| Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 520 | 
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                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        Von Prof. Fr. Freytag,
                           								Chemnitz.
                        (Schluß von S. 506 d. Bd.)
                        Neuere Pumpen und Kompressoren.
                        
                     
                        
                           
                              3. Tiefpumpen (Bastardpumpen).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 519
                                 Fig. 158.Antrieb einer doppeltwirkenden Tiefpumpe mittels
                                    											Kurbelscheiben.
                                 
                              Die Firma Deseniß & Jakobi A.-G. in Hamburg hat gewisse Neuerungen an Tiefpumpen durchgeführt, einer Pumpenart, die mit
                                 										den ältesten mechanisch bewegten Pumpen in Bergwerken usw. verwandt ist,
                                 										neuerdings aber neben anderen in den Vordergrund getretenen Fabrikaten des
                                 										großen Gebietes „Pumpenbau“ etwas stiefmütterlich behandelt worden und
                                 										trotz vieler Verwendung auf einer primitiven Entwickelungsstufe geblieben ist.
                                 										Der Grund ist wohl in dem Umstände zu suchen, daß das Streben nach
                                 										Normalisierung und Herstellung in größerer Anzahl, welches das weite Gebiet des
                                 										Pumpenbaues beherrscht, bei dieser Abart der Kolbenpumpe wenig Gelegenheit zur
                                 										Betätigung finden konnte. Auch der suggestive Drang nach „Schnellbetrieb“
                                 										fand angesichts der Eigenart der bei Tiefpumpen vorliegenden Bedingungen keine
                                 										günstige Stätte, so daß die Umlaufzahlen dieser Pumpen sich nach wie vor um die
                                 										Zahl 30 herum bewegen.
                              Die beengte Lage des Zylinders im Brunnenrohr hat es bei den üblichen
                                 										Konstruktionen mit sich gebracht, daß der Druckwindkessel oberhalb des
                                 										Brunnenkopfes, also um die Tiefe des Wasserspiegels vom Zylinder und dem im
                                 										Kolben sitzenden Druckventil entfernt, angeordnet wurde, und daß ein
                                 										Saugwindkessel fast stets fehlte. Die notwendige Folge hiervon war, daß die
                                 										ganze Wassersäule bis nach oben hin – viele Meter hoch – abwechselnd
                                 										beschleunigt und verzögert wurde und nur in der über Tage weitergeführten
                                 										Druckleitung in den Maße, als es der Druckwindkessel bewirkt, eine gleichmäßige
                                 										Bewegung erhielt.
                              Das Fehlen des Saugwindkessels wurde bei neueren Ausführungen dadurch weniger
                                 										fühlbar gemacht, daß man das Saugrohr unter dem Zylinder wegfallen ließ und
                                 										diesen so tief einhängte, daß er selbst im abgesenkten Zustande des Brunnens
                                 										noch einige Meter Wasser über sich hatte. Das früher übliche und sogar häufig 10
                                 										und mehr Meter lang ausgeführte Saugrohr, das oft noch dazu bedeutend enger als
                                 										der Zylinder war, mußte die lebendige Kraft der in Bewegung gesetzten
                                 										Wassersäule in einer Weise vermehren, die das Spiel des Saugventils ungünstig
                                 										beeinflußte. Der Druckwindkessel wurde in Form eines doppelwandigen Steigerohres
                                 										direkt über den Zylinder verlegt, womit der weiter aufwärts gelegene Teil von
                                 										der Teilnahme an der Kolbenbewegung befreit war, soweit die Größe des Luftraumes
                                 										ausgleichend wirkte.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 519
                                 Fig. 159.Antrieb einer doppeltwirkenden Tiefpumpe mittels Balanziers
                                    											und schräger Pleuelstange.
