| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | F. Mbg. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 397 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Untersuchungen an der Eyermann-Dampfturbine.
                           Die Dampfturbine von Eyermann ist die Verbindung einer
                              									Aktionsturbine für den Hochdruckteil mit einer Reaktionsturbine für den
                              									Niederdruckteil. Es wird nur eine Laufradscheibe verwendet, welche in der aus Fig. 1
                              									ersichtlichen Weise gegabelt ist; auf der innern Seite des einen Schenkels sitzen
                              									die Schaufelkränze des Niederdruckteiles, an der innern Seite des anderen Schenkels,
                              									welcher mit ersterem verschraubt ist, die Kränze des Hochdruckteiles. Die einzelnen
                              									Schaufelkränze sind konzentrisch mit achsial überstehenden Schaufeln, also radialer
                              									Beaufschlagung angeordnet. Vier am Umfang verteilte Düsenkörper e, von denen jeder eine Anzahl Düsen trägt, führen den
                              									Dampf dem ersten Schaufelkranz des Hochdruckteiles zu. In den Düsen expandiert der
                              									Dampf bis auf etwa 1,5 at abs. und gibt seine Geschwindigkeit in drei Stufen an das
                              									Laufrad c ab. Der Dampf strömt hierbei radial von außen
                              									nach der Welle zu. Der Rest des Druckgefälles bis zur Kondensatorspannung wird in
                              									7–8 Druckstufen ausgenutzt. Der Dampf arbeitet hierbei wie in einer Parsons-Turbine mit teilweiser Reaktion. Die
                              									Dampfströmung erfolgt von der Welle aus nach außen; das zunehmende Dampfvolumen
                              									findet dabei mit der Zunahme der Schaufelkranz – Durchmesser von Kranz zu Kranz
                              									zunehmende Querschnitte vor. Zwischen den Schenkeln der ∪-förmigen Laufradscheibe sitzt ein ringförmiger Hohlkörper, an dessen
                              									Außenwandungen die Leitradkränze des Hoch- und Niederdruckteiles eingesetzt sind.
                              									Die radiale Beaufschlagung hat den besonderen Vorteil, daß der Dampf beim
                              									Durchströmen durch die Schaufeln auf deren ganze Länge gleiche Durchflußquerschnitte
                              									und Umfangsgeschwindigkeiten findet. Andererseits hat die radiale Beaufschlagung den
                              									Nachteil, daß die Zentrifugalkraft der achsial überstehenden Schaufeln diese sehr
                              									ungünstig beansprucht und nur eine begrenzte Schaufellänge zuläßt. Von 1000 KW
                              									Leistung ab bis 2000 KW wird der Niederdruckteil zu beiden Seiten der Scheibe
                              									beschaufelt, während für Leistungen darüber bis 10000 KW eine achsiale Trommel für
                              									die letzten Druckstufen vorgesehen ist. Die Fliehkraft der achsial überstehenden
                              									Schaufeln übt auf die Radscheibe ein Biegungsmoment aus, welches in sinnreicher
                              									Weise durch Anordnung konzentrischer Rippen auf der anderen Seite der Scheibe
                              									ausgeglichen ist. Das radiale Spiel zwischen dem Laufrad und den festen
                              									Leitschaufeln von 1 ∾ 2 mm wird durch Zentrierung des Leitschaufelträgers b im Gehäuse gesichert.
                           Die Spielräume in achsialer Richtung sind zur Vermeidung von Dampfverlusten
                              									möglichst klein zu halten, dürfen aber auch nicht zum Streifen der Laufradscheibe
                              									führen. Die Einstellung des Rades und die Erhaltung seiner Lage unter gleichzeitiger
                              									Ausgleichung des entstehenden achsialen Schubes ist von Eyermann auf sehr sinnreiche Weise erreicht worden. Aus Fig. 1 ist ersichtlich,
                              									daß der aus den Düsen des Hochdruckteiles mit etwa 0,5 at Ueberdruck entströmende
                              									Dampf durch einen Kanal in der Nabe des Laufrades auf die Rückseite der
                              									Laufradscheibe geleitet wird, wo er radial nach außen abströmt; die oben erwähnten
                              									Rippen zur Entlastung der Scheibe von den Fliehkraftmomenten wirken dabei als
                              									Labyrinthdichtung. Der Entlastungsdampf muß auf seinem Wege nach der Rückseite der
                              									Radscheibe einen engen Spalt zwischen der Nabe und dem Gehäuse durchströmen und
                              									erfährt dabei je nach der Breite des Spaltes eine größere oder geringere Drosselung.
