| Titel: | Ausnutzung des Auspuffdampfes von Dampfmaschinen in einer mit einem Wärmespeicher verbundenen Niederdruckdampfturbine. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 660 | 
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                        Ausnutzung des Auspuffdampfes von Dampfmaschinen
                           								in einer mit einem Wärmespeicher verbundenen Niederdruckdampfturbine.
                        Ausnutzung des Auspuffdampfes von Dampfmaschinen usw.
                        
                     
                        
                           In Belgien und Frankreich ist schon seit einiger Zeit ein Vorschlag viel
                              									besprochen, den der bekannte. Professor M. A. Rateau
                              									gemacht hat; und nachdem jetzt seit Monaten die von ihm vorgeschlagene Anlage im
                              									Betriebe sich durchaus bewährt hat, möge im folgenden eine kurze Beschreibung der
                              									ganzen Einrichtung nebst näheren Angaben über die Betriebsergebnisse gegeben sein.
                              									Wir folgen darin einem Aufsatze, den Rateau selbst in
                              									dem Bulletin de la Société de l'Industrie Minérale veröffentlicht hatQuatrième Série Tome II, Ire Livraison, 1903.. Wir
                              									müssen, um zu begreifen, um was es sich handelt, zunächst kurz darauf eingehen,
                              									welche Energie sich einer Dampfmenge von bestimmter Spannung entziehen lässt. Die
                              									Wärmetheorie lehrt, dass bei vollständiger Expansion eines kg trocken gesättigten
                              									Dampfes von einem Druck P auf einen Gegendruck p eine Leistung von
                           
                              N=E\,\left[r\cdot \frac{T_1-T_2}{T_1}+\int_{T_2}^{T_1}\,C\cdot \frac{T-T_2}{T}\cdot d\,T\right]
                              
                           erzielt werden kann, wobei E das
                              									mechanische Wärmeäquivalent, T1 und T2 die den Drucken P und p entsprechenden Temperaturen, C die spezifische Wärme des Wasserdampfes bei der
                              									Temperatur T, und r die Verdampfungswärme des
                              									Wasserdampfes bezeichnen. In einem ausserordentlich lesenswerten Aufsatze, den Rateau seinerzeit in der Revue Mécanique hat erscheinen
                              										lassenAugust
                                    										1900., ist dargelegt, wie der Verfasser für eine grosse Reihe von
                              									verschiedenen Drucken N den theoretischen Dampf
                              									verbrauch K für eine PS und Stunde bestimmt hat, den
                              									man aus jenem Werte N erhält, indem man 270000 durch
                              										N teilt. Indem nun die so erhaltenen Zahlen für
                              									diesen theoretischen Dampfverbrauch in ein Liniennetz eingetragen wurden, bei dem
                              									die Abzissen den Gegendruck, die Ordinaten den Anfangsdruck darstellten, ergab sich,
                              									dass die gleichen Werte für K nebeneinander auf einer
                              									graden Linie lagen und es konnte für K die folgende
                              									Gleichung aufgestellt werdenProfessor Mollier hat in der Zeitschr. d. Vereins
                                    											deutscher Ingenieure vom 18. Juni 1898 eine ganz ähnliche, wenn auch um ein
                                    											Geringes ungenauere Gleichung gegeben, die etwas einfacher ist. Im obigen
                                    											folgen wir aber in allen Punkten den Ausführungen von Rateau.
                           