                                 
                              Das seit langen Jahren angewandte Mittel, um die einseitige, nur während des
                                 										Aufwärtshubes Kraft beanspruchende Arbeitsweise dieser Pumpenart zu verbessern,
                                 										daß nämlich die Pumpe in der Nähe der Terrainhöhe einen Plunger erhielt, der
                                 										einen Teil des beim Aufwärtshub geförderten Wassers aufnahm und beim Abwärtsgang
                                 										wieder verdrängte, ist als Kraftausgleich nur dann vollkommen wirksam, wenn die
                                 										Förderhöhen unter und über dem Plunger annähernd gleich sind. Viele Pumpen
                                 										fördern aber – oft aus bedeutender Brunnentiefe – nur bis Terrain, also fast ohne
                                 										daß der Plunger beim Abwärtsgang Kraft beansprucht. Dann ist man gezwungen, den
                                 										weiteren Ausgleich in schwingenden oder sich drehenden Gegengewichten zu suchen,
                                 										die ohnehin schon zum Ausgleich des Gestängegewichtes Anwendung finden. Solche
                                 										ersterer Art läßt man am Kreuzkopf mittels Balanzier oder ähnlicher
                                 										Hebelanordnungen angreifen, drehende Gegengewichte werden dagegen in den auf der
                                 										Kurbelwelle sitzenden Zahnrädern oder Schwungrädern angebracht. Derartige, oft
                                 										beträchtliche Massen sind für den ruhigen Gang der Pumpe keineswegs förderlich,
                                 										dem Versuche einer Gangzahlsteigerung aber geradezu hinderlich.
                              Es wurde daher, ausländischen Vorbildern folgend, die doppeltwirkende Tiefpumpe in neuerer Zeit mehrfach zur Ausführung
                                 										gebracht. Der Bergbau hatte diese Anordnung zur Erzielung einer vollkommenen
                                 										Kraftverteilung auf Hin- und Rückhub natürlich längst angenommen, weil der
                                 										Schacht den Platz dazu bot. Der Tiefbrunnen ist aber im Durchmesser stets so
                                 										beschränkt, daß an ein „Nebeneinander“ der beiden Zylinder – und um zwei
                                 										einfachwirkende Zylinder kann es sich nur handeln – nicht zu denken ist, sondern
                                 										nur das „Uebereinander“ in Frage kommt. Die beiden Gestänge, die
                                 										ineinander gesteckt werden, arbeiten mit 180° Versetzung. Diese Anordnung bringt
                                 										es mit sich, daß die Kolbenventile die doppelte Wassermenge durchlassen müssen
                                 										als ihrer eigenen Bewegung entspricht, da doch der eine Kolben dem anderen
                                 										entgegenarbeitet. Gegengewichte fallen hierbei, sofern man nicht die Differenz
                                 										der Gestängegewichte ausgleichen will, vollständig weg. Das bietet außer den
                                 										oben erörterten Vorteilen noch den weiteren, daß eine etwaige Täuschung über die
                                 										Wasserstandstiefe oder deren Veränderung, endlich eine Veränderung des
                                 										Pumpenhubes – alles Umstände, die bei der einfachwirkenden Tiefpumpe das
                                 										Verändern des Gegengewichtsmomentes nötig machen – hier ganz einflußlos sind;
                                 										ebenso kommt der Plunger und seine große Stopfbüchse in Wegfall. Die Aufgabe,
                                 										von einer Antriebswelle aus die beiden ineinander
                                 										steckenden Gestänge entgegengesetzt zu bewegen, ist in verschiedener Art
                                 										behandelt worden. Einmal geschah dies durch zwei ineinander greifende
                                 										Kurbelscheiben – Stirnräder – wobei die eine Kurbelwelle über Mitte Brunnen
                                 										liegt, die andere über dem Endpunkt eines Balanziers, der die Umkehr der
                                 										Bewegung bewirkt (Fig. 158). Hierbei muß aber,
                                 										um den Kraftwechsel in der Verzahnung zu vermeiden, das Gestängegewicht der
                                 										indirekt angetriebenen Seite durch ein Gegengewicht ausgeglichen und noch ein
                                 										Gewichtsüberschuß eingeführt werden, damit auch die Abwärtsbewegung dieses
                                 										Gestänges Kraft erfordert. Die andere Anordnung verwendet ebenfalls zwei
                                 										übereinander arbeitende Kreuzköpfe, an denen aber, wie Fig. 159 ersichtlich, schräge
                                 										Pleuelstangen angreifen, die nach den entgegengesetzten Enden eines Balanziers
                                 										geführt werden. Dieser wird durch eine besondere Pleuelstange und tief gelagerte
                                 										Kurbel bewegt. Eine Anordnung, die sich – der oben angedeuteten Vorzüge wegen –
                                 										in manchen Fällen auch dann empfiehlt, wenn die gewünschte Wassermenge noch mit
                                 										einer einfachwirkenden Pumpe aus dem Brunnen zu fördern wäre. Der bessere
                                 										Kraftausgleich macht diese Konstruktion auch ohne übermäßige Schwungmassen, zum
                                 										elektrischen Antrieb besonders geeignet. So wird die in Fig. 158 dargestellte Pumpe von einem 35
                                 										PS-Gleichstrommotorangetrieben, der durch Kontakt-Ein- und Ausrückung vom
                                 										Reservoir aus betätigt wird; sie leistet 100 cbm/Std.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 520
                                 Fig. 160.Antrieb einer Tiefpumpe mittels Riemenvorgelege.
