| Titel: | Ueber Resonanzschwierigkeiten bei der drahtlosen Telegraphie. | 
| Autor: | A. Koepsel | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 645 | 
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                        Ueber Resonanzschwierigkeiten bei der drahtlosen
                           								Telegraphie.
                        Von Dr. A. Koepsel.
                        (Schluss von S. 627 d. Bd.)
                        Ueber Resonanzschwierigkeiten bei der drahtlosen
                           								Telegraphie.
                        
                     
                        
                           Wenn nun auch, soweit mir bekannt, keine autentischen Beobachtungen über die
                              									Schwingungszahlen von geschlossenen Schwingungskreisen der Grössenordnung, wie sie
                              									für die drahtlose Telegraphie verwendet werden, vorliegen, so ist doch nach den
                              									beobachteten Resonanzwirkungen kaum anzunehmen, dass wirklich eine so geringe
                              									Schwingungszahl vorhanden ist, wie aus diesen Voraussetzungen hervorgeht. Wenn also
                              									das Experiment eine grössere Schwingungszahl ergibt, so könnte, wenn man von der
                              									eingangs erwähnten wahrscheinlichen Trägheit des Funkenwiderstandes absieht, daraus
                              									dreierlei geschlossen werden; entweder der Funkenwiderstand folgt einem anderen
                              
                              									Gesetz, z.B. er ist der 3, 4, 5 oder einer noch höheren Wurzel aus der übergehenden
                              									Elektrizitätsmenge umgekehrt proportional, oder der ursprüngliche Widerstand ist
                              
                              									bedeutend kleiner, als bisher angenommen wurde, oder beides. Schon die alleinige
                              									Annahme eines kleinen Funkenwiderstandes führt zu bedeutend günstigeren Resultaten.
                              									Betrachten wir z.B. wieder den Schwingungskreis mit den Konstanten
                           C = 2,7 . 10–18, L = 2,5 . 103
                           nehmen aber an, der Funken widerstand betrage für diese
                              
                              									Kapazität nur \frac{1}{1000} Ohm, also
                           r = 106
                           so ergibt sich
                           n = 3,7
                           Wir erhalten also schon beinahe vier vollständige Schwingungen; machen wir ferner
                              									noch die Annahme, dass der Funkenwiderstand umgekehrt proportional der vierten 1
                              									Wurzel aus der übergehenden Elektrizitätsmenge ist, also
                           
                              t=\sqrt{L\,C}\,ln\,\left(\frac{4\,L}{r^2\,C}\right)^2
                              
                           
                              ln\,\frac{4\,L}{r^2\,C}=\pi\,n
                              
                           so ergibt sich n = 7,4, wir
                              									erhalten also schon sieben vollständige Schwingungen. Um zehn ganze Schwingungen zu
                              									erhalten, müsste L = 3 . 106 sein, d.h. die Wellenlänge 5363 m.
                           Aber selbst wenn sich der Funkenwiderstand als noch kleiner ergeben sollte, so würde
                              									man doch immer für möglichst gute Resonanz auf möglichst grosse Wellenlänge
                              									angewiesen sein.
                           Die Wichtigkeit einer experimentellen Untersuchung des Funkenwiderstandes und seiner
                              									Abhängigkeit von der Elektrizitätsmenge dürfte zur Genüge hierdurch begründet sein;
                              									wenn man bedenkt, dass die Bestätigung einer der beiden behandelten Voraussetzungen
                              									einer Unmöglichkeit der Abstimmung gleichkommen würde, wenigstens so lange
                              
                              									manauf den Funken angewiesen ist, und die Beseitigung des Funkens oder eine
                              									wesentliche Verringerung seines Widerstandes müsste als das erstrebenswerteste Ziel
                              									der drahtlosen Telegraphie betrachtet werden. Die bisher unterschätzte Bedeutung des
                              
