| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 107 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Gleisunterhaltung bei elektrischen Bahnen.
                           So weit die Gleise auf eigenen Bahnkörpern verlegt sind, kommen für die Unterhaltung
                              									die bei den Eisenbahnen gesammelten Erfahrungen zur Anwendung. Bei den in Straßen
                              									verlegten Gleisen ist weder der Koffer noch Schwellen und Stöße zugänglich, und die
                              									eigentliche Gleisunterhaltung beschränkt sich auf die Unterhaltung der Weichen und
                              									Kurven; es kommt jedoch das Reinigen, sowie im Sommer das Sprengen und im Winter die
                              									Beseitigung des Schnees hinzu. Für das Sprengen werden Wagen verschiedenster Bauart
                              									verwendet, die rechteckige oder auch zylindrische Eisenblechgefäße tragen. Der
                              									Ausfluß des Wassers geschieht entweder unter der einfachen Wirkung der Schwerkraft
                              									oder vermehrt um einen in dem Wassergefäß durch Druckluft erzeugten Ueberdruck. Der
                              									Fassungsraum solcher Wagen beträgt 11–27 cbm. Etwa 19 cbm genügen zum Sprengen von
                              									10 km eingleisiger oder 5 km zweigleisiger Strecke. Als Tagesleistung für einen
                              									derartigen Wagen kann man 50 km Gleis rechnen. Das Sprengen mit Oel ist bisher
                              									vornehmlich von Dampfbahnen angewendet worden, so daß nur von denen längere
                              									Erfahrungen zur Verfügung stehen. Der Oelbedarf beträgt im ersten Jahre etwa 5 ½ cbm
                              									f. d. km; in den folgenden Jahren sind 1,7–2,8 cbm ausreichend. Von elektrischen Bahnen ist
                              									Oelsprengung besonders in St. Francisco für
                              									Macadamstraßen in den Außenbezirken der Stadt und von der Broklyn Rapid Transit Company für eine 32 km lange Strecke mit eigenem
                              									Bahnkörper angewendet worden, der mit Sand bedeckt ist und besonders viel bei
                              									Ausflugsfahrten benutzt wird.
                           Zur Beseitigung des Schnees werden Pflüge und Fegemaschinen verwendet. Damit der zur
                              									Seite gekehrte Schnee den übrigen Verkehr möglichst wenig behindert, müssen an
                              									Kreuzungen und in Straßen mit starkem Verkehr Mannschaften und Wagen zur weiteren
                              									Beseitigung verwendet werden. (Wilson.) [Street Railway
                              									Journal 1907, II, S. 723–725.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Beanspruchung der Lokomotivkupplung.
                           Durch die Einführung der Dampfüberhitzung ist die Zugkraft der Zwillingslokomotive
                              									wesentlich gesteigert worden, so daß nun stärkere Kupplungen zwischen Lokomotive und
                              									Tender erforderlich sind. Ferner sind die Kupplungsteile zweckentsprechender
                              									auszubilden, da man jetzt oft auf die Gegengewichte für die hin- und hergehenden
                              									Triebwerksmassen verzichtet. Der Verzicht auf einen teilweisen Massenausgleich hat
                              									den Vorteil, daß der Oberbau und die Brücken besser geschont werden, aber den
                              									Nachteil, daß die Erschütterungen der Lokomotive infolge des Zuckens etwas größer
                              									werden. Außerdem liegt noch die Gefahr vor, daß die Kupplung zwischen Lokomotive und
                              									Tender sehr stark beansprucht wird.
                           Wird die Bewegung der Lokomotive verzögert durch die ungleichförmige Zugkraft des
                              									Dampfes, oder durch die Massenkraft, so wird die Druckstelle zwischen Bolzen und
                              									Zugstange der Kupplung entlastet. Bei späterem Druckwechsel können dann gefährliche
                              									Stöße in der Kupplung auftreten. Früher wurde schon vom Verfasser nachgewiesen (s.
                              									D. p. J. 1907, S. 559), daß das Zucken der Lokomotive durch die Wirkung der
                              									Ungleichförmigkeit der Dampfkraft bei hinlänglich großen Geschwindigkeiten nur
                              									Bruchteile eines Millimeters ausmacht, d. d. die Federspannung in der Zugvorrichtung
                              									wird dadurch nicht geändert. Es ist demgemäß nur die Wirkung der unausgeglichenen
                              									Triebwerksmassen in Betracht zu ziehen.
                           Lokomotive mit Tender wird relativ zum Zug elastisch festgehalten, hierauf lassen
                              									sich die Gesetze des elastischen Pendels anwenden. Das Zucken der Lokomotive infolge
                              									der periodischen Kräfte, hervorgerufen durch die hin- und hergehenden
                              									Triebwerksteile ist eine erzwungene Schwingung, die sich durch die harmonische
                              									Funktion der Zeit (t) darstellen läßt
                           P cos ω
                                 										t.
                           P ist der Höchstwert dieser Kraft, ω die Winkelgeschwindigkeit der Triebräder. Die
                              									Zeitdauer (T) einer Doppelschwingung der Lokomotive ist
                              									dann
                           