                              K=0,85+\frac{6,95-0,92\cdot log\,p}{log\,P-log\,p}
                              
                           oder
                           
                              K=\frac{6,95-0,07\cdot log\,P+0,85\cdot log\,p}{log\,\frac{P}{p}}
                              
                           Aus der Gleichung von Rateau ist ohne weiteres der Grund
                              									ersichtlich, weshalb die Anwendung der Kondensation bei Dampfmaschinen einen Vorteil
                              									bringt. Geht doch der Dampfverbrauch für eine PS und Stunde umsomehr
                              									herunter,je grösser das Verhältnis \frac{P}{p} wird. Dann ist aber auch mit
                              									Hilfe dieser Gleichung das folgende bemerkenswerte Ergebnis zu erhalten: Bei einem
                              									Druck P gleich 6 kg/qcm und p gleich 1 kg, beträgt der theoretische Dampfverbrauch 8,8 kg für eine PS
                              									und Stunde, während er nur 9,3 kg bei den Drucken P
                              									gleich 1 und p gleich 0,15 wird, wie er in gewöhnlichen
                              									Kondensatoren erzielt werden kann. Es ist selbstverständlich, dass in Wirklichkeit
                              									die angegebenen Ziffern nicht erreicht werden. Würde man eine Kolbendampfmaschine
                              									mit diesen Drucken P gleich 1 und p gleich 0,15 arbeiten lassen, so würde der thermische
                              									Wirkungsgrad im besten Falle wohl höchstens 40 v. H. betragen, da gerade bei diesen
                              									niedrigen Drucken die Abkühlungsverluste bei solchen Maschinen ganz beträchtlich
                              									werden. Günstiger liegen die Verhältnisse für eine Dampfturbine, bei der bekanntlich
                              									diese Abkühlungsverluste deswegen soviel geringer sind, weil alle Teile stets mit
                              									Dampf von derselben Spannung in Berührung kommen; hier ist ein Wirkungsgrad von 65
                              									v. H. ohne weiteres erzielbar. Bei Ausnutzung dieses Dampfes von einer Atmosphäre in
                              									einer Kolbendampfmaschine würden also rund 23 kg zur Erzeugung einer PS nötig sein,
                              									während bei einer Dampfturbine hierzu nur 14,3 kg erforderlich wären. Bekanntlich
                              									verursacht nun die gewöhnliche Anwendung der Kondensation bei Dampfmaschinen eine
                              									beträchtliche Ersparnis im Dampfverbrauch, die im günstigsten Falle bis auf 35-40 v.
                              									H. steigen kann. Bei einzelnen Maschinen wird diese Zahl aber nicht annähernd
                              									erreicht, so namentlich in den Fällen, wo wir es mit Maschinen zu tun haben, die nur
                              									intermittierend arbeiten, wie dies z.B. bei Fördermaschinen und Walzenzugmaschinen
                              									der Fall ist. Für diese hat nun Rateau vorgeschlagen,
                              									den Auspuffdampf in einen Wärmespeicher übergehen zu lassen, von dem aus er zu einer
                              									Maschine hinüberfliesst, in der er weiter ausgenutzt wird; und wie wir gesehen
                              									haben, ist das Vorteilhafteste in solchem Falle, eine Dampfturbine zu verwenden.
                           Dabei dient der Wärmespeicher dazu, in Zeiten des grossen Dampf Verbrauches der
                              									Fördermaschine diejenige Menge Dampf, welche nicht in der Turbine verbraucht wird,
                              									in sich aufzunehmen und sie während der Zeiten des Stillstandes der Fördermaschine
                              									an die Turbine abzugeben, also den unterbrochen stattfindenden Ausfluss aus der
                              
                              									Fördermaschine in einen ununterbrochenen Zufluss zur Dampfturbine zu verwandeln.
                              									Dieser Apparat ist in Fig. 1 u. 2 dargestellt. Er besteht
                              									aus einem schmiedeeisernen, senkrechten Kessel CC, in dem eine Reihe von wagerechten Schalen A1, B1, A2, B2, An, Bn eingebaut sind. Diese sind
                              									teilweise mit Wasser gefüllt und ruhen eine auf der anderen. Durch kleine Absätze
                              									sind Zwischenräume von einigen Zentimetern zwischen den einzelnen Schalen
                              									hergestellt. Der zylindrische Kessel erhält einen Dampfeinlasstutzen D und einen Dampfauslasstutzen E. Der eintretende Dampf gelangt zu den einzelnen Schalen durch einen
                              									mittleren Kanal F und der Teil, welcher sich nicht
                              									kondensiert, geht an den Wänden entlang bis zum Austrittsstutzen E. Fährt nun die Fördermaschine an, so wird sie eine grosse
                              									Menge Dampf plötzlich in dem geschilderten Apparat entsenden. Dadurch, dass dieser
                              									teilweise kondensiert, wird das Wasser in den Schalen erhitzt. Hört alsdann der
                              									Zufluss des Dampfes auf, so wird eine lebhafte Wiederverdampfung des erwärmten
                              									Wassers eintreten und während vorhin der Ueberschuss an Dampf, welcher nicht durch
                              									den Apparat hindurchging, sich niederschlug, wird jetzt die fehlende Dampfmenge in
                              									ihm sich neu bilden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 661
                              Schnitt P-Q.
                              
