| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 350 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Wechselstrom-Meßinstrumente.
                           Der Bau von Meßinstrumenten für Wechselstrom ist dann schwierig, wenn Feldmagnete mit
                              									Eisenkernen und zur Aufnahme der beweglichen Spule kleine Luftzwischenräume
                              									verwendet werden sollen. Einmal kann das unterteilte Eisen nicht zur Lagerung
                              									anderer Teile herangezogen werden und ferner kann es nicht mehr bearbeitet werden,
                              									wenn die Eisenbleche aufgeschichtet sind. Der einfacheren Bauart wegen geben die
                              									Verf. ihren Instrumenten hufeisenförmige Magnetkerne, deren Polenden halbkreisförmig
                              									ausgebildet und konzentrisch angeordnet sind, so daß nur ein etwa 2 mm breiter
                              									Luftzwischenraum entsteht. Bei einer Spulendicke von nur etwa 1 mm bleibt dann ein
                              									Spielraum von nur 0,5 mm. Die Feldstärke des Magneten beträgt etwa 32000 C. G. S.
                              									bei einem Eisenquerschnitt von etwa 6 ½ qcm. Die Induktion beträgt daher etwa 5000.
                              									Da der Querschnitt des Luftraumes etwa das Fünffache beträgt, so ist die
                              									Kraftliniendichte dort 1000 und entspricht somit derjenigen guter Dauermagnete. Die
                              									bewegliche Spule besteht aus 40 Windungen von dünnem Kupferdraht. Sie ist an einer
                              									Stahlachse befestigt, die zwischen Edelsteinen gelagert ist. Zum Ausgleich von
                              									Temperaturschwankungen ist den Kupferwindungen ein induktionsfrei I gewickelter
                              									Manganindraht von etwa 80 Ohm Widerstand vorgeschaltet. Die Achse der Spule ist
                              									unmittelbar neben einer ihrer Seiten angebracht; die hierdurch bewirkte einseitige
                              									Belastung der Achse wird durch den Zeiger und eine daran befestigte Dämpferfahne
                              									ausgeglichen. Diese Fahne schwingt in einem entsprechend gebogenen Kanal über dem
                              									die Teilung des Instrumentes angebracht ist. Das auf die Spule ausgeübte Drehmoment
                              									beträgt bei 90° Ausschlag etwa 1,2 g/cm.
                           Um das Instrument als Wattmeter verwendbar zu machen, muß die Magnetwicklung über die
                              									Primärwicklung eines Serientransformators gespeist werden. Dieser
                              									Serientransformator liefert für die bewegliche Spule einen Strom, der unabhängig von
                              									Spannung, Strom, Periodenzahl oder Wellenform dem Erregerstrom des Magneten
                              									proportional ist und diesem gegenüber ferner eine Phasenverschiebung von 90°
                              									besitzt. Da das Feld des Magneten seinem Erregerstrom gegenüber um 90°
                              									phasenverschoben ist, so sind Feld und Strom in der beweglichen Spule in Phase. Der
                              									Eisenkern des Serientransformators besitzt einen großen innerhalb der Spulen
                              									liegenden Luftzwischenraum, damit die erforderliche Proportionalität zwischen dem
                              									Kraftfluß und dem Primärstrom erzielt wird. Die Sekundärspule des Transformators
                              									besteht aus nur wenigen Windungen dünnen Drahtes.
                           Bei konstanter Spannung kann das Wattmeter zur Messung des wattlosen Stromes benutzt
                              									werden. Hierzu hat man für den Einphasenstrom den Serientransformator nur durch
                              									einen induktionsfreien Widerstand zu ersetzen, an dessen Klemmen die bewegliche
                              									Spule angeschlossen ist; oder es wird ein gewöhnlicher Serientransformator ohne
                              									Luftzwischenraum mit einer aus vielen Windungen bestehenden Sekundärwicklung zur
                              									Speisung der beweglichen Spule verwendet. Für Drehstrom sind nur die Phasen
                              									entsprechend zu vertauschen.
                           Bei einem mit Eisenkern versehenen Phasenmesser gleicht der Magnet dem Stator einer
                              									Drehstrommaschine, der aus einer Anzahl Eisenbleche aufgeschichtet und zweckmäßig
                              									mit einer Ringwicklung versehen ist. Anstelle des Rotors ist ein fester lamellierter
                              									Eisenkern eingebaut, so daß ein ringförmiger Luftspalt von etwa 3 mm Breite
                              									entsteht. In diesem Luftspalt schwingt eine Spule, die ausbalanziert ist und sich
                              									nur unter dem gemeinsamen Einfluß der Ströme und Felder einstellt. Der Stator ist
                              									auf Strom gewickelt und wird dementsprechend über zwei Serientransformatoren
                              									gespeist, deren Primärwicklungen von zwei Phasen des zu den Stromverbrauchern
