| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | F. Mbg. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 255 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrizitätszähler.
                           Um bei Wechselstromzählern ein Anlaufen mit möglichst geringer Last zu erreichen, ist
                              									das Spurlager der Ankerwelle auf einer Blattfeder gelagert. An diese Blattfeder ist
                              									ein Eisenstück gegenüber einem von Wechselstrom durchflossenen Elektromagneten
                              									befestigt. Hierdurch wird die Feder und damit das Lager dauernd erschüttert.
                              									Infolgedessen ist selbsttätig dasjenige erreicht, was man bei einem Meßinstrument
                              									durch Klopfen von Hand zur besseren Einstellung bewirkt. [The Electrician 1907/1908,
                              									S. 222.]
                           
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                           Zugisolator.
                           Ein an einem Ende mit einer Oese, am anderen Ende mit einer konischen Verstärkung
                              									versehenes Stück ist unter Zwischenlage einer dicken Schicht Glimmer in eine, eine
                              									Oese tragende Kappe hineingesteckt und deren zylindrischer Teil ist dann an die
                              									konische Fläche angedrückt. Die Kappe, sowie die anschließenden Teile der Stücke
                              									sind mit einem Material aus wetterbeständigem Isoliermaterial umkleidet. Da zum
                              									Anpressen der Kappe ein Druck von mehr als 60 t verwendet ist, kann der Isolator
                              									alle im Betriebe auftretende Beanspruchungen sicher aushalten. Eine ein und
                              									einhalbjährige Prüfung hat überdies seine Wetterbeständigkeit erwiesen. [Street
                              									Railway Journal 1907, II, S. 814.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Sandstreuer.
                           Aus dem trichterförmigen Behälter fällt der Sand in eine Rinne, die seitlich
                              									verlängert ist und dort eine zum Anschluß der Sandstreurohre dienende Oeffnung
                              									besitzt. Dorthin wird der Sand durch eine in der Rinne liegende Schnecke befördert,
                              									die mittels Kegelrad und Stoßklinke vom Führerstand aus angetrieben wird. Der
                              									Sandstreuer soll in gleicher Weise für feinen und groben, sowie trockenen und nassen
                              									Sand geeignet sein. [Street Railway Journal 1907, II, S. 815.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Schienenverbindungen.
                           Die Electric Service Supplies Company in Philadelphia
                              									stellt die Löcher für die Schienenverbindungen mittels einer hydraulischen Stanze
                              									von 100 t Druckkraft her und verwendet zum Einpressen der kupfernen Endstöpsel der
                              									Schienenverbindungen eine hydraulische Presse von 35 t Druckkraft. Mit der ersteren
                              									Vorrichtung können an einem Tage zwei Mann 200 Löcher herstellen, während mit der
                              									zweiten ebensoviel Leute 300 Stöpsel oder 150 Schienenverbindungen befestigen
                              									können. Es sind mit den Apparaten etwa eine Million Schienenverbindungen eingebaut
                              									worden. [Street Railway Journal 1907, II, S. 861.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Dampfturbine System Zvonicek.
                           Diese Dampfturbine weicht von den bekannten Bauarten wesentlich ab; sie ist eine
                              									mehrstufige Radialturbine, die mit Reaktion arbeitet. Die Stufenzahl ist durch
                              									Anwendung eines höheren Reaktionsgrades als gewöhnlich gering; dadurch werden die
                              									Verluste, welche die höheren Geschwindigkeiten verursachen, zum Teil wieder
                              									ausgeglichen. Die Turbine hat nur ein einziges Laufrad, an welchem eine Reihe
                              									konzentrischer Schaufelkränze befestigt sind; die dazwischen liegenden
                              									Leitschaufelkränze sind in den Gehäusedeckel eingelassen. Der Dampf strömt von der
