| Titel: | Eigenschaften und Herstellung der Kalksandsteine. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 606 | 
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                        Eigenschaften und Herstellung der
                           								Kalksandsteine.
                        Von Dr. Gustav Rauter.
                        (Schluss von S. 586 d. Bd.)
                        Eigenschaften und Herstellung der Kalksandsteine.
                        
                     
                        
                           Was die Art und Weise der Herstellung des Presskörpers oder Formlings
                              									anbetrifft, so sind hierbei zwei Systeme zu unterscheiden. Nach dem einen System ist
                              									die Bewegung des Presstempels zwangsläufig, sodass er unter allen Umständen das in
                              									die Pressformen eingebrachte Material bis auf eine gewisse, genau vorgeschriebene
                              
                              									Dicke zusammendrücken wird. Nach dem anderen System fällt der Presstempel frei in
                              									die Pressform herab, sodass eine gewisse Dichtigkeit des Steines, nicht aber bei
                              									etwa veränderter Füllung auch genau gleiche Dicke erzielt wird. Im Interesse der
                              									Erzielung besonders sauberer Steine ist erstere Konstruktion vorzuziehen, zur
                              									Vermeidung von irgendwie eintretenden Unglücksfällen anlässlich des Hin eingeraten s
                              									fremder harter Körper in die Pressform, ist die zweite Art und Weise der
                              									Stempelführung besser. Um beide Anforderungen mit einander zu vereinigen, stellt man
                              									auch Pressen her, deren Stempel zwar zwangsläufig geführt werden, die aber so
                              									eingerichtet sind, dass bei Ueberschreiten eines gewissen Gegendruckes eine
                              									Sicherungsvorrichtung in Kraft tritt, um einen Bruch der Presse zu verhindern.
                              									Jedenfalls ist unter sonst gleichen Verhältnissen diejenige Konstruktion die beste,
                              									bei der das Eintreten eines Bruches nach Möglichkeit ausgeschlossen ist, und bei der
                              									es nach trotzdem erfolgtem Bruche am leichtesten und in kürzester Zeit möglich ist,
                              									den Schaden wieder auszubessern.
                           Auch noch ein anderer Punkt an der Presse ist von grosser Wichtigkeit, nämlich der
                              									Verschleiss der Formkästen. Durch die Reibung des in diese eingepressten Sandes
                              									tritt nämlich ein verhältnismässig sehr rascher Verschleiss dieser Kästen ein,
                              									sodass sich ihre Wandungen ausweiten und demgemäss die Steine zu gross ausfallen. Es
                              									ist nun wichtig, hier eine Presse zu haben, bei der sich dieser Verschleiss leicht
                              									wieder ausgleichen lässt. Dieser Ausgleich geschieht nun auf die einfachste Weise
                              									so. dass die Formtische mit auswechselbaren Einsätzen für die Pressformen versehen
                              									werden. Man hat dann nur nötig, im Falle der Abnutzung für diese Einsätze neue
                              									einzufügen. Früher wurde dieser Punkt öfters übersehen, sodass man dann jedesmal den
                              									ganzen Formtisch verwerfen musste.
                           Schliesslich ist noch darauf hinzuweisen, dass vielfach eine Heizung der Presstempel
                              									durchgeführt wird, um das Anbacken des Pressgutes an ihnen zu vermeiden. Zu dem
                              									Zwecke sind die Stempel hohl und im Innern mit Dampfheizung versehen. Es tritt so
                              									weit seltener als sonst die Notwendigkeit ein, die Presse zwecks Reinigung der
                              									Stempel still stehen zu lassen.
                           Von der Presse gelangen die Steine nunmehr in die Erhärtungskessel. Zu diesem Zwecke
                              									werden sie vom Presstisch abgenommen und sofort auf daneben stehende Plattformwagen
                              									gesetzt, die ohne weiteres in die Erhärtungskessel eingeschoben werden. Diese
                              									Plattform wagen müssen möglichst solide konstruiert sein, um das hohe Gewicht der
                              									auf ihnen ruhenden Steine tragen zu können, und ausserdem auf einer sorgfältig
                              									gelegten Schienenbahn laufen, die namentlich auch da gut in Stand zu halten ist, wo
                              									Drehscheiben oder Schiebebühnen in sie eingefügt sind. Denn es muss durchaus
                              									vermieden werden, dass das noch ziemlich mürbe und nur eben zusammenhaltende
                              									Material irgendwie in die Gefahr kommt, Stösse zu erleiden und dadurch zertrümmert
                              									zu werden.
                           Dass unter diese Plattformwagen öfters Gefässe zum Kalklöschen untergehängt oder
                              									untergeschoben werden, wurde bereits erwähnt.
                           Die Erhärtungskessel pflegen einen Durchmesser von etwa 2 m und eine Länge von 10 bis
                              									20 m, unter Umständenauch noch mehr zu haben. Sie werden wagerecht gelagert,
                              									sodass die Wagen ohne weiteres in sie einfahren können. Aussen sind sie mit einem
                              									isolierenden Mauerwerk umgeben. Der schwierigste Punkt in ihrer Konstruktion ist die
                              									Erzielung einer guten Abdichtung für ihre Kopfenden, die einerseits dem bedeutenden
                              									Innendruck standhalten, andererseits aber auch leicht vorgesetzt und wieder entfernt
                              									werden müssen. Die Verschlussdeckel pflegen an Flaschenzügen beweglich zu sein,
                              									sodass sie im Falle der Füllung oder Entleerung des Kessels nach oben gezogen und
                              
