| Titel: | Die Anwendung von Kraft- und Seileck auf die Berechnung der Beton- und Betoneisenkonstruktionen. | 
| Autor: | Paul Weiske | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 795 | 
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                        Die Anwendung von Kraft- und Seileck auf die
                           								Berechnung der Beton- und Betoneisenkonstruktionen.
                        Von Paul Weiske, Diplom-Ingenieur und Kgl.
                           								Oberlehrer in Cassel.
                        Schluss von S. 771 d. Bd.
                        Die Anwendung von Kraft- und Seileck auf die Berechnung der Beton-
                           								und Betoneisenkonstruktionen.
                        
                     
                        
                           III.Beton-Eisenträger.
                           Das Trägheitsmoment des armierten Betonquerschnittes hat die Form:
                           Ja = J0 + F . z2 + (n – 1) [Jd + Fd . zd2] + (m – 1) [Je + Fe . ze2]
                           Zu dem früheren Werte des Trägheitsmomentes Jn ist hinzugetreten der Beitrag der
                              									Eiseneinlage
                           (m – 1) [Je + Fe . ze2].
                           In diesem Ausdruck bedeutet:
                           
                              m=\frac{E_e}{E_z}
                              
                           das Verhältnis der Elastizitätsmodule des Eisens und des
                              									Betonsaufzug, Je das Trägheitsmoment der Eiseneinlage in bezug auf seine eigene
                              									Schwerpunktsachse, Fe den Eisenquerschnitt und ze den Abstand des Schwerpunkts der
                              									Eiseneinlage von der Nullinie.
                           Ist die Eiseneinlage mehrteilig, insbesondere in verschiedener Höhe des
                              									Betonquerschnittes verteilt, so soll der Ausdruck die Summe der einzelnen Beträge
                              									vorstellen. Eiseneinlagen in der Druckzone sind mit dem [m – (n – 1)] Betrage einzuführen. Der Wert
                              										JA lässt
                              									sich wieder mit Hilfe von Kraft und Seileck konstruieren.
                           Es werden zunächst nur Rundeiseneinlagen in der Zugzone vorausgesetzt, deren eigenes
                              									Trägheitsmoment vernachlässigt werden kann. Die Konstruktion ist ohne weiteres nach
                              									dem vorhergehenden aus Fig 6. ersichtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 795
                              Fig. 6.
                              
                           Man erkennt sofort die Beiträge der einzelnen Summanden in der Gleichung für JA.
                           F1 ist der Beitrag des
                              									Betonquerschnittes unter Annahme eines konstanten Elastizitätsmodul Ez.
                           F2 der Beitrag der
                              									Druckzone, F3 der
                              									Beitrag der Eiseneinlage.
                           Das gesamte Trägheitsmoment ist:
                           JA = 2H(F1 + F2 + F3).
                           Die Nullinie geht:
                           
                              a) durch C, wenn der Träger nicht
                                 										armiert wäre und ein konstanter Elastizitätsmodul, gleich für Zug und Druck,
                                 										vorausgesetzt wird;
                              b) durch G, wenn der Träger
                                 										armiert ist und der Elastizitätsmodul des Betons auf Zug und Druck mit einem
                                 
                                 										Mittelwert eingeführt wird, welcher der m Teil des
                                 										Elastizitätsmoduls Ee ist. (Das Eisen wird dann mit dem mfachen Betrage eingeführt);
                              c) durch K, wenn der Träger nicht
                                 										armiert wäre, und wenn ein verschiedener Elastizitätsmodul des Betons auf Zug
                                 										und Druck eingeführt wird;
                              d) durch L, wenn der Träger
                                 										armiert ist, und wenn ebenfalls die Verschiedenheit der Elastizitätsmodule auf
                                 										Zug und Druck berücksichtigt wird.
                              
                           Man erkennt, dass die Nullinie mit wachsendem Wert von n
                              									bei gesteigerter Beanspruchung nach oben strebt, aber auch durch den grösser
                              									werdenden Anteil des Eisens wieder nach unten verschoben wird, da auch m wächst, solange der Elastizitätsmodul des Eisens noch
                              									konstant ist.
                           In gleicher Weise steigern sich mit wachsenden n und m die Beiträge der Druckzone und des Eisens F2 und F3. Die Spannungen
                              									wachsen also langsamer bei zunehmender Belastung. Bei grösseren Werten von n und m wird die D-Linie flacher und die Neigung der Einflusslinie des
                              									Eisens EL flacher, sodass F2 und F3 grösser wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 795
                              Fig. 7.
                              