                              									Funkenwiderstandes wird übrigens jedem sofort in die Augen springen, der einmal die
                              									kolossale Steigerung des Resonanzeffektes durch Einblasen von Luft in die
                              									Funkenstrecke beobachtet hat, und es hat hiernach den Anschein, als ob, abgesehen
                              									von anderen Effekten, durch eine derartige Beseitigung der Verbrennungsprodukte auch
                              									der Funkenwiderstand bedeutend verringert wird. Aber selbst wenn sich eines von den
                              									anderen angedeuteten Gesetzen und ein bedeutend kleinerer Funken widerstand ergeben
                              									sollte, so würde sich doch die Schwierigkeit einer guten Resonanz als bedeutend
                              									grösser herausstellen, als man bisher anzunehmen geneigt war.
                           Die Tatsache aber, dass bisher von keinem der bestehenden Systeme inbezug auf
                              									Abstimmung etwas Nennenswertes erreicht worden ist, legt die Vermutung nahe, dass
                              									der Grund hierin zu suchen ist.
                           Einen Aufschluss über diese Frage könnten nur sorgfältig angestellte Versuche mit
                              									rotierenden Spiegeln ergeben, und die hierauf verwendete Zeit und Mühe dürfte
                              									wichtige Schlussfolgerungen über Grosse und Aenderung des Funkenwiderstandes
                              									liefern, selbst wenn sich hierbei eine bedeutende Trägheit desselben ergeben
                              									sollte.
                           Noch eine andere sehr wichtige Erscheinung zeigt sich aber bei der Annahme eines mit
                              									der Zeit variablen Funkenwiderstandes. Es ist dies die Abhängigkeit der Schwingungsdauer von der Zeit.
                           Es ist bekanntlich:
                           
                              T=\frac{2\,\pi}{\sqrt{\frac{1}{L\,C}-\frac{r^2}{4\,L^2}}}
                              
                           ist nun r = r0 eat, so wird
                           
                              T=\frac{2\,\pi}{\sqrt{\frac{1}{L\,C}-\frac{r^2\,e^{2\,a\,t}}{4\,L^2}}}
                              
                           Da nun diese Aenderung der Schwingungsdauer mit der Zeit nur in dem Schwingungskreise
                              									auftritt, welcher eine Funkenstrecke enthält, d.h. im Geberkreise, im Empfangskreise
                              									aber nicht, so käme eine neue Schwierigkeit für die Resonanz hinzu. Indessen ist
                              									diese Abweichung wenigstens für die Wellenzüge, deren Maximalamplitude nicht kleiner
                              									als \frac{1}{e} ihres Anfangswertes ist, belanglos, denn da für diese t < oder höchstens =\frac{1}{a} ist, so ist das Verhältnis der
                              									Schwingungszeiten T1/e zu T0
                              									höchstens:
                           
                              \frac{T_{1/e}}{T_0}=\frac{\sqrt{\frac{1}{L\,C}-\frac{{r_0}^2\,e_2}{4\,L^2}}}{\sqrt{\frac{1}{L\,C}-\frac{{r_0}^2}{4\,L^2}}}=\sqrt{\frac{1-\frac{r^2\,C}{4\,L}\,e^2}{1-\frac{{r_0}^2\,C}{4\,L}}}
                              
                           was, wenn \frac{{r_0}^2\,C}{4\,L} klein gegen 1 ist, gleich 1 gesetzt
                              									werden kann.
                           Dieselben Betrachtungen, welche in bezug auf den geschlossenen Schwingungskreis
                              									angestellt wurden, gelten auch für den offenen Resonator. Auch hier wird nur eine
                              									begrenzte Anzahl von Schwingungen auftreten und die Zeit, nach deren Verlauf der
                              									aperiodische Zustand eintritt, ist gegeben durch die Beziehung
                           
                              t=\sqrt{L\,C}\,ln\,\frac{2}{r}\,\sqrt{\frac{L}{C}}
                              
                           bezw.
                           
