| Titel: | Der heutige Stand der Motorfahrräder. | 
| Autor: | Oscar Koch | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 312 | 
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                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        Von Oscar Koch;
                           								Groß-Lichterfelde West.
                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        
                     
                        
                           I. Uebersicht.
                           Als Vorläufer unseres heutigen Motorzweirades dürfte wohl dasjenige von Hildebrand & Wolfmüller in München gelten (D. p. J. 1895, 296, S. 108). Der Rahmen war nach Art der Damenzweiräder gebaut, jedoch
                              									waren alle Rohre doppelt vorhanden. Im unteren Teil des Rahmens war der
                              									Zwillingsmotor liegend angeordnet, während in seinem aufsteigenden Teil der
                              									Benzinbehälter sich befand. Der Motor hatte Wasserkühlung, zur Aufnahme des
                              									Kühlwassers war das Schutzblech des Hinterrades als Behälter ausgebildet.
                           Während die Entzündung des Benzingemisches noch durch Zündflamme und Glührohr
                              									erfolgte, war die Regelung des Motors schon der heutigen ähnlich. Ihrem Fahrzeug
                              									rühmten die obengenannten Erfinder nach, daß seine Höchstgeschwindigkeit, 30–40 km
                              									i. d. Stunde betrage und der Motor bei gesteigerter Geschwindigkeit 2 ½ PS
                              									entwickle, wobei Steigungen bis 10 v. H. noch überwunden werden könnten.
                           In Wirklichkeit kam es jedoch anders. Bei Fahrten, die ich selbst unternommen habe,
                              									streikte der Motor nicht nur schon bei ganz geringen Steigungen, sondern er blieb
                              									zuweilen sogar in der Ebene stehen. Der Hauptgrund des Versagens lag wohl darin, daß
                              									die Kraft des Motors nicht durch Riemen, sondern durch Kurbeln und Kurbelstangen auf
                              									das Hinterrad des Fahrzeuges übertragen wurde, wobei dem Motor jegliche
                              									Schwungmassen fehlten, so daß seine Kolben durch Gummibänder, die sich beim
                              									Explosionshube spannten, zurückgezogen werden mußten. Die beste Kraft des Motors
                              									wurde daher beim Spannen dieser Gummibänder vergeudet, die zudem in den meisten
                              									Fällen die Kurbeln nicht einmal über den toten Punkt hinwegzuführen vermochten.
                           Nun wurden Versuche mit Kohlensäure-, Druckluft- und Dampfantrieb gemacht (s. D. p.
                              									J. 1896, 299, S. 177 bis 178 und 302, S. 254 Fig. 24), ohne jedoch brauchbare Ergebnisse damit zu
                              									erzielen.
                           Eine neue Epoche setzte ein mit den Dreirädern von Dion &
                                 										Bouton (s. D. p. J. 1896, 299, S. 179), die von
                              										Hille, Kretzschmar, der Premier Cycle Co., sowie von Cudell und der
                              										Automobil- und Motoren-Comp. (Henriod) weiter durchgebildet wurden (D. p. J. 1899,
                              										311, S. 140–142). Desgleichen fanden die Dreiräder
                              									von Leon Bollée als brauchbare Fahrzeuge Anerkennung
                              									(D. p. J. 1896, 302, S. 254). Immerhin waren die
                              									Dreiräder im Gebrauch nicht so bequem wie Zweiräder, auch war ihr Preis (1000–1500
                              									M.) so hoch, daß sie nur ganz bemittelten Kreisen zugänglich waren. Schon aus
                              									letzterem Grunde konnten sie keine so große Verbreitung finden, wie das heutige
                              									Motorzweirad, dessen Preis je nach der Pferdestärkezahl und der Güte des zur
                              									Verwendung kommenden Materials zwischen 400–900 M. schwankt. Als Durchschnittspreis
                              									für 2 ½–3 ½ PS-Motorzweiräder können heute 500–700 M. gerechnet werden, während
                              									stärkere Maschinen meist zweizylindrig, 700 bis 900 M. kosten.
