| Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 225 | 
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                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        Von Prof. Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 218 d. Bd.)
                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        
                     
                        
                           2. Verdrängerpumpen.
                           
                              a. Rotationspumpen (Kapselpumpen).
                              Die, gleichwie die Zentrifugalpumpen, ohne Windkessel und besondere
                                 										Steuerungsventile mit zumeist nur wenigen Teilen arbeitenden Pumpen sind an
                                 										keine bestimmte Umlaufzahl gebunden und daher außerordentlich dehnbar in der
                                 										Leistung. Sie eignen sich zur Förderung von Flüssigkeiten aller Art, die nicht
                                 										wesentlich mit Sand verunreinigt sind, auf Höhen bis zu etwa 35 m, für
                                 										zeitweisen Betrieb (Feuerspritzen, Springbrunnen) auf solche bis zu 100 m
                                 										Wassersäule.
                              Durch die Rotationspumpe der Maschinenfabrik Karl
                                    											Enke in Schkeuditz bei Leipzig sind die Liniendichtungen der früheren rotierenden Pumpen zuerst vollkommen
                                 										beseitigt worden. Die Abdichtung der Rotationskörper geschieht hier durch breite Flächen, wodurch ein hoher Lieferungsgrad
                                 										erzielt wird.
                              Die sogen. Kreiskolbenpumpe der Firma C. H. Jäger & Co.
                                 										in Leipzig-Plagwitz zeigt in ihrer Bauart und Wirkungsweise eine große
                                 										Uebereinstimmung mit der Enke-Pumpe. Verschiedene
                                 										Verbesserungen, die im Laufe der Jahre an derselben getroffen wurden –
                                 										Entlastung des Steuerzylinders, Verminderung der Umlaufzahl desselben u.a. –
                                 										lassen sie zur Förderung großer Flüssigkeitsmengen auf bedeutende Höhen
                                 										besonders geeignet erscheinen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 225
                                 Fig. 69.Kreiskolbenpumpe von Jäger & Co.
                                 
                              Die Pumpe besitzt, wie Fig. 69 erkennen läßt,
                                 										drei Drehkolben k, die von einer in der Mitte des
                                 										Gehäuses angeordneten Scheibe s getragen werden.
                                 										Die verhältnismäßig große Steuerwalze hat vier Kammern h, durch welche die Kolben mit reichlichem Spielraum hindurchtreten,
                                 										wobei der Abschluß der Druck- von der Saugseite des Kolbens durch die
                                 										Kanten o der Walze erfolgt. Die beim Eintreten des
                                 										Kolbens in die Kammer verdrängte Flüssigkeitsmenge tritt vorübergehend in
                                 										seitliche Ausbuchtungen m der Gehäusedeckel, aus
                                 										denen sie dann in die Kammer zurückfließt, wenn der Kolben dieselbe wieder
                                 										verlassen hat. Zur Entlastung der Steuerwalze dienen in der unteren Wandung des
                                 										Pumpengehäuses angebrachte Aussparungen q1
                                 										q2, die durch
                                 										ebenfalls in den Deckeln befindliche Kanäle mit den gegenüberliegenden
                                 										Druckflächen in Verbindung stehen und denselben Druck wie diese erhalten.
                              Die zur Uebertragung der Drehbewegung der Antriebswelle auf die Welle der
                                 										Steuerwalze dienenden Räder mit gefrästen Zähnen laufen in einem mit Oel
                                 										gefüllten, geschlossenen Kasten.
                              Die Pumpen werden für Fördermengen von 0,08 cbm i. d. Min. bei 250 minutlichen
                                 										Umdreh. bis für solche von 14 cbm/Min. bei 60 minutlichen Umdreh. gebaut –
                                 										Wasser als Förderflüssigkeit vorausgesetzt. Diese Leistungen und Umlaufzahlen
                                 										können um 50 v. H. erhöht oder erniedrigt werden.
                              Fig. 70 zeigt die äußere Ansicht einer Pumpe zur
                                 										Förderung von 14 cbm/Min. Wasser mit nebeneinander
                                    											liegenden Wellen. Saug- und Druckstutzen sind, damit das bedeutende
                                 										Wassergewicht von der Grundplatte aufgenommen wird, senkrecht untereinander
                                 										angeordnet.
                              Die von der Firma C. H. Jäger & Co. ausgeführten Kapselgebläse arbeiten nach demselben Grundprinzip wie die
                                 										vorgenannten Kapselpumpen. Sie unterscheiden sich von den älteren Root-Gebläsen
                                 										noch dadurch, daß von den beiden Drehkörpern nur einer zur Uebertragung des
                                 										Drehmomentes und zur fortlaufenden Arbeitsleistung verwendet wird, während der
                                 										andere steuert, ohne Arbeit zu verrichten. Dadurch werden Druckwechsel in den
                                 										beiden zugehörigen Wellen und demzufolge auch Stöße vermieden. Die zur
                                 										Bewegungsübertragung von der Arbeitswelle auf die Steuerwelle dienenden
                                 										Zahnräder haben nur die inneren Widerstände der Pumpe zu überwinden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 226
                                 Fig. 70.Kreiskolbenpumpe von Jäger & Co. mit nebeneinander
                                    											liegenden Wellen.
                                 