                              									Achse aus dem ersten Leitrade zu und expandiert von da durch die einzelnen Lauf- und
                              									Leitradkränze, um dann am Umfang des Turbinengehäuses auszutreten. Die radiale
                              									Beaufschlagung hat den Vorteil, daß beim Eintritt, wo das Dampfvolumen noch klein
                              									ist, auch die Radumfänge und Radgeschwindigkeiten klein sind. Weil mit Rücksicht
                              									darauf nur geringe Dampfgeschwindigkeiten gewählt werden dürfen, erhalten die
                              									Schaufeln der ersten Stufe eine genügend große Länge. Infolge der gleichen
                              									Umfangsgeschwindigkeit längs der Schaufel kann das Profil der Schaufel über ihre
                              									Länge konstant bleiben; bei der Ausführung als Reaktionsturbine können die Profile
                              									für Leit- und Laufschaufeln dieselben sein.
                           Die erste Versuchsmaschine dieser Art hatte eine Leistung von 900 PSe bei 1500 Umdrehungen i. d. Min. Sie wurde von der
                              										Ersten böhmisch-mährischen Maschinenfabrik in Prag
                              									gebaut. Bei einer neueren normalen Ausführung eines Drehstrom-Turbogenerators von
                              									1100 PSe hängt das Turbinenrad fliegend an einem
                              									Ende der Welle, welche durch zwei Lager gestützt ist; zwischen diesen Lagern sitzt
                              									der Rotor der Dynamo. Am anderen Ende der Welle erfolgt der Antrieb der
                              									Erregermaschine und des Regulators.
                           Auf der Rückseite der Laufradscheibe befinden sich die Entlastungsräume, die mit den
                              									einzelnen Druckräumen auf der Vorderseite durch Bohrungen verbunden sind, so daß bei
                              									allen Belastungen ein Druckausgleich vorhanden ist. Die Welle ist in einem Kammlager
                              									gehalten, das achsial verschoben werden kann; dadurch können die Spielräume zwischen
                              									Rad und Gehäuse auf das geringste zulässige Maß eingestellt werden. Die Einstellung
                              									kann in erwärmtem Zustand und während des Ganges erfolgen. Das Kammlager stützt sich
                              									nicht unmittelbar auf den Fundamentrahmen, sondern hängt durch eine Büchse mit dem
                              									beweglich ausgeführten Traglager zusammen. Die Büchse ist aus einem Material
                              									hergestellt, dessen Ausdehnung eine gegenseitige Verschiebung von Rad und Gehäuse
                              									infolge der Erwärmung zum Teil wieder ausgleicht. Dadurch ist es möglich, ohne
                              									Gefahr sehr kleine Spielräume (bis 0,1 mm) zwischen Rad und Gehäuse einzuhalten.
                           Die Regulierung erfolgt durch einen Drosselschieber, der in der Mitte des vorderen
                              									Gehäusedeckels eingebaut ist und zur Verminderung der Reibung durch ein Exzenter auf
                              									der Reglerwelle eine hin- und hergehende Bewegung erhält. (Zvonicek.) [Zeitschrift für Elektrotechnik und Maschinenbau 1907, S.
                              									909–912.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Petroleummotoren für die italienische Marine.
                           Kürzlich fanden in England die Abnahmeversuche von Petroleummotoren neuer
                              									Konstruktion statt, die auf der Werft von Thornycroft
                              									& Co. gebaut und für zwei
                              									Doppelschrauben-Unterseeboote der italienischen Marine bestimmt sind.
                           Die Motoren bestehen aus je zwei Gruppen von vier miteinander verbolzten Zylindern,
                              									so daß auf jede Welle acht Zylinder kommen. Die Zylinderabmessungen betragen:
                              									Durchmesser 12 Zoll, Kolbenhub 8 Zoll. Sie sind vollständig verkapselt; sämtliche
                              									Lager besitzen forzierte Schmierung, und die der Kurbelwelle sind ebenso wie der
                              									Boden des Kurbelheftes mit Wasserkühlung versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 255
                              