                           Das Ergebnis wird also ein ununterbrochener Ausfluss von Dampf
                              									aus dem Austrittsstutzen E sein. Selbstverständlich
                              									sind, damit dieser Vorgang stattfinden kann, Temperatur- und Druckschwankungen im
                              									Apparat vorhanden. Sie sind aber, wie die Praxis gezeigt hat, nicht gross. Es
                              									handelt sich um 3-6° C. oder um 0,15-0,25 kg/qcm, beider Grösse des
                              									Wärmespeichers, wie er jetzt ausgeführt wird. Natürlich kann man, indem man den
                              									Apparat im Verhältnis zu der vorhandenen Dampfmenge vergrössert, die Schwankungen
                              									noch mehr herabziehen.
                           Da in dem eintretenden Dampf häufig Wasser vorhanden ist, so wird naturgemäss die
                              									Wassermenge in den Schalen etwas steigen und es sind daher Ueberlaufröhrchen b vorgesehen, sodass das Wasser von einer Schale zur
                              									arideren rieseln kann. Schliesslich sammelt es sich am Boden des Kessels an und wird
                              									hier durch ein im weiteren Verlauf als Siphon ausgebildetes Rohr d e abgezogen.
                           Die gesamte Anordnung eines solchen Wärmespeichers in Verbindung mit der Turbine, wie
                              									sie zum erstenmale auf der Zeche Bruay in Nord-Frankreich im Kohlenbecken von
                              									Pas-de-Calais aufgestellt ist, wird durch Fig. 3 u.
                              										4 wiedergegeben. Der von der Fördermaschine
                              									kommende Dampf gelangt durch die Rohrleitung V in den
                              									Wärmespeicher A, der hier in 3 gleiche Apparate A1, A2, A3 zerlegt
                              									wurde, da er sonst zu grosse Abmessungen angenommen hätte. Von ihm geht durch die
                              									Rohrleitung B der Abdampf zu der Turbine T, die er
                              									durch das Auspuffrohr E wieder verlässt. Die Turbine
                              									treibt zwei Dynamomaschinen F1 und F2, die zur Erzeugung von elektrischer
                              									Energie dienen. Ein Anschluss H ermöglicht den Zutritt
                              									von Frischdampf von der Kesselanlage aus zur Turbine. In ihm ist ein selbsttätig
                              									wirkendes Dampfdruckverminderungsventil G
                              									eingeschaltet, dass den Frischdampf nur dann eintreten lässt, wenn die Spannung in
                              									dem Wärmespeicher unter eine festbestimmte Grosse sinkt, die nach Belieben gross
                              									gehalten werden kann. Durch das Auspuffrohr E wird der
                              									Dampf zu irgend einen beliebigen Kondensator geführt. Auf dem Wärmespeicher selbst
                              									ist ein selbsttätig wirkendes Sicherheitsventil S
                              									angebracht, das sich in dem Augenblick öffnet, wo der Druck im Wärmespeicher eine
                              									bestimmte Grosse überschreitet. Ein sehr empfindlicher Regulator R sorgt dafür, dass die Geschwindigkeit der Turbine
                              									trotz der Veränderungen des im Wärmespeicher herrschenden Druckes und trotz der
                              									wechselnden Belastung der Dynamomaschine höchstens um 2 v. H. schwankt.
                           Durch diese Anordnung ist eine vollständige Unabhängigkeit der beiden Maschinen, der
                              									Fördermaschine und der Turbine, erreicht; denn wenn die Letztere nicht den ganzen
                              									von der Ersteren kommenden Dampf verbraucht, so öffnet sich selbsttätig das
                              									Sicherheitsventil, und es findet ein Auspuff ins Freie statt. Sind andererseits die
                              									Arbeitspausen der Fördermaschine so gross, dass diese nicht genügend Dampf zum
                              									Betrieb der Turbine abgibt, so öffnet sich das Dampfdruckverminderungsventil und es
                              									wird die Turbine unmittelbar aus den Kesseln gespeist. Selbstverständlich kann durch
                              									einen Schieber in der Leitung B für vollständiges
                              									Abschliessen des Wärmespeichers gegenüber der Turbine gesorgt werden und diese kann