                              									Damit verändert sich aber auch der Druck auf der Rückseite der Laufradscheibe und
                              									die Kraft, welche das Laufrad achsial verschiebt. Ist der Spalt groß, so nimmt der
                              									Druck hinter der Radscheibe zu und schiebt das Rad nach rechts, so daß der Spalt
                              									wieder kleiner wird. Auf diese Weise wird bei einem Ausweichen des Rades nach rechts
                              									oder links dieses immer wieder in seine Mittellage gebracht. Die auftretenden
                              									kleinen achsialen Bewegungen, die nur im Falle von Resonanz bei gewissen
                              									Umdrehungszahlen wahrnehmbar sind, werden durch einen im Traglager angeordneten
                              									Oelpuffer gedämpft; letzterer besteht aus einer Scheibe auf der Welle, welche mit
                              									geringem Spiel zwischen zwei Spurflächen der Lagerschale läuft. Diese Art, die
                              									Stellung des Rades gegen das Gehäuse zu sichern, hat sich im Laufe einer
                              									zweijährigen Betriebszeit vollkommen bewährt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 397
                              a Entlastungsraum, b
                                 										Leitschaufelträger, b1 Leitschaufelkörper, c Laufrad, d Drosselquerschnitt, e
                                 										Düse, f Montagering 
                              
                           Eine Versuchsturbine dieser Art von 250 PSe wurde von
                              									der Maschinenbau-A.-G. vorm. Ph. Swiderski in Leipzig
                              									im Jahre 1905 gebaut. Sie läuft mit 3000 Umdrehungen i. d. Minute, bei 10 at
                              									Anfangsdruck und 0,1 at Enddruck des Dampfes. Sie arbeitet mit drei
                              									Geschwindigkeitsstufen im Hochdruckteil und acht Druckstufen im Niederdruckteil. Das
                              									Rad hat einen äußeren Durchmesser von 900 mm und ein Gewicht von 150 kg. Die
                              									Schaufeln sind mit Schwalbenschwanz in das Rad eingesetzt und lassen sich leicht
                              									auswechseln. Bei fliegender Anordnung des Rades auf dem Wellenstumpf ist nur eine
                              									Stopfbüchse notwendig, die gegen den geringen äußeren oder inneren Ueberdruck mit
                              									Wasser abgedichtet wird. Die Hauptwellenlager haben Preßschmierung.
                           Die Montage des Schaufelrades und Leitschaufelkörpers, welcher zwischen den
                              									Schenkeln der ∪-förmigen Laufradscheibe liegt, wird durch
                              									Anordnung eines besonderen Montageringes erleichtert. Wie Fig. 2 zeigt, ist die
                              									Niederdruckscheibe in diesem Montagering zentriert und letzterer wird mit dem
                              									Leitschaufelkörper verschraubt und der ganze Körper mit Hilfe eines an der Radnabe
                              									angeschraubten Winkels so an einen Kran gehängt, daß der Schwerpunkt unterstützt
                              									ist. Auf diese Weise erfolgt ein leichtes Einfahren in das Gehäuse. Nachdem das Rad
                              									auf der Welle festgeschraubt ist, wird der Montagering wieder entfernt. Auch der
                              									Deckel des Gehäuses wird auf gleiche Weise mittels eines Winkels aufgesetzt. Die
                              									Regelung erfolgt wie üblich durch Drosselung des Dampfes unter Anwendung eines mit
                              									Oeldruck betätigten Servomotors. [Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen 1908, S.