                              T=\frac{2\,\pi}{\omega}
                              
                           und die Schwingungszahl in 1 Sek.
                           
                              n=\frac{1}{T}=\frac{\omega}{2\,\pi}.
                              
                           Bei einer Zwillingslokomotive mit Kurbeln unter 90° kann man sich die Wirkung der
                              									unausgeglichenen Triebwerksteile als die Wirkung der Horizontalkomponente einer
                              									Zentrifugalkraft vorstellen, welche die Masse m im
                              									Kurbelkreis 2 r, mit der Winkelgeschwindigkeit w erzeugt. Die wagrechte Komponente dieser Kraft zur
                              									Zeit t ist
                           P cos ω t
                              									= m ω2
                              									r cos α.
                           Dabei ist
                           
                              m=\frac{2\,w}{9,81}\,\cos\,45^{\circ},
                              
                           wenn w das Gewicht der
                              									unausgeglichenen Triebwerksmassen einer Seite ist. Für die Kupplungsfeder kommt dann
                              									die mit der Kraft P synchrone Schwingung
                           
                              x=\frac{P\,\cos\,\omega\,t}{a-M\,\omega^2}
                              
                           in Betracht.
                           a ist dabei eine Federkonstante und bezeichnet die Härte
                              									der Feder, M ist die Masse der Lokomotive mit
                              									Tender.
                           Als kritische Geschwindigkeit für die Lokomotive ergibt sich bei einem unendlich
                              									großen Wert von x
                           
                              \omega=\sqrt{\frac{a}{M}}
                              
                           und die kritische Schwingungszahl
                           
                              n=\frac{1}{2\,\pi}\,\sqrt{\frac{a}{M}}.
                              
                           n ist hierbei auch die
                              									Umdrehungszahl der Triebräder in 1 Sekunde.
                           Aus dieser Gleichung kann nun bestimmt werden, bei welcher Geschwindigkeit ein
                              									gefährliches Zucken auftreten kann. In Wirklichkeit werden aber auch bei dieser
                              									Geschwindigkeit keine außergewöhnlichen Zuckbewegungen auftreten.
                           Die kritische Umdrehungszahl einer 2/4 gekuppelten Heißdampflokomotive neuester Bauart
                              									mit Triebrädern von 2100 mm Durchm. mit einem Zug von 40 Wagenachsen wäre nach
                              									Rechnung des Verfassers 0,528 i. d. Sek. oder 12,5 km/std. Fahrgeschwindigkeit.
                           Erfahrungsgemäß ist eine Zuckbewegung bei solcher Geschwindigkeit durch die
                              									unausgeglichenen Triebwerksmassen nicht zu bemerken, weil die Massenkräfte in diesem
                              									Falle nicht groß genug sind, die innere Reibung der Lokomotive zu überwinden. Die
                              									Größe der Zuckbewegung der Lokomotive mit Berücksichtigung dieses Widerstandes R
                           ist
                           
                              s=\frac{\sqrt{P^2-R^2}}{a-M\,\omega^2}.
                              
