| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 12 | 
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                        Polytechnische Rundschau.Hierunter wird u.a. auch die bisherige „Zeitschriftenschau“
                                 										erscheinen.Die Redaktion.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Selbsttätige Flaschenspülmaschine.
                           In der Royal Agricultural Hall zu London ist vor kurzem
                              									gelegentlich der Brauerei-Ausstellung eine neuartige selbsttätige
                              									Flaschenspülmaschine der Nash Patents, Limited, St.
                              									Pancras, London, im Betriebe vorgeführt worden, die
                              									nicht nur wegen ihrer außerordentlichen Leistungsfähigkeit, sondern auch wegen ihrer
                              									geringen Bedienungserfordernis wohl eine ausgegedehntere Beachtung in allen
                              									beteiligten Kreisen verdient. Die Maschine ist imstande in einem Arbeitstage von
                              									zehn Stunden und bei Bedienung durch einen einzigen Arbeiter 50 bis 70 Groß Flaschen
                              									zu reinigen, d.h. auszuspülen, Etiketten zu entfernen und zu sterilisieren. Dabei
                              									wird der Verlust durch Bruch von Flaschen innerhalb der Maschine auf nahezu Null
                              									beschränkt, ein Verlust, der bekanntlich bei anderen Maschinen sowie bei
                              									Handreinigung mitunter schwer ins Gewicht zu fallen pflegt. Daß auch der Kraftbedarf
                              									der Maschine sehr gering ist und keinesfalls eine Belastung der vorhandenen Anlage
                              									bilden kann, sei noch nebenbei erwähnt. Die zu reinigenden Flaschen werden paarweise
                              									in die Kammern D eines aus Weißblech hergestellten
                              									Ringes B (s. Fig.
                                 										1–3), eingeführt, der in den mit heißer
                              									Waschflüssigkeit gefüllten Trog A, der das Gestell der
                              									Maschine bildet, eintaucht, und auf drei Rollen C
                              									gelagert ist. Dieser Ring wird durch das in Fig. 4
                              									näher dargestellte Sperrwerkgetriebe absatzweise vorwärtsbewegt. Er ist mit einer
                              									Innenverzahnung E versehen, in die die Sperrklinken N und O eingreifen. Eine
                              									von der Antriebs-Riemenscheibe G (Fig. 2) durch Rädervorgelege bewegte Welle F, auf der eine Daumenscheibe H befestigt ist, bewirkt, daß mittels der gegen die Daumenscheibe
                              									anliegenden Rolle I der mit Gegengewicht L versehene Hebel K bei
                              									jeder Wellenumdrehung einmal nach unten gedrückt, eine Zeitlang in dieser Stellung
                              									erhalten und dann wieder ausgelöst wird, so daß zunächst eine Vorwärtsbewegung des
                              									Ringes B vermöge der Klinke O, dann ein Sichern des Ringes durch die an dem Verbindungshebel
                              									angelenkte Klinke N und sodann eine Rückbewegung des
                              									Hebels K unter dem Einfluß seines Gegengewichtes
                              									erfolgen kann, wobei die Klinke O auf den
                              									nächstfolgenden Zahn des gegen Bewegung gesicherten Ringes überspringt, siehe die
                              									punktiert gezeichnete Stellung des Hebelwerkes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 12
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 12
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 12
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 12
                              Fig. 4.
                              
                           Die auf dem Ring B aufgesetzten Flaschen werden somit
                              									absatzweise in den Trog A hineingedreht und laufen hier
                              									zunächst zwischen Bürsten P hindurch, die sich über ein etwa 2,4 m
                              									langes Stück des Umfanges erstrecken. Wenn die Flaschen einen halben Umlauf
                              									zurückgelegt haben und aus dem Trog herauszutreten beginnen, so gelangen sie gegen
                              									zwei Kolben Q, die von der Kurbelscheibe a aus (s. Fig. 1 u.
                              										2) eine hin- und hergehende Bewegung erhalten
                              									und die die Flaschen aus den Kammern D heraus zwischen
                              									die ringförmigen Bürsten R drücken, wodurch die
                              									aufgeklebten Etiketten entfernt werden. Die Flaschenhälse drücken hierbei gegen die
                              									Teller 5 an den Enden der auf einem Rahmen T
                              									verschiebbaren und durch Federn Z abgestützten Rohre U,
                              									so daß beim Vorschieben der Flaschen gleichzeitig die an den Enden der Spindeln V angebrachten Bürsten freigelegt werden und diese in
                              									das Innere der Flaschen eintreten. Diese Bürsten erhalten eine schnelle Drehbewegung
                              									und die Bürsten R eine langsamere Drehbewegung, beide
                              									unter Vermittlung des Zahnrades b, während die Flaschen
                              									festgehalten werden und sich nicht mitdrehen können. Auf diese Weise wird eine sehr
                              									gründliche, äußere und innere Säuberung der Flaschen gewährleistet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 13
                              Fig. 5.
                              