                              									nach Bedarf wieder herabgelassen werden können. Sie werden mittels eines Kranzes von
                              									Schrauben auf dem Kessel befestigt. Zweck massig sind diese Schrauben so
                              									eingerichtet, dass der Schraubenbolzen an dem einen Ende in einen Ring ausläuft, der
                              									um einen Stift drehbar ist. Diese Stifte sind dann rings um die Mündung des
                              									Erhärtungskessels so befestigt, dass die Schraubenbolzen bei Nichtgebrauch nach
                              									hinten zurückgeschlagen sind, während sie beim Gebrauch nach aussen umgeklappt
                              									werden und dann in Ausschnitten des Deckelrandes eingreifen, sodass sie beim
                              									Anziehen der Muttern den Deckel gegen den Kessel anpressen. Auf diese Weise wird ein
                              									Verlorengehen der Schrauben vermieden, und jede Schraube befindet sich stets genau
                              
                              									an dem für sie bestimmten Platz.
                           Es ist verschiedentlich darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich innerhalb der
                              
                              									Erhärtungskessel für Kalksandsteine verhältnismässig recht viel freier Raum
                              									befindet, und dass nur etwa die Hälfte bis zwei Drittel des Raumes wirklich von
                              									Steinen ausgefüllt werde. Um diesen Raum auszunutzen, sind einesteils
                              
                              									Kalklöschvorrichtungen hier untergebracht worden, andererseits ist aber auch der
                              									Vorschlag gemacht worden, die Kalksandsteine nicht in den wagerecht liegenden Kessel
                              									einzuschieben, sondern sie in einen senkrecht zu stellenden Kessel einzulassen. Es
                              									wurden dann die entsprechend umzuändernden Plattformen von den Wagen abgehoben und
                              									mittels eines Flaschenzuges in den Kessel übereinander eingesetzt. Es ist
                              									andererseits aber auch leicht nachzuweisen, dass dieser Raumersparnis bedeutende
                              									Nachteile gegenüberstehen, und dass der letzt erwähnte, in einer Fabrik in
                              									Frankreich ausgeführte Vorschlag wohl weiter keine Verbreitung finden wird. Durch
                              									die senkrechte Stellung der Kessel werden viel schwierigere Bau- und
                              									Fundierungsarbeiten für deren Aufstellung nötig, als es bei liegenden Kesseln der
                              									Fall ist; auch leidet die Ueberwachungsmöglichkeit der Kessel hierbei bedeutend, und
                              									schliesslich würden etwa durch Abschleudern des Kessel deck eis verursachte
                              									Unglücksfälle weit schlimmere Folgen haben, wenn der Kesseldeckel nicht blos
                              									seitlich herausgeschleudert würde, sondern in die Höhe und wieder zurückfliegen
                              									würde. Namentlich aber verursacht das Hineinbringen und Wiederherausheben der
                              									einzelnen Plattformen gegenüber dem einfachen Hineinschieben der Wagen einen solchen
                              									Mehraufwand an Arbeit, dass demgegenüber der nur sehr geringe Aufwand an Dampf für
                              									die Füllung des leer gelassenen Kesselraumes kaum in Betracht kommt.
                           Andererseits ist es auch verschiedentlich vorgeschlagen worden, an Stelle einer
                              									gewöhnlichen Bahnanlage die Wagen mit den Kalksandsteinen auf einer Hängebahn in den
                              									Kessel hineinzubefordern. Jedoch leiden auch diese Vorschläge noch an starken
                              									Unzuträglichkeiten und sind für die praktische Ausführung wenig geeignet.
                           Wie viel Druck in dem Erhärtungskessel gegeben wird, ist sehr verschieden. Der
                              									angewendete Druck schwankt nach dem, was darüber bekannt geworden ist, zwischen 6
                              									und 10 Atmosphären.
                              									Ebenso ist auch die Zeitdauer des Erhärtens sehr verschieden und wird auf 6 bis 18
                              									Stunden angegeben. Je höher der herrschende Druck ist, desto erfolgreicher und
                              									rascher geht die Einwirkung des Kalkes auf den Sand vor sich. Erhärtungszeit und
                              									Druck stehen demnach im umgekehrten Verhältnisse zu einander.
                           Es ist übrigens wesentlich, in dem Erhärtungskessel nicht nur Druck, sondern auch
                              
