| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | H. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 493 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrostatisches Hochspannungs-Voltmeter.
                           Obgleich viele Instrumente für Spannungen bis zu 25000 Volt befriedigende Ergebnisse
                              									liefern, können höhere Spannungen nur schwierig gemessen werden. Setzt man zur
                              									Messung die Spannung herab, so muß ein Transformator verwendet werden, bei dem jede
                              									Streuung verhindert ist. Ferner können induktionsfreie Widerstände sowie
                              									hintereinander geschaltete Kondensatoren als Spannungsteiler benutzt werden. Mit
                              									Rücksicht auf die vorkommenden verschiedenen Wechzelzahlen bietet es jedoch
                              									Schwierigkeiten, ein Instrument mit derselben Dielektrizitätskonstanten wie den
                              									Kondensator zu bauen.
                           Das kürzlich gebaute neue Instrument liefert für Spannungen bis zu 90000 Volt sehr
                              									gute Werte. Es besteht aus einem mit Oel gefüllten zylindrischen Glasgefäß, auf
                              									dessen Boden mittels dreier Füße eine mit einer zentrischen Oeffnung versehene
                              									Glasplatte ruht. Diese Glasplatte trägt einen Metallzylinder, der den einen Pol des
                              									Voltmeters bildet. Der Zylinder ist etwa 150 mm hoch und besitzt einen Durchmesser
                              									von 200 mm. Die Stromzuführung erfolgt von oben durch einen in einer Porzellanröhre
                              									gelagerten Draht. Konzentrisch zu dem großen Zylinder ist ein kleinerer Zylinder von
                              									etwa 110 mm Länge und 30 mm Durchm. angeordnet, an dessen Oberseite ein von einer
                              									Glasröhre umgebener Kupferdraht befestigt ist. An dem unteren Ende dieses kleinen
                              									Zylinders ist eine dünne Platte angebracht, von der durch die Oeffnung in der
                              									Glasplatte hindurch eine Glasstange hinabreicht, die an ihrem unteren Ende ein
                              									Bleigewicht von 200 g trägt. Ferner ist oben an dem Kupferdraht ein dünner
                              									Metallfaden befestigt, der über eine mit einem Gegengewicht versehene Rolle geführt
                              									ist. An der Rolle sitzt ein Zeiger, der auf einer Teilung in vergrößertem Maßstabe
                              									die Auf- und Abbewegung des Zylinders und damit die entsprechende Spannung anzeigt.
                              									Die Stromzuführung zu dem beweglichen Teil erfolgt durch eine von einem
                              									Porzellanrohr umgebene Leitung zu der Rolle. Die zwischen dem kleinen Zylinder und
                              									dem Gewicht angeordnete Glasstange wird durch drei an der Glasplatte sitzende
                              									Friktionsrollen geführt, um den kleinen Zylinder genau in seiner Lage zu halten.
                              										(Grau.) [Electrical World 1908, I, S. 607-608.]
                           
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                           Elektrische Schnellbremse.
                           Die zur Ausrüstung eines Wagens gehörigen beiden Bremsvorrichtungen wirken
                              									quermagnetisierend auf den Schienenkopf und üben eine Zugkraft von je 2000 kg aus.
                              									An der Innenseite der Vorrichtung ist als Spurversteifung ein gewalztes Stahlrohr
                              									befestigt, auf dem, durch Stellringe festgehalten, je ein Daumenring sitzt. An den
                              									Daumenringen sind nach beiden Richtungen gehende Zugstangen angebracht, welche die
                              									Radbremsklötze an die Räder pressen. Saugt sich der Schienenbremsschuh infolge des
                              									Magnetzuges an die Schienen an und verschiebt er sich hierdurch, so wird der
                              									Daumenring gedreht, die Zugstange angezogen und infolgedessen auch die
                              									Radbremsklötze gegen die Radreifen gepreßt. Der Bremsdruck auf die in der
                              									Fahrtrichtung nach vorn gelegenen Räder ist stets größer, als der auf die
                              									rückwärtigen, so daß sich die Bremse den tatsächlichen Verhältnissen anpaßt; denn
                              									bei der Verzögerung legt sich infolge der lebendigen Kraft auch ein größerer Teil
                              									des Wagengewichtes auf die vordere Achse.
