| Titel: | Der heutige Stand der Motorfahrräder. | 
| Autor: | Oscar Koch | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 475 | 
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                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        Von Oscar Koch,
                           								Groß-Lichterfelde West.
                        (Fortsetzung von S. 463 d. Bd.)
                        Der heutige Stand der Motorfahrräder.
                        
                     
                        
                           X. Kupplungen.
                           Für Motorräder mit Riemenantrieb dient außer den Kupplungen (D. p. J. 1906, 321, S. 459 u. ff.) die Velo-Kupplung (Fig. 97) von W. Schröder in Delitzsch. Durch Aufwärtsbewegen des
                              									Hebels a mittels Gestängerohr p und Winkelhebel m (Fig. 98) schraubt sich
                              									die mit Druckkugellager b versehene Schale unter
                              									Zusammendrücken der Feder d nach rechts auf den
                              									Gewindebolzen c und drückt Konus e vom Gegenkonus f ab.
                              									Beim Einrücken wird Gestängerohr p und mit ihm Hebel
                              										a nach unten bewegt, wobei sich Lagerschale b zurückdreht, und Konus e
                              									wird durch Druck der Feder d wieder mit f gekuppelt.
                           Um Druck auf die Achslager zu verhindern, besitzt die Ausrückvorrichtung doppeltes
                              									Kugellager. Dasselbe ist bequem nachstellbar, so daß sich jederzeit die Konusse fest
                              									in die Scheiben einpressen können. Das Nachstellen geschieht durch Verschieben der
                              									Klemme l auf dem Gestängerohr einerseits, als auch
                              									durch Verstellen des Hebels i auf dem Sechskant der
                              									flachgängigen Schraube c andererseits.
                           Die Konusse bestehen aus Schieberbronze, so daß Fressen derselben selbst bei
                              									mangelhafter Oelung ausgeschlossen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 475
                              Fig. 97 u. 98. Velo-Kupplung von Schröder.
                              
                           
                           Der Reibungskonus ist wesentlich größer und breiter als bisher, so daß sich
                              									selbst bei leichtem Federdruck 6–8 PS übertragen lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 476
                              Fig. 99.Kupplung der Akt.-Ges. vorm. Seidel & Naumann.
                              
                           Beim Germania-Leerlauf (Fig.
                                 										99) ist auf die Motorwelle der Konus a
                              									aufgekeilt, der einerseits die Riemenscheibe b trägt,
                              									andererseits durch vier Klauen n, die in seine
                              									Aussparungen m eingreifen, den Konus e mitnimmt. Letzterer ist achsial verschiebbar und
                              									drängt durch Druck der Feder d die Reibungsflächen o und p der Riemenscheibe
                              										b auf diejenigen von c
                              									und a.
                           Durch die beim Antrieb entstehende Reibung wird die Riemenscheibe gekuppelt und
                              									mitgenommen. Durch Entlasten der Reibungsflächen c o
                              									und a p vom Federdruck wird Leerlauf hergestellt.
                              									Hierzu dient folgende Einrichtung: Auf der Nabe des linken Motorgehäuses u ist der mit Linksgewinde versehene Ring h festsitzend aufgepaßt, auf den der am Rahmenrohr
                              									drehbar befestigte Ausschalthebel i aufgeschraubt ist.
                              									Wird dieser Hebel angezogen, so schraubt er sich nach links und drückt vermittels
                              									des Kugeldrucklagers g Konus e ebenfalls nach links und somit Feder d
                              									zusammen. Hierdurch werden die Reibungsflächen gelüftet, wobei sich die
                              									Riemenscheibe entkuppelt. Das Einschalten geht umgekehrt vor sich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 476
                              Fig. 100.Schaltvorrichtung zu Fig. 99.
                              
                           Hervorzuheben ist noch der Antrieb des Ventilators, der auch bei stillstehendem
                              									Fahrzeug, wenn der Motor nicht abgestellt ist, in Tätigkeit bleibt. Zu diesem Zweck
                              									ist die Rille für die Antriebschnur t nicht auf der
                              									Riemenscheibe selbst angebracht, sondern Konus e, der,
                              									wie oben erwähnt, durch den auf die Motorwelle aufgekeilten Konus a mitgenommen wird, ist an seinem äußeren Ende als
                              									Rillenscheibe s ausgebildet. Fig. 100 zeigt den Schalthebel der Leerlaufeinrichtung sowie die
                              									Betätigungshebel für den Motor. Die Wirkungsweise der letzteren ist gleich
                              									derjenigen bei den Laurin & Clementschen Fahrzeugen (Fig. 34, 35 und 39, S. 347 und
                              									348).
                           Fig. 101 stellt die schon D. p. J. 1906, 321, S. 491 kurz
                              									erwähnte Planscheibenkupplung der Motorenfabrik
                                 											„Magnet“ in Berlin-Weißensee dar. Sie ist an Stelle des
                              									sonst üblichen Kettenrades angeordnet, das in Fortfall kommt, da der Motor
                              									mittels Handkurbel angedreht wird. Die Kupplung ist auch hier als Riemenscheibe
                              									ausgebildet und erhält vom Motor aus ihren Antrieb, den sie mittels Kette an das
                              									Hinterrad weitergibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 476
                              Fig. 101.Kupplung der Motorenfabrik „Magnet“.
                              