                              t_{1/m}=\sqrt{L\,C}\,ln\,\left(\frac{4\,L}{r^2\,C}\right)^{\frac{m}{2}}
                              
                           worin C und L Kapazität und Selbstinduktion des Luftdrahtes
                              
                              									bedeuten und r den Widerstand der Funkenstrecke. Die
                              									Schwingungsdauer eines solchen Systems ist aber
                           T = 4√LC
                           Die Anzahl der zu Stande kommenden Schwingungen bestimmt sich also aus der
                              									Gleichung:
                           
                              ln\,\frac{2}{r}\,\sqrt{\frac{L}{C}}=4\,n
                              
                           bezw.
                           
                              ln\,\left(\frac{4\,L}{r^2\,C}\right)^{\frac{m}{2}}=4\,n.
                              
                           Vergleichen wir diese Ausdrücke mit den für den geschlossenen Schwingungskreis
                              									geltenden, so ergibt sich das der Praxis scheinbar widersprechende Resultat, dass
                              									beim offenen Resonator mehr Schwingungen zu Stande kommen, als beim geschlossenen;
                              									denn es ist für ersteren
                           
                              n_0=ln\,\left(\frac{4\,L}{r^2\,C}\right)^{\frac{m}{2}}\,\frac{1}{4}
                              
                           für letzteren
                           
                              n_g=ln\,\left(\frac{4\,L}{r^2\,C}\right)^{\frac{m}{2}}\,\frac{1}{2\,\pi}
                              
                           Also
                           
                              \frac{n_0}{n_g}=\frac{2\,\pi}{4}=1,57.
                              
                           Für dieselben Werte von Selbstinduktion und Kapazität würde also der offene Resonator
                              									sechs Schwingungen vollführen, während der geschlossene nur deren vier macht. Zudem
                              									hätte der offene Resonator noch die kürzere Wellenlänge.
                           Die landläufige Erklärung von der grösseren Wirksamkeit des geschlossenen
                              									Schwingungskreises als Nachlieferant von Energie an den offenen erscheint hiernach
                              									nicht stichhaltig; denn wenn der erstere noch weniger Schwingungen macht als der
                              									letztere, so sieht es mit der Nachlieferung von Energie schlimm aus. Die grössere
                              									Wirksamkeit des geschlossenen Schwingungskreises gegenüber dem offenen würde
                              									hiernach vielmehr ihren Grund darin haben, dass man vermöge der beliebigen Wahl
                              									zwischen Selbstinduktion und Kapazität beim geschlossenen Schwingungskreis viel mehr
                              									Energie in Bewegung zu setzen imstande ist. Dies ist aber beim offenen Resonator
                              