                           Die Bremsmagnete sind zusammen mit der Spurversteifung und den Zugstangen durch
                              									Bolzen und Federn am Untergestell aufgehängt so daß der Abstand von
                              									Schienenoberkante bis Unterfläche Bremsschuh etwa 1 cm beträgt. Die Länge des
                              									Schuhes beträgt 60 cm. Kürzere Schuhe haben sich nicht bewährt; Schuhe, die länger
                              									als 80 cm sind ergeben Schwierigkeiten beim Befahren von Krümmungen. An den
                              									Stirnseiten besitzen die Schuhe schräge Auflaufflächen, um über Hindernisse bei
                              									Kreuzungen, Weichen usw. leicht hinwegzugleiten. Zur Erregung des Magneten sind zwei
                              									Wicklungen, eine „Betriebs“- und eine „Not“ wicklung, vorgesehen;
                              									beide liegen in einer von drei Seiten durch Stahl geschützten Aushöhlung des
                              									Magnetklotzes und sind reichlich isoliert. Die Betriebswicklung wird gewöhnlich aus
                              									der Oberleitung, die Notwicklung von den als Stromerzeuger geschalteten Wagenmotoren
                              									gespeist. Die Herstellung der Schaltungen geschieht in bekannter Weise mittels eines
                              									Fahrschalters mit Bremsstellungen oder unter Benutzung eines besonderen
                              									Bremsschalters. Der Energiebedarf des Bremsmagneten beträgt bei einer Kraft von 2000
                              									kg senkrecht zur Schiene höchstens 30 Watt. Bei diesem geringen Energiebedarf ist es
                              									möglich, die Bremse über einen Vorschaltwiderstand aus der Oberleitung zu speisen
                              									und hierdurch die Beanspruchung der Isolation der Betriebswicklung wesentlich zu
                              									verringern. (Rauden.) [Zeitschr. f. Kleinbahnen 1908,
                              									S. 321–325.]
                           
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                           Versuche mit elektrischem Betrieb auf den schwedischen
                              									Staatsbahnen.
                           Die auf den Strecken Tomteboda-Värtan und Stockholm-Järfva seitens der schwedischen Staatsbahnverwaltung angestellten Versuche
                              									sind kürzlich zu einem Abschluß gebracht worden. Bezüglich der Fahrleitungen ist
                              									festgestellt worden, daß eine Spannung von 15000 Volt betriebssicher benutzt werden
                              									kann. Als passendste Periodenzahl dürfte 25 in Betracht kommen. Neben Anordnungen
                              									mit Tragseil sind auch einfache Fahrleitungen untersucht worden, bei denen sich
                              									jedoch herausgestellt hat, daß zweckmäßig zur Erhaltung eines gleichmäßigen
                              									Durchhanges Nachspannungsanordnungen mit Gewichten, ähnlich denjenigen auf der
                              									Vorortbahn Hamburg-Altona,
                              									eingebaut werden. Die Fahrschienen wurden zur Stromrückleitung benutzt. Das
                              									Fortlassen der kupfernen Schienenverbindungen hat sich hierbei als zulässig
                              									herausgestellt.
                           An Betriebsmitteln wurden je eine Lokomotive von 300 PS der Westinghouse Co. und der Siemens-Schuckertwerke, sowie zwei Motorwagen der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft untersucht. Die Motoren haben sich
                              									als gut und zuverlässig erwiesen, und ihre Kommutatoren haben tadellos gearbeitet.
                              									Mit Rücksicht hierauf ist in dem Bericht über die Versuche angegeben, daß der
                              									Betrieb mit einphasigem Wechselstrom bereits so vervollkommnet und andererseits so
                              									vorteilhaft sei, daß kein Grund vorliegt, die Einführung des elektrischen Betriebes
                              									noch weiter aufzuschieben. Allerdings wird mit Rücksicht auf die weitgehende
                              									Umänderung der bestehenden Verhältnisse, zur Anlernung der Bedienungsmannschaft und
                              									schließlich zur Sammlung weiterer Erfahrungen eine allmählige Umwandlung empfohlen.