                           Sind an Stelle der Rundeisen Träger einbetoniert, so berücksichtigt man ihr eigenes
                              									Trägheitsmoment, indem man die Eisenflächen in einzelne Parallelstreifen zerlegt,
                              									dann wird aus der Geraden EL ebenfalls ein
                              									Polygon.
                           Wenn auch die angegebene Anordnung grosse Vorzüge hat, da man den Einfluss jedes
                              									einzelnen Summanden in der Gleichung für das Trägheitsmoment vor Augen sieht, so
                              									empfiehlt sich wieder für den Gebrauch in der Praxis die zweite Anordnung, die oben
                              
                              									bei der Besprechung der Betonträger ohne Eiseneinlagen besprochen wurde.
                           Man verzeichnet genau so wie dort die D-Linie und Z-Linie. Im Kräftezug der Zugzone wird das Eisen an der
                              									richtigen Stelle mit dem (m – 1) fachen Betrage, im
                              									Kräftezuge der Druckzone mit dem (m – n) fachen Betrage eingeführt, während in der
                              									Betondruckzone die einzelnen Flächenkräfte mit dem nfachen Betrage einzuführen sind. Die D-Linie und
                              										Z-Linie schneiden sich im Punkte C, durch diesen Punkt geht auch die Nullinie des
                              									Querschnittes Fig. 7.
                           Bei höheren Werten von n und m werden D-Linie und Z-Linie flacher, wodurch die J-Fläche
                              									vergrössert wird.
                           Sind nur Eiseneinlagen in der Zugzone und ist der Querschnitt rechteckig, so ist die
                              										D-Linie eine Parabel, während die Z-Linie aus Parabelteilen besteht.
                           Die Flächenbestimmung geschieht für die Parabelflächen, die ihre Scheitel in A und B haben nach der
                              									Parabelflächenformel, für die übrigen Teile nach der Simpsonschen Regel.
                           Für Plattenbalkenquerschnitte erhält auch die D-Linie
                              									einen Knick, wenn die Druckzone aus der Platte und einem Teil des Balkens
                              									besteht.
                           Zwei Beispiele werden die grosse Einfachheit des Verfahrens erläutern.
                           1. Ein Betoneisenquerschnitt von 100 cm Breite, 12 cm Höhe und 10 Rundeiseneinlagen
                              									mit 1,6 cm Durchmesser und mit Fe = 20,1 cm2 wird durch ein
                              									Biegungsmoment von 96000 cm/kg beansprucht, gesucht werden die Spannungen.
                           Im Mittel wird angenommen
                           Ed = 2000000
                           
                              E_z=\frac{200000}{3}
                              
                           Ee = 2000000
                           also n=\frac{E_d}{E_z}=3,\ m_1=\frac{E_e}{E_d}=10,\ m=\frac{E_e}{E_z}=30. –
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 796
                              Fig. 8.
                              
                           Die graphische Lösung der Aufgabe ist aus Fig. 8
                              									ersichtlich.
                           Das Trägheitsmoment ergibt sich wie folgt. Der Beitrag der Druckzone wird nach der
                              									Parabelformel bestimmt, derjenige der Zugzone nach der Simpsonschen Regel.
                           F=\frac{H}{6}\,[4\,y_m+y_1] siehe oben.
                           Demnach ist der Inhalt der J-Fläche
                           
                              \begin{array}{rcl}F&=&\frac{5,4\cdot 4,7}{3}+\frac{6,3}{6}\,[4\cdot 1,6+4,7]\\ &=&8,930+11,655=20,585\mbox{ cm.}\end{array}
                              
                           J = 2H .
                              										F = 20,585 . 2 . 1000 = 41,170 cm4
                           und
                           
