| Titel: | Eine Münzenzählmaschine. | 
| Autor: | F. Kerdyk | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 73 | 
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                        Eine Münzenzählmaschine.
                        Eine Münzenzählmaschine.
                        
                     
                        
                           Der vor kurzem erschienene Jahresbericht über 1906 des niederländischen
                              									Münzamtes enthält die Beschreibung einer Münzenzählmaschine, der wir im folgenden
                              									das Wesentliche entnehmen. Die Maschine ist aus dem Bedürfnis hervorgegangen eine
                              									große Anzahl 2 ½-Centstücke (Kupfermünzen zu etwa 4,17 Pfg.), die sich hauptsächlich
                              									durch den Gebrauch der Münzgasmesser angesammelt hatten, in Rollen von 40 Stück zu
                              									einem Gulden abzuzählen, um dieselben wieder in Umlauf bringen zu können. Der
                              									Apparat, der im Mittel stündlich für 1600 Gulden an 2 ½-Centstücke in je 40 Stück
                              									fassende Papierhülsen abzählt, sollte folgenden Bedingungen entsprechen:
                           
                              1. Gleichmäßige Ausbreitung eines stetig zugeführten Stromes
                                 										von 2 ½ Centstücken über eine gewisse Anzahl feststehender Köcher.
                              2. Vierzig Mal aufeinander folgendes Wegschieben des untersten
                                 										Stückes aus jedem Köcher, wobei jedes herausfallende Stück sich selbst
                                 										registrieren soll.
                              3. Selbsttätiges Anhalten des Mechanismus, der die untersten
                                 										Stücke fortschiebt, sobald jede der unten aufgestellten Hülsen 40 Stücke
                                 										aufgenommen hat.
                              4. Wegführen der Hülsen.
                              5. Zuführen leerer Hülsen.
                              6. Selbsttätiges Anhalten der Maschine, wenn in eine oder
                                 										mehrere Hülsen mehr wie 40 Stücke heruntergefallen sind, oder wenn eine andere
                                 										Münze von geringerem Durchmesser sich zwischen die 2 ½-Centstücke verirrt
                                 										hat.
                              
                           Die oben zusammengestellten Bedingungen werden in folgender Weise erfüllt: Aus einem
                              									Behälter, der eine Menge 2 ½-Centstücke im Gesamtgewicht von etwa 200 kg aufnimmt,
                              									werden die Münzen von Hand in einem möglichst
                              									gleichmäßigen Strome durch eine mit Löchern versehene Rinne dem Trichter A (Fig. 1) zugeführt, aus
                              									dem sie auf die Spitze eines durch den aufstehenden Rand B verdeckten Konus fallen, der sie ziemlich gleichmäßig über die zehn
                              									senkrechten auf einen Kreisumfang gestellten Köcher C
                              									verteilt. Konzentrisch mit diesem Kreisumfang bewegt sich in der Ebene E E die in der Figur unsichtbare, mit zehn gehärteten
                              									stählernen Zählfingern versehene wagerechte Zählscheibe, die durch einen kleinen
                              									Elektromotor F in Umdrehung versetzt wird und in jeder
                              									Arbeitsperiode vier Umdrehungen macht, wobei also im Ganzen 400 Stücke in zehn
                              									Papierhülsen aufgefangen werden. Nach je vier Umdrehungen der Zählscheibe kommt
                              									dieselbe selbsttätig zum Stillstand, wobei der Elektromotor jedoch weiter arbeitet
                              									und nun die endlose Kette, welche die Hülsen trägt, in Bewegung setzt, die gefüllten
                              									Hülsen unter der Zählscheibe wegführt und auf die endlose Kette von Hand aufgesetzte
                              									leere Hülsen an deren Stelle bringt. Die Kette kann im Ganzen 40 Hülsen aufnehmen,
                              									so daß zum Auswechseln der Hülsen genügend Zeit zur Verfügung steht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 73
                              
                           Jedes 2 ½-Centstück, das durch die Zählscheibe aus einem Köcher
                              									heruntergeschoben wird, bewegt ein Zählwerk um einen Zahn. Da jedes Zählwerk 40
                              									Zähne trägt, kommt es nach vier Umdrehungen (einer Arbeitsperiode) der Zählscheibe
                              									in den früheren Stand zurück. Ist dies mit allen zehn Zählwerken der Fall, so wird
                              									ein elektrischer Strom geschlossen, der eine Verbindung herstellt, wodurch der
                              									Elektromotor das Kettenrad H der endlosen Kette um eine
                              									Umdrehung verdrehen kann. Ist eines der Zählwerke zurückgeblieben (das
                              									Entgegengesetzte kann nicht stattfinden), so wird am Schluß der betr. Arbeitsperiode
                              									der Motorstrom ausgeschaltet, und kommt die Maschine zum Stillstand. Aus dem Stand
                              									der Zählwerke ist dann zu ersehen, welche Hülse ein oder mehrere Stücke zu wenig
                              									erhielt, und erst nachdem das betreffende Zählwerk wieder richtig eingestellt ist –
                              									natürlich unter gleichzeitiger Entfernung der fehlerhaften Hülse – fängt die
                              									Maschine wieder an zu arbeiten.
                           Bei einer stündlichen Leistung der Maschine von 64000 Stücken sind drei Personen für
                              									die Aufsicht nötig.
                           Für neu geprägte Geldstücke ist eine vorhergehende Sortierung nicht nötig, für alte
                              									Münzen dagegen wohl. Wie schon oben erwähnt, wird aus den Köchern jedesmal das
                              									untere Geldstück herausgeschoben. Die Oeffnung muß so hoch sein, daß ein Stück von
                              									etwas mehr wie normaler Dicke hindurchkommen kann, daß aber zwei stark verschlissene
                              									Stücke, die zufällig übereinander liegen, zusammen höher sind wie die Oeffnung.
                           Um ungewöhnlich dicke und krumme Stücke, welche die Auslaßöffnungen der Köcher
                              									verstopfen könnten, auszuscheiden, findet eine vorherige Sonderung auf der in Fig. 2
                              									dargestellten Vorrichtung statt. Am oberen Ende einer abschüssigen Fläche befindet
                              									sich eine eiserne Leiste in solcher Höhe über derselben, daß hier zu dicke und
                              									krumme Stücke zurückgehalten werden. Auf der schiefen Fläche sind Rinnen angeordnet,
                              									die kaum etwas breiter sind wie der Durchmesser eines normalen 2 ½-Centstückes. In
                              									diesen schief gestellten Rinnen werden die Stücke bei ihrer Abwärtsbewegung in
                              									Drehung versetzt, so daß etwa zu breit geschlagene Stücke sich hier einklemmen und
                              									leicht von Hand entfernt werden können. Durch die Löcher der trichterförmigen Rinne
                              									am unteren Tischende werden die zu kleinen Stücke gesondert. Ein Mann kann mit Hilfe
                              									der beschriebenen Vorrichtung etwa 40 000 Stück in der Stunde sortieren.
                           Sollte dennoch ein zu dickes oder krummes Stück in die Zählmaschine gelangen und die
                              									Bewegung der Zählscheibe plötzlich verhindern, so ist einer Beschädigung der
                              									Maschine durch eine auf die Motorachse angebrachte Reibkupplung vorgebeugt.
                           
                              F. Kerdyk.