                           Einen der ersten Versuche, Zweiräder mit dem 2 ½ PS Dion
                                 										& Bouton-Motor (D. p. J. 1898, 308, S. 215)
                              									auszustatten, unternahm die Humber Co. in Coventry. Der
                              									Rahmen des Fahrzeuges war unserem heutigen Tandem ähnlich, und der Motor
                              									entweder stehend am Hinterrad oder im hinteren Rahmendreieck angeordnet (D. p. J.
                              									1898, 308, S. 214 und 215). Die Fahrgeschwindigkeit wurde
                              									auf 40 km f. d. Stunde angegeben.
                           Zur gleichen Zeit stellte die Firma Werner frères in
                              									Paris Motorzweiräder dadurch her, daß sie einen ¾ PS-Motor am Vorderradgabelschaft
                              									unterhalb der Lenkstange befestigte und mittels Riemenschnur das Vorderrad antreiben
                              									ließ (s. D. p. J. 1898, 308, S. 214).
                           Dem Wernerschen Zweirade folgten die Triumpf Fahrradwerke in Nürnberg mit dem Bluhm & Bauerschen
                              									Motorzweirad, D. R. P. Nr. 100 306 (D. p. J. 1899, 311,
                              									S. 139). Heinle & Wegelin in Augsburg bauten nach System Rüb
                              									(D. p. J. 1899, 311, S. 154) sogar Motorzweiräder mit
                              									magnet-elektrischer Zündung und drei verschiedenen Uebersetzungen für 8, 18 und 35
                              									km Geschwindigkeit i. d. Stunde.
                           Im Verlauf der Jahre hat sich nicht nur der ganze Rahmenbau geändert, sondern auch
                              									der Motor hat seinen Platz am Fahrradrahmen sehr oft gewechselt. Vom unteren Teil
                              									des Rahmens, wo ihn Hildebrand & Wolfmüller anbrachten, hat ihn die Cycle Co. in Cleveland hinter das Hinterrad auf eine
                              									Verlängerung der unteren Gabel verlegt, von wo er das Hinterrad ebenfalls mittels
                              									Kurbel und Schubstange antrieb (D. p. J. 1895, 296, S. 1
                              									10 und 1896, 301, S. 181). Auch Hopkins in Williamsville lies den Motor mittels Kurbel und Schubstange auf
                              									das Hinterrad wirken, ordnete ihn aber neben letzterem an (D. p. J. 1896, 301, S. 181). Ebenfalls mittels Schubstange erfolgte der
                              									Antrieb bei den Zweirädern der Crypto Works Co. in
                              									London. Genannte Firma legte aber den Motor auf eine Brücke zwischen beiden Rädern
                              									(D. p. J. 1897, 303, S. 230). Dieselbe Anordnung trifft
                              										Holden (D. p. J. 1899, 311, S. 138). Die Humber Co. dagegen vermied
                              									die Schubstange und kuppelte den Motor unmittelbar mit dem Hinterrad (D. p. J. 1898,
                              										308, S. 214).
                           Da aber alle diese Anordnungen nicht befriedigten, so suchte Millet in Persan (Frankreich) einen günstigeren Antrieb dadurch zu
                              									erzielen, daß er innerhalb des Hinterrades einen fünfzylindrigen Motor anordnete (D.
                              									p. J. 1896, 299, S. 178). Diesen Gedanken verfolgte
                              									später die Singer Cycle Co. in Conventry weiter und
                              									baute ebenfalls den Motor (hier ein einzylindriger) in das Hinter- oder Vorderrad
                              									ein (D. p. J. 1903, 318, S. 680); aber auch diese
                              									Anordnung ist wieder schnell verlassen worden.
                           Günstigere Aufnahme fand die Anordnung von Werner
                                 										frères, bei der, wie schon erwähnt, der Motor über dem Vorderrad angebracht
                              									war und dasselbe mittels Riemen antrieb. Aber auch dieser Platz sollte dem Motor
                              									nicht lange beschieden sein, denn die Triumpf
                                 										Fahrradwerke legten ihn bei dem erwähnten Bluhm & Bauerschen Fahrzeug innerhalb des
                              									Rahmens schräg in Richtung des Sattelstützrohres, Blessing & Co. in Göggingen dagegen in
                              									Richtung des vorderen schrägen Rahmenrohres (D. p. J. 1899, 311, S. 140). Dieses Rahmenrohr ersparten sich Heinle & Wegelin in Augsburg vollständig und ersetzten es durch den
                              									Motor selbst (D. p. J. 1899, 311, S. 154).