                              W_z=\frac{J}{e_z}=\frac{41170}{6,3}=6535\mbox{ cm}^3
                              
                           und
                           
                              W_d=\frac{J}{e_d\cdot n}=\frac{41170}{3\cdot 5,7}=2407\mbox{ cm}^3
                              
                           Demnach ist
                           
                              \sigma_{\mbox{zug}}=\frac{M}{W_z}=\frac{96000}{6535}=14,7\mbox{ kg/cm}^2
                              
                           und
                           
                              \sigma_d=\frac{M}{W_d}=\frac{96000}{2407}=39,9\mbox{ kg/cm}^2
                              
                           und
                           
                              \sigma_e=30\cdot 147\cdot \frac{4,8}{6,3}=342\mbox{ kg/cm}^2
                              
                           Rechnerisch war ermittelt:
                           ed = 5,66, ez = 6,34, J = 40311 cm4
                           Wz = 6358 cm8
                           σz = 15,1 kg/cm2 und σd = 40,1
                              										kg/cm2
                           und σe = 345,8 kg/cm2.
                           2. Gesucht wird die Tragfähigkeit des in Fig. 5
                              									dargestellten Plattenbalkens, welcher durch 4 Rundeisenstangen mit Durchmesser 26 mm
                              									armiert ist. Die Rundeisen sind paarweise übereinander angeordnet.
                           Der Betonquerschnitt ist:
                           Fb = 150 . 10 + 30 . 20 = 1500 + 600 = 2100 cm2.
                           Der Eisenquerschnitt ist:
                           Fe = 4 . 5,31 = 21,24 cm2.
                           Es ist also \frac{F_e}{F_b} rund \frac{1}{100}
                              							
                           Die Nullinie fällt gerade in die Plattenunterkante. Die Flächenberechnung der J-Fläche geschieht im Druckteil wieder nach der
                              									Parabelformel, im Zugteil nach der Simpsonschen
                              									Regel.
                           Es ist:
                           
                              \begin{array}{rcl} F&=&\frac{1}{3}\cdot  10\cdot 22,5+\frac{30}{6}\cdot [4\cdot 7,0+22,5]\\ &=&75+252,5=327,5\mbox{ cm}^2.\end{array}
                              
                           Mit H = 1000 qcm ergibt sich
                           J = 2 . H
                              									. F = 2 . 1000 . 327,5 = 665000 cm4.
                           Demnach ist: für n = 3
                           
                              W_d=\frac{J}{n,e_d}=\frac{665000}{3\cdot 10}=\frac{665000}{30}=22166\mbox{ cm}^3
                              
                           und
                           
                              W_z=\frac{J}{e_n}=\frac{665000}{30}=22166\mbox{ cm}^3
                              
                           Setzt man
                           σz = 20 kg/cm2
                           fest, so ist auch
                           σd = 20 kg/cm2
                           und die Eisenspannungen, durch Aufzeichnen des Diagramms
                              									bestimmt, ergeben sich zu: in der unteren Einlage
                           σe = m . 18,0 = 540 kg/cm2
                           in der oberen Einlage
                           σe = m . 14,5 = 435 kg/cm2
                           Das Biegungsmoment, welches der Querschnitt mit diesen Spannungen aufnehmen kann,
                              									ist
                           M = 20 . W = 20 . 22166 = 443320 cm/kg
                           Für p = 1000 kg/qm einschliesslich Eigengewicht bestimmt
                              									sich die Länge des Balkens aus der Gleichung
                           
                              p\,\frac{l^2}{8}=\frac{10\cdot 1,5\cdot l^2}{8}=443320
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 796
                              Fig. 9.
                              
                           
                              l^2=\frac{8\cdot 443,320}{15}=236437
                              
                           
                              l=\sqrt{236437}=4,87\mbox{ m,}
                              
                           Berechnet man für dieses Moment die Spannungen unter Ausschluss der Zugspannungen des
                              									Betons, indem man die ganzen Zugspannungen dem Eisen zuweist, so ist für m1 = 10 –
                           σd = 23,7 kg/cm2
                           σe =
                              									760 kg/cm2 in der unteren Eiseneinlage (s.
                              									unten).
                           In der Praxis ist es vielfach üblich, die Zugspannungen des Betons überhaupt zu
                              									vernachlässigen und die ganzen Zugspannungen dem Eisen zuzuweisen.
                           Man erhält dann natürlich die Eisenspannungen zu hoch. Auch auf diesen Annahmefall
                              									lässt sich die Methode zur Bestimmung der Nullinie und der Spannungen verwenden.
                           Es werden bei der Konstruktion der Z-Linien die
                              									Flächenstreifen der Betonzugzone einfach ausgeschaltet, und das Eisen wird mit dem
                              