                           Durch Beobachtung des Weges s kann somit die unbekannte
                              									Reibung R berechnet werden. Eine Zuckbewegung kann
                              									nicht eintreten, solange die Reibung R größer ist als
                              									die Massenkraft P.
                           Für den Fall, daß die Zugfedern des Tenders fehlen (die Zugvorrichtung der Lokomotive
                              									also unelastisch ist) ergibt sich mit gewissen Annäherungen die Größe der
                              									Zuckbewegung zu
                           
                              s=-2\,r\,\frac{m}{M}.
                              
                           Aus dieser Gleichung kann die Beanspruchung der Kupplung
                              									zwischen Lokomotive und Tender berechnet werden. In der Hauptkupplungsstange tritt
                              									eine Spannung auf
                           S = Z ±
                              										X.
                           Zu der konstanten Zugkraft Z
                              									tritt infolge der Massenwirkung eine periodische wechselnde Kraft X, deren Größtwert ist:
                           
                              X_{\mbox{max}}=\pm\,P\,\frac{m_t}{m},
                              
                           mt ist die Tendermasse.
                           Je größer also die unausgeglichenen Massen und die Geschwindigkeiten der Lokomotive
                              									sind, desto größer wird die wechselnde Beanspruchung der Lokomotive. Die erwähnte
                              										Heißdampflokomotive wird bei einer Fahrgeschwindigkeit von 120 km infolge der
                              									unausgeglichenen hin- und hergehenden Triebwerksteile durch die periodische Kraft
                              										P = ± 14400 kg in zuckende Bewegung versetzt. Bei
                              									einem Lokomotivgewicht von 57 t und 49 t Tendergewicht wird demnach die Kupplung
                              									zwischen Tender und Lokomotive durch die Massenkraft allein mit 6620 kg beansprucht.
                              									Bei 360 t Zuggewicht ist die Zugkraft 1800 kg. Die Kupplung erfährt also abwechselnd
                              									einen Zug von 8420 oder einen Druck von 4820 kg. Um einen Druckwechsel an den
                              									Kupplungsbolzen zu vermeiden muß eine so starke Stoßfeder eingesetzt werden, daß die
                              									Kupplung nur auf Zug beansprucht wird. Um festzustellen, wie groß die Beanspruchung
                              									der Kupplung bei der erwähnten Lokomotive ist, wurden Versuche angeführt, die
                              									zeigten, daß die Federn im guten Zustande höchstens für eine Geschwindigkeit von 108
                              									km genügen.
                           Die Veränderungen der Zugkraft am Tenderhaken, die Erschütterungen auf dem
                              									Führerstande, die ungünstige Beanspruchung der Lokomotivkupplung lassen sich nur
                              									vermeiden durch einen Massenausgleich, der mit drei oder vier Dampfzylindern mit
                              									entsprechend versetzten Kurbeln erreicht werden kann. Dann läßt sich sowohl die
                              									Geschwindigkeit der Lokomotive und auch deren Zugkraft noch vergrößern. (Strahl.) [Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1907, S.
                              									170–176.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Das Elektrizitätswerk Hohenfurt.
                           Oberhalb der Stadt Hohenfurt in Südböhmen besitzt die Moldau auf einer 5 km langen
                              									Strecke ein Gefälle von 98 m, das von dem Elektrizitätswerk der Firma Ignaz Spiro & Söhne für die Versorgung der Stadt
                              									Kumau sowie ihrer Papierfabriken ausgenutzt wird. Unmittelbar unter dem
                              									Unterwassergraben einer weiter oben befindlichen Wasserkraftanlage ist in den Fluß
                              									ein Betonwehr mit einer Fischleiter eingebaut, durch welches das Kraftwasser einem
                              									1650 in langen mit 1 v. T. abfallenden Oberwassergraben von 5,6 m Breite und 1,07 m
                              									Wassertiefe zugeführt wird. An diesen schließt sich ein kleines Ausgleichbecken, von
                              									welchem die 560 m lange, 1800 m weite Druckleitung aus Flußeisenblech von 8–16 mm
                              									Dicke abgezweigt ist. Das Kraftwerk selbst ist, mit der Schmalseite gegen den Fluß
