| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 141 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Wellenförmige Schienenabnutzung.
                           Um der Behauptung auf den Grund zu gehen, daß die wellenförmige Schienenabnutzung von
                              									wechselnder i Härte des Materials an verschiedenen Stellen der Schiene herrühre,
                              									wurden von drei verschiedenen Bahnen derartig abgenutzte Schienen, die außerdem von
                              									verschiedenen Walzwerken herstammten, untersucht und zwar wurde erst in Abstand von
                              									25 zu 25 mm die Abweichungen der Schienenoberfläche von der Geraden festgestellt und
                              									so ein genaues Profil der Abnutzung gewonnen. Hierauf wurde die Härte der
                              									Schiene an zahlreichen Punkten mittels eines Martelschen Körners von 3,255 kg Gewicht bei einer Fallhöhe von 600 mm aus der
                              									Größe der Körnermarken bestimmt und die gefundenen Härtegrade wurden dann neben die
                              									Schaulinie des Profils eingetragen. Hierbei zeigte es sich, daß zwischen dem Maß der
                              									Abnutzung und der Härte auch nicht die geringsten Beziehungen bestanden. Die eine
                              									Probe, die mehrere besonders stark ausgeprägte Wellen besaß, zeigte eine nahezu
                              									gleichförmige Härte; während anderseits eine Schiene, die zahlreiche besonders harte
                              									Stellen aufwies, an der Stelle der letzteren bald einen Wellenberg, bald ein
                              									Wellental besaß. Der Verf. schließt hieraus, daß wechselnde Härte der Schiene nicht
                              									zur Erklärung der wellenförmigen Schienenabnutzung herangezogen werden darf. (Fowler.) [Street Railway Journal 1907, II, S.
                              									506-508.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Straßenbahnwagen.
                           In Chicago ist man dabei, 300 Straßenbahnwagen einer
                              									neuen Bauart in Betrieb zu setzen, die entsprechend ihrer Betriebsweise als
                              										„Bezahle beim Eintritt“-Wagen (Pay-as-you-enter
                                 										car) bezeichnet werden. Es handelt sich hierbei um große vierachsige Wagen
                              									mit besonders langen Plattformen an jedem Wagenende. Die hintere Plattform besitzt
                              									zwei Türen: die dem Plattformende zunächst gelegene dient nur zum Einsteigen, die
                              									andere neben dem Wagenkasten nur zum Aussteigen. Auch der Zugang zur vorderen
                              									Plattform findet nur durch den Wagen statt und eine dort vom Wagenführer unter
                              									Verschluß gehaltene Tür darf nur zum Aussteigen benutzt werden. Der Schaffner hat
                              									seinen Platz zwischen den beiden Türen auf der hinteren Plattform, die von
                              									Fahrgästen nur bei Ueberfüllung besetzt werden darf. Da sie etwa 20 Personen Platz
                              									gewährt, können sämtliche an einer Haltestelle wartende Fahrgäste den Wagen
                              									besteigen und während der Fahrt nach Bezahlung des Fahrgeldes das Wageninnere
                              									betreten. Selbstverständlich steht nichts im Wege, daß bei übergroßem Andränge die
                              									Fahrgäste auch sofort in das Wageninnere gelangen und daß dann die Einsammlung des
                              									Fahrgeldes in der bisherigen Weise vorgenommen wird. Die neue Wagenbauart ist daher
                              									in gleicher Weise für Stadt- wie für Vorortverkehr geeignet.
                           Die getrennten Ein- und Ausgänge haben vor allem den Vorteil, daß das Ein- und
                              									Aussteigen, welches sonst bei großen Wagen lange Aufenthalte erfordert, wesentlich
                              									abgekürzt wird. Ferner kann der Schaffner von seinem Platz aus eine Ueberfüllung des
                              									Wagens verhindern, hat außerdem die Plattformstufen unter Aufsicht und kann somit
                              									nicht das Zeichen zum Weiterfahren geben, solange Fahrgäste noch im Begriff sind,
                              									den Wagen zu besteigen oder zu verlassen. Er ist übrigens gehalten, die Plattformen
                              									vor der Abfahrt durch Scherentüren zu schließen.
                           Bei den Wagen in Chicago beträgt die Länge über die Puffer etwa 13,9 m, die
                              									Kastenlänge etwa 9,9 m, die lichte Breite 2,5 m und die Breite über die Traufkanten
                              									2,74 m. Im Wagenkasten sind sieben Paar Quersitze für je zwei Personen in der Mitte
                              									und an den Enden je zwei Längsbänke für je vier Personen angeordnet, so daß im
                              									ganzen 44 Sitzplätze vorhanden sind.
                           Auch in Montreal sind ähnlich gebaute Wagen in Betrieb
                              									genommen worden. Während jedoch die vorerwähnten in der alten Weise aus Holz gebaut
                              									sind, sind diese von der Pressed Steal Car Company in
                              										Pittsburg aus Stahl hergestellt. Diese Wagen haben
                              									eine Länge von etwa 15,7 m über die Puffer, besitzen je eine 1,72 m lange vordere
                              									und eine 2,95 m lange hintere Plattform, sowie einen 10,8 m langen Wagenkasten. Der
                              									Bodenrahmen, die Plattform, sowie die Seitenwände, Pfosten und Dachspriegel sind bei
                              									diesem Wagen aus Stahl hergestellt. Bemerkenswert ist, daß die Nietnähte an den
                              									Seitenwänden bis auf die unterste durch gewölbte Eisenleisten überdeckt sind, um ein
