                              									andere Rohr als heisses Wasser wieder in die Trommel zurückfliessen. Andererseits
                              									erwärmt sich hierbei aber auch das im Kühler befindliche Kühlwasser bis nahe auf
                              									seine Siedetemperatur. Diese Wärme wird dann bei der nächsten Beschickung der
                              									Trommel nutzbar gemacht, indem das Kühlwasser nunmehr zum Kalklöschen dient und der
                              									Kühler selbst mit frischem Wasser beschickt wird. Der aus dieser Kalklöschtrommel
                              									herauskommende Kalk ist von so staubfeiner Beschaffenheit, dass er ohne
                              
                              									Pulverisierung sofort verarbeitet werden kann.
                           Auch geschieht das Löschen des Kalkes öfters in einer von aussen mit Dampf beheizten
                              									Trommel, um auf diese Weise die durch das Kalklöschen an und für sich schon
                              									entstehende Wärme noch weiter zu vergrössern; indessen dürfte eine besondere Heizung
                              									mit Dampf wohl überflüssig sein und vielleicht nur da einen Vorteil bieten, wo man
                              									den Kalk nicht für sich allein, sondern in schon mit Sand gemischtem Zustande
                              									löscht, weil man eine gute Durchmischung von Kalk und Sand gerade schon während des
                              									Löschvorganges erzielen will.
                           Eine andere Art und Weise, ein Ablöschen des Kalkes unter Druck zu erreichen, besteht
                              									in einer Verbindung des Kalklöschens mit dem Erhärten der Kalksandsteine unter
                              									Hochdruck. Wie wir nachher sehen werden, werden nämlich die fertigen Kalksandsteine
                              									bei diesem Verfahren auf eisernen Wagen in die Hochdruckkessel eingeschoben. Hierbei
                              									bleibt unter der Plattform des Wagens noch eine ziemliche Menge freien Raumes, die
                              									Gelegenheit bietet, hier die Kalklöschkästen mit einzuschieben. Auch dieses
                              									Verfahren ist in verschiedenen Formen ausgeführt worden. Man kann zunächst die
                              									Kästen vollständig verschliessbar machen, sodass sie zwar aussen vom Dampf geheizt
                              									werden, aber in den Kesselraum keinen Dampf abgeben können. Dies bietet indessen
                              									keine Vorteile, setzt dagegen die Kästen der Gefahr aus, durch den in ihrem Innern
                              									sich entwickelnden Dampfdruck gesprengt zu werden, und dürfte daher kaum im Betriebe
                              									durchgeführt worden sein. Man kann ferner auch die Kästen offen lassen, sodass der
                              									aus ihnen sich entwickelnde Dampf mit zu dem Erhärtungs-vorgang in den Kesseln
                              									beitragen kann. Man kann sie weiter schon von vorneherein ausser dem Kalk noch mit
                              
                              									dem nötigen Wasser beschicken, oder man kann das Wasser durch in den Kessel
                              									eingesetzte Rohre nach Aufsetzen des Deckels nachträglich in die Kalklöschkästen
                              									einfliessen lassen.
                           Die Kästen können an den die Steine tragenden Wagen ein für allemal befestigt oder
                              									mittels besonderer Vorrichtungen unabhängig von den Wagen in die Erhärtungskessel
                              									eingeführt werden, falls man diese nicht noch durch das Gewichtder Kalkkästen
                              									belasten will. Im allgemeinen muss jedoch gesagt werden, dass die Verbindung des
                              									Kalklöschens mit dem Erhärten der Steine diese beiden Teile der Fabrikation in zu
                              									enger Weise aneinander bindet, und dass es jedenfalls zweckmässiger sein dürfte, den
                              									Raum der Härtekessel statt dessen durch möglichst vorteilhaftes Aussetzen mit
                              									Steinen gut auszunutzen.
