| Titel: | Versuche an Pumpen-Ringventilen. | 
| Autor: | L. Klein | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 290 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Versuche an Pumpen-Ringventilen.Vergl. von demselben Verf. D. p. J. 1907, S. 353
                                 										und von demselben Verf. Z. d. V. d. I. 1905, S. 485, 618 u.
                                    								f.
                        Von Professor L. Klein,
                           								Hannover.
                        Versuche an Pumpen-Ringventilen.
                        
                     
                        
                           Zur Berechnung der Ventilgröße ist notwendig die Kenntnis der Ausflußziffer μSiehe von
                                    											demselben Verf. D. p. J. 1907, S. 388., unter welcher man im
                              									allgemeinen das Verhältnis versteht zwischen der wirklich austretenden Wassermenge
                              									und derjenigen, welche ohne Verengung des Strahles, ohne Wirbelung und Reibung der
                              									Wasserteilchen austreten würde:
                           
                              \mu=\frac{\mbox{Sekundlich ausfließende
                                 										Wassermenge}\,\times\,\mbox{Zeit}}{\mbox{Austrittsspalt}\,\times\,\mbox{Austrittsgeschwindigkeit}\,\times\,\mbox{Zeit}}
                              
                           Hierin ist:
                           Die Austrittsgeschwindigkeit
                              										=\sqrt{2\,g\,(h_u-h_0)};
                           hu– h0 in m Wassersäule
                              									der zur Geschwindigkeitserzeugung aufgewendete Druckunterschied unter- und oberhalb
                              									des Ventiles;
                                 g = Beschleunigung der
                              									Schwere = 9,81 m/Sek.2
                           Der Druckunterschied hu
                              									– h0 in dem Ventil wird
                              									hervorgerufen durch das Eigengewicht des Ventils unter Wasser, vermehrt um die
                              									Ventilbelastung. Beide zusammen üben auf das Wasser einen Druck = B kg aus. Seine Größe ergibt sich für den Augenblick
                              									der Ventileröffnung, also bei noch ruhendem Wasser unter dem Ventile zu:
                           B = f
                              										(hu – h0)γ
                           worin f = Ventilunterfläche in
                              									qm,
                           γ = Gewicht von 1 cbm Wasser.
                           Bei geöffnetem Ventil, also bei strömendem Wasser unter ihm, wird der Druck auf den
                              									Ventilring ein anderer sein, denn ein Teil des ganzen im Ventil aufgewendeten
                              									Druckunterschiedes hu
                              									– h0 wird schon in
                              									Geschwindigkeit umgesetzt sein, ehe das Wasser den Ventilring erreicht, und wird in
                              									Form von Geschwindigkeit bleiben, nachdem es das Ventil verlassen hat; außerdem wird
                              									strömendes Wasser anders auf das Ventil wirken als ruhendes. Es wird sein:
                           B=\frac{1}{x}\,f\,(h_u-h_0)\,\gammaVergl. Klein D.
                                    											p. J. 1907, S. 386.,
                           worin ich x die Druckziffer
                              									nenne.
                           Sowohl μ als auch x können
                              									nur durch Versuche bestimmt werden, und schien es mir zweckmäßig, die wenigen für
                              									Ringventile vorliegenden VersucheVergl. von
                                    											demselben Verf. D. p. J. 1907, S. 353 und von demselben Verf. Z. d. V. d. I.
                                    											1905. S. 485. 618 u. f. zu ergänzen.
                           Die nachfolgend beschriebenen Versuche habe ich im Ingenieur-Laboratorium der
                              									Kgl. Techn. Hochschule zu Hannover durchgeführt, dessen Leiter, Herrn Geheimen
                              									Regierungsrat Professor Frese ich auch an dieser Stelle
                              									für sein freundliches Entgegenkommen vielmals danke.
                           Zunächst habe ich die Versuchseinrichtung durch Ausführung eines Differenz-Indikators
                              									vervollständigt, so daß ich den Druckunterschied an dem in der Pumpe arbeitenden
                              									Ventile direkt messen konnte. Im Gegensatz zu früherVergl. D. p. J. von demselben Verf. 1907, S.
                                    											388. war es mir nun möglich, sowohl die Ausflußziffer μ als auch die Druckziffer x unabhängig voneinander an dem arbeitenden
                              									Ventil festzustellen.
                           Untersucht wurde erstens ein Ringventil (Fig. 1) von denselben
                              									Hauptabmessungen wie das früher benutzteD. p.
                                    											J. 1907, S. 354, Fig.
                                       										2., das aber an Stelle der Hülsenführung und Gewichtsbelastung
                              									eine reibungsfrei arbeitende Führung und Federbelastung besitzt, und zweitens ein
                              									ähnlich belastetes und geführtes Ventil mit breiterem
                              									Ring und ebener Sitzfläche (Fig. 2). Hierüber soll
                              									im folgenden berichtet und der Reihe nach beschrieben werden:
                           
                              1. die Ventile,
                              2. die Versuchseinrichtung,
                              3. die Federeichungen,
                              4. die Durchführung und
                              5. die Ergebnisse der Versuche.
                              
