| Titel: | Die autogene Schweißung in ihrer Anwendung auf Kesselreparaturen. | 
| Autor: | A. Hilpert | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 372 | 
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                        Die autogene Schweißung in ihrer Anwendung auf
                           								Kesselreparaturen.
                        Von Dipl.-Ing. A. Hilpert.
                        Die autogene Schweißung in ihrer Anwendung auf
                           								Kesselreparaturen.
                        
                     
                        
                           Als ich in Nr. 11, 12 und 13 dieser Zeitschrift über die in Marseille mittels
                              									autogener Schweißung (gemeint war das dort angewendete
                              									Azetylen-Sauerstoff-Schweißverfahren) ausgeführten erfolgreichen Ausbesserungen
                              									berichtete, war ich mir sowohl als auch die Redaktion der Zeitschrift sich vollauf
                              									bewußt, damit keinen endgiltigen Beweis für die zweifelsfreie Anwendung der
                              									autogenen Schweißung, überhaupt für Ausbesserungen an Dampfkesseln, erbringen zu
                              									können, sondern ich hatte, wie auch eingangs erwähnt, das Bestreben, die weitere
                              									eingehende Verfolgung dieser Frage auch für die deutschen Verhältnisse anzuregen und
                              									so dazu beizutragen, daß der wahre Nutzen dieser Schweißmethode, der auf so vielen
                              									anderen Gebieten bereits erreicht ist, auch auf dem Gebiete des Kesselbaues der
                              									deutschen Industrie zu gute komme.
                           Erfreulicherweise hat sich an meine Veröffentlichungen ein reger Meinungsaustausch
                              									geknüpft, der sich hauptsächlich in der Zeitschrift des Bayerischen
                              									Revisions-Vereins abgespielt und einige wesentliche Anhaltspunkte zur Beurteilung
                              									des neuen Verfahrens gebracht hat.
                           Ich möchte mit den nachfolgenden Mitteilungen die Leser dieser Zeitschrift über diese
                              									Aeußerungen unterrichten in der Hoffnung, daß auch aus ihren Kreisen Beiträge zur
                              									Klärung der Frage beigebracht werden können.
                           Einleitend möchte ich zunächst bemerken, daß man als autogene Schweißverfahren heute
                              									diejenigen zu bezeichnen pflegt, bei welchen Sauerstoff als die Verbrennung
                              									unterhaltendes Gas mit einem brennbaren Gas gemischt als Schweißflamme verwendet
                              									wird, unter deren Einwirkung bei dünneren Blechen ein Verschweißen der über bezw.
                              									aneinander gelegten Blechenden ohne Zufügung eines Hilfsmittels von selbst entsteht
                              									(autogen). Die bekanntesten Verfahren sind das
                              									Wasserstoff-Sauerstoff-Schweißverfahren (Elektron Griesheim), das Azetylen-Sauerstoff-Schweißverfahren (Autogene Schweißung, Berlin). Hierzu ist neuerdings das
                              									Sauerstoff-Blaugas-Schweißverfahren getreten (Riedinger
                              									& Blau, Augsburg), wobei ein aus Leuchtgas
                              									gewonnenes verflüssigtes Gas verwendet wird, und in neuester Zeit das
                              									Sauerstoff-Benzin-Schweißverfahren (Frankreich).
                           Während hierbei die Verschweißung dünnerer Bleche autogen geschieht, ist bei
                              									stärkeren Blechen – bereits von 2,5–3 mm an – derartig zu verfahren, daß die zu
                              									verschweißenden Blechkanten abgeschrägt und dann aneinander gestoßen werden (s. Fig. 1), so daß eine Rinne r entsteht, welche durch tropfenförmiges Einschweißen eines geeigneten
                              									Schweißdrahtes ausgefüllt werden muß, wobei man zu beachten hat, daß besonders auch
                              									eine innige Verschweißung des eingetropften Materials mit den abgeschrägten Flächen
                              									stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 371
                              Fig. 1.Schnitt durch Schweißfuge.
                              
                           Es ist klar, daß die Form der Flamme, ihre Temperatur, ihre chemische
                              									Zusammensetzung, ebenso die Art des eingeschweißten Materials (Schweißdraht) von
                              									größtem Einfluß auf die Güte der Schweißung sind und schon allein hierdurch
                              									beträchtliche Unterschiede bedingt werden können.