                           Die Einrichtung ist folgende: Die Riemenscheibe trägt in ihrem Innern zwei Scheiben
                              										c und d, die durch
                              									acht Federn e gegen ihre Wandungen a b gepreßt werden. Hierdurch nimmt die Riemenscheibe,
                              									die lose auf der Nabe g läuft, die Scheiben c und d mit, und da
                              									Scheiben auf ihrer Nabe g das Kettenrad f trägt, so wirkt auch dieses jetzt treibend auf das
                              									Hinterrad.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 476
                              Fig. 102.Kupplung mit Doppelübersetzung der Motorenfabrik
                                 										„Magnet“.
                              
                           Um die Reibung aufzuheben (Leerlauf) wird Scheibe d auf
                              									Scheibe c zu in Richtung der feststehenden Achse h verschoben. Zu diesem Zwecke sitzt in der Achse h die Schraube i, an die
                              									der Hebel k angreift. Beim Nachrechtsdrehen desselben
                              									drückt er gegen Bund l und dieser wiederum gegen Ring
                              										m, wobei letzterer Scheibe d von b abhebt.
                           Zum Einrücken der Kupplung wird Hebel k wieder in seine
                              									Anfangsstellung gebracht, wobei sich Bund l
                              									zurückschraubt, und die Federn e die Scheiben c und d wieder gegen die
                              									Riemenscheibe a b pressen.
                           Diese Kupplung wird jetzt mit Doppelübersetzungsgetriebe verbunden. Wie aus Fig. 102 ersichtlich, ist auf die Planscheibennabe
                              										g das Zahnrad n so
                              									aufgebracht, daß es sich bei eingerückter Kupplung stets mit der Nabe g dreht, in Richtung der Achse aber sich verschieben
                              									läßt.
                           In der gezeichneten Stellung kämmt es mit dem auf Welle r sitzenden großen Zahnrad o, mit dem das
                              									Stirnrad q fest verbunden ist, das seine Umdrehungen an
                              									Rad p weitergibt, auf dessen Nabe das Kettenrad f sitzt. Letzteres wird jetzt mit geringerer
                              									Geschwindigkeit als die Riemenscheibe angetrieben.
                           Beim Umschalten auf große Geschwindigkeit zieht zunächst der Führungsschlitz t, durch Verstellen des Hebels s, die Zahnräder o und q von denjenigen n und p ab. Bei noch weiterer Bewegung des Hebels s schiebt der Führungsschlitz t1 Zahnrad n
                              									in Richtung auf Zahnrad p hin, bis die seitlich an n und p angebrachten
                              									Klauen ineinander greifen. Hierauf nimmt das beständig mit der Nabe g sich drehende Zahnrad n,
                                 										p mit und dieses wiederum das Kettenrad f, in
                              									diesem Falle aber mit derselben Geschwindigkeit der Riemenscheibe.
                           Die Betätigung der Kupplung erfolgt durch Hebel u (Fig. 103). Ein an ihm befestigter Stift kann in die
                              									Rasten 1, 0 und 2
                              									einfallen. Hebel v dient für den
                              									Geschwindigkeitswechsel und ist mit u auf einer
                              									gemeinsamen Achse befestigt. Beim Umschalten wird zunächst Hebel u nach vorn bewegt und so die Reibungskupplung
                              									ausgelöst, sodann werden beide Hebel a und v gemeinschaftlich so verschoben, daß ein an ihnen
                              									befindlicher Stift je nach der gewünschten Schaltung in die entsprechende Rast 1, 0 oder 2 zu liegen
                              									kommt. Stellung 1 entspricht der kleinen, Stellung 2 der großen Geschwindigkeit, während Stellung 0 Leerlauf herstellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 477
                              Fig. 103.Schaltvorrichtung zu Fig. 102.
                              
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)