                                 
                              Ein Uebelstand, der sich in den Grenzen der zur Verfügung stehenden Anlagekosten
                                 										bisher nicht hat vermeiden lassen, liegt darin, daß die Schwungmasse auf die mit
                                 										Zahnrädern angetriebene Vorgelegewelle gesetzt werden muß, da sich bei der
                                 										geringen Umlaufzahl der Kurbelwelle zu große Durchmesser und Gewichte ergeben
                                 										würden, wollte man die Schwungmasse auf diese setzen. Vergrößerung der
                                 										Umlaufzahl würde das einzige Mittel zur Abhilfe sein, sofern es sich nicht um
                                 										ganz kleine Ausführungen handelt. Für solche ist allerdings mit reichlich
                                 										breiten Riemen und schweren Schwungrädern der Antrieb ohne Zahnräder,
                                 										nur durch zwei Riemenvorgelege durchgeführt worden (s. Fig. 160), so besonders in oder unter bewohnten Gebäuden, mit
                                 										Rücksicht auf den geräuschloseren Gang. Der Vergrößerung der Umlaufzahl stehen
                                 										aber die oben erwähnten Bedenken – zu große Wasserbeschleunigung, Vibrationen
                                 										und Stauchen des Gestänges, unruhiger Gang und Stöße in den Ventilen –
                                 										entgegen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 521
                                 Fig. 161.Enteisenungsanlage der Deseniß & Jakobi, A.-G
                                 a Bastardpumpe, b Brunnen, c
                                    											Reservoir, d Filter, e Rohwasser, f Reinwasser, g Spülwasser, h Luft.
                                 
                              Trotz dieser Schwierigkeiten gibt es bis jetzt noch keine andere Lösung der
                                 										Aufgabe, aus Röhrenbrunnen mit tiefem Wasserstand zu pumpen, die gleiches
                                 										leistet. Denn diese schwerfällig erscheinenden, durch sorgfältige Konstruktion
                                 										und Ausführung aber zu hoher Betriebssicherheit gebrachten Pumpen haben den
                                 										gewiß sehr annehmbaren Wirkungsgrad von 65 bis herunter zu 50 v. H., bezogen auf
                                 										die gehobene Wassermenge und mittlere Förderhöhe,
                                 										während andere Pumpen im Durchschnitt mit einem nur etwa halb so großen
                                 										Wirkungsgrad arbeiten.
                              Ein anderes Gebiet, auf dem die Deseniß & Jakobi,
                                    											A.-G., eigenartige Pumpenkonstruktionen ausgeführt hat, ist der Bau von
                                 										sogen. Bastardpumpen. Es sind dies Pumpen, die zur
                                 										Förderung von Luft und Wasser in bestimmtem Verhältnis, wie es für die nach den
                                 										Patenten der Firma wirkenden Enteisenungsanlagen
                                 										für Grundwasser erforderlich ist, dienen. Diese Bastardpumpen sind den
                                 										verschiedenen Erfordernissen, wie sie bei hand- und maschinell getriebenen
                                 										Pumpen vorkommen, angepaßt worden.
                              Handpumpen werden stets als Differentialpumpen, Kurbelbastardpumpen, also der
                                 										größte Teil aller Maschinenpumpen, als sogen. nasse Kompressoren ausgebildet.