                              									69–75 und 89–92.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Anlassen von Verbrennungskraftmaschinen.
                           Beim Anlassen von Verbrennungskraftmaschinen hat man Energie zum Ansaugen und
                              									Verdichten der Ladung, zur Beschleunigung der bewegten Massen, besonders des
                              									Schwungrades, und zur Ueberwindung der Reibung zuzuführen. Bei weitem der große
                              									Anteil wird zum Verdichten der Ladung beansprucht, auch wenn man zur Herabsetzung
                              									des Verdichtungsdruckes das Auslaßventil während eines Teiles des betr. Hubes offen
                              									hält. Ist der Hubraum einer Maschine z.B. gleich dem Sechsfachen des
                              									Verbrennungsraumes, so wird bei voller Verdichtung ein Druck von 11,6 at, beim
                              									Offenhalten des Auslaßventils während ⅓ bezw. ⅔ des Hubes ein solcher von 7,1 bezw.
                              									3,2 at erreicht. Dabei wird ein Teil der Ladung ins Freie befördert. Ein anderes,
                              									zwar nicht in allen Fällen verwendbares, aber gegebenenfalls sehr wirksames Mittel
                              									zur Herabsetzung der Verdichtungsarbeit besteht in der Vergrößerung des
                              									Verbrennungsraumes während des Anlassens. Der erste Teil der Auslaßleitung kann dazu
                              									z.B. bauchig erweitert werden und gegen die übrige Auslaßleitung durch ein
                              									gesteuertes Ventil abgeschlossen sein, welches im regelmäßigen Betriebe
                              									zurückgezogen wird und die Leitung dann vollständig frei gibt. Bei einer 20
                              									pferdigen Maschine war diese Anordnung so durchgeführt, daß das Auslaßventil beim
                              									Einschalten dieses Hilfsventils zugleich durch einen Stift etwas von seinem Sitz
                              									abgehoben wurde, so daß der Zylinder in offener Verbindung mit der bauchigen
                              									Erweiterung der Auslaßleitung trat. Während des Anlassens wirkte also das
                              									Hilfsventil als Auslaßventil. Infolge der so erzielten Vergrößerung des
                              									Verbrennungsraumes bleibt der Verdichtungsdruck und damit die aufgewendete Arbeit
                              									beim Andrehen weit hinter der sonst erreichten Höhe zurück, was allerdings auch
                              									einen geringeren Druck nach der Verbrennung zur Folge hat, der aber zum Anlassen
                              									einer unbelasteten oder schwach belasteten Maschine vollkommen ausreicht. Es ist
                              									sogar möglich, das Hilfsauslaßventil bis kurz vor Beendigung des Verdichtungshubes
                              									offen zu halten, so daß der Verbrennungsraum samt seiner zeitweisen Erweiterung mit
                              									Gasgemisch von kaum mehr als atmosphärischem Druck gefüllt werden. Auch in diesem
                              									Falle, wo die Andreharbeit stark herabgesetzt wird, genügt die bei der Verbrennung
                              									dieses Niederdruckgasgemisches freiwerdende Energie zum Anlassen einer unbelasteten
                              									Maschine. Ein Vorteil dieser letzten Arbeitsweise gegenüber derjenigen mit
                              									Verdichtung besteht darin, daß nur reines Gasgemisch zur Verbrennung kommt, während
                              									sonst eine Vermischung mit im Hilfsraum befindlicher Luft oder dort
                              									zurückgebliebenen Verbrennungsprodukten unvermeidlich ist.
                           Das Verfahren bewirkt eine weitere Verminderung der Andreharbeit, indem eine
                              									Beschleunigung des Schwungrades beim Andrehen nur in sehr geringem Grade notwendig
                              									ist. Bei der sonst üblichen Arbeitsweise muß das Schwungrad beim Ansaugehub
                              									beschleunigt werden, um beim Verdichtungshub über genügende Energie zu verfügen.
