| Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 103 | 
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                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        Von Prof. Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 91 d. Bd.)
                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        
                     
                        
                           Ueber reiche Erfahrungen im Pumpenbau verfügt die im Jahre 1871 gegründete Maschinen- und Armaturfabrik vorm. Klein, Schanzlin
                              									& Becker in Frankenthal (Rheinpfalz).
                           Die von der Firma für manometrische Förderhöhen bis etwa 20 m und für Fördermengen
                              									bis 12 cbm/Min. gebauten Niederdruck – Zentrifugalpumpen (Fig. 51) besitzen seitlich geschlossene Laufräder, die samt Welle – nach
                              									Entfernung eines der mit dem Gehäuse beiderseits verschraubten Deckel – leicht
                              									zugänglich sind. Die in den beiden Deckeln je mittels einer Stopfbüchse abgedichtete
                              									Stahlwelle ist gegen das Einsaugen von Luft mit ringförmigen Wasserkammern umgeben,
                              									denen die Flüssigkeit vom Druckraum der Pumpe aus durch Rohre b zugeführt wird; sie ruht auf beiden Seiten des
                              									Gehäuses in zwei Ringschmierlagern, deren mit Weißmetall ausgegossene gußeiserne
                              									Schalen leicht ersetzt werden können. Spaltverluste werden durch auswechselbare
                              									Schleifringe, in denen sich die Laufradhälse bewegen, möglichst herabgemindert.
                           Bei Schlammpumpen wird anstelle der Verschlußschrauben
                              										d die Frischwasserleitung angeschlossen. Die Rohre
                              										b fallen in diesem Falle fort. Das Gehäuse hat, wie
                              										Fig. 51 erkennen läßt, zwei breite kräftige Füße
                              									und wird durch vier Schrauben auf der Fundamentplatte oder dem Fundamentsockel
                              									befestigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 104
                              Fig. 51.Niederdruck-Zentrifugalpumpe von Klein, Scbanzlin &
                                 										Becker.
                              a Füllschraube, c Löcher zur
                                 										Entlüftung der seitlichen Räume beim Anfüllen der Pumpe, e Ablaßscbraube.
                              
                           Größere Pumpen erhalten bei Riemenantrieb noch einen äußeren, auf gemeinsamer
                              									Fundamentplatte mit der Pumpe stehenden Lagerbock, so daß der Riemenzug von zwei
                              									Lagern aufgenommen wird. An der höchsten und tiefsten Stelle des Gehäuses
                              									angebrachte Oeffnungen dienen zum Anfüllen bezw. Entleeren der Pumpe. Bei
                              									Förderhöhen über 10 –12 m wird noch ein Rückschlagventil über dem Pumpengehäuse
                              									angebracht.
                           Einstufige Hochdruck-Zentrifugalpumpen werden für Fördermengen bis 200 cbm/std. auf
                              									40 m Höhe mit einseitigem, für Fördermengen bis 1800
                              									cbm/Std. auf 65 m Höhe mit beiderseitigem Wassereinlauf
                              									ausgeführt; mehrstufige Hochdruck-Zentrifugalpumpen, die für Förderhöhen bis zu 100
                              									m und darüber gebaut werden, erhalten stets einseitigen Wassereinlauf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 104
                              Fig. 52.Sechsstufige Hochdruck-Zentrifugalpumpe von Klein, Schanzlin
                                 										& Becker.
                              