                              									gerichtet, nahe am Hochwasserbett angelegt. Hier zweigen von der sich kegelig
                              									verjüngenden Druckleitung vier Stutzen von 900 mm Weite ab, wovon drei zu den
                              									Turbinen führen, während der vierte vorläufig durch einen Blindflansch verschlossen
                              									ist. Außerdem wird von dieser Stelle aus eine kleine Pelton-Turbine betrieben, die Strom für die Beleuchtungsanlage des Werkes
                              									liefert. Alle zu den Turbinen führenden Druckleitungen sind mit
                              									Sicherheitsdruckreglern versehen, 400 mm weiten Absperrschiebern, die durch eine
                              									Drosselklappe an die Druckstutzen angeschlossen sind und von Servomotoren betätigt
                              									werden, deren Steuerung unter dem Einfluß des Druckes in der Druckleitung steht.
                              									Tritt eine wesentliche Drucksteigerung ein, so verlängert sich ein manometerartig
                              									wirkendes Wellrohr aus Messingblech, so daß die Servomotoren in Gang gebracht und
                              									die Schieber geöffnet werden. Die Verstellung der Schieber wird durch Oelbremsen
                              									gehemmt, um plötzliches schnelles Schließen zu vermeiden. Außerdem werden die Kolben
                              									der Servomotoren durch ein Rückführungsgestänge immer wieder in die Mittellage
                              									zurückgeführt, so daß kein Ueberöffnen stattfinden kann. Die aufgestellten
                              									Maschinengruppen bestehen aus Francis-Spiralturbinen
                              									von 2500 PS Leistung bei 94,5 m reinem Nutzgefälle und 420 Umdrehungen i. d. Minute,
                              									deren wagerechte Wellen mit denjenigen von 2500 KW-Drehstromerzeugern für 15000 Volt
                              									Spannung unmittelbar gekuppelt sind. Die Turbinen, deren Laufraddurchmesser
                              									1000 mm beträgt, sind mit Finkscher
                              									Drehschaufelregulierung ausgestattet und können bis 2900 PS überlastet werden. (Ehrlich.) [Zeitschrift des österr. Ingenieur- u.
                              									Architektenvereins 1907, S. 919–923.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk der Rockingham Power
                              									Company.
                           Zur Versorgung eines ausgedehnten Landstreifens an der atlantischen Küste des an
                              									Baumwollplantagen reichen Staates Nord-Karolina wird von der Rockingham Power Company am Yadkin-Flusse, etwa 11,2 km nördlich von der
                              									Stadt Rockingham ein umfangreiches Wasserkraft-Elektrizitätswerk errichtet, das
                              									vorläufig für 18000 KW Gesamtleistung bemessen werden, im ersten Ausbau aber nur die
                              									Hälfte dieser Leistung abgeben soll. Das Bett des genannten Flusses wird an einer
                              									von Felsen eingeengten Stelle durch einen seiner der ganzen Ausdehnung nach als
                              									Ueberfallwehr wirkenden Staudamm von 426 m Länge und 15 m Höhe abgeschlossen, der
                              									aus großen Bruchsteinen und Betonmauerwerk besteht und der das eine Ufer mit einer
                              									Insel an dem anderen Ufer verbindet. Der zwischen dieser Insel und dem zweiten Ufer
                              									verbleibende Flußarm wird als Oberwassergraben benutzt, derart, daß sein ganzes
                              									durch eine Reihe von Stromschnellen erhöhtes Gefälle dem Kraftwerk zu Gute kommt,
                              									das quer über den Flußarm an der untersten Spitze der Insel erbaut worden ist. Zur
                              									Aufstellung gelangen vorerst drei Morgan-Smith-Turbinen
                              									mit wagerechten Wellen, die mit 3000 KW-Drehstromerzeugern gekuppelt sind und von
                              										Lombard-Regulatoren reguliert werden. Die
                              									Stromspannung wird in je drei Transformatoren von 1000 KW in Sternschaltung von 4000
                              									Volt bis auf 60 000 Volt erhöht, zur Fortleitung des Stromes auf Entfernungen bis
                              									über 170 km. (Viehe.) [Electrical World 1907, II, S.
                              									1201 bis 1202.]
                           H.
                           