                           Diese Phase der Reinigung fällt mit dem Stillstand des Ringes B, also mit dem Einlegen eines neuen Flaschenpaares zusammen. Es gehen
                              									dann zunächst die Kolben Q wieder zurück, so daß auch
                              									die Flaschen unter dem Druck der Federn Z wieder in die
                              									Kammern D zurückgeführt werden, worauf der Ring B durch das bereits oben beschriebene Getriebe
                              									weitergeschaltet wird. Beim weiteren Umlauf des Ringes gelangen schließlich die
                              									Flaschen auch an die Spülleitungen c und d, die die Außen- und Innenseite mit frischem Wasser
                              									abspülen. Hierbei ruhen die Flaschen auf zwei Ringen g
                              									aus Winkeleisen (s. Fig. 1 u. 2), die auch zum Fortleiten des Spülwassers dienen.
                              									Auf diesem Wege können natürlich auch noch andere Reinigungsverrichtungen, z.B. das
                              									Sterilisieren der Flaschen mit Dampf, vorgenommen werden. An der Aufgabestelle (s.
                              										Fig. 5 links) angelangt, werden sodann die
                              									Flaschen herausgenommen und ein Paar neue eingesetzt, wozu die Pausen zwischen den
                              									Absatzbewegungen des Ringes völlig ausreichen. Das in dem mit einem Ueberlauf
                              									versehenen Trog A befindliche Bad wird aus der Leitung
                              										e ständig erneuert und durch den aus der
                              									Rohrleitung f zuströmende Dampf kochend erhalten.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Wechselstrom-Wattmeter.
                           Durch einen Elektromagneten mit Eisenkern wird ein starkes magnetisches Feld in einem
                              									kleinen Luftraum erzeugt, in dem sich das bewegliche System befindet.
                              									Infolgedessen kann man letzteres auf eine kräftige Feder wirken lassen und ferner
                              									werden äußere magnetische Felder keinen Einfluß auf das Meßergebnis ausüben. Während
                              									man bisher Elektromagnete mit Eisenkernen für diese Zwecke wegen der wechselnden
                              									Permeabilität und Hysteresis für ungeeignet hielt, hat der Verf. nachgewiesen, daß
                              									sich immer das der angelegten Spannung genau entsprechende Feld ausbildet, wenn man
                              									nur den Widerstand der Wicklung so klein macht, daß der Ohmsche Spannungsabfall gegenüber dem Gesamtspannungsabfall in der Spule
                              									möglichst klein ist. Um einen dem von der Spannungsspule herrührenden Felde
                              									entsprechend phasengleichen Strom in der beweglichen Spule zu erhalten, wird ein
                              									besonderer Transformator verwendet. Wird das Instrument als Voltmeter benutzt, so
                              									genügt es, statt dessen in den Stromkreis der beweglichen Spule einen Kondensator
                              									einzuschalten. Aenderungen in der Wechselzahl und in der Wellenform haben keinen
                              									meßbaren Einfluß auf die Voltmeterangaben und auch die Wattmeterangaben sollen nur
                              									bei niederen Werten des Leistungsfaktors (unter 0,7) Fehler bis zu 1 v. H. ergeben.
                              										(Sumpner.) [The Electrician 1907, S. 884–885.]
                           Pr.
                           
