| Titel: | Ueber einen Apparat zur unmittelbaren Bestimmung der Querdehnung nebst Versuchsergebnissen an Gußeisen. | 
| Autor: | Eugen Meyer, W. Pinegin | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 293 | 
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                        Ueber einen Apparat zur unmittelbaren Bestimmung
                           								der Querdehnung nebst Versuchsergebnissen an Gußeisen.
                        Von Eugen Meyer und W.
                                 								Pinegin.
                        Ueber einen Apparat zur unmittelbaren Bestimmung der Querdehnung
                           								nebst Versuchsergebnissen an Gußeisen.
                        
                     
                        
                           Die durch einen Zug oder Druck in der Längsrichtung hervorgerufene
                              									Querzusammenziehung oder Querdehnung wurde zuerst nur an Stoffen die eine
                              									weitgehende elastische Formänderung zulassen, unmittelbar bestimmt, so von Wertheim für Gummi und Kautschuk (Ann. de Chimie III,
                                 									Ser. Bd. 23, S. 52). Später hat Bauschinger mit Hilfe
                              									seines Spiegelapparates einen Querdehnungsmesser für die Bestimmung sehr kleiner
                              									Formänderungen konstruiert und Versuche damit an Stäben aus Gußeisen und
                              									schmiedbaren Eisensorten veröffentlicht (Zivilingenieur 1879, S. 81 ff.). Im Jahre
                              									1903 hat J. Morrow eine Vorrichtung zur Messung der
                              									Querveränderungen angegeben, (Phil. Magazin 6, S. 487) die im wesentlichen aus zwei
                              									durch eine Feder gegen den Probekörper gedrückten Schrauben besteht, deren Bewegung
                              									mittels Scharniers auf zwei Spiegel übertragen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 292
                              Fig. 1.
                              
                           Die Verfasser haben nun einen Querdehnungsmesser konstruiert, der in ähnlicher Weise
                              									wieder Bauschingersche gebaut ist, nur daß anstelle des
                              										Bauschingerschen Spiegelapparates der viel
                              									handlichere Spiegelapparat von Martens dabei benutzt
                              									ist. Unser Dehnungsmesser ist in Fig. 1 abgebildet.
                              									In dem Rahmen A, der in seinen Hauptteilen aus
                              									Aluminium hergestellt ist, bewegen sich die in ihren Führungen aufs sorgfältigste
                              									eingepaßten beiden Stempel B, die einander gegenüber
                              									liegen und durch Federn C gegen den Probestab D so gedrückt werden, daß die Achse der Stempel
                              									senkrecht zur Stabachse und damit zur Zug- oder Druckrichtung des Stabes steht. Die
                              									zwischen den Stempeln und dem Stabe auftretende Reibung genügt, um den Apparat an
                              									dem Stab festzuhalten. Die durch die Querdehnung des Stabes hervorgerufene Bewegung
                              									der beiden Stempel wird durch die Schneiden- und Spiegelkörper des Martensschen Spiegelapparates gemessen, wobei die
                              									Schneidenkörper E einerseits an den Stempeln,
                              									andererseits an Widerlagern F, die mit dem Rahmen fest
                              									verbunden sind, anliegen. Der für die Schneidenkörper erforderliche Anpressungsdruck
                              									wird durch die Federn G erzeugt. Die Weite des Rahmens
                              									kann mit Hilfe von auswechselbaren Zwischenlagen H der
                              									Querschnittsgröße des Probestabes angepaßt werden. Die Summe der an beiden Spiegeln
                              									abgelesenen Ausschläge gibt das Maß für die Querausdehnung des Stabes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 292
                              Fig. 2.K Meßfeder des Längsdehnungsmessers, L Klemmbügel.
                              