                              									tatsächlich den Druck von gesättigtem Wasserdampf auf die Steine einwirken zu
                              									lassen. Man hat eine Zeit lang geglaubt, dass es schliesslich auch der Druck allein
                              									tun würde, und hat deshalb Versuche mit überhitztem Wasserdampf angestellt. Diese
                              									Versuche haben aber kein befriedigendes Ergebnis geliefert, da alsdann in der
                              									Atmosphäre des Kessels nicht der nötige Wasserdampf vorhanden war, der die
                              									Einwirkung des Kalkes auf den Sand unterstützen muss. Jedenfalls geht der Angriff
                              									des Kalkes auf die Kieselerde nur bei Gegenwart von genügend Wasser von statten, und
                              									wahrscheinlich bilden sich hierbei vorübergehend stark wasserhaltige Silikate, wie
                              									sie auch aus der Mineralogie unter dem Namen Zeolithe bekannt sind. Auch ist deshalb
                              									ein Ueberschuss von Wasser wünschenswert, weil sich wahrscheinlich selbst in dem am
                              									besten abgelöschten Kalk immer noch kleine Teilchen an Aetzkalk befinden, die sich
                              									der vollständigen Hydratisierung entzogen haben, und die nun noch eine gewisse Menge
                              									an Wasser aufnehmen müssen.
                           Ist nun die Erhärtung vollendet, so werden die Steine wieder aus dem Kessel gefahren
                              									und sind nunmehr fertig.
                           Aehnlich wie die Hochdruckerhärtung wird auch die Niederdruckerhärtung betrieben, nur
                              									dass sie nicht in Kesseln, sondern in gemauerten Kammern mit nur wenig über 100° C.
                              									erwärmtem Dampf vorgenommen wird. Bei der Niederdruckerhärtung bleiben die Wagen mit
                              									dem Kalksandstein etwa 3 bis 4 Tage unter Dampf. Es wurde bereits darauf
                              									hingewiesen, dass das Produkt der Niederdruckerhärtung nicht so gut seinkann,
                              									auch tatsächlich nicht so gut ist, wie das der Hochdruckerhärtung. Dagegen wird für
                              									die Niederdruckerhärtung der Vorteil geringerer Anlagekosten angegeben, der sich
                              									aber auch kaum als tatsächlich vorhanden erweist. Allerdings sind bei der
                              									Niederdruckerhärtung keine verhältnismässig teuren Druckkessel für die Erhärtung der
                              									Kalksandsteine erforderlich, sondern nur einfache gemauerte Kammern. Es wird aber
                              									dieser Vorteil schon dadurch wieder hinfällig, dass die Steine dafür nun auch 6 mal
                              									länger in diesen Kammern verbleiben müssen, also bei ununterbrochenem Betriebe statt
                              									eines Kessels 6 Kammern nötig sind. Andererseits haben aber auch solide konstruierte
                              									Kessel für Hochdruck eine ausserordentlich lange Lebensdauer, während es auf der
                              									Hand liegt, dass gemauerte und ständig von Dampf über 100° C. erfüllte Räume einer
                              									recht raschen Abnutzung ausgesetzt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 606
                              Fig. 2.
                              