                              Der eigentliche Arbeitskörper des Gebläses ist eine auf der Arbeitswelle a (Fig. 71) in der
                                 										Längsmitte des Gehäuses sitzende Scheibe t mit drei
                                 										zur Achse parallelen Kolben b1, b2, b3, die zu beiden Seiten der Scheibe auskragen
                                 										und indem sie gegen zwei mit den Deckeln des Pumpengehäuses zusammengegossene
                                 										Zylinder c abdichten im Verein mit dem ersteren
                                 										einen ringförmigen Raum abschließen. Die von der Welle a mittels Zahnräder im Verhältnis 1 : 1 betriebene Welle f ist mit dem einen gußeisernen Hohlzylinder
                                 										bildenden Steuerkörper f1 zusammengegossen, dessen Aussparungen g1, g2, g3 so groß sind, daß sie während der Drehung die
                                 										Kolben mit reichlichem Spiel aufnehmen können. Durchmesser und Abstand des
                                 										Steuerkörpers von der Welle a sind dabei so
                                 										gewählt, daß die Schnittflache h–i an den Zylindern
                                 											c die Aussparungen g am Umfange des Steuerkörpers gerade noch überdeckt.
                              In der Mitte seiner Länge ist der Steuerkörper bis zur Nabe eingeschnitten, um
                                 										die Scheibe t durchzulassen. Dieser Spalt wird,
                                 										soweit ihn nicht die Scheibe t ausfüllt, durch ein
                                 										stillstehendes, sichelförmiges Scheibenstück k
                                 										verschlossen, das sich an den Umfang der Scheibe t
                                 										anschließt und in den Steuerzylinder eingesetzt ist. Bei Drehung in der Fig. 71 ersichtlichen Pfeilrichtung treten die
                                 										Kolben in die Ausschnitte des Steuerkörpers ein, saugen unter zunehmender
                                 										Vergrößerung des Saugraumes Luft an und drücken dieselbe auf der anderen Seite
                                 										unter Verkleinerung des Druckraumes zusammen; hierbei kehren die Ausschnitte g von der Druckseite mit verdichteter Luft gefüllt
                                 										zur Saugseite zurück. Um diese Luft zum Teil wieder zu gewinnen und das Geräusch
                                 										zu mildern, sind in den Deckeln Aussparungen l1, l2 angebracht, deren Form den äußeren Umrissen
                                 										der drei Flügel entspricht. In der Abbildung decken sich z. B. die Wände des Ausschnittes g1 gerade mit den Rändern der Aussparungen. Bei
                                 										der Weiterdrehung wird daher die Aussparung l1 mit dem Ausschnitt
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 226
                                 Fig. 71.Kapselgebläse von Jäger & Co.
                                 
                              
                              g1 verbunden, so daß Druckluft nach dem
                                 										Ausschnitt g2
                                 										allmählich entweichen kann, bevor der Ausschnitt g1 nach der Saugseite hin geöffnet
                                 										wird. Sobald die Kante h öffnet, wird die
                                 										Aussparung l1 durch
                                 										die eine Wand des Ausschnittes g2 wieder geschlossen.
                              Zufolge der wiederum als Kreiszylinderteile ausgeführten Abdichtungsflächen der
                                 										Kolben können bei den Jäger-Gebläsen
                                 										verhältnismäßig hohe Drücke erzielt werden, die bei den größeren Ausführungen 3,
                                 										bei den kleineren bis zu 5 m Wassersäule betragen. Werden zwei größere
                                 										entsprechende Gebläse hintereinander geschaltet, so können Pressungen bis 6 m
                                 										Wassersäule erzeugt werden.
                              Jägers Patent-Hochdruckgebläse werden für normale
                                 										Leistungen von 0,17 bis 300 cbm/Min. bei 500 bis 240 minutlichen Umdreh.
                                 										ausgeführt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 227
                                 Fig. 72.Patent-Hochdruckgebläse mit elektromotorischem Antrieb von
                                    											Jäger & Co.
                                 
                              Fig. 72 zeigt ein Jäger-Gebläse mit zugehörigem Elektromotor auf gemeinsamer
                                 										Grundplatte.
                              Die neueren Root-Gebläse, wie sie z.B. von der Aerzener Maschinenfabrik A. Meyer in Aerzen
                                 										(Hannover) als sogen. Präzisionsgebläse in den Handel gebracht werden, arbeiten
                                 										ebenfalls mit Flächenabdichtung der hier
                                 										angeordneten rotierenden Flügel. Dadurch ergeben sich auch bei diesen
                                 										Gebläsen für den Lieferungs- und Wirkungsgrad erheblich höhere Werte als bei den
                                 										nur mit Liniendichtung arbeitenden Gebläsen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 227
                                 Fig. 73.Präzisionsgebläse der Aerzener Maschinenfabrik A.
                                    											Meyer.
                                 
