| Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 359 | 
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                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        Von Prof. Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 342 d. Bd.)
                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        
                     
                        
                           Ein dreizylindriges, zu einer fahrbaren Dampffeuerspritze gehöriges Pumpwerk
                              									stehender Anordnung der Firma E. C. Flade in Jöhstadt
                              									(Sachsen) zeigen Fig. 104 und 105.
                           Die um 120° gegenseitig versetzten Kurbeln der inmitten der Dampf- und Pumpenzylinder
                              									gelagerten Schwungradwelle übertragen die in den ersteren herrschenden Kolbendrücke
                              									mittels besonderer Kupplungsglieder unmittelbar auf die gleichwie die gußeisernen
                              									Dampfkolben von selbstspannenden Dichtungsringen aus Stahl umgebenen und sammt den
                              									zugehörigen Zylindern aus Künzels Phosphorbronze
                              									hergestellten Pumpenkolben.
                           Saug- und Druckraum sind um die Pumpenzylinder herum angeordnet, während die je auf
                              									eine gemeinsame Spindel aufgeschraubten, nach Oeffnen eines sogen.
                              									Bajonettverschlusses leicht zugänglichen Saug- und Druckventile seitlich desselben
                              									liegen. Die Ventilklappen bestehen aus Paragummi. Um ein ruhiges Arbeiten der
                              									Maschine bezw. des Pumpenwerkes zu erzielen, sind die aus getriebenem Kupfer
                              									hergestellten, mit Vakuummeter bezw. Manometer versehenen Saug- und Druckwindkessel
                              									verhältnismäßig groß ausgeführt.
                           Beim Schließen des auf der rechten Seite der Feuerspritze angebrachten
                              									Schnellabsperrschiebers der Druckleitung (s. Fig. 105) wird
                              									gleichzeitig ein Umlaufventil selbsttätig geöffnet, durch welches das Wasser
                              									aus dem Druckraum in den Saugraum zurückfließt.
                           Ein zweites Sicherheits-Umlaufventil leitet das Wasser in den Saugraum zurück, sobald
                              									der Wasseraustritt nicht etwa durch den Schieber, sondern am Strahlrohr abgesperrt
                              									wird.
                           An den tiefsten Punkten des Saug- und Druckraumes angebrachte Hähne dienen zur
                              									Entleerung des ganzen Pumpenkörpers einschl. der Ventilräume.
                           Ein vom Druckraum des Pumpwerks abzweigender und absperrbarer Rohranschluß leitet das
                              									zur Kesselspeisung bestimmte Wasser selbsttätig in einem am Heizerstand befindlichen
                              									Behälter. Mittels eines weiteren absperrbaren Rohranschlusses kann das Wasser durch
                              									einen Schlauch zum beliebigen Gebrauch – Reinigung bezw. Abspülung der ganzen
                              									Maschine usw. – entnommen werden.
                           Die Verbindung der Dampfzylinder mit dem Pumpenkörper geschieht durch Seitenständer,
                              									an denen auch die Kurbelwellenlager befestigt sind und die gleichzeitig zum Tragen
                              									des gesamten Pumpenwerkes zwischen dem Wagenrahmen dienen.
                           Die mit dreizylindrigen Pumpwerken ausgerüsteten Dampfspritzen werden für Leistungen
                              									von 1,2–2,25 cbm i. d. Min. Wasser und für Strahlweiten – bei ruhigem Wetter und 27–35 mm Durchm.
                              									des Mundstückes – von 45 bis 65 m gebaut.
                           Kleinere Dampfspritzen erhalten ein- oder zweizylindrige Pumpwerke.
                           Die zugehörigen senkrechten Feuerbüchsenkessel bestehen je aus einem zweiteiligen
                              									zylindrischen Mantel mit ebener Decke, aus einer ebensolchen, nach oben konisch
                              									zulaufenden geschweißten Feuerbüchse mit Siederohren – Kreuzrohr- oder
                              									Knierohrsystem – und aus einem von der Feuerbüchsdecke aus senkrecht durch den
                              									Dampfraum geführten Rauchrohr.
                           Die von der Maschinenbaa-A.-G. Balcke, Abteilung:
                                 										Maschinenfabrik Frankenthal (Pfalz) in den Handel gebrachten Pumpen
                              									entsprechen in bezug auf Sicherheit des Betriebes, Ruhe des Ganges und geringen
                              									Kraftverbrauch allen Anforderungen, die an solche Flüssigkeitshebemaschinen bester
                              									Ausführung gestellt werden können.
                           Fig. 106
                              									stellt das Bockgestell einer stehenden Dreiplungerpumpe
                              									der genannten Firma von 70 mm Durchm. und 70 mm Hub mitsamt den angeschraubten
                              									Gehäusen für die Saug- und Druckventile dar. Letztere – in Fig. 107 nochmals in
                              									größerem Maßstabe ersichtlich – weichen von der gewöhnlichen Bauart solcher Ventile
                              									wesentlich ab; sie bestehen aus dem Ventilsitz a in
                              									Phosphorbronze mit eingeschraubten, im Ventilsitz vernieteten Führungsstift b aus Deltametall, dem Hubbegrenzer c aus Rotguß und der zwischen diesem und dem aus
                              									Deltametall hergestellten Ventilteller d liegenden
                              									bronzenen Schraubenfeder e. Letztere hat eine
                              									ungespannte Länge von 23 mm, einen inneren Durchmesser von 42 mm, rechteckigen
                              									Querschnitt 4,5 ×2 mm = 9 qmm und 6 Windungen.
                           Der freie Ventilquerschnitt beträgt 10 qcm (bei 4 mm Hub), die größte
                              									Sitzgeschwindigkeit ∾ 2,6 m/Sek. entsprechend der Kolbengeschwindigkeit cmax = 0,672 m/Sek. bei
                              									180 Uml./Min. der Pumpe, die hierbei 8,3 cbm/Std. in einen. Dampfkessel mit 8 at
                              									Spannung fördert. Der Probedruck des mitsamt den Ventilkasten aus Gußeisen
                              									hergestellten Pumpenkörpers beträgt 25 at.
                           Die Kurbelwelle von 65 mm Durchm. führt sich in Ringschmierlagern des mit den
                              									Zylindern und Kreuzkopfführungen ein einziges Gußstück bildenden Pumpenständers;
                              									ihren Antrieb erhält sie mittels Riemen oder unmittelbar von der auf einer Seite des
                              									Lagerständers angebauten Dampfmaschine oder von einem Elektromotor aus.
                           Fig. 108
                              									läßt noch den gemeinsamen Saug- und Druckventilkasten der Pumpe erkennen.
                           Die Vorzüge, welche durch die Dreiplunger-Anordnung erreicht werden, sind schon
                              									früher erwähnt worden; sie bestehen hauptsächlich in dem ruhigen Gang und der
                              									gleichmäßigen Wasserförderung, wodurch Stöße und Erschütterungen in den zugehörigen
                              									Rohrleitungen vermieden werden und – was insbesondere bei den zur Kesselspeisung
                              									dienenden Dreiplungerpumpen von Wichtigkeit ist – ein Mitreißen von Luft aus den
                              									Windkesseln in die Dampfkessel verhindert wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 359
                              Fig. 104 und 105. Pumpwerk von Flade.
                              