                              									Außerdem wird die Beibehaltung der vorhandenen Versuchsanlage als wünschenswert
                              									bezeichnet, um zur Festlegung von Einzelheiten noch weitere Versuche anstellen zu
                              									können. Die schwedischen Staatsbahnen beabsichtigen,
                              									bereits am Ende des Jahres einen Vorschlag betreffend Einführung des elektrischen
                              									Betriebes auf einer längeren Strecke der Regierung zu unterbreiten. (Dahlander.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1908, S. 567
                              									bis 570.]
                           
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                           Elektrische Schmalspurlokomotive.
                           Für Schmalspurbahnen ist es schwierig, elektrische Lokomotiven von größerer
                              									Leistungsfähigkeit herzustellen, wenn man die Motoren in der üblichen Weise auf der
                              									Laufachse lagert und zwischen den Laufrädern unterbringt. Diese Schwierigkeit ist
                              									von der Westinghouse Electric & Mfg. Co., Manchester bei einer für die Oakbank Oil Co. gelieferten Lokomotive für etwa 700 mm
                              									Spur in der Weise überwunden worden, daß ein großer Motor über den Laufrädern in der
                              									Mitte des Fahrzeuges gelagert wurde. Mittels eines doppelten Vorgeleges trieb dieser
                              									Motor eine zwischen den Laufachsen liegende Kurbelwelle an, die durch Kuppelstangen
                              									mit den Laufrädern gekuppelt war. Bei dieser Anordnung ist die Motorgröße durch die
                              									Spur nicht beschränkt; außerdem kann die Motordrehzahl mit Rücksicht auf das
                              									doppelte Vorgelege verhältnismäßig hoch genommen werden. Als besonderer Vorteil wird
                              									ferner hingestellt, daß die Laufachsen die einzigen ungefedert auf den Oberbau
                              									wirkenden Teile sind und daß auch durch die höhere Lage des Fahrzeugschwerpunktes
                              									eine geringere Beanspruchung des Oberbaues stattfindet.
                           Die Lokomotive wiegt 11 t und ist mit einem 95 PS 500 Volt Gleichstrommotor
                              									ausgerüstet. Dieser verleiht ihr bei 2000 kg Zugkraft eine Fahrgeschwindigkeit
                              									von 10 km i. d. Stunde. Die größte Zugkraft beträgt etwa 3000 kg. Der Radstand des
                              									Fahrzeuges beträgt 1500 mm bei einem Raddurchmesser von etwa 780 mm. [The
                              									Electrician 1908, S. 170.]
                           
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                           Fördermaschine mit Antrieb durch Wasserkraft.
                           Die von der Lidgerwood Manufacturing Company, New York,
                              									auf dem Albany-Schacht der United Mines Corporation im
                              									Tuolumne County, Kalifornien, errichtete Anlage dient zum Betriebe eines Schachtes
                              									von vorläufig 225, später 900 m Teufe, der in annähernd 225 m Entfernung von dem
                              									Aufstellungsorte der Maschine abgesenkt ist. Die Fördermaschine ist mit zwei 890 mm
                              									breiten Trommeln von 1830 mm Durchm. versehen, welche unabhängig voneinander
                              									angetrieben und abgebremst werden können. Ihr Antrieb erfolgt durch Zahnräder,
                              									welche mit den Zahnkränzen auf dem Umfang der Trommeln im Eingriff stehen und auf
                              									der Welle zweier Pelton-Turbinen aufgekeilt sind. Diese
                              									Turbinen haben je ein Laufrad von 2400 mm Durchmesser und erhalten Druckwasser von
                              									etwa 120 m Gefälle durch zwei Düsen, welche an entgegengesetzten Seiten der
                              									Laufräder angeordnet sind, so daß die eine Düse für den Vorwärtsgang, die andere für
                              									den Rückwärtsgang der Maschine verwendet werden kann. Die Steuerung der Düsen
                              									erfolgt durch Druckwasserzylinder, welche aus der Druckleitung der Anlage gespeist
                              									werden und deren Kolben die Nadelventile unmittelbar beeinflussen. Das Kraftwasser
                              									wird der Anlage durch eine 619 mm weite Druckleitung zugeführt, welche sich vor der
                              									Turbine in zwei zu den Düsen führende Stränge teilt. Die Leistung beträgt etwa 600
                              									PS bei 105 Umdrehungen i. d. Minute. [The Engineering and Mining Journal 1908, I, S.