                                 										Für letztere wurde der hintere Zylinderdeckel einer doppeltwirkenden Kolbenpumpe
                                 										entfernt und, wie die Fig. 161 ersichtliche
                                 										Enteisenungsanlage erkennen läßt, an seine Stelle mittels Krümmer ein Hohlkörper
                                 										angeschlossen, dessen obere Hälfte von der unteren durch ein Rückschlagventil
                                 										getrennt ist. In der unteren Hälfte sitzt das Luftsaugventil. Wird der Raum
                                 										hinter den Kolben bis zu dem Rückschlagventil (Luftdruckventil) mit Wasser
                                 										gefüllt und die Pumpe bewegt, so wird Luft im Betrage des Pumpenvolumens unter
                                 										das Rückschlagventil gesaugt und nach Umkehr der Kolbenbewegung durch dieses
                                 										nach oben gedrückt. Alle Vorzüge des nassen Kompressors – keine Erwärmung, guten
                                 										Lieferungsgrad, selbst bei Verkleinerung des Hubes, Wegfall der
                                 										Zylinderschmierung – weisen diese Pumpen auf, ebenso aber auch dessen Nachteile
                                 										– große hin- und herbewegte Massen und sehr begrenzte Hubzahlen für größere
                                 										Ausführungen. Für Bastard-Tiefpumpen mit kleiner Umlaufzahl hat sich diese
                                 										Bauart als die beste bewährt.
                              Andere Bastardpumpen werden nach dem Prinzip des trockenen Kompressors
                                 										ausgeführt. So stellt Fig. 162 eine Dampfpumpe
                                 											\frac{60\,\times\,110\,\times\,150}{180} dar, bei der die
                                 										hintere Seite des Pumpenkolbens Preßluft in einen besonderen Luftkessel
                                 										hineindrückt, während der Ringraum des Plungers als Wasserpumpe wirkt. Auch
                                 										diese Konstruktion macht eine Zylinderschmierung entbehrlich, da die
                                 										Manschettenliderung dauernd von Wasser benetzt wird und läßt ferner so hohe
                                 										Umlaufzahlen zu, wie sie die Wasserpumpen dieser Art überhaupt erreichen
                                 										lassen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 521
                                 Fig. 162.Bastardpumpe der Deseniß &. Jakobi. A.-G.
                                 
                              In anderen Fällen wird Luft und Wasser in denselben Druckwindkessel gepumpt.
                              
                           
                        
                           B. Kompressoren.
                           Die Verwendung von Druckluft zu industriellen Zwecken hat in der Neuzeit immer mehr
                              									zugenommen; in Bergwerken, chemischen Fabriken, für Werkzeuge, Hebemaschinen,
                              									Sandstrahlgebläse, zum Anlassen von größeren Gaskraftmaschinen und für viele andere
                              									Zwecke hat sie sich als ein gefahrloses und zuverlässiges Betriebsmittel
                              									erwiesen.
                           Mit diesem Anwachsen ihrer Verwendungsgebiete und der Verschiedenheit der hierbei in
                              									Betracht kommenden Drücke ist die Bauart der zur Drucklufterzeugung dienenden
                              									Maschinen (Kompressoren) immer mannigfaltiger geworden.
                           Für Drücke bis zu 4 at werden gewöhnlich einstufige, für Drücke über 4 at zwei-
                              									und mehrstufige Kompressoren (Verbundkompressoren) verwendet. Der Kraftbedarf und
                              									die Lufterwärmung sind bei Verbundkompressoren geringer als bei einstufigen
                              									Maschinen, weshalb sie, namentlich bei größeren Anlagen, immer mehr zur Anwendung
                              									gelangen.
                           Bei kleineren Luftmengen würde die Kompression in zwei
                                 										getrennten Zylindern verhältnismäßig teuer und teilweise unausführbar sein,
                              									weshalb man in solchen Fällen vorteilhaft Einzylinder-Stufenkompressoren herstellt, bei denen die beiderseitigen
                              									Kolbenflächen nicht gleich groß sind. Die größere Kolbenseite stellt dann die erste
                              									Stufe – den Niederdruckzylinder – und die kleinere Kolbenseite die zweite Stufe –
                              									den Hochdruckzylinder – dar.