                              									ähnliches Aussehen wie bei einem aus Holz gebauten Wagen zu erzielen. Das Dach
                              									besteht aus Holz, welches mit Nut und Feder zusammengefügt und in der üblichen Weise
                              									mit Segeltuch abgedeckt ist. Die Türen sind aus Eichenholz ausgeführt Die 13 Fenster
                              									an jeder Wagenseite sind in zwei Hälften geteilt, von denen die untere herablaßbar
                              									ist. Die Sitzanordnung ist insofern abweichend von den Chicagoer Wagen, als die Längssitze bis auf einen vorderen Eckplatz im
                              									hinteren Teil des Wagens zusammengelegt sind. Hierdurch wird zwischen ihnen ein
                              									größerer, für Stehplätze besser auszunutzender Raum erhalten. Die Türen des Wagens
                              									befinden sich je in einer Ecke der Querwände. [Street Railway Journal 1907, II, S.
                              									448–449 u. S. 499–503.]
                           In Syrakuse (New York) läuft seit 4 ½ Jahren ein
                              									Straßenbahnwagen, dessen Laufachsen mit Walzenlagern ausgerüstet sind. Die Walzen
                              									nehmen bei denselben nur senkrechte Drücke auf, während Kräfte in Richtung der Achse
                              									durch einen Reiter auf die Achsbuchse übertragen werden. Das Lager ist zum Teil mit
                              									Oel gefüllt, so daß die Walzen bei jeder Umdrehung um die Wagenachse in Oel tauchen.
                              									Bei diesen Lagern hat sich eine Abnutzung kaum gezeigt, da die Verringerung des
                              									Durchmessers nach 400000 Wagenkilometern nur etwa 0,1 bis 0,2 mm beträgt. Ein
                              									kürzlich angestellter Vergleich der Energieaufnahme dieses Wagens mit einem bis auf
                              									die Laufsachslager gleich ausgerüsteten anderen Wagen ergab für das Befahren einer
                              									Versuchsstrecke von etwa 5 km Länge in beiden Richtungen, daß der mit Walzenlagern
                              									ausgerüstete Wagen die Strecke in 34,8 Min. durchfahren hatte bei einem
                              									Energieverbrauch von 3,10 Kw./Std., während der andere Wagen 35,2 Min. und 3,45
                              									Kw./Std. gebraucht hatte. [Street Railway Journal 1907, II, S. 680 u. 681.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Die Wechselstrombahn Locarno–Pontebrolla–Bignasco
                           hat eine Länge von 27,23 km und ein größtes Gefälle von 33 v.
                              									H. Es kommen vier Tunnels mit zusammen 292 m Länge vor. Der kleinste
                              									Krümmungshalbmesser mißt 169 m. Die Bahn verbindet zwölf Stationsanlagen und
                              									Haltestellen. Die kleinste Stationsentfernung beträgt 910 m, die größte 3441 m.
                              									Gesamtbaukosten der Bahn 2,28 Millionen Franken. Vignolschienen von 22,7 kg f. d. 1.
                              									m, Weichenwinkel außerhalb der Stadt 1 : 7, innerhalb der Stadt 1 : 5. Betriebsstrom
                              									ist 5000 Volt Einphasenwechselstrom von 20 sekundlichen Perioden, direkt von der
                              									Kraftzentrale Pontebrella der Fahrdrahtleitung zugeführt, Zur Stromerzeugung dienen
                              									drei 600 PS hydroelektrische Gruppen. Die Einphasengeneratoren leisten bei cos φ = 0,8 normal 380 KVA und sind vierpolige Maschinen,
                              									direkt gekuppelt mit 10 KW-Erregermaschinen für 35 Volt Erregerstrom. Die
                              									Fahrdrahtleitung ist seitlich vom Gleise – 0,5 bis 1 m von der Gleisachse – auf
                              									offener Strecke so verlegt, daß Seiten- oder Oberkontakt durch den
                              									Rutenstromabnehmer gebildet wird, während in den Tunnels und Stationen der Fahrdraht
                              									oberhalb des Gleises liegt und Unterkontakt stattfindet. Höhe des Fahrdrahtes über
                              									Schienenoberkante 4,4 m bei Unterkontakt, 4,8 bis 5,38 m bei Seitenkontakt, 4 m bei
                              									Oberkontakt. Die Fahrdrahtleitung besteht aus Façondraht von 50 qmm Querschnitt. In
                              									den Stationen wird der Fahrdraht mittels Abspanndraht und Tragseil getragen, in den
                              									Tunnels mittels Stahldrahtseil, auf offener Strecke von Auslegern mittels in ihren
                              									Hülsen drehbaren Isolatoren. Entfernung der Fahrdrahtaufhängepunkte 30 m. Abstände
                              									der Masten vom Gleis 2,1 m. Die ganze Fahrdrahtleitung ist in sieben Abschnitte
                              									unterteilt, welche durch Hörnerlinienschalter miteinander verbunden werden. Alle
                              									Isolatorenstützen sind an eine 3 mm-Ausschaltleitung angeschlossen, welche für jeden
                              									Abschnitt zum zugehörigen Linienschalter führt. Geht hochgespannter Strom vom
                              									Fahrdraht in die Isolatorstütze, so wird der zugehörige Linienschalter betätigt und
                              									der betreffende Fahrdrahtabschnitt stromlos gemacht. Hierbei wird beim betreffenden
                              									Isolator der Schmelzdraht eines sogen. Defektanzeigers durchgeschmolzen und
                              									letzterer hängt am Isolator nach abwärts, so daß der defekte Isolator sofort erkannt
                              									werden kann. Bricht der Fahrdraht, so wird der Isolator durch den Zug des gesunden
                              									Fahrdrahtstückes verdreht, die Isolatorstütze macht Kontakt mit einer metallischen
                              									Gabelzinke und Defektanzeiger wie Linienschalter treten wieder in Wirkung. (Herzog.) [Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1907,
                              									Heft 35, S. 685–692.]
                           
