| Titel: | Kesselreparaturen mittels autogener Schweißung. | 
| Autor: | A. Hilpert | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 185 | 
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                        Kesselreparaturen mittels autogener
                           								Schweißung.
                        Von Dipl.-Ing. A. Hilpert, Privatdozent an
                           								der techn. Hochschule,
                              								Charlottenburg.
                        (Fortsetzung von S. 165 d. Bd.)
                        Kesselreparaturen mittels autogener Schweißung.
                        
                     
                        
                           Auswechselung der Flammrohre. Trotz aller mit Hilfe
                              									der autogenen Schweißung ausgeführten Reparaturen kommen die Flammrohre doch
                              									schließlich in einen Zustand so allgemeiner Abnutzung, daß ihre vollständige
                              									Auswechselung notwendig wird. In den letzten Jahren sind Konstruktionen zur
                              									Anwendung gelangt, welche nach Entfernen der Nieten die Herausnahme der Flammrohre
                              									gestatten, worauf die neuen Flammrohre eingesetzt werden können und dann nur noch an
                              									Ort und Stelle vernietet zu werden brauchen. Der weitaus größte Teil der zurzeit im
                              									Betrieb befindlichen Dampfkessel ist jedoch nach Fig.
                                 										1 gebaut, besitzt also Flammrohre mit innerem Flansch für die Befestigung
                              									an der Feuerkammer. Es ist einleuchtend, daß ein derartig befestigtes Flammrohr aus
                              									dem Kessel ohne vorheriges, vollständiges Auseinanderschneiden nicht entfernt werden
                              									kann, und daß die Einbringung eines neuen Flammrohres ebenso unmöglich ist. Man wäre
                              									also hier gezwungen, die Anordnung des neuen Flammrohres vollkommen zu ändern und
                              									dasselbe aus mehreren unter sich vernieteten Teilen herzustellen, wobei dann die
                              									Nieten dem Feuer ausgesetzt wären.
                           Das autogene Schneid- und Schweißverfahren gestattete eine Auswechselung in folgender
                              									Weise. Das alte Flammrohr wurde mit dem Schneidbrenner herausgeschnitten, alsdann
                              									ein neues Flammrohr vorbereitet und zwar aus drei oder vier Stücken, welche leicht
                              									eingebracht werden konnten. Die Stücke wurden an Ort und Stelle zunächst
                              									zusammengeheftet, dann unter sich verschweißt und auf diese Weise ein neues
                              									Flammrohr eingebaut, das in allen Abmessungen vollkommen mit dem alten
                              									übereinstimmte und welches den Vorteil darbot, keine einzige Nietstelle zu haben.
                              									Sind im Magazin sogleich bezüglich Qualität und Abmessungen passende Bleche zu
                              									finden, so nimmt die ganze Arbeit nicht länger als acht Tage in Anspruch;
                              									beispielsweise sind mehrere Flammrohre in dieser Weise auf dem Paketboot
                              										„Yang-Tsé“ der Messageries Maritimes
                              									ausgewechselt worden (vergl. später Fig. 17, 18, 19).
                           Bei den vielen Dampfkesseln, welche nach der Anordnung der Fig. 1 befestigt, gewellte Feuerrohre besitzen, ist die Schwierigkeit der
                              									Auswechselung durch den Umstand erhöht, daß der äußere Durchmesser der Wellen größer
                              									ist als die Eingangsöffnung an der Stirnwand.
                           Mittels der beschriebenen Schneid- und Schweißmethode sind solche Auswechselungen in
                              									der Weise durchgeführt worden, daß man aus der Stirnwand des Dampfkessels eine
                              									Kreisöffnung herausschnitt, so groß daß die äußeren Wellen des Flammrohres
                              									hindurchgingen. Aus dem neu gelieferten Wellrohr, welches selbstverständlich von
                              									einer geeigneten Spezialfabrik bezogen wurde, wurde am vorderen Ende oben ein