                        
                           Höchststrommesser.
                           Das sowohl für Gleichstrom als auch für Wechselstrom verwendbare Instrument besteht
                              									aus einem ∪-förmig gebogenen Glasrohr, an dessen Enden
                              									zwei luftgefüllte Glasgefäße angeschlossen sind und welches mit einer gefärbten
                              									Flüssigkeit zum Teil gefüllt ist. Das Glasgefäß an einem Schenkel wird durch eine
                              									Spirale aus Platinoid oder einer ähnlichen Legierung erwärmt, die von einem dem zu
                              									messenden Strom proportionalen Zweigstrom durchflossen wird. Hierdurch wird die
                              									Flüssigkeitssäule in dem anderen Schenkel zum Steigen gebracht und gelangt dann in
                              									ein an diesen Schenkel angeschmolzenes Ueberfallrohr. Die Menge der in diesem Rohr
                              									sich ansammelnden Flüssigkeit gibt dann ein Maß für den Höchststrom, der mittels
                              									einer an dem Rohr angebrachten Teilung, die empirisch ermittelt ist, gemessen werden
                              									kann. Durch Kippen des Instrumentes kann die Flüssigkeit aus dem Meßrohr entfernt
                              									und das Instrument wieder für eine neue Messung vorbereitet werden. (Wright & Reason)
                              									[Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1907, S. 1511.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Eisenbeton im Eisenbahnbau.
                           Die vorläufigen Bestimmungen für das Entwerfen und die Ausführung von Ingenieurbauten
                              									in Eisenbeton im Bezirke der Eisenbahndirektion Berlin stellen für die auf Biegung
                              									beanspruchten Plattenbalken so schwere Bedingungen, daß ihre bisherige
                              									Ausführungsweise wirtschaftlich unmöglich erscheint. Bei den der Wirkung von
                              									Rauchgasen ausgesetzten Konstruktionen soll die Rissefreiheit dadurch möglichst
                              									gesichert werden, daß die rechnungsmäß sich ergebenden Betonzugspannungen nur den
                              										1/1,5 bis
                              										½,5 fachen Wert der Zugfestigkeit erreichen
                              									sollen. Außerdem soll bei Zuweisung der ganzen Zugspannungen an das Eisen die
                              									zulässige Beanspruchung desselben von 800 bis 1000 kg/qcm nicht überschritten
                              									werden. Während sich die Forderung der geringen Betonzugspannung für
                              									Eisenbetonplatten einigermaßen erfüllen läßt, ist dies für Plattenbalken
                              									wirtschaftlich unmöglich, da die den Steg schneidende Nullinie viel näher an der
                              									Druckkante als an der Zugkante liegt, so daß die nach den vorgeschriebenen Formeln
                              									berechneten Betonzugspannungen die Betondruckspannungen bedeutend übersteigen.
                           Die aus der Belastung sich ergebenden Zugspannungen lassen sich jedoch nach Koenen durch künstlich erzeugte Druckspannungen
                              									herabsetzen.
                           Koenen will in den im Steg eingelegten Eisenstäben
                              									Anfangszugspannungen erzeugen, welche im Beton entgegengesetzte Druckspannungen
                              									hervorrufen.
                           Die Eiseneinlagen ragen am Auflager aus dem Balkenende hervor und werden an ihrem
                              									Ende mit einem wagerechten ⊐-Eisenpaar fest verankert. Gegen das letztere pressen
                              									sich zu beiden Seiten des Steges des Plattenbalkens die Kolben von zwei
                              									Wasserdruckpressen, so daß die Eiseneinlagen künstlich gezogen werden. An einem
                              									Manometer läßt sich die erzielte Spannung ablesen. Nach vollständiger Erhärtung des
                              									Betons wird die Anspannvorrichtung beseitigt.
                           Die Eiseneinlagen würden sich auf ihre frühere Länge verkürzen, wenn sie nicht durch
                              									den umhüllenden Beton hieran gehindert würden. Da durch die Haftfähigkeit des Eisens
                              									am Beton beide Stoffe sich zu gemeinsamer Formänderung zwingen, erzeugt die
                              									Verkürzung der Eiseneinlagen im Beton Druckspannungen, die den aus der
                              									unvollständigen Rückbildung noch vorhandenen Anfangszugspannungen der Eiseneinlagen
                              									das Gleichgewicht halten. Da die Eiseneinlage im Betonquerschnitt in der Nähe der
                              									Zugkante und außerhalb der Nullinie liegt, sind die künstlich erzeugten
                              									Druckspannungen über den Betonquerschnitt nicht gleichmäßig verteilt, sondern in der
                              									Stegunterkante am größten, also dort, wo eine Entlastung am meisten erwünscht ist.
                              									In der Oberkante der Platte können sogar durch die künstlich gespannten
                              									Eiseneinlagen Zugspannungen erzeugt werden, wenn die Eiseneinlagen den
                              									Betonquerschnitt unterhalb des zur Plattenoberkante gehörigen Kernpunktes
                              									schneidet.
                           Aus der Bedingung des Gleichgewichtes zwischen den Anfangsspannungen der
                              									Eiseneinlagen nach der Entlastung der Spannvorrichtung und den entgegengesetzten
                              									Betondruckspannungen läßt sich eine Formel für die durch die Spannvorrichtung zu
                              									leistende Zugkraft Z ableiten. Ist σbd die im Beton zu
                              									erzeugende künstliche Druckspannung in der Zugkante des Steges, Fb und Jb der Querschnitt und
                              									der Trägheitsmoment des Betonquerschnitts, a der
                              									Abstand der Nullinie von der Zugkante und e der Abstand
                              									des Eisenquerschnitts Fe von der Nullinie, so ist:
                           