                              									Hier fällt diese Notwendigkeit weg. Nun müssen aber zwecks inniger Vermischung die
                              									Gas- und Luftmengen eine nicht unter ein gewisses Maß herabsinkende Geschwindigkeit
                              									haben, weil sonst auch der Fall eintreten kann, daß z.B. nur Gas und keine Luft in
                              									den Zylinder tritt, da wohl immer ein Unterschied zwischen dem Druck in der Gas- und
                              									demjenigen in der Luftzufuhrleitung bestehen wird. Es ist daher bei dem
                              									beschriebenen Verfahren notwendig beide Leitungen mit Drosselklappen zu versehen,
                              									die unter Einfluß des Reglers stehen und während des Anlassens größtenteils
                              									geschlossen werden, um in den regelnden Querschnitten unmittelbar vor dem
                              									Mischventil genügende Geschwindigkeiten zu erreichen. Für diese zeitliche größere
                              									Schließung der Drosselklappen wird die Verbindungsstange mit dem Regler zweckmäßig
                              									durch eine Hülse mit Handrad mit rechts- und linksgängigem Gewinde unterbrochen.
                           Die beschriebene Einrichtung ist besonders für solche Fälle bestimmt, wo das Andrehen
                              									von Hand erleichtert werden soll und für solche Maschinengrößen, bei denen sonst
                              									Druckluft zum Anlassen, jedoch ohne gesonderte Einrichtung für die Erzeugung der
                              									Druckluft, angewendet wird. Das Verfahren ist für alle Arten von
                              									Verbrennungsmaschinen mit Ausnahme der Einspritzmotoren verwendbar. (P. Meyer.) [Zeitschrift d. V. deutscher Ingenieure
                              									1908, S. 575–579.]
                           
                              Ky.
                              
                           
                        
                           Untergestelle für elektrische Motorwagen.
                           Das Untergestell eines elektrischen Motorwagens ist gleichsam für sich eine
                              									Lokomotive und muß bezüglich der Formgebung und der Abmessung der Einzelteile
                              									entsprechend gebaut werden. Die für Wagenuntergestelle gültigen Grundsätze sind
                              									nicht ausreichend. Besondere Schwierigkeiten entstehen dadurch, daß für den Radstand
                              									vorhandene Kurven maßgebend sind, bezgl. der Breite die Spurweite ausschlaggebend
                              									ist, für die Bemessung nach unten herabgehender Teile das Profil der Straße und für
                              									die größtzulässige Höhe sowie für die Länge der Wagenkasten in Betracht zu ziehen
                              									ist. Das Untergestell, welches in den auf diese Weise begrenzten Raum einzubauen
                              									ist, muß nun überdies noch Platz für die Motoren, die Zahnradvorgelege usw. bieten.
                              									Dies ist für Untergestelle von großen und schweren Wagen, die mit hoher
                              									Geschwindigkeit laufen sollen, eine besonders schwierige Bedingung, da die Rahmen
                              									und die übrigen Teile besonders kräftig zu bemessen sind und außerdem sehr große
                              									Motoren ein–, zubauen sind. Die Erfahrung hat übrigens gelehrt, daß ein kräftiges,
                              									steifes Untergestell mit geeignet bemessenen und angeordneten Federn besser als ein
                              									sogen, elastisches Untergestell ist.
                           Die größte Schwierigkeit bietet es, ein Untergestell mit innen hängenden Motoren und
                              									möglichst kleinem Radstand zu bauen. Den Radstand zu sehr zu verringern, ist
                              									übrigens nicht ratsam, da dieses eine beträchtliche Vergrößerung der Abnutzung der
                              									Schienen und der Spurkränze zur Folge hat.