                        
                           Kläranlage für Stuttgart.
                           In Stuttgart sollen die unzeitgemäßen Abwasserverhältnisse dadurch verbessert werden,
                              									daß der bisher unmittelbar in den Neckar mündende Kanalauslauf weiter talabwärts
                              									verlegt wird und die Abwasser vor ihrer Einführung in den Neckar einer Klärung
                              									unterzogen werden. Die Kläranlage ist etwa zwei Stunden unterhalb Stuttgart in der
                              									Nähe der Ortschaft Höfen geplant. Bis dorthin soll der neue Hauptsammelkanal entlang
                              									dem Neckar zuerst auf der linken, dann auf der rechten Seite hinabgeführt werden.
                              									Bei Münster wird die Kanalleitung mittels Dückers unter dem Neckar durchgeführt.
                              									Dort münden auch die von Cannstatt und Untertürkheim her kommenden Abwässer ein,
                              									welche, da dieser Rohrstrang wesentlich tiefer liegt als der Stuttgarter, zuvor
                              									künstlich gehoben werden müssen. Für die Abmessungen, die den neuen Kanälen zu geben
                              									sind, hat man die Verhältnisse von 1940 zu Grunde gelegt, in welchem Jahr
                              									Großstuttgart die Einwohnerzahl von 470000 erreicht haben dürfte. Der Kanal hat von
                              									dem größten Teil des Gebietes, in welchem das Mischsystem durchgeführt ist, neben
                              									der Trockenwetterabflußmenge auch noch den fünffachen i Regenwasserbetrag
                              									aufzunehmen; nur ein kleinerer Teil soll das Trennsystem erhalten, wobei bloß die
                              									Haushaltungswasser dem Kanal zufließen, während die Regenwasser unmittelbar in den
                              									Neckar abgeleitet werden. Die Kläranlage soll eine mechanische werden und die
                              									Schmutzbestandteile in einer Reihe von Absitzbecken zum Niederschlag bringen,
                              									nachdem das Abwasser vorher in einem Sandfang seine schweren Stoffe abgegeben sowie
                              									durch einen gegen den Wasserzufluß sich bewegenden Rechen auch die gröbsten
                              									Schwimmkörper verloren hat. Das gereinigte Abwasser wird an der Stelle der
                              									Kläranlage unmittelbar dem Neckar übergeben, während der Schlamm nach irgend einem
                              									Verfahren, das noch nicht endgültig festgestellt ist, weiterbehandelt wird. Der
                              									Entwurf liegt gegenwärtig noch beim Ministerium des Innern, da eine Reihe von
                              									Einsprachen erhoben worden sind. Doch ist zu hoffen, daß trotz dieser Hemmnisse die
                              									Ausführung in Bälde in Angriff genommen werden kann.
                           pj.
                           