                              									1136–1138.]
                           
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                           Zerstörung von Zementbeton durch freie Schwefelsäure und
                              									Kohlensäure.
                           Im Jahre 1902/03 erbaute Osnabrück einen Abwässersammelkanal von 2,5 km Länge, der
                              									zum größten Teil in Sandschichten, zum kleineren Teil in Moorschichten eingebettet
                              									war. Der Kanal war in Beton bis Kämpferhöhe aus 1 Teil Zement, 4 Teilen Sand und 7
                              									Teilen Kleinschlag, über Kämpferhöhe aus 1 Teil Zement, 3 Teilen Sand und 6 Teilen
                              									Kleinschlag mit einer Kämpferstärke von 30 cm und einer Scheitelstärke von 20 cm
                              									ausgeführt. Der Kleinschlag bestand aus Sandsteinkonglomerat der Kohlenformation.
                              									Die Sohle war mit scharf gebrannten Klinkern ausgekleidet. Innen bestand der
                              									Zementputz aus 1 Teil Sand und 1 Teil Zement, außen aus 2 Teilen Sand und 1 Teil
                              									Zement.
                           Im Jahre 1904 wurde eine Zerstörung des im Moorboden gelegenen Kanalteiles von rd.
                              									1000 m Länge festgestellt, während der im Sandboden liegende Kanal gar keine
                              									Beschädigungen zeigte.
                           Die Betonmassen der Kanalwände waren an beiden Seiten besonders in der Höhe des
                              									Grundwasserstandes so weich geworden, daß man sie wie weichen Ton mit dem Finger
                              									abkratzen konnte. Frisch gelöste Massen davon zeigten schillernde Kristallisationen,
                              									nach 24 stündigem Liegen wurden sie rotbraun.
                           Die chemische Untersuchung des Grundwassers und der wässerigen Auszüge der neben und
                              									über dem Kanal liegenden Bodenteile zeigte bis zu 21 v. T. freie Schwefelsäure.
                              									Ferner ergab sich, daß der Boden bis zu 17 v. H. Schwefelkies enthielt. Im Moorboden
                              									bildet sich Schwefelkies: 1. wenn der Boden stets im Grundwasser liegt; 2. wenn
                              									hinreichende Mengen organischer Stoffe vorhanden sind; 3. wenn das Grundwasser
                              									schwefelsaure Salze enthält; 4. wenn das Grundwasser oder der Boden eisenhaltig sind. Zerstörung
                              									von Beton im Moorboden kann nur dann eintreten, wenn die beiden letzten Bedingungen
                              									gegeben sind.
                           So lange der im Moorboden enthaltene Schwefelkies von der Luft abgeschlossen im
                              									Grundwasser gelagert ist, verändert er sich nicht; kommt jedoch eine Moorschicht mit
                              									Schwefelkies durch Entwässerung oder Ausschachtung mit Luft und Wasser in Berührung,
                              									so oxydiert der Schwefelkies und geht in schwefelsaures Eisenoxydul und freie
                              									Schwefelsäure über. Das schwefelsaure Eisenoxydul setzt sich mit dem Kalkhydrat und
                              									dem kohlensauren Kalk des Zementmörtels um, indem sich unter Freiwerden von
                              									Kohlensäure und Ausscheiden von Eisenoxydulverbindungen schwefelsaurer Kalk oder
                              									Gips bildet. Ebenso setzt sich die freie Schwefelsäure mit dem Kalk und dem
                              									kohlensauren Kalk des Zementes in schwefelsauren Kalk um. Durch diese chemischen
                              									Veränderungen treten Volumveränderungen ein, die den Beton auseinandertreiben. Der
                              									sich bildende Gips wird im Grundwasserstrom gelöst, so daß nach und nach die
                              									vollständige Zerstörung des Bauwerkes eingetreten ist. Zur Nachprüfung dieser
                              									Vorgänge wurde ein 12 m langer Probekanal in acht Abschnitten von 1,5 m Länge mit
                              									verschiedenen Betonmischungen hergestellt und der Einwirkung des
                              									schwefelkieshaltigen, aus der Baugrube herausgeworfenen und nachher wieder
                              									eingefüllten Moorbodens ausgesetzt. Nach 172 Jahren wurde der Kanal freigelegt und
                              									die gleiche Einwirkung des Moorbodens auf den Beton festgestellt. Auch fertig
                              									verlegte Zementrohre zeigten dieselbe Zerstörung.