                           
                        
                           1. Die Ventile.
                           Die Außendurchmesser der beiden Ventilringe mußten mit Rücksicht auf den
                              									Druckventilkasten der vorhandenen Pumpes. D.
                                    											p. J. 1907, S. 353, Fig.
                                       										1., in dem sie arbeiten sollten, gleich groß = 188 mm gemacht
                              									werden. Das eine Ventil (Fig. 1 u. 3) hat
                              									ebenso wie das früher untersuchte einen mittleren Durchmesser von 166 mm, einen 16
                              									auf 22 mm breiten Ring und Sitzflächen unter 45°; das andere (Fig. 2 und 3) hat einen
                              									mittleren Durchm. von 158 mm, einen 30 mm breiten Ring und Sitzflächen unter 90° zur
                              									Bewegungsrichtung, also ebene Sitzflächen. Bei jedem
                              									Ventil wurde, wie aus den Fig. 1 und 2 zu
                              									erkennen ist, die Führung und die Belastung durch eine Feder F bewirkt, welche aus einem Hohlzylinder doppelgängig geschnitten, oben in
                              									die Mutter und unten in den Ventilring gut eingepaßt ist. In Fig. 4 ist die Feder des Ventils 2 dargestellt. Diese Führung arbeitet reibungsfrei und
                              									hat sich im Betriebe recht gut bewährt.
                           
                        
                           
                           2. Die
                                 									Versuchseinrichtung.
                           Bei jedem Versuch war für eine bestimmte Ventilstellung zu ermitteln:
                           
                              a) die aus dem Ventil fließende Wassermenge = d W,
                              b) der Austrittsquerschnitt des Ventils = q,
                              c) der Druckunterschied = hu
                                 										– h0 in m
                                 										Wassersäule und
                              d) der Druck des Wassers auf den Ventilring.
                              
                           Alle vier Größen lassen sich am sichersten für die Ventilstellung messen, welche zur
                              									Zeit der Plungerhubmitte stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 290
                              Fig. 1. Pumpenringventil mit kegelförmigem Sitz. Fig. 2. Pumpenringventil mit
                                 										ebenem Sitz.
                              
                           a) Die aus dem Ventil strömende Wassermenge d W ist für
                              									diesen Augenblick gleich derjenigen, welche vom Plunger geliefert wird, weil das
                              									Ventil zu dieser Zeit in Ruhe bleibt, und nicht wie z.B. während des Ansteigens
                              									unter dem Ventilring Platz für einen Teil des Wassers geschaffen wird.
                           
                              d\,W=\frac{\pi\,\vartheta^2}{4}\,\frac{s\,\pi\,n}{60}\,d\,t.
                              