                        
                           Schnellanalyse ohne rotierende Elektroden.
                           Elektrolysiert man eine Metallsalzlösung mit sehr starkem Strome, um in kurzer Zeit
                              									das Metall auszufüllen, so wird der Niederschlag pulvrig und unbrauchbar, weil das
                              									an der Kathode ausgeschiedene Metall nicht rasch genug durch Diffusion nachgeliefert
                              									wird. Durch starkes Rühren kann man diese Verarmung hindern und so die Dauer der
                              									Elektrolyse wesentlich abkürzen. Da in dem engen Raume zwischen den Elektroden (man
                              									macht ihn möglichst eng, um den Badwiderstand herabzusetzen) ein besonderer Rührer
                              									schlecht Platz hat, so läßt man gewöhnlich eine der beiden Elektroden rotieren. Den
                              									gleichen Erfolg, die Flüssigkeit zu bewegen, erreicht Francis C. Frary, ohne einen Motor zu benutzen, indem er die
                              									elektrolysierte Lösung in einem starken magnetischen
                                 										Felde rotieren läßt, das von dem elektrolysierenden Strom selber erregt
                              									wird. Für diesen Zweck muß die Anordnung so gewählt werden, daß die magnetischen
                              									Kraftlinien senkrecht zu den die Elektroden verbindenden Stromlinien stehen.
                           Der Verfasser hat diesen Gedanken in zwei verschiedenen handlichen Apparaten
                              									verwirklicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 110
                              Fig. 1.
                              
                           Bei der einen Ausführung (Fig. 1) ist um einen hohen
                              									Kupferzylinder eine Drahtspule von 500 Windungen isolierten Kupferdrahtes (1,5 mm)
                              									gelegt; an den Enden des Zylinders sind gußeiserne Flanschen angebracht. Im unteren
                              									Teil des Zylinders steht ein hohler Eisenzylinder, auf dem das Elektrolysiergefäß
                              									ruht. Nach außen ist die Spule von einem 2 mm dicken Eisenmantel umgeben. Das
                              									Elektrolysiergefäß ist ein Becherglas, Anode eine Platinspirale, die von einem
                              									als Kathode dienenden Zylinder aus Platindrahtnetz konzentrisch umgeben ist. Die
                              									Elektrolyse und die Spule sind hintereinander geschaltet; der Strom darf bis zu 6
                              									Amp. betragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 110
                              Fig. 2.
                              
                           Bei der zweiten Ausführung (Fig. 2) ist das
                              									Becherglas auf den Elektromagneten gestellt, dessen einer Pol in den eingestülpten
                              									Boden des Glases hinaufragt. Der andere Pol ist als ein mantelartiges Gestell nach
                              									oben geführt und umgibt ringförmig das Becherglas. Als Kathode dient Quecksilber,
                              									dem der Strom durch drei das Glas durchsetzende Platindrähtchen zugeführt wird; die
                              									ringförmige Anode befindet sich senkrecht darüber. Bei dieser zweiten Anordnung
                              									verlaufen also umgekehrt wie bei der ersten die magnetischen Kraftlinien im Bade
                              									wagerecht und die Stromlinien senkrecht.
                           Um die Drehungsgeschwindigkeit der Flüssigkeitsteilchen zu messen, tat Frary ein Stückchen Filtrierpapier hinein. Bei 3,4 Amp.
                              									zählte er über 100 Umläufe in der Minute; wurde der Strom verstärkt, so war die
                              									Schnelligkeit, mit der das Papierstückchen um die Achse des Elektrolysiergefäßes
                              									lief, nicht mehr zu zählen.
                           Die Apparate werden von den verein. Fabriken für Laboratoriumsbedarf in Berlin
                              									gebaut. (Frary) [Journ. American. Chem. Soc., 29, S. 1592–1596.].
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Naßdock.
                           Von den Neuanlagen der Schiffsbaufirma Yarrow & Co.,
                                 										Ltd. in Scotstoun an der Clyde, welche außer den nötigen Kessel–,
                              									Maschinen- und Blechbearbeitungswerkstätten sieben Hellinge umfassen, ist ein
                              									überdecktes und seitlich eingeschlossenes, in offener Verbindung mit der Clyde
                              									stehendes Naßdock erwähnenswert, das dazu dient, Schiffe nach ihrem Stapellauf
                              									weiter auszurüsten. Das Bassin hat eine freie Breite von 86' engl., eine Länge von
                              									313' und eine Mindesttiefe bei Niedrigwasser von 16'. Der ebene Boden befindet sich
                              									11,25 m über dem Dockboden. In 50' 9'' Höhe überspannt ein 50 t-Laufkran mit einer
                              									Spannung von 93' das Bassin und kann auf der Landseite auch auf Trägern aus der
                              									Halle heraustreten, um das aus den Werkstätten kommende Material zu übernehmen. Der
                              									Kran ist mit einem zweiten Haken für 10 t Nutzlast ausgerüstet, der mit größerer
                              									Geschwindigkeit wie der Haken für 50 t bewegt werden kann. Auch werden binnen kurzem
                              									eingleisige Hängebahnen eingerichtet, deren Laufkatzen mittels seitlichen Auslegern
                              									Materialien aus den an der Halle entlang gebauten Werkstätten entnehmen können. Zur
                              									Ausrüstung der Halle gehören die neuesten tragbaren Werkzeuge mit Druckluft- und
                              									elektrischem Betrieb, die zur Fertigmontierung der Schiffe dienen. [The Engineer
                              									1907, Bd. II, S. 487 bis 491.]
                           
