| Titel: | Aluminothermie. | 
| Autor: | Hans Goldschmidt | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 753 | 
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                        Aluminothermie.
                        Von Dr. Hans Goldschmidt,
                           									Essen-Ruhr.
                        (Schluss von S. 740 d. Bd.).
                        Aluminothermie.
                        
                     
                        
                           Eine weitere Anwendung hat das Thermit bei den elektrischen Vollbahnen gefunden
                              									zur Verbindung der Stromleitungsschiene der sog. dritten Schiene. Der
                              									Kupferverbinder löst auch hier bekanntlich seine Aufgabe schlecht, da eine gute
                              									Verbindung mit demselben auf die Dauer nicht gewährleistet wird; der
                              									Uebergangswiderstand wächst mit der Zeit und verlangt dann häufige und kostspielige
                              									Reparaturen. Einfacher, zuverlässiger und zudem erheblich billiger ist eine
                              									Verschweissung der Schiene, die gegebenenfalls auch nur eine teilweise zu sein
                              									braucht. Bei der Vorortbahn von Berlin nach Grosslichterfelde ist seitens der Union E. G. Berlin zur Zeit eine derartige Schweissung
                              									auf einer Schienenstrecke von etwa 22 Kilometern ausgeführt worden; es ist lediglich
                              									mit Hilfe eines kleinen Buckels von aufgeschweisstem Thermiteisen eine elektrische
                              									Verbindung von je 3 Schienenlängen (45 m) hergestellt worden. Eine gewöhnliche
                              									Lasche verstärkt die mechanische Verbindung der Schienen (Fig. 6).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 753
                              Fig. 6. Verschweissung einer Stromleitungsschiene (dritten Schiene) mittels
                                 										Thermit. Die Abbildung zeigt einen Schnitt durch die zweiteilige Form. Da nur
                                 										einige Pfund Thermit hierfüi zur Verwendung gelangen, so ist ein besonderer
                                 										Tiegel bei dieser Ausführung entbehrlich Das Thermit wird in einen auf die Form
                                 										gesetzten Rohrabschnitt geschüttet und das Thermiteisen fliesst nach
                                 										Durchschmelzen des kleinen Eisenplättchens in die Höhlung, so die Schienenenden
                                 										am Fuss zusammenschmelzend.
                              
                           Sehr bedeutend ist neuerlich auch die Anwendung des Thermits für die Reparatur von
                              									gebrochenen Schiffssteven (besonders Stevenbrüchen) geworden. Grade Stevenbrüche
                              									sind leider keine grosse Seltenheit in der Marine. Die zumeist notwendige
                              									Auswechslung der gebrochenen Teile erfordert nicht nur erhebliche Kosten, sondern,
                              									was noch mehr ins Gewicht fällt, Opfer an Zeit, während das Schiff unbenutzt, aber
                              										„zinsfressend“, im Dock liegt. Mit Hilfe einerThermit-Reparatur kann
                              									die häufig zur Auswechslung nötige Zeit von Monaten auf einige Tage, ja unter
                              									Umständen auf noch kürzere Zeit herabgedrückt werden. Die Reparatur, die manchmal
                              									zehntausende von Mark verschlingt, kann mit einigen hundert Mark vorgenommen werden
                              									und zwar von den Werftarbeitern selbst, da das Arbeiten mit Thermit sehr einfach und
                              									schnell zu erlernen ist (Fig. 7 u. 8).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 753
                              Fig. 7. Gebrochener Hintersteven des Dampfers „Sevilla“, mit Hilfe von
                                 										300 kg Thermit repariert.
                              
                           Selbst grosse Reparaturen, bei denen einige hundert Kilo Thermit mit einemmal
                              									angezündet werden, sind einfach auszuführen. Die Hauptsache ist, eine richtig
                              									dimensionierte Form anzubringen (Fig. 9), die aber
                              									nach gegebenen Vorbildern leicht anzufertigen ist, wie beispielsweise durch sehr
                              									wohl gelungene Schweissungen verschiedener Steven in Holland bewiesen ist, die an
                              									Ort und Stelle nur nach kurzer brieflicher Anleitung erfolgreich ausgeführt worden
                              									sind.
                           