                              									dann zu Zeiten, wo die Fördermaschine überhaupt nicht arbeitet, mit Frischdampf
                              									betrieben werden. Wie aus Fig. 3 u. 4 ersichtlich, nimmt die ganze Anordnung
                              									ausserordentlich wenig Platz fort. Es ist ja bekannt, dass dies ein Vorzug der
                              									Dampfturbine vor Kolbendampfmaschinen überhaupt ist. Der Wärmespeicher selbst aber
                              									kann draussen im Freien in irgend einer sonst nicht benutzten Ecke aufgestellt
                              									werden und es ist ein sorgfältiger Schutz gegen Regen nicht notwendig, wenn man auch
                              									für irgendeine Isolationsschicht sorgen wird, um die Ausstrahlung des Apparats
                              									möglichst zu verkleinern.
                           Man kann der ganzen Anordnung vorwerfen, dass zu Zeiten, wo ein Frischdampfverbrauch
                              									eintritt, die Turbine ungünstig arbeitet. Dieser Vorwurf wird dann von geringer
                              									Bedeutung sein, wenn man es mit einer sehr regelmässig arbeitenden Fördermaschine zu
                              									tun hat. Im entgegengesetzten Falle aber kann man auf zweierlei Weise diesem
                              									Uebelstande abhelfen. Entweder kann man anstatt der einen Turbine zwei benutzen,
                              									welche auf dieselbe Welle montiert sind und von denen die eine nur mit Abdampf vom
                              									Wärmespeicher her, die andere nur mit Frischdampf von den Kesseln arbeitet. In
                              									diesem Falle wird die letztere von vorneherein für hohen Druck konstruiert und wird
                              									dann 8-9 kg Dampf für eine elektrische PS bei voller Belastung verbrauchen, also
                              									sehr wirtschaftlich arbeiten. Das zweite Mittel besteht darin, den Gegendruck der
                              									Fördermaschine zu erhöhen, sodass diese mit einer Auspuffspannung von vielleicht 3 kg/qcm
                              									arbeitet. Der Frischdampf wird dann nicht auf so sehr niedrige Spannung herab
                              									gemindert, wie es im ersteren Falle notwendig war, und infolgedessen wird auch der
                              									Verbrauch der Dampfturbine an Frischdampf nicht so erheblich sein. Er wird
                              									vielleicht 10 kg für eine PSe und Stunde
                              									betragen, also nicht mehr wie bei einer mittelguten Kolbendampfmaschine, die mit
                              									Verbundwirkung und Kondensation arbeitet. Dieses Mittel hat ausserdem noch den
                              									Vorteil, dass der Dampfverbrauch der Fördermaschine wahrscheinlich zurückgehen wird.
                              									Er erhöht sich zwar durch die Vergrösserung des Gegendruckes, dafür werden aber die
                              									Abkühlungsverluste, weil jetzt die Temperaturen im Zylinder nicht mehr so stark
                              									wechseln, beträchtlich kleiner.
                           Ohne auf die Rechnungen, die Rateau anstellt und die im
                              									besonderen auf französische Zustände zugeschnitten sind, weiter einzugehen, wollen
                              									wir doch die Hauptergebnisse seiner Ueberlegungen kurz anführen. Er behauptet, dass
                              									bei einer Zeche, die mit einer Zwillingsmaschine ohne Kondensation arbeitet, welche
                              									einen Dampfverbrauch von 8000 kg in der Stunde hat, 400 elektrische PS bequem
                              									gewonnen werden können. Indem er den Dampf, der von den anderen auf der Zeche
                              									aufgestellten Maschinen kommt, ebenfalls mit zum Betrieb der Turbine benutzt, will
                              									er einen Gewinn von 1000 PS erreichen. Aehnliche Rechnungen führt er auch für ein
                              									Walzwerk und andere mit intermittierend arbeitenden Maschinen versehene Fabriken
                              									aus. Aber die Anwendung des geschilderten Systems bringt auch dann einen Nutzen,
                              									wenn die Hauptmaschinen bereits mit Kondensation versehen sind, wie z.B. folgende
                              