                              Hg.
                              
                           
                        
                           Pumpmaschine.
                           Sehr günstige Ergebnisse für den Dampfverbrauch sind mit senkrechten, direkt mit den
                              									Pumpen gekuppelten Dreifach-Expansions-Kolbenmaschinen mit Corliß-Steuerung erzielt worden, welche Hathorn,
                                 										Davey & Co., Ltd., für eine Pumpenanlage
                              									in Zwaartkopjes Station am Rand in Transvaal geliefert haben. Im ganzen wurden vier
                              									Maschinensätze mit den folgenden Hauptabmessungen aufgestellt: Zylinderdurchmesser:
                              									HD = 584 mm, MD = 1092 mm, ND = 1626 mm, Hub = 914 mm, Pumpenkolbendurchmesser = 305
                              									mm, Anzahl Umdreh. i. d. Min. (normal) 40, Gesamthöhe von Maschine und Pumpe = 914
                              									mm.
                           Jeder Maschinensatz ist mit zwei Schwungrädern versehen, die auf beiden Seiten des
                              									Mitteldruckzylinders angeordnet sind, was eine Dreiteilung der Grundplatte notwendig
                              									machte. Die Grundplatten stützen sich auf gußeisernen Querträgern, die unten mit den
                              									Ventilkasten der Pumpen verbunden sind, so daß eine gute Zentrierung zwischen
                              									Dampfmaschinen und Pumpen gesichert ist. Sowohl die HD- und MD-Zylinder wie die
                              									beiden Receiver werden mit frischem Kesseldampf, der ND-Zylinder mit gedrosseltem
                              									Dampf geheizt. Die Dampftemperatur am Maschinenventil soll 260° betragen. Für den
                              									Dampfverbrauch war sowohl bei normaler wie bei um 30 v. H. höherer Belastung 5 kg
                              									für die Wasserpferdestärke gewährleistet.
                           Bei den je zehnstündigen Versuchen betrug die Fördermenge eines Maschinensatzes in
                              									Fall I 381000 l i. d. Std., die Druckhöhe 274 m, bei Versuch II 454000 l und 293 m.
                              									Es wurde vorläufig nur ein Maschinensatz geprüft.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch
                                  f. d. Wasser 
                                 PS kg/Std.
                                 5,3
                                 5,2
                                 
                              
                                 „
                                    „
                                 PSi    „
                                 4,7
                                 4,7
                                 
                              
                                 Mechanischer
                                 Wirkungsgrad
                                 d. Maschine v. H.
                                 96,2
                                 95,2
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „  Pumpe       „
                                 96,9
                                 98,2
                                 
                              
                                 „
                                 
                                 von Maschine u.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Pumpe zusammen
                                 89,5
                                 90,1
                                 
                              
                           [The Engineer 1907, II, S. 516–518 u. 520.]
                           
                              Ky.
                              
                           
                        