                           Außer diesen autogenen Schweißverfahren finden, zum Teil schon seit längerer Zeit,
                              									elektrische Schweißverfahren in ausgedehntem Maße für die verschiedensten Zwecke
                              									Anwendung. Letztere sind, soviel mir bekannt, auch für Kesselreparaturen in
                              									Deutschland schon angewendet worden. Für stärkere Bleche als 8–10 mm kann meines
                              									Erachtens außer der elektrischen Schweißung nur noch die
                              									Azetylen-Sauerstoff-Schweißung in Frage kommen, da mit den übrigen Schweißverfahren
                              									nicht die genügende Temperatur erzielt werden kann ohne sekundäre Wärmezufuhr. Die
                              									Kessel-Revisionsvereine nehmen zurzeit der Azetylen-Sauerstoff-Schweißung gegenüber,
                              									soweit sie sich mit Kesselreparaturen in Deutschland
                              									befaßt, einen vollständig berechtigten, vorsichtig abwartenden Standpunkt ein, der
                              									darin seine Begründung findet, daß von maßgebender Stelle Versuche über die
                              									Zuverlässigkeit derartiger autogen geschweißter Stücke größerer Blechdicken nicht
                              									gemacht worden sind.
                           Ergebnisse, welche persönlich von mir vor etwa 1½ Jahren begonnene Versuche
                              									lieferten, bestärken mich in der Richtigkeit dieser Ansicht, daß die mit den in
                              									Deutschland zur Zeit vorhandenen Hilfsmitteln ausgeführten Schweißungen für die
                              									schwierigen Reparaturen an Dampfkesseln noch nicht genügend vollkommen sind, da es
                              									sich hierbei meist um stärkere Bleche handelt. Die von mir erwähnten Versuche waren
                              									keinesfalls in Hinsicht auf etwaige Kesselreparaturen entstanden – man dachte
                              									damals in Deutschland noch nicht an diese Anwendbarbeit der autogenen Schweißung –,
                              									sondern sollten lediglich zur Orientierung über die Anwendungsmöglichkeit der
                              									Azetylen-Sauerstoff-Schweißung für verschiedene Materialien in verschiedenen Dicken
                              									dienen. Für Gußeisen. Temperguß und Nickelstahl habe ich hierbei brauchbare
                              									Resultate nicht erzielt, wohl aber günstigere für Stahlguß, weichen Flußstahl und
                              									insbesondere für Flußeisen und es dürfte meines Erachtens weitaus das größte
                              									Anwendungsgebiet der genannten Schweißmethode auf Flußeisen sich erstrecken. Das von
                              									mir untersuchte Flußeisenmaterial besaß 37–39 kg/qmm Bruchfestigkeit und 28–31 v. H.
                              									Dehnung (bezw. auf 200 mm Länge).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 372
                              Fig. 2.Einfluß der Blechdicke.
                              Blechdicke in mm; Flußeisen autogen
                                 										geschweißt mit schwedischem Draht. Schweißnaht gehämmert.
                              
                           Die Versuche, welche mit Schweißbrennern nach dem System Fouché an Blechen in Stärken von 4–20 mm vorgenommen wurden und bei
                              									welchen Azetylengas aus Entwicklerapparaten bester Konstruktion, insbesondere
                              									reichlicher Größe für den Gasentwicklungsraum Verwendung fand, haben zwar bezüglich
                              									der Festigkeit günstige Resultate für dünne und mittlere Blechdicken ergeben, doch
                              									nimmt diese Festigkeit mit zunehmender Blechdicke ab. Ich habe im Mittel bei 20 mm
                              									Blechdicke noch etwa 70 v. H. Festigkeit des vollen Materials erhalten. Ungünstiger
                              									aber verhält es sich mit der Dehnung, die zwar für dünnere Bleche befriedigend ist,
                              									aber mit zunehmender Blechdicke rasch sinkt. Es zeigte sich, daß bei größeren
                              									Blechstärken die Schweißstelle selbst nur noch sehr wenig an der Dehnung teilnimmt.
                              									Dementsprechend wiesen auch die Biegeversuche, wobei die geschweißte Stelle über
                              									eine Rolle von 80 mm Durchm. gebogen wurde, für dünnere Bleche gute Ergebnisse auf,
                              									wurden aber von etwa 12 mm an unsicher.
                           Von allen Versuchen lieferten diejenigen die besten Ergebnisse, bei denen die
                              									Schweißung unter Verwendung eines möglichst kohlenstoffarmen Schweißdrahtes erfolgte
                              									und die Schweißnaht durch Hämmern mechanisch bearbeitet und gleichmäßig ausgeglüht
                              									worden war. Das obenstehende Schaubild Fig. 2 zeigt
                              									für autogen geschweißte Flußeisenbleche von 4–20 mm Dicke den Verlauf der
                              									Festigkeit und Dehnung, wobei die Werte in Prozenten der Festigkeit und Dehnung des
                              									ungeschweißten Materials dargestellt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 372
                              Fig. 3.Einfluß des Hämmerns der Schweißnaht auf die Zugfestigkeit.