                              									fließenden Stromes durchflössen werden. Die bewegliche Spule ist mit einem großen
                              									induktionsfreien Widerstand in Reihe und beide sind zu den Hauptleitungen im
                              									Nebenschluß geschaltet.
                           Der Phasenmesser kann auch in der Weise abgeändert werden, daß seine
                              									Statorspulen auf Spannung und seine beweglichen Spulen auf Strom gewickelt sind. Ist
                              									die bewegliche Spule dann so gelagert, daß sie sich beliebig drehen kann, so ist es
                              									zulässig, mit Hilfe eines Voltmeterschalters das Instrument von einer
                              									Wechselstrommaschine auf eine andere umzuschalten; ferner kann durch Anlegen der
                              									Spannungswindungen an die Sammelschienen und der beweglichen Spule an die Klemmen
                              									einer zuzuschaltenden Maschine der Phasenmesser zum Parallelschalten benutzt werden.
                              										(Sumpner und Record.)
                              									[The Electrician 1907/08, S. 875–877 und S. 924–925.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Doppelanordnung des Schlickschen Schiffskreisels.
                           Der Schlicksche Schiffskreisel besteht bekanntlich aus
                              									einem elektrisch oder nach Art einer Dampfturbine angetriebenen schweren Schwungrad
                              									mit senkrechter Welle, das, in einem pendelnden Rahmen aufgehängt, durch Bremsung
                              									der Ausschlagbewegungen dieses Rahmens zur Dämpfung der Rollbewegungen des Schiffes
                              									bestimmt ist. Wird das Schiff von der Seite her durch eine Welle getroffen, während
                              									der Kreisel sich dreht, so wird der um eine Querachse schwingende Kreiselrahmen
                              									einen Ausschlag in der Längsrichtung des Schiffes ausführen und dabei den größten
                              									Teil der Stoßenergie der Welle aufnehmen, so daß die Schlinger- oder Rollbewegung
                              									des Schiffes stark vermindert wird. Damit eine Reihe von Wellenstößen nicht dennoch
                              									eine größere Bewegung des Schiffskörpers herbeiführen kann, muß der Kreiselrahmen
                              									gebremst werden. Durch diese Bremsen werden beim Schlingern des Schiffes Kräfte auf
                              									den Schiffskörper übertragen, die ein Stampfen desselben zur Folge haben. Mögen
                              									diese Stampfbewegungen nun auch so gering sein, daß sie als wenig hinderlich keine
                              									große Beachtung verdienen, so entsteht umgekehrt eine ähnliche aber die gewünschte
                              									Eigenschaft des Kreisels in schlimmerer Weise beeinträchtigende Wirkung dadurch, daß
                              									ein Stampfen des Schiffes eine Schwingung des Kreiselrahmens in der
                              									Schiffslängsebene verursacht, die ein seitliches Ausweichen des Kreisels
                              									herbeiführt. Dabei wird das in einer Spantenebene liegende Drehmoment durch die
                              									Rahmenlagerung auf die Bordwände übertragen und bringt dieses das stampfende Schiff
                              									zum Rollen.
                           Im allgemeinen werden die Wellen das Schiff unter einem schiefen Winkel treffen, so
                              									daß die Bewegung aus teilweisem Rollen und teilweisem Stampfen bestehen wird. Wo der
                              									Kreisel und die Bremsung seines Rahmens einerseits eine Dämpfung der Rollbewegungen
                              									des Schiffes bewirken, da wird andererseits durch die gleichzeitige Abbremsung der
                              									durch das Stampfen verursachten Ausschläge des Rahmens eine Verstärkung des
                              									Schlingerns herbeigeführt, während ebenso das Stampfen durch die Abbremsung der
                              									durch das Rollen bedingten Ausschläge gesteigert wird. Diese oben schon erörterte
                              									Wirkungen wurden von Berger angegeben und werden daher
                              										Bergersche Effekte zweiter und erster Art genannt.
                              									Sie sind der Unsymmetrie des einzelnen Kreisels zuzuschreiben und können durch
                              									Hinzufügung des Spiegelbildes beseitigt werden, indem man nämlich einen zweiten
                              									gleichen, aber entgegengesetzt umlaufenden Kreisel einbaut. Die Kräftepaare, die bei
                              									der Abbremsung der Rahmenausschläge auf den Schiffskörper übertragen werden, sind
                              									für die beiden Kreisel entgegengesetzt und halten sich daher das Gleichgewicht, wenn
                              									die Umdrehungszahl der Kreisel die gleiche ist. Bei praktischer Verwendung des Schlickschen Schiffskreisels dürfte voraussichtlich die
                              									Doppelanordnung gewählt werden. [Zeitschrift d. V. deutscher Ing. 1908, S. 464 bis
                              									467.]
                           