                           Hat man nun auf einem der vorbeschriebenen Wege einen gut gelöschten Kalk erzielt,
                              									wovon im allgemeinen das Ablöschen in sich drehender Trommel wohl der geeignetste
                              									sein dürfte, so wird es nicht nötig sein, den Kalk noch weiter zu zerkleinern. Hat
                              									man ihn dagegen nicht schon durch das Lösch verfahren in genügend feiner Form
                              									erhalten, so wird es vielfach nötig werden, ihn durch Absieben von gröberen Steinen
                              									zu befreien, und ihn ausserdem noch durch eine Kugelmühle oder dergleichen genügend
                              									zu verteilen.
                           Es ist ferner vielfach vorgeschlagen worden, dem Kalk den nötigen Sandzusatz ganz
                              									oder teilweise schon vor dem Ablöschen zu geben, in der Absicht, beim Durcharbeiten
                              									von Kalk, Sand und Wasser durch die Reibung der Sandkörnchen an den Kalkstücken eine
                              									feinere Verteilung des Kalkes zu erzielen. Jedoch dürfte es jedenfalls wohl besser
                              									sein, den Sand erst nach beendigtem Ablöschen dem Kalk zuzumischen, besonders wenn
                              									man bedenkt, dass es sich als vorteilhaft herausgestellt hat, das Ablöschen des
                              									Kalkes bei möglichst hoher Temperatur zu bewerkstelligen. Durch den Zusatz von Sand,
                              									der an der chemischen Umsetzung des Kalklöschens nicht teilnimmt, wird natürlich die
                              									entstehende Temperatur vermindert und so die Gründlichkeit der Durchlöschung
                              									herabgesetzt.
                           Es ist auch nötig, darauf hinzuweisen, dass es nicht nur erforderlich ist, den Kalk
                              									gleichmässig mit dem Wasser in Berührung zu bringen, sondern dass es auch
                              									erforderlich ist, wenigstens soviel Wasser zuzugeben, dass der Kalk vollständig in
                              									das normale Kalkhydrat von der chemischen Zusammensetzung Ca(OH)2 übergeführt wird. Es ist
                              									festgestellt, dass es auch Kalkhydrate gibt, die weniger Wasser enthalten, als es
                              
                              									dem normalen Hydrat zukommt, z.B. solche von der Zusammensetzung Ca2O (OH)2. Solche
                              									Kalkhydrate entstehen bei zu wenig Wasserzusatz und benutzen nachher die
                              									Gelegenheit, wenn sie im Härtekessel mit Dampf in Berührung kommen, aus diesem
                              									weiteres Wasser zu ihrer vollständigen Hydratisierung aufzunehmen, sodass dann also
                              									ein weiteres Ablöschen des bereits in den fertig geformten Kalksandsteinen
                              									enthaltenen Kalkes und damit ein Treib 311 und unter Umständen eine Zerstörung der
                              									Steine eintreten. Es gehen dann Vorgänge vor sich, die etwa nach folgender Gleichung
                              									verlaufen:
                           Ca2O (OH)2 + H2O = 2Ca (OH)2.
                           Andererseits ist natürlich aber auch jeder unnötige Ueberschuss an Wasser zu
                              									vermeiden, damit nicht statt einer eben noch formbaren Masse ein Brei erhalten
                              									wird.
                           Die feine Verteilung des Kalkes in dem Sande, der den Hauptbestandteil der
                              									Kalksandsteine ausmachen soll, wird, wie bereits angedeutet, namentlich auch durch
                              									die Wahl des Kalkes gefördert, als welchen man am besten möglichst reinen,
                              									sogenannten Fettkalk nimmt. Namentlich für das Hochdruckhärtungsverfahren ist es
                              									durchaus erforderlich, recht reinen Kalk zu nehmen, der womöglich seiner ganzen
                              									Masse nach befähigt ist, in hydratisiertem Zustande auf den Sand aufschliessend zu
                              									wirken. Ob der Kalk aus Kalkstein, Kalktuff, Muschelkalk oder Kreide gewonnen ist,
                              									dürfte bei gleicher chemischer Zusammensetzung der betreffenden Kalke im allgemeinen
                              									wohl gleichgültig sein.
