| Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 471 | 
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                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        Von Prof. Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 460 d. Bd.)
                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        
                     
                        
                           Um die Wirtschaftlichkeit des Betriebes direktwirkender Dampfpumpen zu erhöhen,
                              									arbeiten die von der Maschinenfabrik Oddesse, G. m. b
                                 										.H., in Oschersleben unter dem Namen Oddesse-Dampfpumpen in den Handel gebrachten Duplexpumpen mit einer von Hand
                              									einstellbaren Expansionssteuerung über deren Konstruktion und Wirkungsweise in D. p.
                              									J. 1902,S. 109 u. ff. bereits berichtet wurde.
                           Besonders günstig wird die Dampfökonomie bei den nach dem Verbundsystem und mit Kraftausgleichern als Ersatz für das bei
                              									dampfökonomischen Maschinen nötige Schwungrad arbeitenden Oddesse-Pumpen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 471
                              Fig. 129.Antriebsmaschine einer Verbund-Oddesse-Dampfpumpe.
                              
                           In Fig. 129 ist die äußere Ansicht der
                              									Antriebsmaschine einer Verbund-Oddesse-Dampfpumpe mit
                              									den Einzelheiten der Steuerung und dem im Rahmen zwischen Dampfund Pumpenseite
                              									untergebrachten Kraftausgleicher „Ideal“ dargestellt, dessen Konstruktion
                              										Fig. 130 noch deutlicher erkennen läßt.
                           Der hauptsächlichste Teil dieses Ausgleichers ist der in einem mit Oel oder einer
                              									ähnlichen Flüssigkeit angefüllten Zylinder C arbeitende, durch die Stopfbüchse B abgedichtete hohle Plunger A, der in seinem oberen Teil einen Windkessel D bildet, während sein unteres Ende in ständiger Berührung mit der
                              									Flüssigkeit bleibt. Im Windkessel D befindet sich
                              									Preßluft, die aus dem Luftbehälter R in denselben
                              									gelangt und durch einen kleinen vom Lenkerarm F aus
                              									betätigten Luftkompressor E erzeugt wird. Das vom
                              									Luftbehälter R in das Innere des Kraftausgleicher
                              									Windkessels D führende Rohr ist mit dem Ventil G versehen, welches sich nach innen öffnet und so.
                              									eingestellt ist, daß es durch den Plunger A selbst
                              									geöffnet wird, wenn derselbe sich in seiner tiefsten Stellung befindet. Dieses ist
                              									der Fall, wenn die Pumpe auf Hubmitte steht, während den Endstellungen der
                              									Dampfkolben die höchsten Stellungen des Plungers entsprechen. Der den Plunger A
                              									beständig nach oben drückende Luftdruck im Raum D
                              									wird mittels eines einfachen Kniehebelpaares auf die Kolbenstange der Pumpe
                              									übertragen.
                           Es wird dann in der ersten Hubhälfte, wenn die nutzbare Kraft des Dampfes größer als
                              									die der Pumpe entsprechende Arbeit ist, der Ueberschuß dadurch aufgebraucht, daß der
                              									Plunger A sich abwärts bewegt. Dabei erfährt sein
                              									Luftinhalt eine weitere Verdichtung bis zu einem Enddruck, der gleich der Spannung
                              									im Luftbehälter R ist, mit dem der Raum D in der Hubmitte auf kurze Zeit kommuniziert.
                           Während der zweiten Hubhälfte, wenn infolge sinkender Dampfspannung diese für die
                              									Pumpenarbeit nicht mehr genügt, steigt der Plunger wieder nach oben und indem
                              									hierbei die Preßluft infolge Expansion durch die Hebelverbindung auf die
                              									Kolbenstange wirkt, wird die im ersten Teil des Kolbenweges aufgespeicherte Kraft
                              									wieder abgegeben.
                           Mit dem Kompressor E ist auch das Rückschlagventil H verbunden, welches sich ebenso wie das Ventil G nach innen öffnet und so lange geschlossen bleibt,
                              									als die Pumpmaschine ihren normalen Hub nicht überschreitet, bei der geringsten
                              									Hubüberschreitung sich aber zufolge Hebelverbindung mit dem Lenkarme F öffnet, so daß dann eine gewisse Luftmenge aus dem
                              									Behälter R entweichen kann und der Druck vermindert
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 471
                              Fig. 130.Kraftausgleicher „Ideal“ einer
                                 										Verbund-Oddesse-Dampfpumpe.
                              