                              										m1 fachen
                              									Querschnitt eingeführt, während die Betondruckzone nur mit dem einfachen Betrage in
                              									Rechnung gesetzt wird.
                           Ist jedoch die Untersuchung mit Berücksichtigung der Zugspannungen bereits
                              									durchgeführt, so kann man die für den Zustand n
                              									verzeichnete D-Linie benutzen, wenn man bei der
                              									Konstruktion der Z-Linie das Eisen mit dem n . m1 = m fachen Werte einführt. Man muss dann die J-Fläche durch n
                              									dividieren.
                           Zur Erläuterung des Verfahrens ist im vorigen Beispiele (Fig. 9) mit demselben Polabstand H ein neues
                              									Krafteck für die Zugzone gezeichnet, auf dem Kräftezug sind die 30 fachen Werte der
                              									beiden Eisenquerschnitte aufgetragen.
                           Die zugehörige Z-Linie besteht aus 2 Graden, weil die
                              									Rundeisen in 2 verschiedenen Höhen eingebettet sind, die neue Z-Linie schneidet die D-Linie etwas höher, wie die alte Z-Linie. Die
                              									Nullinie verschiebt sich bei der Annahme des Wegfalles der Betonzugspannungen um 1,5
                              									cm nach oben, sodass ed = 8,5 cm wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 797
                              Fig. 10.
                              
                           Nunmehr ist nach Figur 9 der Inhalt der J-Fläche:
                           
                              \begin{array}{rcl}F&=&\frac{1}{3}\cdot  8,5\cdot 15,5+\frac{22,5}{2}\,(15,5+1,5)+\frac{5\cdot 1,5}{2}\\ &=& 43,92+191,25+3,75\\
                                 &=& \underline{238,92\mbox{ cm}^2}\end{array}
                              
                           Da die Druckzone mit dem 3fachen, die Eisenquerschnitte mit dem 30fachen Werte
                              									eingeführt sind, so hat man die J-Fläche 3 mal zu gross
                              									erhalten. Für die Berechnung von J ist also:
                           \frac{F}{3}=\frac{238,92}{3}=79,64\mbox{ cm}^2 einzuführen.
                           Demnach ist J = 2H . 79,64
                              									= 2 . 1000 . 79,64 = 159280 cm4
                           und
                           
                              W_d=\frac{159280}{e_d}=\frac{159280}{8,5}=18738\mbox{ cm}^3.
                              
                           Demnach beträgt die grösste Druckspannung für
                           M = 443320 cm/kg
                           
                              \sigma_d=\frac{M}{W_d}=\frac{443320}{18738}=23,3\mbox{ kg.}
                              
                           Die Eisenspannungen sind graphisch bestimmt durch Aufzeichnung des
                              									Spannungsdiagramms. Sie betragen das 10 fache des abzugreifenden Wertes.
                           In der unteren Einlage:
                           σe = 10 . 7,6 = 760 kg/cm2
                           in der oberen Einlage
                           σe = 10 . 6,3 = 630 kg/cm2.
                           Wir wollen das Verfahren noch auf das Beispiel eines Plattenbalkens anwenden, welches
                              									wir dem Buche: Wayss und Freytag, der Betoneisenbau, seine Anwendung und Theorie entnehmen, um zu
                              									zeigen, dass die graphische Lösung zu demselben Ergebnis führt.
                           
                              Beispiel.
                              