                           Später wurde der Apparat auch in der Ausführung der Fig.
                                 										2 benutzt, bei der es mittels der beiden Meßfedern J möglich ist, die relative Bewegung der beiden Stempel gegeneinander und
                              									damit die Querausdehnung des Stabes je an einem Spiegel zu messen. Die Ablesung an
                              									jedem Spiegel wird also doppelt so groß wie im Falle der Fig. 1 und nicht die Summe der beiden Spiegelablesungen, sondern ihr
                              									Mittel gibt ein Maß für die Querausdehnung des Stabes, so daß der Apparat in dieser
                              									Form genauere Werte ergibt. Doch zeigen vergleichende Versuche, daß sich auch nach
                              									der Ausführung der Fig. 1 hinreichend genaue
                              									Messungen ergeben. Auch bei der Ausführungsform nach Fig.
                                 										1 bleibt der Nutzen der Anwendung zweier Spiegel zur Ausschaltung gewisser
                              									Fehlerquellen, die sonst durch die Lagenänderung des Stabes im Raume entstehen
                              									(vergl. Martens, Materialienkunde, S. 57) erhalten.
                           Mit dem geschilderten Apparate sind die im Folgenden besprochenen Versuche an
                              									Gußeisenkörpern ausgeführt. Die dabei verwendeten Probestäbe stammen von den
                              									Versuchen, über die von W. Pinegin in den Mitteilungen
                              									über Forschungsarbeiten, herausgegeben vom Ver. deutsch. Ing., Heft 48, berichtet
                              									ist. Die Stäbe bestanden demnach aus grauem Gußeisen, dessen Zugfestigkeit zwischen
                              									1129 und 1235 kg/qcm lag und dessen Bruchdehnung 0,32–0,46 v. H. betrug. Alle waren
                              									aus derselben Pfanne gegossen.
                           Die Länge der zylindrischen oder prismatischen Stäbe betrug entweder 25 oder 34
                              									cm und demgemäß die Meßlänge für die Ermittelung der Längsdehnungen mit dem Martensschen Spiegelapparat 10 cm oder 15 cm.
                           Untersucht wurden:
                           
                              
                                 3 Rundstäbe von
                                 4,7 cm Durchm.,
                                 bezeichnet mit
                                 R,Ra, S.
                                 
                              
                                 1 Rundstab     „
                                   6    „        „
                                     „         „
                                 
                                    D,
                                    
                                 
                              
                                 1.      „           „
                                 7,75 „        „
                                     „         „
                                 3,
                                 
                              
                                 2 Quadratstäbe v.
                                 5 × 5 cm Querschn.,
                                 bezeichn. mit 
                                 
                                    C, a,
                                    
                                 
                              
                                 2          „          „
                                 8 × 8   „         „
                                 „         „
                                 1, 2,
                                 
                              
                                 3 rechteckige Stäbe von 2,42 × 5,01 cm
                                 „         „
                                 2a, 5, I
                                 