                              Ky.
                              
                           
                        
                           Eisenbeton-Bogenbrücke.
                           Die Erweiterung der Gleisanlagen der Ringbahn bei Friedenau-Wilmersdorf machte auch
                              									eine Erweiterung der Ueberbrückung der Prinzregentenstraße erforderlich. Es wurde
                              									der 6 m breite Zwischenraum zwischen den beiden vorhandenen gewölbten Brücken
                              									überbaut und nach beiden Seiten eine Verlängerung von zusammen 19,9 m Länge
                              									angeschlossen.
                           Da die vorhandene Bauhöhe nur 1,51 m betrug und das Schotterbett über die ganze
                              									Breite des Bauwerkes durchgehen mußte, um beliebige Gleisverschiebungen vornehmen zu
                              									können, war für eine Balkenbrücke nicht genügend Konstruktionshöhe vorhanden. Daher
                              									wurde mit Rücksicht auf die Ermäßigung der Unterhaltungskosten eine
                              									Eisenbetonbogenbrücke mit drei Gelenken gewählt.
                           Bei einem gleichen Bogen ohne Gelenke hätte die Zusatzspannung aus einer
                              									Wärmeschwankung von 50° C ± 75 kg/qcm betragen, bei zwei Kämpfergelenken betrug
                              									diese Zusatzspannung immer noch ± 25 kg/qcm, während bei Anwendung von drei Gelenken
                              									der Einfluß der Wärmeänderung nahezu verschwindet.
                           Es wurden eiserne Bolzengelenke gewählt, weil diese bei den zu erwartenden Setzungen
                              									die größte Sicherheit für die statische Bestimmtheit des Bauwerkes boten. Bei
                              									Steingelenken verschieben sich schon durch kleine Setzungen die Berührungspunkte der
                              									Gelenksteine bedeutend, außerdem werden bei flachen Gewölben die Pressungen in den
                              									Gelenksteinen zu hoch.
                           Die Entfernung der Kämpfergelenke beträgt 24,4 m, die Höhe des Scheitelgelenkes über
                              									den Kämpfergelenken 2,16 m, der Bolzendurchmesser der Gelenke 80 mm. Die
                              									Lagerflächen der dicht nebeneinander verlegten Gelenke sind 50 cm lang und 40 cm
                              									hoch.
                           Die Stärke der beiden Gewölbehälften beträgt demgemäß an den Gelenken 40 cm und
                              									wächst allmählig in der Mitte auf 75 cm an. Die Armierung besteht an beiden
                              									Laibungen aus acht Rundeisen von 23 mm Durchm. für 1 m Breite, deren Enden auf den
                              									Lagerflächen der Gelenke in ausgebohrten Löchern aufsitzen. Außerdem sind in der
                              									Mitte der Gewölbehälften noch je zwei Rundeisen von 23 mm Durchm. und 6 m Länge