                              Flußeisen autogen geschweißt mit
                                 										schwedischem Draht, gehämmert, ungehämmert.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 372
                              Fig. 4.Einfluß des verwendeten Schweißdrahtes.
                              Blechdicke in mm; a Flußeisendraht,
                                 										gehämmert, b schwedischer Draht gehämmert, c schwedischer Draht umgehämmert, d
                                 										Siemens-Martin-Draht, gehämmert. Festigkeit, Dehnung.
                              
                           Fig. 3 gibt ebenfalls für
                              									Flußeisenbleche verschiedener Dicke die erzielten absoluten Festigkeiten der
                              									Schweißnaht an und zeigt gleichzeitig den Unterschied zwischen den durch Hämmern
                              									mechanisch bearbeiteten Schweißnähten und den ungehämmert gebliebenen Schweißnähten.
                              										Fig. 4 gibt in ähnlicher Weise wie Fig. 2 eine Darstellung der prozentualen Festigkeit
                              									und Dehnung bei Verwendung dreier Schweißdrahtsorten, wobei der mit b bezeichnete Draht (etwa 0,05 C) am günstigsten sich erwies.
                           Wenn ich diese Ergebnisse nicht als Maßstab für eine Kritik an der in Marseille
                              									ausgeführten Ausbesserungsarbeit benutzt habe, so ist das aus zweierlei Gründen
                              									geschehen: Zunächst wird sich die an dem Kessel selbst erzeugte Schweißstelle anders
                              									verhalten als die lediglich an einem Versuchsstabe hergestellte Schweißstelle; dann
                              									aber können auch die von mir mittels Azetylengas aus Entwicklerapparaten gewonnenen
                              									Resultate nicht in Vergleich gezogen werden mit der in Marseille angewendeten
                              									Methode, wobei ein außerordentlich reines und in Flaschen komprimiertes Azetylen
                              									Verwendung fand. Es ist anzunehmen, daß innerhalb des letzten Jahres auch in
                              									Deutschland, insbesondere in den großen Blechschweißereien, welche das
                              									Azetylen-Sauerstoff-Schweißverfahren schon seit mehreren Jahren mit größtem Erfolge
                              									für verschiedene Zwecke ihrer Betriebe verwenden, auf Grund eingehender Erfahrungen
                              									wesentlich bessere Resultate als die von mir erzielten gewonnen worden sind, und
                              									wäre es nur erwünscht, wenn zuverläßige Daten aus solchen Kreisen gegeben werden
                              									könnten. Einstweilen steht jedoch fest, daß in Marseille eine ganze Reihe von sehr
                              									schwierigen Ausbesserungen an Stücken von beträchtlicher Wandstärke vollständig
                              									einwandfrei ausgeführt wurden und zwar mit Wissen und Einverständnis der maßgebenden
                              									Stellen. Ausbesserungen, die, soweit ich mich informieren konnte, trotzdem sie schon
                              									bis zu zwei Jahren zurückliegen, zu Beanstandungen nicht geführt haben. Meines
                              									Erachtens liegen die dortigen Erfolge hauptsächlich in einem vorzüglich
                              									eingearbeiteten Personal, in der Verwendung sehr reiner Gase und in einer besonderen
                              									Nachbehandlung der Schweißnaht.
                           Nach dieser Richtung hin gibt eine bemerkenswerte Zuschrift von Dr. Michaelis (Autogene Schweißung Berlin) an die
                              									Zeitschrift des bayerischen Revisionsvereins 1908, Nr. 8, Aufschluß, der folgende
                              									Bedingungen für das Zustandekommen einer guten Schweißnaht aufstellt:
                           1. Verwendung eines chemisch reinen Azetylens.
                           An diesem Gas hat es in Deutschland vollkommen gefehlt, da es bisher keine Anlage
                              									gab, die das sogenannte Azetylen-Dissous darstellte. Dieses Gas, das nach besonderem
                              									Verfahren in Stahlflaschen gepreßt wird, also ähnlich wie Wasserstoff oder
                              									Sauerstoff in Flaschen komprimiert, zur Verfügung ist, verbindet sämtliche
                              									Qualitätseigenschaften der Wasserstoffschweißung in Bezug auf Reinheit der Gase und
                              									Beweglichkeit der Apparate mit der großen Wirtschaftlichkeit und dem weiten Umfange
                              									der Azetylenschweißung. Man war daher bisher in Deutschland genötigt, Azetylen aus
                              									Apparaten zu entwickeln und auf diesem Gebiet ist speziell durch Verwendung zu
                              									kleiner oder für rasche Entnahme unzweckmäßig konstruierter Apparate viel gesündigt
                              									worden.