                           Vorteilhaft ist es, über die Achsbuchsen einen Längsträger zu legen, auf den sich die
                              									Seitenrahmen unter Zwischenschaltung von Spiralfedern stützen. Allerdings empfiehlt
                              									es sich nicht, diese Längsträger starr mit den Achsbuchsen zu verbinden, da durch
                              									die beim Bremsen angestrebte Vergrößerung des Radstandes beim Anpressen von innen
                              									liegenden Bremsklötzen ein Schiefstellen der Achsbuchsen zwischen den Achshaltern
                              									und eine Verschlechterung der senkrechten Beweglichkeit der Achsbuchsen
                              									herbeigeführt wird.
                           Die Aufhängung der Motoren wird derartig ausgebildet, daß etwa 60 v. H. ihres
                              									Gewichtes von den Laufachsen und 40 v. H. vom Untergestell getragen werden. Zwischen
                              									Motor und Untergestellrahmen werden zur Verringerung der Stöße beim Anfahren
                              									Spiralfedern geschaltet. Mit Rücksicht auf die Neigung des Motors beim Anfahren,
                              									sowie beim Bremsen, sich um die zugehörige Laufachse zu drehen und infolgedessen an
                              									seiner Aufhängestelle eine in Richtung oder entgegengesetzt der Schwerkraft wirkende
                              									Kraft auf das Untergestell auszuüben, empfiehlt es sich, bei innen liegenden Motoren
                              									die Motoraufhängung möglichst nahe der Mitte des Drehgestelles und bei außen
                              									hängenden Motoren möglichst nahe der Achsmitte anzuordnen. Andernfalls entsteht
                              									leicht eine Schiefstellung der Rahmen und Achsgabeln und die Beweglichkeit der
                              									Achsbuchsen wird behindert. Aus dem gleichen Grunde empfiehlt es sich, bei einer
                              									Vierklotzbremse die Bremsklötze zwischen den Rädern und nicht außen anzuordnen. Im
                              									Gegensatz zu gewöhnlichen Wagen, bei denen etwa 90 v. H. des Wagengewichtes
                              									abgebremst werden, wird dieser Betrag bei Motorwagen mit Rücksicht auf die lebendige
                              									Kraft der Anker etwa auf 115 v. H. bemessen. Die Bremsklötze umfassen zweckmäßig den
                              									Spurkranz, da Traversen zur Verhinderung des seitlichen Abgleitens von den Bandagen
                              									wegen der Motoren meist nicht angebracht werden können.
                           Das seitliche Ausschwingen des Wagenkastens beim Durchfahren von Krümmungen kann in
                              									verschiedener Weise verhindert werden. Am besten werden die in diesem Sinne
                              									wirkenden Kräfte dazu benutzt, den Wagenkasten zu heben. Der Drehzapfen und die
                              									zugehörigen Federn sind hierzu auf einen Querträger gelagert, der an den
                              									Mittelträgern des Drehgestellrahmens durch Laschen aufgehängt ist. Diese Laschen
                              									werden zweckmäßig nach innen geneigt, da einerseits hierdurch die Hubhöhe im
                              									Verhältnis zur Seitenbewegung vergrößert und anderseits die seitliche Bewegung des
                              									Wagenkastens zu der des Querträgers verringert wird. (Vauclain.). [Street Railway Journal 1908, Bd. I, S. 562-566.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Schnellzuglokomotive.
                           Die badische Staatseisenbahn hat vor kurzem eine neue vierzylindrige 3/6 gekuppelte
                              									Verbund-Schnellzuglokomotive in den Dienst gestellt, um schwere Schnell- und Eilzüge
                              									auch auf starken Steigungen zu befördern. Diese von der Lokomotivfabrik J. A. Maffei-München nach der Pacific-Type erbaute Lokomotive hat Hochdruckzylinder von 425 mm Durchm.
                              									und 610 mm Hub und Niederdruckzylinder von 650 mm Durchm. und 670 mm Hub. Die
                              									Treibräder haben 1800 mm Durchm. Die vier Zylinder liegen unter der Rauchkammer, die
                              									Hochdruckzylinder innen, die Niederdruckzylinder außen, sie arbeiten gemeinsam auf
                              									die mittlere Treibachse. Die Pleuelstangen und Schieberschubstangen sind besonders
                              									lang; dies ergibt kleine Normaldrucke, verlangt aber eine Schräglage der
                              									Innenzylinder. Die Schieber sind als Kolbenschieber mit federnden Gußeisenringen
                              									ausgebildet. Die Pleuelstangen und die mittlere Treibachse bestehen aus Nickelstahl.
