| Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 267 | 
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                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        Von Prof. Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 243 d. Bd.)
                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        
                     
                        
                           Eine von der Maschinenbau-A.-G. vorm. Breitfeld,
                                 										Danek & Co. für den Nelson III Schacht in
                              									Osseg gebaute unterirdische Verbundwasserhaltungsmaschine mit Kondensation zeigt
                              										Fig. 81.
                           Die Hauptabmessungen der Maschine sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 des Hochdruckzylinders
                                 480 mm
                                 
                              
                                 „
                                   „  Niederdruckzylinders
                                 750  „
                                 
                              
                                 „
                                 der Plungerkolben
                                 184  „
                                 
                              
                                 Gemeinsamer Kolbenhub
                                 600  „
                                 
                              
                           Sie leistet mit 100 Uml./Min. etwa 3 cbm Wasser auf 250 m Druckhöhe bei 4,5 m
                              									Saughöhe und erfordert hierzu an Dampf bei 7 at (absolut) Einströmspannung desselben
                              									und einer Gesamtfüllung von 12,5 v. H. 8 kg für 1 PS/Std. einschließlich
                              									Kondenswasser aus Deckel- und Zylindermänteln.
                           Der Hochdruckzylinder ist mit heizbarem Mantel und Deckel ausgeführt und besitzt eine
                              									von Hand aus stellbare Ridersteuerung. Der Niederdruckzylinder ist nur mit
                              									Deckelheizung versehen und hat Trickschen Flachschieber
                              									mit fest eingestellter Expansion. Beide Zylinder samt Schieberkästen und Deckeln
                              									sind sorgfältig isoliert und verschalt, die Schieberkästen außen liegend und leicht
                              									zugänglich angeordnet. Der für beide Zylinder gemeinsame Rahmen besteht aus dem
                              									Lagerteil mit drei vierteiligen, mit Weißmetall gefütterten Kurbellagern und den
                              									beiden, wegen leichteren Grubentransportes angeschraubten Rundführungen, die mit
                              									kräftigen Angüssen zur Befestigung der nach den Druckpumpen führenden
                              									Verbindungsstangen versehen sind.
                           Die doppelt gekröpfte Kurbelwelle ist zur Aufnahme des zweiteiligen Schwungrades nach
                              									einer Seite verlängert und an diesem Ende in einem zweiteiligen, mit Weißmetall
                              									gefütterten Lager nochmals geführt.
                           Der Drucksatz besteht aus zwei einfach wirkenden Plungerpumpen, von denen je
                              									eine von den rückwärts durchgeführten Kolbenstangen unmittelbar angetrieben und
                              									mittels je zweier schmiedeeiserner Strebstangen mit der betreffenden Rundführung
                              									verbunden ist. Die Saugventile sind als gesteuerte, die Druckventile als
                              									selbsttätige Ringventile ganz aus Bronze ausgeführt. Jedes von einer Stahlfeder
                              									belaetete Saugventil besitzt zwei Spalten von 222 mm Breite und 170 bezw. 280 mm
                              									mittlerem Durchm., jedes Druckventil dagegen drei Spalten von 14 mm Breite und 160
                              									bezw. 224 bezw. 288 mittlerem Durchm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 266
                              Fig. 81.Unterirdische Wasserhaltungmaschine der Maschinenbau-A.-G. vorm.
                                 										Breitfeld, Danek & Co.
                              
                           Eine einstufige Luftfüllpumpe von 40 mm Plungerdurchm. und 600 mrn Hub mit
                              									Wassereinspritzung zum Füllen der Windkessel ist an einer Druckpumpe angehängt und wird von dieser
                              									unmittelbar betrieben. Die zur Kondensationseinrichtung gehörige Luftpumpe stehender
                              									Anordnung wird mittels Kurbel von dem einen Ende der Schwungradwelle aus
                              									angetrieben.
                           Das mit Schaltkranz zum Andrehen der Maschine versehene Schwungrad ist gänzlich mit
                              									Blech verschalt, und es ist diese Schalung behufs Verhinderung des Spritzens unter
                              									der Kammersohle wasserdicht hergestellt.
                           Die ganze Maschine ruht auf einem aus Walzeisen gebildeten Trägerrost mit
                              									aufgenieteten Gurtblechen und besitzt, da örtliche Verhältnisse eine Fundierung ohne
                              									Trägerrost nicht zuließen, nur eine Fundamenttiefe von 1000 mm.
                           In neuerer Zeit sind auch „Worthington-Pumpmaschinen“ als unterirdische Wasserhaltungen in
                              									Betrieb gekommen. Derartige nach dem von Henry R.
                                 										Worthington angegebenen Duplexprinzip gebaute Maschinen gewährleisten, da
                              									sie, gleichwie die Schwungrad-Pumpmaschinen, mit hoher Expansion des
                              									Einströmdampfes, mit Dampfheizung und Kondensation arbeiten, gleich niedrige
                              									Dampfverbrauchsziffern wie jene.
                           In Fig. 82 ist eine Worthington-Dreifachexpansions-Pumpmaschine dargestellt, die zur
                              									Entwässerung eines Schachtes der Salgó-Tarjáner
                                 										Steinkohlen-Bergbau-A.-G. in Pálfalva dient. Sie hat nachfolgende
                              									Hauptabmessungen:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 des Hochdruckzylinders
                                 254 mm
                                 