                           Der zerstörte Kanal wurde beseitigt und nach den günstigen Erfahrungen mit einer
                              									Probestrecke in folgender Weise durch einen gemauerten Kanal ersetzt.
                           Soweit das Sohlenfundament noch gesund war, wurde nur der Klinkerbelag entfernt und
                              									der Zementbeton mit Zementmörtel abgeglichen und mit einer 3 bis 4 cm starken
                              									Teerasphaltschicht überdeckt. Die seitlichen Spundwände wurden mit Asphaltpappe
                              									verkleidet. In diesem wasserdichten Bett wurde der Kanal aus Ziegelsteinen in
                              									Zementmörtel hergestellt. Der Raum zwischen der Hintermauerung der Wangen und der
                              									Asphaltpappe wurde mit einem Teerasphaltprodukt bis 15 cm über dem höchsten
                              									Grundwasserstand ausgegossen. Die Gewölbefugen wurden tief ausgekrazt und mit
                              									Asphaltmörtel gefugt. Außerdem wurde noch ein doppelter Teerasphaltanstrich und eine
                              									Abdeckung mit Isolierpappe aufgebracht.
                           Der den Kanal umgebende Moorboden ist abgefahren und durch Sand und Bauschutt
                              									ersetzt. (Barth.) [Technisches Gemeindeblatt 1908, S.
                              									347 ff.]
                           Seitdem Frankfurt mit Grundwasser aus dem Frankfurter Stadtwald versorgt wird (1885),
                              									zeigten sich Trübungen des Wassers durch Eisenoxyd, starke knollenartige Rostansätze
                              									in den Rohrleitungen und Zerstörung des Zementputzes des Gegenbehälters, sowie des
                              									Zement-Traß-Betons und des Zement-Traß-Putzes und der Anstriche des 30000 cbm Wasser
                              									fassenden Hochbehälters. Der Putz war auf große Flächen erheblich angegriffen;
                              									stellenweise war der ursprünglich sehr fest gewesene Beton mürbe geworden.
                           Durch chemische Untersuchungen wurde im Grundwasser ein Gehalt an freier Kohlensäure
                              									von 30 mg für das Liter bestimmt und als Ursache der Zerstörungen festgestellt. Die
                              									Trübung des Wassers rührte nur von der durch die Kohlensäure im Verein mit dem
                              									Sauerstoff der Luft erzeugten Rostbildung im Innern der Rohre her.
                           Um diesen Uebelständen abzuhelfen, mußten die Leitungen und Behälterwände durch
                              									Anstriche geschützt und das Wasser möglichst von Kohlensäure befreit werden.
                           Nach mehr oder weniger günstigen Versuchen mit Anstrichen mit Fluaten,
                              									Holzzement, Siderosthen, Siderosthen-Lubrose, Bleifluat, Asphaltlack wurde ein
                              									Anstrich mit Inertol von Dr. Roth als unbedingt
                              									zuverlässig erkannt. Eine Kammer des Hochbehälters wurde 105 Tage lang ausgelaugt
                              									und dann mit Inertol gestrichen. Die Kammer wurde 2 ¾ Jahre von nicht behandeltem
                              									und seitdem von entsäuertem Wasser durchflössen; nach 3 ½ jährigem Betrieb war der
                              									Inertolanstrich noch gut erhalten und größtenteils noch glänzend. Die mit Inertol
                              									gestrichenen gußeisernen Rohre und schmiedeeisernen Geländer und Leitern waren
                              									gänzlich rostlos. Die mit Inertol gestrichenen Behälterwände lassen sich sehr leicht
                              									reinigen.