                              									Die Zylinder sind mit Luftsaugeventilen für Leerlauf und Sicherheitsventilen gegen
                              									Wasserschlag ausgerüstet. Die Federn der Triebachsen und der hinteren Laufachse sind
                              									durch Ausgleichhebeln miteinander verbunden. Mittels eines durch einen Dampfkolben
                              									bewegten Gestänges kann das Reibungsgewicht der Triebräder um etwa 3 t erhöht
                              									werden.
                           Aehnlich wie bei den neuen bayrischen Schnellzuglokomotiven ist auch hier ein
                              									Barrenrahmen aus schweißbarem Flußeisen verwendet. Der mit einem Schmidtschen Rauchröhrenüberhitzer versehene Dampfkessel hat
                              									behufs Gewichtsersparnis eine Feuerbüchse mit schräger Vorder- und Hinterwand. Durch
                              										Westinghouse-Bremsen können 62 v. H. des
                              									Gesamtgewichtes von Lokomotive und Tender abgebremst werden. Der Tender, Bauart Gölsdorf, besitzt seitlich 3,5 m lange Wassereinläufe
                              									zur Ergänzung des Wasservorrates in sehr kurzer Zeit.
                           Bei Probefahrten mit 400 t Wagengewicht auf der Strecke Mannheim-Basel (257 km Länge)
                              									wurden Dauergeschwindigkeiten von 90–100 km/Std. erreicht. Auf Steigungen von 1,6 v.
                              									H. der Schwarzwaldbahn konnte ein Wagengewicht von 194 t mit mittlerer
                              									Geschwindigkeit von 55 km gefahren werden. [Zeitschr. d. Vereins deutscher
                              									Ingenieure 1908, S. 567–568.]
                           W.
                           
                        
                           Kranlokomotive.
                           Für die Buenos-Ayres und Rosario
                                 										Eisenbahngesellschaft hat als 5000. Lokomotive die Garton Foundry Works, England, eine der stärksten Kranlokomotiven gebaut.
                              									Die Lokomotive kann auch dann noch sicher fahren, wenn der 5,5 m lange Kranausleger
                              									mit 5 t Last (größte Tragfähigkeit) einen rechten Winkel mit der Fahrrichtung
                              									bildet. Zum Lastheben dienen zwei Dampfmaschinen mit Walschaert-Umsteuerung, zum Senken der Last eine starke Bremse, zum Drehen
                              									des Kranes mittels Schnecke und Schneckenrad zwei umsteuerbare Dampfmaschinen. Alle
                              									diese Vorrichtungen können sowohl von der linken als auch von der rechten Seite des
                              									Führerstandes aus bedient werden.
                           Bei dieser 3/3
                              									gekuppelten Lokomotive befindet sich die Schiebersteuerung unter den Zylindern. Der
                              									Lokomotivrahmen ist sehr stark gebaut, um allen Stößen gut widerstehen zu können. Da
                              									der Kran sich über dem Lokomotivkessel befindet, konnte hier kein Dampfdom
                              									angebracht werden. Die Zylinder haben 405 mm Durchm. und 555 mm Hub. Das
                              									Betriebsgewicht beträgt 45 t. [Engineering 1908, S. 254.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Schutzvorrichtung und Sandstreuvorrichtung.