                           Dagegen scheint es sich bei Verwendung der Niederdruckdampferhärtung als vorteilhaft
                              									gezeigt zu haben, einen sogenannten Schwarzkalk zu wählen, der mehr oder weniger
                              									tonerdereich ist. Dieser enthält nämlich alsdann eine gewisse Menge von Silikaten
                              									des Kalkes und der Tonerde, die durch die Einwirkung des heissen Wasserdampfes sich
                              									in Hydrosilikate verwandeln und dadurch neben der aufschliessenden Wirkung des
                              									Kalkes selbst noch zur Verkittung der Sandkörner und damit zu ihrem festeren
                              									Zusammenschlusse beitragen. Bei der wesentlich niedrigeren Temperatur der
                              									Niederdruckdampferhärtung ist nämlich auch die Wirkung des Kalkes auf den Sand nicht
                              									nur bedeutend langsamer, sondern auch, im ganzen genommen, bedeutend weniger stark,
                              									als es bei Hochdruckerhärtung der Fall ist. Es ist somit bei Niederdruckerhärtung wünschenswert,
                              									sich inbezug auf die Verkittung der Sandkörner nicht ganz allein auf die Wirkung des
                              									Kalkes auf den Sand zu verlassen. Aus dem nämlichen Grunde empfiehlt es sich hier
                              									auch in dem Falle, dass man mit einem reineren Kalke arbeitet, auch der verwendete
                              									Sand nicht etwa tonhaltig sein sollte, einen Zusatz von einigen wenigen Prozenten
                              									von Ton zum Sande zu geben.
                           Dagegen ist der magnesiahaltige Kalk, Graukalk oder Dolomitkalk, für die
                              									Kalksandsteinherstellung nicht zu empfehlen. Die Magnesia besitzt nämlich eine weit
                              									geringere Fähigkeit, auf Sand zu wirken, als es beim Kalk der Fall ist. Ferner
                              									vermag sie auch nicht, wie die Tonerde des Schwarzkalkes, sich in anderer Weise an
                              									den Umsetzungen zu beteiligen, die zur Erzielung eines Steines von genügender
                              									Festigkeit führen. Würde man andererseits von magnesiahaltigem Kalk so viel
                              									verwenden, dass die in ihm enthaltenen Mengen an nutzbarem Kalk an und für sich
                              									schon genügen würden, zur Verkittung der vorhandenen Sandteilchen zu dienen, so wäre
                              									doch die durch das Mitschleppen des Ballastes an Magnesia erforderlich gewordene
                              									Vermehrung des Volumens an Kalk ein Hindernis für die Erzielung eines guten und von
                              									Anfang an die nötige Festigkeit besitzenden Kalksandsteins. Denn nicht nur wird die
                              									eintretende Aufschliessung des Sandes durch die Anwesenheit der Magnesia
                              									verlangsamt, sondern es gelangt dadurch auch ein zu grosser Prozentsatz an einem
                              									Bestandteil in den Stein, der nicht die erforderliche Festigkeit besitzt. Dies
                              									Letztere würde sich freilich mit der Zeit allmählig wieder ausgleichen, wenn nämlich
                              									der Stein lange genug der Luft ausgesetzt gewesen ist und die nötige Kohlensäure zur
                              									Verwandlung des Magnesiahydrates in kohlensaure Magnesia aufgenommen hat.
                           Der zweite Rohstoff zur Kalksandsteinfabrikation ist der Sand, über dessen
                              									Erfordernisse in chemischer Hinsicht bereits im ersten Teil dieses Aufsatzes einiges
                              									mitgeteilt worden ist. Im allgemeinen ist er der am leichtesten zu beschaffende
                              									Bestandteil der Steine. Er wird vielfach, so wie er aus der Grube kommt, in die
                              									Fabrikation eingeführt, abgewogen und mit der gleichfalls abgewogenen Menge an Kalk
                              
                              									gemischt. Vielfach ist es nötig, ihn zu sieben, um ihn von Steinen oder dergleichen
                              									zu befreien. Baum wurzeln, Tonknollen usw. sind ebenfalls durch Absieben oder
                              									Auslesen zu entfernen. Meistens hat der Sand einen gewissen Betrag an Feuchtigkeit,
                              									sodass es vielfach empfehlenswert ist, um seine Menge stets richtig bemessen zu
                              									können, sich von seinem jeweiligen Wassergehalt durch eine Trockenprobe zu
                              									überzeugen. Es ist auch vorgeschlagen worden und wird öfters ausgeführt, den Sand
                              									vor seiner Verwendung vollständig zu trocknen, um so stets genau die richtige Menge
                              									von wirklichem Sand für das Kalksandsteingemisch abmessen zu können. Es dürfte ein
                              									solches Verfahren jedoch wohl unnötig sein, wenn es sich nicht um ganz besonders
                              									nassen Sand handelt, der mehr Wasser mit sich führt, als der Festigkeit des
                              									Kalksandsteins gut ist.