                              
                                 „
                                   „  Mitteldruckzylinders
                                 406   „
                                 
                              
                                 „
                                   „  Niederdruckzylinders
                                 635   „
                                 
                              
                                 „
                                 der Plunger
                                 160   „
                                 
                              
                                 Gemeinschaftlicher Hub
                                 458   „
                                 
                              
                           und leistet mit 44–46 Uml./Min. etwa 1500 l/Min, auf eine
                              									Förderhöhe von 250 m.
                           Die drei Dampfzylinder jeder Maschinenseite liegen hintereinander, und zwar die
                              									Niederdruckzylinder hinten, die Hochdruckzylinder am nächsten zur Pumpe; erstere
                              									haben Deckel- und Mantelheizung. Zur Steuerung dienen Corliß-Rundschieber.
                           Während die Kolben der Hochdruckzylinder unmittelbar an den zu den Pumpen führenden
                              									Stangen angreifen, sind diejenigen der Mitteldruckzylinder durch nach hinten gehende
                              									Stangen mit den Kolben der Niederdruckzylinder verbunden, letztere wiederum durch je
                              									zwei äußere Kolbenstangen, welche die vorhergehenden Zylinder umgreifen, an der
                              									zugehörigen Pumpentraverse angekuppelt, Hierdurch wird erreicht, daß Kolben und
                              									Stangen ohne Entfernung eines Zylinders ausgewechselt werden können.
                           Der unterhalb der Hauptpumpen in einer Versenkung stehende Kondensator besitzt ein
                              									mittels Handrad stellbares, einen Strahlenkonus bildendes Einspritzventil. Das
                              									Einspritzwasser wird in derjenigen Menge, welche die Hauptpumpen fördern sollen, aus
                              									dem Sumpf angesaugt, strömt durch die Luftpumpen, die demnach gleichzeitig als
                              									Vorpumpen dienen, und wird als Warmwasser in einen über den Hauptpumpen angeordneten
                              									Behälter ausgeworfen, von dem es dann unter Druck den letzteren zufließt. Die
                              									Hauptpumpen haben demnach keine Saughöhen zu überwinden und ihre federbelasteten
                              									Ventile heben sich unter Mithilfe des von unten auf dieselben lastenden Druckes.
                           Das Anlassen der Pumpen erfolgt wesentlich leichter und ruhiger, als es bei solchen
                              									mit Saughöhen der Fall ist. Da sie stets mit Wasser gefüllt sind, ist ein Eindringen
                              									von Luft unmöglich.
                           Die Anordnung der Vorpumpen in der Vertiefung bietet den weiteren Vorteil, daß das
                              									Wasser im Sumpf bis über das Niveau der Maschine ansteigen kann; man braucht
                              									daher nur kleine Sumpfstrecken anzulegen und die Gefahr des Ersaufens ist wesentlich
                              									geringer als bei der gewöhnlichen Anordnung – übrigens können Duplex-Pumpmaschinen
                              									bekanntlich auch unter Wasser fortarbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 267
                              Fig. 82.Worthington-Dreifachexpansions-Pumpmaschine der Salgó-Tarjáner
                                 										Steinkohlen-Bergbau-A-G.
                              
                           Die Hauptpumpen besitzen je acht Saug- und acht Druckventile, die zu je zwei – ein
                              									Saug- und Druckventil – in einem gemeinsamen Ventilkasten untergebracht sind;
                              									sämtliche Ventilkasten sind in der aus Fig. 82
                              									ersichtlichen Weise mit dem Pumpenkörper verbunden und untereinander auswechselbar,
                              									so daß ein einziger Reserve-Ventilkasten für etwaige Brüche genügt. Zufolge dieser
                              									Anordnung können Ventile und zugehörige Kasten verhältnismäßig klein ausgeführt
                              									werden, wodurch die Betriebssicherheit der Pumpen erhöht wird. Durch je mit drei
                              									Umlegschrauben befestigte Deckel sind die einzelnen Ventile leicht zugänglich.
                           Eine nicht zu unterschätzende gute Eigenschaft der Worthington- Pumpmaschinen ist deren Unempfindlichkeit gegen Ansammlung
                              									von Wasser in den Dampfzylindern. Während bei Schwungrad- Pumpmaschinen – um
                              									Wasserschläge und deren Folgen zu verhüten – die Schacht – Dampfleitungen gewöhnlich
                              									mit Wasserabscheidern von bedeutenden Abmessungen zu versehen sind, verkürzt die Worthington-Maschine, die durch keine Schwungmassen
                              									behindert ist, einfach den Hub, sobald die Kolben mit Wasser im Zylinder
                              									zusammentreffen, ohne daß hierdurch irgendwelche Gefahr für das weitere Arbeiten der
                              									Maschine entsteht.
                           Fig. 82 zeigt auch, welchen geringen Raum die
                              									Maschine zu ihrer Aufstellung erfordert; der Durchmesser der Maschinenkammer beträgt
                              									nur 3800 mm, wobei noch genügend seitlicher Raum verbleibt, um eine zweite
                              									Pumpmaschine bezw. deren Einzelteile an der ersteren vorbeibringen zu können.
                           Eine der vorbeschriebenen ähnliche Pumpmaschine für 350 m Teufe wurde von derselben
                              									Kohlenbergbau-Gesellschaft auf deren Schacht in Ettes aufgestellt. Diese Maschine
                              									ist ohne Druckwindkessel ausgeführt worden; derselbe konnte, da bei Worthington-Pumpen die Geschwindigkeiten in den Saug-
                              									und Druckrohren nahezu gleichmäßige sind und wesentliche Druckänderungen hierdurch
                              									nicht hervorgerufen werden, in Wegfall kommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 268
                              Fig. 83.Dreifach-Expansions-Pumpmaschine von Haniel & Lueg.
                              