                           Bei den städtischen Straßenbahnen in Wien ist eine neue Schutzvorrichtung und Sandstreuvorrichtung eingeführt worden. Erstere wird
                              									durch ein unter der Wagenbrust angebrachtes, nachstellbares Tastgitter betätigt,
                              									welches rd. 12 cm von Schienenoberkante absteht, nach außen frei ausschwingen kann,
                              									beim Ueberfahren eines Körpers jedoch gegen die Wagenmitte zu gedrückt wird, dabei
                              									eine Stange auslöst, durch welche ein Schutzkorb freigegeben wird, den nunmehr eine
                              									Feder zu Boden drückt. Der Schutzkorb besteht aus einem Gerippe von Gasrohren,
                              									welche mit schmalen Brettern belegt sind. Der Abschluß gegen das Pflaster erfolgt
                              									durch einen Gummistreifen. Der Trichter der Sandstreuvorrichtung wird unten an
                              									Stelle eines Schiebers durch eine die Trichteröffnung übergreifende drehbare
                              									halbrunde Schaufel abgeschlossen. Mit letzterer steht ein Dorn in Verbindung,
                              									welcher beim Drehen der Schaufel den Sand aufrührt, um Klumpenbildung zu verhindern.
                              										(Spängler.) [Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen
                              									1908, S. 185–188.]
                           
                              Hg.
                              
                           
                        
                           Das Werkzeuglager.
                           Meist herrscht in dem Raume, in welchem die Werkzeuge aufbewahrt und gelagert werden,
                              									nicht die gehörige Ordnung, er ist nicht nach festen Grundsätzen eingerichtet, so
                              									daß nur der in ihm gewissermaßen Aufgewachsene sich verhältnismäßig rasch
                              									zurechtzufinden vermag.
                           Meist bringt man auch nur einen kleinen Teil der wirklichen Schneidwerkzeuge wie
                              									Fräser, Bohrer und etwa einige Lehren und dergl. im Lager unter. Die
                              									Hilfswerkzeuge, Bolzen, Leisten, Klötze, Mitnehmer, Futter usw. bleiben bei den
                              									Maschinen und werden dort rasch verdorben, wodurch ihre Benutzung erschwert und mit
                              									Zeitverlust verbunden wird.
                           Wie häufig passen die Vorrichtungen nicht genau zu dem Werkstück! Das Aufdrehen der
                              									Muttern auf zu lange Bolzen erfordert Zeit oder es müssen erst passende
                              									Unterlegscheiben zusammengesucht werden. Das alles, und noch manche andere
                              									unangenehme Erscheinungen fallen fort, wenn die einmal für eine bestimmte Arbeit
                              									hergestellten Vorrichtungen und Hilfswerkzeuge zusammengehalten, im Lager sauber
                              									aufbewahrt und gegebenen Falles repariert werden, so daß sie bei Bedarf ohne
                              									Zeitverlust gebrauchsfertig herausgegeben werden können.
                           Soll aber das neu einzurichtende oder zu ordnende Werkzeuglager den gekennzeichneten
                              									Ansprüchen voll genügen, so sind unbedingt die folgenden Grundsätze zu beachten.
                           Es ist für eine streng durchgeführte, sachgemäße Einteilung aller in der Fabrik
                              									gebrauchten Werkzeuge zu sorgen. Dieser Einteilung entsprechend, also in logisch
                              									begründeter Reihenfolge sind die Borde, Schränke, Kästen usw. aufzustellen, wobei
                              									die meist gebrauchten den Fenstern möglichst nah sein sollen, die ganze Anordnung
                              									aber so getroffen ist, daß überall Licht und genügend, aber nicht übertrieben Raum
                              									ist. Eine Erweiterung oder Umordnung muß ohne zu große Schwierigkeit durchführbar
                              									sein. Die Möglichkeit, das Werkzeug gut zu unterhalten und zu reparieren muß bequem
                              									geboten sein. Eine besondere Einrichtung muß dafür sorgen, daß jedes entnommene
                              									Werkzeug durch eine Marke oder einen Zettel ersetzt wird, so lange es nicht in dem
                              									Lager liegt. Für jedes Werkzeug muß ein besonderer Haken da sein, an den diese Marke
                              									aufgehängt werden kann und zwar muß er so konstruiert und angebracht sein, daß ein
                              									Abnehmen der Marke ohne weiteres nicht möglich ist.