                           Das Trocknen des Sandes geschieht nach einem Verfahren, bei dem man ihn in einem
                              									Trockenturm herabrieseln lässt, der durch die Abwärme des Dampfkessels geheizt wird.
                              									Andere trocknen den Sand in sich um eine wagerechte Achse drehenden und von innen
                              									beheizten Trommeln, während wohl bei der Mehrzahl der Fabriken der Sand ohne
                              									Trocknung verwendet wird. Gelegentlich wird, wie bereits bemerkt, dem Sand noch ein
                              									gewisser Tonzusatz gegeben. Es ist natürlich notwendig, diesen Tonzusatz möglichst
                              									fein zu verteilen, damit er nicht etwa Klumpen bildet und somit die betreffenden
                              									Steine unbrauchbar macht.
                           Auch die färbenden Stoffe, falls man etwa gefärbte Kalksandsteine herstellen will,
                              									werden dem Sande beigemischt. Es kann sich hier natürlich nur um solche Farben
                              									handeln, die vollständig beständig gegen heissen Wasserdampf, gegen Kalk, gegen
                              									Auswaschen durch Wasser und gegen Licht sind, sodass also nur eine geringe Zahl von
                              									Mineralfarben in Betracht kommt. Ausserdem wird dann noch verlangt, dass die Farben
                              									eine derartige Färbekraft besitzen, dass sie selbst in den allergeringsten Mengen
                              									dem Stein noch die gewünschte Färbung zu erteilen vermögen. Im Anfang der
                              									Kalksandsteinfabrikation war man mit den in dieser Hinsicht erzielten Erfolgen wenig
                              									zufrieden. Man konnte oft die Erfahrung machen, dass die Farben entweder schon im
                              									Härtekesselmehr oder weniger zerstört wurden, oder dass sie in den fertig
                              									vermauerten Steinen bald durch die Einflüsse von Sonne und Regen ausgebleicht
                              									wurden. Jedoch scheint man jetzt in der Lage zu sein, dauerhaftere Farben herstellen
                              									zu können. Im Uebrigen ist diese Frage von nur geringer Wichtigkeit, zumal
                              									eigentlich kein Bedürfnis vorliegt, Kalksandsteine zu färben. Werden die Steine zu
                              									Hintermauerungszwecken gebraucht, so kommt ihre Farbe nicht in Betracht. Handelt es
                              									sich dagegen um Steine, die nach dem Vermauern sichtbar bleiben sollen, so ist
                              
                              									wiederum die schöne weisse Farbe des Kalksandsteins jedenfalls einer künstlich
                              									erzeugten anderweitigen Färbung vorzuziehen. Uebrigens werden auch vielfach die
                              									Steine an bereits fertig aufgeführten Kalksandsteinbauten noch nachträglich gefärbt
                              									oder vielmehr angestrichen, um den betreffenden Bauten eine beliebige Musterung
                              									geben zu können.