                           Fig. 83 zeigt die äußere Ansicht der größten, von der
                              									Firma Haniel & Lueg in
                              									Düsseldorf bisher gelieferten Wasserwerksmaschine – eine
                              									Dreifach-Expansions-Pumpmaschine mit Kondensation für das nördlich -westfälische
                              									Kohlenrevier, Pumpstation Witten a. d. Ruhr.
                           Die Maschine hat Dampfzylinder von 600 bezw. 920 bezw. 1500 mm Durchm. und 1500 mm
                              									Hub; sie liefert mit 40 Uml./Min. und einer Spannung des Einströmdampfes von 12
                              									at (Ueberdruck) 30–35 cbm/Min. auf etwa 110 m Höhe. Mitteldruck- und
                              									Niederdruckzylinder sind von Dampfmänteln umgeben, während der Hochdruckzylinder
                              									ohne Heizmantel ausgeführt ist.
                           Alle Dampfzylinder sind mit Ventilsteuerung versehen.
                           Die Einlaßventile des Hochdruckzylinders arbeiten mit Flüssigkeitspuffern nach Patent
                              										Wiegleb (D. R. P. 124381), während die anderen
                              									Ventile durch unrunde Scheiben der Steuerwelle angetrieben werden.
                           Der Kondensator samt zugehöriger Luftpumpe liegt unmittelbar hinter dem
                              									Niederdruckzylinder der einen Maschinenseite, während Hochdruck- und
                              									Mitteldruckzylinder die andere Maschinenseite bilden. Die durchgehenden
                              									Kolbenstangen der letzteren bezw. des Niederdruckzylinders und der Luftpumpe sind
                              									mit den auf flachen Gleitbahnen geführten Traversen der mit nach außen gekehrten
                              									Stopfbüchsen und Umführungsgestänge ausgerüsteten Pumpen von je 408 mm
                              									Plungerdurchmesser unmittelbar verbunden.
                           Die beiden Pumpenkörper jeder Maschinenseite sind, wie auch Fig. 84 u. 85
                              									ersichtlich, auf einem gußeisernen Kasten aufgebaut, der in das Fundament
                              									eingebettet ist und als Saugwindkessel dient.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 268
                              Fig. 84 und 85. Pumpenkörper zur Dreifach-Expansions-Pumpmaschine von Haniel
                                 										& Lueg.
                              
                           Um einen möglichst ruhigen Wasserspiegel zu erhalten und Stoßwirkungen des durch
                              									einen hinteren Stutzen in diesen Windkessel eintretenden Wassers beim Durchströmen
                              									der Saugventile zu vermeiden, sind unterhalb der letzteren im Saugwindkessel mit
                              									Durchbrechungen versehene und durch Rippen versteifte Wandungen angeordnet.
                           Das die beiden Plunger verbindende Umführungsgestänge besteht aus zwei Traversen, die
                              									durch schmiedeeiserne Stangen miteinander verbunden sind; letztere sind aus je zwei
                              									miteinander gekuppelten Hälften hergestellt.
                           Die als Ringventile ausgebildeten Steuerorgane jedes Pumpenkörpers sitzen senkrecht
                              									übereinander in dem gemeinsamen, an den Uebergangsstellen a (Fig. 84) für durchtretende Spannanker entsprechend verstärkten
                              									Ventilkästen, in
                              									den auch der Plunger hineintritt. Nach oben sind die Pumpenkörper jeder
                              									Maschinenseite durch Windhauben abgeschlossen, deren Lufträume durch eine
                              									Rohrleitung miteinander verbunden sind. Aus den beiden Pumpenkörpern tritt das
                              									Wasser durch seitliche Stutzen in den inmitten der Maschine stehenden gemeinsamen
                              									Druckwindkessel.
                           Zum Festhalten der Ventilsitze dienen je vier, von außen stellbare
                              									Druckstifte.
                           Zum Füllen des Pumpenraumes bezw. des Saugwindkessels
                              									mit Wasser – vor dem Anlassen der Pumpe – sind Umlaufleitungen mit abstellbaren
                              									Ventilen angeordnet.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)