| Titel: | Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb. | 
| Autor: | Alexander Brückmann | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 473 | 
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                        Erwärmung von Motoren bei aussetzendem
                           								Betrieb.
                        Von Dipl.-Ing. Alexander Brückmann,
                           								Frankfurt a. M.
                        (Fortsetzung von S. 458 d. Bd.)
                        Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Theoretischer Teil II.
                              
                              Aussetzender Betrieb.
                              
                           Betriebsbedingungen. Um die Vorgänge beim aussetzenden
                              									Betriebe näher betrachten zu können, ist es zunächst erforderlich, gewisse
                              									Einschränkungen zu machen. Im Folgenden wird vorausgesetzt, daß für einen bestimmten
                              									Betriebsfall die Belastung konstant und das Arbeitsverhältnis, das ist das
                              									Verhältnis zwischen Belastungszeit a und Ruhezeit r, gleichfalls während der Betriebsdauer ein und
                              									denselben Wert behält.
                           Es fragt sich nun, wie sind diese beiden Größen voneinander abhängig, wenn die
                              									Temperaturkurven der fraglichen Maschine bei normaler Dauerlast bekannt sind.
                           Bei der meist in der Größenordnung von Stunden liegenden Zeitkonstanten der Maschine
                              									ist es als zulässig zu betrachten, den Teil der Kurve, der auf die nach Minuten
                              									zählende Arbeitsperiode entfällt, von Fall zu Fall als Gerade anzunehmen. Haben wir
                              									es nicht mit aussetzendem, sondern kurzzeitigem Betrieb zu tun, bei dem die
                              									Betriebszeit so lang ist, daß die Krümmung der Kurve in Betracht gezogen werden muß,
                              									so ergibt das nacherwähnte Verfahren nicht mehr genügende Annäherungswerte, man ist
                              									darauf angewiesen, die Zickzackkurve (Fig. 4 S. 435)
                              									zu konstruieren.
                           Bei den Versuchen am Hauptstrommotor wurde in drei Stufen das Verhältnis von
                              									Arbeitszeit zu den Temperaturkonstanten verändert.
                           Aus der Arbeit von Oelschläger ist zu entnehmen, daß mit
                              									wachsendem Werte
                           
                              \frac{a}{T}=\frac{\mbox{Betriebsdauer}}{\mbox{Temperaturkonstante}}
                              
                           die Ueberlastungsfähigkeit bei gleichem Arbeitsverhältnis
                              									abnimmt. In der Tab. 2 (s. später) sind die Werte \frac{a}{T} für
                              									die drei Versuchsreihen angegeben. Bei einer Arbeitszeit von zehn Minuten wird der
                              									Wert \frac{a}{T}=0,133
                              									jedoch ist ein
                              									Anstreben einer höheren Endtemperatur als bei den Versuchsreihen mit kleinerem
                              										\frac{a}{T}, bei den mit a = 10
                              									Minuten ausgeführten Versuchen noch nicht zu erkennen.
                           Kurve des aussetzenden Betriebes. Der Charakter der
                              									aussetzenden Kurve ist der gleiche wie der bei Dauerlast, nur daß die aussetzende
                              									Kurve die zuletztgenannte in jeder Arbeits- bezw. Ruheperiode schneidet. Auch die
                              									aussetzende Kurve nähert sich einem Beharrungszustand mit zunehmender Betriebszeit,
                              									sie nähert sich asymptotisch einer Parallelen im Abstand der Endtemperatur zur
                              									Abszissenachse. Der Abstand der Asymptote von der Abszissenachse für die Kurve des
                              									aussetzenden Betriebes ist gleich dem der Asymptote für den normalen Dauerbetrieb zu
                              									wählen.
                           Bei Erreichung des Beharrungszustandes muß die der Maschine in der Arbeitszeit
                              									zugeführte Wärme vollkommen in der Ruhezeit wieder abgegeben werden. Vorausgesetzt,
                              									daß wir es mit geraden Strecken zu tun haben, entstehen also die in Fig. 14 dargestellten rechtwinkligen Dreiecke A B D und B D C in einer
                              									Betriebsperiode, die eine gemeinsame Kathete haben. Die andere Kathete entspricht
                              									der Arbeitszeit a bezw. der Ruhezeit r und die von der Hypotenuse und diesen Katheten
                              									eingeschlossenen Winkel sind bestimmt durch den Neigungswinkel der Tangenten an den
                              									betreffenden Punkt der Belastungs- bezw. Abkühlungskurve.
                           Nach den oben entwickelten Gleichungen 7 (S. 434) sind die Tangenten bestimmt
                              									durch:
                           \mbox{tg}\,\alpha=\frac{d\,\tau}{d\,t}=\frac{\tau_e-\tau}{T_a}
                              									. . . . . 7) 
                           für die Belastungskurven, und
                           \mbox{tg}\,(180-\beta)=\frac{d\,\tau}{d\,t}=-\frac{\tau}{T_r}
                              									. . . . 10) 
                           für die Abkühlungskurve. Demnach:
                           \mbox{tg}\,\beta=\frac{\tau}{T_r} . . . . . 10a) 
                           Nun ist nach Fig. 14
                           