                           Fig. 2 veranschaulicht nun den Plan einer
                              									Kalksandsteinfabrik, wie sie ähnlich bereits an vielen Orten ausgeführt und mit
                              									Erfolg in Betrieb gesetzt worden ist. Wir verdanken diesen Plan der Güte des
                              									Geschäftsführers des Vereins Deutscher Kalksandsteinfabriken, Ingenieur G. Beil zu Charlottenburg.
                           Es ist angenommen, dass die Fabrik den Kalk fertig gebrannt von auswärts bezieht.
                              									Dieser wird dann unter Dach bei A gelagert und gelangt
                              									von da in die Kalklöschtrommel B. Der Behälter C liefert das zum Löschen nötige Wasser, das mitreis
                              									eines bei D befindlichen Messgefässes jedesmal genau
                              									abgemessen werden kann. Der gelöschte Kalk wird dann aus der Trommel entleert und
                              									gelangt durch E zu dem Becherwerk F. Zugleich wird hier auch der Sand zugegeben, der bei
                              										G durch eine Schienenbahn angeliefert wird. Ein
                              									genaueres Abwiegen oder Messen des Sandes findet nicht statt; es genügt, dessen
                              									Menge aus dem Inhalt der Wagen abzuschätzen. Die roh vorgemengten Materialien
                              									gelangen nun zu der im Innern mit schraubenartig verlaufenden Winkeleisen versehenen,
                              									sich konisch erweiternden Mischtrommel H, und von da
                              									aus, bereits stärker vorgemischt, zu dem hochstehenden Kollergang I. Von da aus wird die Mischung der Schlagstempelpresse
                              										K zugeführt, die ausser von vorne auch unter dem
                              									Kollergang weg bei L zugänglich ist. Die Steine werden
                              									von der Presse aus dann unmittelbar auf Wagen gesetzt und gelangen nun mittels der
                              									Schienen –bahn M über die Schiebebühne N nach einem der beiden Erhärtungskessel O, später von hier nach dem Stapelplatz K. Q ist die Laufkatze, vermittels deren die
                              									Kesseldeckel zur Seite bewegt werden, R der
                              									Dampfkessel, der für die Erhärtungskessel, sowie für die Maschine S den nötigen Dampf liefert.
                           Die ganze Anlage ist also auf äusserst engem Raum zusammengedrängt und infolgedessen
                              									sehr leicht zu übersehen. Sie hat vor der Tonziegelei namentlich den Vorteil, dass
                              									sie weder Brennöfen noch Trockenvorrichtungen für die fertig gepressten Steine nötig
                              									hat, die hier vielmehr ohne weiteres aus der Presse in den Erhärtungskessel
                              									gelangen. Durch diesen Fortfall der Trockenvorrichtung, die bei Ringofenziegeleien
                              									oberhalb des Ofens angebracht zu sein pflegen, vermindert sich auch die Feuersgefahr
                              									ganz bedeutend.
                           Was nun schliesslich den Materialbedarf und die Kosten der Kalksandsteinfabrikation
                              									anbetrifft, so werden hierüber sehr widersprechende Zahlen verbreitet, indem
                              									einerseits Interessenten an der Lieferung von Einrichtungen für diesen Betrieb
                              									öfters viel zu niedrige Zahlen angeben, dagegen andererseits auch wiederum aus
                              									Gründen des Wettbewerbs offenbar recht hoch gegriffene Zahlen als abschreckendes
                              									Beispiel vorgeführt werden.
                           Die nachstehenden Zahlen sind durch Vergleich einer Anzahl von Angaben verschiedener
                              									Maschinenfabriken und Kalksandsteinfabriken gewonnen worden und dürften wohl
                              									durchschnittlich zutreffen. Diese Berechnungen sind so aufgestellt worden, dass sie
                              									sich leicht übersehen und den örtlichen Verhältnissen entsprechend umändern
                              									lassen.
                           Eine Anlage wie die in Fig. 2 dargestellte, zur
                              									Herstellung von 14000 Kalksandsteinen täglich, wird im Jahre bei 286 wirklichen
                              									Arbeitstagen rund 4 Millionen Steine liefern können und dabei an Anlagekapital und
                              									Betriebsaufwand etwa folgendes erfordern:
                           
                              A. Anlagekosten.
                              
                           
                              