                           Nun bringt die Reparatur der Dampfkessel begrenzte Raumverhältnisse mit sich. Der
                              									Schweißer muß in der Lage sein, den Apparat in erreichbarer Nähe zu haben, während
                              									die Raumverhältnisse die Aufstellung von genügend großen Apparaten verbieten. Gerade
                              									aus diesem Grunde würde man daher genötigt sein, kleine Apparate zu verwenden; diese
                              									müssen aber entsprechend den zu schweißenden Wandstärken überanstrengt werden und
                              									liefern schlechtes Azetylengas. Daher ist die erste Bedingung bei der Ausbesserung
                              									von Dampfkesseln der vollkommene Ausschluß von Azetylenapparaten, da diese, durch
                              									die Verhältnisse bedingt, nie das unbedingt notwendige reine Gas liefern können.
                           Hat man dagegen Azetylen-Dissous zur Verfügung, so kann man chemisch reines kaltes
                              									Gas verwenden, das in einer Stahlflasche, ähnlich wie Sauerstoff, aufgespeichert,
                              									in jeden Raum und an jeden Ort mitgenommen und verwendet werden kann. –
                           2. Eine nicht minder wichtige Frage ist die Frage des Brenners, und auch hier kann
                              									festgestellt werden, daß kritiklos in vielen Fällen derjenige Brenner gekauft wird,
                              									der den Vorzug der Billigkeit hat. Die Erkenntnis, die bezüglich einer
                              									Werkzeugmaschine heute Gemeingut der Industrie geworden ist, nämlich
                              									Qualitätsunterschiede zu machen, besteht bezüglich der Brennerfrage heute noch
                              									nicht.
                           Zur Erzielung einer guten Schweißung sind folgende Bedingungen für den Brenner
                              									notwendig:
                           
                              a) Die Gase müssen in einem richtigen Mischungsverhältnis
                                 										stehen;
                              b) die Gase dürfen den Brenner nur mit einer bestimmten
                                 										Geschwindigkeit verlassen, damit das Material nicht getrieben wird, sondern im
                                 										ruhigen Flusse bleibt, und
                              c) für bestimmte Arbeiten muß die Flamme einen solchen Druck
                                 										besitzen, daß die Flammenbasis den hängenden Tropfen hält und am Herabfallen
                                 										hindert.
                              
                           Nun zeigen sämtliche Brenner, die mit Sauerstoff unter Druck und mit Azetylen ohne
                              									Druck arbeiten, den Mißstand, daß sie sich nach ganz kurzer Zeit entmischen. Die
                              									Ausdehnung, welche die rückstrahlende Wärme dem unter Druck befindlichen, rasch
                              									fließenden, in einem engen Rohr sich befindenden Sauerstoff erteilt, ist eine andere
                              									als die Ausdehnung, die das drucklose, in einem weiteren Raum sich befindende
                              									Azetylengas erfährt. Die Folge ist eine Entmischung der Flamme und ein Verbrennen
                              									der Schweißstelle. Hier kann nur sorgsamste Wartung des Arbeiters helfen, da
                              									Brennerkonstruktionen, die diesen Mißstand mechanisch verhindern, wohl in
                              									Vorbereitung, aber noch nicht im Handel sind. Aus diesem Grunde ist zurzeit nach
                              									Erfahrungen des Dr. M. eine schwierige Ausbesserung nur
                              									dann ausführbar, wenn man beide Gase unter Druck verwenden kann, so daß sie den
                              									gleichen Bedingungen bezüglich Ausdehnung unterliegen. Solche Brenner sind durch das
                              									Fehlen von Azetylen-Dissous bisher in Deutschland nicht in Gebrauch gewesen.
                           3. Wenn diese beiden Bedingungen durch die Technik erfüllt sind, wenn die Hanseatische Azetylen-Gasindustrie in Hamburg auch die
                              									Fabrikation von Azetylen-Dissous aufgenommen hat, so ist das dritte Erfordernis
                              									einer guten Schweißung sehr schwierig zu erfüllen. Diese Forderung besteht in einem
                              									besonders geschulten und besonders zuverlässigen Arbeiterpersonal. Le Chatelier in Marseille läßt z.B. keinen Arbeiter an
                              									einen Dampfkessel, der nicht mindestens sechs Monate in seinen Werkstätten unter
                              									Anleitung ausgebildet und geschult worden ist, und es kann bestimmt erklärt werden,
                              									daß die Behauptung, es sei unmöglich, eine senkrechte Fläche zu schweißen, unrichtig
                              									ist und daß durch fortgesetzte strenge Uebung der Leute eine derartige Schweißung
                              									möglich ist, ja daß sogar Leute, auf dem Rücken liegend, über sich schweißen können.