                           Kältezentralen.
                           In acht amerikanischen Städten (St. Louis, Boston, Philadelphia, New York, Kansas
                              									City, Norfolk, Los Angeles und Atlantic City) sind bis jetzt Kältezentralen
                              									eingerichtet, die für die Verteilung der Kälte an die Angeschlossenen zwei Systeme
                              									anwenden. In beiden Fällen ist die Zentrale mit den Kälteverbrauchsstellen durch
                              									mehrfache Rohrleitungen verbunden.
                           Bei der Methode der direkten Ausdehnung wird der in der
                              									Zentrale verflüssigte Ammoniak unter Druck durch eine Rohrleitung nach den
                              									Verbrauchsstellen geführt, wo er sich in geeigneten Kältekörpern ausdehnen und die
                              									dabei gebundene Wärme der Umgebung entziehen kann, worauf er als Gas durch eine
                              									zweite, weitere Rohrleitung nach der Zentrale zurückkehrt.
                           Bei der Salzwasser-Methode läßt man den verflüssigten
                              									Ammoniak in der Zentrale selbst wieder verdampfen und nimmt dabei die Kälte wie
                              									üblich in eine Salzlösung auf, die man durch die Rohrleitungen nach den
                              									angeschlossenen Verbrauchsstellen hin und zurückpumpt.
                           Bei dem erstgenannten System ist außer den beiden erwähnten noch eine dritte, sogen.
                              									Vakuumleitung notwendig, die an den Rohrkreuzungs- und Abzweigungsstellen nach
                              									Belieben mit einer der beiden anderen Leitungen verbunden werden kann. Ist ein Stück
                              									dieser Leitungen etwa beschädigt, oder muß eine neue Abzweigung hergestellt werden,
                              									so schaltet man das betreffende Leitungsstück aus, indem man über diese Strecke die
                              									Vakuumleitung an seine Stelle treten läßt, welche zuerst den Ammoniak aus dem
                              									ausgeschalteten Leitungsstück ansaugt und sodann den Betrieb übernimmt. In der
                              									Hinleitung beträgt der Druck bei 25° C etwa 9 at, in der Rückleitung wird er
                              									möglichst niedrig erhalten, weshalb man in den Zentralen vielfach
                              									Absorbtionsmaschinen verwendet. Bei den Leitungen ist auf das Dichthalten die größte
                              									Sorgfalt zu verwenden. Bei der Salzwasser-Zirkulationsmethode ist dieser Punkt nicht
                              									so wichtig, sie hat aber den bedeutenden Nachteil, daß die beiden Leitungen
                              									gründlich isoliert werden müssen, auch die Rückleitung, weil die Temperatur des
                              									Salzwassers in den Kältekörpern nur von etwa – 9° auf – 6° C steigt. Beide Systeme
                              									haben in den Vereinigten Staaten ihre Anhänger, in einigen Zentralen findet man
                              									sogar beide nebeneinander.
                           Der Kälteverbrauch schwankt mit der Jahreszeit, mit der Größe des Kälteraumes, usw.
                              									In St. Louis wurde er in den Monaten Juli und August im Mittel zu 1000 Kalorien f.
                              									d. Tag und cbm Luftraum festgestellt. Eine PS in der Zentrale reichte für etwa 18
                              									cbm Luftraum der Verbrauchsstelle aus.
                           Die Kälteverteilung von einer Zentrale aus wird besonders von Schächtern, Bierhallen,
                              									Markthallen, Wild-, Fisch-, Butter-, Gemüse-, Blumenhändlern usw. benutzt, während
                              									auch das Trinkwasser in Bahnhöfen und öffentlichen Gebäuden mit ihrer Hilfe gekühlt
                              									wird. Bei Gebäuden, die viel Kälte verbrauchen, führt man den flüssigen Ammoniak bis
                              									zur Stelle, läßt ihn hier in einem Apparat verdampfen und seine Kälte an eine
                              									Salzlösung abgeben, worauf man letztere durch das Gebäude zirkulieren läßt.
                           Der Preis ist von vielen Nebenumständen abhängig. In St. Louis, wo für 70
                              									Angeschlossenen 200 Räume gekühlt werden, beträgt der Preis für 12000 Kalorien im