                              Z=\sigma_{bd}\,\left(\frac{F_b\,\cdot\,J_b}{a\,\cdot\,e\,F_b+J_b}+10\,\cdot\,F_e\,\cdot\,\frac{e}{a}\right).
                              
                           Um in einem Plattenbalken von 1,15 m Plattenbreite und 0,50 m
                              									Stegbreite, von 0,25 m Plattenhöhe und 1,00 m Gesamthöhe, mit einem Eisenquerschnitt
                              									von 69 qcm die rechnungsmäßige Zugspannung in der Stegunterkante von 40 kg/qcm auf
                              									20 kg/qcm herabzusetzen, muß die Spannvorrichtung eine Zugkraft von 41 t auf die
                              									Eiseneinlagen ausüben. Hierdurch entsteht in diesen eine Anfangszugspannung von 595
                              									kg/qcm. Nach Lösung der Spannvorrichtung vermindern sich die Eisenzugspannungen auf
                              									412 kg/qcm, während durch die exzentrische Lage der Eiseneinlagen innerhalb des
                              									Betonquerschnitts in seiner Unterkante 20 kg/qcm Betondruckspannung und in seiner
                              									Oberkante 6 kg/qcm Betonzugspannungen hervorgerufen werden. (Koenen.) [Zentralblatt der Bauverwaltung 1907, S. 520–523.]
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Härtebestimmung unter Stoßwirkung.
                           Eine neue Anwendungsart der Ludwikschen
                              									Kegeldruckversuche mit Kupfer, Gußeisen und Flußeisen bestätigten durchaus die
                              									Giltigkeit des Aehnlichkeitsgesetzes, nach welchem hier der Quotient A : t3 eine konstante Größe ist, wenn A die Deformationsarbeit und t die Eindrucktiefe ist. Das Verhältnis der Deformationsarbeiten bei
                              									ruhigem Druck und bei Stoß ist nicht konstant für verschiedene Materialien
                              									(z.B. für Kupfer 0,72, für Stahl 0,59) bei schmiedbaren Eisen aber beinahe
                              									unabhängig vom Kohlenstoffgehalt. (Geßner.) [Zeitschr.
                              									des österr. Ing. und Arch. Vereins 1907, No. 46.]
                           