                              Ky.
                              
                           
                        
                           Elektrische Wasserkraft-Uebertragungsanlage in Indien.
                           Wie weite Kreise die Ausnutzung der Wasserkräfte zur Erzeugung von elektrischem Strom
                              									zwecks Versorgung weit verstreuter Werke mit Kraft und Licht bereits gezogen hat,
                              									beweist wohl am besten der Umstand, daß sogar Vorderindien, wo Menschenarbeit noch
                              									sehr billig ist, seine elektrische Kraftübertragungsanlage schon besitzt. Im
                              									vorliegenden Falle handelt es sich um die Verwertung der Wasserkraft der etwa 140 m
                              									hohen Pullivasalfälle des Munaarflusses im Innern der Halbinsel, eines Flußlaufes,
                              									dessen Wasserstand außerordentlich großen Schwankungen unterworfen ist, obgleich
                              									seine Wassermenge im Laufe mehrerer Jahre niemals unter 1,4 cbm i. d. Sekunde
                              									gesunken ist. Der Fluß ist in der üblichen Weise oberhalb der Fälle abgedämmt und
                              									gibt sein Wasser an einen 330 m langen, teils in den Felsen gehauenen, teils
                              									ausgemauerten offenen Oberwassergraben von trapezförmigem Querschnitt ab, der bis zu
                              									0,85 cbm i. d. Sekunde fortleiten kann. An diesen Kanal schließt sich ein 2,4 m
                              									breites und 33 m langes Vorbecken, das vollständig in den Fels gesprengt ist, und
                              									aus dem zwei 305 mm weite Stahlblechrohrleitungen von 240 m Länge und 120 m Gefälle
                              									zum Kraftwerk selbst führen. Die Maschineneinrichtung des Kraftwerkes besteht aus
                              									zwei Pelton-Turbinen von 900 mm Durchm., die bei 114 m
                              									Nutzgefälle und einer Wassermenge von je 0,105 cbm i. d. Sekunde 500 Umdrehungen i.
                              									d. Minute machen und je 120 PS leisten. Sie sind mit je einem 100
                              									KW-Drehstromerzeuger von 2200 Volt Spannung sowie der zugehörigen Erregerdynamo
                              									unmittelbar gekuppelt. Der erzeugte Strom wird, abgesehen von dem für die
                              									Beleuchtung des Werkes erforderlichen, ohne jede Umformung auf fünf in Entfernungen
                              									von 2,8, 5,2, 6,4, 3,2 und 5,6 km liegende Fabriken, hauptsächlich Teeplantagen,
                              									verteilt, wo die Spannung auf 200 Volt herabgesetzt wird. (Thorp.) [Proceedings of the Institution of Civil Engineers 1906/07, III,
                              									S. 365 bis 380.]
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                           Wasserkraftanlage am Waipori-Fluß in Neu-Seeland.
                           Die einzige Hochspannungs-Kraftübertragungsanlage in Neu-Seeland, dessen insgesamt
                              									etwa 3,700000 PS betragende Wasserkräfte heute schon mehrfach zur Erzeugung von
                              									elektrischem Strom ausgenutzt werden, ist diejenige der Dunedin City Corporation am Waipori-Fluß. Dieser Fluß, der je nach der
                              									Jahreszeit zwischen 134.5 und 1,08 cbm i. d. Sek. Wasser mit sich führt, ist an
                              									einer 337,5 m über dem Meeresspiegel gelegenen Stelle durch einen aus Holzstämmen