                              									Mittel eine Mark. Die verbrauchte Kältemenge wird mittels eines Flüssigkeitsmessers
                              									und zweier Thermometer bestimmt, welche die Temperatur beim Ein- und beim Austritt
                              									des Kältekörpers angeben. In Boston wird der Preis nach dem gekühlten Luftraum
                              									berechnet, wobei man jedoch viele Nebenumstände in Rechnung zieht, so daß für den
                              									Kubikmeter Luftraum von 10–210 M. gezahlt werden.
                           Bei fast allen Anlagen stehen die Kühlräume unter stetiger Aufsicht von Inspektoren
                              									der Zentrale, die alle paar Stunden die Verbrauchsstellen besuchen, um die
                              									günstigste Einstellung der Kälteapparate zu bewirken.
                           Daß Kältezentralen auch in verhältnismäßig kleinen Städten zuweilen am Platze sein
                              									können, beweist die Tatsache, daß Norfolk und Atlantic City nur etwa 50000 Einwohner
                              									haben und ihre Zentralen dennoch günstige Ergebnisse zeigen. (De Loverdo.) [Le Génie civil 1907 bis 1908, S.
                              									49–53.]
                           Ky.
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk der Hill Traction Co.
                           Die genannte Gesellschaft hat vor kurzem ein Kraftwerk bei Spearfish, South Dakota,
                              									vollendet, das wegen seiner besonders mühsamen Wasserzuführung beachtenswert ist.
                              									Vorausgeschickt sei, daß im ganzen Staat South Dakota die Entnahme von Wasser zu
                              									Kraft- oder anderen technischen Zwecken nicht frei ist, wie in vielen anderen
                              									Staaten der Union, sondern, daß hierzu eine besondere Erlaubnis eingeholt werden
                              									muß, die nach Vorlage der genauen Pläne von dem Staatsingenieur erteilt wird. Die
                              									für den Betrieb des Werkes erforderliche Wassermenge von 4,25 cbm i. d. Sekunde wird
                              									durch einen aus Holzgerüst mit Steinfüllung bestehenden Damm von 30 m Länge und
                              									2,5 m Höhe dem Redwater River, einem der vielen, auf den schneebedeckten Black Hills
                              									entspringenden Flüsse entnommen und etwa 9 km weit in einem offenen Gerinne einem
                              									Sammelbecken zugeführt, das in 1370 m Entfernung von dem Kraftwerk und etwa 35 m
                              									darüber gelegen ist. Von hier führt eine 1830 mm weite aus Holzstäben und
                              									Stahlbandarmierungen hergestellte Druckleitung, die sich am Kraftwerk in zwei 1370
                              									mm weite Stränge teilt, zu den beiden Pelton-Francis-Turbinen, die je einen 500 KW-Stromerzeuger mit 400 Umdrehungen
                              									i. d. Minute unmittelbar antreiben. (Lea.) [The
                              									Engineering Record 1907, II, S. 536–538.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Die Verwertung der Wasserkräfte.
                           Unter dem Einfluß der Fortschritte in der elektrischen Kraftübertragung auf große
                              									Entfernungen haben die Möglichkeiten, die die allgemeine
                                 										Verwertung der Wasserkräfte darbieten, neuerdings große Beachtung gefunden.
                              									Wenn man bedenkt, daß die an vielen Stellen bestehenden Pläne, den Dampfbetrieb der
                              									Eisenbahnen durch elektrischen Betrieb zu ersetzen, sowie die neuere Entwicklung der
                              									Elektrochemie hinsichtlich der Erzeugung von Stickstoff-Verbindungen und der
                              									Elektrometallurgie mit Bezug auf die Herstellung von Eisen und Stahl im elektrischen
                              									Ofen insgesamt zu ihrer Fortbildung die Gewinnung von elektrischer Energie in großem
                              									Maßstabe unbedingt erforderlich machen, so erscheint es begreiflich, daß die
                              									allgemeine Aufmerksamkeit immer wieder auf die Wasserkräfte hingelenkt wird.
                           Die wesentlichste Schwierigkeit, die sich beim Betrieb solcher Anlagen durch
                              									Wasserkraft-Elektrizitätswerke ergeben, nämlich die Anpassung an den schwankenden