                                 1. Grunderwerb, etwa 5000 qm
                                 15000
                                 Mark
                                 
                              
                                 2. Gebäudefläche, etwa 500 qm
                                 20000
                                 „
                                 
                              
                                 3. Dampfkesselanlage nebst Schornstein,      
                                    											Dampfmaschine und Zubehör
                                 25000
                                 „
                                 
                              
                                 4. Sonstige maschinelle Einrichtungen,
                                    											ein-        schliesslich der Erhärtungskessel
                                 40000
                                 „
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 100000
                                 Mark
                                 
                              
                           
                              B. Betriebskosten.
                              
                           
                              
                                 
                                 auf 1000 Steine
                                 auf 4 Mill.Steine
                                 
                              
                                 Bedarf
                                 Preis
                                 Preis
                                 
                              
                                 1. Abschreibungen auf obige          Anlagekosten,
                                    											durch-          schnittlich 7,6 v. H2. Sand, zu 30 Pf. das
                                    											cbm3. Gebrannter Kalk, zu 1,50 M.          100 kg4. Kohlen,
                                    											zu 1,80 M. 100 kg5. 12 Arbeiter zu durchschnitt-          lich
                                    											1000 M. Verdienst6. Kleine Ausgaben und
                                    											Re-          paraturen
                                 –2,5 cbm200 kg150
                                    											kg––
                                 1,90–,753,–2,703,–1,65
                                   7600  3000120001080012000  6600
                                 
                              
                                 
                                 M. 13, –
                                 52000
                                 
                              
                           Rechnen wir aus diesem Materialverbrauch die durchschnittliche Zusammensetzung der
                              									hergestellten Kalksandsteine aus, so erhalten wir folgende Zahlen:
                           
                              
                                 2,5 cbm Sand zu 1200 kg = 3000 kg Sand
                                 =   92 v. H.
                                 
                              
                                 200 kg Kalk, entsprechend   264 kg Kalkhydrat
                                 =     8 v. H.
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                   3264 kg Kalksandst.
                                 = 100 v. H.
                                 
                              
                           Dabei ist indessen das jedenfalls in den Steinen vorhandene Hydratwasser nicht
                              									mit berücksichtigt worden. Indessen wäre zur Kenntnis der tatsächlichen,
                              
                              									durchschnittlichen Zusammensetzung der Kalksandsteine eine grössere Anzahl von
                              									Analysen erforderlich. Solche werden aber nur wenig gemacht, da sie für die
                              									Ueberwachung des Fabrikbetriebes zu umständlich sind. Was übrigens im allgemeinen
                              									den Kalkverbrauch anbetrifft, so schwankt dieser vorläufig noch in ziemlich weiten
                              									Grenzen, und die in vorstehender Berechnung angegebenen günstigen Zahlen werden
                              									durchaus noch nicht überall erreicht; vielmehr steigt der Kalkgehalt mitunter auch
                              									wohl auf das Doppelte.
                           
                        
                           4. Besondere Arten von Kalksandsteinen.
                           Von den Abarten der Kalksandsteine haben wir die in der Masse gefärbten Steine schon
                              									erwähnt. Es werden ausserdem noch teilweise gefärbte Kalksandsteine hergestellt,
                              									indem man in die Pressformen zunächst gewöhnliche Kalksandsteinmischung einschüttet
                              									und diese dann mit einer Schicht gefärbter Mischung überdeckt. Indem dann die Masse
                              									zusammengepresst wird, so entsteht ein nur an einer Seite gefärbter Stein. Die
                              