                              \mbox{tg}\,\alpha=\frac{D\,B}{a}
                              
                           
                              \mbox{tg}\,\beta=\frac{D\,B}{r}
                              
                           Durch Division beider Gleichungen erhalten wir:
                           
                              \frac{\mbox{tg}\,\alpha}{\mbox{tg}\,\beta}=\frac{r}{a},
                              
                           und durch Einsetzen der Werte für tg a und tg β die Schlußgleichung:
                           \frac{r}{a}=\frac{\tau_e-\tau}{\tau}\,\frac{T_r}{T_a} . . .
                              									. . 11)
                           Bestimmung des Betriebsverhältnisses. In dieser
                              									Gleichung kommt das Verhältnis der beiden Temperaturkonstanten, der jeweiligen
                              									Belastungskurve und der Abkühlungskurve vor. Wir erkennen, daß dieses Verhältnis für
                              									ungleiche Werte von Ta
                              									und Tr den Wert τe bei gegebenem
                              									Arbeitsverhältnis \frac{a}{r} wesentlich beeinflußt.
                           Da Ta und Tr aus den Kurven für
                              									Dauerbetrieb bezw. Abkühlung durch die Ursprungstangenten bestimmt sind, so läßt
                              									sich nun nach Fig. 15 das Arbeitsverhältnis
                              									bestimmen. In dieser Figur sei die Strecke A B = Ta; B C = Tr, D B = τe, d.h. gleich der
                              									Endtemperaturerhöhung des Motors bei der vorliegenden Ueberlastung und bei
                              									Dauerbetrieb und B E = τ,
                              									d.h. gleich der Endtemperatur, die der Motor bei bestimmtem Arbeitsverhältnis und
                              									bei aussetzendem Betrieb bei gleicher Ueberlastung annimmt. Der Wert von τ soll der Endtemperaturerhöhung des Motors mit
                              									normaler Vollast bei Dauerbetrieb entsprechen. Ziehen wir nun EG ∥ AD, so wird:
                           
                              \frac{\tau}{y}=\frac{\tau_e}{T_a}
                              
                           
                              \frac{\tau_e-\tau}{x}=\frac{\tau_e}{T_r}
                              
                           
                              \frac{\tau}{y}\,T_a=\frac{\tau_e-\tau}{x}\,T_r
                              
                           
                              \frac{x}{y}=\frac{\tau_e-\tau}{\tau}\,\frac{T_r}{T_a}=\frac{r}{a}.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 474
                              Fig. 14.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 474
                              Fig. 15.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 474
                              Fig. 16.
                              
                           Im folgenden sei A D als Belastungsgerade, E F als Temperaturgerade bezeichnet.
                           Haben beide Größen Ta
                              									und Tr gleiche Werte,
                              									so wird der Faktor
                           
                              \frac{T_a}{T_r}=1,
                              
                           und diesen einfachen Fall, wie er z.B. bei den Spulen des
                              									untersuchten Hauptstrommotors vorliegt, oder dann, wenn bei den Erwärmungs- und
                              									Abkühlungszeiten der Motor läuft, wollen wir nun betrachten. Unter dieser
                              									Voraussetzung erhalten wir die Gleichung
                           \frac{a}{r}=\frac{\tau}{T_e-\tau} . . . . .
                              									11a)
                           Diese Gleichung läßt sich einfach graphisch darstellen. Das Dreieck D E F der Fig. 15
                              									ändert sich in ein dem großen Dreieck D B A ähnliches,
                              									und wir erhalten die Fig. 16, in der der Punkt H mit dem Punkt F
                              									identisch ist.
                           Errichten wir nun im Punkt A die Senkrechte, so
                              									schneidet diese die Verlängerung der Linie F H (die
                              									Temperaturgerade) im Punkte I, und wir erhalten die beiden
                              									ähnlichen Dreiecke
                           ∆ A I H ∾ ∆ D
                                 										E H
                           In diesen verhält sich
                           