                              									und Geröll bestehenden 33 m langen und 4,5 m hohen Staudamm abgeschlossen worden.
                              									Das Kraftwasser wird zunächst an der Einlaufstelle in einem rechteckigen Tunnel von
                              									1,2 m × 2,4 m Querschnitt unter dem Bette des Flusses hindurch nach dem anderen Ufer
                              									geleitet und tritt sodann in einen Oberwassergraben mit etwa 1 : 700 Gefälle, der
                              									aus 2700 m Holzleitung und aus sechs Tunneln von 228 m Gesamtlänge besteht. An
                              									diesen Oberwassergraben schließt sich eine steil abfallende, 533 m lange genietete
                              									Stahlblechdruckleitung, deren Weite von 1067 bis auf 914 mm am unteren Ende abnimmt
                              									und deren unterstes 56 m langes Stück durch einen Tunnel hindurchgeführt ist, um
                              									Gefälleveränderungen zu vermeiden. Am Kraftwerke selbst teilt sich die Druckleitung
                              									in zwei aus gußeisernen Stücken bestehende Stränge von 559 mm lichter Weite, die
                              									unmittelbar vor den Turbinen wieder in je zwei 356 mm weite Leitungen zerlegt sind.
                              									Zwischen die gußeisernen Zweigleitungen und die eigentliche Druckleitung ist ein
                              									Windkessel eingeschaltet, der bei 20 at Betriebsdruck im Stande ist, alle im
                              									Betriebe vorkommenden Schwankungen in der Wasserentnahme stoßfrei auszugleichen.
                              									Während des Baues ist die Druckleitung einer Probe unterworfen worden, um die
                              									Widerstände zu ermitteln. Bei einer Wassermenge von 0,708 cbm i. d. Sek.,
                              									einschließlich derjenigen für den Betrieb der Erregermaschine, hat sich eine
                              									theoretisch verfügbare Leistung von 2200 PS bei 63 m i. d. Sek.
                              									Ausflußgeschwindigkeit des Wassers und 30,7 m Umfangsgeschwindigkeit der Turbine
                              									ergeben. Das Maschinenhaus enthält gegenwärtig zwei 1000 KW-Drehstromerzeuger von
                              									2400 Volt und 50 Perioden i. d. Sek., die von je zwei Pelton-Turbinen von 1375 mm Durchm. angetrieben werden. Die Regelung der
                              									Turbinen erfolgt durch Ablenkung der aus den Düsen austretenden Wasserstrahlen, die
                              									bei Volleistung genau auf die Mitte der Schaufeln auftreffen, bei Leerlauf hingegen
                              									vollständig an den Schaufeln vorbeigeführt und durch schwere, eiserne
                              									Ablenkungsplatten in den Unterwassergraben abgeleitet werden. Außerdem sind zwei
                              									Erregermaschinen von 40 KW Leistung und 125 Volt Gleichstromspannung vorhanden, die
                              									ebenfalls von Pelton-Turbinen angetrieben werden. Der
                              									erzeugte Strom wird in sieben 350 KW-Transformatoren auf 34700 Volt Spannung
                              									gebracht und nach Dunedin übertragen, wo er u.a. auch zum Betrieb einer sehr steilen
                              									Förderbahn verwendet wird. [Electrical World 1907, II, S. 999–1004.]
                           
                              
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