                           Ein Betoneisenbalken von 18 × 50 cm Stegquerschnitt mit einer Eiseneinlage von 5
                              									Rundeisen von 28 mm Durchmesser, einer 10 cm starken Deckenplatte von 250 cm Breite
                              									hat ein Biegungsmoment von 1430000 cmkg aufzunehmen. Gesucht werden die
                              									Spannungen.
                           In Figur 10 ist die D-Linie bestimmt, die Z-Linie ist eine Gerade,
                              									welche erstere in einem Abstand von 10,8 cm von der Oberkante schneidet.
                           Demnach ist der Inhalt der J-Fläche:
                           
                              \begin{array}{rcl}F &=&14,5\cdot  10,8\cdot \frac{1}{3}+\frac{46,2\cdot 14,5}{2}\\ &=&14,5\,\left(\frac{10,8}{3}+\frac{46,2}{2}\right)=387,15\mbox{
                                 cm}^2.\end{array}
                              
                           Das Trägheitsmoment ergibt sich mit H = 1000 zu:
                           J = 2 . 1000 . 387,15 = 774300 cm4.
                           Das Widerstandsmoment für die äusserste Druckfaser ist:
                           
                              W_d=\frac{J}{e_d}=\frac{774300}{10,8}
                              
                           = 71694 cm3.
                              								
                           Daraus ergibt sich die grösste Druckspannung zu
                           
                              \begin{array}{rcl}\sigma_d &=&\frac{M}{W_d}\\ &=& \frac{1430000}{71694}\\ &=& 19,9\mbox{ kg/cm}^2.\end{array}
                              
                           Die Eisenspannung ist graphisch durch Zeichnung des Spannungsdiagrammes bestimmt
                              									zu:
                           σe = 866 kg/cm2.
                           Im obigen Buch ist angegeben; σe = 867 kg/cm2
                                                                        σd = 19,5 kg/cm2,
                           letzterer Wert ist ein Druckfehler, denn \sigma_d=\frac{867\cdot 10,7}{10\,(57-10,7)} ist nicht
                              									19,5, sondern 20,04 kg/cm2.
                           Wir erhalten also sehr befriedigende Uebereinstimmung.
                           Die Eiseneinlage wird um das doppelte erhöht, ebenso das äussere Moment. Die Z-Grade wird flacher und schneidet die D-Linie im Abstand von 15,5 cm von der Oberkante. Dann
                              									ist
                           
                              J=2\cdot 1000\cdot 26,3\,\left(\frac{15,5}{3}+\frac{41,5}{2}\right)=1363400\mbox{ cm}^4
                              
                           
                           und W_d=\frac{1363400}{15,5}=87,961\mbox{ cm}^3
                           daher
                           
                              \sigma_d=\frac{M}{W_d}=\frac{2860000}{87961}=32,5\mbox{ kg/cm}^2
                              
                           Das Spannungsdiagramm liefert
                           σe = 879 kg/cm2
                           In „Wayss und Freytag“ sind berechnet
                           σe = 32,3 kg/cm2
                           und
                           σe = 879 kg/cm2.
                           Dies ist wieder eine sehr befriedigende Uebereinstimmung.
                           Zur vorläufigen Bestimmung der Eisenmenge kann das Verfahren in folgender Weise
                              									benutzt werden.
                           Es wird die Bedingung gestellt, dass unter Vernachlässigung der Betonzugspannungen,
                              									die grösste Betondruckspannung sich zur Eisenspannung verhalten soll wie 1 zu
                              									20.
                           Diesem Verhältnis würden entsprechen die Werte
                           
                              
                                 
                                    σ
                                    b
                                    
                                 30
                                 35
                                 40
                                 
                              
                                 
                                    σ
                                    e
                                    
                                 600
                                 700
                                 800
                                 
                              
                           wenn m1 = 10 angenommen wird.
                           Man verzeichnet in Figur 11 zu dem gegebenen
                              									Querschnitt die D-Linie und daneben in der richtigen
                              									Höhe ein Spannungsdiagramm, dessen Endordinaten sich verhalten wie 1 : 2,0.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 798
                              Fig. 11.
                              