                              									Ueberlegung zeigt. Eine Fördermaschine möge 6000 kg verbrauchen, durch einen
                              
                              									Anschluss an eine Kondensation würden 900-1200 kg gespart werden. Mit diesen könnte
                              									man in einer gewöhnlichen Kolbendampfmaschine 90 bis 120 PSe erzielen. Lässt man den Dampf der
                              									Fördermaschine jedoch in einen Wärmespeicher auspuffen, so werden von den 6000 kg
                              									ungefähr 80 v. H., also 4800 kg trockener Dampf zur Ausnutzung in der Turbine
                              									gelangen können, 20 v. H. sind für Abkühlungsverluste abgezogen. Diese 4800 kg sind
                              									aber imstande in der Turbine eine Leistung von 300 PSe zu erzeugen, gegenüber den 90-120 bei der
                              									normalen Ausbildung der Maschine mit Kondensation. Dass auf diese Weise ganz
                              									beträchtliche Ersparnisse sich erzielen lassen, liegt ohne weiteres auf der Hand,
                              									zumal wenn man bedenkt, dass ausser der Ersparnis an Brennstoffkosten auch die
                              									Bedienungskosten für Kessel fortfallen, die im anderen Falle zur Erzeugung der
                              									notwendigen Dampfmenge aufgestellt werden müssten, und wenn man ferner erwägt, dass
                              									die Anschaffungskosten eines solchen Wärmespeichers und einer Turbine auf jeden Fall
                              									geringer sind, als die einer Kesselanlage mit der zugehörigen Kolbendampfmaschine;
                              									denn der Wärmespeicher wird nicht entfernt soviel Ausgaben wie neue Kessel
                              									verursachen.
                           Die auf der Zeche Brücy vorgenommenen Versuche lieferten zunächst nicht die günstigen
                              									Ergebnisse, welche im voraus berechnet waren. Es lag dies aber an verschiedenen
                              									Umständen, welche mit dem System selbst nichts zu tun hatten und diesem daher nicht
                              									zur Last gelegt werdenkönnen. Einerseits war der Wärmespeicher etwas zu klein;
                              									es ist zu bedenken, dass man es hier mit der ersten Ausführung eines solchen
                              									Apparates zu tun hatte. Andererseits war die Arbeit der Fördermaschine noch nicht so
                              									gross, wie sie späterhin zweifellos werden wird, da die Zeche sich noch nicht in
                              									vollem Betrieb befindet, und schliesslich war das durch den Kondensator
                              									hervorgerufene Vakuum nicht so hoch wie erwartet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 662
                              Fig. 3.
                              
                           Der zu kleine Wärmespeicher verursachte etwas zu grosse
                              									Schwankungen in der Spannung, wie das auch aus dem Diagramm (Fig. 5) hervorgeht, das mit einem selbsttätig
                              									aufzeichnenden Druckmesser am Wärmespeicher abgenommen wurde. Die Tatsache, dass die
                              									Fördermaschine noch
                              									nicht die erwartete Dampfmenge hergab, und noch nicht so regelmässig arbeitete, wie
                              									sie das späterhin bei vollem Betriebe tun wird, verursachte ein zu häufiges Arbeiten
                              									der Turbine mit Frischdampf, und das relativ schlechte Vakuum im Kondensator trieb
                              									den Dampf verbrauch von einer PS und Stunde in die Höhe. Fig. 5, die aus der Zahl der von Rateau
                              									gegebenen Diagramme herausgegriffen ist, wird ohne weiteres verständlich sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 663
                              Fig. 4.
                              