                           Erwähnung mag auch die bekannte Aneinanderschweissung von schmiedeeisernen
                              									Rohren mit Hilfe von Thermit finden. Es sind schätzungsweise bisher 30-40000 solcher
                              									Rohrschweissungen ausgeführt. Diese Thermitschweissung stellt sich billiger als eine
                              									gute Flanschenverbindung und kann auch an sehr schwer zugänglicher Stelle ausgeführt
                              									werden. Die Anwendung findet besonderen Vorteil bei Rohrleitungen, die unter hohem
                              									Drucke stehen, oder für den Transport von Flüssigkeiten dienen, die fast jedes
                              									Verpackungsmaterial angreifen, also Alkalien, Petroleum usw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 754
                              Fig. 8. Gebrochener Hintersteven des Dampfers „Sevilla“ mit 200 kg.
                                 										Thermit verschweisst.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 754
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 754
                              Fig. 10. Horizontal liegende Rohre zum Eingiessen fertig vorbereitet, mit
                                 										Schutzplatte.
                              
                           In diesen Fällen wird eine reine Stumpfverschweissung der Rohrenden erzielt und wird
                              
                              									um diese zu dem Zweckeeine kleine Blechform gelegt, die von aussen mit Sand
                              									abgestützt wird (Fig. 10). Aus einem Tiegel wird das
                              									feuerflüssige Thermit ausgegossen; der Corund fliesst in diesem Falle zuerst aus und
                              									hat die Eigenart, das Rohr sofort mit einer dünnen, etwa 1 mm starken Schicht von
                              									Corund fest zu umschliessen, sodass das nachmessende Thermiteisen das Rohr direkt
                              									nicht berühren und es somit nicht durchschmelzen kann. Es ist eine Tabelle
                              									ausgearbeitet, aus der für jede Rohrstärke bis zu etwa 6 Zoll die Grösse der kleinen
                              									Form, Abstand derselben vom Rohr, Menge des anzuwendenden Thermits usw. sofort zu
                              									ersehen ist. Diese Tabelle 1 befindet sich auf S. 755.
                           
                           Tabelle 1
                           Rohrschweiss-Tabelle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 755
                              Nummer der von der Firma Th. G. zu
                                 										beziehenden Formen; Grösse der Spezialtiegel nach No.; Stauchung nach n Minuten
                                 										nach vollendetem Einguss; Thermit „Rot“ in kg; Innerer Durchmesser in
                                 										Zoll; Innerer Durchmesser in mm; Wandstärke in mm; Länge l der Form (Fig. 1) in
                                 
                                 										mm für wagerecht zu verschweissende Rohre. oder Höhe h der Form (Fig. 2) in mm
                                 										für senkrecht zu verschweissende Rohre; Länge L des aufgerollten Formmantels in
                                 										mm bei einer Verschweissung der Rohre in wagerechter Lage (siehe Rubrik 4, Fig.
                                 										1) Fig. 3; Länge L1
                                 										in mm einer Hälfte des aufgerollten, zweiteiligen Formmantels mit je 1 cm
                                 										Uebergriff für senkrecht zu verschweissende Rohre. (Siehe Rubrik 4, Fig. 2.);
                                 										Abstand a der Form vom Rohr (Fig. 5 u. 6) in mm Bemerkung. Bei senkrecht zu
                                 										verschweissenden Rohren ist der Abstand des Formbodens von der Schweisstelle um
                                 										1/10 der ganzen Formlänge geringer wie über der Schweisstelle zu nehmen.
                              
                           In gleicher Weise kann auch in speziellen Fällen werden. Die hierzu nötigen Angaben
                              									finden sich in eine Stumpfschweissung von massiven vorgenommenwerden. Die
                              									hierzu nötigen Angaben finden sich in Tabelle 2.
                           Tabelle 2.
                           Tabelle für Stumpfschweissungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 755
                              Quadratstäbe; Rundstäbe;
                                 										Querschnitt in qcm; Kilo Termit f. d. qcm; LängeZwischenwerte sind zu
                                       											berechnen. der Form in cm; AbstandBei Flacheisen vermindert sich der Abstand der Form von den zu
                                       												verschweissenden Stäben an den Längsseiten derart, dass der Fassungsraum
                                       												der Form demjenigen eines Quadratstabes von gleichem Querschnitt
                                       												entspricht. d. Form in cm (s. Fig. 5 der Tabelle 1);
                                 										Stauchung nach Minuten; Durchmesser in Zoll; Durchmesser in mm; Querschnitt in
                                 										qcm; Länge der Form in cm; Abstand der Form in cm; Kilo Thermit; Stauchung nach
                                 										Minuten.
                              