                           
                           Später hatte dann die Cyklon Maschinenfabrik m. b.
                                 										H. in Berlin den Vorderradantrieb für Zweiräder wieder angewandt, aber nach
                              									einiger Zeit die Fabrikation der letzteren aufgegeben und dafür Dreiräder unter dem
                              									Namen „Cyklonette“ mit diesem Antrieb ausgestattet (D. p. J. 1905, 320, S.297 und 1906, 321 S.
                              									367). Durch die Erfolge dieser Firma ermutigt, haben jetzt auch verschiedene andere
                              									Firmen den Bau dieser Art von Fahrzeugen aufgenommen. Auf die einzelnen Ausführungen
                              									komme ich noch zurück.
                           Als Motorzweirad mit Hinterradantrieb fand 1900 dasjenige von Laurin & Klement in Jungbunzlau (Böhmen)
                              									wohl die größte Verbreitung. Seit dieser Zeit hat diese Firma auch wenig an ihrer
                              									Maschine geändert; der Rahmenbau ist sogar bis auf den heutigen Tag derselbe
                              									geblieben (D. p. J. 1905, 320, S. 278).
                           Mit Ausnahme dieses Fahrzeuges waren alle mehr oder weniger Versuchsfahrzeuge, die
                              									über das erste Stadium gar nicht hinauskamen, geschweige marktfähig geworden wären,
                              									bis 1902 die Neckarsulmer Fahrradwerke die Fabrikation,
                              									gestützt auf eigene Erfahrungen, im Großen aufnahmen und so den Grund zur weiteren
                              									Entwicklung dieses Industriezweiges legten. Ihr Typ (D. p. J. 1903, 318, S. 597 Fig. 24) war für die damaligen Verhältnisse
                              									recht leistungsfähig. Der Motor lag unten vor dem schrägen Rahmenrohr und trieb das
                              									Hinterrad mittels Riemen an, der sich auch bis auf den heutigen Tag am besten
                              									bewährt hat.
                           Aus diesem System bildeten sich nun diejenigen Fahrzeuge heraus, die zu Anfang dieses
                              									Jahrzehntes im Verkehr erschienen, und deren Motore eine Durchschnittsstärke von 1
                              									¼–1 ¾ PS hatten (s. D. p. J. 1903, 318, S. 597 u. ff.).
                              									In kurzen Zwischenräumen folgten dann Maschinen von 2–2 ½ PS. Wenige Jahre waren
                              									vergangen, und der Wunsch nach immer größerer Fahrgeschwindigkeit und denkbar
                              									größtmöglichsten Leistungen wurde immer reger. 60 km Fahrgeschwindigkeit i. d.
                              									Stunde, die mit einem 2 PS-Motor, und 75–80 km, die mit einem 3 PS-Motor erzielt
                              									wurden, genügten nicht mehr, so daß wahre Ungetüme von Motorzweirädern mit 5 und
                              									mehr PS gebaut wurden, die teilweise bis 112 km i. d. Stunde zurücklegten. Diese
                              									Kraftsteigerung wurde deshalb nötig, weil man das Motorrad befähigen wollte, die
                              									steilsten Berge und die längsten Steigungen zu befahren, auch sollte es unter allen
                              									Umständen einen Vorspann- oder Seitenwagen ziehen.
                           Nun bedingten aber diese Kombinationen, falls sie wirklich brauchbar sein sollten,
                              									Leerlaufeinrichtung und Doppelübersetzung, sowie verstärkte Kühlung, wobei sie auf
                              									einen Preis kamen, der wenig hinter dem eines kleinen Wagens zurücksteht, ohne daß
                              									sie dessen Komfort und elegantes Aussehen erreichten. Dazu kam noch, daß der starke
                              									Motor allen Anforderungen, die an ihn gestellt wurden, mit der Zeit doch nicht
                              									gerecht werden konnte, und zwar deshalb, weil mit der Vergrößerung des Zylinders das
                              									Anwachsen der Kühlfläche nicht gleichen Schritt hielt. Der Motor überhitzte sich
                              									daher bei Ueberanstrengungen sehr schnell und leistete dann noch weniger als ein
                              									schwacher im Durchschnitt zu leisten vermag.