                           Die Strecke von A-B stellt eine
                              									Periode in der Arbeit der Fördermaschine dar. Im Anfang hatte die Maschine längere
                              									Zeit stillgestanden und nachdem die Spannung im Punkte H bis unter Atmosphäre gesunken war, öffnete sich das
                              									selbsttätigeDruckverminderungsventil in der Frischdampfleitung bis zu dem
                              									Augenblick, wo die Fördermaschine von neuem zu arbeiten begann. Im Punkte 0 fing das
                              									Sicherheitsventil, das hier auf 0,4 kg/qcm gestellt war, an abzublasen. Während der
                              									Zeit, wo dieses Diagramm abgenommen wurde, betrug der Druck vor der Turbine P = 0,89 kg/qcm hinter ihr p = 0,266 kg/qcm, und es wurden 198 PS geleistet. Der mutmassliche
                              									Dampfverbrauch, wie er sich aus den Versuchen schliessen liess, den die Turbine vor
                              									ihrem Einbau auf der Zeche in der Werkstätte zu bestehen gehabt hatte, war annähernd
                              									5000 kg. Später sind, als der Kondensator besser arbeitete, von der Zeche selbst,
                              									unter Leitung des belgischen Professors Hubert nochmals
                              									Versuche unternommen worden und es sind dabei die in unserer Zahlentafel S. 664
                              									niedergelegten Ergebnisse erzielt worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 663
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 663
                              Fig. 6. Umlauf-Geschwindigkeit; Gesamtwirkungsgrad.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 663
                              Fig. 7. Belastung; Gesamtwirkungsgrad.
                              
                           In dieser sind neben dem gemessenen Dampfverbrauch stets die
                              									theoretisch berechneten Dampfverbrauchszahlen eingetragen und aus beiden in der
                              									letzten Spalte der Gütegrad der Turbine berechnet. Es konnte eine grössere Belastung
                              									wie 241 PS aus örtlichen Gründen nicht herbeigeführt werden, nur für einen
                              									Augenblick stieg einmal die Leistung auf den zu No. 6 angegebenen Wert von 282
                              									Pferden, bei dem aber natürlich keine genaueren Beobachtungen gemacht werden
                              									konnten. Es entsprechen diese hier erhaltenen Ziffern im grossen und ganzen
                              									denjenigen, die an der Turbine in der Werkstatt vor ihrer Montage gefunden wurden.
                              									Die Ergebnisse dieser Versuche sind in den durch die Fig.
                                 										6, 7 und 8
                              									dargestellten Kurven niedergelegt worden. In Fig. 6
                              									ist der Gesamtwirkungsgrad in Funktion der Geschwindigkeit aufgetragen. Die
                              									punktierten Aeste der Kurve sind nicht durch Beobachtungen erhalten, sondern nur
                              									hinzugezeichnet, um zu zeigen, dass der beste Wirkungsgrad von etwa 65 v. H. bei
                              									ungefähr 2500 Umdrehungen erreicht worden wäre. Fig.
                                 										7 gibt den Gesamtwirkungsgrad in Funktion der Belastung für zwei
                              									verschiedene Geschwindigkeiten, nämlich von 1600 und 1800 Touren. Die Belastung
                              									selbst ist hierbei nicht absolut, sondern in Hundertteilen der Vollast aufgetragen
                              									und diese Kurven zeigen, dass der Wirkungsgrad der Turbine bei Herabgehen der
                              									Belastung bis auf 0,35 der Vollast nur wenig sinkt. Fig.
                                 										8 endlich zeigt den Gesamtdampfverbrauch in Kilogramm f. d. Stunde in
                              									Funktion der Belastung in Kilowatt. Zu dieser Darstellung ist eine weitere Erklärung
                              									unnötig.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 664
                              Fig. 8. Belastung in Kilowatt; Gesamt-Dampfverbrauch.
                              