                           Außerdem werden jedoch Kolben und Kurbelheft gewöhnlich durch einen mittels
                              									Saugventils angesaugten kalten Luftstrom ständig gekühlt.
                           Für leichtes Entfernen und Ersetzen von Kolben und Pleuelstangen (mittels der vorn an
                              									dem Motor angebrachten Türen) ist bestens gesorgt; die Zylinder brauchen daher nicht
                              									entfernt zu werden, und die Rückseite des Motors braucht nicht zugänglich zu sein,
                              									was bei Unterseebooten von besonderem Vorteil ist.
                           Der Kühlwasserumlauf erfolgt mittels einer Zentrifugalpumpe, die entweder mittels
                              									Elektromotors oder durch einen kleinen mit demselben Brennstoff wie der Hauptmotor
                              									betriebenen Motor selbständig betätigt wird. Diese Einrichtung bietet den Vorteil,
                              									daß der Motor nach Betrieb, wenn eine Prüfung oder Neueinstellung erforderlich sein
                              									sollte, schneller gekühlt werden kann. Der selbständige Antrieb gestattet auch eine
                              									genaue Regulierung der Wassermenge je nach dem Bedarf des Motors und nach der Art
                              									des zur Verwendung kommenden Brennstoffes.
                           Ein Petroleumvergaser von Sonderkonstruktion ist mit einem regulierbaren
                              									Auspuffnebenkanal versehen, so daß die Temperatur je nach dem gerade zur Verwendung
                              									kommenden Brennmaterial genau reguliert werden kann. Dieser Punkt ist besonders
                              									wichtig, da die als Brennstoff verwandten Oelsorten in bezug auf die zu ihrer
                              									Vergasung erforderlichen Wärmemenge so außerordentlich variieren, und ein Uebermaß
                              									von Wärme ebenso schädlich ist wie ein Minus. Durch geeignete Regulierung des
                              									Wärmebetrages kann man es, da sich niemals ein Teersatz bildet, erreichen, daß Motor
                              									und Vergaser nicht gereinigt zu werden brauchen. Die Motoren erfahren daher aus
                              									diesem Grunde keinerlei Betriebsstörung.
                           Ganz neuartig ist die Konstruktion der Reversiervorrichtung. Anstelle des gewöhnlich
                              									verwandten Doppeldaumensystem zum Betrieb in beiden Richtungen ist die Daumenwelle
                              									so eingerichtet, daß sie unabhängig von der Rotationsrichtung des Motors stets in
                              									einer und derselben Richtung rotiert. Zu diesem Zwecke ist ein umkehrbares
                              									Kegelradgetriebe mit positivem Vorgelege angebracht.
                           Zum Anlauf in beiden Richtungen benutzt man Druckluft; die zur Regulierung der
                              									Druckluft dienenden Ventile werden, sobald der Motor arbeitet, sofort
                              									abgeschaltet.
                           Niederspannungsmagnetzündung nebst Verteiler ist in den Zylindern in Verbindung mit
                              									einer besonderen Form von Abreißzündung angebracht.
                           Der Brennstoffverbrauch ist sehr gering; er beträgt f. d. (brit.)
                              									Bremspferdekraftstunde nur ungefähr 0,33 Liter Petroleum oder Rohpetroleum.
                           Die Motoren sind mit umfangreichen Lagerflächen ausgestattet und eignen sich in jeder
                              									Beziehung für kontinuierlichen Betrieb unter erschwerten Bedingungen.
                           Das Gesamtgewicht eines jeden Vierzylindersystems beträgt 70 (englische) Zentner
                              									(gleich 3570 kg).
                           In folgender Tabelle sind die Ergebnisse der eingangs erwähnten dreistündigen
                              									Abnahmeversuche verzeichnet:
                           
                              
                                 BrennstoffVerbrauch
                                 Phöbus Petroleum, Spezif. Gewicht
                                    											0,8200,31 Liter f. d. britische Pferdekraftstunde
                                 
                              
                                 Zeit von der Abfahrtan (in Stunden)
                                 B H P.
                                 Touren i. d. Min.
                                 