                           Hierin ist
                             ϑ = Plungerdurchm. = 0,1246
                              									m,
                           \frac{s\,\pi\,n}{60}= Kolbengeschwindigkeit
                              									zur Zeit der Hubmitte,
                              s = Kolbenhub = 0,299 m,
                              n = minutliche
                              									Doppelhubzahl.
                           b) Der Austrittsquerschnitt des Ringventils = q besteht aus den beiden Austrittsspalten, deren
                              									nutzbare Höhe gleich dem Ventilhube h mal dem sinus des
                              									Abschrägwinkels β, und deren Länge gleich dem inneren,
                              									bezw. äußeren Ringumfang ist
                           q = 2 D π
                                 										h sin β.
                           Hierin ist
                           D = der mittlere Durchmesser des
                              									Ventilringes,
                           D = 0,166 m bezw. 0,158 m,
                           β = 45° bezw. 90°.
                           Veränderlich und für jeden Versuch zu bestimmen, bleibt der Ventilhub h. Er wurde mit Hilfe der aus Fig. 3vergl. auch D. p. J. 1907, S. 354, Fig.
                                       												1. ersichtlichen Vorrichtung, bestehend aus
                              									Hartgummirollen R, den Hebeln L2 und L1 mit dem Schreibstift S, sowie der in Spitzen gelagerten Welle W,
                              									auf die Papiertrommel T eines Indikators aufgezeichnet.
                              									Um etwaigen toten Gang dieser Schreibvorrichtung unschädlich zu machen, wird der
                              									Hebel L1 durch eine
                              									schwache Feder F nach abwärts gezogen. Die Welle ist,
                              									wie in Fig.
                                 										3 erkennbar, dadurch reibungsfrei durch die Wand des Ventilkastens
                              									hindurchgeführt, daß an Stelle der Stopfbüchse eine Gummischeibe G angebracht wurde, welche innen an der Welle, und
                              									außen am Ventilkasten festgeklemmt ist. Bei den kleinen Drehungen, welche die Welle
                              										W zu machen hat, wirkt diese Gummischeibe wie eine
                              									Torsionsfeder, sie wird Reibungsverluste nicht verursachen, wohl aber die
                              									Federbelastung des Ventils vergrößern, muß also schon bei deren Eichung eingebaut
                              									sein. Die so gewonnenen Diagramme (s. später Fig. 8 bis 28) ergeben
                              									den im Verhältnis der Hebel L1 : L2 = 263
                              									: 55, also auf das 4,78 fache vergrößerten Ventilhub.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 290
                              Fig. 4.Feder F1 zur Führung und Belastung des Ventils nach Fig. 2.
                              
                           c) Der Druckunterschied hu
                              									– h0 wurde mit Hilfe
                              									eines Differenzindikators (Fig. 5) gemessen, den ich
                              									mir zu diesem Zweck aus einem gewöhnlichen Rosenkranzindikator konstruiert habe.
                              									Zwischen den Deckel und den Indikatorzylinder habe ich ein Zwischenstück Z eingeschaltet, welches gestattet auch über den Indikatorkolben Druckwasser zu bringen, und
                              									welches außerdem durch den Schlauch S mit dem
                              									Hahngehäuse unter dem Indikator verbunden wird. Bei geöffnetem oberen, und in die
                              									Stellung I gedrehtem unteren Hahn wird der über dem
                              									Pumpenventil herrschende Druck h'0 sowohl über, als auch unter den Indikatorkolben
                              									geleitet, und die dieser Pressung entsprechende Linie h'0 im Diagramm geschrieben. Wird nun der untere Hahn
                              									in die Stellung II (Fig.
                                 										5) gedreht und dadurch der Raum unter dem Indikatorkolben mit dem Raum
                              									unter dem Pumpenventil verbunden, gleichzeitig aber gegen den Umführungsschlauch S abgeschlossen, so wird unter dem Indikatorkolben
                              									derselbe Druck h'u
                              									auftreten wie unter dem Ventil, während an den Druck verhältnissen über dem
                              									Indikatorkolben nichts geändert wird. Gegenüber dem Zustand beim Schreiben der h'0-Linie wird jetzt
                              									die untere Seite des Indikatorkolbens eine Pressung h'u, in m Wassersäule gemessen, erfahren.
                              									Während der Druckperiode, also bei geöffnetem Druckventil ist h'u größer als h'0, der Schreibstift
                              									wird um den gesuchten Wert h'u
                              									– h'0 in die Höhe
                              									gehen. Während der Saugperiode, bei geschlossenem Druckventil, ist die Pressung
                              									unter diesem viel kleiner als h0; der Indikatorkolben und mit ihm der Schreibstift
                              									werden so weit nach abwärts gehen, wie der als Hubbegrenzung dienende Unterlagring
                              										A (Fig. 5)
                              									gestattet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 291
                              Fig. 5.Differenzindikator zur Messung- won h'u – h'0.
                              
                           d. Der Druck des Wassers auf das Ventil. Das Ventil
                              									erleidet für die der Betrachtung zugrunde gelegte höchste Stellung nennenswerte
                              									Beschleunigungen oder Verzögerungen nichtVergl.
                                    											D. p. J. von demselben Verf. 1907, S. 387, Anm. 15., so daß der
                              									auf den Ventilring nach oben wirkende Wasserdruck gleich sein wird dem nach abwärts
                              									wirkenden Ringgewicht unter Wasser, vermehrt um die Ventilbelastung, also um den
                              									Druck der Feder F1  bezw. F2. Letzterer ist abhängig von der Anfangs- und der
                              									Zusatzspannung, welche durch die Zusammendrückung um den Ventilhub hervorgerufen
                              									wird. Durch Eichung wird die Größe des um die Belastung vermehrten Eigengewichtes
                              									für die verschiedenen Ventilstellungen bestimmt, während der Ventilhub beim Versuch
                              									gemessen wird wie vorstehend unter b angegeben.
                           