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 756
                              
                           Als besonders bemerkenswert ist hervorzuheben, dass die aluminothermischen
                              									Stumpfschweissungen hervorragend gut ausfallen. Es ist bereits oben mitgeteilt, dass
                              									selbst hartes Schienenmaterial sich gut verschweisst. Tn Tabelle 3 befinden sich die
                              									Resultate von drei stumpf mit Hilfe von Thermit verschweissten 1 ½ zölligen
                              									Vierkantstäben, aus etwas weicherem Material von Martinflusseisen. Der Bruch
                              									erfolgte in allen Fällen mit normaler Einschnürung ausserhalb der Schweisszone
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 40 mm Stab
                                 Analysen
                                 Bruch-grenzekg/qmm
                                 Dehnung inProz. bezog.auf 200
                                    											mmurspr. Länge
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 
                                    Si
                                    
                                 
                                    Mn
                                    
                                 
                                    S
                                    
                                 
                              
                                   I
                                 0,10
                                 0,05
                                 ,027
                                 0,06
                                 44
                                   20,5
                                 
                              
                                   II
                                 0,11
                                 0,04
                                 0,37
                                 0,06
                                   41,7
                                   20,5
                                 
                              
                                 III
                                 0,08
                                 0,03
                                 0,33
                                 0,07
                                   44,7
                                 22
                                 
                              
                           In den meisten Fällen, in denen eine Verschweissung etwa gebrochener Stäbe oder
                              									Wellen mit Hilfe von Thermit vorgenommen werden soll, wird man sich nicht der reinen
                              									Stumpfschweissung bedienen, sondern des sogenannten automatischen Verfahrens, wie es
                              									bei der Schienenschweissung angewendet wird (Fig.
                                 									11).
                           Aus Tabelle 4 sind die nötigen Zahlen für die Grösse der Form (die auch aus 80
                              									Teilen Sand mit 20 v. H. Caolin angefertigt werden kann oder aus Sand und Lehm zu
                              									gleichen Teilen) zu entnehmen; ferner ist das betreffende Thermitquantum
                              									angegeben.
                           Tabelle 4.
                           Umgüsse für zu verschweissende Wellen.
                           
                              
                                 Durchmesserder Wellemm
                                 Formlängemm
                                 Dickedes Umgussesmm
                                 AnzuwendendesThermitkg
                                 
                              
                                   40  50  60  70  75  80100110160200225250300
                                 100
                                 15181921222532355050505050
                                   6,500  8,75010,00012,50014,75017,25024,75030,75065,25074,000  86,250–  92,250  88,500–  96,000103,500–121,000
                                 
                              
                           
                           Statt des einfachen Umgusses um Wellenlängen oder an Wellen die gerissen sind,
                              									lässt sich in vielen Fällen auch der sogenannte Zwischen- und Umguss anwenden.
                              									Hierbei werden die Wellenenden mit einem Zwischenraum von 10-20 mm festgelegt und
                              									hierauf eine entsprechende Form angebracht. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht
                              									darin, dass die Verbindung eine innigere wird, da durch das durchströmende
                              									Thermiteisen ein Teil der Wellenenden aufgelöst wird und dadurch die Enden mit dem
                              									Zwischenguss verschmelzen (Fig. 12). In dem Falle
                              									braucht der Thermiteisenring nicht 100 mm lang zu sein; es genügt dann eine Länge
                              									von 50-60 mm gemäss Tabelle 5.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 757
                              Fig. 11.
                              
                           Tabelle 5.
                           Zwischen- und Umguss für zu verschweissende Wellen.
                           