                           Durch den Nullpunkt des Diagramms geht die Nullinie, welche die D-Linie im Punkte B
                              									schneidet, man verbindet B mit C und zieht im Krafteck durch den Pol O eine
                              									Parallele zu BC, welche auf dem Kräftezug den 10
                              									fachen Wert des Eisenquerschnittes im Kräftemasstab abschneidet.
                           Würde man bei einem Plattenbalken die gleiche Bedingung stellen, so bestimmt AD die Stärke der Platte, wenn die Nullinie mit
                              									der Unterkante der Platte zusammenfallen soll.
                           Natürlich ist die Konstruktion an die Voraussetzung geknüpft, dass die
                              									Betonzugspannungen auch in der 1. Phase der Beanspruchung vernachlässigt werden
                              									sollen.
                           Man kann auch noch die Spannungsverteilung, die man bei der gewählten Eisenmenge
                              									erhält, vergleichen. Man zieht in der J-Fläche die
                              									Grade CE parallel zu der Linie OF im Krafteck, welche den Pol mit dem Endpunkt
                              									der die mfache, vorhandene Eisenfläche zur Darstellung
                              									bringenden Strecke verbindet. Durch den Punkt E geht
                              									die Nullinie, durch welche das Spannungsdiagramm II bestimmt ist. Ist die obere
                              									(Druck-)Seite desselben 1, die untere (Zug)Seite x, so
                              									ist die Eisenspannung das 10 xfache der
                              									Betondruckspannung. Setzt man in der angegebenen Weise das Spannungsverhältnis von
                              									Beton zu Eisen fest, so kann man den Betonquerschnitt auf seine Druckspannung
                              									untersuchen, ohne den Eisenquerschnitt zu kennen.
                           ––––––
                           Zum Schlusse wollen wir noch die beiden Berechnungsmethoden vergleichen, einmal mit
                              									Berücksichtigung der Betonzugspannungen unter Annahme verschiedener Werte von Ed und Ez, das andere
                              									mal mit Ausschluss von Betonzugspannungen.
                           Zu dem Zwecke sind die Spannungen für die beiden Beispiele eines Balkens und eines
                              									Plattenbalken der Figuren 8 und 9 zusammengestellt.
                           
                              
                              Tabelle.
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 n = 3, m1 = 10
                                 m = 10
                                 
                                    e
                                    d
                                    
                                 
                                    e
                                    d
                                    
                                 
                              
                                 Platte\frac{F_b}{F_e}=60
                                 
                                    σ
                                    d
                                    
                                    σ
                                    z
                                    
                                    σ
                                    e
                                    
                                 39,9 kg/cm214,7    
                                    											„342      „
                                 45,0 kg/cm2     0545
                                 5,66 cm
                                 4,8 m
                                 
                              
                                 Plattenbalken\frac{F_b}{F_e}=100
                                 
                                    σ
                                    d
                                    
                                    σ
                                    z
                                    
                                    
                                       \sigma_{e_1}
                                       
                                       \sigma_{e_2}
                                       
                                    
                                 2020435540
                                 23,7  –630760
                                 10,00 cm
                                 8,5 m
                                 
                              
                           Aus der Tabelle folgt, dass man bei Vernachlässigung der Betonzugspannungen die
                              									Druckspannungen und Eisenspannungen grösser erhält, und dass die Breite der
                              									Druckzone kleiner wird, als bei Berücksichtigung derselben.
                           Sowohl von Wayss und Freytag, als auch von Spitzer wird darauf
                              									hingewiesen, dass die Risse im Beton erst eintreten, wenn das Eisen bis zu seiner
                              									Elastizitätsgrenze beansprucht wird.
                           Es ist daher kein Grund einzusehen, weshalb man bei der Spannungsermittlung nicht die
                              									Zugspannungen des Betons, die doch tatsächlich vorhanden sind, in Rechnung setzen
                              									will.
                           Man erhält in der ersten Phase der Beanspruchung die Eisenspannungen verhältnismässig
                              									niedrig, aber deshalb soll man nicht etwa die Eisenmenge verringern, weil gerade die
                              									Eiseneinlagen den Beton befähigen, grosse Zugspannungen zu leisten. In der ersten
                              									Phase der Beanspruchung ist also der Zweck der Eiseneinlage mehr ein mittelbarer. In
                              									der zweiten Phase, wenn die Streckgrenze des Betons überschritten ist, erhält
                              									natürlich auch das Eisen mehr Zugspannungen, weil der Elastizitätsmodul Ez schneller
                              									abnimmt als Ed,
                              									so dass die Verhältniszahlen n, m1 und m grösser werden.
                              									Die genauere Spannungsberechnung für diese Phase gestaltet sich umständlicher, weil
                              									man keine geradlinige Spannungsverteilung mehr gelten lassen kann, oder wenigstens
                              