                           Fig. 109
                              									zeigt das Bockgestell einer stehenden doppeltwirkenden
                                 										Kolbenpumpe derselben Firma von 175 mm Plungerdurchmesser und 100 mm Hub
                              									mit zugehörigen Einzelteilen.
                           Die für Drücke bis 40 at und für Dampf-, Riemen- oder elektromotorischen Antrieb
                              									gebaute Pumpe ist insofern bemerkenswert, als die mit angegossenen Stutzen
                              									versehenen Lagerständer gleichzeitig auch den Saug- bezw. Druckwindkessel bilden,
                              									während die Saug- und Druckventile in den seitlichen Wandungen des mit den
                              									Lagerständern ein einziges Gußstück bildenden Pumpenkörpers angeordnet sind.
                              									Hierdurch wird neben gedrängter Bauart der ganzen Pumpe und Verringerung ihrer
                              									Einzelteile eine verhältnismäßig einfache und gerade Wasserführung erreicht. Die
                              									durch bronzene Schraubenfedern belasteten Ventile sind in der schon in Fig. 107
                              									dargestellten Bauart ausgeführt; ihre Befestigung bezw. diejenige der zugehörigen
                              									Sitze und Hubbegrenzer erfolgt in der aus Fig. 109
                              									ersichtlichen Weise durch von außen stellbare Druckstifte, über deren vierkantige
                              									Köpfe geschlossene Bronzemuttern greifen. Eine zum Abziehen dieser Ventile dienende
                              									Vorrichtung ist in Fig. 110
                              									ersichtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 360
                              Dreiplungerpumpe von Balcke.
                              