                              
                                 0
                                 324
                                 550
                                 
                              
                                 ½
                                 328
                                 555
                                 
                              
                                 1
                                 340
                                 590
                                 
                              
                                 1 ½o
                                 327
                                 595
                                 
                              
                                 2
                                 318
                                 595
                                 
                              
                                 2 ½
                                 318
                                 600
                                 
                              
                                 3
                                 324
                                 600
                                 
                              
                                 Durchschnittliche Tourenzahl i. d. Min
                                    582,5
                                 
                              
                                 Durchschnittsleistung
                                               325,5 B.H.P.
                                 
                              
                           Dr. Alfred Gradenwitz.
                           
                        
                           Steuerung von Motorwagen.
                           Die General Electric Company hat ihre Fahrschalter mit
                              									Rücksicht auf die bisherige Ueberbeanspruchung bei Kurzschlüssen und auf die
                              									gesteigerte Motorspannung neu durchgebildet, so daß sie bis zu einer
                              									Fahrleitungsspannung von 750 Volt verwendbar sind. Zur besseren Funkenlöschung sind
                              									anstelle einer gemeinsamen Funkenlöschspule für sämtliche Kontaktfinger mehrere
                              									Spulen zum Teil für einzelne, zum Teil für Gruppen von Fingern angeordnet worden.
                              									Die durch die Spulen erregten Magnete besitzen Hilfspole, die zwischen die
                              									Kontaktfinger greifen und eine derartige Richtung der Kraftlinien des Löschfeldes
                              									erzeugen, daß die Funken tangential und nicht mehr in Richtung der Achse gegen die
                              									Isolierscheiben des Fächerwerkes geblasen werden. Außerdem ist bei den größeren
                              									Schaltern beim Uebergange von Hintereinander- auf Parallelschaltung eine
                              									Stromunterbrechung oder das Kurzschließen eines Motors vermieden, indem mit Hilfe
                              									einer Brückenschaltung beide Motoren dauernd unter Strom gehalten werden. Zur
                              									Vereinfachung der Bauart ist ferner das besondere Schaltbrett fortgefallen und die
                              									durch den Wagen gehenden Leitungen sind mittels Kabelschuhe unmittelbar an die
                              									Kontaktfinger angeschlossen. Die im besonderen zur Stromunterbrechung dienenden
                              									Schaltfinger sind außerdem oben im Schalter angeordnet, wo sie besser zugänglich und
                              									weniger leicht, dem Verschmutzen durch Staub ausgesetzt sind. Zur besseren
                              									Befestigung der Kontaktstücke auf der Fahrwalze ist deren Welle sechskantig
                              									ausgebildet und mit mehreren aufeinander geklebten dünnen Lagen von
                              									Isolationsmaterial unter Druck umkleidet. Die einzelnen Walzenteile sind dann mit
                              									ihren sechseckigen Aussparungen auf die Welle aufgeschoben und werden durch kräftige
                              									Druckschrauben unter Zwischenlage von Stahlplatten festgehalten. Neben guter
                              									Isolation ist hier zugleich eine leichte Auswechselbarkeit der Teile erhalten.
                           Viel umstritten ist die Frage, ob bei Hüpfersteuerungen im Straßenbahnbetrieb, wo