                              
                           Die mit 1, 2 und 3 bezeichneten Stäbe waren vor der Untersuchung überhaupt nicht, die
                              									Stäbe a und R nur
                              									unerheblich und zwar auf Druck beansprucht gewesen. Die Stäbe Ra und S waren früher schon mit 42000 kg, entsprechend einer
                              									Spannung von 2420 kg/qcm, die Stäbe C und D mit 40000 kg bezw, 75000 kg, entsprechend den
                              									Spannungen 1780 kg/qcm bezw. 2650 kg/qcm ein oder zweimal gedrückt worden. Die drei
                              									Flachstäbe 2a, 5 und I waren Bruchstücke von
                              									Zugstäben, die zerrissen worden waren, hatten also je schon Zugspannungen von im
                              									Mittel 1160 kg/qcm erlitten.
                           Die Versuche wurden in zweierlei Weise durchgeführt. Bei einem Teil der Versuche
                              									wurde jede Belastung 5 Min. gehalten, ehe abgelesen wurde, dann die nächst höhere
                              									Belastungsstufe aufgebracht und wieder nach 5 Min. Warten abgelesen u.s.f. bis zur
                              									höchsten Belastung der Reihe. Die ganze Belastungsreihe wurde hierauf mehrmals in
                              									derselben Weise wiederholt, wobei man für Längszusammenziehung und Querdehung stets
                              									etwas andere Werte erhielt, bis sie aber nach der vierten Belastungsreihe nahezu,
                              									konstant blieben, da offenbar die bleibenden Formänderungen inzwischen nahezu
                              									konstante Werte erhalten hatten (vergl. auch die wertvollen Versuche von Berliner: Ueber das Verhalten des Gußeisens bei
                              									langsamen Belastungswechseln (Drudes Ann. der Physik
                              									1906). Die ausgeübten Druckspannungen lagen zwischen 20 und 1700 kg/qcm. Bei den
                              									vorher gedrückten Stäben waren die Längenänderungen bei der vierten Belastungsreihe
                              									um ungefähr 4 v. H. kleiner als bei der ersten Belastungsreihe. Diejenigen Stäbe
                              									aber, die vorher auf Zug bis zur Bruchspannung beansprucht waren, erlitten bei der
                              									ersten Belastungsreihe auf Druck Längenänderungen, die ganz erheblich viel größer
                              									waren, als bei der vierten Belastungsreihe, von der ab sich auch bei ihnen der
                              									Beharrungszustand nahezu eingestellt hatte. Dies zeigt Tab. 1, in der die
                              									Längszusammendrückungen für die erste und vierte Belastungsreihe beim Flachstab I
                              									zusammengestellt sind. Bei der ersten
                           Tabelle 1. Längszusammendrückungen für Zugstab I.
                           
                              
                                 Druck-belastungdes
                                    											Stabeskg
                                 Zu-gehörigeDruck-spannungin kg/qcm
                                 1. Belastungsreihe
                                 4. Belastungsreihe
                                 
                              
                                 Längs-zusammen-drückung in1/100000
                                    											derursprüngl.Länge
                                 Unter-schied
                                 Längs-zusammen-drückung in1/100000
                                    											derursprüngl.Länge
                                 Unter-schied
                                 
                              
                                     500
                                     41
                                        0
                                 
                                 0
                                 
                                 
                              
                                   2000
                                   162
                                   19,3
                                 19,3
                                   16,4
                                 16,4
                                 
                              
                                   4000
                                   324
                                   51,8
                                 32,5
                                   39,1
                                 22,7
                                 
                              
                                   6000
                                   486
                                   96,4
                                 44,6
                                   61,2
                                 22,1
                                 
                              
                                   8000
                                   648
                                 145,1
                                 48,7
                                   82,7
                                 21,5
                                 
                              
                                 10000
                                   810
                                 193,0
                                 47,9
                                 103,9
                                 21,2
                                 
                              
                                 12000
                                   972
                                 235,4
                                 42,4
                                 124,6
                                 20,7
                                 
                              
                                 14000
                                 1134
                                 274,1
                                 38,7
                                 145,2
                                 20,6
                                 
                              
                                 16000
                                 1296
                                 320,4
                                 46,3
                                 166,7
                                 21,5
                                 
                              
                                     500
                                      41
                                 141,8
                                 
                                     1,5
                                 
                                 
                              
