| Titel: | Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. | 
| Autor: | J. M. Eder, E. Valenta | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 715 | 
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                        Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der
                           								Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren.
                        Von J. M. Eder und E.
                                 								Valenta.
                        (Fortsetzung von S. 655 d. Bd.)
                        Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der
                           								photochemischen Reproduktionsverfahren.
                        
                     
                        
                           Mikrophotographie.
                           Einen interessanten Artikel über „Praktikable
                                    											Mikrophotographie“ veröffentlicht C. H.
                                 										PotterJourn. of
                                    											Mikrophotogr. Bd. III, S. 683 und 753
                                    										ff.. Der Autor benützt für schwache Vergrösserungen das Auerlicht (im photochemischen Laboratorium der k. k.
                              									graph. Lehr- und Versuchsanstalt wird für diesen Zweck seit langer Zeit Auer-licht verwendet. Anm. d. Refer.) Für starke
                              									Vergrösserungen bei grossem Cameraauszug wendet er Kalklicht an, welches er dem
                              									elektrischen Bogenlicht weit vorzieht (dürfte nur gelten, wenn man keine ruhig
                              									brennende Lampe zur Verfügung hat).
                           A. L. Clement veröffentlichte eine Broschüre: „La Photomicrographie“, Paris bei Ch. Mendel, ferner veröffentlichten F. MonpillardLa
                                    											Microphotographie, Paris, 1899. und L.
                                 										MathetTroité protique de
                                    											Photomicrographie, Le Microscop et son aplication en la photographie des
                                    											infinèment petits Paris, Ch. Mendel. Werke über diesen
                              									Gegenstand.
                           A. C. Scott empfiehlt für mikrophotographische
                              									Momentaufnahmen von lebenden Mikroorganismen seine Einrichtung, welche in einer unter dem
                              									Experimentiertische befindlichen Bogenlampe, deren Licht mittels parabolischem
                              									Hohlspiegel auf eine in die Tischplatte eingelassene Kondenserlinse fällt und von
                              									dieser dem Objektivtische oder dem senkrecht aufgestellten Mikroskop zugeworfen
                              									wird. Zur Ermittlung des richtigen Momentes der Aufnahme ist ein Sucher vorhanden,
                              									welcher in einer kleinen Camera besteht, die unter rechtem Winkel angebracht ist und
                              									in welche das Licht durch ein Prisma reflektiert wird, das auf einer als
                              									Momentverschluss funktionierenden Metallscheibe sitzt.Journ. of Appl. Microscopy Bd. III, S. 397.
                           James WallaceMicr. Boll. Bd. XVI., S. 32.färbt durchsichtige, schwer photographierbare Präparate mit Pikrinsäure in Chloroformlösung und
                              									verwendet bei den Aufnahmen als Lichtfilter, blaues Kobaltglas.
                           R. & J. BeckEders Jahrb. f. Photogr. 1901, S. 310. in London
                              									konstruierten einen „neuen Kondensator“, welcher
                              									bei guter Achromatisierung eine Apertur = 1 . 4 besitzt und einen vollständig
                              									aplanatischen Lichtkegel gibt. Er besteht aus vier Linsen und es kann, wenn es sich
                              									um schwache Vergrösserungen handelt, die Frontlinse entfernt werden; desgleichen
                              									konstruierte Gillet einen neuen Kondensator mit
                              									Feineinstellung.
                           E. ValentaPhotogr. Korresp. 1902. empfiehlt die kleinsten Nummern der
                              										Steinheilschen Ortostigmate, f = 50 mm, zu mikrophotographischen Aufnahmen in jenen Fällen, wo
                              									es sich um schwache Vergrösserungen handelt.
                           Sehr gut geeignet für diesen Zweck haben sich die Mikroaplanate der Firma G. Zeiss in Jena
                              									bewährt, wenn schwächere Vergrösserungen gewünscht werden; nur empfiehlt es sich in
                              									diesen Fällen, das Objektiv, das ohne Blende scharf zeichnet, nicht abzublenden.
                              									(Die Referenten erhielten ohne Blendung bessere Resultate als mit stark
                              									abgeblendeten Objektiven.Anm. der
                                    										Ref.