                              Fig. 73 veranschaulicht ein solches
                                 										Präzisionsgebläse der vorgenannten Firma. In dem zweiteiligen Gehäuse bewegen
                                 										sich auf nebeneinander liegenden Wellen befestigte Flügel derart, daß die Luft
                                 										durch den oberen mit einem Drahtgitter verschlossenen Kasten angesaugt und durch
                                 										ein unteres Mundstück in die anschließende Leitung gedrückt wird. Zufolge dieser
                                 										Luftbewegung kommt die Eigengewichtswirkung der Flügel, die von der Preßluft
                                 										gewissermaßen getragen werden, in Fortfall, und es werden die zur Führung der
                                 										Wellen dienenden Ringschmierlager nahezu entlastet. Die gegenseitige Abdichtung
                                 										der als Hohlgußkörper ausgebildeten Flügel erfolgt durch angeschraubte
                                 										Stahlleisten mit elastischer Filzunterlage; mit genau abgedrehten, breiten
                                 										Dichtungsflächen legen sie sich gegen die Gehäusewandung.
                              Zum Antrieb der Flügelwellen dient ein offener und ein geschränkter Riemen, sowie
                                 										gefräste, in mit Oelwasser angefüllten Kästen laufende Zahnräder. Zuweilen
                                 										werden die Gebläse nur mit einer Antriebscheibe und
                                 										in diesem Falle
                                 										noch mit einem besonderen Außenlager zwischen dieser und den Rädern versehen.
                                 										Bei den zum Weiterbefördern von Gasen dienenden Gebläsen werden die Flügelwellen
                                 										nach außen durch Stopfbüchen abgedichtet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 228
                                 Fig. 74–76. Rotationspumpe von Gebr. Ritz & Schweizer.
                                 Schnitt A B; Schnitt C D.
                                 
                              Versuche, die an einem Root-Gebläse der Aerzener Maschinenfabrik für 30 cbm/Min. bei ∾ 400
                                 										minutlichen Umdrehungen im Maschinenlaboratorium der technischen Hochschule in
                                 										Charlottenburg angestellt wurden ergaben bei einer Luftpressung von 1000 und
                                 										2000 mm Wassersäule einen Lieferungsgrad von 0,888 bezw. 0,797 und einen
                                 										mechanischen Wirkungsgrad von 0,810 bezw. 0,770.
                              Die von Gebr. Ritz & Schweizer in Schwäbisch Gmünd gebaute Rotationspumpe hat sich seit
                                 										einer Reihe von Jahren bestens bewährt; sie arbeitet mit verhältnismäßig
                                 										geringen Umlaufzahlen – 40 bis 70 i. d. Minute für Leistungen von 0,5 bis 12
                                 										l/Min, bei je einer Umdrehung – und unterscheidet sich von den
                                 										vorbesprochenen Kapselpumpen hauptsächlich dadurch, daß durch Rotation des
                                 										Arbeitszylinders selbst ein Ansaugen und Fortdrücken der Flüssigkeit bewirkt
                                 										wird.
                              Fig. 74
                                 										bis 76
                                 										zeigen die jetzige Bauart der Pumpe. Die den ringförmigen, etwas konischen
                                 										Arbeitsraum f bildende Walze a ist auf der Arbeitswelle e befestigt und es sind in den beiden einander gegenüberliegenden
                                 										kreisrunden und gleichfalls konischen Kammern derselben zwei Kolben b untergebracht, deren Achsen daumenartige
                                 										Verstellstücke g (Fig. 76) tragen,
                                 										die beim Zusammentreffen mit den am Deckel d
                                 										befestigten Führungsstücken h, h eine Drehung der
                                 										Kolben b bewirken. Mittels der am Gehäuse m sitzenden Stellschraube o kann die Walze a mit dem am Bockgestell
                                 										der Pumpe sitzenden Verschlußdeckel d in leichte
                                 										Berührung gebracht werden.
                              Bei Drehung der Walze a in Richtung des Fig. 74
                                 										ersichtlichen Pfeiles findet, da das am Deckel d
                                 										mittels Schrauben befestigte Abschlußstück c seine
                                 										Lage unverändert beibehält, zwischen letzterem und den beiden Kolben eine
                                 										Vergrößerung bezw. Verkleinerung des Arbeitsraumes f und damit ein Ansaugen und Fortdrücken von Flüssigkeit durch das
                                 										einmündende Saug- bezw. Druckrohr statt. Damit die Kolben an dem Abschlußstück
                                 											c vorbeikommen und nach Verlassen desselben
                                 										wieder in ihre frühere Lage zurückgelangen, werden sie beim Zusammentreffen der
                                 										Daumen g mit den Führungsstücken h entsprechend verdreht.
                              Die Förderhöhe dieser Pumpen kann bis zu 25 m Wassersäule betragen.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)