                           Derartige kleinere schnellaufende Einzylinder-Stufenkompressoren eignen sich für
                              									Luftpressungen von 6 bis 30 at und für Luftmengen von etwa 200–3000 l/Min.; größere
                              									langsamer laufende Kompressoren der gleichen Bauart werden für Luftpressungen von
                              									6–7 at und für Luftmengen bis etwa 30 cbm/Min. ausgeführt.
                           Die verschiedenen Antriebsarten, die für Kompressoren in Frage kommen, lassen sich in
                              									drei Gruppen teilen und zwar in solche, bei denen der Luftkolben von einem
                              									Kurbelzapfen aus bewegt wird – Riemen-, Zahnrad-Elektromotorenantrieb – und in
                              									solche, bei denen der hin- und hergehende Kolben einer Dampf- oder Gasmaschine durch
                              									eine gemeinsame Stange mit den Luftkolben unmittelbar gekuppelt ist; hierzu kommen
                              									sogen. Schleuderkompressoren, die mittels Dampfturbinen (Turbokompressoren) oder
                              									Elektromotoren unmittelbar angetrieben werden.
                           Man unterscheidet ferner einfach- und doppeltwirkende Kompressoren liegender und
                              									stehender Bauart, und was die zur Steuerung derselben dienenden Organe anbelangt,
                              									solche mit selbsttätigen Ventilen und solche mit zwangläufig bewegten Schiebern
                              									(Flach-, Dreh- und Kolbenschieber), die noch mit Rückschlagventilen zum Entweichen
                              									der verdichteten Luft nach erreichtem Höchstdrucke versehen sind.
                           Behufs Wärmeentziehung der verdichteten Luft und der Zylinderwandungen bezw.
                              									Verringerung des zur Verdichtung der Luft erforderlichen Arbeitsaufwandes werden die
                              									Kompressoren mit äußerer Mantel- und Deckelkühlung, die Stufenkompressoren noch mit
                              									besonderer Zwischenkühlung versehen.
                           Halbnasse und nasse Kompressoren, bei denen das Kühlwasser in das Innere des Zylinders eingeführt wird, sind, da fast
                              									jedes Wasser bei der Erwärmung feste, die Kolben- und Zylinderlaufflächen stark
                              									angreifende Bestandteile absetzt, nur noch selten anzutreffen.
                           Zur Beurteilung des Kraftbedarfes eines Kompressors ist es notwendig, denselben auf
                              									eine bestimmte Menge Druckluft von bestimmter Spannung und Temperatur zu beziehen;
                              									erstere bezw. der Lieferungsgrad eines Kompressors ist von der Hubzahl desselben und
                              									von der bei jedem Hube angesaugten Luftmenge abhängig. Er ist um so größer je
                              									dichter der Kompressor, d.h. je weniger Luft von der Druckseite nach der Saugseite
                              									während des Saughubes überströmt, je größer der volumetrische Wirkungsgrad, d.h. je
                              									größer das Verhältnis des nutzbaren Hubes zum ganzen Kolbenhube, je höher die
                              									Spannung am Ende des Saughubes, d.h. je weniger Widerstände beim Saugen auftreten
                              									und ferner je niedriger die Temperatur am Ende des Saughubes ist, d.h. je weniger
                              									die Luft schon beim Eintritt in den Zylinder erwärmt wird.
                           Diesen Anforderungen durch zweckmäßige Steuerungen zu entsprechen haben die den Bau
                              									von Kompressoren betreibenden Firmen sich in der Neuzeit besonders angelegen sein
                              									lassen.