                           Ein neuer Objekthalter (Universalcentriertisch) für
                              									Mikrophotographie in auffallendem Lichte ist von Benno
                                 										Wandolleck beschrieben worden.Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikroskopie Bd. 18, S. 1. Der Apparat dient bei Aufnahmen mit schwacher
                              									Vergrösserung.
                           Fr. Müller beschreibt in der Zeitschr. f. wissenschaftl.
                              									Mikroskopie (Bd. 17, S. 163) eine Drehscheibe als Diapositivträger für Projektionszwecke. Kleine Projektionsapparate für mikroskopische Präparate unter
                              									Verwendung von Bogenlicht konstruierten C. Reichert in
                              									Wien, Schmiedt & Hänsch in Berlin, Leitz in Wetzlar, W.
                                 										Mulier in Wien u.a.Beschreibung und
                                    											Zeichnungen dieser Apparate siehe Eders Jahrb. f. Photogr. 1901, S. 312
                                    											ff.
                           Für empfindliche Präparate müssen diese Apparate mit besonders sorgfältig
                              									eingerichteten Kühlvorrichtungen versehen sein. Als Kühlflüssigkeit wird gewöhnlich
                              									Wasser oder Alaunlösung benutzt. Dr. Neuhaus empfiehlt
                              									zu diesem Zwecke eine angesäuerte, etwa 5prozentige Lösung von Ferrochlorid, wodurch
                              									man imstande sein soll, die Temperatur so weit herabzusetzen, dass selbst
                              									empfindliche Präparate im Brennpunkte des Strahlenkegels nicht durch die Wärme
                              									leiden.
                           M. Cogit beschreibt einen mikrophotographischen Apparat, welcher in einer auf das Mikroskop
                              									aufgesetzten Camera besteht. Im Innern des Apparates befindet sich ein
                              									totalreflektierendes Prisma, welches von aussen verstellt werden kann, so dass es
                              									bei der ersten Stellung die aus dem Tubus kommenden Lichtstrahlen in ein unter 90°
                              									zur Cameraachse angebrachtes Okular wirft, das zur Einstellung dient. Zur Aufnahme
                              									wird das Prisma gedreht, worauf die Lichtstrahlen die Platte treffen und die
                              									Aufnahme erfolgt.Bull. Soc. Photogr.
                                    											Franc. 1901, Januarheft und Amateur-Photogr. Bd. 33, S. 181.
                           Waugh und Mac Farland
                              									empfehlen für Aufnahmen von Blüten u. dergl. Apparate mit
                                 										senkrechter Gamera.Not. Gosette Bd. 30, S. 204. Die oben beschriebene
                              									Einstellvorrichtung benimmt diesen Instrumenten das Unbequeme, welches sie für den
                              									damit Arbeitenden sonst haben.
                           
                        
                           Sensitometrie, Spektralanalyse, unsichtbare
                              									Lichtstrahlen.
                           Auf dem Gebiete der Sensitometrie liegen Arbeiten von
                              										J. M. Eder vor. Derselbe begründet in ausführlicher
                              									Weise das System der Sensitometrie photographischer Platten mittels des Scheinersensitometers unter Zuhilfenahme von
                              										SchwärzungsmessungenSitzber. d. kais.
                                    											Akad. d. Wiss. Wien, Abteil. II, Nov. 1899. und beschreibt in
                              									einer zweiten Abhandlung über diesen GegenstandIbid. Dec. 1900. eine Verbesserung des Diopters bei Scheiners Benzinlampe. Diese Lampe brennt, wie der
                              									Genannte nachwies, sechs bis acht Stunden völlig konstant. Die chemische Helligkeit
                              									einer Scheinerlampe fand Eder = 0,076 Hefnereinheiten, während die optische 0,089 solcher Einheiten
                              									gleichkommt.
                           Zur Prüfung von Trockenplatten empfiehlt Chapman Jones
                              									ein „Sensitometer“, welches aus 25 quadratischen Feldern von abgestufter
                              									Dichtigkeit und je vier farbigen Feldern neben einem Streifen Neutralgrau besteht.
                              									Vier dieser Quadrate lassen Licht durch, welches einem bestimmten Spektralbezirke
                              									angehört. Ausserdem ist noch ein Quadrat mit Strichzeichnung vorhanden, über welcher
                              									ein Halbtonnegativ liegt. Mit dem kleinen Apparate lassen sich Prüfungen von
                              									gewöhnlichen und orthochromatischen Platten, Farbenfiltern u.s.w. vornehmen.