                           Da nun ein derart starker Motor auch das ganze Fahrzeug stärker beansprucht, so mußte
                              									in erster Linie der Fahrradrahmen, um den starken Stößen und der großen
                              									Geschwindigkeit stand zu halten, verhältnismäßig stark und schwer gebaut werden.
                           Aber nicht nur der Rahmen, sondern auch der ganze Aufbau wurde immer schwerer, so daß
                              									diese Fahrzeuge nach und nach auf das respektable Gewicht von 60 bis 90 kg kamen. Da
                              									sie hierdurch immer unhandlicher wurden, ist es auch nicht zu verwundern, daß die
                              									Kauflust abnahm, ja selbst Besitzer solcher Fahrzeuge deren Benutzung wieder
                              									aufgaben.
                           Betrachtet man die Fahrzeuge in D. p. J. 1905, Heft 17–20 und 1906, Heft 20–23,
                              									so ist deutlich zu ersehen, daß diese Motorräder nur dadurch erstanden sind, daß in
                              									den letzten Jahren jede Fabrik mit einer gewissen Hast etwas anderes bringen wollte,
                              									und so leicht des Guten zu viel getan wurde. Die natürliche Folge davon war, daß
                              									über kurz oder lang der Rückschlag kommen mußte. In der Tat ist er auch im
                              									vergangenen Jahr erfolgt, indem eine starke Neigung nach billigen und leichten, d.h.
                              									handlicheren Fahrzeugen dieser Art zutage getreten ist, die sogar mit dem Verzicht
                              									auf hohe Kraftleistung zum Ausdruck kam.
                           Diesem Verlangen sind die Fabrikanten dadurch nachgekommen, daß sie neben schweren
                              									auch leichte Fahrzeuge bauen. Natürlich wurden keine vollständig neuen Typen
                              									geschaffen, sondern im großen ganzen sind die leichten Fahrzeuge nur eine
                              									Auferstehung der ersten Motorfahrräder (D. p. J. 1903, 318, S. 597 u. ff.), bei denen man sich jedoch die gesammelten Erfahrungen
                              									zunutze machen konnte. Trotzdem die Motore wie früher nur 1 ¼–2 PS haben, leisten
                              									sie dennoch 35–45 km i. d. Stunde, und das ganze Fahrzeug wiegt nur etwa 30 bis 40
                              									kg, in einzelnen Fällen jedoch bis 50 kg.
                           
                        
                           II. Rahmen.
                           Die heutigen Motorräder lassen sich nach ihrer Motor- und Rahmenanordnung in vier
                              									Gruppen einteilen, und zwar umfaßt Gruppe 1 Fahrzeuge wie die von Cudell und Dufaux (D. p.
                              									J. 1906, 321, S. 329), bei denen der Fahrer selbst den
                              									Motor in den Fahrradrahmen einhängen kann, so daß ihm je nach Bedarf ein Fuß- oder
                              									Kraftzweirad zur Verfügung steht. Derartige Rahmen benutzen u.a. die Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G., Scheibert & Co., G. m.
                                 										b. H. in Wien, Joh. Puch in Graz, Treskow in Schönebeck a. E. und Hillen & Co., Motorengesellschaft in
                              									Berlin. Erstere beiden Firmen ordnen den Motor nach Fig. 1 schräg liegend
                              									innerhalb des Rahmens an, wie dieses schon Dufaux bei
                              									seiner Motosacoche getan hat. Puch dagegen stellt ihn
                              									senkrecht in den Rahmen, während R. Treskow sowie Hillen & Co. den Motor
                              									außerhalb des Rahmens anbringen und zwar unten vor dem Tretkurbellager, wie dieses
                              									schon bei Cudell zu sehen war. Dieselbe Anordnung
                              									trifft Treskow auch bei seinem Damenradrahmen (Fig. 2).