                              									große Verschiedenheiten in der Belastung des Wagens und den Gleisverhältnissen
                              									(scharfe Kurven, starke Steigungen) vorhanden sind, eine selbsttätige Regelung des
                              									Anfahrens vorzusehen ist. Denn wenn der Höchststrom des Fahrzeuges so begrenzt ist,
                              									daß ein gutes Anfahren bei mittlerer Besetzung und auf ebener Strecke stattfindet,
                              									kann in Krümmungen und auf Steigungen das Drehmoment zum Anfahren häufig nicht
                              									ausreichend sein. Zur Abhilfe wurde anfangs das Höchststromrelais in besonderen
                              									Fällen durch einen besonderen Schalter ausgeschaltet. Neuerdings hat sich jedoch als
                              									vorteilhaft herausgestellt, zwei Relais für verschiedene Stromstärken zu verwenden
                              									und das für die geringere Stromstärke ausschaltbar anzuordnen. Auch der
                              									Höchststromausschalter ist für Anordnung unter den Wagen umgebaut worden und wird
                              									durch einen kleinen Umschalter von Führerstand aus gesteuert. (Case.) [Street Railway Journal 1907, II, S.
                              									741–742.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Abschlußdeich des Zuydersees.
                           Zur Trockenlegung des Zuydersees ist in erster Linie ein Abschlußdeich von rd. 29,3
                              									km Länge von der nordholländischen Küste über die Insel Wieringen nach der
                              									friesischen Küste bei Piaam erforderlich. Die Kosten dieses in der üblichen Weise
                              									mit Senkwerken auszuführenden Dammes betragen 72 Millionen Mark. Ingenieur Sanders hat ein Projekt für einen Deich gleicher Länge
                              									ausgearbeitet, das infolge Verwendung von Eisenbeton 25 Millionen Mark billiger
                              									wird. Sanders verteidigt die Seeseite des Dammes durch
                              									Eisenbetonkonstruktionen. An Stelle der sehr teuren Senkwerke am Dammfuß der
                              									Seeseite wird eine Reihe hohler Eisenbetonsäulen von 6 m Durchm. und 8 m Abstand von
                              									Mitte zu Mitte verwendet. Der 2 m breite Zwischenraum zwischen je zwei Säulen wird
                              									durch eine Eisenbetonspundplatte wasserdicht abgeschlossen. Die Oberkante der 8 m
                              									hohen Säulen liegt bei + 0,5 N. A. P. 1 m über Niedrigwasser und 0,2 m über
                              									gewöhnlich hohem Wasser, ihre Unterkante liegt bei – 7,5 N. A. P. 3–5 m unter der
                              									Terrainlinie. Die Hohlsäulen werden mit Sand gefüllt und mit einer 75 cm hohen
                              									Schicht Magerbeton abgedeckt. In gleicher Weise werden die Zwickel zwischen den
                              									einzelnen Säulen auf der Dammseite bis 50 cm hinter den Säulen durch eine 50 cm hohe
                              									Schicht Magerbeton abgedeckt, die als Fuß für die Böschungsabdeckung dient. Die
                              									letztere wird in Eisenbeton nach dem System de Muralt
                              									ausgeführt (Beton und Eisen 1907, S. 8). Durch die treppenförmige Anordnung dieser
                              									Abdeckung wird die Stoßkraft des Wassers gebrochen. Den oberen Abschluß der Böschung
                              									bildet eine 1,10 m hohe Betonmauer, die selbst bei außerordentlich hohen Sturmfluten
                              									eine Gefahr ausschließt, da ihre Oberkante 6,2 m über dem gewöhnlichen hohen
                              									Wasserstand liegt. Hinter dieser Mauer soll der Deich eine zweigleisige Bahn und
                              									eine Fahrstraße aufnehmen.
                           Als besondere Vorzüge seines Entwurfs gegenüber dem Entwurf des früheren
                              									Staatsausschusses hebt Sanders die um 1,10 m größere
                              									Höhe, die geringeren Unterhaltungskosten, die Verminderung der Unterspülungsgefahr,
                              									die Verkürzung der Bauzeit von neun auf sechs Jahre und die Ersparnis von 25
                              									Millionen Mark Baukosten hervor. (Sanders.) [Beton und