                           Fig. 52 zeigt die Wirkungsweise einer sechsstufigen
                              									Hochdruck-Zentrifugalpumpe.
                           Dem infolge des äußeren Luftdruckes durch das Saugrohr aufsteigenden Wasser wird in
                              									dem Laufrad A1 der
                              									ersten Stufe eine bestimmte Geschwindigkeit erteilt, die in dem zugehörigen Leitrad
                              										B1 teilweise in
                              									Druck umgesetzt wird. Von hier wird das Wasser durch das ringförmige Zwischenstück
                              										C1 dem Laufrad der
                              									zweiten Stufe zugeführt usw., bis es schließlich in den Druckstutzen eintritt.
                              									Zur Vermeidung von Energieverlusten und zur Erzielung einer guten Wasserführung sind
                              									die Zwischenstücke C1,
                              										C2 usw. mit
                              									radialem Kanälen versehen. Die Laufräder sind beiderseits geschlossen, die an die
                              									Zwischenstücke angeschraubten Leiträder auf der diesen gegenüberliegenden Seite
                              									dagegen offen, so daß sich die Schaufeln genau herstellen lassen. Lauf- und
                              									Leiträder sowie Zwischenstücke sind – im Gegensatz zu den bisher besprochenen
                              									Zentrifugalpumpen – in ein Gehäuse eingeschoben und
                              									werden durch die Saug- und Druckstücke zusammengehalten und abgedichtet; da das
                              									Gehäuse keinem inneren Druck ausgesetzt ist, können seine achsialen Teilfugen (s.
                              									z.B. Fig.
                                 										53 u. 54) ohne Packung bleiben. Der Saugraum bildet einen erheblichen Luftsack
                              									über dem Radeinlauf.
                           Zur Entlastung der Räder von dem durch die Ablenkung des Wassers entstehenden
                              									Achsialschub wird das aus dem Kranzspalt jedes Rades austretende Wasser in bekannter
                              									Weise in die beiden einander gegenüberliegenden ringförmigen Kammern a und b (Fig. 52) geleitet, die auf ihrem inneren Umfange
                              									durch eingesetzte Schleifringe aus Bronze und die entsprechenden Ansätze des
                              									Laufrades abgedichtet werden. In den innerhalb der Schleifringe befindlichen Räumen
                              										c und d wird durch
                              									Bohrungen e in den Laufradnaben gleicher Druck
                              									hergestellt. Ein reichlich bemessenes Kammlager dient außerdem zur Verhütung einer
                              									seitlichen Verschiebung der Räder bezw. der Welle.
                           Zur Schmierung dieses Lagers schöpft ein auf der Verlängerung der Welle sitzendes und
                              									mit ihr rotierendes Rad das Schmiermittel aus dem Oelraum in eine Schale, aus der es
                              									in eine achsiale Bohrung der Welle tritt, um von hier durch radiale Bohrungen den
                              									Stützflächen des Kammzapfens zuzufließen; durch Bohrungen in der Lagerschale fließt
                              									es in den Oelraum zurück. Kamm- und anschließendes Ringschmierlager werden durch
                              									Druckwasser gekühlt. Die auf der Saugseite befindliche Stopfbüchse ist durch einen
                              									Wasserverschluß gegen das Einsaugen von Luft gesichert.
                           
                           Fig.
                                 										53 u. 54 veranschaulichen eine von der Maschinen- und
                                 										Armaturfabrik vorm. Klein, Schanzlin & Becker als unterirdische Wasserhaltung für die Grube Altenwald (Königl.
                              									Berginspektion V, Sulzbach, Kreis Saarbrücken) gelieferte zwölfstufige
                              									Hochdruck-Zentrifugalpumpe für 120 cbm/Min. auf 430 m Höhe, die den Wirkungsgrad von
                              									73,5 v. H. ergeben hat. Die Pumpe ist in zwei hintereinander auf Druck geschaltete
                              									je sechsstufige Pumpen geteilt, die, zu beiden Seiten des 5000 V-Drehstrommotors der
                              										Allgem. Elektr.-Ges. angeordnet, mit diesem auf
                              									gemeinsamer Grundplatte befestigt sind. Bei einer solchen Ausführung mit geteilter
                              									Pumpe kann im gegebenen Falle die Anordnung auch so getroffen werden, daß durch
                              									Schließen eines in die Verbindungsleitung beider Pumpen eingebauten Absperrschiebers
                              									diese auf Menge nebeneinander geschaltet werden und dann nicht mehr kleinere
                              									Wassermenge auf große, sondern größere Wassermenge auf kleinere Förderhöhe liefern.
                              									Beide Pumpen sind genau gleich ausgeführt, nur ist das Gehäuse der dem hohen
                              									Enddruck ausgesetzten Pumpe aus Stahlguß, das der ansaugenden Pumpe aus zähem
                              									Gußeisen hergestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 105
                              Fig. 53 und 54. Zwölfstufige Hochdruck-Zentrifugalpumpe von Klein, Schanzlin
                                 										& Becker.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 105
                              Fig. 55.
                              