                           Unter Gruppe 2 fallen solche Fahrzeuge, bei welchen der Motor in einen verstärkten
                              									Tretradrahmen nach Fig. 1 und 2 fest
                              									eingebaut ist, wie solches schon Erbrecht in
                              									Schöppenstedt und Spieß in Spandau vorschlägt (D. p. J.
                              									1903, 318, S. 648). Besonders geeignet für Damenfahrzeuge
                              									dürfte der Rahmen von Dufaux in Genf sein (Fig. 3).
                           Die Gruppe 3 bildet den Uebergang zum sogenannten leichten Motorrad mit der
                              									bisherigen Anordnung des Motors. Im großen ganzen ist dieses Fahrzeug nur das
                              									schwere Motorrad, aber mit leichterem Rahmen nach Fig. 4, 5, 6, 8, 9, 11, 12 und 17, schwächerem Motor,
                              									sowie zum Teil mit untersetzter Riemenscheibe (Vorgelege) ausgestattet (s.
                              									später).
                           So zeigt Fig.
                                 										4 einen recht leichten nur 50 cm hohen Rahmen von Peugeot Frères in Valentigney (Doubs). Als deutscher Rahmen kommt ihm
                              									derjenige der Motorenfabrik „Magnet“ in
                              									Berlin-Weißensee am nächsten, bei dem zur Verstärkung nach Fig. 5 ein zweites
                              									Horizontalrohr eingezogen ist. Dieses lassen die Wanderer-Fahrradwerke vorm. Winklhofer & Jänicke in Schönau bei
                              									Chemnitz nach hinten abfallen (Fig. 6) und erhalten
                              									dadurch einen möglichst großen Benzinraum im Behälter. Das vom Steuerrohr nach unten
                              									führende Rohr ist nicht gerade, sondern gebogen, wodurch im unteren Teil des Rahmens
                              									ein größerer Raum geschaffen ist. Die Ausbiegung des Rohres hat zur Folge, daß der
                              									Motor mehr nach vorn zu stehen kommt, was neben besserer Lastenverteilung auch
                              									längeren Riemenzug ermöglicht. Der Raum hinter dem Motor wird vorteilhaft zur Unterbringung des
                              									Magnetapparates ausgenutzt.
                           Dieser Rahmen kann dank seiner Konstruktion auch für stärkere Fahrzeuge Verwendung
                              									finden, wobei er nur etwas langgestreckter gebaut und die Strebe a eingezogen wird. Ebenfalls für stärkere und daher
                              									schwerere Fahrzeuge dient der Rahmen (Fig. 7) der Brennabor-Werke, Gebr. Reichstein in Brandenburg a. H.
                              									Er unterscheidet sich vom Wanderer-Rahmen nur dadurch,
                              									daß er unter dem Motor keinen Bogen, sondern eine gerade Brücke bildet. Hierdurch
                              									ist nun für den Zündapparat ein noch günstigerer Raum geschaffen, da derselbe in
                              									gleicher Höhe des Motorgehäuses stehen kann, ohne in dieser Lage beengt zu sein.
                           Einen gleichfalls in sich geschlossenen Rahmen stellt Fig. 8 dar. Derselbe
                              									ist von der Fabrique Nationale in Herstal bei Lüttich
                              									so ausgeführt, daß die Fortsetzung der Hinterradgabel das zum Steuerrohr führende
                              									Rahmenrohr bildet. Hierdurch wird nun der Rahmen so niedrig, daß es nicht möglich
                              									ist den Motor darin anzubringen; deshalb ist das untere Rahmenrohr gegabelt und in
                              									die dadurch entstandene Schleife der Motor eingehängt, so daß sein Gehäuse unterhalb
                              									des Rahmens liegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 314
                              
                           Diese Schleife kann dadurch vermieden werden, daß man den Rahmen, ohne ihn höher
                              									bauen zu müssen, nicht in sich geschlossen baut, sondern wie Joh. Puch in Graz die unteren Enden der Rahmenrohre an den Motor
                              									anschließt (Fig.