                           Der Apparat wurde von J. M. EderPhotogr. Corresp. 1901, S. 430.
                              									untersucht und dessen Angaben auf die weitaus genaueren des Scheinerschen Sensitometers bezogen, so dass mit Hilfe der Versehen Zahlen
                              									die Chapman Jonesschen Grade leicht ohne weiteres in
                              										Scheinersche „Grade“ umgewandelt werden
                              									können.
                           K. Schaum schrieb über elektrochemische
                              										Actinometer.Eders Jahrb. f.
                                    											Photogr. 1902, S. 128.
                           Bringt man an eine Platinelektrode ein Gemisch aus einem Oxydationsmittel mit den
                              									umkehrbar aus diesem entstehenden Reduktionsmittel, so ist die Potentialdifferenz an
                              									der Platinelektrode, wie Verfasser gezeigt hat,Zeitschr. f. Elektrochemie Bd. 5, S. 316
                                    											(1899). gegeben durch die Gleichung
                           
                              \pi=K\,ln\,z\,\frac{C_i}{C_a}
                              
                           in welcher K und z von der chemischen Natur der Stoffe, sowie von der
                              									Temperatur abhängige Konstanten, Ci und Co die molekularen Konzentrationen der Oxyd-,
                              									resp. der Oxydulionen bedeuten.
                           Nun werden bekanntlich mehrwertige Oxydionen unter der Einwirkung des Lichtes durch
                              									das Anion der Oxalsäure in Oxydulionen unter Bildung von Kohlendioxyd übergeführt,
                              									wie z.B.
                           2 Fe+ +
                                 										+
                              									(CO O)2– – → 2 Fe+ + + 2 CO2
                           Taucht man in eine derartige Lösung eine Platinelektrode, so wird deren Potential
                              									beim Belichten nach der angeführten Formel sinken, und es ist ersichtlich, dass
                              									solche Gemische am geeignetsten sind, bei denen die Oxydulverbindung eine erhebliche
                              									Löslichkeit besitzt.
                           Nach Versuchen, welche Schaum in Gemeinschaft mit R. von der Linde ausgeführt hat, lässt sich für diese
                              									Messungen am besten eine neutrale Lösung von Kaliumferrioxalat verwenden. Die durch
                              									Belichtung bewirkten Potentialänderungen an Platinelektroden wurden mit Hilfe einer
                              									Normalelektrode (Hg | Hg Cl 0,1 n. K Cl) bestimmt.
                           J. M. EderSitzungsber. d. Akad. d. Wiss. in Wien Bd. 110, II, 1103 bis 1124 (11. Juli 1901). untersuchte
                              									mittels quantitativer Spektralanalyse das Absorptionsspektrum von zwei als
                              									Farbenfilter benutzten Lösungen, nämlich von Kupfersulfatammoniak (25 g Cu SO4 unter Zusatz von
                              										NH3 gelöst
                              									und die Lösung auf ein Liter gebracht) und Kaliummonochromat (40 g f. d. Liter). Das
                              									blaue Kupferfilter lässt wesentlich nur jene Strahlen durch, welche der
                              									Eigenempfindlichkeit des Bromsilbers entsprechen; das Chromfilter lässt nur Strahlen
                              									durch, welche der Farbensensibilisierung orthochromatischer Platten entsprechen.
                              									Durch Anwendung der sensitometrischen Methoden mit Hefnerlicht
                              									und Vorschalten dieser Lichtfilter kann man die relative Farbenempfindlichkeit
                              									photographischer Platten messen. Für Erythrosinplatten ist das
                              									Empfindlichkeitsverhältnis von blau zu gelb etwa 1 : 4 bis 1 : 5 (für Hefnerlicht; Benzinlicht verhält sich ähnlich). –
                              									Ferner bestimmte der Genannte aufs neue die Empfindlichkeitsmaxima für
                              									Bromsilbergelatine, Jodsilbercollodion und Chlorsilbergelatine. Desgleichen wurde
                              									die Sensibilisierungswirkung bestimmter Eosinfarbstoffe (Eosin, Erythrosin, Rose
                              									bengale) auf verschiedene photographische Schichten in dem Bereich der
                              									Untersuchungen einbezogen und endlich die chemische Helligkeit der Wallrathkerze mit
                              									jenen der Amylacetatlampe verglichen.