                              									Strombedarf, läßt sich heute besser als mit elektrischen Akkumulatoren durch
                              									hydraulische Akkumulatoren, die Staubecken lösen, welche das überschüssige Wasser
                              									zurückhalten, in Zeiten großen Kraftbedarfes aber mehr Wasser liefern können als der
                              									mittleren zufließenden Wassermenge entspricht. Der Fassungsraum der Staubecken kann
                              									mit 30 bis 40 v. H. der gesamten abfließenden Jahreswassermenge als ausreichend
                              									bemessen erachtet werden, ist aber auch von Jntze in
                              									solchen Fällen, in welchen er einen möglichst vollkommenen Wasserausgleich nicht nur
                              									für die Schwankungen innerhalb eines Jahres, sondern auch für die Unterschiede
                              									mehrer Jahre erreichen wollte, auch bis auf 60 und 65 v. H. der Jahreswassermenge
                              									erhöht worden. Die Wasseraufspeicherung in solchen Becken macht es z.B. bei einer
                              									während der 24 Tagesstunden verfügbaren Wasserkraft von 1000 PS möglich, für 12
                              									Stunden eine Leistung von 2000 PS, für 8 Stunden eine Leistung von 3000 PS und für 1
                              									Stunde eine Leistung von 24000 PS zu erzielen, was für Anlagen von stark
                              									schwankendem Kraftbedarf, z.B. den elektrischen Bahnbetrieb, von allergrößter
                              									Bedeutung ist. Was das Gefälle einer Wasserkraftanlage betrifft, so ist zwar
                              									theoretisch die Kraftleistung einer Wassermenge von 1 cbm i. d. Sek. bei 100 m
                              									Gefälle genau die gleiche, wie diejenige von 100 cbm i. d. Sek. bei 1 m Gefälle. Da
                              									aber die Abmessungen der Anlagen mit geringem Gefälle meist größer sind und
                              									Wasserkraftanlagen mit hohem Gefälle auch sonst wirtschaftlicher arbeiten, so sind
                              									große Gefälle immer vorzuziehen.
                           Die wirtschaftlichen Grundlagen der Wasserkraftausnutzung laufen darauf hinaus,
                              									festzustellen, ob die Anlage im Vergleich zu einem in der gleichen Gegend
                              									errichteten Dampfkraftwerk wirtschaftlicher arbeiten würde, oder nicht. Im
                              									allgemeinen nimmt die Wettbewerbfähigkeit der Wasserkräfte schon deshalb zu, weil
                              									bei dem gewaltig steigenden Kohlenverbrauch in absehbarer Zeit mit einer
                              									Verteuerung, wenn nicht gar mit einer völligen Erschöpfung der Kohlenvorräte unserer
                              									Erde zu rechnen ist. Wasserkräfte sind in kohlenarmen Gegenden immer den
                              									Dampfbetrieben wirtschaftlich überlegen, sie erfordern weniger Arbeitskräfte zu
                              									ihrer Bedienung und bieten außerdem ein gewisses Gegengewicht gegen die oft
                              									bedenklich starke Konzentration der Industrie in den Kohlengebieten. Die
                              									Anlagekosten für Wasserkraftwerke schwanken in Südbayern zwischen 180 und 1000 M.
                              									für 1 PS. Sie haben in der Schweiz im Mittel 640 M., bei zwei Werken in Augsburg
                              									1180 und 1100 M. und bei dem Gersthofener Lechwerk 700 M. für 1 PS betragen. Für
                              									Dampfkraftwerke in Augsburg werden die Anlagekosten mit 549 und 375 M. für 1 PS
                              									beziffert. Es kann auch mitunter vorteilhaft sein, eine Wasserkraftanlage mit einer
                              									Dampfanlage zusammenarbeiten zu lassen. Oskar v. Müller
                              									hat z.B. nachgewiesen, daß die jährlichen Betriebskosten eines
                              									Wechselstrom-Kraftwerkes von 7500 PS bei reinem Dampfbetrieb 177 M. für 1 PS, bei
                              									Teilung der Kraftlieferung zwischen einer Wasserkraftanlage von 4000 PS und einem
                              									Dampfkraftwerk nur 148 M. für 1 PS betragen.
                           Ueber den gegenwärtigen Stand der Wasserkraftausnutzung in Bayern gibt die
                              									nachstehende Zusammenstellung Aufschluß.
                           