                              									eingelegt. Die Längseisen sind durch 10 mm starke Verteilungsstäbe in Abständen von
                              									30 cm verbunden. Außerdem sind noch je zwei senkrecht übereinander liegende
                              									Längseisen durch 8 mm starke Rundeisen radial und kreuzweise verschnürt.
                           Die Widerlager haben in der Nähe der Kämpfergelenke eine ähnliche Armierung erhalten
                              									wie das Gewölbe selbst.
                           Da der Baugrund aus sandigem Lehm besteht, dessen Tragfähigkeit durch die
                              									auftretenden Kantenpressungen vollständig ausgenutzt wird, erhielt das Widerlager
                              									eine sehr massive Form von rd. 40 qm Querschnitt, die eine Ausnutzung des passiven
                              									Erddruckes zur Erhöhung der Standsicherheit gestattet.
                           In den Widerlagern ist rd. 1900 cbm. in dem Gewölbe rd. 310 cbm Beton enthalten.
                           Die Gewölbeform war für die ungünstigste Laststellung unter der Bedingung ermittelt
                              									worden, daß die größten Zugspannungen an beiden Laibungen gleich wurden.
                           Für die Wahl der Betonmischungen waren die von Labes
                              									aufgestellten: „Vorläufigen Bestimmungen für das Entwerfen und die Ausführung von
                                 										Ingenieurbauten in Eisenbeton“ maßgebend, nach denen für Bauteile, die den
                              									Rauchgasen ausgesetzt sind, auch die Betonzugspannungen nachzuweisen sind, um
                              									möglichste Sicherheit gegen Rissebildung zu haben.
                           In der Mitte der beiden Gewölbehälften ist die größte Zugspannung 10 kg/qcm und die
                              									größte Druckspannung 45 kg/qcm. Entsprechend mußte die Biegungsfestigkeit eines Betonbalkens
                              									ohne Eiseneinlagen gleicher Mischung 1,5 . 10 = 15 kg/qcm und die Druckfestigkeit,
                              									gemessen an Probewürfeln von 30 cm Seitenlänge, 3 . 45 = 135 kg/qcm sein. Der
                              									Unternehmer wählte für diese Bedingungen einen Beton mit dem Mischungsverhältnis 1 :
                              									2 ½ : 2 ½. Verwendet wurde Misburger Zement, Trebbiner Kiessand und
                              									Porphyrkleinschlag von den Gimritzer Porphyrwerken.
                           In der Nähe der Gelenke wurde das Mischungsverhältnis 1 : 1 ½ : 1 ½ verwendet, im
                              									Widerlager nahm das Mischungsverhältnis allmählich bis zur Sohle bis auf 1 : 6 : 6
                              									ab.
                           Aus folgender Zusammenstellung sind die geforderten und die aus Versuchen im
                              									Materialprüfungsamt in Groß-Lichterfelde festgestellten kleinsten Druckfestigkeiten
                              									der verschiedenen Betonmischungen zu ersehen.
                           