                           Belastungsreihe wurde demnach der Stab durch die Spannungssteigerung von 40,7 auf
                              									1296 kg/qcm um 100\,\cdot\,\frac{320,4-166,7}{320,4}=48\mbox{ v.
                                 										H.} stärker zusammengedruckt als bei der vierten Belastungsreihe.
                              									Die bleibende Zusammendrückung betrug das erste Mal
                              										\frac{141,8}{320,4}\,100=44\mbox{ v. H.}, das vierte Mal nur
                              										\frac{1,5}{166,7}\,\cdot\,100=1\mbox{ v. H.} der gesamten
                              									Zusammendrückung.
                           Bei einem zweiten Teil der Versuche wurde der Stab jedesmal, wenn die gewünschte
                              									Belastung 3 Min. lang konstant gehalten war, wieder auf die Anfangslast 500 kg
                              									entlastet. Belastung und Entlastung wurden dann solange wiederholt, bis sowohl die
                              									Ablesungen der Längszusammendrückungen als auch diejenigen der Querdehnungen
                              									konstant blieben, was in der Regel nach vier bis sechs Belastungswechseln der Fall
                              									war. Bei dieser Versuchsweise wurden also nur die federnden Formänderungen dann
                              									gemessen, wenn die bleibenden Formänderungen konstante Werte angenommen hatten.
                              									Häufig wurde hierauf der Probestab nochmals nach dem ersten Verfahren untersucht,
                              									wobei sich etwas größere Werte für die Längszusammendrückungen ergaben; die
                              									Unterschiede sind jedoch ganz unerheblich.
                           Es ist bemerkenswert, daß nach viermaligem Belastungswechsel für die meisten Stäbe
                              									innerhalb weiter Spannungsgrenzen (bis etwa 1200 kg/qcm und selbst darüber hinaus)
                              									Proportionalität zwischen Spannung und Längszusammendrückung entsteht. Bei Stab I ist sogar eine geringe Abnahme des
                              									Zusammendrückungsunterschiedes mit Zunahme der Spannung bemerkbar (vergl. Tab. 1).
                              									Die Querdehnung ist hingegen in keinem Falle proportional der Spannung gefunden
                              									worden.
                           Das Verhältnis der Querdehnung v zur
                              									Längszusammendrückung ε werde mit
                              										\mu=\frac{1}{m} bezeichnet, wo m
                              									die Poissonsche Konstante bedeutet. Im Falle dieses
                              									Verhältnis mit der Belastung veränderlich ist, kann man entweder setzen
                           
                              \mu=\frac{v}{\varepsilon}=\frac{\mbox{Gesamtquerdehnung}}{\mbox{gesamte
                                 										Längszusammendrückung}}\left\}{{\mbox{bis zu der
                                 										betr.}}\atop{\mbox{Belastungsstufe}}}\right.
                              
                           oder
                           
                              \mu=\frac{d\,v}{d\,\varepsilon}=\frac{\mbox{Querdehnungszuwachs}}{\mbox{Längszusammendrückungszuwachs}}.
                              
                           Wählt man die erstere Festsetzung, so wird ein Ablesungsfehler, der etwa bei der
                              									Anfangsbelastung infolge von losem Gange an den Dehnungsmessern entsteht, alle Werte
                              									von μ beeinflussen. Wir haben daher die zweite
                              									Festsetzung gewählt und nur anstelle der Differentiale die endlichen Zuwüchse für
                              									eine Belastungsstufe gewählt, womit
                           
                              \mu=\frac{\Delta\,v}{\Delta\,\varepsilon}=\frac{\mbox{Querdehnungszuwachs
                                 										f. eine Belastungsstufe}}{\mbox{Längszusammendrückungszuwachs f. dieselbe
                                 										Belastungsstufe}}
                              