                           Die in Fig. 55 dargestellten Kurven, welche die
                              									Versuchsergebnisse einer für eine Fördermenge von 20 l/Sek. auf 38 m manometrische
                              									Höhe – bei 1420 Uml/Min. – konstruierten Pumpe wiedergeben, zeigen, daß der
                              									Wirkungsgrad derselben trotz des sehr erheblichen Unterschiedes der
                              									Wassermengen nur geringen Schwankungen unterworfen ist; sie lassen ferner das von
                              									der Verminderung oder Vergrößerung der Umlaufzahl abhängige Fallen und Steigen der
                              									Wassermenge bezw. des Kraftbedarfes der Pumpe bei konstanter Förderhöhe
                              									erkennen.
                           Die punktierte Verlängerung der Wassermengenkurve bis zur Abszissenachse gibt
                              									diejenige Umlaufzahl, bei der kein Wasser mehr auf 38 m Höhe gefördert wird. Die
                              									Verlängerung der Kraftverbrauchskurve bis zur Ordinate, bei der die Fördermenge = 0
                              									ist, zeigt, daß der Kraftbedarf hierbei noch immer etwa 30 v. H. des normalen
                              									Bedarfes beträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 105
                              Fig. 56.Zentrifugalpumpe mit geschlossenem Klappdeckel von Brodnitz &
                                 										Seydel.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 105
                              Fig. 57.Zentrifugalpumpe mit geöffnetem Klappdeckel von Brodnitz &
                                 										Seydel.
                              
                           Bei Zentrifugalpumpen zur Förderung schlammhaltiger Flüssigkeiten, von Papierstoffen,
                              									Maische, Syrup, Teer, für Abfallwässer von Erz-, Kohlen-, Rübenwäschen und dergl.
                              									ist es notwendig, das Innere der Pumpe öfters zu besichtigen und zu reinigen. Um
                              									diese Arbeit in möglichst kurzer Zeit ausführen zu können, hat die Maschinenfabrik Brodnitz & Seydei in Berlin Zentrifugalpumpen mit
                                 										Klappdeckel für Liefermengen von 150 bis 4000 l/Min, in den Handel gebracht. Diese Deckel
                              									je um einen Bolzen drehbar, können nach Lösen von vier Klappschrauben leicht
                              									geöffnet werden.
                           Fig. 56 zeigt eine solche Pumpe in geschlossenem und
                              										Fig. 57 dieselbe Pumpe in geöffnetem Zustande.
                              									Da die Laufradwelle nicht durch den Klappdeckel geht, liegt nach dem Oeffnen
                              									desselben das ganze Innere der Pumpe frei. Die wagerecht angeordnete Saugleitung ist
                              									durch den Deckel hindurchgeführt und leitet die Flüssigkeit dem Laufrade achsial
                              									zu.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 106
                              Fig. 58.Fahrbare Zentrifugalpumpe von Brodnitz & Seydel.
                              
                           Fußventile werden bei diesen Pumpen vermieden und durch Absperrschieber ersetzt. Im
                              									Notfalle kann ein Rückschlagventil (Doppel-Fußventil) mit Reinigungsdeckel in die
                              									Saugleitung unmittelbar über der Oberfläche der Flüssigkeit im Pumpensumpf
                              									eingeschaltet werden.
                           Die größeren Klappdeckelpumpen haben ein Kammlager mit Dochtschmierung,
                              									Oelsammelkasten und Ablaßhahn und den äußeren Lagerbock mit Ringschmierung.
                           Die Umlaufzahlen sind von der Beschaffenheit der Flüssigkeit, von der Förderhöhe und
                              									von der Länge der Rohrleitung abhängig.
                           Für geringe Leistungen – 50 bis 300 l/Min, auf Förderhöhen bis 50 m – baut die Firma
                              									ortsfeste oder fahrbare sogen, Liliput-Zentrifugalpumpen, die mit Elektromotor, Benzinmotor oder Riemen
                              									angetrieben werden. Derartige Pumpen sind für die Wasserversorgung von Gutshöfen und
                              									Villen, für Rasen- und Gartenbesprengung usw. besonders geeignet.
                           In Fig. 58 ist eine Liliput-Zentrifugalpumpe mit
                              									Elektromotor und Anlasser auf schmiedeeisernen Achsen und Rädern mit drehbarem
                              									Vordergestell dargestellt.
                           Um Stöße und plötzliche Richtungsänderungen der Flüssigkeit beim Eintritt derselben
                              									in das Gehäuse zu vermeiden und dadurch Druckverluste nach Möglichkeit zu
                              									vermindern, werden die Laufräder einstufiger Zentrifugalpumpen der Firma G. Schiele & Co. in Frankfurt a. M. kegelförmig ausgeführt. Das in den Druckstutzen
                              									endigende ringförmige Gehäuse hat spiralförmigen Querschnitt, so daß die Flüssigkeit
                              									in langgezogenen spiralförmigen Windungen innerhalb des Gehäuses dem Druckstutzen
                              									zufließt (D. R. P. No. 179266).
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)