                              									ohne weiteres nicht möglich, da für einen geraden Draht das Verhältnis zwischen
                              									Selbstinduktion und Kapazität ein gegebenes ist und eine Vermehrung der Kapazität
                              									durch Vermehrung der Anzahl der Drähte eine entsprechende Verminderung der
                              									Selbstinduktion zur Folge hat. Dass man auch hier durch blosse Vermehrung der Zahl
                              									der Drähte zu einer grösseren Wellenlänge kommen kann, habe ich in einem früheren
                              										ArtikelBemerkungen zu Marconis Ozeantelegraphie. Siehe S. 331 d.
                                    											Bd.gezeigt, um aber Kapazitäten zu erreichen, welche mit
                              									denen des geschlossenen Schwingungskreises auch nur annähernd vergleichbar sind,
                              									müsste man zu immensen Drahtlängen oder zu ungeheuren Drahtzahlen übergehen, welche
                              									für praktische Zwecke nicht geeignet sind.
                           Der geschlossene Schwingungskreis würde also bei der gemachten Voraussetzung nicht
                              									die Bedeutung eines Resonanzkastens haben, sondern in erster die eines
                              									Energiespeichers, vermöge dessen die Anfangsamplitude auf einen viel höheren Wert
                              									gebracht werden kann, als es mit dem offenen Resonator allein möglich wäre, und wenn
                              									es gelänge, was nicht ausgeschlossen ist, den offenen Resonator zu einem ebensolchen
                              									Energiespeicher auszubilden, so müsste er inbezug auf Resonanz allein mehr leisten,
                              									als in Verbindung mit dem geschlossenen Schwingungskreis.
                           Möglicherweise würde also die sogenannte Dämpfung durch Strahlung sich nicht zum
                              									wenigsten aus dem grösseren Widerstand der Funkenstrecke erklären lassen, der ja
                              									infolge der geringen Kapazität offenbar vorhanden ist.
                           Findet nun nach Verlauf weniger Schwingungen schon ein aperiodisches Abfallen statt,
                              									so würde sich auch die auffällige Erscheinung, dass der kleine Geber den grösseren
                              									Empfänger zu stören pflegt, zwanglos erklären lassen; denn dieser aperiodische
                              									Abfall würde die entgegengesetzte Amplitude des Empfängers immer schwächend
                              									beeinflussen; die Wahrscheinlichkeit aber, dass eine solche Amplitude des Empfängers
                              									mit einem namhaften Wert des aperiodischen Zustandes zusammenfällt, ist bei einer
                              									kleinen Wellenlänge des Empfängers viel grösser als bei einer grösseren, also wird
                              									der kürzere Geber den längeren Empfänger leichter zum Ansprechen bringen, als
                              									umgekehrt.
                           Alle diese Erörterungen erleiden indessen eine wesentliche Modifikation, wenn man die
                              									Funktion
                           
                              a=\frac{r_0\,e^{\frac{a}{2}\,t}}{2\,L}
                              
                           etwas näher betrachtet und findet, dass dieselbe für ein und
                              									dasselbe t verschiedene Werte von a besitzt. Durch Trennung der Variablen ergibt sich
                           
                              t=\frac{2}{a}\,ln\,\frac{2\,L}{r_0}\,a
                              
                           Für t = 0 ist a=\frac{r_0}{2\,L} oder a = ∞. Ausserdem besitzt diese Funktion einen Umkehrpunkt für t=\frac{2}{a},
                              									wo a=\frac{r_0\,e}{2\,L} wird. Hier ist t ein Maximum und sobald
                              									et diesen Wert überschreitet, wird die Zeit rückwärts schreiten. Da dies unmöglich
                              									ist, so müssen die Entladungen an diesem Zeitpunkte aufhören, da über ihn hinaus
                              									kein reeller Wert für a mehr existiert.
                           Zu demselben Ergebnis gelangt man, wenn man die Zeit berechnen will, nach welcher die
                              									Maximalamplitude auf den 1/en ten Teil ihres Anfangs wertes gesunken ist.
                              									Diese Zeit ergibt sich zu t_{1/e^n}=\frac{n}{a} und da
                           a=\frac{r_0\,e^{\frac{a}{2}\,t}}{2\,L} so wird t_{1/e^n}=\frac{2\,n\,L}{r_0\,e^{\frac{n}{2}}}
                           welcher Ausdruck für n = 2 ein
                              									Maximum besitzt, d.h. die Maximalamplitude kann nur bis auf \frac{1}{e^2} ihres
                              									Anfangswertes abnehmen; nach Verlauf dieser Zeit t_{\frac{1}{e^2}}=\frac{4\,L}{r\,e} muss also die Entladung
                              									abbrechen, da sonst die Zeit rückläufig werden müsste.
                           Wächst der Funkenwiderstand umgekehrt proportional der dritten Wurzel aus der
                              									Elektrizitätsmenge, d.h. ist
                           a=\frac{r_0\,e^{\frac{a}{3}\,t}}{2\,L} so wird t_{1/e^n}=\frac{2\,n\,L}{r_0\,e^{\frac{n}{3}}}
                           