                              									in der Zugzone einen Knick im geradlinigen Diagramm nach der Methode Barkhausen annehmen muss. Ich habe die Beobachtung
                              									gemacht, dass man die Eisenmenge grösser erhält, wenn man die Spannungsberechnung
                              									nach der ersten Phase unter Berücksichtigung der Betonzugspannungen, die dann das
                              									Mass von 15-20 kg/cm2 nicht überschreiten sollen,
                              									durchführt, als wenn man von vornherein auf die Betonzugspannungen verzichtet und
                              									etwa nach den von Wayss und Freytag auf Seite 85 ihres Buches gegebenen Regeln dimensioniert. Mir
                              									erscheint daher der Vorwurf v. Empergers, dass ich
                              									gegen eine „schöne“ Theorie das Opfer der Sicherheit brächte,
                              									unbegründet.
                           v. Emperger sagt des Weiteren, ich hätte meine
                              									Anschauungen korrigiert, da ich die anfangs als zulässig angegebene Zugspannung von
                              									20 kg/cm2 auf 15 kg/cm2 ermässigt hätte. Hierauf möchte ich bemerken, dass die als zulässig
                              
                              									angegebenen Spannungszahlen nur relative Bedeutung haben, je nach der
                              									Rechnungsmethode, die man bei den Betoneisenkonstruktionen verwendet, und der Wahl
                              									der Koeffizienten.
                           Wählt man als Elastizitätsmodul des Betons Eb, einen Mittelwert zwischen den für die
                              									erste Phase als Durchschnittswerte anzunehmenden Werten Ed und Ez, um die Rechnung und Theorie zu
                              									vereinfachen, so erhält man die Druckspannungen etwas zu klein, die Zugspannungen zu
                              									gross. Vernachlässigt man die Betonzugspannungen, so erhält man die
                              									Betondruckspannungen etwas, die Eisenspannungen viel zu gross. Bei verschiedenen
                              									Werten von Ed
                              									und Ez erhält
                              									man die Betondruckspannungen etwas grösser, die Betonzugspannungen etwas kleiner. Es
                              									war daher nur konsequent, wenn ich die zulässige Spannungszahl bei der genaueren
                              
                              									Methode etwas ermässigte.
                           Die erste Berechnungsweise deckt sich mit der Melanschen, bei welcher das Eisen mit dem m
                              									fachen Wert eingeführt wird. Die von Walter und mir
                              									angegebene Methode führt die Wirkung des Eisens als exzentrische Druckkraft auf den
                              									Beton ein, meines Wissens das erste Mal in konsequenter Weise, und liefert bei
                              									gleicher Wahl von m dieselben Spannungswerte.
                           
                           Will man bei dem Ausschluss von Betonzugspannungen genauer rechnen, so führt man
                              									an Stelle des konstanten Elastizitätsmodul Ed einen veränderlichen ein, und zwar als
                              									nächste Annäherung geradlinig abnehmend. Man ersetzte dann die rechteckigen
                              									Betondruckflächen durch Trapeze. Das Druckdiagramm wird parabolisch begrenzt. Bei
                              									der graphischen Behandlung erhält man als D-Linie
                              									kubische Parabeln. Auch bei Berücksichtigung der Zugspannungen lässt sich die
                              									gleiche graphische Behandlung mit Kraft- und Seileck anwenden; wir erhalten
                              									Methoden, welche den analytischenvon Haberkalt und
                              										Barkhausen analog sind. Dieselben könnten
                              									Verwendung finden bei der genaueren Spannungsberechnung, wenn die Streckgrenze des
                              									Betons überwunden ist.
                           Die Veröffentlichung der angegebenen, genaueren Behandlungsweise, ebenso der
                              									Bearbeitung der Anwendung von Kraft- und Seileck auf die Berechnung der
                              
                              									Schubspannungen und der Spannungen in Gewölben und exzentrisch belasteten Stützen
                              									behalte ich mir vor.