                           Die Pumpe muß demnach stets den vollen Kolbenweg zurücklegen, da der Druck auf den
                              									Kompensator stetig zunimmt, solange die Hublänge nicht erreicht ist. Andererseits
                              									kann eine Ueberschreitung der Hubgrenze bezw. ein Anschlagen der Kolben gegen die
                              									Zylinderdeckel niemals stattfinden, da der Kompensatordruck selbsttätig
                              									ausgeschaltet und die zur weiteren Bewegung nötige Kraftwirkung aufgehoben wird.
                           
                           Eine von der Maschinenfabrik Oddesse für
                              									Betriebszwecke der Düsseldorfer Ausstellung 1902 gelieferte Dreifach-Verbund-Oddesse-Dampfpumpe ist in der Zeitschr. des Vereins
                              									deutsch. Ingenieure 1902, S. 1033 beschrieben.Ueber
                                    											eine Dreifach-Verbund-Dampfpumpe der Worthington-Blake-Pumpen Compagnie siehe D. p. J. 1903, Heft 2, S.
                                    											21.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 472
                              Fig. 131 u. 132. Diagramme einer stehenden Oddesse-Verbundpumpe.
                              
                           Während die Dampfverteilung der Oddesse-Verbundpumpen
                              									bisher durch vom Kraftausgleicher aus angetriebene entlastete Rundschieber (Corliß-Schieber) erfolgte – siehe z.B. Fig. 129 – werden diese Pumpen neuerdings mit von
                              									Hand stellbarer Rider-Steuerung und mit einem bei
                              									beiden Hochdruckzylindern gemeinsamen Receiver ausgeführt, womit sich höhere
                              									Expansionsgrade, demzufolge größere Ersparnisse an Arbeitsdampf gegenüber den mit
                              									Rundschiebern arbeitenden Pumpen und zwar auch ohne Anwendung eines besonderen
                              									mechanischen Ausgleichers erzielen lassen.
                           Da in den Niederdruckzylindern dieser Pumpen die Dampfspannung während der ganzen
                              									Hubdauer auf nahezu gleicher Höhe erhalten werden kann, hat das Kraftmoment der hin-
                              									und hergehenden Teile nur den durch die Expansion des Dampfes in den
                              									Hochdruckzylindern entstandenen Druckabfall auszugleichen.
                           Fig. 131
                              									und 132
                              									zeigen an einer stehenden Oddesse-Verbundpumpe von 250
                              									bezw. 400 mm Zylinderdurchm. und 250 mm Hub abgenommene Diagramme von je einem der
                              									beiden Hochdruckund Niederdruckzylinder, aus denen ersichtlich, daß die
                              									Admissionslinie des letztgenannten Zylinders beinahe gerade ist und zu der
                              									atmosphärischen Linie parallel läuft, der Receiverdruck demnach während der ganzen
                              									Hubdauer konstant bleibt.
                           Die an die Firma F. Schichau in Elbing gelieferte Pumpe
                              									hat vier Plunger von je 180 mm Durchm. und fördert mit 56 Doppelhüben i. d. Minute
                              									320 cbm/Std. auf eine Gesamthöhe von 15 m.
                           Namentlich für Bergwerkszwecke haben diese neueren Oddesse-Verbundpumpen eine größere Verbreitung gefunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 472
                              Oddesse-Verbundpumpe mit entlasteten Kolben-Expansionsschiebern, System
                                 										Rider.
                              
                           Fig. 133
                              									bis 135
                              									zeigen eine solche Pumpe von 200 bezw. 300 mm Zylinderdurchm. und 250 mm Hub, die
                              									mit zwei Außenstopfbüchsplungern von je 180 mm Durchm. bei 50 minutlichen
                              									Doppelhüben 1125 l/Min, auf 160 m Gesamthöhe fördert.
                           Der Hauptschieber für den Hochdruck- und Niederdruckzylinder jeder Pumpenseite ist in
                              									einem Stück gegossen und der Teil, welcher den Dampf in die Hochdruckzylinder
                              									verteilt, mit entlasteten Kolben-Expansionsschiebern,
                              									System Rider, versehen.
                           Die Grund- und Expansionsschieber werden, wie bei den Einfach -Expansions-Oddesse-Pumpen, mittels einer schrägen Nute des
                              									Gleitstückes c angetrieben, welches durch Treibstange
                              										b und Steuerarm a mit
                              									der Kolbenstange zusammenhängt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 473
                              Fig. 136.Oddesse-Abteufpumpe.
                              