                           wird. Ablesungsfehler beeinflussen hierbei naturgemäß auch die
                              									Werte von μ, wird derselbe aber infolgedessen für eine
                              									Belastungsstufe zu klein gefunden, so fällt er dafür für die. nächste
                              									Belastungsstufe zu groß aus; trägt man die Werte von μ
                              									in Funktion der Belastung auf und zieht durch die so erhaltenen Punkte eine mittlere
                              									Kurve, so gleichen sich daher diese Ablesungsfehler aus. Die Werte von μ wurden der mittleren Spannung (Mittel aus Anfangs-
                              									und Endspannung) der Belastungsstufe zugeschrieben.
                           Bei denjenigen Stäben, die mit stufenweise fortgesetzter Belastung ohne Entlastung
                              									geprüft wurden, wurde zur Ermittlung der Werte von μ
                              									erst die vierte Belastungsreihe benutzt, von welcher ab die Ergebnisse nahezu
                              									konstant bleiben. Bei den Quadrat- und Flachstäben wurde die Querdehnung in der
                              									Mitte der Stabbreiten nach zwei zueinander senkrechten Richtungen geprüft. Die Werte
                              									von μ, nach diesen beiden Richtungen gemessen, weichen
                              										in der Regel
                              									nur wenig voneinander ab. Aus beiderlei Messungen wurden daher Mittelwerte gebildet.
                              									Bei diesen Stäben wurde auch die Querdehnung über Eck (in Richtung der Diagonalen
                              									des rechteckigen oder quadratischen Querschnitts) gemessen. Sie ist stets kleiner
                              									(um 3 bis 8 v. H.) als nach der Mitte der beiden Seiten und wurde für die
                              									Mittelbildung nicht benutzt. Der Umstand, daß sie kleiner ist, erklärt sich
                              									vielleicht daraus, daß der rechteckige Querschnitt infolge der Druckbelastung die in
                              										Fig. 3 übertrieben gezeichnete Form annimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 294
                              Fig. 3.
                              
                           Die Kurven, welche durch Auftragen der Werte von
                              										\mu=\frac{\Delta\,v}{\Delta\,\varepsilon} in Funktion der
                              									mittleren Spannung einer Belastungsstufe erhalten wurden, sind in Fig. 4 für die verschiedenen Stäbe eingezeichnet.
                              									Außerdem sind in Tab. 2 die Werte von μ für
                              									Druckspannungen von 100 bis 1600 kg/qcm, wie sie den Kurven entnommen wurden,
                              									eingetragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 294
                              Fig. 4.
                              
                           Aus der Figur und der Tabelle geht hervor, daß der Wert von μ in hohem Maße mit der Belastung veränderlich ist, indem er bei
                              									zunehmender Druckspannung stark zunimmt. Beim Stab C
                              									z.B. beträgt diese Zunahme zwischen den Spannungen 200 und 1400 kg/qcm
                           
                              \frac{0,284-0,215}{0,215}\,100=35\mbox{ v. H.}
                              
                           des anfänglichen Wertes und die anderen Stäbe zeigen ähnliche
                              									Zunahmen, so daß die Kurven für die verschiedenen Stäbe nahezu parallel
                              									verlaufen. Für die verschiedenen Probestäbe weist aber μ ganz verschiedene Werte auf, trotzdem sämtliche Körper, wie schon
                              									erwähnt aus einer Pfanne gegossen sind. μ ist am
                              									größten für die ursprünglich weit über die Versuchsspannungen gedrückten Stäbe,
                              									zeigt mittlere Werte für die vorher unbelasteten und die kleinsten Werte für die
                              									ursprünglich bis zur Bruchspannung gezogenen Stäbe. Sollte diese Erscheinung nicht
                              									zufällig sein, so könnte sie vielleicht dadurch erklärt werden, daß die Querdehnung
                              									der einzelnen Stoffteilchen um so mehr in der Veränderung der Breite des
                              									Versuchskörpers zum Ausdruck kommt, je weniger bei den einzelnen Teilchen ein
                              									Ausweichen in die ihnen angrenzenden Hohlräume (Poren) möglich ist, d. i. je dichter
                              									das Gußeisen ist. Durch hohen Druck, durch den große bleibende Formänderungen
                              									entstehen, wird aber ohne Zweifel die Dichte porösen Gußeisens vermehrt. Bei porösen
                              									Stoffen wäre also die aus der Breitenänderung des ganzen Querschnitts ermittelte
                              									Querdehnung hinsichtlich der Stoffteilchen nur eine scheinbare, die um so mehr zur
                              									wahren würde, je mehr sich die Poren durch eingedrücktes Material ausfüllten.
                              									Vielleicht erhält man dann bei porösen Körpern für μ
                              									andere Werte, wenn man sie aus dem Elastizitätsmodul E
                              									und dem Schubmodul G berechnet, da für den Zusammenhang
                              									dieser Größen die Hohlräume möglicherweise in ganz anderer Weise zur Geltung kommen,
                              									als für die Breitenänderung des Querschnitts. Ein gesetzmäßiger Einfluß der
                              									Querschnittsform auf die Werte von μ konnte nicht
                              									festgestellt werden.
                           Bei der Spannung 300 kg/qcm erhält man im Mittel aus allen Stäben
                           μ = 0,228,
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 BezeichnungdesStabes
                                 Werte von μ für
                                    											die Druckspannung in kg/qcm
                                 