                           Hierdurch sowie durch andere Verbesserungen ist erreicht worden, daß
                              									Kompressoren in der gegenwärtigen Ausführungsform als Verbundkompressoren mit
                              									Antrieb durch Verbundmaschinen für 1 cbm angesaugte und auf 6 at komprimierte Luft
                              									0,6–0,7 kg Dampf beanspruchen, dieser Dampfverbrauch bei Ueberhitzung und
                              									dreistufiger Dampfausnutzung sogar bis auf 0,45–0,5 kg Dampf für 1 cbm angesaugte
                              									Luft zurückgeht. Hinsichtlich des Platzbedarfes sind ebenfalls erhebliche
                              									Fortschritte gemacht worden, dadurch, daß man zu gleichen Verhältnissen und
                              									Geschwindigkeiten wie bei modernen Betriebsmaschinen übergegangen ist. Eine Fläche
                              									von 6 . 12 = 72 qm, die vor 15–20 Jahren ein Kompressor von 2000 cbm Stundenleistung
                              									erforderte, genügt jetzt, um einen modernen Kompressor von 10000 cbm Stundenleistung
                              									aufzustellen. Auch sind die Anschaffungskosten, bezogen auf die Luftmenge, ganz
                              									erheblich zurückgegangen, so daß die modernen Kompressoren mit den Geschwindigkeiten
                              									normaler Betriebsdampfmaschinen einen großen wirtschaftlichen Fortschritt im
                              									Luftbetriebe darstellen.
                           Vergleiche, die E. W. Köster, Direktor der Maschinenbau-A.-G. Pokorny & Wittekind in Frankfurt a. M. in einem am 6. Februar
                              									1907 im Bezirksverein deutscher Ingenieure an der niederen Ruhr gehaltenen Vortrage
                              									über Turbo- und Kolbenkompressoren anstellteZeitschr. d. Ver. deutsch. Ingenieure 1907, S. 1793., fallen
                              									zu Ungunsten der Turbokompressoren insofern aus, als der für die gesamte
                              									Wirtschaftlichkeit eines Druckluftbetriebes maßgebende Wirkungsgrad des
                              									Luftkompressionsprozesses, bezogen auf isothermische Kompression, bei diesen
                              									letzteren erheblich niedriger als bei den Kolbenkompressoren liegen soll,
                              									wesentliche Verbesserungen in dieser Richtung auch nicht zu erwarten seien!
                           Abgesehen von dieser zurzeit wohl noch nicht genügend geklärten Behauptung, dürfte
                              									der Turbokompressor aber inbezug auf Oelverbrauch und Einfachheit der Bedienung dem
                              									Kolbenkompressor überlegen sein, ebenso, wie dies bei der heutigen Dampfturbine der
                              									Kolbenmaschine gegenüber der Fall ist.
                           Der Turbinenkompressor besitzt außer der Welle mit den Flügelrädern keine beweglichen
                              									Teile, Stöße oder Umkehrungen in der Kraftrichtung kommen nicht vor. Ventile oder
                              									Steuerungen sind nicht vorhanden.
                           Die Bedienung beschränkt sich auf die Untersuchung von drei bis vier Lagern und da
                              									die Schmierung zumeist eine selbsttätige Umlaufschmierung ist, bei der immer wieder
                              									dasselbe Oel verwendet wird, ist der Oelverbrauch ein sehr geringer. Da ferner
                              									keinerlei Schmierung im Innern des Gehäuses nötig ist, liefert der
                              									Schleuderkompressor auch vollkommen ölfreie Druckluft. Neben geringem Platzbedarf
                              									besitzt er noch den Vorteil, daß sich Umlaufzahl, Luftmenge und Luftdruck innerhalb
                              									weiter Grenzen verändern lassen, ohne daß dadurch der Wirkungsgrad erheblich
                              									sinkt.
                           Diese mannigfachen Vorzüge des Turbokompressors gegenüber dem Kolbenkompressor lassen
                              									begreiflich erscheinen, daß der weiteren Klärung betreffs des für die Beschaffung
                              									der einen oder anderen Kompressorbauart wohl in erster Linie maßgebenden
                              									Wirkungsgrades des Luftkompressionsprozesses seitens der beteiligten Fachkreise
                              									allseitiges Interesse entgegengebracht wird.
                           Auch einige deutsche Firmen haben den Bau von Schleuderkompressoren bereits
                              									aufgenommen. Ueber derartige, sowie über andere Bauarten neuerer Kompressoren sollen
                              									in einem demnächst erscheinenden besonderen Berichte weitere Angaben folgen.