                              
                                 Durchmesserder Wellemm
                                 Zwischenraumzwischen
                                    
                                    
                                    
                                    											denWellenendenmm
                                 Form-längemm
                                 Dicke desUmgussesmm
                                 Anzuwenden-des Thermitkg
                                 
                              
                                   40
                                 10
                                 50
                                 15
                                   5,000
                                 
                              
                                   50
                                 10
                                 50
                                 18
                                   5,500
                                 
                              
                                   60
                                 10
                                 50
                                 19
                                   7,250
                                 
                              
                                   70
                                 10
                                 50
                                 21
                                   8,000
                                 
                              
                                   75
                                 10
                                 50
                                 22
                                   9,250
                                 
                              
                                   80
                                 10
                                 50
                                 25
                                 10,500
                                 
                              
                                 100
                                 15
                                 50
                                 25
                                 15,000
                                 
                              
                                 110
                                 15
                                 50
                                 25
                                 18,500
                                 
                              
                                 160
                                 15
                                 50
                                 25
                                 27,000
                                 
                              
                                 200
                                 20
                                 60
                                 30
                                 36,000
                                 
                              
                                 225
                                 20
                                 60
                                 30
                                 46,000
                                 
                              
                                 250
                                 20
                                 60
                                 30
                                 60,000
                                 
                              
                                 300
                                 20
                                 60
                                 35
                                 85,000
                                 
                              
                           Des vorbeschriebenen Zwischen- und Umgussverfahrens bedient man sich auch zum
                              									Verschweissen von Gusseisenteilen beliebigen Querschnittes (s. Fig. 13a u. 13b).
                           Die dritte eingangs erwähnte Anwendungsart der Aluminothermie kommt ganz besonders
                              									für Eisen- und Stahlgüsse in Betracht. Die Ausarbeitung dieses Gebietes stammt von
                              									meinem Mitarbeiter, Herrn Oberingenieur Mathesius.
                           Nach dem diesem Verfahren eigentümlichen Prinzipe wird das Thermit unter der
                              									Oberfläche des Metallbades zur Reaktion gebracht, an einer Stelle innerhalb des
                              									Bades selbst demnach eine hohe Temperatur erzeugt und das Thermiteisen im
                              									Augenblicke des Entstehens zugeführt. Zu diesem Zweckewird das Thermit in eine
                              									Blechbüchse gefüllt, welche an einer Eisenstange befestigt ist; mit deren Hilfe wird
                              									die Büchse in das flüssige Metall untergetaucht gehalten. Aus den hier gegebenen
                              									Abbildungen ist näheres zu erkennen (Fig. 14).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 757
                              Fig. 12. Längsschnitte (stark angeätzt) durch 2 aluminothermisch verschweisste
                                 										Quadratstäbe von 140 mm Stärke (Zwischengussverfahren). Derartig
                                 										zusammengeschweisste Quadratstäbe dieser Grösse dienten z.B. zur Anfertigung
                                 										einer grossen Schiebebühne, die seitens der Kgl. Sächsischen Regierung für den
                                 										Bahnhof Chemnitz in Auftrag gegeben wurde.
                              
                           In erster Linie wird diese Reaktion in Pfannen mit geschmolzenem Gusseisen
                              									ausgeführt. In diesen Fällen wird nicht gewöhnliches Thermit verwendet, sondern ein
                              									solches, welches eine Legierung von Eisen mit Titan ausscheidet, sodass in das
                              									Gasseisen etwas Titan in statu nascendi eingeführt wird. Der Verfasser hat dieses
                              									Titanthermit (besser gesagt Ferrotitanthermit) früher direkt auf die Oberfläche des
                              									flüssigen Gusseisens gebracht; es gibt dies auch gute Ergebnisse, aber diese neue
                              									Anwendung, es unter die Badoberfläche zu bringen, ist zuverlässiger und auch
                              									ökonomischer, weil man mit geringeren Mengen auskommt. Dass das Thermit wirklich
                              									derartig abbrennt, ohne dass unverbrannte Teilchen an die Oberfläche kommen, findet
                              									dadurch seine Erklärung, dass die Schlacke, die sich während der Reaktion bildet,
                              									die noch unverbrannten Teilchen einhüllt und so am Eisenstab gewissermassen anklebt.
                              									Die Blechbüchse selbst wird fast unmittelbar aufgelöst und dient lediglich als
                              									Mittel das Thermit, bevor es zur Reaktion im Metallbad kommt, zusammenzuhalten;
                              									darnach ist es die einhüllende, während des Abbrennens sich ständig verringernde
                              