                              
                                 100
                                 200
                                 300
                                 400
                                 500
                                 600
                                 800
                                 1000
                                 1200
                                 1400
                                 1600
                                 
                              
                                 1 und 2
                                 0,200
                                 0,215
                                 0,223
                                 0,227
                                 0,231
                                 0,234
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    5
                                    
                                 0,198
                                 0,207
                                 0,217
                                 0,224
                                 0,231
                                 0,237
                                 0,247
                                 0,253
                                 0,256
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    I
                                    
                                 0,176
                                 0,186
                                 0,195
                                 0,204
                                 0,212
                                 0,220
                                 0,231
                                 0,239
                                 0,243
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    
                                 
                                    –
                                    
                                 0,254
                                 0,270
                                 0,280
                                 0,283
                                 0,294
                                 0,302
                                 0,306
                                 0,311
                                 0,315
                                 0,320
                                 
                              
                                 
                                    R
                                    
                                 –
                                 0,220
                                 0,238
                                 0,250
                                 0,260
                                 0,268
                                 0,279
                                 0,286
                                 0,291
                                 0,294
                                 0,297
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 0,204
                                 0,229
                                 0,246
                                 0,259
                                 0,267
                                 0,273
                                 0,282
                                 0,288
                                 0,291
                                 0,293
                                 0,296
                                 
                              
                                 Ra und S
                                 0,213
                                 0,228
                                 0,238
                                 0,246
                                 0,251
                                 0,258
                                 0,269
                                 0,278
                                 0,285
                                 0,290
                                 0,295
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 –
                                 0,215
                                 0,229
                                 0,240
                                 0,247
                                 0,254
                                 0,265
                                 0,271
                                 0,277
                                 0,284
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    2
                                    a
                                    
                                 –
                                 0,200
                                 0,209
                                 0,218
                                 0,226
                                 0,231
                                 0,240
                                 0,247
                                 0,249
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    3
                                    
                                 –
                                 0,192
                                 0,216
                                 0,232
                                 0,242
                                 0,250
                                 0,259
                                 0,268
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                           bei der Spannung 600 kg/qcm den Mittelwert
                           μ = 0,252.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 295
                              Fig. 5.
                              
                           Außer den bisher geschilderten Versuchen wurden noch Querdehnungsversuche an vier
                              									Gußeisenstäben gemacht, die einem anderen Grauguß entstammten, als die vorher
                              									geprüften Körper. Sie hatten rechteckigen Querschnitt von 2,4 × 5,0 cm Fläche und
                              									eine solche Gestalt, daß sie sowohl Druck- als Zugversuchen unterworfen werden
                              									konnten. Sie wurden nach der zweiten der oben geschilderten Versuchsweisen (Messung
                              									der federnden Formänderungen nach wiederholtem Wechsel zwischen Belastung und
                              									Entlastung) geprüft. Die Stäbe wurden mehreren Belastungsreihen auf Zug und
                              									desgleichen auf Druck, wobei sich die Zug- und die Druckreihen immer abwechselten,
                              									unterzogen. Die Ergebnisse der einzelnen Reihen und auch diejenigen an den
                              									verschiedenen Stäben stimmten ziemlich gut miteinander überein, wobei es auch
                              									gleichgültig war, ob mit einer Zugreihe oder mit einer Druckreihe bei den Stäben
                              									begonnen wurde. Daher wurden aus sämtlichen Zug- bezw. Druckreihen für alle vier
                              									Stäbe Mittelwerte gebildet, die in Tab. 3 und in Fig.
                                 										5 für die zugehörigen Spannungen eingetragen sind. Die Werte von μ lassen sich für die Zug- und für die Druckspannungen,
                              									wie Fig. 5 zeigt, durch eine einzige Kurve
                              									ausmitteln, die ihre hohle Seite der Abszissenachse zukehrt. Es ergibt sich
                           