                           Es dürfte vielleicht von Interesse sein im Anschluss an obige Ausführungen noch
                              
                              									ganz kurz einige Worte über die Konstruktion der benutzten Turbine zu vernehmen. Es
                              									ist dieses eine nach dem System des Professors Rateau
                              									gebaute Dampfturbine mit einer grösseren Anzahl von Rädern, die auf dieselbe
                              									wagerechte Achse montiert sind. Diese drehen sich zwischen Scheiben, die fest in dem
                              									Zylinder angebracht sind und am Umfang einzelne Oeffnungen, die Leitschaufeln,
                              									tragen. Das ganze bildet also eine Hintereinanderschaltung von Dampfturbinen mit
                              									teilweiser Beaufschlagung, welche der Dampf gleichlaufend zur Achse durchströmt,
                              									wobei er abwechselnd durch einen Kreis von festen Schaufeln und einen solchen von
                              									beweglichen hindurchtritt. Die Expansion des Dampfes vollzieht sich nur in den
                              									Leitschaufeln, sodass der Dampf auf die Schaufeln der Triebräder einzig und allein
                              									durch seine lebendige Kraft wirkt. Es ist infolgedessen ein solches Triebrad auf
                              									beiden Seiten von Dampf gleicher Spannung umgeben und es können deshalb die
                              									Zwischenräume zwischen den Schaufeln und den angrenzenden Teilen verhältnismässig
                              									gross gemacht werden, ohne dass zu beträchtliche Lässigkeitsverluste zu erwarten
                              									wären. Die radiale Ausdehnung der Triebschaufeln und der Querschnitt der
                              									Leitschaufeln vergrössern sich mehr und mehr, je später sie vom Dampf durchströmt
                              									werden, sodass die Durchströmungsquerschnitte für den Dampf mit der Grosse seines
                              									Volumens, das ja durch die Expansion stetig wächst, zunehmen.
                           Wenn auch die auf die ganze Anordnung gesetzten Hoffnungen sich vielleicht nicht in
                              									dem Masse erfüllen werden, wie Rateau dieses hofft, so
                              									halten wir doch die Anordnung für ausserordentlich zukunftsreich und glauben, dass
                              									man ihr auch in Deutschland das grösste Interesse schenken sollte. Allerdings wird
                              									ja der Einführung zunächst das Bedenken entgegenstehen, dass der
                              									Fördermaschinenbetrieb dadurch verwickelt und gefährlich gemacht werden könnte. Wir
                              									sind aber der Ansicht, dass dies nicht in nennenswertem Masse der Fall ist, und dass
                              									ein Fördermaschinist sich mit Leichtigkeit auch in den derartig veränderten Betrieb
                              									wird hineinfinden können.
                           Zahlentafel.
                           
                              
                                 Nummer
                                 Umdrehungenin der Minute
                                 ElektrischePferdestärken
                                 Absolute Spannungen
                                 Gesamt-Dampf-verbrauchl
                                    											i. d. Std.
                                 Dampfverbrauchin kg für 1 PS und
                                    											Std.
                                 Gütegrad
                                 
                              
                                 AnfangsdruckPkg/qcm
                                 Enddruckpkg/qcm
                                 Gemessenkg
                                 Theoretischkg
                                 
                              
                                 1
                                 1580
                                     0
                                 0,11
                                 0,085
                                   600
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 1585
                                   79
                                 0,35
                                 0,095
                                 1920
                                 24,3
                                 13,80
                                 0,570
                                 
                              
                                 3
                                 1620
                                 115
                                 0,50
                                 0,115
                                 2750
                                 23,9
                                 12,15
                                 0,515
                                 
                              
                                 4
                                 1610
                                 213
                                 0,75
                                 0,141
                                 4120
                                 19,3
                                 10,55
                                 0,550
                                 
                              
                                 5
                                 1610
                                 241
                                 0,82
                                 0,141
                                 4500
                                 18,7
                                 10,10
                                 9,545
                                 
                              
                                 6
                                 1610
                                 282
                                 0,85 bis 1,0
                                 0,154
                                 ?
                                 ?
                                 –
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