                                 										9). Verwandt mit dem Puch-Rahmen ist der
                              									Rahmen der Herkules-Werke in Nürnberg (Fig. 10); der
                              									Unterschied besteht in der Hauptsache darin, daß er etwas höher gebaut ist und daß
                              									das Sattelstützrohr im Bogen zum Motorgehäuse führt. Zu erwähnen ist noch die
                              									Absteifung der Hinterradgabel, deren Schaft ebenfalls wie bei Puch zum Tretkurbellager führt, jedoch mit zwei
                              									Rohrstücken an das Sattelstützrohr angeschlossen ist.
                           Im Gegensatz zu diesen Rahmen führt die Progreß-Motoren- und
                                 										Apparatebau G. m. b. H. in Charlottenburg alle Rohre gerade, wobei der
                              									Rahmen (Fig.
                                 										11) den Eindruck eines Tretradrahmen nach Fig. 1 macht, nur mit
                              									dem Unterschiede, daß er langgestreckter gebaut ist. Von ihm unterscheidet sich
                              									der Rahmen nach Fig. 12 der Köln-Lindenthaler Metallwerke
                                 										A.-G. nur durch seine gedrängte Bauart, die sich hauptsächlich auf die
                              									Hinterradgabel bezieht.
                           Mit Ausnahme der Fig. 3, 6, 7 und 10 bieten diese Rahmen
                              									nichts wesentlich Neues, sie zeigen nur kleine Abänderungen derjenigen D. p. J.
                              									1903, 318, S. 597 u. ff. Neu sind die Rahmen nach Fig.
                                 										13–18, die wie Fig. 6 und 7 – mit
                              									Ausnahme der Fig. 17 – unter Gruppe 4 (schwere Fahrzeuge) fallen. Sie sollen als
                              									Ergänzung der Typen D. p. J. 1906, 321, S. 295
                              										dienen.Der Rahmen von Hoppe und Homann
                                    											(D. p. J. 1906, S. 295, Fig. 15) hat
                                    											inzwischen eine Abänderung dahingehend erfahren, als das vom Tretkurbellager
                                    											zum Motorgehäuse führende Rohrstück e als
                                    											überflüssig in Fortfall gekommen ist.
                           Fig. 13
                              									zeigt den Rahmen der Viktoria-Werke A.-G. in Nürnberg.
                              									Er ist langgestreckt gebaut und mittels Strebe a
                              									nochmals abgesteift. Denselben Rahmen verwendet die Bielefelder Maschinenfabrik vorm. Dürkopp & Co. für ihre Zweizylinderräder, sie läßt aber, um Raum für den V-förmigen Motor zu gewinnen, die Strebe a fort. Für Einzylinderräder verwendet Dürkopp Rahmen nach Fig. 14.
                           Gänzlich abweichend von den bisherigen Damenzweirädern ist der in Fig. 15 dargestellte
                              									Rahmen von Laurin & Klement in Jungbunzlau (Böhmen). Da er besonders für schwere Fahrzeuge
                              									bestimmt ist, weist er eine dem Herrenzweiradrahmen ähnliche Konstruktion auf,
                              									unterscheidet sich aber von jenem dadurch, daß das obere Rahmenrohr nicht bis zum
                              									Sattelstützrohr fortgeführt ist, sondern nur bis zur Versteifungsstrebe.
                           Nicht unerwähnt soll die Rahmenkonstruktion (Fig. 16) bleiben.
                              									Dieser Rahmen wurde von der Deutschen Motorfahrzeugfabrik G.
                                 										m. b. H. in Berlin so hergestellt, daß er mittels Hebels a in seiner Länge verändert werden kann, so daß sich
                              									der Treibriemen entweder lockert oder spannt. Bezweckt wird hiermit die sonst
                              									notwendige Leerlaufeinrichtung zu ersparen. (Näheres hierüber siehe später.) Eine
                              									Abänderung dieses Rahmens für leichte Fahrzeuge zeigt Fig. 17.
                           Als neuester Rahmen dürfte derjenige von P. Könnecke in
                              									Schweinfurt (Fig. 18) gelten, da er eine Konstruktion darstellt, die sowohl von Herren
                              									als auch von Damen benutzt werden kann. An Stelle des Sattels tritt ein Sesselsitz,
                              									auf dem man durch die sehr niedrige Bauart dieses Rahmens nur in Stuhlhöhe
                              									sitzt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)