                           Um diese Forderungen zu erfüllen, hat man nun zunächst für eine einheitliche
                              									Größenbemessung aller Borde, Fächer, Schränke usw. zu sorgen. Da aber die ganz
                              									verschieden geformten Werkzeuge ganz verschiedenen Platz beanspruchen, so erreicht
                              									man Ordnung dadurch, daß man Gestelle von bestimmten Abmessungen (Höhe, Breite und
                              									Tiefe) schafft, in die man nun Kasten, Fächer, Schränke usw. nach Bedarf einsetzt,
                              									wobei diese einzelnen Teile alle die Tiefe des Gestelles erhalten, im übrigen aber
                              									Unterteile einer bestimmten Lichtweite bilden.
                           Ehe nun ein Arbeiter ein Werkzeug vom Lager erhält, hat er eine Messingmarke mit
                              									eingeprägter Nummer, welche seiner Kontrollnummer gleich ist, abzugeben. Will er das
                              									Werkzeug wieder abliefern, so hat er mit ihm zusammen eine zweite gleiche Marke
                              									einzuliefern und erhält, nachdem festgestellt, daß beide Marken wirklich die
                              									gleichen Nummern tragen, beide wieder zurück. Hierdurch soll die Möglichkeit
                              									genommen werden, daß ein Arbeiter dem anderen Werkzeug stiehlt und es an seiner
                              									Statt im Lager abliefert, um des anderen Marke zu erhalten. Auch wenn das Werkzeug
                              									zur Reparatur in die Schmiede, Schleiferei oder sonst wohin geschickt ist, wird
                              									seine Stelle durch eine entsprechend gekennzeichnete Marke ersetzt, so daß also
                              									diese Marken auf jeden Fall sofort anzeigen, wo man das betreffende Stück zu suchen
                              									hat.
                           Daß sich bei einem derartigen System die Ausgabe des Werkzeugs sehr glatt abwickelt,
                              									liegt auf der Hand. Aber auch die Uebersicht über den Bestand und damit ev.
                              									erforderliche Neuanschaffungen ist verbessert. Wesentlich erleichtert wird diese
                              									Arbeit, insbesondere auch die des Suchens, wenn man nun die einzelnen Abteilungen
                              									der Aufbewahrungsgestelle mit Buchstaben bezeichnet, die Kästen und Fächer in diesen
                              									Gestellen mit Unterbuchstaben, Zeichen oder Zahlen und nun ein Lagerbuch (entweder
                              									ein geschlossenes Buch oder wohl besser eine Kartei) führt, in der man dieselben
                              									Teilungen und Unterteilungen benutzt.
                           Zum Schlusse seines Aufsatzes gibt der Verfasser an der Hand von Zeichnungen die
                              									Beschreibung eines derartigen Werkzeuglagers von 25 × 50 Fuß Bodenfläche (∾ 7,5 × 15
                              									m), das für 100 Maschinenarbeiter ausreicht und so eingerichtet ist, daß es mit
                              									Leichtigkeit für eine Zahl von 300 ausgebaut werden kann. Dabei werden auch Bilder
                              									von „Schränken aus schwingenden bezw. gleitenden Türen“ gegeben, Behältern,
                              									in denen z.B. Fräser sehr übersichtlich und doch auf engstem Raume aufbewahrt
                              									werden können. Diese Schränke werden, wie angedeutet, aus großen hölzernen Platten
                              									gebildet, die entweder um eine senkrechte Achse schwingen können, wobei dann beide
                              									Seiten Haken tragen, auf die die betreffenden Werkzeuge aufgehängt werden, oder die
                              									mit Rollen auf Schienen laufen und parallel seitwärts verschoben werden, wobei zwar
                              									nur eine Seite zur Werkzeugaufbewahrung benutzt werden kann, aber auch der Platz zum
                              									Ausschwingen der Holzplatte fortfällt. (William H.
                                 										Taylor.) [American Machinist, 8. Februar 1908.]
                           
                              
                                 F. Mbg.