                              
                                 Stromgebiet
                                 AusgenutztPS
                                 nochgewinnbarPS
                                 
                              
                                 DonauRheinElbeWeser
                                 102569  10131    2079       12
                                 319264    8941      320–
                                 
                              
                                 zusammen
                                 114791
                                 328525
                                 
                              
                           Die Mittel zur Gewinnung dieser Wasserkräfte bestehen hauptsächlich in der Verwendung
                              									der großen oberbayerischen Seen als Staubecken und der Ausnutzung ihrer
                              									Wasserabflüsse. Nach den Vorschlägen von Fischer-Reinau
                              									könnten im Gebiet des Tegernsees, des Schliersees und der Mangfall durch Verwendung
                              									der beiden Seen als Sammelbecken und durch Abschneiden der großen Mangfallkrümmung
                              									mit Hilfe eines Stollens insgesamt 24000 PS gewonnen werden. Eine Reihe von
                              									durchgearbeiteten weiteren Plänen zur Ausnutzung größerer bayerischer Wasserkräfte
                              									liegen vor; u.a. der Plan der Badischen Anilin- und
                                 										Sodafabrik, die aus der Alz, dem Abfluß des Chiemsees 60 cbm i. d. Sek.
                              									entnehmen und in das Salzachtal hinüberleiten will, wobei bei Burghausen eine
                              									einzige Gefällstufe von 105 m, entsprechend einer Leistung von 45–60000 PS
                              									geschaffen werden könnte, der vom Königlich hydrotechnischen Bureau ausgearbeitete
                              									Plan zur Ausnutzung des Gefälles des Lech zwischen Füßen und Lechbrück sowie das
                              									bekannteste und bedeutendste, das Walchensee-Projekt, nach dem ein Teil des
                              									Isarwassers durch den Walchensee geleitet und die 200 m hohe Gefällstufe zwischen
                              									dem Kochelsee und dem Walchense ausgenutzt werden soll. Die Leistungen, die
                              									hierdurch gewonnen werden könnten, werden sehr verschieden beziffert. [Aus: „Die
                                 										Wasserkräfte Bayerns. Im Auftrage des K. Staatsministeriums des Innern,
                                 										bearbeitet von der K. Obersten Baubehörde“. Zeitung d. Ver. deutsch.
                              									Eisenbahnverwaltungen 1907, S. 1393–1395 u. 1408–1409.]
                           
                              
                                 H.