                           Das Agrarischen des Kalks mit dem Sande kann nach zwei verschiedenen Grundsätzen
                              									vorgenommen werden. Zunächst kann man beide Materialien vor dem Löschen des Kalkes
                              									mischen; dies ist jedenfalls weniger zu empfehlen, sodass hier in erster Linie nur
                              									das Vermischen beider Stoffe nach dem Löschen des Kalkes in Betracht kommt. Hier ist
                              
                              									nun eine sehr grosse Anzahl von verschiedenen Mischapparaten konstruiert worden, als
                              									welche hauptsächlich Mischtrommeln und Kollergänge dienen. Im Anfang legte man einer
                              									recht gleichmässigen Durchmischung der Materialien nicht den genügenden Wert bei;
                              									jedoch zeigte sich mehr und mehr, dass hierauf ausserordentlich viel ankommt. Indess
                              									spielt auch hier die Beschaffenheit der Rohstoffe eine gewichtige Rolle, indem schon
                              									von vorneherein ganz feinpulveriger Kalk und ganz trockener reiner Sand natürlich
                              
                              									viel leichter miteinander zu vermischen sind, als ein etwas gröberer Kalk und
                              									Sandsorten, die Krümel und Klümpchen enthalten. Während für Materialien der ersten
                              									Art Mischtrommeln ausreichen dürften, wird man bei Rohstoffen der zweiten Art sich
                              									eines Mischkoller ganges zu bedienen haben. Man war früher gegen die Verwendung von
                              									Kollergängen ausserordentlich misstrauisch, nachdem man an verschiedenen Stellen
                              									damit schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Jedoch zeigte es sich, dass dieses
                              									Misstrauen mehr durch eine falsche Wahl, als in dem System an sich begründet war.
                              									Man darf nämlich nicht Kollergänge nehmen, die etwa zur Zerkleinerung von Quarz oder
                              									zu dergleichen Zwecken dienen, wo es sich nur darum handelt, ein in gröberen Stücken
                              									eingeworfenes einheitliches Material zu einem mehr oder weniger feinen Pulver zu
                              									zerdrücken. Man muss vielmehr einen Kollergang derart nehmen, dass dieser nicht nur
                              									zerdrückend, sondern auch mischend wirkt, und dessen Rührvorrichtung namentlich so
                              									konstruiert ist, dass sie das Material immer wieder unter die Bahn der Läufer
                              									schiebt.
                           Bedient man sich dagegen eines Mischers, so muss man ebenfalls darauf achten, dass
                              									das verwendete System den unter den vorliegenden Verhältnissen daran zu stellenden
                              									Anforderungen entspricht. Man muss bedenken, dass Sand ein recht hartes und in
                              									vielen Fällen auch recht scharf körniges Material ist, das die Mischflügel in
                              									verhältnismässig kurzer Zeit abzunutzen im Stande ist. Man wird also die
                              									Mischtrommel womöglich nicht mit innen liegenden Flügeln ausrüsten, sondern sie etwa
                              									als um eine schräg hindurchlaufende Achse sich drehenden Zylinder gestalten. Ist
                              									andererseits der verwendete Sand nicht scharfkörnig, sondern rund, so wird natürlich
                              									die Abnutzung keine so grosse Rolle spielen, also unter Umständen auch die
                              									Verwendung von mit Flügeln konstruierten Mischern in Erwägung gezogen werden können.
                              									Indessen ist hier wiederum der Umstand zu berücksichtigen, dass scharfkörniger Sand
                              									durch seine scharfen Kanten dem Kalk gegenüber bis zu einem gewissen Grade selbst
                              									zerkleinernd und verteilend auftritt, was bei rundkörnigem Sand nicht in diesem
                              									Masse der Fall ist. Handelt es sich also um rundkörnigen Sand und grobkörnigen Kalk,
                              									so wird man doch wohl am besten sich eines Kollerganges zu ihrer Mischung
                              									bedienen.
                           Jedenfalls ist es hier ebensowenig möglich, wie auch in vielen anderen Fällen,
                              									bestimmte Normalkonstruktionen als allgemein gütig anzugeben; die Wahl der Apparatur
                              									wird sich stets in erster Linie nach dem zu verarbeitenden Material zu richten
                              									haben. Würde dieser Gesichtspunkt von den einzelnen Maschinenfabriken und
                              									Kalksandsteinfabriken besser berücksichtigt worden sein, so würden viele üblen
                              									Erfahrungen sich haben vermeiden lassen, und andererseits es auch oftmals
                              									unterlassen worden sein, günstige Zeugnisse, wie auch absprechende Urteile zu
                              									verallgemeinern, die zwar für den betreffenden Fall durchaus berechtigt waren, aber
                              									auf andere Verhältnisse angewandt, zu manchen Enttäuschungen und Ungerechtigkeiten
                              
                              									führen mussten.