                              
                                 bei der
                                 Zugspannung
                                 600 kg/qcm
                                 μ = 0,197
                                 
                              
                                 „   „
                                 „
                                 300    „
                                 μ = 0,218
                                 
                              
                                 „   „
                                 „
                                     0    „
                                 μ = 0,234
                                 
                              
                                 „   „
                                 Druckspannung
                                 300    „
                                 μ = 0,248
                                 
                              
                                 „   „
                                 „
                                 600    „
                                 μ = 0,260
                                 
                              
                           Die für die Druckspannungen erhaltenen Werte stimmen nahezu mit den für die anderen
                              									Körper oben erhaltenen Werte überein. Auch erhält man eine gute Uebereinstimmung mit
                              									denjenigen Ergebnissen, die Bauschinger in der
                              									angegebenen Arbeit an gußeisernen Stäben erhalten hat.
                           Bauschinger hat auch Versuche mit Stäben aus
                              									schmiedbarem Eisen durchgeführt und dabei höchst merkwürdige Ergebnisse über die
                              									Veränderung der Werte von μ an der Streckgrenze und
                              									oberhalb derselben und damit über die Volumänderung des Materials infolge des
                              									Streckens bekommen. Die Untersuchung der Querdehnung in ihrem Verhältnis zur
                              									Längsänderung kann aber in der Nähe der Streckgrenze wohl nicht mit einem einzigen
                              									Querdehnungsmesser ausgeführt werden, da ja die Fließerscheinungen sich über die
                              									Länge des Stabes ganz ungleichmäßig verteilen, so daß man für die Längenänderung
                              									einen Mittelwert für die ganze Meßlänge erhält, während die Querdehnung durch den
                              									Querdehnungsmesser nur an einem einzigen Querschnitt ermittelt wird. Aus der Bauschingerschen Veröffentlichung ist nicht
                              									ersichtlich, daß diesem Umstand, der einen Vergleich der unmittelbar gemessenen
                              									Werte der Querdehnung und Längsänderung an der Fließgrenze und darüber hinaus
                              									unmöglich macht, Rechnung getragen ist.
                           Die Werte von μ für die im Maschinenbau zulässigen
                              									Spannungen liegen nach unseren Messungen etwa zwischen 0,22 und 0,26 und sind somit
                              									erheblich niedriger als der übliche Wert
                           μ = 0,3 oder
                              										m=\frac{10}{3}.
                           Der endgiltigen Einführung der ersteren Werte anstelle des letzteren müßten aber
                              									Versuche über das Verhältnis des Elastizitätsmoduls E
                              									zum Schubmodul G (vergl. oben) vorangehen, um zu
                              									bestimmen, welche Werte von μ sich bei der Berechnung
                              									aus diesen beiden Größen ergeben.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 
                                 Druckbeanspruchung
                                 Zugbeanspruchung
                                 
                              
                                 Belastung (kg)
                                 3000
                                 5000
                                 7000
                                 9000
                                 11000
                                 13000
                                 15000
                                 3000
                                 5000
                                 7000
                                 
                              
                                 Spannung kg/qcm
                                 252
                                 420
                                 588
                                 756
                                 926
                                 1093
                                 1260
                                 252
                                 420
                                 588
                                 
                              
                                 
                                    \mu=\frac{\mbox{Queränderung}}{\mbox{Längsänderung}}
                                    
                                 0,245
                                 0,254
                                 0,258
                                 0,269
                                 0,272
                                 0,275
                                 0,280
                                 0,220
                                 0,209
                                 0,197