                              									Allerdings müssen diese Arbeiten durch einen Brenner, der beide Gase unter Druck
                              									zuführt, unterstützt werden, um das Herabfallen des hängenden Tropfens zu
                              									verhindern. Es ist notwendig, Arbeiter wochenlang im Dunkeln arbeiten zu lassen,
                              									damit sie lernen, die Temperaturen richtig zu schätzen, denn sie arbeiten in
                              									Dampfkesseln nicht in einer hellen Werkstatt, sondern im Dunkeln. Es ist notwendig,
                              									bei irgendwelchen Arbeiten, die an die Haltung der Leute besondere Anforderungen
                              									stellen, einen Mann kaum länger als 20 Minuten arbeiten zu lassen, denn die
                              									geringste Ermüdung würde bezüglich der Qualität der Schweißstelle schlimme Folgen
                              									nach sich ziehen können. Dementsprechend müssen natürlich diese Arbeiter glänzend bezahlt
                              									werden.
                           Eine Firma, die sich der Verantwortlichkeit bewußt ist, die sie mit der Reparatur
                              									eines Dampfkessels übernimmt, wird daher für vollkommene Ausbildung ihres Personals
                              									Sorge tragen und lieber eine Arbeit ablehnen, als sie in schlechter Weise
                              									auszuführen.
                           4. Ein ferneres wichtiges Moment für das Gelingen einer guten Schweißung ist der
                              									Schweißdraht, mit dem man vorhandene Risse oder Löcher ausfüllt. Daß mit sehr
                              									kohlenstoffarmen Drähten günstige Resultate erzielt wurden, habe ich oben bei
                              									Besprechung meiner Versuche schon erwähnt. Ich bin aber auf Grund meiner Versuche
                              									auch zu der Annahme berechtigt, daß die Dicke des verwendeten Drahtes einen
                              									wesentlichen Einfluß auf die Güte der Schweißnaht hat.
                           5. Als letzte sehr wichtige Bedingung wird die Nachbehandlung der Schweißstelle
                              									angegeben die auf speziellen Erfahrungen Le Chateliers
                              									und seiner Freunde beruhe und einer Bekanntgabe entzogen sei. Meines Erachtens
                              									kommen für diese Nachbehandlung nur mechanische Bearbeitung und Ausglühen in Frage,
                              									Mittel, die auch bei der Wassergas-Schweißung (das erste bei der Schweißung
                              									unmittelbar) angewendet werden. Bezüglich mechanischer Bearbeitung der Schweißnaht
                              									habe ich schon oben bei meinen Versuchen auf den verbessernden Einfluß hingewiesen.
                              									Bezüglich Ausglühens haben meine Versuche den Beweis einer wesentlichen
                              									Verbesserung der Festigkeit und Dehnung der Schweißstelle nicht erbracht, wohl aber
                              									den größerer Gleichmäßigkeit bei längerer Schweißnaht.
                           Inwieweit diese Bedingungen tatsächlich ein stets einwandfreies Resultat ergeben
                              									werden, müssen einheitlich aufgebaute Versuche zeigen. Es ist erfreulicherweise
                              									Grund zu der Annahme vorhanden, daß solche Versuche in großem Maßstabe und von
                              									maßgebendster Stelle in nächster Zeit ausgeführt und sich nicht nur auf die
                              									Resultate von Versuchsstäben, sondern auch auf der Praxis entsprechend verschweißte
                              									Stücke erstrecken werden. Und gerade Letzteres ist von größter Wichtigkeit, da sich
                              									die bei Schweißungen auftretenden Spannungen am ausgebesserten Stück in ganz anderem
                              									Maße geltend machen werden, als an Versuchsstäben und gerade der Beweis erbracht
                              									werden muß, daß solche Spannungen vermieden, bezw. bis zur Unschädlichkeit durch
                              									sachgemäße Schweißung herabgemindert werden können. Auch ist gerade für die
                              									Ausbesserungen an Dampfkesseln zu bedenken, daß örtliche Verhältnisse recht wohl die
                              									Durchführung von Verfahren, z.B. mechanische Bearbeitung, erschweren, ja sogar
                              									unmöglich machen können, die vielleicht für den Versuchsstab günstigste Resultate
                              									zeitigten.