                           welcher Ausdruck für n = 3 ein Maximum besitzt; in
                              									diesem Falle würde also die Entladung aufhören, sobald die Maximalamplitude auf den
                              									e^{\frac{1}{3}} Teil ihres Anfangswertes gesunken ist.
                           Um also zu bestimmen, nach welchem Gesetz der Funkenwiderstand zunimmt, wenn es von
                              									der angenommenen Form ist, brauchte man nur zu beobachten, bis zu welchem Teile
                              									ihres Anfangswertes die Maximalamplitude sinkt. Untersuchung des Residuums müsste
                              									hierüber Aufschluss geben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 647
                              
                           Die nähere Betrachtung der Funktion
                           
                              t=\frac{2}{a}\,ln\,\frac{2\,L}{r_0}\,a
                              
                           ergibt nun aber ein ganz anderes Bild des
                              									Schwingungsvorganges. Da nämlich zu jedem Wert von t
                              									ein grosser und ein kleinerer reeller Wert von a
                              									gehört, so ergeben sich für jeden Zeitpunkt der Entladung zwei Schwingungszustände,
                              									also es entstehen zwei verschiedene Wellenzüge und zwar einer, der mit grosser
                              									Amplitude einsetzt, welche indessen beständig abnimmt, er entspricht den kleineren
                              									Werten von a, die beständig zunehmen, und ein anderer
                              									Wellenzug, der mit kleiner Amplitude einsetzt, welche indessen beständig zunimmt, er
                              									entspricht den grossen Werten von a, welche beständig
                              									abnehmen. Sobald die Amplituden beider Wellenzüge gleich geworden sind, bricht die
                              									Entladung ab.
                           Die Schwingungsdauer des ersten Wellenzuges wird nahezu konstant sein, die des
                              									letztgenannten wird indessen anfangs sehr gross sein und mit wachsender Zeit sehr
                              									schnell abnehmen, bis sie beim Abbrechen der Entladung der Schwingungsdauer des
                              									erstgenannten Wellenzuges gleich wird. Vorstehende Figur stellt einen solchen
                              									Schwingungsvorgang dar für
                           
                              L=\frac{1}{2}\cdot 10^3\mbox{ cm, }C=10^{-18}\mbox{ cm, }r_0=10^9\,cgs
                              
                           Für den Zweig der Kurve (t, a), welcher die grossen a repräsentiert, existiert ein Punkt, für welchen der
                              									Ausdruck
                           
                              \frac{1}{L\,C}-\frac{{r_0}^2\,e^{a\,t}}{4\,L^2}=0
                              
                           wird. Dies tritt ein, wie wir oben gesehen haben, für
                           
                              t_0=\sqrt{L\,C}\,ln\,\frac{4\,L}{{r_0}^2\,C}
                              
                           Da nun at für diesen Zweig der Kurve mit wachsender Zeit
                              									abnimmt, so muss der Ausdruck
                           
                              \frac{1}{L\,C}-\frac{r^2\,e^a\,t}{4\,L^2}
                              
                           vor dieser Zeit negativ sein, d.h. es können vor dieser Zeit
                              									keine Schwingungen auftreten; die Entladung dieses Wellenzugessetzt also
                              									aperiodisch ein, una erst nach Verlauf der Zeit t0 treten Schwingungen auf, deren Amplitude
                              									stetig wächst und deren Schwingungsdauer stetig abnimmt, bis zu dem Zeitpunkte, wo
                              									Amplitude und Schwingungsdauer gleich der des anderen Wellenzuges wird, wo dann die
                              									Entladung abbrechen muss.
                           Untersuchen wir nun, wieviel Schwingungen bis zum Abbruch der Entladung zu Stande
                              									kommen. Die Zeit, nach deren Verlauf die Entladung aufhören muss, ist:
                           
                              t=\frac{4\,L}{r\,e}
                              
                           Die Schwingungsdauer ist:
                           T = 2π√LC
                           Die Anzahl der Schwingungen, die während der Zeit bis zum Abbruch der Entladung zu
                              									Stande kommen, ist daher:
                           