                              									Herstellung solcher Steine bietet gegenüber derjenigen durch und durch gefärbter
                              									Kalksandsteine den Vorteil einer wesentlichen Ersparnis an Farbstoff, dagegen den
                              									Nachteil eines grösseren Aufwandes an Arbeit, der durch das zweimalige Füllen der
                              									Formen erfordert wird.
                           Derartige, aus zwei verschiedenen Schichten bestehende Kalksandsteine werden aber
                              									auch weiter noch in der Weise hergestellt, dass die Deckschicht nicht aus
                              									Kalksandsteinmasse, sondern aus einer zementhaltigen Masse besteht. Dies ist
                              									besonders dann der Fall, wenn man die Steine als Belag für Flure usw. verwenden und
                              									demgemäss eine glattere Oberfläche erzielen will, als sie die gewöhnlichen
                              									Kalksandsteine besitzen. Derartige Verbundsteine werden auch in einfachen Mustern
                              									hergestellt und haben bereits öfters Anwendung gefunden. So z.B. ist ein Belag aus
                              									solchen Platten im Tiergarten zu Königsberg in Preussen verwendet worden und hat
                              									sich dort schon einige Jahre lang gut bewährt.
                           Auch noch auf eine andere Weise hat man das Färben der Kalksandsteine vorgeschlagen,
                              									nämlich so, dass die Steine weder aus gefärbter Masse hergestellt, noch nachträglich
                              									etwa angestrichen werden. Es ist vielmehr vorgeschlagen worden, die Steine im
                              									Erhärtungskessel nach Ablassen des Dampfes mit einer farbstoffhaltigen Flüssigkeit
                              									zu tränken. Dieser Vorschlag ist in einer neuerdings erschienenen Patentschrift, D.
                              									R.-P. 130500 vom 30. Juli 1901, von Hugo Schön
                              									enthalten, dürfte sich aber wohl nicht in die Praxis einführen, da es einerseits
                              									zweifelhaft ist, ob die ganzen Steinstapel auch durch und durch von der Flüssigkeit
                              									durchdrungen werden, und da andererseits die Wetterbeständigkeit einer so erzeugten
                              									Färbung wohl jedenfalls mehr als fraglich sein dürfte. Was den ersteren dieser
                              									beiden Einwände anbetrifft, so könnte dem ja vielleicht in der Weise begegnet
                              									werden, dass man die | Tränkungsflüssigkeit, ähnlich wie es bei der Holztränkung der
                              									Fall ist, unter starkem Druck in die Steine einpresst. Hierzu wäre aber die
                              									Hinzufügung einer Druckpumpe erforderlich, die den nötigen Wasserdruck in dem Kessel
                              									aufrecht erhalten müsste. Jedoch ist es nicht anzunehmen, dass es gelingen wird,
                              									überhaupt in Wasser lösliche oder darin gleichmässig verteilt bleibende Farben zu
                              									finden, die die erforderliche Beständigkeit gegen Licht und Auswaschen besitzen, wie
                              									sie von einem Baustoff verlangt werden muss.
                           Ausser Kalksandsteinen in gewöhnlichem Ziegelformat werden auch gelegentlich Steine
                              									in grösseren Abmessungen hergestellt, um einen quadersteinähnlichen Bau mit
                              									Kalksandstein aufführen zu können. Derartige grosse Steine lassen sich auf
                              									gewöhnlichen Pressen schlecht erzielen, wie es andererseits auch nicht lohnt, eigens
                              									für die Erzeugung derartiger Steine besondere Pressen zu konstruieren, da der Bedarf
                              									daran nicht so sehr gross ist. Es werden deshalb grössere Formstücke entweder in der
                              									Weise hergestellt, dass man die Kalksandsteinmasse möglichst fest in Formkästen
                              									einstampft, und die Formstücke dann, wie auch andere Kalksandsteine, in den
                              									Härtekessel einbringt; oder man mauert aus gewöhnlichen Kalksandsteinen mit einem
                              									Mörtel aus der gleichen Masse Quadern in der verlangten Grosse zusammen, die man dann
                              									nochmals in den Erhärtekessel einbringt, um sie so zu einem einzigen Stück zu
                              									verkitten.
                           Eine besondere Abart der Kalksandsteine sind auch die sogenannten Silicasteine nach
                              										Horak. Dies sind besonders kalkarme Kalksandsteine,
                              									die nach dem Formen und Erhärten noch gebrannt werden, und die dann zum Ersatz der
                              									bekannten feuerfesten Dinassteine dienen sollen. Im grossen und ganzen läuft die
                              									Herstellung der Silicasteine auf das Nämliche heraus, was auch bei der Anfertigung
                              									der künstlichen Dinassteinegeschieht. Es werden Steine geformt, die möglichst
                              									aus Quarz bestehen und nur so viel Bindemittel besitzen, dass sie eben
                              									zusammenhalten. Statt dass diese Steine nun sofort gebrannt werden, so werden sie
                              									hier erst noch in Härtekesseln erhärtet. Hierdurch wird der Vorteil erzielt, dass
                              									die Steine vor dem Einsetzen in den Brennofen schon bedeutend härter sind, und sich
                              									dementsprechend leichter handhaben lassen, während demgegenüber der Nachteil
                              									entsteht; dass die Anlage eines besonderen Härtekessels und der Aufwand für dessen
                              									Betrieb und Bedienung notwendig werden.