                              
                                 Zement
                                 Sand
                                 Kleinschlag
                                 ge-forderteDruckfestigk.
                                 vor-handenekleinstekg/qcm
                                 AlterderProbe-körper
                                 Ver-wendungdesBetons im
                                 
                              
                                 1
                                 2 ½
                                 2 ½
                                 135
                                 222
                                   64
                                 Gewölbe
                                 
                              
                                 111
                                 356
                                 356
                                 100  75  36
                                 225115137
                                   69132  76
                                 Wider-lager
                                 
                              
                           Aus dem Gewölbebeton (1 : 2 ½ : 2 ½) wurden Probebalken von 220 cm Länge, 15 cm
                              									Breite und 30 cm Höhe hergestellt und nach 58 Tagen auf ihre Biegungsfestigkeit
                              									untersucht. Dieselbe schwankte zwischen 38 und 41 kg/qcm, während nur 15 kg/qcm
                              									gefordert wurde. Das 25,9 m lange Bauwerk kostete 150000 M., einschließlich 33000 M.
                              									für Ausheben und Absteifen der Baugrube. Für den Widerlagerbeton wurde 26,5 bis 30
                              									M., für den Gewölbebeton 63 M. für den cbm bezahlt, außerdem wurde für die Tonne
                              									verlegtes Eisen 260 M. vergütet, (Homann) [Zeitschrift
                              									für Bauwesen 1908, S. 61 ff.]
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Modelherwaltung und Materialbeschaffung.
                           Für das Einordnen der Modelle im Lager wird vorgeschlagen, nicht die Maschinenarten,
                              									zu denen die Modelle gehören, sondern die Modellgattungen selbst als leitenden
                              									Gesichtspunkt zugrunde zu legen, also z.B. in einer Werkzeugmaschinenfabrik die
                              									sämtlichen Ständer, Supporte, Lager, Lagerschalen usw. zusammen aufzubewahren. Die
                              									dadurch erzielten Vorteile sind: bessere Uebersicht, leichteres Finden, geringerer
                              									Platzbedarf, vor allem aber die Tatsache, daß gleiche oder ähnliche Stücke nicht so
                              									leicht doppelt ausgeführt werden, daß dem Konstrukteur die fortgesetzte, kritische
                              									Gegenüberstellung des Geschaffenen erleichtert wird und daß er so zu einfacherer und
                              									einheitlicherer Formengebung gelangt. Auch verschwinden veraltete Modelle nicht so
                              									leicht aus dem Gesichtskreise und können laufend beseitigt werden. In dem mit
                              									peinlichster Gewissenhaftigkeit zu führenden Modellbuche findet die Eintragung
                              									gleichfalls nach Gattungen statt; ebenso wird diese Einteilung bei der Bezeichnung
                              									zugrunde gelegt, so daß z.B. die Hebel H1
                              									H2
                              									.... heißen. Nur Modelle, die einzig und allein für
                              									eine bestimmte Maschine verwandt werden können, erhalten eine nach dieser gewählte
                              									Benennung. Hinter jedem Modelle befinden sich in dem Modellbuche Spalten für das
                              									Eintragen der Firma, an deren Gießerei die Modelle gesand werden, sowie des
                              									Absendungs- und Rückkunftstages. Da diese Spalten sich viermal wiederholen, nur mit
                              									Bleistift ausgefüllt und daher bis auf die zuletzt benutzte durch Radieren stets für
                              									neue Eintragungen hergerichtet werden können, so erhält das Buch eine dauernde
                              									Brauchbarkeit.
                           Durch Modell-Ausgangsscheine, welche die Lagerverwaltung ausstellt, und die
                              									durch die Expedition zur Materialbeschaffung gelangen, sowie durch
                              									Modell-Eingangscheine, welche der Gußlieferant jedem zurückgehenden Modell
                              									beizulegen verpflichtet ist und die ebenfalls zur Materialbeschaffung gehen, wird
                              									letztere instand gesetzt, die gekennzeichneten Eintragungen im Modellbuche
                              									vorzunehmen, so daß jeden Augenblick über den Verbleib jedes einzelnen Modells
                              									genaue Auskunft gegeben werden kann.Wenn es die
                                    											sonstige Organisation des Betriebes gestattet, so dürfte es einfacher sein,
                                    											die Gußbeschaffung und Modelllagerverwaltung in eine Hand zu legen, wodurch
                                    											Modell-Ausgang- und Eingangscheine überflüssig werden. Da ferner
                                    											erfahrungsgemäß jedes Buch durch häufiges Radieren unansehnlich und nach und
                                    											nach unbrauchbar wird, so ist eine entsprechend eingerichtete Kartei dem
                                    											gebundenen Modellbuche unbedingt vorzuziehen.F. Mbg.
                           Die Gußbestellung bei den Lieferanten regelt sich in folgender Weise: je nach den
                              									sonstigen Einrichtungen des Werkes füllt entweder das Technische Bureau oder die
                              									Materialbeschaffung den folgenden Vordruck aus:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 351
                              Bestellung; Rechnung; Mod. Nr.;
                                 										Stückö Gegenstand; kg; Einheitspreis; Mk.; Pfg.; Blattgröße 220 × 280.
                              