                              									Schlackenhülle selbst, welche den Zusammenhang vermittelt. Die Reaktion im
                              									Gusseisenbade dauert nur 1-2 Minuten und bewirkt eine vollständige Durchwühlung des
                              									ganzen Bades. Hierdurch wird eine Art Polung des Gusseisens herbeigeführt, Gase und
                              									Schlackenteile werden in die Höhe getrieben, sodass das Eisen dünnflüssiger wird und
                              									somit höher erhitzt erscheint. Die tatsächliche Wärmezunahme ist natürlich nur
                              									gering, da je nach der Grösse der Pfanne von 200 Kilo bis zu mehreren tausend Kilo
                              									Gewicht nur ¼ bis 1/16 v. H. Titanthermit angewendet wird. Das Einführen von Titan geschieht
                              									deswegen, um
                              									geringe Mengen Stickstoff zu binden, wobei sich die bekannten kleinen, roten
                              									Kristalle von Cyantitan bilden; auch scheint ein geringer Zusatz von Titan zum
                              									Gusseisen – nach den bisher vorliegenden Ergebnissen – die Zähigkeit desselben zu
                              									erhöhen und ein feineres Korn hervorzubringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 758
                              Fig. 13a.Abgebrochener Teil eines Ständers aus Gusseisen
                                 										(Holzbearbeitungsmaschine) mit Thermit an 2 Stellen angeschweisst (Johannesburg,
                                 										Südafrika).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 758
                              Fig. 13b.Abgebrochener Teil eines Maschinenrahmens mit Thermit an 3
                                 										Stellen angeschweisst (Johannesburg. Südafrika).
                              
                           Das Verfahren ist seitens einer Reihe von Giessereien mit bestem Erfolge probiert
                              									worden und findet besondere Verwendung in Fabriken, in denen auf porenfreien Guss besonders geachtet werden muss, also
                              									in solchen, wo Maschinenguss aller Art hergestellt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 758
                              Fig. 14. Giesspfanne mit eingetauchter Titanthermit-Büchse.
                              
                           Durch die beschriebene Reaktion kann aber nicht nur ein vollständig porenfreier Guss
                              									erzielt werden, es ist auch möglich noch in der Giesspfanne Zusätze vorzunehmen,
                              									z.B. von Ferromangan. Nach Durchmischung mit Hilfe einer sog. Büchsenreaktion findet
                              									sich das Mangan – z.B. auf 1 v. H. berechnet – gleichmässig im Guss verteilt.
                              
                              									Dasgleiche wird mit einem Zusatz von Nickel ausgeführt für Pfannen zum
                              									Eindampfen von kaustischen Alkalien für die chemische Gross-Industrie, In diesem
                              									Falle wird das Nickel am praktischsten in Form von Nickelthermit, das vorher in
                              									einem Tiegel zur Entzündung gebracht ist, um dann – mitsamt der Schlacke – in die
                              									Giesspfanne gegossen zu werden, verwandt. Die gleichmässige Durchmischung des
                              									Nickels wird sodann mit einer „Büchse“ bewirkt. Man verwendet etwa 1 v. EL
                              									Nickelthermit, das 60 y. H. metallisches Nickel ergibt, vom angewendeten Guss und
                              									kann in Kesseln mit solchem Nickelzusatz etwa 50 v. H. mehr Chargen ausbringen als
                              									in solchen ohne Nickel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 758
                              Fig. 15.
                              