                              \frac{t}{T}=n=\frac{2}{\pi\,e\,r_0}\,\sqrt{\frac{L}{C}}
                              
                           Dies gilt für den Wellenzug mit grosser Amplitude, dessen Schwingungsdauer nahezu
                              									konstant ist und der uns hauptsächlich interessiert. Er wird von dem anderen
                              									Wellenzuge nur gegen das Ende hin wesentlich beeinflusst. Wenn indessen die
                              									Schwingungszahl gross ist, so kann unter gewissen Umständen der erstere Wellenzug
                              									von dem letzteren wesentlich gestört werden. Diese Störung wird eine Ver-grösserung
                              									der Amplitude hervorbringen, wenn die Entladung beim Maximum der Amplitude abbricht,
                              									eine Verkleinerung indessen, wenn dies beim Durchgang durch den Nullpunkt
                              									stattfindet; man würde daher, um das Maximum der Wirkung zu erreichen, den
                              									Schwingungskreis so berechnen müssen, dass die Anzahl der Schwingungen n+\frac{1}{4}
                              									bezw. n+\frac{3}{4} wird.
                           Unberührt bleibt indessen durch diese Betrachtung der Vergleich, welcher oben
                              									zwischen dem geschlossenen und dem offenen Schwingungskreis angestellt wurde; denn
                              									da alle diese Erörterungen auch für den offenen Schwingungskreis gelten, so besteht
                              									für letzteren die Beziehung:
                           
                              \frac{t}{T}=\frac{4\,L}{r\,e}\cdot \frac{1}{4\,\sqrt{L\,C}}=\frac{1}{r\,e}\,\sqrt{\frac{L}{C}}=n_0
                              
                           Wir erhalten also:
                           
                              \frac{n_0}{n_g}=\frac{\pi}{2}=1,57
                              
                           wie oben.
                           Die vielseitigen Beziehungen, welche zwischen Selbstinduktion, Kapazität, und
                              									Funkenwiderstand bestehen, geben ein Mittel an die Hand, den Wert des letzteren
                              									selbst, sowie das Gesetz zu erforschen, welchem die Aenderung des Funkenwiderstandes
                              
                              									unterworfen ist und da in dieser Beziehung noch so gut wie nichts geschehen ist, so
                              									darf diese Arbeit wohl den Anspruch machen, eine Anregung hierzu gegeben zu haben.
                              									Einen weiteren Anspruch macht sie nicht.
                           Die Wichtigkeit einer solchen experimentellen Erforschung dürfte aber wohl nach den
                              									gegebenen Darlegungen auf der Hand liegen, zumal da hiervon der Fortschritt eines
                              									bereits recht wichtigen Gebietes der Technik abhängt, welches in der Praxis schon in
                              									einem Umfange zur Anwendung kommt, dem die wissenschaftliche Erforschung seiner
                              									Grundprinzipien nicht entspricht, und es nicht ausgeschlossen erscheint, dass der
                              									Funkenwiderstand einem noch anderen Gesetze folgt, welches die bisher angenommenen
                              									Schwingungsvorgänge wesentlich alteriert und die Resonanzschwierigkeiten erklärlich
                              									macht, über die man aber nur durch eine gründliche experimentelle Erforschung dieser
                              									Vorgänge hinwegkommen wird.
                           Es sollte in der vorstehenden Arbeit eben nur gezeigt werden, zu welchen Resultaten
                              									gewisse Annahmen führen, die, wenn auch nicht unbedingt bindend, so doch wenigstens
                              									berechtigt und wahrscheinlich sind. Sie stellt eine mathematische Studie dar, deren
                              									Ergebnisse zwar in der Natur nicht in vollem Umfange bestätigt werden dürften, aber
                              									immerhin in den Erscheinungen zum Ausdruck kommen können in einem Masse, dass die
                              									Resonanzschwierigkeiten in der drahtlosen Telegraphie erklärlich werden würden.