                           E. B. Laird photographierte das Absorptionsspektrum des
                              										Chlors.Astrophysical Journ.
                                    											1901, No. 2. Ueber Funkenspektren erschien ein Werk von G. A. Hamsalech:
                              									„Recherches expérimentales sur les spectres d'étincelles.“ Paris 1901.
                           C. B. DrossbachBer.
                                    											d. deutsch, chem. Ges. Bd. 35, S.
                                    										91-93. untersuchte ultraviolette Absorptionsspektren der Lösungen von
                              									Säuren und Salzen, welche Lichtabsorption im Ultraviolett bewirken. In farblosen
                              									Lösungen wird die Absorption durch die Anionen bewirkt, daher zeigen alle farblosen
                              									Nitrate gleiche Absorption, während die Sulfate derselben Metalle auch im
                              									Ultraviolett farblos sind. Die Silicate von Metallen, deren Jonen nicht absorbieren,
                              									scheinen im reinen Zustande völlig farblose Gläser zu geben.
                           P. G. NuttingPhysical Review 1901, S. 193. stellt auf photographischem
                              									Wege Untersuchungen über Reflexion und Transmission von ultraviolettem Lichte durch
                              									Metalle und andere Substanzen an. Er fand z.B., dass versilberter Quarz, welcher für
                              
                              									optische Strahlen undurchlässig, noch durchlässig für Lichtstrahlen von λ = 310 – 340 μμ ist.
                              									Festes Cyanin reflektiert das Licht metallisch für das sichtbare Spektrum, nicht
                              									aber für Ultraviolett. – Manche farblose Petroleumsorten reflektieren stark
                              									Ultraviolett.
                           V. SchumannZeitschr. f. physik. Chemie, Bd. 39, S.
                                    											378. zeigte unter Benutzung des Vakuumspektrographen, dass reiner
                              									Wasserstoff für das äusserste Gebiet ultravioletter Strahlen vollständig
                              									lichtdurchlässig ist.
                           Ueber Absorption von Jod und Bromlösungen im Ultraviolett stellte W. DemmeringZeitschr. f. physik. Chemie, Bd. 36, S.
                                    											744. Untersuchungen an. Er beobachtete das Spektrum von λ = 361 bis λ = 214 μμ und fand, dass die Absorptionsspektren
                              									nichtleitender Halogenverbindungen von Fall zu Fall verschieden sind. Dagegen
                              									stimmen diejenigen Lösungen mit Jodion unter sich vollständig überein, ebenso solche
                              									mit Bromion. Chlorion absorbiert in dem untersuchten Gebiet nicht.
                           Ueber die Dispersion der Jenaer Gläser im Ultraviolett liegt eine Arbeit von H. TrommsdorfInaugural-Dissertation, Jena 1901. vor, auf welche wir
                              									verweisen müssen.
                           Gase, welche von Kathodenstrahlen durchsetzt sind, werden ionisiert, und ist die
                              									Jonisation bei Strahlen von gegebener Intensität dem Drucke des Gases proportional.
                              									Bei gleichem Drucke ist sie von der Natur des Gases abhängig (J. C. Mac Lennan).Zeitschr. f.
                                    											physik. Chem., Bd. 37, S. 513-545.
                           Becquerel stellte Beobachtungen über das
                              									Strahlungsvermögen von Uran bei sehr niederen Temperaturen an. Er fand, dass die
                              									Uranstrahlung bei Temperaturen der flüssigen Luft unverändert bleibt. Derselbe Autor
                              									zeigte seiner Zeit, dass bei Erzeugung eines Niederschlages von Baryumsulfat in
                              									einer Lösung von Uranchlorid der Niederschlag stark radioaktiv wird, während die
                              									Radioaktivität des zurückbleibenden Uransalzes stark abnimmt. Nach öfterer
                              									Wiederholung der Fällung ist das Uransalz fast ohne Aktivität, erhält dieselbe aber
                              									nach Verlauf eines längeren Zeitraumes (18 Monate) fast vollständig wieder.Compt. rend. Bd. 133, S. 199-202.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)