                           Jede Seite kontrolliert die Bewegung ihres eigenen, während des Betriebes der Pumpe
                              									von außen stellbaren Expansionsschiebers, während der Grundschieber für die eine
                              									Seite durch die Bewegung der gegenüberliegenden Seite kontrolliert wird. Mit
                              									Ausnahme der innenseitigen Wände der verstellbaren Expansionsschieber ist kein Teil
                              									der Steuerung dem Hochdruckdampfe ausgesetzt; dies gilt auch für die auf der
                              									Dampfseite vorhandenen vier Stopfbüchsen. Der Hochdruckdampf strömt durch den
                              									Stutzen d in den Schieberkastendeckel e, von hier durch zwei, mittels Membranplatten
                              									nachgiebig geführte Verteilungsstücke, die an der Membranplatte mittels
                              									Flanschenringe befestigt sind, durch die Schlitze der Rider-Schieber und die Kanäle der Grundschieber hindurch in die
                              									Hochdruckzylinder. Aus diesen tritt der Dampf in den beiden Zylindern gemeinsamen,
                              									als Receiver dienenden Schieberkasten f, um von hier
                              									durch die mit den Grundschiebern der Hochdruckseite aus einem Stück gefertigten
                              									Niederdruckschieber in die Niederdruckzylinder selbst.
                           Durch die Anordnung des gemeinsamen Receivers kann, wie schon hervorgehoben, ein
                              									verhältnismäßig hoher Expansionsgrad auch ohne Verwendung eines mechanischen
                              									Ausgleichers erzeugt werden.
                           Eine senkrechte Oddesse-Verbundpumpe für Abteufzwecke
                              									ist in Fig. 136 dargestellt. Derartige Pumpen
                              									beanspruchen, da ihre sämtlichen Ventile nur an der Vorderseite angeordnet sind und
                              									sie deshalb mit der freien Rückseite dicht an die Schachtwand herangebracht werden
                              									können, den mit beiderseitigen Ventilen ausgeführten Duplexpumpen gewöhnlicher
                              									Bauart gegenüber, sehr wenig Raum; sie sind in verhältnismäßig engen Schächten
                              									unterzubringen und trotzdem leicht zu bedienen.
                           Die Abteufpumpen werden zumeist, wie Fig. 136
                              									erkennen läßt, auf einem gleichzeitig zur Führung der Pumpe im Schacht dienenden
                              									Senkrahmen montiert, in dessen oberem Querhaupt die Rohranschlüsse verlängert sind;
                              									sie fördern, je nach ihrer Größe, 250 bis 1500 l/Min, bis auf maximal 200 m
                              									Höhe.
                           Während bei den gewöhnlichen Duplexpumpen die bewegten Gestänge an den Hubenden
                              									dadurch zur Ruhe gebracht werden, daß der Kolben die Auspuffkanäle vor dem Hubende
                              									abschließt – die Kompression des vor dem Kolben befindlichen Dampfes verhindert
                              									dann, daß derselbe gegen den Deckel des Zylinders stößt – wird bei den neueren Simplexpumpen der Schieber so genau umgesteuert, daß
                              									der in den Zylinder frisch einströmende Dampf den Kolben auffängt, die Kompression
                              									sonach unnötig wird. An Stelle der für jeden Zylinder einer gewöhnlichen Duplexpumpe
                              									erforderlichen vier Dampfkanäle – zwei für den Ein- und zwei für den Austritt des
                              									Dampfes – besitzt die Simplexpumpe nur zwei, abwechselnd für Ein- und Austritt des
                              									Dampfes dienende Kanäle, was in anbetracht des geringeren schädlichen Raumes bezw.
                              									der hierdurch erzielten Dampfersparnis als ein Vorzug dieser Pumpe gegenüber der
                              									gewöhnlichen Duplexpumpe zu bezeichnen ist.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)