                           und zwar geschieht dies mit Copierstift und Durchschrift.
                              									Beide Blätter gehen zum Lieferanten, der nach Ausfüllung der rechten Seite eins als
                              									Belag, eins als Rechnung benutzt. Als Vorteil dieses Verfahrens ist anzusehen, daß
                              									Bestellung und Rechnung ohne weiteres gleichlauten, daß alle zu einem Auftrag
                              									gehörigen Teile auch zusammen abgerechnet werden und daß der Lieferant ein Interesse
                              									daran hat, die Bestellungen im ganzen so rasch als möglich zu erledigen, da
                              									Teillieferungen nicht zur Verrechnung kommen.
                           Neben den beschriebenen Einrichtungen muß noch ein gut durchgebildetes Mahnverfahren
                              									vorhanden sein, da derjenige am besten und zuverlässigsten bedient wird, der
                              									rechtzeitig und wirksam an die eingegangenen Verpflichtungen zu erinnern versteht.
                              									Die Grundlage zu diesem Vorgehen bietet am besten eine Kartei, deren Karten auf der
                              									Vorderseite die Angaben des Bestellzettels und Bemerkungen über etwa bereits
                              									erfolgte Mahnungen, auf der Rückseite dagegen Auskunft über stattgefundene
                              									Lieferungen enthalten. Diese werden nach den jeweilig gültigen Liefertagen
                              									eingeordnet, so daß sie ganz selbsttätig immer rechtzeitig wieder zum Vorschein
                              									kommen und an die Notwendigkeit einer neuen Mahnung erinnern. Erst wenn die Angaben
                              									auf der Vorderseite und Rückseite einer solchen Karte übereinstimmen, d.h. alles
                              									Bestellte geliefert ist, wird sie aus der Kartei entfernt und dient dann zur
                              									Kontrolle der einlaufenden Rechnungen, (Baeseler.)
                              									[Werkstattechnik März 1903, S. 131–135.]
                           
                              F. Mbg.
                              
                           
                        
                           Autogene Schweißung.
                           In einer Entgegnung auf einen gegen die Anwendung der autogenen Schweißung auf die
                              									Ausbesserung von Dampfkesseln gerichteten Aufsatz der Zeitschrift des Bayer. RevisionsvereinsWir werden diese Angelegenheit in einem der
                                    											nächsten Hefte in einem besonderen Aufsatz ausführlich behandeln.Die Redaktion. erwähnt Dr. Michaelis in Nr. 8 desselben Organs eine neue
                              									Kesselausbesserung, die erst vor einigen Wochen ausgeführt worden ist. Es handelt
                              									sich um einen Dampfkessel der Société d'Electricité du
                                 										Borinage in Paturages (in der Nähe von Mons). Der Dampfkessel hat 85 qm
                              									Heizfläche und zwei gewellte Flammrohre, Type Morison.
                              									Der Arbeitsdruck beträgt 10 at. Die Flammrohre haben einen Durchmesser von 1 m.
                              									Infolge von sehr schlechtem salzhaltigem Wasser und dadurch hervorgerufenen
                              									Salzablagerungen trat eine vollständige Deformierung beider Flammrohre ein in einer
                              									Tiefe von ungefähr 30 cm. Die Einbauchung hatte eine Länge von ungefähr 1,2 m und
                              									betrug fast ⅖ des Umfanges des Flammrohres. Um die Ausbesserung ausführen zu können,
                              									wurde mittels Flammenschnittes die eingezogene Stelle herausgeschnitten bis tief in
                              									das gesunde Material hinein. Ein neues Wellrohr derselben Type wurde gewählt und aus
                              									ihm gleichfalls mittels Flammenschnittes ein Stück ausgeschnitten, das in das alte
                              									Flammrohr einpaßte; aber infolge der großen Breite dieses Stückes war es
                              									unmöglich, es als Ganzes in das Flammrohr einzuführen, man teilte es daher der Länge
                              									nach. Obgleich also diese Arbeit nach jeder Richtung hin ganz außerordentliche
                              									Schwierigkeiten bot, ist sie nach Mitteilung des Herrn Dr. Michaelis als vollkommen gelungen zu bezeichnen. Der Kessel wurde dem
                              									vorschriftsmäßigen Probedruck von 15 at unterworfen, ohne die geringste Beanstandung
                              									und arbeitet seit einigen Wochen in vollkommen normaler Weise. Diese wichtige Arbeit
                              									wurde durch den Dampfkessel-Revisionsverein in Brüssel autorisiert, der die
                              									Ausführung dieser Arbeit überwacht hat. Der Direktor dieses Vereins beabsichtigt,
                              									eine Veröffentlichung über diese große Arbeit zu veranstalten und seine Erfahrungen
                              									dem Internationalen Verbande der
                                 										Dampfkessel-Revisionsvereine zur Verfügung zu stellen. Außerdem ist bei der
                              									Arbeit auch der Verein des ingénieurs des Mines
                              									vertreten gewesen und hat die Arbeit gleichfalls überwacht.