| Titel: | Die Verbrennungsmotoren auf der Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden 1903. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 691 | 
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                        Die Verbrennungsmotoren auf der Deutschen
                           								Städte-Ausstellung in Dresden 1903.
                        Von Fr. Freytag,
                           									Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 631 d. Bd.)
                        Die Verbrennungsmotoren auf der Deutschen Städte-Ausstellung in
                           								Dresden 1903.
                        
                     
                        
                           Die äussere Ansicht der von Gebr. Körting
                              									ausgestellten Grasmaschine von 100 PS zeigt Fig. 7,
                              									während Fig. 8 bis 10
                              									über die Bauart und Wirkungsweise der Einzelteile dieses Motors Aufschluss
                              									geben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 691
                              Fig. 7.
                              
                           Der mit dem Rahmen und den Wellenlagern aus einem Stück gegossene Zylindermantel ist
                              									auf seiner ganzen Länge unterstützt, wodurch eine ruhige Lage auf dem Fundament
                              									gewährleistet ist. Die aus einem besonders harten unddichten Eisen
                              									hergestellte, mit einem hinteren Flansch versehene Laufbüchse wird in ihrem vorderen
                              									Teile durch eine Stopfbüchse gegen den Wassermantel abgedichtet, sodass die
                              									Längsausdehnung ohne Spannung erfolgen kann. Der sehr lang gehaltene Kolben trägt am
                              									hinteren Teile sieben gusseiserne Spannringe, während der vordere Teil desselben die
                              									zur Zylinderachse normal gerichtete Komponente der Kolbenkraft aufnimmt und damit
                              									den Kreuzkopf in einfachster Weise ersetzt. Zum Ausgleich der hin- und hergehenden
                              									Massen sind an den Kurbel armen Gegengewichte angeschraubt. Die Lager der aus
                              									geschmiedetem Stahl gefertigten Schubstange sind aus Phosphorbronze bezw.
                              									Weissmetall hergestellt; die Ringschmierlager der gekröpften Kurbelwelle sind
                              									zweiteilig und mit Weissmetallfutter versehen. Die Schalen der mittels Tropföler
                              									geschmierten Steuerwellenlager bestehen aus Rotguss.
                           Der am hinteren Zylinderende befestigte Ventilkopf trägt oben das Einlass- und unten
                              									das Auslassventil; beide, durch Nocken der Steuerwelle beeinflusste Ventile sind
                              									leicht zugänglich und ringsum mit Wasser gekühlt. Seitlich am Ventilkopf ist das
                              									Mischventil bezw. – auf der anderen Seite – der elektrische Hauptzünder angebracht.
                              									Das Mischventil ermöglicht die selbsttätige Herstellung einer in der Zusammensetzung
                              									stets gleichbleibenden Ladung, gleichgiltig ob die Maschine mit veränderlichen
                              									Leistungen oder mit verschiedenen Umlaufzahlen arbeitet. Ausser dem Hauptzünder ist
                              									noch ein zweiter, am Deckel des Ventilkopfes sitzender Zünder vorhanden, die beide
                              									durch einen auf dem Lagerbock der Steuerwelle angebrachten Magnetinduktorderart
                              									betätigt werden, dass der Augenblick der Zündung während des Betriebes verstellt
                              									werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 692
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 692
                              Fig. 9.
                              
                           Die Vorderseite des Ventilkopfes ist mit dem schon erwähnten Deckel versehen, der
                              									eine Reinigung des Verdichtungsraumes gestattet, ohne den Kolben herausnehmen zu
                              									müssen. Dieser Deckel trägt noch einen weit in den Verdichtungsraum hineinragenden,
                              									mit Wasser gekühlten, hohlen Kolben, wodurch die bei hohen Verdichtungsspannungen
                              									auftretenden Vorzündungen vermieden werden sollen. Die Regelung der Maschine erfolgt
                              									durch Füllungsänderung mittels eines Kugelregulators, der zu dem Zwecke eine im
                              									Kanal zwischen Mischventil und Einlassventil sitzende Drosselklappe entsprechend
                              									verstellt. Ein Aussetzen von Ladungen findet nicht statt. Derartige Motoren werden
                              									für Leistungen von 60-75 PS mit 180-135 minutlichen Umdrehungszahlen gebaut.
                           Ein von Gebr. Körting für die Filiale Reisewitz der Patentpapierfabrik
                                 										Penig in Penig (Sachsen) gelieferter Motor der vorbesprochenen Bauart von
                              									100 PSe brauchte bei den Abnahme versuchen,
                              									die von dem Berichterstatter am 31. Januar d. J. angestellt wurden, an Brennmaterial
                              									– als
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 693
                              Fig. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 693
                              Fig. 11.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 693
                              Fig. 12.
                              