                              									entsprechendes Stück herausgeschnitten zur Aufnahme des Flansches für die Verbindung
                              									mit der Feuerkammer. Zur Erleichterung der Arbeit an Ort und Stelle kann dieses
                              									Flanschstück auch aus zwei Teilen bestehen. Nachdem es an der entsprechenden Stelle
                              									der Feuerkammer provisorisch geheftet war, wurde das Wellrohr eingebracht und mit
                              									dem Flansch an der Feuerkammer verschweißt, schließlich das aus der Stirnwand des
                              									Kessels herausgeschnittene Stück wieder eingeschweißt. Diese Arbeit wurde z.B. in
                              									Marseille auf dem griechischen Dampfer „Tricopis“ ausgeführt.
                           Feuerkammer. An den Feuerkammern traten die gleichen
                              									Fehler, Korrosionen und Risse auf, wie bei den Flammrohren. Die Korrosionen befanden
                              									sich fast immer auf der Wasserseite und zeigten mehr den Charakter allgemeiner
                              									Abnutzung als engbegrenzter Korrosionen, wie sie so oft an den Flammrohren
                              									beobachtet wurden.
                           Vom Innern des Dampfkessels aus können diese abgenutzten Stellen nicht repariert
                              									werden, weil die Stehbolzen hindern, oder weil oft nur ein ganz enger Raum vorhanden
                              									ist, sei es zwischen den verschiedenen Feuerkammern ein und desselben Dampfkessels,
                              									sei es zwischen den Feuerkammern und dem Mantelblech. Die Reparatur erfolgte fast
                              									stets durch Einschweißen neuer Blechstücke.
                           Im Juni 1906 wurde beispielsweise bei einer Reparatur der Feuerkammern in den
                              									mittleren Flammrohren der vier Dampfkessel des Paketbootes „Marsa“ der Compagnie de Navigation Mixte eine Arbeit ausgeführt,
                              									die darin bestand, ein Stück P (Fig. 1) an der hinteren Wand auszuwechseln, ferner
                              									ein Stück Q des Mantelbleches und zwei Stücke R S an den Verbindungsstellen des Flammrohres; jedes
                              									der eingesetzten Stücke hatte eine Breite von etwa 0,50 m bei 1 m Länge.
                           Die Einschweißung dieser Stücke scheint jedoch schwieriger ausführbar zu sein als an
                              									den Flammrohren, weil die Wände der Feuerkammer entweder eben oder nur wenig
                              									gekrümmt sind und daher für die eingeschweißten Stücke mehr als bei den Flammrohren
                              									die Wirkung des Ausdehnens und Zusammenziehens hervortritt.
                           Die Rohrplatten. Auch die Rohrplatten in den Feuer
                              									kammern zeigten häufig Korrosionen, die durch Undichtheiten der Rohre entstanden
                              									waren. Diese Korrosionen hatten gewöhnlich ein Aussehen, wie es Fig. 11 zeigt; sie bestanden oft auf beiden Seiten
                              									der Platte, waren aber auf der Seite der Feuerkammer mehr ausgeprägt. Wenn diese
                              									Korrosionen eine gewisse Größe erlangt haben, ist es unmöglich, die Rohre dicht zu
                              									erhalten, und da diese Fehler durch kein anderes Verfahren behoben werden konnte,
                              									mußte man früher oft den ganzen Kessel verwerfen, obgleich die übrigen Teile sich
                              									noch im brauchbaren Zustande befanden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 185
                              Fig. 11.
                              
                           Häufig findet man in den Rohrplatten Risse, welche von einem Rohr bis zum anderen
                              									gehen, wie es Fig. 12 zeigt. Diese Risse waren
                              									schwierig zu schweißen, weil die verhältnismäßig geringe Breite des vollen Bleches
                              									an diesen Stellen ungünstig beim Erkalten der Schweißstellen wirken kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 185
                              Fig. 12.
                              