                           Sind nun Kalk und Sand genügend gemischt, so gelangen sie zu der Steinpresse, die aus
                              									der Masse die nunmehrigen Kalksandsteine herstellen soll. Auch mit den Steinpressen
                              									sind, ebenso wie mit den Mischern, die verschiedensten Erfahrungen gemacht worden.
                              									Sie sind nach den verschiedensten Systemen konstruiert worden, ohne dass man auch
                              									hier sagen könnte, dass ein System ein für allemal giltig sei. Die bisher zum
                              									Pressen von Zementsteinen oder Schlackensteinen gebräuchlichen Pressen liessen sich
                              									nicht ohne weiteres auf die Kalksandsteinfabrikation übertragen, da zur Erzielung
                              									eines die nötige Festigkeit besitzenden Kalksandsteines ein viel höherer Druck
                              									erforderlich ist, als zur Herstellung jener. Vollends liessen sich auch
                              									Ziegelpressen hier nicht anwenden, da bei diesen eine äusserst plastische Masse in
                              									Form eines Stranges aus der Presse austritt und dann nur noch durch Drähte in
                              									einzelne Teile zerlegt zu werden braucht. Ein derartiges Verfahren ist aber bei
                              
                              									Kalksandsteinen nicht durchführbar, weil das Material bei dem geringen hier
                              									zulässigen Drucke noch nicht in feste Formen zu bringen ist.
                           Am ersten waren noch die Vorbilder zu gebrauchen, die durch die Konstruktion der
                              									bestehenden Pressen für Flurplatten oder dergleichen gegeben waren, bei denen auch
                              									das Material unter ziemlich starken Druck verdichtet werden musste.
                           Es ist wichtig, die Pressen so zu konstruieren, dass sie der grossen Aufgabe der
                              									Massenerzeugung gerecht werdenkönnen und dass sie nicht zerstört werden können,
                              									wenn gelegentlich einmal irgend ein Hindernis sich einstellt, das die Erzielung
                              									eines vorschriftsmässigen Steines unmöglich macht, wenn also einmal die Pressformen
                              									zu stark mit Material beschickt werden, oder Steine oder irgend sonst ein harter
                              									Körper in sie hineingeraten ist.
                           Die Pressen müssen also zunächst möglichst automatisch arbeiten, und womöglich keine
                              									andere Bedienung erfordern, als nur das Abnehmen der fertigen Steine vom
                              									Presstische. Zu diesem Zweck werden letztere meistens drehbar gebaut, sodass das
                              									Einfallen des Pressgutes, dessen Verdichtung zu einer zusammenhängenden Masse, das
                              									Hochheben des Steines aus der Pressform und dessen Abnahme vom Presstisch an
                              									verschiedenen Stellen des Tisches gleichzeitig nebeneinander erfolgen können. Eine
                              									derartige Presse wird also im allgegemeinen im Viertakt arbeiten, sodass der
                              									Presstisch während einer Umdrehung viermal in Bewegung gesetzt wird und viermal
                              									anhält. Damit die Steine bei dieser Behandlung nicht durch starke Stösse zerstört
                              									werden, was zwischen dem Zeitpunkt des Herausnehmens aus der Pressform und
                              									demjenigen des Abnehmens vom Presstische vielleicht der Fall sein könnte, empfiehlt
                              									es sich, die Geschwindigkeit der Presstischumdrehung nicht gleichmässig zu machen,
                              									sondern sie langsam beginnen zu lassen, sie dann zu steigern und sie dann wiederum
                              									nicht ruckweise, sondern allmählich in die Ruhepausen übergehen zu lassen.
                           Im allgemeinen haben demnach Pressen mit sich drehendem Tisch vier oder zwei mal vier
                              
                              									oder mehr Formkästen, je nachdem ein, zwei oder mehr Stempel vorhanden sind. Aber
                              									auch bei Pressen mit nicht drehbarem Tisch pflegen sich gewöhnlich mehrere Formen
                              									nebeneinander zu befinden.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)