                           solches wurde Olbernhauer Anthrazit verwendet – 0,345 kg
                              									für 1 PSe/Std. Das Betriebsgas wurde in
                              									einer zum Motor gehörigen Druckgasanlage erzeugt, deren Generator mittels gespannten
                              									Dampfes aus einem grösseren, bereits vorhandenen Kessel angeblasen wurde, sodass die
                              									zur Erzeugung dieses Wasserdampfes nötigen Kohlen in der vorgenannten
                              									Brennstoffverbrauchsziffer nicht mit enthalten sind!
                           Die zu dem in Dresden ausgestellten 100 PS-Motor gehörige Sauggasanlage für Anthrazit
                              									oder Koks ist in Fig. 11 dargestellt.
                           Der Generator A besteht aus einem gusseisernen
                              									zylindrischen Untersatze mit verschliessbaren Reinigungsöffnungen und einem
                              									schmiedeeisernen Mantel, in dessen unterem Teile auf einem ringförmigen Vorsprunge
                              									sich ein gusseiserner Ring befindet, auf den die feuerfeste Ausmauerung des Ofens
                              									aufgeführt ist. Unter der Schachtöffnung ist ein Planrost angebracht.
                           Durch einen an der Seite des Generators befindlichen Trichter mit Syphon wird Wasser
                              									unter den Rost eingeführt, welches diesen kühlt und gleichzeitig die
                              									Verbrennungsluft anfeuchtet. In den oberen Teil des Schachtes ist ein gusseiserner
                              									Trichter eingebaut, durch den die Höhe der glühenden Kohlensäule bestimmt wird. Der
                              									Deckel des Generators ist mit einem umklappbaren Fülltrichter D mit doppeltem
                              									Verschluss versehen und am unteren Ende des Generators ist ein Stutzen zum Einlassen
                              									der Verbrennungsluft angebracht, in den – konzentrisch in Richtung des Luftstromes –
                              									das vom Verdampfer kommende Rohr einmündet. Ferner sind an diesen Stutzen mit einen
                              									Ventilator verbundene Rohranschlüsse vorhanden. Das erzeugte Gas tritt oben seitlich
                              									aus den Generator aus und durchströmt dann den Verdampfer. Letzterer bildet ein
                              									zylindrisches Gefäss mit oberer und unterer Kammer, die durch Rohre miteinander
                              									verbunden sind. Diese Rohre werden von den heissen Gasen durchströmt; hierbei findet
                              									eine Verdampfung des dieselben umgebenden Wassers statt. Der Stand des letzteren
                              									wird durch einen Trichter mit Ueberlauf selbsttätig in konstanter Höhe gehalten.
                           Aus dem Verdampfer tritt das Gas, je nach Stellung eines in einem anschliessenden
                              									Rohrstücke befindlichen Schiebers E ins Freie oder aber
                              									durch Rohr B in den mit Koks angefüllten Skrubber G, sodann nach erfolgter Reinigung und Abkühlung in
                              									diesem durch Leitung L in einen Wassertopf M, aus dem es – bei Herstellung aus einem
                              									minderwertigen Material – in einen Sägespänereiniger S,
                              									von hier – nach dem Durchströmen eines zweiten Wassertopfes M – in den Gasdruckregler und schliesslich in den Motor gelangt.
                           Nachdem die Vergasung von Anthrazit und Koks in Generatoren so ausserordentlich
                              									günstige Erfolge gezeitigt hatte, ist das Bestreben der Gasmaschinenfabriken auch
                              									darauf gerichtet, bituminöse Brennstoffe zu vergasen, insbesondere Torf und
                              									Braunkohle.
                           Dieses ist der Firma Gebr. Körting in ihrem neuen sog.
                              										Torfgenerator gelungen. Bei diesem Generator tritt,
                              									wie in Fig. 12 ersichtlich, die Verbrennungsluft
                              									durch den Vorraum
                              										P, die Roste und die Oeffnung T in die Brennstoffsäule des Generators A. Der Brennstoff wird von oben in den Fülltrichter D eingefüllt und rutscht allmählich nach unten, wobei
                              									eine trockene Destillation in den oberen Schichten desselben stattfindet. Die
                              									entstehenden Schwelgase ziehen jedoch nicht unmittelbar ab, sondern sie werden
                              									gezwungen, durch die glühenden unteren, bereits entgasten Schichten des
                              									Brennmaterials hindurchzutreten. Hierbeiwerden die Teergase zersetzt und in
                              									permanente Gase zerlegt. Von dem Generator tritt das Gas beim Anblasen durch den
                              									Schieber E ins Freie und sobald es für den Motor
                              									brauchbar ist, durch das Rohr B wie in Fig. 11, in den Skrubber G, hierauf durch die Leitung L und den
                              									Wassertopf M in den Sägespänereiniger S, von diesem durch einen weiteren Wassertopf M und die Leitung N zur
                              									Gasglocke, bezw. zur Maschine.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)