                              									Eisen 1908, S. 1.]
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Ein modernes Korrespondenzbüro.
                           Die Organisation des Korrespondenzbüros der Firma Ludwig
                                 										Loewe & Co. Akt.-Ges. kann als vorbildlich nicht nur für
                              									Maschinenfabriken, sondern auch für solche anderer Branchen betrachtet werden.
                              									Fortgefallen ist in dieser Firma das noch meist übliche, zeitraubende Lesen der
                              									gesamten Post durch die Mitglieder der Direktion. Für jeden Vertreterbezirk ist ein
                              									besonderer Korrespondent vorhanden, der die ihn interessierenden Briefe unmittelbar
                              									erhält. Sie werden in eine, auf der Maschine in drei Durchschlägen angefertigte
                              									Liste eingetragen, von denen einer der Direktion zugeht. An Hand dieser Liste
                              									bespricht der Korrespondent die wichtigen Sachen mit den leitenden Persönlichkeiten
                              									in der täglich stattfindenden Konferenz. Der zweite Durchschlag läuft bei den sonst
                              									an der Korrespondenz interessierten Beamten um, der dritte bleibt bei dem
                              									Korrespondenten zur Kontrolle der noch unerledigten Sachen.
                           Bei der Vorlage der Post zur Unterschrift, die in Mappen geschieht, werden die
                              									zugehörigen Umschläge fertig ausgefüllt beigelegt, wodurch die Arbeit des
                              									Expedienten wesentlich erleichtert wird. Anlagen werden durch zwei blaue Zettelchen
                              									mit gleicher Nummer gekennzeichnet, von denen der eine auf den Brief, der andere auf
                              									die Anlage geklebt wird.
                           In der Registratur werden die Kopien nachts durch eine elektrische Heizvorrichtung
                              									getrocknet, morgens in eine Mappe geheftet und zur Kenntnisnahme in Umlauf gesetzt.
                              									Für jeden Kunden ist eine der bekannten Schnellheftermappen vorhanden, deren Deckel
                              									verschiedene Farben je nach den verschiedenen Vertreterbezirken erhalten. Auf der
                              									Innenseite des Deckels dieser Mappe werden kurze Vermerke über ihren Inhalt gemacht.
                              									Ganz streng wird der Grundsatz, auch im Verkehr mit den Vertretern, durchgeführt: in
                              									jedem Briefe ist nur ein Geschäft zu behandeln. So kann die gesamte, den Kunden
                              									betreffende Korrespondenz in dieser einen Schnellheftermappe untergebracht werden.
                              									Für Briefe allgemeinen Inhalts an und von Vertretungen bestehen besondere Mappen.
                              									Dünne Briefkopien erhalten widerstandsfähige Verstärkungsringe, die mit einem
                              									besonderen kleinen Apparat in einfacher Weise an ihnen befestigt werden. So wird ein
                              									Ausreißen der Löcher vermieden. An Postkarten und Zeichnungen werden gummierte und
                              									durchlochte Leinwandstreifen geklebt. Die Ablage der Mappen geschieht wagerecht in
                              									den bekannten Stolzenbergerschen Mappenfächern, ihre
                              									Ausgabe nur gegen Quittung, die in einer Kartei abgelegt wird.
                           In einer anderen, besonders zu diesem Zweck konstruierten Kartei wird ein
                              									Kundenregister über etwa 20000 Kunden geführt; die verwendeten Karten haben die
                              									gleichen Farben wie die entsprechenden Schnellheftermappen.
                           Mit den geschilderten Einrichtungen gelingt es einem einzigen Beamten, der allein
                              									hierzu berechtigt ist, täglich bis zu 2000 Schriftstücke abzulegen; nur das
                              									Heraussuchen und Wiedereinlegen der Mappen wird durch zwei Gehilfen ihm abgenommen.
                              										(Kohlmann.) [Werkstatts-Technik 1908, S.
                              									83–88.]
                           
                              
                                 F. Mbg.