                        
                           3. Federeichungen.
                           a) Die Indikatorfeder wurde in kaltem Zustande auf der
                              									Federprüfvorrichtung von RosenkranzSiehe Z. d. V. d. I. 1906, S. 710.
                              									vor und nach den Versuchen innerhalb der Grenzen 0 und 0,9 at in Stufen von 0,1 at
                              									wiederholt geeicht.
                           Der Federmaßstab erwies sich als gleichmäßig und gleichbleibend aus acht
                              									Versuchen im Mittel zu:
                           1 kg = 54,6 mm;
                           1 mm = 0,0183 at = 0,183 m Wasserläule.
                           b) Eichung der Ventilbelastung: Das Ventil wird in den
                              									Druckventilkasten, dessen Deckel abgenommen ist. eingebaut, durch eine Druckschraube
                              									auf seinem Sitz gehalten und unter Wasser gesetzt. Durch ein Gehänge wird sodann der
                              									Ventilring mit einer Schnur verbunden, welche über eine in Kugellagern laufende
                              									Rolle – Fahrrad – gelegt und an ihrem anderen Ende mit Gewichten belastet ist. Zu
                              									jeder Belastung wird der zugehörige Ventilhub auf der Papiertrommel T (s. Fig. 3 und 6) vermerkt. Das Gehänge, welches die Schnur mit dem
                              									Ventilring verbindet, besteht der Hauptsache nach aus drei Fahrradspeichen, die
                              									unten mit ihren Köpfen in drei, in die Mittelrippe des Ventilringes in gleichen
                              									Abständen voneinander eingeschraubten Oesen eingehakt werden. Am oberen Ende sind
                              									die Fahrradspeichen nahe zusammengefaßt, und liegen mit ihren Muttern in drei gleich
                              									weit voneinander abstehenden Löchern einer kleinen Scheibe, die in der Mitte einen
                              									Haken zur Befestigung der Schnur trägt. Mit Hilfe der drei kleinen Muttern an den
                              									Fahrradspeichen wird das Gestänge und der daran hängende Ventilring so eingestellt,
                              									daß er sich beim Belasten der Schnur ganz gleichmäßig hebt. Die Ergebnisse von vier
                              									Eichungsversuchen, Fig. 6 zeigt zwei davon, sind in
                              										Fig. 7 vereinigt, indem die Belastung als
                              									Abszissen und die Summen von je vier zugehörigen Ventilerhebungen als Ordinaten
                              									aufgetragen worden sind. Bei zunehmender Belastung
                              									steht das Ventil bei dem gleichen Seilzug etwas tiefer als bei sinkender Belastung.
                              									Die Reibungswiderstände an den Rollen R am Ventil, den
                              									Lagerungen der Welle W u.a. O. (s. Fig. 3) ließen sich
                              									nicht vollständig vermeiden, doch blieben sie in mäßigen Grenzen. Am Ventil ist zu
                              									ihrer Ueberwindung eine Kraft von nur 0,05 kg notwendig, was gegenüber der
                              									Ventilbelastung von 15–20 kg weniger als 0,3 v. H. ausmacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 291
                              Fig. 6.Eichung der Ventilfeder F1.Schreibstifthub unter der beigeschriebenen Belastung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 291
                              Fig. 7.Ergebnisse der Federeichung F1.
                              B1
                                 										= 15,2 + 0,205 H ± 0,05 kg H in mm < 25; B1 = 15,2 + 0,98 h ± 0,05 kg h in mm < 5,3; Schreibstifthub =
                                 										4,78 Ventilhub.
                              
                           Die Eichung der um das Eigengewicht unter Wasser vermehrten Ventilbelastung
                              									ergab:
                           für den schmaleren kegelförmigen Ventilring:
                           B2 =
                              									8,0 + 0,064 H  ± 0,06 kg,
                           und für den breiteren, oberen Ventilring:
                           B1 = 15,2 + 0,205 H ± 0,05 kg.
                           worin „\frakfamily{H}“ der Schreibstifthub in mm,
                              									also
                           
                              \frac{L_1}{L_2}=\frac{263}{55}=4,78
                              
                           mal so groß ist als der Ventilhub „h“.
                           \frakfamily{h}=0,209\,\frakfamily{H},
                           B2 =
                              									8,0 + 306 h ± 0,06 kg bezw.
                           B1
                              									=15,2 + 980 h ± 0,05 kg,
                           worin h in m einzusetzen ist.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)