                           Das Inertol wird aus Teerprodukten verschiedener Teerarten und natürlich vorkommender
                              									bituminöser Körper in Gegenwart fetter Tonerde gewonnen. Das Auslösungsmittel bilden
                              									flüssige, in den Zementputz leicht eindringende Kohlenwasserstoffe. Der Behälterputz
                              									muß ein wenig rauh sein und zunächst mehrere Monate dem Wasser zur Auslaugung frei
                              									werdender Alkalien ausgesetzt werden. Nach dem Ablassen des Wassers müssen die
                              									Putzflächen gründlich u.a. durch Koksfeuerung austrocknen. Bei dem Anstrich ist eine
                              									Temperatur von 15 bis 17° die beste. Nach Erhärtung des Anstrichs von zwei bis drei
                              									Wochen ist der Behälter gebrauchsfähig.
                           Die Entsäuerung des Wassers erfolgt durch Rieselung in einem Marmorbett bis auf 2 bis
                              									4 mg auf das Liter. Hierbei ist wesentlich, daß die Rieselung durch den Marmor von
                              									unten nach oben geschieht.
                           Die Betriebskosten betragen 0,2 Pfg. für das cbm Wasser. Der Erfolg der
                              									Entsäuerungsanlage, die seit Anfang April 1907 im Betriebe ist, ist ein
                              									vollständiger. (Scheelhaase.) [Deutsche Bauzeitung
                              									1908, S. 153 ff.]
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Wasserkraftwerk der Washington Water Power Company bei Post
                              									Falls, Jdaho.
                           Etwa 16 km unterhalb des Coeur d'Alene-Sees, in welchem der Spokane-Fluß seinen
                              									Ursprung hat, ist von der Washington Water Power
                                 										Company eine größere Wasserkraftanlage errichtet worden, welche
                              									hauptsächlich für die Unterstützung der bereits vorhandenen Wasserkraftwerke und
                              									eines modern eingerichteten Aushilfs-Dampfturbinen-Elektrizitätswerkes der gleichen
                              									Gesellschaft in der etwa 28 km weit flußabwärts
                              									gelegenen Stadt Spokane dienen soll. Das Kraftwerk empfängt sein Wasser aus dem
                              									mittleren von drei Armen des Spokaneflusses, dessen südlicher und nördlicher Arm zur
                              									Regelung des Abflusses aus dem Coeur d'Alene-See benutzt werden. Zu diesem Zweck
                              									sind der Nordarm durch insgesamt acht Tainter-Schützen und ein 33 m langes
                              									bewegliches Wehr, der Südarm durch einen 22,4 m langen, 3,9 m hohen Staudamm aus
                              									Beton abgeschlossen, der sechs gewöhnliche Zugschützen aufweist. Quer über den
                              									Mittelarm des Spokane-Flusses ist das Kraftwerk selbst erbaut worden. Es lehnt sich
                              									an einen Betondamm, welcher die Zulaufkanäle enthält und zerfällt in drei
                              									Abteilungen, in denen Turbinen mit Stromerzeugern, Transformatoren mit
                              									Niederspannungsanlage und Hochspannungsschalter mit Anschlußleitungen getrennt
                              									voneinander untergebracht sind. Das Werk ist für sechs Maschinengruppen von je 2250
                              									KW und sechs Transformatoren von je 2200 KW Leistung für die Spannungserhöhung
                              									bemessen und liefert Drehstrom von 60000 Volt Anfangsspannung an die drei
                              									Fernleitungen nach Spokane. Von den Maschinen ist die Hälfte seit dem Sommer 1906 im
                              									Betrieb, eine weitere Maschinengruppe ist eben aufgestellt und in Betrieb genommen
                              									worden und die fünfte wird noch im Laufe dieses Sommers fertiggestellt werden.
                              									[Electrical World 1908, S. 1095–1098.]
                           
                              
                                 H.