                              A. L
                              
                           
                        
                           Schiffsmotor.
                           Bei dem großen Wert, den es für Motorboote hat, daß ihre Maschinenanlage besonders im
                              									Grundriß wenig Platz beansprucht, hat man schon mehrfach versucht zwei Zylinder
                              									übereinander anzuordnen, jedoch in konstruktiver Hinsicht selten mit Erfolg. Bei
                              									einem vor kurzem von Wolf & Struck in Vaals, Holland, in den Handel gebrachten
                              									Zwillings-Tandem-Bootsmotor, also mit vier Zylindern, von denen je zwei übereinander
                              									liegen, wird in den unteren Zylindern an der Kolbenoberseite, in den oberen
                              									Zylindern dagegen allein an der Unterseite der Kolben Arbeit geleistet. Die
                              									Kolbenoberseite der oberen Zylinder ist durch einen Deckel abgeschlossen und steht
                              									durch eine geräumige Ausbohrung der Kolbenstange in Verbindung mit dem geschlossenen
                              									Kurbelkasten, so daß bei jedem Hub die mit Oel gesättigte Luft aus diesem in den
                              									oberen Zylinder zwecks Schmierung desselben hinaufgesaugt wird.
                           Das Schwungrad befindet sich zwischen den beiden Kurbeln und ist im Kurbelkasten
                              									eingeschlossen. Alle Ventile sind gesteuert. Eine auf die Steuerwelle montierte
                              									Umdrehungspumpe drückt das Oel nach den Lagern und durch Ausbohrungen in der Welle
                              									nach den Kurbelzapfen, von wo aus es in den Kurbelkasten zur Schmierung der Zylinder
                              									gelangt. Der achsiale Schub der Schraubenwelle wird für beide Drehrichtungen durch
                              									Kugellager aufgenommen. Ein Gewichtregler beeinflußt die Gasmischung und verhindert
                              									die Ueberschreitung der höchst zulässigen Umlaufzahl. Uebrigens wird die Anzahl
                              									Umdrehungen durch Drosselung der Gaszufuhr von Hand geregelt.
                           Bei dem achtpferdigen Motor haben die Zylinder 93 mm Durchm. und 100 mm Hub bei einer
                              									normalen Umlaufzahl des Motors von 700 i. d. Min. [De Motorentechniek 1907, S.
                              									94–96.]
                           
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                           Arbeiten unter Druck.
                           Beim Arbeiten unter Druck (Taucher und Caissonarbeiter) nimmt das Blut Gase,
                              									besonders Stickstoff auf, welche bei der Druckverminderung wieder ausgeschieden
                              									werden. Findet die Druckabnahme langsam genug statt, so führt das Blut die Blasen
                              									mit nach den Lungen ohne Schaden zu verursachen, sonst aber stauen die Blasen sich
                              									in den Kapillargefäßen und rufen durch die so erzeugte Bluthemmung die sogen.
                              									Caissonkrankheit hervor. Diese besteht in Hautjucken, Muskel- und Gelenkschmerzen
                              									und und in den schlimmeren Fällen in völliger Lähmung der betroffenen Körperteile,
                              									und kann schließlich auch den Tod herbeiführen. Ein unregelmäßiges Leben, zu lange
                              									Arbeitszeit, Trunksucht, verdorbene Luft, feuchtes, kaltes Wetter erhöhen die
                              									Empfindlichkeit des Arbeiters.
                           Die hauptsächliche Ursache für das Auftreten der Krankheit ist die zu schnelle
                              									Druckabnahme, für die man wenigstens bei Ueberdrücken von über 1 ½ at etwa 15 bis 20
                              									Minuten für jede Atmosphäre rechnen sollte. Dr. J.
                                 										Haldane hat stufenweise Druckabnahme vorgeschlagen. Befindet der Taucher
                              									sich z.B. unter 6 at Ueberdruck, so soll er in kurzer Zeit bis 15 oder 20 m unter
                              									der Oberfläche hinaufsteigen. Er meint, daß die dabei frei werdenden
                              									Stickstoffblasen zu klein sind um zu schaden und leicht durch die Lungen entfernt
                              									werden. Der Taucher soll dann nach Verlauf von weiteren 30 oder 60 Minuten ohne
                              									Gefahr an die Oberfläche kommen können. Dieser Vorschlag ist zwar zweckmäßig, falls
                              									der Taucher nur kurze Zeit unter hohem Druck zugebracht hat und sein Blut daher noch
                              										wenig mit
                              									Stickstoff gesättigt ist; andernfalls aber ist die langsame, stetige Druckabnahme
                              									vorzuziehen.
                           Die größte Tiefe, in die ein Taucher je hinabgestiegen ist, beträgt 61 m, wobei
                              									jedoch der Tod eintrat, sofort nachdem der Taucher wieder an die Oberfläche kam. Die
                              									Zeit der Druckverminderung war dabei sehr kurz bemessen. Wahrscheinlich sind 57 m
                              									die größte je erreichte Tiefe, ohne daß der betr. Taucher dabei Schaden an seiner
                              									Gesamtheit litt. Dr. L. Hill und M. Greenwood haben in einem stählernen Versuchsbehälter
                              									Versuche ausgeführt, bei denen letzterer sich unter einen Druck bringen ließ, der
                              									mit 64 m Wassertiefe übereinstimmt. Er blieb unter diesem Druck während 54 Minuten
                              									und brauchte für die Druckabnahme 2 Stunden und 17 Minuten, wobei er keinerlei
                              									schädliche Folgen außer geringen Schmerzen in den Armen empfand.
                           Die Caissonkrankheit kann in den meisten Fällen durch erneutes Komprimieren und
                              									darauffolgende langsame Druckverminderung sofort geheilt werden. [The Engineer 1907,
                              									Bd. II, S. 386–387.]
                           