                              \frac{\tau_e-\tau}{\tau}=\frac{H\,E}{H\,I},
                              
                           folglich stellt das Verhältnis
                              										\frac{H\,E}{H\,I} das Arbeitsverhältnis
                              										\frac{r}{a} dar.
                           Diagramm des aussetzenden Betriebes. Für jeden
                              									besonderen Fall der Belastung ändert sich τe und damit auch das Arbeitsverhältnis. Diese
                              									Aenderung erfolgt zumal bei höheren Belastungen auch für Maschinen näherungsweise
                              									nach einer quadratischen Kurve, nämlich nach dem Quadrat des Belastungsstromes.
                           Der anfängliche Verlauf der in Wirklichkeit sich einstellenden Kurve kann wesentlich
                              									von der Parabel abweichen, da dort die Eisen Verluste gegenüber den Kupferverlusten
                              									noch überwiegen. Im weiteren Verlauf nähert sich die Kurve jedoch mehr und mehr der
                              									Parabel, da dort die Eisenverluste, die sich mit zunehmender Belastung einem
                              									konstanten Werte nähern, gegenüber den Kupferverlusten, die bei zunehmender
                              									Belastung mehr und mehr überwiegen, zu vernachlässigen sind. Wie weit die
                              									Uebereinstimmung geht, zeigt Fig. 18 (s. später).
                              									Die dort eingezeichneten Punkte mit der Endtemperatur als Ordinate und der
                              									zugehörigen Belastung in Ampere als Abszisse liegen sämtlich auf der durch die
                              									Endtemperatur bei normalem Dauerbetrieb und den Nullpunkt gelegten Parabel. Die
                              									Werte der höheren Belastungen sind aus den Messungen, die der Fig. 6 zugrunde liegen, durch Extrapolation gewonnen.
                              									Ist eine große Sicherheit erwünscht, so empfiehlt es sich jedoch, die Endtemperatur
                              									einer höheren Belastung, als die der normalen, der Parabel zugrunde zu legen.
                           Durch Vereinigung der Parabel für die Endtemperaturen mit dem rechtwinkligen Dreieck
                              									der Fig. 16 erhalten wir nun das Diagramm für den
                              									aussetzenden Betrieb, wie es in Fig. 17
                              									gezeichnet ist. Zunächst wird die Kurve der Endtemperaturen abhängig von den
                              									Belastungen als Parabel O Z mit dem Scheitel im
                              									Koordinatenanfangspunkt O und durch den durch die
                              									Messung der Maschinentype bei normalem Dauerbetrieb (bezw. Ueberlastung) gefundenen
                              									Punkt P, nach einem der bekannten Verfahren
                              									konstruiert. In der durch Messung gefundenen Endtemperatur sind sämtliche Größen,
                              									die in der Konstruktion der Maschine liegen und schwer rechnerisch zugänglich sind,
                              									enthalten. Diese Parabel ist der geometrische Ort für sämtliche Endtemperaturen der
                              									verschiedenen Belastungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 475
                              Fig. 17.
                              
                           Projizieren wir nun auf eine in beliebigem Abstand von der Y-Achse errichtete Senkrechte B Y, die den
                              									Belastungsströmen entsprechenden Parabelpunkte, so erhalten wir in den Fußpunkten
                              									der Projektionslinien die Spitzen D der den
                              									verschiedenen Belastungen entsprechenden Dreiecke A D B
                              										(Fig. 16), da nach den Versuchen im Abschnitt I
                              									die Strecke A B = Ta in Fig. 16, für
                              									alle Belastungen gleiche Länge hat. Ziehen wir nun zur Vervollständigung noch die
                              									Belastungsgeraden O D' und O
                                 										D'' und die der normalen Dauerlast entsprechende Temperaturgerade durch den
                              									gemessenen Punkt P, so wird auf dieser von den
                              									Belastungsgeraden direkt das Arbeitsverhältnis
                           \frac{a'}{r'} bezw.
                              										\frac{a''}{r''}
                           für die Endtemperatur τ
                              									abgeschnitten.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)