                           Der von einem Weißmetallfutter umgebene gußeiserne Plungerkolben führt sich in einer
                              									Rotgußbüchse des Pumpengestells. In den gußeisernen Kreuzkopf ist der aus
                              									Tiegelstahl gefertigte Zapfen mittels konischer Stifte befestigt.
                           Die Führung der gekröpften Kurbelwelle erfolgt in zwei Ringschmierlagern des
                              									Bockgestelles. Letzteres ist bei elektromotorischen Antrieb der Pumpe durch vier
                              									kräftige Stützen mit einer über den Ringschmierlagern angeordneten
                              									Unterstützungsplatte für den darauf befestigten Elektromotor verschraubt. Eine
                              									solche, noch unter Zwischenschaltung eines Zahnradvorgeleges angetriebene Pumpe von
                              									250 mm Plungerdurchm. und 160 mm Hub fördert mit 120 Uml./Min. etwa 100 cbm/std.
                              									Saug- und Druckleitung dieser Pumpe haben 175 bezw. 150 mm lichte Weite. Die
                              									Konstruktion der zu einer stehenden
                                 										Drillings-Dampfpreßpumpe von 61 mm Plungerdurchm. und 300 mm Hub (n = 100 Uml./Min.) derselben Firma, wie sie besonders
                              									für größere Preßwasseranlagen gebaut wird, gehörigen, aus Stahlguß gefertigten
                              									Pumpengehäuse zeigt Fig. 111; die zugehörigen Saug-
                              									und Druckventile sind in Fig. 112 in größerem
                              									Maßstabe dargestellt. Sie bestehen für jede Pumpe aus zwei übereinander liegenden
                              									Ventilsitzen a und b in
                              									besonders harter Phosphorbronze mit zwischenliegender durchlöcherter Büchse c aus gleichem Material und den mit den ersteren
                              									verschraubten Hubbegrenzern d bezw. e. Die ebenfalls aus Phosphorbronze hergestellten
                              									Ventilteller f werden durch darüber liegende
                              									Schraubenfedern belastet. Behufs guter Wasserführung bildet der Ventilsitz a in seinem unteren Teile ein in das Saugwasser
                              									eintauchendes Rohrstück.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 360
                              Fig. 109 u. 110. Doppeltwirkende Kolbenpumpe von Balcke.
                              
                           
                           Die Befestigung des zusammengebauten Ventilsatzes im Pumpengehäuse erfolgt durch
                              									den darüber sitzenden Druckwindkessel des letzteren, indem dieser auf eine das
                              									Druckventil umgebende und ebenso wie die Zwischenbüchse c mit Löchern versehene Büchse h drückt. Zur
                              									Abdichtung dienen über Zwischenringe greifende Ledermanschetten. Der
                              									Durchgangsquerschnitt der Ventile beträgt je 67,9 qcm bei 4 mm und 31,2 qcm bei 7 mm
                              									Hub. Die aus Bronze hergestellten Schraubenfedern haben 73 mm inneren Durchm.,
                              									rechteckigen Querschnitt von 4 × 7 = 28 qmm, sechs Windungen und im ungespannten
                              									Zustande eine Länge von 34 mm bei 1 mm Vorspannung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 361
                              Fig. 111.Drillings-Dampfpreßpumpe von Balcke.
                              