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                           Wasserkraftanlagen zur Versorgung von Bergwerken
                           Im Gebiete des Menominee-Flusses am Lake Superior gibt es zwei Bergwerke, die ihre
                              									Betriebskraft so gut wie ausschließlich von Wasserkraftanlagen beziehen. Die
                              									Kraftanlage der Chapin-Bergwerke bei Big Quinnisec Falls, welcher das Kraftwasser
                              									aus dem Menominee-Fluß mit 15,6 m Gefälle durch ein 105 m langes offenes Gerinne
                              									zugeführt wird, liefert nicht, wie sonst zumeist üblich ist, elektrischen Strom,
                              									sondern etwa 1700 cbm Druckluft i. d. Minute, die durch eine 610 mm weite
                              									Stahlblechleitung den 5,6 km weit entfernten Gruben zugeführt wird, und dort
                              									zum Betrieb von Gewinnungsmaschinen, Verladeeinrichtungen und Förderwerken verwendet
                              									wird. In dem Kraftwerk sind vier Leffel-Wasserräder
                              									aufgestellt, die durch Stirnrädervorgelege mit 4 : 1 Uebersetzung je einen
                              									vierzylindrigen Kompressor der Rand Drill Company
                              									antreiben. Die Gesamtleistung der Anlage dürfte annähernd 35000 PS betragen. Das
                              									zweite, ebenfalls am Menominee-Fluß gelegene Wassserkraftwerk, das bei
                              									Sturgeon-Falls vor kurzem errichtet worden ist, hat elektrische Kraftübertragung und
                              									versorgt die beiden bei East Vulcan und West Vulcan gelegenen Schächte der Penn Iron Mining Company. Der gegenwärtige Ausbau des
                              									Werkes umfaßt acht Leffel-Wasserräder auf gemeinsamer
                              									wagerechter Welle, an deren einem Ende eine 1500 KW-Drehstromdynamomaschine von 6600
                              									Volt Spannung unmittelbar angeschlossen ist, während an das andere Wellenende
                              									demnächst eine 2200 KW-Maschine angekuppelt werden soll. Der gelieferte Strom wird
                              									etwa 5,6 km weit nach den genannten Schächten fortgeleitet, hier in drei 500
                              									KW-Transformatoren auf Verbrauchspannung herabgesetzt und dient dann auf dem Schacht
                              									East Vulcan zum Speisen eines 200pferdigen Antriebmotors der Wagenkipper sowie
                              									dreier Worthington-Kreiselpumpen von je 3,4 cbm
                              									Leistung i. d. Minute bei 360 m Förderhöhe, die von 450 pferdigen Motoren mit 1200
                              									Umdrehungen i. d. Minute angetrieben werden. Auf dem Schacht West Vulcan werden zwei
                              									450-pferdige mit zweistufigen Kompressoren von je 88 cbm Leistung i. d. Minute
                              									gekuppelte Motoren und ein 200-pferdiger Fördermotor gespeist. [The Iron Trade
                              									Review 1907, Bd. II, S, 631–633.]
                           
                              H.