                           Mantelblech und Stirnwand: Die hauptsächlichsten Schäden
                              									an dem Mantelblech und der Stirnwand des Dampfkessels sind Korrosionen und Risse.
                              									Wenn sich letztere im vollen Blech zeigen, so ist das fast immer ein Beweis der
                              									schlechten Qualität des Bleches, man hat alsdann von Ausbesserungen mittels
                              									Schweißung in der Regel Abstand genommen, während Korrosionen in der früher
                              									beschriebenen Weise beseitigt wurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 186
                              Fig. 13.
                              
                           Innere Korrosionen. Korrosionen im Innern fanden sich
                              									hauptsächlich in dem unteren Teil des Dampfkessels, durch den Einfluß der Salze
                              									hervorgerufen, welche sich stets bei nicht sorgsamer Wartung des Kessels ansetzen.
                              									Man konnte die Fehlstellen besonders in dem unteren Teil, an den in Fig. 1 mit U und T bezeichneten Stellen finden. Bei einer an der
                              									Feuerkammer des oben erwähnten Schiffes ausgeführten Reparatur wurde festgestellt,
                              									daß die hintere Stirnwand bei T vollkommen angefressen
                              									war (siehe auch Fig. 13); diese Anfressungen fanden
                              									sich auf einer Länge von mehr als 1 m, an manchen Stellen war nur 3 bis 4 mm
                              									gesundes Material vorhanden. Die Reparatur solcher Korrosionen im Innern, an dem
                              									unteren Teil der Stirnwand, ist oft auf Schiffen ausgeführt worden, besonders an der
                              									vorderen Stirnwand, wo die Besichtigung des Dampfkessels diesen Fehler leichter
                              									festzustellen gestattete.
                           Aeaßere Korrosionen. Die äußeren Korrosionen entstehen
                              									durch Undichtheiten, oder durch Einwirkung von Wasser oder gelöschten Schlacken,
                              									welche sich am Kessel festsetzen. Durch Undichtheiten entstandene Korrosionen fanden
                              									sich an allen Nähten, besonders aber an dem unteren Teile des Mantelbleches. Die
                              									Ausbesserungen erfolgten in der gleichen Weise, wie in Fig. 9 veranschaulicht. Die Undichtheiten, welche am Mannloch, an den
                              									Hähnen der Stirnwand auftreten, Kohlenstaub und Asche, welcher sich auf dem Blech
                              									niedersetzt und Feuchtigkeit aufsaugt, verursachten häufig Korrosionen an dem
                              									unteren Teil des Mantelbleches vorzugsweise in der Nähe der vorderen Stirnwand,
                              									bei J (Fig. 1)
                              									besonders auch an der Rundung des gekümpelten Randes bei G. Wenn die Korrosionen an der Stirnwand sich auf große Flächen
                              									erstreckten, war unter Umständen die Auswechselung eines Teiles geboten, z.B. des
                              									ganzen unteren Teiles der Stirnwand, wie es Fig. 14
                              									zeigt. Derartige Auswechselungen wurden beispielsweise im März 1907 an den beiden
                              									Dampfkesseln des Dampfers „Isly“ der Compagnie de
                                 										Navigation Mixte ausgeführt und Ende 1907 an dem Dampfer „Oasis“
                              									derselben Schiffsgesellschaft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 186
                              Fig. 14.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 186
                              Fig. 15.
                              
                           Korrosionen an den Mannlöchern. Die Verbindungsstellen
                              									der Mannlöcher an Dampfkesseln sind sehr häufig undicht, und hieraus entstehen
                              									Korrosionen, welche schließlich einen dichten Verschluß unmöglich machen. Dieser
                              									Fehler konnte oft durch Auftragen von Material repariert werden. Bei sehr stark
                              									ausgeprägten Korrosionen wurde, wie Fig. 15 zeigt,
                              									ein besonderes Stück A aufgesetzt, und bei B B und C C eingeschweißt.
                              										D E bildet alsdann die neue Dichtungsfläche.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)