                           Die zur Pumpe gehörige Dampfmaschine ist als normale stehende Expansionsmaschine mit
                              									drei Zylindern von je 350 mm Durchm. ausgebildet; sie entwickelt mit 4,8 bis 7,5 at
                              									anfänglichem Dampfdruck 106 PSi entsprechend einer
                              									Pumpenleistung von 250 l/Min, auf 150 at Druck.
                           Die drei Pumpenplunger sind an die Kreuzköpfe der Dampfmaschine unmittelbar
                              									angeschlossen, während zwei Schubstangen jedes Kreuzkopfes um den zugehörigen
                              									Pumpenkörper herumreichen und auf die unten gelagerte, dreifach gekröpfte
                              									Schwungradwelle arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 361
                              Fig. 112.Saug- und Druckventil zu Fig. 111.
                              
                           Die Pumpenkörper sind auf 250 at, im Saugraum auf 20 at Wasserdruck geprüft worden.
                              									Eine Drillings-Dampfpreßpumpe der beschriebenen Bauart ist von der Maschinenbau-A.-G. Balcke kürzlich für die
                              									Federwerkstatt der Gußstahlfabrik Essen geliefert worden.
                           Besondere Stabilität, leichte Zugänglichkeit aller Teile und gute Schmierung der
                              									aufeinander gleitenden Elemente kennzeichnen die von Bopp & Reuther, Mannheim-Waldhof,
                              									gebauten Preßpumpen, deren Antrieb bei einer freistehenden
                                 										Zwillings-Preßpampe von 40 mm Plungerdurchm. und 150 mm Hub mittels Riemen
                              									erfolgt.
                           Der Querschnitt durch einen der beiden Ständer dieser zur Erzeugung von 50 at
                              									Preßdruck dienenden Pumpe mit angeschraubtem Zylinder usw. läßt Fig. 113 erkennen. Der zu letzterem gehörige Plunger
                              									wird von einer auf der Antriebswelle befestigten Stirnkurbel mittels Schubstange und
                              									Kreuzkopf bewegt. Die zur Führung der Antriebswelle dienenden Hauptlager des in
                              									einem Stück gegossenen hohlen Maschinenständers besitzen gußeiserne, mit Weißmetall
                              									ausgegossene, leicht auswechselbare Schalen und Ringschmierung. Die Kurbelzapfen
                              									haben Zentrifugalschmierung von einem feststehenden Oelgefäß aus, das auch
                              									gleichzeitig, mittels einer am Kreuzkopfzapfen befestigten Auffangschale, die
                              									Schmierung dieses Zapfens mit besorgt, wobei der Oelzufluß zu dem letzteren durch
                              									eine Schraube geregelt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 361
                              Fig. 113.Preßpumpe von Bopp & Reuther.
                              
                           An die in zylinderischen Gleitbahnen geführten Kreuzköpfe sind die vollen, aus
                              									Schmiedeeisen gefertigten Plunger, deren Dichtung in den Zylindern durch
                              									Ledermanschetten bewirkt wird, unmittelbar angeschlossen. Die Schmierung der
                              									Gleitbahnen erfolgt durch Eintauchen der Kreuzkopfschuhe in Oelgefäße, die durch die
                              									unteren Verschlußdeckel der Führungen gebildet werden. Zur Entfernung des aus den
                              									Plungerstopfbüchsen tretenden Sickerwassers ist im Zylinderkopf eine mittels
                              									Ablaßhahn verschlossene Bohrung vorgesehen.
                           Schubstangen und Antriebswelle sind aus Siemens-Martin-Stahl gefertigt; letztere trägt noch inmitten des
                              									Maschinenständers eine feste und lose Riemenscheibe.
                           
                           Die in Bronze ausgeführten Saug- und Druckventile sind in besonderen, an den
                              									Zylindern angeschraubten Gehäusen übereinander angeordnet. Die als Tellerventile
                              									ausgebildeten, durch Schraubenfedern belasteten Ventilkegel sind nach erfolgtem
                              									Lösen je einer im oberen Teil der Ventilgehäuse sitzenden Verschlußschraube
                              									leicht zugänglich.
                           Hosenrohre verbinden die Saug- bezw. Druckstutzen der beiden Pumpen zu gemeinsamen
                              									Leitungen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)