                           Eine zweite Anwendung des sog. Büchsenverfahrens ist wichtig für den Stahlguss
                              									und zwar zuvörderst beim Giessen von grossen Schmiedeblöcken. Bei diesen tritt
                              									bekanntlich stets ein mehr oder minder grosses Nachlunkern ein. Dadurch entstehen im
                              									Kopf des Blockes Hohlstellen, die zumeist 30 bis 40 v. H. Verlust verursachen (Fig. 15). Man hat vielerlei versucht, um diesem
                              									Uebelstande abzuhelfen. Erst neuerdings ist bekanntlich ein Verfahren
                              									durchgearbeitet worden, das darauf beruht, dass der ganze Block nach dem Gusse unter
                              									starken Druck versetzt wird. Infolge der kompendiösen Einrichtung stellt sich diese
                              									Methode sehr teuer, beweist aber, welch grossen Wert man darauf legt, dichte
                              
                              									lunkerfreie Blöcke zu erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 759
                              Fig. 16.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 759
                              Fig. 17.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 759
                              Fig. 18.
                              
                           Das Thermitverfahren für den angedeuteten Zweck besteht nun darin, dass man eine
                              									Büchse von sog. Lunkerthermit in den Block mit Hilfe einer Eisenstange – genau wie
                              									oben beschrieben – hin-einsenkt und zwar je nach der Grösse des Schmiedeblocks, etwa
                              									1 m tief (Fig. 16). Die Reaktion verläuft in diesem
                              									Falle in einigen Sekunden. Das Einsenken der Büchse geschieht selbstverständlich
                              									erst, nachdem sich der Lunker gebildet, also zumeist erst nach 15 bis 20 Minuten.
                              									Die erstarrte oberste Schicht ist vorher mit Hilfe mechanischer oder chemischer
                              									Mittel zu öffnen. Unmittelbar nach vollendeter Reaktion ist bereit gehaltener Stahl
                              									in den geöffneten Lunker nachzugiessen. Das Verfahren ist tatsächlich sehr einfach,
                              									die nötige Beobachtung der rechtzeitigen Einführung der Büchse bald erlernt. Dazu
                              									kommt die ausserordentliche Billigkeit des Verfahrens; es sind bei 10 tons schweren
                              
                              									Blöcken nur etwa 5 Kilo Thermit nötig! Fig. 17 zeigt
                              									einen 10 tons schweren Block, der nach diesem speziell von HerrnMathesius angegebenen Verfahren behandelt war,
                              									aufgenommen nach erfolgtem Durchschnitt. Ein verhältnismässig ganz kleiner Lunker
                              									befand sich nur in dem obersten Teile des Blockes – wie in der Abbildung zu sehen –
                              									sodass nur wenige Prozent Abfall abzuschneiden waren.
                           Weiter ist das Verfahren noch ausgebildet, um bei grossen Stahlformgüssen
                              									mattgewordenem Stahl in den Trichtern zum besseren Lunkern zu verhelfen. Es ist in
                              										Fig. 18 ein Stahlformgusstück (ein grosses
                              
                              									Zahnrad) gezeichnet, in welches Lunkerthermit am Boden einiger Trichter und zwar in
                              									konzentrisch durchlochter, etwa 1 Kilo Thermit enthaltender Büchse eingebaut ist. In
                              									diesem Falle braucht also das Thermit nicht erst mit Hilfe einer Eisenstange in den
                              									Stahl eingetaucht zu werden. Man kann zudem die Einschnürung am Trichter etwas enger
                              									gestalten wie üblich, um das Absägen des Kopfes zu erleichtern. Der sich bildende
                              									Lunker geht nun nicht in das Werkstück hinein und macht so dasselbe fehlerhaft,
                              									sondern befindet sich ganz oben im Kopf des Trichters. Auch beim Guss langer
                              									Schiffsteven, die bekanntlich nicht leicht zu giessen sind, werden in die
                              									Steigetrichter derartige Büchsen eingesetzt; diese wirken dann gewissermassen als
                              									Auffrischungsmittel, das den auf dem langen Wege matt gewordenen Stahl
                              										„antreibt“, d.h. ihn zu rascherem Aufsteigen in die Trichter veranlasst
                              									und somit dünnflüssiger macht. Auch hierzu werden stets nur kleinere Büchsen
                              									verwendet.
                           Es steht ausser Frage, dass mit vorstehendem die Anwendungsmöglichkeiten des
                              									Verfahrens noch nicht erschöpft sind; wie bisher so werden sich auch weiter der
                              									Aluminothermie bei ihrer Mannigfaltigkeit neue Gebiete erschliessen.